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| Als '''Materie''' (von [[Latein|lat.]] ''materia'' = Stoff; etymologisch verwandt mit [[Latein|lat.]] ''mater'' = Mutter bzw. ''matrix'' = Gebärmutter; {{ELSalt|ὕλη}}, ''[[hylē]]'') wird ''allgemein'' alles '''Stoffliche''' bezeichnet, das uns in der sinnlich-physischen Welt umgibt und insgesamt die '''stoffliche Welt''' aufbaut, im [[Wikipedia:Physik|physikalisch]] weitesten Sinn alles, was [[Wikipedia:Ruhemasse|Ruhemasse]] besitzt. Aus geistiger Sicht gibt es aber auch [[#Höhere Materieformen|höhere Materieformen]].
| | '''Zimzum''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] צמצום ''ṣimṣūm'', wörtlich ''Zusammenziehung'' oder ''Rückzug'') bezeichnet den Akt der Selbstbeschränkung und des Rückzugs [[Gott]]es bzw. des Unendlichen, des [[Ain Soph]], durch den erst die [[Schöpfung]] möglich wurde. Diese Lehre wurde vor allem von dem [[Judentum|jüdischen]] [[Kabbalah|Kabbalisten]] [[Isaak Luria]] systematisch dargestellt und steht im Gegensatz zu den verbreiteten [[Emanation]]slehren, nach denen die Schöpfung als eine Ausstrahlung Gottes entstanden ist. Gott habe vielmehr sein unendliches göttliches [[Licht]], das alles erfüllte, an den Rändern zusammengezogen, um so einen endlichen Leerraum zu schaffen, in dem die geschaffenen Welten entstehen konnten. Da Gott in der so entstandenen Schöpfung nicht [[immanent]] anwesend und wirksam ist, ist hier der Raum für das [[Böse]] geschaffen zugleich aber auch die Grundlage für die [[Freiheit]] des [[Mensch]]en. |
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| == Die sinnlich-physische Materie ==
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| Die [[notwendig]]en, [[Phänomen|phänomenologisch]] fassbaren, gemeinsamen charakteristischen Eigenschaften der sinnlich-physischen Materie sind neben ihre [[Wikipedia:Masse (Physik)|Masse]], wodurch alle Materie der [[Schwere]] unterliegt, ihre [[Raum|räumliche]] Ausdehnung und mithin ihr endliches [[Wikipedia:Volumen|Volumen]], ihre innere [[Struktur]] und ihr innerer Gehalt an [[Wärme|Wärmeenergie]]. So aufgefasst ist die Materie [[ding]]haft, [[Gegenstand|gegenständlich]]; [[Licht]] etwa ist in diesem Sinn ''keine'' Materie. Aus physikalischer Sicht ist im wesentlichen alle physische Materie aus [[Chemisches Element|chemischen Elementen]] und diese wiederum aus [[Atom]]en aufgebaut, die sich weiter zu komplexeren [[Molekül]]en verbinden können und der Materie ihre ''spezifische stoffliche Identität'' verleihen. Die räumliche Ausdehnung der Materie ist gemäß der [[Wikipedia:Quantenmechanik|Quantenmechanik]] eine Folge des für alle [[Wikipedia:Fermion|Fermion]]en gültigen [[Wikipedia:Pauli-Prinzip|Pauli-Prinzip]]s. Zu beachten ist dabei aber, dass die angegebenen phänomenologischen Eigenschaften der Materie keineswegs unmittelbar auf Atome und Moleküle übertragen werden können. Atome und Moleküle sind keine ''Dinge'' im herkömmlichen Sinn. Vielmehr muss man hier von einer ''objektiven Gedankenwelt'' sprechen, die allerdings, so wie die Materie heute geworden ist, der [[Untersinnliche Welt|untersinnlichen Welt]], also dem [[ahrimanisch]]en Weltbereich angehört.
