Homosexualität

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Homosexualität (von griech. ὁμός homόs „gleich“ und lat. sexus „Geschlecht“) ist die sexuelle Orientierung, bei der die Romantik und das sexuelle Begehren auf Personen des gleichen Geschlechts gerichtet ist. Der Begriff wurde 1868 zugleich mit dem Begriff Heterosexualität von dem österreichisch-ungarischen Schriftsteller Karl Maria Kertbeny eingeführt. Die Abneigung oder Feindseligkeit gegenüber homosexuellen Personen oder Handlungen wird als Homophobie (von griech. ὁμός homós „gleich“ und φόβος phóbosAngst, Phobie“) bezeichnet.

Zitate von Rudolf Steiner

Die Äusserungen Rudolf Steiners zum Thema Homosexualität sind, vor allem im Verhältnis zu der Vielzahl von Äusserungen zu anderen Themen, sehr spärlich. In einer Zeit, in der Homosexualität noch ein Tabuthema war, hat er sich darüber weitgehend ausgeschwiegen. Er entwickelte allerdings bereits 1894 in seiner «Philosophie der Freiheit» Gesichtspunkte, die damals, in den Anfängen der Frauenrechtsbewegung, vor allem der Stellung der Frau in der Gesellschaft gewidmet waren, aber heute in einem erweiterten Rahmen gelesen werden können. Sein Ansatz verfolgte schon damals eine strikt an der Selbstbestimmung ausgerichtete Ethik.

„Wenn wir nach dem Grunde fragen, warum dies und jenes an dem Menschen so oder so ist, so werden wir aus dem Einzelwesen hinaus auf die Gattung verwiesen. Diese erklärt es uns, warum etwas an ihm in der von uns beobachteten Form auftritt.

Von diesem Gattungsmäßigen macht sich aber der Mensch frei. Denn das menschlich Gattungsmäßige ist, vom Menschen richtig erlebt, nichts seine Freiheit Einschränkendes, und soll es auch nicht durch künstliche Veranstaltungen sein. Der Mensch entwickelt Eigenschaften und Funktionen an sich, deren Bestimmungsgrund wir nur in ihm selbst suchen können. Das Gattungsmäßige dient ihm dabei nur als Mittel, um seine besondere Wesenheit in ihm auszudrücken. Er gebraucht die ihm von der Natur mitgegebenen Eigentümlichkeiten als Grundlage und gibt ihm die seinem eigenen Wesen gemäße Form. Wir suchen nun vergebens den Grund für eine Äußerung dieses Wesens in den Gesetzen der Gattung. Wir haben es mit einem Individuum zu tun, das nur durch sich selbst erklärt werden kann. Ist ein Mensch bis zu dieser Loslösung von dem Gattungsmäßigen durchgedrungen, und wir wollen alles, was an ihm ist, auch dann noch aus dem Charakter der Gattung erklären, so haben wir für das Individuelle kein Organ.

Es ist unmöglich, einen Menschen ganz zu verstehen, wenn man seiner Beurteilung einen Gattungsbegriff zugrunde legt. Am hartnäckigsten im Beurteilen nach der Gattung ist man da, wo es sich um das Geschlecht des Menschen handelt. Der Mann sieht im Weibe, das Weib in dem Manne fast immer zuviel von dem allgemeinen Charakter des anderen Geschlechtes und zu wenig von dem Individuellen.“ (Lit.:GA 4, S. 237f)

Geschlechtliche Determination und Selbstbestimmung

„Was die Frau ihrer Natur nach wollen kann, das überlasse man der Frau zu beurteilen. Wenn es wahr ist, daß die Frauen nur zu dem Berufe taugen, der ihnen jetzt zukommt, dann werden sie aus sich selbst heraus kaum einen anderen erreichen. Sie müssen es aber selbst entscheiden können, was ihrer Natur gemäß ist. Wer eine Erschütterung unserer sozialen Zustände davon befürchtet, daß die Frauen nicht als Gattungsmenschen, sondern als Individuen genommen werden, dem muß entgegnet werden, daß soziale Zustände, innerhalb welcher die Hälfte der Menschheit ein menschenunwürdiges Dasein hat, eben der Verbesserung gar sehr bedürftig sind.

