Wörterbuch und Lehrbuch: Unterschied zwischen den Seiten

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Ein '''Wörterbuch''' ist ein [[Nachschlagewerk]], das [[Wort|Wörter]] oder andere sprachliche Einheiten in einer meist [[Alphabetische Sortierung|alphabetisch sortierten]] Liste verzeichnet und jedem Eintrag ([[Lemma (Lexikographie)|Lemma]]) erklärende Informationen oder sprachliche Äquivalente zuordnet.
 
Ein Wörterbuch im engeren Sinn dient zum Nachschlagen sprachlicher Information, während der Ausdruck in der weiteren Bedeutung auch andere nach Stichwörtern gegliederte Nachschlagewerke mit primär sachbezogener Information sowie Mischformen beider Typen umfasst.
 
== Etymologie ==
[[Datei:Latin dictionary.jpg|mini|Mehrbändiges Wörterbuch]]
Der Ausdruck ''Wörterbuch'' ist im Deutschen eine durch das [[Niederländische Sprache|Niederländische]] ''(woordenboek)'' beeinflusste [[Lehnübersetzung]] des griechischen Wortes ''[[lexikon]] (biblion)'': „Wörter betreffendes Buch“. Es ist ein zusammengesetzter Begriff, der nach einem Fremdwort gebildet wurde, indem alle Bestandteile des Fremdwortes einzeln ins Deutsche übersetzt wurden. Bis ins 17.&nbsp;Jahrhundert hinein wurden die Begriffe ''Lexikon'' und ''Dictionarium'' bevorzugt verwendet; dann<ref>Vgl. Christ. Friedrich Reuss: ''Dictionarium botanicum, oder botanisches, lateinisches und deutsches Handwörterbuch.'' 2 Bände, Leipzig 1781.</ref> trat ''Dictionarium'' zugunsten der neu eingeführten Übersetzung ''Wörterbuch'' (auch ''Wortbuch'') zurück; der Begriff ''Lexikon'' blieb erhalten. Seit der Einführung des Wortes hat sich die Bedeutung von ''Wörterbuch'' im allgemeinen Sprachgebrauch überwiegend auf „Sprachwörterbuch“, die Bedeutung von ''Lexikon'' hingegen in der Tendenz auf „Sachwörterbuch“ verengt, wobei ''Lexikon'' oft auch als Synonym für „Enzyklopädie“ verwendet wird. Im Ergebnis treten damit ''Wörterbuch'' einerseits und ''Lexikon'' bzw. ''Enzyklopädie'' andererseits oft als Gegenbegriffe auf.<ref>zur Etymologie und zum Sprachwandel für ''Lexikon'' siehe [http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=woerterbuch Eintrag ''Wörterbuch''] im DWB; Angaben zur älteren Forschungsliteratur ebd.</ref><ref name="Grundlagen">zum fachsprachlichen Gebrauch siehe: Schlaefer: ''Lexikographie'' (2002), S.&nbsp;77; Engelberg, Lemnitzer: ''Lexikographie'' (2004²), S.&nbsp;6</ref>
 
Fachsprachlich, besonders in der [[Lexikographie]] (Wörterbuchforschung), wird jedoch ''Wörterbuch'' auch noch in der weiteren Bedeutung als Oberbegriff für alle Arten von Nachschlagewerken mit einer Gliederung nach Stichwörtern beibehalten. Ebenso wird der Begriff ''Lexikon'' in fachsprachlichen Zusammenhängen weiterhin in seiner weiteren Bedeutung, also unter Einschluss sprachlexikographischer Werke, und in der Sprachwissenschaft auch speziell für das Inventar der Lexeme eines Sprechers oder einer Sprachgemeinschaft gebraucht.<ref name="Grundlagen" />
 