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| == Höhere Materieformen ==
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| Die anthroposophische Geisteswissenschaft muss darüberhinaus übersinnliche Materieformen anerkennen, aus denen gleichsam erst durch Verdichtung die sinnliche-physische Materie entsteht. Diese übersinnlichen Materieformen sind eigenständige, sich selbst tragende [[Substanz]]en im philosophischen Sinn. Sie haben allerdings ganz andere Eigenschaften auf als die sinnlich-physische Materie; namentlich Masse und räumliche Ausdehnung kommen hier nicht in Betracht. Man darf in diesem Sinn von feinstofflicher [[Äthermaterie]], [[Astralmaterie]] und mit eingeschränkter Gültigkeit sogar von [[Geiststofflichkeit]] sprechen. In je höhere geistige Bereiche man hinaufsteigt, desto plastisch bildsamer erscheint die entsprechende Materie. In den höchsten Bereichen des [[Niederes Devachan|niederen Devachan]] findet sich schließlich der geistige Urstoff, aus dem letztlich alles geformt wird. Dieser Urstoff wird auch als [[Akashastoff]] oder [[Feuerluft]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]] רוח, [[Ruach]] = ''Rauch''; zugleich der hebr. Name für die [[Verstandesseele]]) bezeichnet.
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| Die [[Alchemist]]en sehen in der sogenannten [[Jungfernerde]], der [[materia benedicta]], den Urstoff, aus dem die irdische Stoffeswelt geschaffen ist. Mit dieser [[prima materia]] muss das [[Opus Magnum]] zur Bereitung des [[Stein der Weisen|Steins der Weisen]], und damit zugleich die Vergeistigung der materiellen Welt, beginnen.
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| === Negative Materie ===
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| Die [[physisch]]e Materie ist durch [[Druckkräfte]] bestimmt, der [[Äther]] hingegen durch [[Saugkräfte]], die die physische Materie aus dem [[Raum]] herausschaffen; es entsteht dadurch eine ''qualitativ'' negative Materie - und dieser Prozess endet letztlich bei [[Akasha]].
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| "Wir wissen, daß jeder Körper aus einem mehr festen
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| in einen mehr immateriellen Zustand übergehen kann: vom festen
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| zum flüssigen und zum gasförmigen Zustand, Die Verfeinerung
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| des materiellen Zustandes kann einen Grad erreichen, der, wenn
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| man ihn überschreitet, bei einer negativen Materie endet; man nennt
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| ihn Akasha. In ihr drücken sich alle Ereignisse in einer endgültigen
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| Weise ab,- und man kann sie alle wiederfinden, selbst diejenigen aus
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| der tiefsten Vergangenheit." {{Lit|{{G|094|83}}}}
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| "Da muß man schon wissen, daß der Äther die von dem
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| Druck entgegengesetzte Eigenschaft hat. Er saugt nämlich, der Äther
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| ist der Saugende. Er will durch seine eigene Wesenheit immer die
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| räumliche Materie aus dem Raume heraus vernichten. Das ist das
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| Wesentliche des Äthers. Wo die physische Materie drückt, da saugt
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| der Äther. Die physische Materie erfüllt den Raum; der Äther schafft
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| die Materie aus dem Raume heraus. Er ist nämlich die negative Materie,
| |
| aber qualitativ negativ, nicht quantitativ negativ.
