Äquivalenzprinzip (Physik) und Die Möwe: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Elevator gravity.svg|mini|Gemäß dem Äquivalenzprinzip kann man innerhalb eines fensterlosen Raumes nicht entscheiden, ob dieser im [[Gravitation]]sfeld eines Planeten ruht oder wie eine Rakete im Weltraum beschleunigt wird.]]
'''Die Möwe''' ({{ruS|Чайка}}/ ''Tschaika'') ist ein [[Drama]] von [[Anton Pawlowitsch Tschechow]] aus dem Jahre 1895.
Das '''Äquivalenzprinzip''' der Physik drückt aus, dass die schwere und die träge [[Masse (Physik)|Masse]] eines Körpers zwei äquivalente Größen sind. Diese Formulierung gibt in moderner Ausdrucksweise die frühen Feststellungen von [[Galileo Galilei]] und [[Isaac Newton]] wieder, dass beim [[Freier Fall|freien Fall]] alle Körper gleich beschleunigt werden bzw. dass alle Gravitationswirkungen proportional zur Masse der beteiligten Körper sind. [[Albert Einstein]] erkannte ab 1907 hierin ein mögliches Grundprinzip einer Theorie der [[Gravitation]], das ihn schließlich zur [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] leitete.


Das Äquivalenzprinzip existiert in zwei Formen: Nach dem '''schwachen Äquivalenzprinzip''' bestimmt von allen Eigenschaften eines Körpers allein seine Masse (also das Maß seiner [[Trägheit]]), welche [[Schwerkraft]] in einem gegebenen homogenen [[Gravitationsfeld]] auf ihn wirkt. Seine weiteren Eigenschaften wie chemische Zusammensetzung, Größe, Form etc. haben keinen Einfluss. Nach dem '''starken Äquivalenzprinzip''' gilt, dass Gravitations- und [[Trägheitskraft|Trägheitskräfte]] auf kleinen Abstands- und Zeitskalen in dem Sinn äquivalent sind, dass sie an ihren Wirkungen weder mit mechanischen noch irgendwelchen anderen Beobachtungen unterschieden werden können. Aus dem starken Äquivalenzprinzip folgt das schwache; ob das auch umgekehrt gilt, hängt möglicherweise von der genauen Formulierung ab und ist noch nicht abschließend geklärt.
== Inhalt ==
Tschechows Stück spielt auf dem Land im zaristischen [[Russland]] in der damaligen Gegenwart (um 1895). In schrecklicher Langeweile öden die Gäste auf einem Landsitz einander an: Sie gehen sich mit kleinen Sticheleien auf die Nerven und machen sich so das Leben zur Hölle.


Das schwache Äquivalenzprinzip gilt als Folge des [[Newtonsches Gravitationsgesetz|newtonschen Gravitationsgesetzes]] in der klassischen Mechanik. Als Folge beschreiben alle Körper im freien Fall in einem äußeren Gravitationsfeld (bei gleichen Anfangsbedingungen) in derselben Zeit dieselbe Bahn. Daher gibt es relativ zu einem mitbewegten [[Bezugssystem]] während des freien Falls keine Auswirkungen des äußeren Gravitationsfeldes auf die Bewegung der Körper, was als Zustand der [[Schwerelosigkeit]] bezeichnet wird.
Der Sohn einer Schauspielerin, Konstantin Gavrilovič Treplev, möchte Schriftsteller werden und hat ein kleines Theaterstück geschrieben, welches am Abend auf einer Bühne im Garten den Gästen vorgespielt werden soll. Die Hauptrolle spielt dabei seine Geliebte Nina. Treplev leidet jedoch unter der ständigen Nörgelei seiner Mutter, die sein schriftstellerisches Talent und sein ganzes Leben in Frage stellt. Außerdem hat sie einen Freund, Boris Alekseevič Trigorin, der ebenfalls und bereits sehr erfolgreich Schriftsteller ist. Diesen Trigorin führt sie immer wieder an, wenn sie versucht, Treplevs Vertrauen in sich und seine Arbeit zu schwächen. Bei der Aufführung von Treplevs Stück kommt es schließlich zum Eklat, Mutter und Sohn geraten in Streit … Mehr und mehr zeigt sich, dass Nina sich zu Trigorin hingezogen fühlt, zu seinem Charme und seinem Erfolg, der Treplev bisher versagt war. Als Treplevs Mutter und Trigorin abreisen, um zurück nach Moskau zu gehen, verlässt Nina Treplev und schließt sich Trigorin an, um fortan als Schauspielerin an seiner Seite zu sein.


== Äquivalenz von träger und schwerer Masse ==
Jahre vergehen, und Treplev ist inzwischen ein erfolgreicher, aber einsamer Schriftsteller. Unerwartet taucht Nina, von Trigorin verlassen, wieder auf. Sie hatte nur einen kleinen Erfolg als Schauspielerin, und das Leben in Moskau hat sie sich anders vorgestellt. Sie ist am Versuch, ihre Träume zu verwirklichen, gescheitert. Dennoch will sie nicht zu Treplev zurückkehren und verlässt ihn abermals. Treplev erschießt sich schließlich.
Als ''träge Masse'' <math>m_{\text{tr}}</math> wird die [[Masse (Physik)|Masse]] im [[Newtonsche Axiome|zweiten Newtonschen Axiom]] bezeichnet:
: <math>\vec{F}=m_{\text{tr}}\vec{a}</math>
Das [[Newtonsche Axiome|erste Newtonsche Axiom]] drückt aus, dass Körper träge sind: Sie verharren in ihrem [[Bewegungszustand]], solange keine Kraft auf sie wirkt. Das zweite Axiom quantifiziert die Trägheit: Je mehr träge Masse ein Körper besitzt, desto größer muss die Kraft sein, um ihm eine bestimmte Beschleunigung zu erteilen. Die träge Masse ist additiv: Setzt man einen Körper aus Bestandteilen zusammen, so addieren sich ihre trägen Massen, wenn man die Bindungsenergien der Bestandteile vernachlässigen kann.