Wer die Menschen nach Gattungscharakteren beurteilt, der kommt eben gerade bis zu der Grenze, über welcher sie anfangen, Wesen zu sein, deren Betätigung auf freier Selbstbestimmung beruht. Was unterhalb dieser Grenze liegt, das kann natürlich Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung sein. Die Rassen-, Stammes-, Volks- und Geschlechtseigentümlichkeiten sind der Inhalt besonderer Wissenschaften. Nur Menschen, die allein als Exemplare der Gattung leben wollten, könnten sich mit einem allgemeinen Bilde decken, das durch solche wissenschaftliche Betrachtung zustande kommt. Aber alle diese Wissenschaften können nicht vordringen bis zu dem besonderen Inhalt des einzelnen Individuums. Da, wo das Gebiet der Freiheit (des Denkens und Handelns) beginnt, hört das Bestimmen des Individuums nach Gesetzen der Gattung auf [...]

Wie der einzelne zu denken hat, läßt sich nicht aus irgendeinem Gattungsbegriffe ableiten. Dafür ist einzig und allein das Individuum maßgebend. Ebensowenig ist aus allgemeinen Menschencharakteren zu bestimmen, welche konkrete Ziele das Individuum seinem Wollen vorsetzen will. Wer das einzelne Individuum verstehen will, muß bis in dessen besondere Wesenheit dringen, und nicht bei typischen Eigentümlichkeiten stehen bleiben. In diesem Sinne ist jeder einzelne Mensch ein Problem [...]

Nur in dem Grade, in dem der Mensch sich in der gekennzeichneten Weise frei gemacht hat vom Gattungsmäßigen, kommt er als freier Geist innerhalb eines menschlichen Gemeinwesens in Betracht. Kein Mensch ist vollständig Gattung, keiner ganz Individualität. Aber eine größere oder geringere Sphäre seines Wesens löst jeder Mensch allmählich ab, ebenso von dem Gattungsmäßigen des animalischen Lebens, wie von den ihn beherrschenden Geboten menschlicher Autoritäten.“ (Lit.:GA 4, S. 239ff)

Unmittelbar zur Homosexualität finden sich in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe finden sich nur folgende Äußerungen:

„Es ist doch in dieser Beziehung richtig, was Moriz Benedikt, der Kriminalpsychologe und sonst übrigens ausgezeichnete Arzt, einmal gesagt hat mit Bezug auf alle Redereien über jugendliche Perversitäten, auch mit Bezug auf Homosexualität, überhaupt in bezug auf alles dasjenige, was geredet wird und so geredet wird, als ob es wiederum beobachtet werden soll - über alles das hat Moriz Benedikt, es ist ein Jahrzehnt her, gesagt: Vor 30 Jahren haben wir jungen Ärzte über dieses Kapitel nicht so viel gewußt wie heute die jungen Pensionatmädels.“ (Lit.:GA 302a, S. 86)

„Ich mache Sie da zum Beispiel aufmerksam, wie gemein, widerlich gemein die moderne Zeit so etwas auffaßt wie das Verhältnis des Sokrates zu seinen Schülern. Man redet da von einer Art Homosexualität, während das auf eine Seite der Seelenkräfte hinweist, wo nicht nur durch das Wort, sondern durch das Beisammensein des Sokrates mit seinen Schülern etwas bewirkt wurde. Die Anwesenheit des Menschen bedeutete ihnen etwas. Es ist eine ekelhafte Verleumdung der Dinge, wenn heute auf diese Sachen im Griechentum die Begriffe der Homosexualität angewendet werden.“ (Lit.:GA 342, S. 140)

Homophobe Tendenzen in der anthroposophischen Bewegung

In der anthroposophischen Bewegung sind auch homophobe Äusserungen zu finden. Diese zeigen allerdings eine begrenzte meinungsbildende Reichweite innerhalb der institutionellen Anthroposophie. Verwirrend kann wirken, dass bei diesen Äusserungen häufig blosse Vermutungen als geisteswissenschaftliche Erkenntnisse präsentiert werden.