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| Das ist in bezug auf den menschlichen Ätherleib ebenso. Wir leben
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| zwischen physischem Leib und Ätherleib so, daß wir uns fortwährend
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| vernichten und wieder herstellen. Der Äther vernichtet fortwährend
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| unsere Materie, der physische Leib stellt sie wieder her. Das widerspricht
| |
| allerdings - das will ich nur in Parenthese erwähnen - dem
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| heute so beliebten Gesetz von der Erhaltung der Kraft. Aber die Tatsache
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| ist, daß dieses Gesetz von der Erhaltung der Kraft der inneren
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| Wesenheit des Menschen, der Wahrheit widerspricht. Es gilt nur für
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| die unorganische Welt im strengen Sinne des Wortes. Für die organische
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| gilt es nur so weit, als diese von Unorganischem ausgefüllt
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| ist; für die Eisenteilchen im Blutserum gilt dieses Gesetz, aber nicht
| |
| für das ganze Menschenwesen. Da findet ein fortwährendes Oszillieren
| |
| statt zwischen den aufsaugenden und uns vernichtenden Kräften
| |
| des Äthers und der Wiederherstellung des physischen Leibes." {{Lit|{{G|306|103}}}}
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| In [[kosmisch]]en Dimensionen ist das bei der [[Sonne]] der Fall:
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| "Jede irdische Materie hat einen bestimmten Intensitätsgrad ihres
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| Wirkens, ob man den auf diese oder jene Weise mißt, auf Dichtigkeit
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| oder dergleichen, darauf kommt es nicht an. Sie hat eine gewisse Intensität
| |
| des Wirkens. Diese kann auch zu Null werden, das heißt, wir
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| können dem scheinbar leeren Raum gegenüberstehen. Aber damit hat
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| es nicht seinen Schluß, ebensowenig wie es einen Schluß hat — nun,
| |
| schauen wir einmal auf das Folgende; denken Sie sich, Sie sagen: Ich
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| habe einen Sohn. Der Kerl ist eigentlich ein leichtsinniges Tuch. Ich
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| habe ihm ja ein kleines Vermögen übergeben, aber nun hat er angefangen,
| |
| es auszugeben. Mehr als bis Null kann er nicht heruntergehen.
| |
| Er kann einmal nichts mehr haben, damit tröste ich mich, er kommt
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| eben einmal bei Null an. — Ja, aber nachher kann ich eigentlich eine
| |
| Enttäuschung erleben: Der Kerl fängt an, Schulden zu machen. Dann
| |
| bleibt er nicht bei Null stehen, dann wird die Geschichte noch schlimmer
| |
| als Null. Und das kann eine sehr reale Bedeutung haben. Denn als | |
| Vater werde ich eigentlich weniger haben, wenn der Kerl Schulden
| |
| macht, als wenn er bei Null stehen bleibt.
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| Sehen Sie, dieselbe Betrachtungsweise liegt zugrunde gegenüber den
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| Sonnenverhältnissen. Man geht nicht einmal zur Null, sondern nur
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| bis zur größtmöglichen Verdünnung; man spricht von dünnem, glühendem
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| Gas. Aber man müßte erst bis Null gehen und dann darüber
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| hinaus. Denn das, was man in der Sonne finden würde, wäre überhaupt
| |
| nicht vergleichbar mit unserem Materiellen, wäre auch nicht
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| vergleichbar mit unserem leeren Raum, der der Null entspricht, sondern
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| es geht darüber hinaus. Es ist in einem Zustand negativer materieller
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| Intensität. Da, wo die Sonne ist, würde man ein Loch finden,
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| in den leeren Raum hineingehend. Es ist weniger als leerer Raum da.
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| So daß alle Wirkungen, die auf der Sonne zu beobachten sind, als Saugwirkungen
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| betrachtet werden müssen, nicht als Druckwirkungen oder
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| dergleichen. Die Sonnenkorona darf also nicht so betrachtet werden,
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| wie heute der Physiker sie betrachtet, sondern sie muß so betrachtet
| |
| werden, daß man das Bewußtsein hat, es geschieht nicht dasjenige,