Die ''schwere Masse'' ist ein Maß für die gravitative Anziehungskraft zweier Körper. In der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]] wird die [[Gravitation]]skraft durch [[Newtonsches Gravitationsgesetz|Newtons Gravitationsgesetz]] beschrieben. Ein Körper der schweren Masse <math>m_{\text{schwer}}</math> zieht einen anderen Körper der schweren Masse <math>M_{\text{schwer}}</math> im Abstand <math>r</math> mit einer Kraft vom Betrag
== Entstehung und erste Aufführungen ==
: <math>F = G_{\text{Newton}}\, \frac{m_{\text{schwer}}\, M_{\text{schwer}}}{r^2}</math>
[[Datei:Anton Chekhov reads The Seagull.jpg|mini|links|Anton Tschechow liest am Künstlertheater „Die Möwe“. (1899)]]
an. Ebenso wie die träge Masse ist die schwere Masse additiv: Setzt man einen Körper aus Bestandteilen zusammen, so addieren sich ihre schweren Massen, wenn man die Bindungsenergien vernachlässigen kann.


Beide Massenarten sind a priori unabhängig voneinander, wie z.&nbsp;B. die träge Masse eines Teilchens und seine [[elektrische Ladung]]. Aber alle bislang durchgeführten Experimente bestätigen, dass die schwere Masse eines Körpers seiner trägen Masse entspricht. Träge und schwere Masse sind ''äquivalent.'' Dieses experimentelle Ergebnis wird ''schwaches Äquivalenzprinzip'' genannt.
Tschechow begann im Oktober 1895 die Arbeit an der ''Möwe'' und beendete das Stück im Dezember. Er schreibt an seinen Verleger Alexei Suworin: {{"|Zweitens, stellen Sie sich vor, schreibe ich an einem Stück, das ich, wahrscheinlich, nicht vor Ende November abschließen werde. Ich schreibe nicht ohne Vergnügen daran, obwohl ich mich schrecklich an den Bedingungen der Bühne vergehe. Eine Komödie, drei Frauenrollen, sechs Männerrollen, vier Akte, eine Landschaft (Blick auf einen See); viele Gespräche über die Literatur, wenig Handlung, ein Pud Liebe.}}<ref>Anton Tschechow: Briefe in 5 Bänden. Hrsg. von Peter Urban. Diogenes Verlag Zürich 1979</ref>  Im Oktober 1896 übergab er dem Verleger das Manuskript für eine Buchausgabe.


Das schwache Äquivalenzprinzip manifestiert sich in Galileis [[Freier Fall|Fallgesetz]], dass alle Körper gleich schnell fallen. Im [[Erdschwerefeld]] gilt für einen Körper der schweren Masse <math>m_{\mathrm{schwer}}</math> näherungsweise
In der Uraufführung am 17. Oktober 1896 im Alexandrinski-Theater in Sankt Petersburg spielte Wera Komissarschewskaja die Rolle der Nina. Die Premiere  wurde ein spektakulärer Misserfolg. Tschechow kehrte frustriert auf sein Landgut in Melichowo zurück. Am 20. November 1896 schreibt er: {{"|Ja, meine ''Möwe'' hatte in Petersburg, bei der ersten Vorstellung, einen Riesenmisserfolg. Das Theater atmete Bosheit, die Luft war explosiv vor Hass, und ich flog –&nbsp;den Gesetzen der Physik gehorchend&nbsp;– aus Petersburg davon wie eine Bombe.}}<ref>Anton Tschechow: Briefe in 5 Bänden. Hrsg. von Peter Urban. Diogenes Verlag Zürich 1979</ref>
: <math>F=m_{\mathrm{schwer}} g</math>
als Gravitationsgesetz, mit der [[Fallbeschleunigung]] <math>g</math>. Vernachlässigt man Reibungskräfte und den Auftrieb, so ergibt sich die Beschleunigung <math>a</math> des Körpers durch das zweite Axiom zu
: <math>m_{\mathrm{tr}}a=m_{\mathrm{schwer}}g.</math>
Das Äquivalenzprinzip <math>m_{\mathrm{tr}}=m_{\mathrm{schwer}}</math> führt nun auf
: <math>a=g.</math>
Alle Körper fallen (im Vakuum) im Erdschwerefeld gleich, unabhängig von ihrer Masse. Wäre das schwache Äquivalenzprinzip verletzt, so würde auch dieses Gesetz ungültig sein. Dies lässt sich experimentell nachprüfen.