== Wörterbuch – Sachwörterbuch – enzyklopädisches Wörterbuch ==
[[Datei:Villa di castello, biblioteca dell'accademia della crusca, dizionario petrocchi 02 crusca.jpg|mini|Wörterbuch]]
Ein Wörterbuch im engeren Sinn (auch ''Sprachwörterbuch'') dient der Vermittlung sprachlichen Wissens. Seine Auswahl der Lemmata ([[Morphem]]e, [[Lexem]]e, [[Phrase (Linguistik)|Phrasen]] und [[Phraseologismus|Phraseologismen]]) soll den [[Wortschatz]] einer Einzelsprache oder einen Teilwortschatz dieser Sprache (etwa einen [[Dialekt]], [[Soziolekt]] oder [[Idiolekt]]) abdecken. Bei den zugeordneten Informationen handelt es sich primär um sprachliche Informationen, die die Schreibung, Aussprache und grammatischen Eigenschaften wie Wortart, Genus und Flexion des Lemmas, seine Herkunft, Bedeutung, Verwendungsweise und Übersetzbarkeit betreffen. Sie werden in Form von erklärenden Angaben oder durch Zuordnung vergleichbarer Einheiten aus der gleichen Sprache, etwa in einem ''Synonymenwörterbuch'' und einem ''Reimwörterbuch'', oder aus einer oder mehreren anderen Sprachen in einem ''Übersetzungswörterbuch'' dargestellt. Sachinformationen zu den von den Wörtern bezeichneten Realien können dabei ebenfalls einbezogen werden, wenn das für die Erklärung der Wortbedeutung oder Wortgeschichte erforderlich ist, sie bilden jedoch keinen Selbstzweck. Eigennamen (Personen und Orte) werden in einem Sprachwörterbuch normalerweise nicht erklärt, abgesehen von Nachschlagewerken zur Namenforschung und Ortsnamenforschung ([[Onomastik]] und [[Toponomastik]]).
 
Ein neuer Ansatz ist es, nicht einzelne Wörter, sondern nur Sätze zu übersetzen („Sätzebuch“). Die Suche nach einzelnen Wörter geschieht mithilfe einer elektronischen Suchmaschine, die das Wort im Satzzusammenhang präsentiert; ein Beispiel hierfür ist [[Tatoeba]].<ref>Tatoeba http://www.tatoeba.org/</ref>
 
Bei einem '''Sachwörterbuch''' (auch ''[[Realwörterbuch]], Reallexikon, Realenzyklopädie'') steht demgegenüber die Vermittlung von Sach- und Weltwissen statt Sprachwissen im Vordergrund (siehe ''[[Enzyklopädie]]''). Das Lemma ist nicht als Element eines Wortschatzes Gegenstand sprachlicher Information, sondern beschreibt als thematisches Stichwort das Thema der Sachinformation. Sprachliche Eigenschaften des Lemmas werden nicht oder nur insoweit einbezogen, wie es dem Verständnis der vom Lemma bezeichneten Sache dient. Die Auswahl der Lemmata bezieht in einem Sachwörterbuch in der Regel auch Eigennamen ein und dient der Abdeckung und Strukturierung eines bestimmten Sach- oder Wissensbereiches, der ein spezielles Fachgebiet sein oder dem Anspruch nach auch das gesamte verfügbare Wissen über die Welt umfassen kann.
 
Ein '''enzyklopädisches Wörterbuch''' (auch ''Sprach- und Sachwörterbuch, integriertes Wörterbuch''), in Deutschland seit den 1930er-Jahren vereinzelt auch '''Allbuch''' genannt und dem Typ nach besonders in Frankreich verbreitet, stellt sprachlexikographische und sachlexikographische Information gleichrangig nebeneinander und will Grundfunktionen beider Wörterbucharten erfüllen. Auch sonst treten die Typen von Sprach- und Sachwörterbuch oft in gemischter Form auf, besonders im Bereich der [[Fachlexikon|Fachlexika]], wo fachsprachliche Wörterbücher oft auch einen eigengewichtigen Anteil an Sachinformation, oder fachspezifische Sachwörterbücher zusätzlich sprachliche Informationen zum Lemma und zu dessen Übersetzbarkeit integrieren.
 
== Typologie ==
Ausgehend vom allgemeinsprachlichen Gesamtwörterbuch, das ein umfassendes Informationsprogramm für den Kern der Allgemeinsprache bietet (Beispiel: Duden Universalwörterbuch), kann man eine Reihe von Wörterbuchtypen unterscheiden, die im Verhältnis zu diesem Wörterbuchtyp entweder in der Lemmaauswahl oder im Informationsprogramm beschränkt sind:
 