Der Autor Harald Högler äußert sich in seinem Werk "An den europäischen Menschen" über die Homosexualität aus seiner, anthroposophischen Sicht:

„Etwas wo sich vorangegangenes ungesundes Seelenleben ebenfalls bis in die physische Leiblichkeit hinein ausgewirkt hat, ist die Homosexualität. Sie ist ein Ergebnis des ungerechtfertigten Eindringens ins Geistige, des lediglich Naschens an der geistigen Welt, wie Rudolf Steiner es ausdrückt. Doch die Ursache der jetzigen Veranlagung liegt im vorangegangenen Erdenleben. Dass heute das Sakrament der Ehe nicht mehr vom Sakrileg unterschieden werden soll, das ist bald für alle Lebensbereiche symptomatisch und zeigt die Notwendigkeit der Geisterkenntnis für Europa.“ (Lit.: Harald Högler, An den europäischen Menschen, S. 32)

"Das wird die Autoren des Buchs »Sexualkunde in der Waldorfpädagogik« nicht beruhigen, denn dort gilt Pornographie ohnehin als Teufelswerk. Sexuelle Vielfalt sucht man hier vergebens, lediglich Homosexualität findet sich als »brennende Frage aus der Praxis« und kann laut Michaela Glöckler ihre Ursache u.a. in gewaltvollen sexuellen Erlebnissen der vergangenen Inkarnationen haben. Statt Gender-Mainstreaming, das nach Rollenbildern und Stereotypen fragen würde, lässt sich lernen, dass die Frau sich für das tiefe, intellektuelle Nachdenken weniger eignet als der Mann und ein leistungsorientiertes Bildungssystem männlich ist." (Valentin Hacken)

Dimitar Mangurov, bulgarischer Anthroposoph, über die seines Erachtens wahren Ursachen der Homosexualität:

„Wir wissen, dass der Mann einen weiblichen Ätherleib hat und die Frau – einen männlichen. Wenn der Mann einen männlichen physischen Leib und einen weiblichen Ätherleib hat, kommt es zur Harmonisierung zum Gleichgewicht der beiden und dann ist der Astralleib, in dem das Bewusstsein sich entwickelt, neutral. Dort wohnt die Seele. Sie und der Astralleib besitzen kein Geschlecht, aber äußerlich ist der Mensch in einem bestimmten Geschlecht individualisiert. Wenn man aber Transvestiten, Homosexuelle usw. betrachtet, sind die Dinge bei ihnen anders gelagert. Ein Transvestit wird beispielsweise als Mann geboren. aber sein Ätherleib ist weiblich, das ist obligatorisch und keine Frage der persönlichen Wünsche oder dergleichen. Warum beginnt dieser Mann, sich als eine Frau zu benehmen? Weil es wegen des Missbrauchs der Sexualität in früheren Leben zu einer Infektion des Astralleibes kam. Wenn man den Astralleib infiziert, wird diese Infektion durch das Karma in das gegenwärtige Leben auf den Ätherleib übertragen, von dort gelangt sie in den physischen Leib und der Mann wird instinktiv vom weiblichen Prinzip angezogen. Der Ursprung dieses Instinkts sind nicht die Gene des physischen Körpers, sondern die astralische Infektion aus dem vorherigen Leben. Als Ergebnis fühlt sich dieser Mann körperlich als eine Frau, sein Ätherleib ist weiblich, somit haben wir zwei Frauen, es fehlt die Harmonie im Astralleib und die Seele quält sich. Solche Menschen, die zwei Frauen in sich vereinen, sind tief unglücklich, denn sie wissen nicht, was sie sind. Sie sagen: Ich möchte mich auf diese Weise ausleben, ich habe das „demokratische“ Recht darauf. Nein, Mann, du bist durcheinander, denn dein Astralleib ist infiziert, was an dem endlosen Missbrauch der Sexualität liegt. Können Sie sich vorstellen, was später aus dem gigantischen Sexualitätsmissbrauch, der im 20. Jahrhundert massenhaft begann, als die Asuras sich in die Entwicklung einmischten! Früher hatte Giacomo Casanova einige Dutzend Frauen und den Ruhm eines legendären Liebhabers, heutzutage kann jede prominente Persönlichkeit Hunderte, ja sogar Tausende sexuelle Errungenschaften aufzählen. Es soll sogar Liebesdienerinnen geben, die an einem Sex-Marathon mit Tausenden von Männern innerhalb von wenigen Tagen teilnehmen. Das wird ein gigantisches Karma und furchtbare zukünftige Infektionen nach sich ziehen und nachdem solche Menschen reinkarniert sein werden, werden sie den ungezügelten Sex und die anderen Entartungen des gesunden Menschenverstandes propagieren. Solche Menschen werden zum idealen Werkzeug Ahrimans, Luzifers und der Asuras!“ (Lit.: Dimitar Mangurov: Die Geheimnisse von Golgatha, Vortrag am 28.09.2014 in Varna)