Da das Trägheitsgesetz und Newtons Gravitationsgesetz auf voneinander unabhängigen physikalischen Befunden und Axiomen beruhen, bleibt in der klassischen Mechanik das schwache Äquivalenzprinzip unerklärt.
Noch im selben Jahr lernte er allerdings den Regisseur und Theaterreformer Stanislawski kennen. Gemeinsam mit dem Regisseur und [[Dramaturg|Dramaturgen]] Nemirowitsch-Dantschenko gründete Stanislawski 1898 das Moskauer Künstlertheater, in dem er alle späteren Stücke Tschechows uraufführte. Das Künstlertheater hatte sich zur Aufgabe gestellt, die [[Schauspielkunst]] zu reformieren. Statt Deklamation und Star-Theater setzte Stanislawski auf die Einfühlung des Schauspielers in die Rolle, um größtmögliche Wahrhaftigkeit zu erreichen. Die Stücke des damals noch wenig bekannten Tschechow passten in das künstlerische Konzept. So erbat sich Nemirowitsch-Dantschenko im Mai 1898 die von Tschechow überarbeitete Fassung der ''Möwe'' für eine Aufführung im Künstlertheater, die ein überwältigender Erfolg für das Theater und für Tschechow wurde. [[Olga Leonardowna Knipper|Olga Knipper]] spielte die Arkadina, Stanislawski den Trigorin und [[Wsewolod Emiljewitsch Meyerhold|Wsewolod Meyerhold]] den Treplev. Das Theater gab sich fortan eine [[Möwen|Möwe]] als [[Signet]].


== Experimentelle Überprüfung ==
Stanislawski wurde ein wichtiger Förderer für Tschechows Theaterstücke und begründete – nicht zuletzt durch die zahlreichen Gastspielreisen des Künstlertheaters – den Weltruhm des Dichters. Tschechow selbst empfand Stanislawskis Interpretationen seiner Stücke als zwiespältig. Stanislawski inszenierte sie als melancholische „Stimmungsdramen“, was den Intentionen Tschechows nicht entsprach. Ein Brief an Alexander Tichonow belegt das: {{"|Sie sagen, Sie hätten über meine Theaterstücke geweint. Sie sind nicht der einzige. Dazu habe ich sie aber nicht geschrieben. Stanislawski war es, der sie so rührselig gemacht hat. Ich wollte etwas ganz anderes. Ich wollte einfach und ehrlich sagen: schaut euch an, seht doch, wie schlecht und langweilig ihr euer Leben führt!}}<ref>zitiert nach: Siegfried Melchinger: ''Tschechow''. Velber bei Hannover 1968</ref>
Erste Versuche zu träger und schwerer Masse machten bereits [[Isaac Newton]] (dargestellt in seinen [[Philosophiae Naturalis Principia Mathematica|Principia]], Erstausgabe 1687) und [[Friedrich Wilhelm Bessel]] (1832)<ref>F. W. Bessel: ''[http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10058213_00007.html Versuche über die Kraft mit welcher die Erde Körper von verschiedener Beschaffenheit anzieht.]'' Berlin 1832.</ref> in Form von Pendelversuchen. Weitere Untersuchungen wurden 1890 und 1909 von dem ungarischen Physiker [[Loránd Eötvös]] in dem nach ihm benannten [[Eötvös-Experiment]] durchgeführt, das 1964 von Roll, Krotkov und Dicke in Princeton<ref name="Roll1964">P. G. Roll, R. Krotkov, R. H. Dicke: ''The equivalence of inertial and passive gravitational mass.'' In: ''Annals of Physics.'' 26 (1964), 442–517, [[doi:10.1016/0003-4916(64)90259-3]].</ref> sowie 1972 von Braginsky und Panov in Moskau in verbesserter Form wiederholt wurde. Quantitativ werden solche Messungen zur Äquivalenz von träger und schwerer Masse durch das sog. Eötvös-Verhältnis


: <math>\eta\equiv\frac{2|a_1-a_2|}{|a_1+a_2|}</math>
Tschechow hat ''Die Möwe'' ausdrücklich als [[Komödie]] bezeichnet, um bereits durch diese [[Genre]]-Bezeichnung eine sentimentale Sicht zu verhindern. Der Theaterkritiker [[Gerhard Stadelmaier]] schrieb über das Stück: {{"|‚Die Möwe‘ ist eine Komödienreise ins Herz der Finsternis. Die Kolportage schwebt: alles ganz leicht, nur angedeutet, skizziert, aber in Frostfarben, eisig genau.}}<ref>Gerhard Stadelmaier in ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 18. Dezember 1995</ref> Tatsächlich ist das Stück keine „reine“ Komödie, sondern lebt von ständigen Brüchen zwischen komischen und tragischen Momenten, zwischen banalen Vorgängen und einem anspruchsvollen Diskurs über Kunst, zwischen tragischem Misslingen von Lebensentwürfen und lächerlicher Selbststilisierung.


beschrieben, wobei <math>a_1</math> und <math>a_2</math> die gemessenen Beschleunigungen zweier unterschiedlicher Testkörper darstellen. Während die klassischen Pendelversuche von Newton und Bessel eine Obergrenze von <math>\eta < 10^{-3}</math> erreichten, verbesserten die Torsionspendelversuche von Eötvös (1909) diese Grenze auf <math>\eta < 10^{-9}</math>. Durch Experimente mit den Laserreflektoren, die bei Apollomissionen auf dem Mond aufgestellt worden waren ''([[Lunar Laser Ranging]]),'' konnte [[Irwin Shapiro]] 1976 die Gültigkeit des Äquivalenzprinzips mit einer Genauigkeit von 10<sup>−12</sup> nachweisen.<ref name="Shapiro1976">Irwin I. Shapiro, Charles C. Counselman, III, Robert W. King: ''Verification of the Principle of Equivalence for Massive Bodies.'' In: ''Phys. Rev. Lett.'' 36 (1976), 555–558, [[doi:10.1103/PhysRevLett.36.555]].</ref> [[Eric G.&nbsp;Adelberger]] u.&nbsp;a. von der Eötwash-Gruppe publizierten 1999 eine Arbeit, die dieses Prinzip mit einer Genauigkeit von 10<sup>−13</sup> bestätigt.
Die deutsche Erstaufführung war am 1. November 1902 im [[Lobe-Theater]] in [[Breslau]] auf Grundlage einer Übersetzung von Wladimir Czumikow.