| |
| als was es sich darstellt, etwa Druckwirkungen mit dem Index nach
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| außen, sondern es liegen Saugwirkungen von dem Loch im Raum, von
| |
| der Negation der Materie vor." {{Lit|{{G|321|21f}}}}
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| === Wassererde - die astrale Materie der 4. Schicht des Erdinneren ===
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| Die [[Wassererde]] ist jene astrale Materie, die die vierte Schicht des [[Erdinneres|Erdinneren]] bildet und der Ursprung aller [[irdisch]]en Materie ist:
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Die vierte Schicht ist nun so beschaffen, daß alle diejenigen Dinge,
| |
| die in den drei übergeordneten Schichten vorhanden sind und immerhin
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| mehr oder weniger etwas von unseren gewöhnlichen Stoffen haben,
| |
| keine Stofflichkeit mehr aufweisen, wie sie auf der Erde angetroffen
| |
| werden kann. In dieser Schicht sind also die Substanzen so, daß
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| sie für keinen äußeren Sinn wahrnehmbar werden. Sie sind in einem
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| astralischen Zustand. Alles, was in den drei obersten Schichten der
| |
| Erde existiert und doch noch in einer gewissen Weise mit dem auf der
| |
| Erdoberfläche Befindlichen verwandt ist, das ist hier im astralischen
| |
| Zustande vorhanden. Wir können in dem Sinne, wie es in der Bibel
| |
| heißt, sagen: «Der Geist Gottes schwebte über den Wassern.» Nennen
| |
| wir diese Schicht die Wassererde, wie sie auch im Okkultismus
| |
| bezeichnet wird. Diese Wassererde ist zu gleicher Zeit der Ursprung,
| |
| der Urquell alles auf der Erde befindlichen Stofflichen, alles äußerlichen
| |
| Stofflichen, gleichgültig ob dieses im Mineral, in der Pflanze,
| |
| im Tier oder im Menschen enthalten ist. Dieses Stoffliche, das jedes
| |
| irdische Wesen in sich trägt, ist, bis ins Astralische verflüchtigt, in
| |
| dieser Wassererde vorhanden. Sie müssen sich vorstellen, daß von
| |
| allen unseren physischen Kräften auch astralische Urkräfte vorhanden
| |
| sind, daß diese astralischen Urkräfte sich ins Physische verdichten
| |
| und daß diese Urkräfte in der vierten Schicht, in der Wassererde,
| |
| enthalten sind." {{Lit|{{G|096|34}}}}
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| </div>
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| == Materie und Zeit ==
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| Die Annahme einer ewigen, unzerstörbaren Materie, wie sie etwa von [[Wikipedia:Isaac Newton|Isaac Newton]] postuliert wurde, beruht auf einem verfehlten [[Zeit]]begriff.
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Aber nur einer
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| ganz verfehlten Auffassung des Zeitbegriffes verdankt der
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| Begriff der Materie seine Entstehung. Man glaubt die Welt
| |
| zum wesenlosen Schein zu verflüchtigen, wenn man der
| |
| veränderlichen Summe der Geschehnisse nicht ein in der Zeit
| |
| Beharrendes, ein Unveränderliches untergelegt dächte, das
| |
| bleibt, während seine Bestimmungen wechseln. Aber die
| |
| Zeit ist ja nicht ein Gefäß, in dem die Veränderungen sich
| |
| abspielen; sie ist nicht vor den Dingen und außerhalb derselben
| |
| da. Die Zeit ist der sinnenfällige Ausdruck für den
| |
| Umstand, daß die Tatsachen ihrem Inhalte nach voneinander
| |
| in einer Folge abhängig sind. Nehmen wir an, wir
| |
| hätten es mit dem wahrzunehmenden Tatsachenkomplex a1
| |
| b1 c1 d1 e1 zu tun. Von diesem hängt mit innerer Notwendigkeit
| |
| der andere Komplex a2 b2 c2 d2 e2 ab; ich sehe den
| |
| Inhalt dieses letzteren ein, wenn ich ihn ideell aus dem
| |
| ersteren hervorgehen lasse. Nun nehmen wir an, beide
| |
| Komplexe treten in die Erscheinung. Denn was wir früher
| |
| besprochen haben, ist das ganz unzeitliche und unräumliche
| |
| Wesen dieser Komplexe. Wenn a2 b2 c2 d2 e2 in der
| |
| Erscheinung auftreten soll, dann muß a1 b1 c1 d1 e1 ebenfalls
| |
| Erscheinung sein, und zwar so, daß nun a2 b2 c2 d2 e2
| |
| auch in seiner Abhängigkeit davon erscheint. D. h. die Erscheinung
| |
| a1 b1 c1 d1 e1 muß da sein, der Erscheinung a2 b2
| |
| c2 d2 e2 Platz machen, worauf diese letztere auftritt. Hier
| |
| sehen wir, daß die Zeit erst da auftritt, wo das Wesen einer
| |
| Sache in die Erscheinung tritt. Die Zeit gehört der Erscheinungswelt
| |
| an. Sie hat mit dem Wesen selbst noch nichts zu
| |
| tun. Dieses Wesen ist nur ideell zu erfassen. Nur wer diesen
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| Rückgang von der Erscheinung zum Wesen in seinen Gedankengängen
| |
| nicht vollziehen kann, der hypostasiert die
| |
| Zeit als ein den Tatsachen Vorhergehendes. Dann braucht
| |
| er aber ein Dasein, welches die Veränderungen überdauert.