=== Typologie unter inhaltlichen Aspekten ===
[[Datei:Vocabolario degli accademici della crusca, prima edizione per giovanni alberti, venezia 1612, 02.jpg|mini|Erstes italienisches Wörterbuch aus der [[Accademia della Crusca]] (1612)]]
* Lemmatyporientierte Spezialwörterbücher verzeichnen nur einen ausgewählten Teil des [[Wortschatz]]es.
** Wörterbücher mit [[Pragmatik (Linguistik)|pragmatisch]] beschränkter Lemmaauswahl verzeichnen Teile des Wortschatzes, die pragmatisch markiert sind. Darunter fallen unter anderem Umgangssprachenwörterbücher, Neologismenwörterbücher, Fremdwörterbücher, Schimpfwörterbücher.
** Wörterbücher mit wortgeschichtlich beschränkter Lemmaauswahl. Darunter fallen Lehnwörterbücher, Erbwörterbücher und Wörterbücher untergegangener Worte. Kriterium für die Lemmaauswahl ist eine auffällige Wortgeschichte.
** Wörterbücher mit [[Semantik|semantisch]] beschränkter Lemmaauswahl. Darunter fallen Namenwörterbücher und Wörterbücher, die sich bestimmten semantischen Feldern widmen.
** Wörterbücher mit formal beschränkter Lemmaauswahl. Auswahlkriterium ist hier die Form des Lemmazeichens. Darunter fallen unter anderem Morphemwörterbücher, Wortfamilienwörterbücher und Abkürzungswörterbücher.
 
* Informationstyporientierte Wörterbücher zeichnen sich nicht durch Einschränkungen der Lemmaauswahl aus, sondern durch ein eingeschränktes Informationsprogramm.
** Syntagmatische Wörterbücher beschreiben die [[Syntax|syntaktischen Eigenschaften]] lexikalischer Zeichen. Darunter fallen unter anderem die [[Valenz (Linguistik)|Valenz]]&shy;wörterbücher, [[Konstruktionsgrammatik|Konstruktions]]&shy;wörterbücher und [[Kollokation]]s&shy;wörterbücher.
** Inhaltsparadigmatische Wörterbücher informieren hauptsächlich über die lexikalisch-semantischen Relationen, in denen die beschriebenen lexikalischen Einheiten zueinander stehen. Darunter fallen Synonymenwörterbücher, Antonymenwörterbücher, linguistische [[Thesaurus|Thesauri]], Analogiewörterbücher und [[Bildwörterbuch|Bildwörterbücher]].
** Ausdrucksparadigmatisch orientierte Wörterbücher informieren über Formaspekte sprachlicher Ausdrücke. Darunter fallen [[Rückläufiges Wörterbuch|rückläufige Wörterbücher]], [[Aussprachewörterbuch|Aussprachewörterbücher]], phonologische Wörterbücher, Kreuzworträtselwörterbücher und Reimwörterbücher.
** Weitere informationstyporientierte Wörterbuchtypen sind das Aussprachewörterbuch, das [[Etymologisches Wörterbuch|etymologische Wörterbuch]], das [[Fremdwörterbuch]], das [[Frequenzwörterbuch]] ([[Häufigkeitswörterbuch]]) und das [[Rechtschreibwörterbuch]].
 
* Benutzergruppenorientierte Wörterbücher sind Wörterbücher, deren Lemmaauswahl und Informationsprogramm auf einen bestimmten Typ von Benutzer zugeschnitten sind. Darunter fallen die Lernerwörterbücher, die Grundschulwörterbücher und die Kinderwörterbücher.
 
* Sprachvarietätenorientierte Wörterbücher beschränken ebenfalls ihre Lemmaauswahl, allerdings mit dem Anspruch, innerhalb der erfassten [[Sprachvarietät]](en) umfassend zu sein. Dazu gehören Sondersprachenwörterbücher verschiedener Gruppen, Dialektwörterbücher und Fachwörterbücher.
 
* Schließlich gibt es einige Typen textbezogener Wörterbücher. Der Beschreibungsgegenstand fällt hier mit der Wörterbuchbasis zusammen. Zu diesem Wörterbuchtypen gehören die Autorenwörterbücher, Autoren-Bedeutungswörterbücher, Werkwörterbücher<ref>Franz Josef Hausmann, Oskar Reichmann u. a. (Hrsg.): ''Wörterbücher. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie.'' 1990, S. 1549–1551.</ref> und die Belegstellenwörterbücher.
 
* Übersetzungswörterbücher vermitteln zwischen dem Wortschatz zweier oder mehrerer Sprachen. Sie werden nach denselben Kriterien unterteilt wie allgemeine Wörterbücher, also etwa in allgemeine und fachsprachliche [[Übersetzung (Sprache)|Übersetzung]]s&shy;wörterbücher.
 