Schärfere Obergrenzen lassen sich durch satellitengestützte Experimente wie z.&nbsp;B. die [[Satellite Test of the Equivalence Principle|STEP-Mission]] ''(Satellite Test of the Equivalence Principle),'' [[Gravity Probe|Gravity Probe&nbsp;A]] oder [[Microscope]] erzielen. Hierbei werden z.&nbsp;B. die relativen Beschleunigungen von im Orbit befindlichen, frei fallenden Testkörpern mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung gemessen, was zu einer erwarteten Genauigkeit von <math>\eta < 10^{-15}</math> (Microscope) und <math>\eta < 10^{-18}</math> (STEP)<ref>Rutherford Appleton Lab.: {{Webarchiv |url=http://www.sstd.rl.ac.uk/fundphys/step/ |wayback=20110716165920 |text=''STEP: Satellite Test of the Equivalence Principle.''}}. Zitat: „STEP aims to measure Equivalence at the level of 1 part in 10<sup>18</sup>.“ Abgerufen am 28.&nbsp;Juni 2007.</ref> führen soll. Hierbei wird auch, direkter als in früheren Experimenten, die Formulierung des Äquivalenzprinzips der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] (ART) überprüft.
== Heutige Aufführungspraxis ==
''Die Möwe'' ist nach wie vor eines der häufig auf dem Spielplan der deutschsprachigen Schauspielhäuser erscheinenden Stücke. Die Inszenierung von Luc Bondy im Jahr 2000 für die Wiener Festwochen mit Gert Voss, Jutta Lampe, Johanna Wokalek und August Diehl am Burgtheater Wien erhielt drei Nestroy-Theaterpreise.


== Äquivalenzprinzip in der allgemeinen Relativitätstheorie ==
== Weitere Inszenierungen (Auswahl) ==
Folge des schwachen Äquivalenzprinzips ist, dass ein Beobachter in einem geschlossenen Labor, ohne Information von außen, aus dem mechanischen Verhalten von Gegenständen im Labor nicht ablesen kann, ob er sich in Schwerelosigkeit oder im freien Fall befindet (siehe dazu nebenstehende Abbildung). Dies ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass Gravitationskräfte äquivalent zu Trägheitskräften sind. Daher können Gravitationskräfte durch Wechsel in ein beschleunigtes Bezugssystem lokal eliminiert werden.
* 1948/49: Piccolo Teatro di Milano, Regie: Giorgio Strehler
* 1995 Schaubühne am Lehniner Platz, Regie: Andrea Breth
* 1997 Pfalztheater Kaiserslautern, Regie: Tobias Lenel
* 2001 Deutsches Theater Berlin, Regie: Thomas Langhoff mit Corinna Harfouch (Arkadina)
* 2001: Im Rahmen des New York Shakespeare Festival  präsentierte das Joseph Papp Public Theater (New York) im Central Park eine Inszenierung von Mike Nichols. Beteiligt waren Meryl Streep (Arkadina), Christopher Walken (Sorin), Philip Seymour Hoffman (Treplyov), John Goodman (Shamrayev),  Marcia Gay Harden (Mascha), Kevin Kline (Trigorin), Debra Monk (Polina), Stephen Spinella (Medvedenko) und Natalie Portman (Nina).
* 2003 Theater Krétakör (Ungarn), Regie: Árpád Schilling
* 2007 Royal Court Theatre  (UK, Regie: Ian Rickson); Kristin Scott Thomas in der Rolle der Arkadina wurde mit dem Olivier Award ausgezeichnet. Die Inszenierung wurde ebenfalls mit Scott Thomas als Arkadina ab 2008 vom Walter Kerr Theatre am Broadway in New York übernommen.
* 2007/2008 Royal Shakespeare Company, (UK, Regie: Trevor Nunn; internationale Tournee, danach am the West End Theatre, London, bis Januar 2008)
* 2008 Deutsches Theater Berlin, Regie: Jürgen Gosch
* 2012 Staatstheater Karlsruhe, Regie: Jan-Christoph Gockel
* 2013 Schauspiel Frankfurt, Regie: Andreas Kriegenburg
* 2013 Deutsches Theater Göttingen, Regie: Mark Zurmühle
* 2014 Thalia-Theater Hamburg, Regie: Leander Haußmann, mit Barbara Nüsse als Arkadina
* 2014 Akademietheater Wien, Regie: Jan Bosse, mit Christiane von Poelnitz als Arkadina
* 2016 Theater Plan B, Teamtheater Tankstelle München Regie: Andreas Wiedermann<ref>[http://www.theater-plan-b.net/ 2016 Theater Plan B mit Link zum Trailer]</ref>
* 2016: Piccolo Teatro di Milano, Regie: Carmelo Rifici