| |
| Als solches faßt er die unzerstörbare Materie auf. Damit
| |
| hat er sich ein Ding geschaffen, dem die Zeit nichts anhaben
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| soll, ein in allem Wechsel Beharrendes. Eigentlich aber
| |
| hat er nur sein Unvermögen gezeigt, von der zeitlichen Erscheinung
| |
| der Tatsachen zu ihrem Wesen vorzudringen, das
| |
| mit der Zeit nichts zu tun hat. Kann ich denn von dem
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| Wesen einer Tatsache sagen: es entsteht oder vergeht? Ich
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| kann nur sagen, daß ihr Inhalt einen andern bedingt, und
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| daß dann diese Bedingung als Zeitenfolge erscheint. Das
| |
| Wesen einer Sache kann nicht zerstört werden; denn es ist
| |
| außer aller Zeit und bedingt selbst die letztere. Damit haben
| |
| wir zugleich eine Beleuchtung auf zwei Begriffe geworfen,
| |
| für die noch wenig Verständnis zu finden ist, auf
| |
| [[Wesen]] und [[Erscheinung]]. Wer die Sache in unserer Weise
| |
| richtig auffaßt, der kann nach einem Beweis von der Unzerstörbarkeit
| |
| des Wesens einer Sache nicht suchen, weil
| |
| die Zerstörung den Zeitbegriff in sich schließt, der mit dem
| |
| Wesen nichts zu tun hat.
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| Nach diesen Ausführungen können wir sagen: ''Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie.''" {{Lit|{{G|001|272ff}}}}
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| == Materie als zerbrochene geistige Form ==
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| Nach gegenwärtiger naturwissenschaftlicher Anschauung ist alle Materie aus [[Atom]]en aufgebaut. Diese sind aber nicht als winzig kleine Dinge aufzufassen, sondern eher als strukturbildende [[Kräfte]]. Der Physiker [[Wikipedia:Hans-Peter Dürr|Hans-Peter Dürr]], ein langjähriger enger Mitarbeiter von [[Wikipedia:Werner Heisenberg|Werner Heisenberg]], einem der Pioniere der modernen [[Wikipedia:Quantenmechanik|Quantenmechanik]], formuliert es so:
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| "Es gibt keine Dinge, es gibt nur Form und Gestaltveränderung: Die Materie ist nicht aus Materie zusammengesetzt, sondern aus reinen Gestaltwesen und Potentialitäten. Das ist wie beim Geist." {{lit|Dürr 1998}}
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| Der Ursprung dieser potentiellen Gestaltwesen, die äußerlich als Materie erscheinen, liegt vornehmlich im [[Klangäther]]. Die [[Sphärenharmonie]], die sich im Klangäther zum Ausdruck bringt, hat wiederum ihren Ursprung im [[Devachan]]. In der Materie, insofern sie ''äußerlich'' [[sinnlich]] in der [[Physische Welt|physischen Welt]] wahrgenommen wird, ist die Sphärenharmonie, die durch den Klangäther vermittel wird, verstummt.