=== Typologie unter formalen Aspekten ===
[[Datei:Villa di castello, biblioteca dell'accademia della crusca, dizionario petrocchi 03 crusca.jpg|mini|Beispiel]]
* Gedruckte Wörterbücher (''Printwörterbücher'', von engl. ''print'', „Druck“) sind Wörterbücher, die im Buchdruck-Verfahren hergestellt werden. Bis zum Ende des [[20. Jahrhundert]]s waren sie die einzige Publikationsform für Wörterbücher. Besondere Formen sind:
** das [[Handwörterbuch]], das ursprünglich dafür konzipiert wurde, dem Benutzer als ständiges Nachschlagewerk am Arbeitsplatz zur Verfügung (zur Hand) zu stehen. Es entwickelte sich teilweise zu einem umfangreichen, auch mehrbändigen Werk.
** das [[Taschenwörterbuch]] sollte ursprünglich praktisch in einer Tasche mitgeführt werden können und versucht daher in kleinem Format ein Höchstmaß an Informationen zu bieten.
** Das Großwörterbuch ist das umfangreichste Sprachwörterbuch, das zum Teil in mehreren Bänden erscheint. Der Typ wurde zu Beginn der 1960er Jahre vom Verlag [[Langenscheidt]] geschaffen, indem er bereits eingeführte umfangreiche Wörterbücher unter dieser Bezeichnung neu auflegte. Das erste dieser Art war wohl das Deutsch-Griechische Wörterbuch von Hermann Menge, das 1960 unter diesem Titel erschien. Weitere Verlage folgten, sodass die Zahl dieser Wörterbücher schnell stieg.
 
* Seit den 1980er Jahren werden Wörterbücher auch in [[Digitale Medien|digitaler Form]] verbreitet ([[elektronische Publikation]]). Dabei ist zu unterscheiden, ob die Daten vervielfältigt werden oder ob sie in einem zentralen Speicher vorliegen.
** Als [[Elektronisches Wörterbuch]] wird ein Wörterbuch bezeichnet, das auf reproduzierbare elektronische Datenträger, vor allem CD-ROM und DVD, gebracht und verbreitet wird.
** [[Elektronisches Wörterbuch#Online-Wörterbuch|Online-Wörterbücher]] sind digital erfasste Nachschlagewerke, die auf einem zentralen Datenspeicher vorliegen und nur online über das Internet abgefragt, teilweise auch bearbeitet werden können. {{Siehe auch|Onlinelexikon}}
 
== Struktur von Wörterbüchern und Wörterbuchartikeln ==
Ein Wörterbuch besteht in der Regel aus ''Außentexten'' und dem ''Wörterverzeichnis''.
* Im Wörterverzeichnis sind die Lemmata aufgelistet
* Zu den Außentexten gehört alles, was außerhalb des eigentlichen Wörterverzeichnisses steht, beispielsweise [[Prolog (Literatur)|Einleitung]], Benutzerhinweise ([[Abkürzung]]sverzeichnis u.&nbsp;ä.) und [[Flexion]]stabellen.
* befinden sich die Außentexte vor dem Wörterverzeichnis, so spricht man vom Vorspann (engl. ''front matter''), stehen sie danach vom Nachspann (engl. ''back matter'')
 
Im Wörterverzeichnis wird zwischen [[Makrostruktur (Lexikografie)|Makrostruktur]] und [[Mikrostruktur (Lexikografie)|Mikrostruktur]] unterschieden:
 
Unter der Makrostruktur versteht man die Auswahl der Lemmata, ihre Anordnung sowie die Anordnung der Außentexte. Eine der wichtigsten makrostrukturellen Entscheidungen ist, wie die Lemmata angeordnet werden sollen. In den meisten Wörterbüchern geschieht das [[Alphabetische Sortierung|alphabetisch]].
 
Wie der einzelne [[Wörterbucheintrag]] organisiert ist, d.&nbsp;h. die Anordnung der Wortinformation, ist Teil der Mikrostruktur.
 