Dieses Prinzip wurde von Einstein 1907 verallgemeinert:<ref>{{cite journal |last=Einstein |first=Albert |title=Über das Relativitätsprinzip und die aus demselben gezogenen Folgerungen |journal=Jahrbuch der Radioaktivität |volume=4 |year=1907/1908 |pages=411–462 |url=http://wikilivres.ca/wiki/Über_das_Relativitätsprinzip_und_die_aus_demselben_gezogenen_Folgerungen/ |offline=yes |archiveurl=https://web.archive.org/web/20170309080507/http://wikilivres.ca/wiki/%C3%9Cber_das_Relativit%C3%A4tsprinzip_und_die_aus_demselben_gezogenen_Folgerungen |archivedate=2017-03-09 |archivebot=2018-03-27 04:37:52 InternetArchiveBot }}</ref><ref>Das Wort Äquivalenzprinzip taucht zuerst auf in:<br />Einstein: ''Lichtgeschwindigkeit und Statik des Gravitationsfeldes.'' In: ''Annalen der Physik.'' Bd. 38, 1912, S. 355, {{Webarchiv |url=http://content.mpiwg-berlin.mpg.de/mpiwg/online/permanent/einstein/annalen/Einst_Licht_de_1912/index.meta&mode=texttool |wayback=20160307234244 |text=''Online.''}}.<br />Er stellt es aber schon ausführlich dar in:<br />Einstein: ''Über den Einfluß der Schwerkraft auf die Ausbreitung des Lichtes.'' In: ''Annalen der Physik.'' Bd. 35, 1911, S. 898.</ref>
== Verfilmungen ==
* 1968: „Die Möwe“ (USA/Großbritannien, Regie: Sidney Lumet)
* 1970: „Die Möwe“ (UdSSR, Regie: Juli Karassik)
* 2003: „Die Möwe“ (Deutschland, Regie: Gilbert Beronneau)
* 2003: „Die kleine Lili“ (Frankreich/Kanada, Regie: Claude Miller)
* 2007: „Nachmittag“ (Deutschland, Regie: Angela Schanelec)
* 2018: „The Seagull“, (USA), Regie: Michael Mayer


: Das einsteinsche starke Äquivalenzprinzip besagt, dass ein Beobachter in einem geschlossenen Labor ohne Wechselwirkung mit der Umgebung durch überhaupt kein Experiment feststellen kann, ob er sich in der Schwerelosigkeit fernab von Massen befindet oder im freien Fall nahe einer Masse.
== Ausgaben ==
* Anton Tschechow: ''Die Möwe.'' Stuttgart: Reclam. Deutsch/Russisch. Übersetzung von Kay Borowsky. ISBN 3-15-004319-0
* Anton Tschechow: ''Die Möwe.'' Komödie in 4 Akten. Übers. u. hrsg. von Peter Urban. Zürich: Diogenes 1973. ISBN 3-257-20091-9
* [http://gutenberg.spiegel.de/buch/3975/1 Deutsche Fassung]. Übersetzung von August Scholz im Projekt Gutenberg-DE
* [http://www.gutenberg.org/etext/1754 Englische Fassung] im Project Gutenberg


Eine äquivalente aber mathematisierte und mit den Begriffen der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] ausgedrückte Formulierung des starken Äquivalenzprinzips lautet:
== Sonstiges ==
: Ein homogenes Gravitationsfeld entspricht einer gleichmäßigen Beschleunigung in einer flachen Raumzeit. Außerdem weicht im Koordinatensystem eines frei fallenden Beobachters die [[Metrischer Tensor|Metrik]] für kleine raumzeitliche Abstände zum Referenzraumzeitpunkt nur wenig von einer [[Minkowski-Metrik|flachen Metrik]] ab.
In der DDR wurde der berühmte Berliner Künstlerklub „Die Möwe“, der in der Berliner Luisenstr. 18 sein Domizil hatte, nach dem Drama Tschechows benannt. <ref>[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/der-legendaere-kuenstlerklub-wird-60---eine-erinnerung-mythos-moewe,10810590,10393592.html Matthias Thalheim in der Berliner Zeitung über 60 Jahre Künstlerklub]</ref> Der Künstlerklub wurde durch das DDR-Kulturministerium, später durch den Gewerkschaftsbund FDGB und den Kulturfonds der DDR unterstützt. Die öffentliche Nutzung des Hauses „Die Möwe“ wurde staatlich zunehmender eingeschränkt, und es wurde zum Treffpunkt lokaler Gewerkschaftsprominenz um den FDGB-Vorsitzenden Harry Tisch. Heute befindet sich in dieser Liegenschaft die Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt beim Bund.
Quantitativ lässt sich dies durch [[riemannsche Normalkoordinaten]] darstellen, die zeigen, dass die Abweichungen von der flachen Metrik proportional zum [[Riemannscher Krümmungstensor|Krümmungstensor]] sind.
 
