Prakriti

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Prakriti (Sanskrit, f., प्रकृति, prakṛti, Natur) ist in der indischen Samkhya-Philosophie die Urmaterie aus der das Universum besteht. Prakriti ist die kosmische Substanz, die ursprüngliche, nicht verursachte Ursache phänomenaler Existenz, die formlos, grenzenlos, unbeweglich, ewig und alldurchdringend ist. (pra, vorher, zuerst + kri, machen). Die Prakriti gibt es in zwei Zuständen: in "nicht-entfaltetem" (d.h. nicht-manifestiertem) Zustand (Avyakta), dann Mulaprakriti (skrt. Wurzelmaterie, Wurzelnatur, aus mula = "Wurzel" und prakriti) genannt, und in "entfaltetem" (d.h. manifestiertem) Zustand (Vyakta). Sie ist aus den folgenden drei Gunas (Eigenschaften) zusammengesetzt: Tamas (Trägheit, Dunkelheit, Chaos), Rajas (Rastlosigkeit, Bewegung, Energie) und Sattva (Gleichgewicht,Harmonie,Frohsinn). Prakriti in ihrem ursprünglichen Zustand ist Âkâsha[1].

Den Vorstellungen der (dualistischen) Samkhya-Philosophie zufolge ist die Welt aus zwei Prinzipien aufgebaut: Purusha (Geist) und Prakriti (Urmaterie). Purusha ist das reine Bewusstsein (Chit). Das Benennbare, sich Manifestierende hingegen ist Prakriti (Urmaterie). Das menschliche Denkorgan (Manas) entstammt auch der Prakriti. Die Prakriti ist die Grundlage alles Materiellen und Dynamischen im Universum. Obwohl ewig getrennt, beeinflussen Purusha und Prakriti einander. Die Prakriti wurde als weiblich empfunden und könnte als das schaffende Prinzip verstanden werden. Purusha hingegen ist das erkennende Prinzip und männlich.

Das Verhältnis zwischen Prakriti und den ihr innewohnenden drei Kräfte wird in diversen Analogien illustriert und darin mit der Beziehung zwischen Lampe, Flamme und Docht oder mit einem aus drei Fäden bestehenden Zwirn verglichen. Wenn sich die Gunas im Gleichgewicht befinden, verbleibt die Prakriti in ihrem unmanifestierten Zustand (avyakta) als reine, undifferenzierte Potentialität. Sie wird in diesem Stadium als mulaprakriti bezeichnet, da in ihr die gesamte Welt verborgen liegt, wie ein Baum im Samenkorn. Das ist auch die Quelle, aus der Akasha entspringt. Aufgrund der bloßen Nähe der Prakriti zu einem Purusha wird diese Balance jedoch gestört, und es kommt zu einem universellen Entfaltungsprozess, in dem die latente Schöpfungskraft der Prakriti die gesamten Phänomene der Welt hervorbringt:

Aus der Urmaterie (mulaprakriti) entspringt die kosmische Intelligenz oder höhere Vernunft (mahat oder buddhi), und daraus das Ichbewusstsein (ahamkara). Das Ichbewusstsein ist seinerseits der Ursprung des Denkvermögens (manas), aus dem die zehn Sinnesorgane (indriyani) entstehen. Diese Sinnesorgane umfassen die fünf Erkenntnisvermögen (buddhindriyani) und die fünf Tatvermögen (karmendriyani). Aus den Sinnesorganen gehen die fünf feinstofflichen Elemente Ton, Berührung, Gestalt, Geschmack, Geruch (tanmatras) und die fünf grobstofflichen Elemente Raum, Luft, Feuer, Wasser, Erde (mahabhutani) hervor. Insgesamt sind dies, zusammen mit Purusha, die "25 Tattvas". Diese Manifestation (vyakta) vollzieht sich ohne aktive Einwirkung des Purusha, der in seinem Wesen stets unbeteiligter Zuschauer oder "Zeuge" (sakshin) ist. Er löst inaktiv, durch seine bloße Gegenwart, die Evolution aus, und die Rolle der "causa materialis" kommt allein Prakriti zu, die daher auch "Pradhana" (die erste [Ursache]) genannt wird.

Der Samkyha-Philosoph Pancashikha entwickelte die Vorstellung, dass die Urmaterie, die ewig und allgegenwärtig ist, unendlich fein (sukshma) ist und daher nicht wahrgenommen werden kann. Aber sie ist trotzdem vorhanden und aus ihr geht die sichtbare Welt hervor und kehrt wieder in sie zurück. Sie ist jedoch ungeistig und daher Materie. Überdies ist sie tätig und schaffend.

Pancashika nahm an, dass sich drei verschiedenen Eigenschaften (Gunas) der Prakriti in der verschiedensten Form miteinander verbinden. Sobald die Urmaterie bei der Weltenschöpfung in Bewegung gerät, wird das ursprüngliche Gleichgewicht der Eigenschaften gestört. Die Eigenschaften vermischen und verbinden sind (zu dieser Zeit stellte man sich die Eigenschaften noch substanzhaft vor). Bald überwiegt diese, bald jene Eigenschaft. Die unendliche Mannigfaltigkeit der Mischung ermöglicht die Verschiedenheit der Dinge. Dabei ergeben die Urmaterie und ihre Schöpfungen die Zahl von 24 Wesenheiten (Tattvani), zu denen die Seele als fünfundzwanzigste tritt. Aus der Prakriti geht das Erkennen (Buddhi) hervor und aus dem Erkennen das Ichbewusstsein (Ahamkara). Dieses ist einerseits der Ursprung des Denkens (Manas) und der zehn Sinnesorgane (Indriyani). Außerdem entstehen daraus die fünf Elemente (Mahabhutani).

Sri Aurobindo geht in seinen Vorstellungen davon aus, dass sich die indivuelle Seele entweder mit der aktiven Prakriti identifizieren kann und dann in den für die Prakriti typischen mechanischen Wirkungsweisen gefangen ist oder nicht. Weiterhin ist er der Meinung, dass die Seele ganz in Prakriti untertauchen kann und dann gänzlich unbewusst und unterbewusst wird. Sie ist dann in der Form von Erde, Metall oder Pflanze gänzlich der Dunkelheit und Trägheit (Tamas) unterworfen. Die höheren Prinzipien Rajas und Sattva sind noch vorhanden, aber verborgen. Im Tier gelangt dann das Prinzip des Rajas mit seinen Wirkweisen von Aktion und Passion, Begehren und Instinkt zum Tragen. Im Menschen gelangt letztlich Sattva, die Seinsweise des Lichts mit seiner relativen Freiheit, dem Wissen und der Freude zum Ausdruck.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. H.P. Blavatsky: Geheimlehre I, S 275

Literatur


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