=== Alphabetische Sortierung ===
In der alphabetischen Anordnung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:
* ''Glattalphabetisch'' oder ''striktalphabetisch'': Die Anordnung der Lemmata erfolgt – wie der Name sagt – strikt alphabetisch. Das heißt, für jedes Stichwort (außer im Alphabet direkt aufeinanderfolgende Varianten eines Lemmas wie z.&nbsp;B. „Epitaph“ und „Epitaphium“) gibt es einen eigenen Ansatz im Wörterbuch.
* ''Nischenalphabetisch'': Zunächst wie striktalphabetisch. Werden jedoch zu einer [[Wortfamilie]] mehrere Wörter aufgelistet, so erscheinen diese als Sublemmata vom Hauptlemma abgesetzt.
* ''Nestalphabetisch'': Hier kann die alphabetische Struktur durchbrochen werden, indem ein Sublemma auch aus einer [[Flexion|flektierten]] Form oder einem [[Komposition (Grammatik)|zusammengesetzten Wort]] bestehen kann.
 
Beispiel für eine Wortstrecke in unterschiedlicher Sortierung:
{| class="wikitable"
|-
| '''glattalphabetisch''' || '''nischenalphabetisch''' || '''nestalphabetisch'''
|-
|Dach ||Dach || Dach
|-
|Dachboden||-boden || -boden
|-
|Dachpappe ||-pappe || -pappe
|-
|Dachs || Dachs|| -sparren
|-
|Dachsbau || -bau|| -stuhl
|-
|Dachshaarpinsel || -haarpinsel|| Dachs
|-
|Dachsparren || Dach-: -sparren|| -bau
|-
|Dachstuhl || -stuhl|| -haarpinsel
|}
 
Die nestalphabetische Anordnung ist besonders platzsparend (bei gedruckten Wörterbüchern ein wichtiger Faktor) für die Benutzer jedoch auch am verwirrendsten, da Wörter aus verschiedenen [[Wortfamilie]]n in einem Nest zusammengefasst werden. Als am benutzerfreundlichsten gilt die glattalphabetische Sortierung, da jedes Stichwort auf einer separaten Zeile steht und einen eigenen Eintrag eröffnet, was allerdings kostbaren Druckraum in Anspruch nimmt. Insofern stellt die nischenalphabetische Anordnung einen Kompromiss dar. Sie gruppiert Lemmata, ohne die alphabetische Reihenfolge zu durchbrechen.
Anhand der unterschiedlichen Auflagen des ''Duden Großwörterbuch'' kann man die verschiedenen Anordnungsformen beobachten: Bildete das sechsbändige Großwörterbuch<ref>''Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache.'' (6&nbsp;Bd). Mannheim 1976.</ref> noch Nester, so sind diese in der zweiten, achtbändigen Ausgabe<ref>''Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache.'' (8&nbsp;Bd). 2.&nbsp;Aufl. Mannheim 1993.</ref> durch Nischen ersetzt und die zehnbändige Ausgabe von 1999<ref>Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. (10&nbsp;Bd). 3.&nbsp;Auflage. Mannheim 1999.</ref> verfolgt einen glattalphabetischen Ansatz.
 
* Bei einem ''rückläufigen'' bzw. ''rückwärtigen'' Wörterbuch erfolgt die alphabetische Sortierung vom Wortende her.
 
=== Nichtalphabetische Sortierung ===
* In Sprachen, die kein Alphabet benutzen, erfolgt die Sortierung nach anderen Kriterien, zum Beispiel im [[Chinesische Sprachen|Chinesischen]] anhand von [[Radikal (chinesische Schrift)|Radikalen (Klassenhäuptern)]] und Anzahl und Form der Striche.
 
Weitere makrostrukturelle Überlegungen betreffen die ''Auswahl'' der Lemmata und das ''Datensortiment'', also welche Angaben es beispielsweise zu bestimmten Wortarten geben soll.
 
Unter der [[Mikrostruktur (Lexikografie)|Mikrostruktur]] dagegen versteht man die konkreten Angaben, die zu einem Lemma gemacht werden. Diese Angaben sind in den meisten Sprachwörterbüchern durch ''Textverdichtung'' (Abkürzungen, [[Paraphrase (Sprache)|Paraphrasen]] etc.) gekennzeichnet, um möglichst viele Angaben auf möglichst wenig Raum zusammenzufassen. In Sachwörterbüchern werden dagegen sehr unterschiedlich lange Texte geboten. In vielen Fällen werden den Artikeln Definitionen vorangestellt, dann folgen die Informationen in fortlaufender [[Prosa]]. Im Text oder am Ende des Textes werden Querverweise auf andere Artikel gegeben, die inhaltlich mit dem Text in Beziehung stehen. Am Schluss des Artikels werden – vor allem bei Enzyklopädien und Konversationslexika – vielfach Literaturhinweise gegeben.
 