: Kurz: ''Im Lokalen Inertialsystem gelten die Gesetze der [[Spezielle Relativitätstheorie|SRT]].''<ref>T. Fließbach: ''Allgemeine Relativitätstheorie.'' Spektrum (2006), ISBN 978-3-8274-1685-8, S. 51.</ref>
Es muss allerdings beachtet werden, dass dieses Prinzip nur lokal gilt:
* So wird ein „unten“ (näher am Gravizentrum) befindliches Objekt stärker angezogen als ein weiter „oben“ befindliches. Ist der frei fallende Raum in vertikaler Richtung groß genug, so wird der Beobachter daher feststellen, dass Objekte, die sich weiter oben befinden, von denen, die sich weiter unten befinden, entfernen.
* Umgekehrt wird sich bei ausreichender horizontaler Ausdehnung des Raumes die Richtung der Anziehungskraft auf zwei horizontal voneinander entfernte Objekte merklich unterscheiden, da sie beide in Richtung des Gravitationszentrums beschleunigt werden. Daher wird der frei fallende Beobachter feststellen, dass weit auseinander gelegene Körper sich aufeinander zu bewegen. Ein ausgedehnter Körper wird also eine Kraft erfahren, die ihn in eine Richtung auseinanderzieht und in den dazu senkrechten Richtungen zusammendrückt.
Da das elektrische Feld geladener Körper ebenfalls eine große Ausdehnung hat, gibt es eine Kontroverse darüber, ob das Äquivalenzprinzip für solche Teilchen gelte.<ref>A. K. Singal: ''The Equivalence Principle and an Electric Charge in a Gravitational Field II. A Uniformly Accelerated Charge Does Not Radiate.'' In: ''General Relativity and Gravitation.'' 27, 1371–1390 (1997).</ref><ref>Stephen Parrot: [http://arxiv.org/abs/gr-qc/9303025 ''Radiation from a Uniformly Accelerated Charge and the Equivalence Principle.''] In: ''Found. Phys.'' 32 (2002), 407–440.</ref><ref>Øyvind Grøn, Sigurd Kirkevold Næss: [http://arxiv.org/abs/0806.0464 ''An electromagnetic perpetuum mobile?''] 2008.</ref>
 
Das schwache Äquivalenzprinzip ist durch die klassische Mechanik nicht zu erklären. Dagegen wird in der ART das starke Äquivalenzprinzip zum Ausgangspunkt der Theorie erhoben: Testteilchen durchlaufen unabhängig von ihrer Zusammensetzung oder anderen Beschaffenheit dieselbe Fallkurve, wenn anfänglich ihr Ort und ihre Geschwindigkeit übereinstimmen. Im newtonschen Sinne sind also träge und passive schwere Massen, zwischen denen man in der ART nicht unterscheiden kann, äquivalent. Dass alle Testteilchen dieselben Fallkurven durchlaufen, ergibt sich in der ART daraus, dass sich die [[Lagrangedichte]] der ART bei Wechsel der Koordinaten nicht ändert. Das Äquivalenzprinzip ist somit als fundamentale Symmetrie in der Theorie vorhanden.
 
Die Beobachtung einer Verletzung des Äquivalenzprinzips würde daher zeigen, dass die ART nur begrenzt gültig wäre. Mit heutiger Messgenauigkeit hat man keine Abweichungen vom Äquivalenzprinzip beobachten können.
 
Darüber hinaus gilt in der ART ein aktives Äquivalenzprinzip, dass nämlich verschiedene Materie oder Strahlung dieselbe Gravitation erzeugen, wenn nur ihr [[Energie-Impuls-Tensor#Der Energie-Impuls-Tensor in der allgemeinen Relativitätstheorie|Energie-Impuls-Tensor]] übereinstimmt.<ref>Norbert Dragon: {{Webarchiv |url=http://www.itp.uni-hannover.de/~dragon/stonehenge/relativ.pdf |wayback=20090419091549 |text=''Geometrie der Relativitätstheorie.''}}. (PDF; 2,5&nbsp;MB).</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Äquivalenzprinzip (Physik)}}
* {{WikipediaDE|Die Möwe}}
 
== Literatur ==
* Claus Lämmerzahl, Hansjörg Dittus: ''Das Äquivalenzprinzip auf dem Prüfstand.'' In: ''Physik in unserer Zeit.'' 1999, Heft 2.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Markus Pössel: ''[http://www.einstein-online.info/vertiefung/Aequivalenzprinzip@set_language=de.html Kabine, Schwerkraft und Rakete: Das Äquivalenzprinzip.]'' In: ''Einstein Online.'' Band 4 (2010), 1111.
{{Commonscat|Seagull (Chekhov)|Die Möwe, Inszenierungen}}
{{Wikisource|lang=ru|Чайка (Чехов)|Чайка}}
* [https://archiv.adk.de/bigobjekt/34355 Archiv Künstlerklub Die Möwe] im Archiv der Akademie der Künste, Berlin


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{SORTIERUNG:Aquivalenzprinzip (Physik)}}
{{Normdaten|TYP=w|GND=4211173-0|LCCN=n/85/271709|VIAF=185527480}}


[[Kategorie:Allgemeine Relativitätstheorie]]
{{SORTIERUNG:Mowe #Die}}
[[Kategorie:Masse (Physik)|B]]
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Dramatisches Werk]]
[[Kategorie:Drama]]
[[Kategorie:Tschechow]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 23. Juni 2018, 11:27 Uhr

Die Möwe (russisch Чайка/ Tschaika) ist ein Drama von Anton Pawlowitsch Tschechow aus dem Jahre 1895.

Inhalt

Tschechows Stück spielt auf dem Land im zaristischen Russland in der damaligen Gegenwart (um 1895). In schrecklicher Langeweile öden die Gäste auf einem Landsitz einander an: Sie gehen sich mit kleinen Sticheleien auf die Nerven und machen sich so das Leben zur Hölle.

