Kapitalbildung

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Version vom 22. Oktober 2018, 00:02 Uhr von imported>Joachim Stiller
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"(So) kommt man allmählich darauf, daß schließlich alle Kapitalmacht zurückgeht auf die übermacht des Geistigen. Und so ist es. Studieren Sie, wie das Kapital eigentlich zu seiner Macht gekommen ist, so finden Sie überall die übermacht des Geistigen. Nicht wahr, wer schlau ist, wer findig ist, der hat eine größere Macht als derjenige, der nicht schlau, der nicht findig ist." (Lit.: GA 330, S. 412f)

"Und jeglicher solcher Vorgang besteht darin, daß der Geist auf die Arbeit angewendet wird, daß die Arbeit durch den Geist in irgendeiner Beziehung durchdrungen wird. Also durchgeistigte Arbeit, das ist dasjenige, was im Verlauf der Arbeitsteilung auftritt. Wir haben es zunächst mit nichts anderem zu tun als mit durchgeistigter Arbeit, wenn wir im Verlaufe der Arbeitsteilung Kapital entstehen sehen. Die erste Phase des Kapitals besteht eigentlich immer darinnen, daß vom Geist heraus, während früher nur von der Natur heraus, jetzt vom Geist heraus die Arbeit organisiert, gegliedert und so weiter wird. Es ist schon notwendig, daß das Kapital, die Kapitalbildung, von diesem Gesichtspunkt aus klar angesehen wird; denn nur von diesem Gesichtspunkt kann man verstehen die Funktion des Kapitals im volkswirtschaftlichen Prozeß." (Lit.: GA 340, S. 55)

Geist angewandt auf Arbeit bedingt Produktivitätssteigerung, diese wiederum führt zu Kapitalbildung. Das sieht man schon an der Bildung von Patenten. Patente beinhalten immer Geist angewandt auf Arbeit.

Kapital ist also nichts anderes, als die Fähigkeiten der Menschen, die in der Arbeit eingesetzt werden, und die im Geistesleben erzeugt werden. Aber das Kapital hat noch eine zweite Seite. Das Kapital meint zugleich akkumuliertes Geld. Kapitalbildungspozesse unter diesem Gesichtpunkt sind reine Geldakkumulation.

Die Kapitalbildung hat also zwei Stufen: 1. realisierte Fähigkeiten (Geist) = Kapital. 2. Geldakkumulation = Vermehrung großer Geldanlagen durch Zins und Zinseszins oder durch die Ansammlung der Kapitalien durch Gewinnausschüttungen und anschließenden Konsumverzicht bzw. durch Re-Investition der Gewinne.

Die anthroposophische Idee des Schenkungsgeldes impliziert, dass die betrieblichen Überschüsse nicht durch Zwangsschenkungen (Steuern) und durch Gewinnausschüttungen zweckentfremdet werden, sondern durch die Vermittlung von Kuratorien des Freien Geisteslebens, in dasselbe zurückfließen.

Literatur

  • Rudolf Steiner, GA 330
  • Rudolf Steiner, GA 340
  • Rudolf Steiner, GA 341
  • Eugen Löbl: Geistige Arbeit. Die wahre Quelle des Reichtums, Econ Vlg., Wien - Düsseldorf 1968
  • Steven Johnson: Wo gute Ideen herkommen. Eine kurze Geschichte der Innovation, Scoventa Vlg., o.O. 2013
  • Georg F. von Canal: Geisteswissenschaft und Ökonomie, Novalis Vlg., Schaffhausen 1992, S. 106ff
  • Michael Heinen-Anders: Kapitalneutralisierung als Dreigliederungsaufgabe. In: Aus anthroposophischen Zusammenhängen, BoD, Norderstedt 2010, S. 69ff
  • Michael Heinen-Anders: Die Schenkung eine vergessene volkswirtschaftliche Kategorie, BoD, Norderstedt 2018