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| <div style="margin-left:20px">
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| "In der Welt sind eine Anzahl von Substanzen, die verbindbar und trennbar sind. Was wir Chemismus nennen, ist hineinprojiziert in die [[physische Welt]] aus der Welt des [[Devachan]], der [[Sphärenharmonie]]. Die chemische Verwandtschaft zweier Stoffe
| |
| in der physischen Welt ist eine Abschattung aus der Welt der Sphärenharmonie. Die Zahlenverhältnisse der Chemie sind wirklich die Ausdrücke für die Zahlenverhältnisse der Sphärenharmonie. Diese ist stumm geworden durch die Verdichtung der Materie." {{Lit|{{G|130|102}}}}
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| Für unser ''inneres'' [[seelisch]]es Erleben drückt sich im Klangäther das [[Denken]] aus; aus ihm schöpfen wir unsere Gedankenformen, namentlich die mathematischen Gedankenbildungen, durch die wir dann wiederum die Zahlenverhältnisse der chemischen und kernphysikalischen Stoffumwandlungen zu verstehen versuchen.
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| Im geisteswissenschaftlichen Sinn ist alle Materie als zebrochene, zerstörte geistige [[Form]] aufzufassen; sie ist gleichsam der Trümmerhaufen des Geistes - oder wie es Hans-Peter Dürr auf etwas andere Weise ausdrückt:
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| "Im Grunde gibt es nur Geist, aber er verkalkt, und wir nehmen nur den Kalk wahr, als Materie." {{lit|Dürr 1998}}
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| "Die moderne Physik kommt nun zu der überraschenden Erkenntnis: Materie ist nicht aus Materie aufgebaut! Wenn wir die Materie immer weiter auseinandernehmen, in der Hoffnung die kleinste, gestaltlose, reine Materie zu finden, bleibt am Ende nichts mehr übrig, was uns an Materie erinnert. Am Schluss ist kein Stoff mehr, nur noch Form, Gestalt, Symmetrie, Beziehung.
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| Was bedeutet das? Wir haben eine Umkehrung: Das Primäre ist Beziehung, der Stoff das Sekundäre. Materie ist ein Phänomen, das erst bei einer gewissen vergröberten Betrachtung erscheint. Stoff ist geronnene Form. Vielleicht könnten wir auch sagen: Am Grunde bleibt nur etwas, was mehr dem Geistigen ähnelt – ganzheitlich, offen, lebendig: Potenzialität, die Kann-Möglichkeit einer Realisierung. Materie ist die Schlacke dieses Geistigen – zerlegbar, abgrenzbar, determiniert: Realität. In der Potenzialität gibt es keine ein-eindeutigen Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Die Zukunft ist wesentlich offen. Es lassen sich für das, was „verschlackt“, was real passiert, nur noch Wahrscheinlichkeiten angeben. Es gibt keine Teilchen, die unzerstörbar sind, die mit sich selbst identisch bleiben, sondern wir haben ein “feuriges Brodeln“, ein ständiges Entstehen und Vergehen. In jedem Augenblick wird die Welt neu geschaffen, aber im Angesicht, im „Erwartungsfeld“, der ständig abtretenden Welt." {{Lit|Dürr 2003}}
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| Wie die Materie aus der [[übersinnlich]]en, nicht [[Raum|räumlichen]] [[geist]]igen Form hervorbricht, hat [[Rudolf Steiner]] so beschrieben:
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| "Sehen Sie, wenn nämlich ein Prozeß im Weltenall fortgeschritten ist bis zur Form, die noch ganz im Geistig-Seelischen ist, die noch keine Raumesform ist, wenn der Prozeß fortgeschritten ist bis zu dieser übersinnlichen Form, dann ist der nächste Schritt nur noch möglich dadurch, daß die Form als solche zerbricht. Und das ist nämlich das, was sich dem okkulten Anblick darbietet: Wenn gewisse Formen, die unter dem Einfluß der Geister der Form geschaffen sind, sich bis zu einem gewissen Zustand entwickelt haben, dann zerbrechen die Formen. Und wenn Sie nun ins Auge fassen zerbrochene Formen, etwas, was also dadurch entsteht, daß Formen, die noch übersinnlich sind, zerbrechen, dann haben Sie den Übergang von dem Übersinnlichen in das Sinnliche des Raumes. Und das, was zerbrochene Form ist, das ist Materie. Materie, wo sie im Weltenall auftritt, ist für den Okkultisten nichts anderes als zerbrochene, zerschellte, zerborstene Form. Wenn Sie sich vorstellen könnten, diese Kreide wäre als solche unsichtbar und sie hätte diese eigentümliche parallelepipedische Form, und als solche wäre sie unsichtbar, und jetzt nehmen Sie einen Hammer und schlagen rasch das Stück Kreide an, daß es zerstiebt, daß es in lauter kleine Stücke zerbirst, dann haben Sie die Form zerbrochen. Nehmen Sie an, in diesem Augenblicke, in dem Sie die Form zerbrechen, würde das Unsichtbare sichtbar werden, dann haben Sie ein Bild für die Entstehung der Materie. Materie ist solcher Geist, der sich entwickelt hat bis zur Form und dann zerborsten, zerbrochen, in sich zusammengefallen ist.