Der Sohn einer Schauspielerin, Konstantin Gavrilovič Treplev, möchte Schriftsteller werden und hat ein kleines Theaterstück geschrieben, welches am Abend auf einer Bühne im Garten den Gästen vorgespielt werden soll. Die Hauptrolle spielt dabei seine Geliebte Nina. Treplev leidet jedoch unter der ständigen Nörgelei seiner Mutter, die sein schriftstellerisches Talent und sein ganzes Leben in Frage stellt. Außerdem hat sie einen Freund, Boris Alekseevič Trigorin, der ebenfalls und bereits sehr erfolgreich Schriftsteller ist. Diesen Trigorin führt sie immer wieder an, wenn sie versucht, Treplevs Vertrauen in sich und seine Arbeit zu schwächen. Bei der Aufführung von Treplevs Stück kommt es schließlich zum Eklat, Mutter und Sohn geraten in Streit … Mehr und mehr zeigt sich, dass Nina sich zu Trigorin hingezogen fühlt, zu seinem Charme und seinem Erfolg, der Treplev bisher versagt war. Als Treplevs Mutter und Trigorin abreisen, um zurück nach Moskau zu gehen, verlässt Nina Treplev und schließt sich Trigorin an, um fortan als Schauspielerin an seiner Seite zu sein.

Jahre vergehen, und Treplev ist inzwischen ein erfolgreicher, aber einsamer Schriftsteller. Unerwartet taucht Nina, von Trigorin verlassen, wieder auf. Sie hatte nur einen kleinen Erfolg als Schauspielerin, und das Leben in Moskau hat sie sich anders vorgestellt. Sie ist am Versuch, ihre Träume zu verwirklichen, gescheitert. Dennoch will sie nicht zu Treplev zurückkehren und verlässt ihn abermals. Treplev erschießt sich schließlich.

Entstehung und erste Aufführungen

Anton Tschechow liest am Künstlertheater „Die Möwe“. (1899)

Tschechow begann im Oktober 1895 die Arbeit an der Möwe und beendete das Stück im Dezember. Er schreibt an seinen Verleger Alexei Suworin: „Zweitens, stellen Sie sich vor, schreibe ich an einem Stück, das ich, wahrscheinlich, nicht vor Ende November abschließen werde. Ich schreibe nicht ohne Vergnügen daran, obwohl ich mich schrecklich an den Bedingungen der Bühne vergehe. Eine Komödie, drei Frauenrollen, sechs Männerrollen, vier Akte, eine Landschaft (Blick auf einen See); viele Gespräche über die Literatur, wenig Handlung, ein Pud Liebe.“[1] Im Oktober 1896 übergab er dem Verleger das Manuskript für eine Buchausgabe.

In der Uraufführung am 17. Oktober 1896 im Alexandrinski-Theater in Sankt Petersburg spielte Wera Komissarschewskaja die Rolle der Nina. Die Premiere wurde ein spektakulärer Misserfolg. Tschechow kehrte frustriert auf sein Landgut in Melichowo zurück. Am 20. November 1896 schreibt er: „Ja, meine Möwe hatte in Petersburg, bei der ersten Vorstellung, einen Riesenmisserfolg. Das Theater atmete Bosheit, die Luft war explosiv vor Hass, und ich flog – den Gesetzen der Physik gehorchend – aus Petersburg davon wie eine Bombe.“[2]

Noch im selben Jahr lernte er allerdings den Regisseur und Theaterreformer Stanislawski kennen. Gemeinsam mit dem Regisseur und Dramaturgen Nemirowitsch-Dantschenko gründete Stanislawski 1898 das Moskauer Künstlertheater, in dem er alle späteren Stücke Tschechows uraufführte. Das Künstlertheater hatte sich zur Aufgabe gestellt, die Schauspielkunst zu reformieren. Statt Deklamation und Star-Theater setzte Stanislawski auf die Einfühlung des Schauspielers in die Rolle, um größtmögliche Wahrhaftigkeit zu erreichen. Die Stücke des damals noch wenig bekannten Tschechow passten in das künstlerische Konzept. So erbat sich Nemirowitsch-Dantschenko im Mai 1898 die von Tschechow überarbeitete Fassung der Möwe für eine Aufführung im Künstlertheater, die ein überwältigender Erfolg für das Theater und für Tschechow wurde. Olga Knipper spielte die Arkadina, Stanislawski den Trigorin und Wsewolod Meyerhold den Treplev. Das Theater gab sich fortan eine Möwe als Signet.

Stanislawski wurde ein wichtiger Förderer für Tschechows Theaterstücke und begründete – nicht zuletzt durch die zahlreichen Gastspielreisen des Künstlertheaters – den Weltruhm des Dichters. Tschechow selbst empfand Stanislawskis Interpretationen seiner Stücke als zwiespältig. Stanislawski inszenierte sie als melancholische „Stimmungsdramen“, was den Intentionen Tschechows nicht entsprach. Ein Brief an Alexander Tichonow belegt das: „Sie sagen, Sie hätten über meine Theaterstücke geweint. Sie sind nicht der einzige. Dazu habe ich sie aber nicht geschrieben. Stanislawski war es, der sie so rührselig gemacht hat. Ich wollte etwas ganz anderes. Ich wollte einfach und ehrlich sagen: schaut euch an, seht doch, wie schlecht und langweilig ihr euer Leben führt!“[3]

Tschechow hat Die Möwe ausdrücklich als Komödie bezeichnet, um bereits durch diese Genre-Bezeichnung eine sentimentale Sicht zu verhindern. Der Theaterkritiker Gerhard Stadelmaier schrieb über das Stück: „‚Die Möwe‘ ist eine Komödienreise ins Herz der Finsternis. Die Kolportage schwebt: alles ganz leicht, nur angedeutet, skizziert, aber in Frostfarben, eisig genau.“[4] Tatsächlich ist das Stück keine „reine“ Komödie, sondern lebt von ständigen Brüchen zwischen komischen und tragischen Momenten, zwischen banalen Vorgängen und einem anspruchsvollen Diskurs über Kunst, zwischen tragischem Misslingen von Lebensentwürfen und lächerlicher Selbststilisierung.