=== Wörterbuchbenutzung ===
Wörterbücher sollen den Nutzern helfen, lexikalische [[Wissen]]slücken zu schließen, müssen also so strukturiert sein, dass Informationen schnell und gezielt nachgeschlagen werden können. Sowohl ein- als auch mehrsprachige Wörterbücher verlangen vom Nutzer zwei Voraussetzungen:
# Die ''[[Klassifikation|Systematik]]'' des Wörterbuchs zu verstehen.
# Dem ''gesuchten [[Lexem]]'' anhand der Systematik das ''zugehörige [[Lemma (Lexikographie)|Lemma]]'' zuzuordnen.
 
Die ''Wörterbuchbenutzungsforschung'' – oder auch ''Wörterbuchdidaktik'' – beschäftigt sich mit Benutzererwartungen an Wörterbücher („Welche Fragen werden in welchem Wörterbuch beantwortet?“) und untersucht die Bedingungen erfolgreicher Wörterbuchbenutzung. Die Erkenntnisse fließen in die Erstellung neuer Wörterbücher ein, oder in existierende Wörterbücher, die auf andere Medien übertragen werden.
 
Einen ausführlichen Überblick über deutsche Wörterbücher und [[Lexikographie]] gibt Haß-Zumkehr (2001).
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Wörterbuch}}
* {{WikipediaDE|Wörterbuch}}
* {{WikipediaDE|Geschichte und Entwicklung der Enzyklopädie}}
* {{WikipediaDE|Idiotikon}} (Mundartwörterbuch)
* {{WikipediaDE|Lernerwörterbuch}}
* {{WikipediaDE|Liste bedeutender Wörterbücher}}
* {{WikipediaDE|Plagiatsfalle}}
* {{WikipediaDE|Sprachgebrauch in der DDR}} (ein [[w:Glossar|Glossar]])
* {{WikipediaDE|Wortfamilienwörterbuch}}
 
== Literatur ==
=== Einführungen ===
* Stefan Engelberg, Lothar Lemnitzer: ''Lexikographie und Wörterbuchbenutzung.'' Stauffenburg, Tübingen 2004², ISBN 3-86057-285-7.
* Thomas Herbst, Michael Klotz: ''Lexikografie. Eine Einführung.'' Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-8252-8263-5.
* Michael Schlaefer: ''Lexikologie und Lexikographie. Eine Einführung am Beispiel deutscher Wörterbücher.'' Erich Schmidt, Berlin 2002, ISBN 3-503-06143-6.
 