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| Materie ist ein Trümmerhaufen des Geistes. Es ist außerordentlich wichtig, daß man gerade diese Definition ins Auge faßt, daß Materie ein Trümmerhaufen des Geistes ist. Materie ist also in Wirklichkeit Geist, aber zerbrochener Geist.
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| [[Bild:Zerbrochene Form GA 134.gif|thumb|Materie als zerborchene geistige Form]] | |
| Wenn Sie jetzt weiter nachdenken, so werden Sie sich sagen: Ja, aber es treten uns doch räumliche Formen entgegen wie die schönen Kristallformen; an den Kristallen treten uns doch räumlich sehr schöne Formen entgegen — und du sagst, alles das, was stofflich ist, sei ein Trümmerhaufen des Geistes, sei zerborstener Geist! — Denken Sie sich zunächst einmal, damit Sie eine gewisse Vorstellung haben, einen herabfallenden Wasserstrahl (a). Nehmen Sie aber an, er wäre unsichtbar, Sie würden ihn nicht sehen. Und Sie geben ihm hier (b) eine Widerlage. Dadurch, daß dieser Wasserstrahl hier (b) auffällt, wird er in dieser Weise in Tropfen zerbersten (c). Nun nehmen Sie an, der Wasserstrahl, der herunterfällt, wäre unsichtbar, das aber, was zerborsten ist, würde sichtbar. Dann hätten Sie hier einen zertrümmerten Wasserstrahl, hätten wiederum ein Bild der Materie. Aber jetzt müßten Sie sich wegdenken die Widerlage da unten, denn so etwas gibt es nicht, das würde schon voraussetzen, daß Materie da wäre. Sie müssen sich vorstellen: Ohne daß eine solche Widerlage da ist, ist die Materie, indem sie sich geistig zur Form gliedert, übersinnlich, ist die Materie in Bewegung, denn die Bewegung geht der Form voraus. Es gibt nirgends etwas anderes als das, was durchdrungen ist von den Taten der Geister der Bewegung. An einem bestimmten Punkt kommt die Bewegung bei der Form an, erlahmt in sich selber und zerbirst in sich selber. Die Hauptsache ist, daß wir es so auffassen, daß das, was zunächst geistig-seelisch ist, hinstrahlt, aber nur eine gewisse Schwungkraft hat, an das Ende der Schwungkraft kommt und nun in sich selber zurückprallt und dabei zerbirst. So daß, wenn wir irgendwo Materie auftreten sehen, wir sagen können: Dieser Materie liegt zugrunde ein Übersinnliches, das an die Grenze seines Wirkens gekommen ist und an dieser Grenze zerbirst. Aber bevor es zerbirst, da hat es innerlich geistig noch die Formen. Nun wirkt in den einzelnen auseinanderfallenden Trümmern, wenn es zerborsten ist, nach das, was als geistige Form vorhanden war. Wo das stark nachwirkt, da setzen sich nach dem Zerbersten noch die Linien der geistigen Formen fort, und da drückt sich, nachdem das Stück zerborsten auseinanderprallt, in den Linien, die sie dann beschreiben, noch eine Nachwirkung der geistigen Linien aus. Dadurch entstehen Kristalle. Kristalle sind Nachbildungen geistiger Formen, die gleichsam noch durch die eigene Schwungkraft die ursprüngliche Richtung im entgegengesetzten Sinn beibehalten." {{Lit|{{G|134|72ff}}}}
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| == Materie als kondensiertes [[Licht]] ==
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| [[Licht]] selbst ist ''keine'' Materie, aber alle [[irdisch]]e Materie ist kondensiertes Licht, so wie alles [[Seelisch]]e im Erdensasein letztlich verdünnte [[Liebe]] ist.