Die deutsche Erstaufführung war am 1. November 1902 im Lobe-Theater in Breslau auf Grundlage einer Übersetzung von Wladimir Czumikow.

Heutige Aufführungspraxis

Die Möwe ist nach wie vor eines der häufig auf dem Spielplan der deutschsprachigen Schauspielhäuser erscheinenden Stücke. Die Inszenierung von Luc Bondy im Jahr 2000 für die Wiener Festwochen mit Gert Voss, Jutta Lampe, Johanna Wokalek und August Diehl am Burgtheater Wien erhielt drei Nestroy-Theaterpreise.

Weitere Inszenierungen (Auswahl)

  • 1948/49: Piccolo Teatro di Milano, Regie: Giorgio Strehler
  • 1995 Schaubühne am Lehniner Platz, Regie: Andrea Breth
  • 1997 Pfalztheater Kaiserslautern, Regie: Tobias Lenel
  • 2001 Deutsches Theater Berlin, Regie: Thomas Langhoff mit Corinna Harfouch (Arkadina)
  • 2001: Im Rahmen des New York Shakespeare Festival präsentierte das Joseph Papp Public Theater (New York) im Central Park eine Inszenierung von Mike Nichols. Beteiligt waren Meryl Streep (Arkadina), Christopher Walken (Sorin), Philip Seymour Hoffman (Treplyov), John Goodman (Shamrayev), Marcia Gay Harden (Mascha), Kevin Kline (Trigorin), Debra Monk (Polina), Stephen Spinella (Medvedenko) und Natalie Portman (Nina).
  • 2003 Theater Krétakör (Ungarn), Regie: Árpád Schilling
  • 2007 Royal Court Theatre (UK, Regie: Ian Rickson); Kristin Scott Thomas in der Rolle der Arkadina wurde mit dem Olivier Award ausgezeichnet. Die Inszenierung wurde ebenfalls mit Scott Thomas als Arkadina ab 2008 vom Walter Kerr Theatre am Broadway in New York übernommen.
  • 2007/2008 Royal Shakespeare Company, (UK, Regie: Trevor Nunn; internationale Tournee, danach am the West End Theatre, London, bis Januar 2008)
  • 2008 Deutsches Theater Berlin, Regie: Jürgen Gosch
  • 2012 Staatstheater Karlsruhe, Regie: Jan-Christoph Gockel
  • 2013 Schauspiel Frankfurt, Regie: Andreas Kriegenburg
  • 2013 Deutsches Theater Göttingen, Regie: Mark Zurmühle
  • 2014 Thalia-Theater Hamburg, Regie: Leander Haußmann, mit Barbara Nüsse als Arkadina
  • 2014 Akademietheater Wien, Regie: Jan Bosse, mit Christiane von Poelnitz als Arkadina
  • 2016 Theater Plan B, Teamtheater Tankstelle München Regie: Andreas Wiedermann[5]
  • 2016: Piccolo Teatro di Milano, Regie: Carmelo Rifici

Verfilmungen

  • 1968: „Die Möwe“ (USA/Großbritannien, Regie: Sidney Lumet)
  • 1970: „Die Möwe“ (UdSSR, Regie: Juli Karassik)
  • 2003: „Die Möwe“ (Deutschland, Regie: Gilbert Beronneau)
  • 2003: „Die kleine Lili“ (Frankreich/Kanada, Regie: Claude Miller)
  • 2007: „Nachmittag“ (Deutschland, Regie: Angela Schanelec)
  • 2018: „The Seagull“, (USA), Regie: Michael Mayer

Ausgaben

  • Anton Tschechow: Die Möwe. Stuttgart: Reclam. Deutsch/Russisch. Übersetzung von Kay Borowsky. ISBN 3-15-004319-0
  • Anton Tschechow: Die Möwe. Komödie in 4 Akten. Übers. u. hrsg. von Peter Urban. Zürich: Diogenes 1973. ISBN 3-257-20091-9
  • Deutsche Fassung. Übersetzung von August Scholz im Projekt Gutenberg-DE
  • Englische Fassung im Project Gutenberg

Sonstiges

In der DDR wurde der berühmte Berliner Künstlerklub „Die Möwe“, der in der Berliner Luisenstr. 18 sein Domizil hatte, nach dem Drama Tschechows benannt. [6] Der Künstlerklub wurde durch das DDR-Kulturministerium, später durch den Gewerkschaftsbund FDGB und den Kulturfonds der DDR unterstützt. Die öffentliche Nutzung des Hauses „Die Möwe“ wurde staatlich zunehmender eingeschränkt, und es wurde zum Treffpunkt lokaler Gewerkschaftsprominenz um den FDGB-Vorsitzenden Harry Tisch. Heute befindet sich in dieser Liegenschaft die Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt beim Bund.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Die Möwe, Inszenierungen - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: Чайка – Quellen und Volltexte (русский)

Einzelnachweise

  1. Anton Tschechow: Briefe in 5 Bänden. Hrsg. von Peter Urban. Diogenes Verlag Zürich 1979
  2. Anton Tschechow: Briefe in 5 Bänden. Hrsg. von Peter Urban. Diogenes Verlag Zürich 1979
  3. zitiert nach: Siegfried Melchinger: Tschechow. Velber bei Hannover 1968
  4. Gerhard Stadelmaier in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Dezember 1995
  5. 2016 Theater Plan B mit Link zum Trailer
  6. Matthias Thalheim in der Berliner Zeitung über 60 Jahre Künstlerklub


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