=== Ausgewählte Fachliteratur ===
 
* Anja Lobenstein-Reichmann / Peter O. Müller (Hrsg.): ''Historische Lexikographie zwischen Tradition und Innovation''. de Gruyter, Berlin / New York 2016. (Studia Linguistica Germanica 129).
* Oskar Reichmann: ''Historische Lexikographie. Ideen, Verwirklichungen, Reflexionen an Beispielen des Deutschen, Niederländischen und Englischen''. de Gruyter, Berlin / New York 2012. (Studia linguistica Germanica 111).
* Henning Bergenholtz / Sven Tarp: ''Die moderne lexikographische Funktionslehre. Diskussionsbeitrag zu neuen und alten Paradigmen, die Wörterbücher als Gebrauchsgegenstände verstehen''. In: ''Lexikographica. Internationales Jahrbuch für Lexikographie 18/2002'', S.&nbsp;253–263.
* Csaba Földes: ''Was gilt als Großwörterbuch? Zur Problematik der Größenklassen von Sprachlexika''. In: Jarmo Korhonen (Hrsg.): ''Von der mono- zur bilingualen Lexikografie für das Deutsche.'' Lang, Frankfurt a.&nbsp;M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien 2001 (Finnische Beiträge zur Germanistik; 6), S.&nbsp;31–42, siehe: http://www.germanistik.uni-pannon.hu/grosswoerterbuch.html
* Ulrike Haß-Zumkehr: ''Deutsche Wörterbücher – Brennpunkt von Sprach- und Kulturgeschichte.'' de Gruyter, Berlin/ New York 2001, ISBN 3-11-014885-4.
* Franz Josef Hausmann u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Wörterbücher: Ein internationales Handbuch zur Lexikographie''. de Gruyter, Berlin u.&nbsp;a. 1989–1991 (''Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft''; 5), 3 Teilbde. mit 3.355&nbsp;S.
* Jörg Mildenberger: ''Anton Trutmanns 'Arzneibuch', Teil II: Wörterbuch.'' I–V, Würzburg 1997 (=&nbsp;''Würzburger medizinhistorische Forschungen'', 56), ISBN 3-8260-1398-0. Vergleiche dazu Rainer Sutterer: ''Anton Trutmanns 'Arzneibuch', Teil I: Text.'' Medizinische Dissertation Bonn 1976.
* Kirsten Hjort: ''Lexikon, Wörterbuch, Enzyklopädie, Konversationslexikon: Versuch einer Begriffsklärung.'' In: ''Muttersprache 77'' (1967), S.&nbsp;353–365.
* Werner Hupka: ''Die drei Haupttypen lexikographischer Werke und die Problematik jeder Klassifikation.'' In: Ders.: ''Wort und Bild: Die Illustrationen in Wörterbüchern und Enzyklopädien'', Niemeyer, Tübingen 1989 (Lexicographica. Series Maior; 22), S.&nbsp;23–37.
* Peter Kühn: ''Deutsche Wörterbücher. Eine systematische Bibliographie.'' Niemeyer, Tübingen 1977.
* Sidney I. Landau: ''Dictionaries. The Art and Craft of Lexicography.'' 2nd edition. Cambridge University Press, Cambridge 2001.
* Burkhard Schaeder: ''Germanistische Lexikographie''. Niemeyer, Tübingen 1987 (Lesenswert zur Geschichte von Lexikographie und Wörterbüchern).
* Burkhard Schaeder: ''Kleine Bibliographie deutscher Wörterbücher – systematisch geordnet: Enzyklopädien, Fachwörterbücher, allgemeine Sprachwörterbücher, spezielle Sprachwörterbücher''. Siegener Institut für Sprachen im Beruf, Siegen 2000.
* Thomas Tinnefeld: ''Wörterbucharbeit im Fremdsprachenstudium – eine Fertigkeitsanalyse''. In: ''Fremdsprachen und Hochschule'' (FuH) 34 (1992), S.&nbsp;14–37.
* Thomas Tinnefeld: ''Vorschläge zur Wörterbucharbeit an Schule und Hochschule.'' Teil&nbsp;1. In: ''Hispanorama'' 71/1995, S.&nbsp;139–141, Teil&nbsp;2 in: Hispanorama 72/1996, S.&nbsp;152–154, Teil&nbsp;3 in: Hispanorama 73/1996, S.&nbsp;152–155, Teil&nbsp;4 in: Hispanorama 74/1996, S.&nbsp;126–130.
* Herbert Ernst Wiegand: ''Wörterbuchforschung: Untersuchungen zur Wörterbuchbenutzung, zur Theorie, Geschichte, Kritik und Automatisierung der Lexikographie.'' de Gruyter, Berlin/New York 2000.
* Wolfram Zaunmüller: ''Bibliographisches Handbuch der Sprachwörterbücher. ein internationales Verzeichnis von 5600 Wörterbüchern der Jahre 1460–1958 für mehr als 500 Sprachen und Dialekte.'' Hiersemann, Stuttgart 1958.
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Wikibooks|Fruchtbringendes Wörterbuch}}
{{Wikisource|Wörterbücher}}
* {{Internetquelle |url=http://woerterbuchnetz.de/ |titel=Wörterbuchnetz |hrsg=Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier |abruf=2019-07-20 |abruf-verborgen=1 |kommentar=Metasuche in 29 deutschen, zum Teil historischen Wörterbüchern und Nachschlagewerken}}
* [http://dwb.bbaw.de/lexikographie Lexikographie], Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (zur Geschichte der deutschsprachigen Lexikographie mit Abbildungen und Artikelbeispielen)
* [http://www.woerterbuch-portal.de/ Wörterbuchportal] bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
* [http://www.dwds.de/ DWDS] Das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache des 20. Jhdt.s
* [https://fwb-online.de/ FWB-online] Frühneuhochdeutsches Wörterbuch -  Das Wörterbuch zur hochdeutschen Sprache des 14. bis 17. Jh.s
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4066724-8}}
 
{{SORTIERUNG:Worterbuch}}
[[Kategorie:Wörterbuch|!]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 19. August 2018, 19:57 Uhr