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| "In dem Satze: Materie ist gewobenes
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| Licht, Seelisches ist in irgendeiner Weise verdünnte Liebe -, liegen die
| |
| Schlüssel für unzählige Geheimnisse des Erdendaseins. Die gelten aber
| |
| nur für das Erdendasein und für kein anderes Gebiet des Weltendaseins." {{Lit|{{G|120|202}}}}
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| "Es gibt wirklich einen für hellseherische Forschung
| |
| erreichbaren Auflösungszustand aller Materie, wo sich alle Materie
| |
| in einem dabei Gleichen zeigt; nur ist das, was da auftritt, nicht
| |
| mehr Materie, sondern etwas, was jenseits aller spezialisierten Materien
| |
| liegt, die uns umgeben. Und jede einzelne Materie stellt sich dann dar
| |
| als ein aus dieser Grundmaterie - es ist ja keine Materie mehr - Kondensiertes,
| |
| Verdichtetes, ob Sie Gold, Silber oder was immer für eine
| |
| Materie haben. Es gibt ein Grundwesen unseres materiellen Erdenseins,
| |
| von dem alles Materielle nur durch Verdichtung zustande gekommen
| |
| ist. Und auf die Frage: Was ist das für eine Grundmaterie unseres
| |
| Erdendaseins?- antwortet die Geisteswissenschaft: Jede Materie auf der
| |
| Erde ist kondensiertes Licht! Es gibt nichts im materiellen Dasein, was
| |
| etwas anderes wäre als in irgendeiner Form verdichtetes Licht. Daher
| |
| sehen Sie, daß es für denjenigen, der die Tatsachen kennt, nicht eine
| |
| Theorie zu begründen gibt wie etwa die Schwingungshypothese des
| |
| 19. Jahrhunderts, in welcher man versuchte, Licht darzustellen mit
| |
| Mitteln, die selber gröber sind als das Licht. Licht ist nicht auf etwas
| |
| anderes in unserem materiellen Dasein zurückzuführen. Wo Sie hingreifen
| |
| und eine Materie anfühlen, da haben Sie überall kondensiertes,
| |
| zusammengepreßtes Licht. Materie ist ihrem Wesen nach Licht." {{Lit|{{G|120|192}}}}
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| == Siehe auch == | | == Siehe auch == |
| | * [[Kenosis]] |
| | * [[Entäußerung]] |
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| * {{Eisler|Materie}}
| | [[Kategorie:Kabbala]] |
| * {{Kirchner|Materie}}
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| == Literatur ==
| |
| #Interview mit Hans-Peter Dürr in DER STANDARD, 12. November 1998, ''Materie ist Kruste des Geistes''
| |
| #Hans-Peter Dürr: ''Versöhnung von Wissenschaft und Religion'', Vortrag vom 30. Mai 2003, Französische Friedrichstadtkirche (Gendarmenmarkt), Berlin
| |
| #Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0; '''Tb 649''', ISBN 978-3-7274-6490-4 {{Schriften|001}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Die Offenbarungen des Karma'', [[GA 120]] (1992), ISBN 3-7274-1200-3 {{Vorträge|120}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit'', [[GA 130]] (1995)
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| #Rudolf Steiner: ''Die Welt der Sinne und die Welt des Geistes'', [[GA 134]] (1990)
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| #Rudolf Steiner: ''Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen.'', [[GA 306]] (1989), ISBN 3-7274-3060-5 {{Vorträge|306}}
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| [[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Materie]] [[Kategorie:Alchemie]]
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