„Das alles deutet letztlich darauf hin, dass ein geistiger Entwicklungsschritt der Menschheit verpasst wurde, in dem nämlich eine Arbeit der Engel im Auftrag der Exusiai am Astralleib der Menschen von diesen nicht bemerkt wurde, sodass sie in die schlafenden Ätherleiberverlegt werden musste. Das führt dazu, dass statt zukünftig neuer sozialer Formen nun das Tier im Menschen hochgezüchtet wird, indem «gewisse Instinkte, die grauenvoll sein werden», heraufkommen (Rudolf Steiner, GA 182, Sonderdruck, S. 27). Die Naturwissenschaft wird es selbstverständlich finden, «wenn die Menschen zu halben Teufeln werden durch ihre sexuellen Instinkte.» Sollten wir in dieser Szene schon angekommen sein, so steht uns fast kein Rezept mehr zur Verfügung. Nur durch stete Bewusstmachung solcher Phänomene auf breiter Front wäre vielleicht noch ein wenig gegenzusteuern.“ (Lit.: Lore Degeller)

Zum Umgang der Christengemeinschaft mit homosexuellen Paaren

"Die 1922 mit Unterstützung von Rudolf Steiner gegründete „Christengemeinschaft“ gehört zu den unauffälligeren Impulsen der Anthroposophie. Sie widmet sich vorrangig der Pflege des religiös-kultischen Lebens und hält sich, anders als die großen Kirchen, in gesellschaftlichen Fragen eher zurück. Umso erstaunlicher, dass sie gerade beim Thema Homo-Ehe liberale Wege geht. Während sich hier insbesondere die katholische Kirche schwer tut, brauchen sich in den Gemeinden der Christengemeinschaft gleichgeschlechtlich liebende PriesterInnen nicht zu verstecken und werden homosexuelle Paare gesegnet." Dennoch gilt die Ehe zwischen Mann und Frau als der Normalfall. Und nur für letztere ist das Trauungssakrament bestimmt.

Die katholische Kirche zur Homosexualität

"Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen haben tiefsitzende homosexuelle Tendenzen. Diese Neigung, die objektiv ungeordnet ist, stellt für die meisten von ihnen eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Verfasstheit erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.

Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich - vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -, durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern."

(Katechismus der Katholischen Kirche, 1997, Nr. 2358, 2359)

Aus einem psychotherapeutischen Ratgeber

"Homosexualität bedeutet entweder, daß sich die Geschlechtsumwandlung der Lebensorganisation ab der Pubertät nicht vollzogen hat, so daß die Interessen und Bedürfnisse des Seeleleibes aus einer Lebensorganisation herkommen, die das Geschlecht des physischen Leibes hat; oder aber der seelische Bedürfnisleib ist zu stark mit dem physischen Leib und dessen Geschlecht verbunden und erlebt zu wenig die eigene Lebensorganisation. Diese letztere Form wäre eindeutig ein pathologischer Fall; dagegen ist die Homosexualität aus der ersten Möglichkeit eher eine ungewöhnliche Variante von der Norm, ohne daß ihr ein Krankheitswert zukäme." (Markus Treichler, Sprechstunde Psychotherapie, S. 276)

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.