Protoevangelium des Jakobus

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Guido Reni, Der Heilige Josef mit dem Christuskind, etwa 1635. Die ikonografische Darstellung Josefs als alter Mann ist auf das Protoevangelium des Jakobus zurückzuführen.

Das sogenannte Protoevangelium (auch Protevangelium) des Jakobus, gelegentlich auch das Kindheitsevangelium des Jakobus genannt, ist eine frühchristliche Schrift, die vermutlich um die Mitte des 2. Jahrhunderts entstanden ist. Der Name leitet sich vom griech. πρῶτος, (prōtos) „das erste“ oder „Anfangs-“ her und kann mit „Vorevangelium“ übersetzt werden.

Die Schrift hat 25 Kapitel, jedes Kapitel hat durchschnittlich drei Verse. Entgegen dem sonstigen Sprachgebrauch von Evangelium als Darstellung des Lebens Jesu ist das Protoevangelium ein Marienleben. Es greift über die Geburt Jesu hinaus und erzählt ausführlich von der Herkunft Marias, der Mutter Jesu. So kommt es dem Wunsch nach zusätzlichen Berichten über die Mutter Jesu – über die spärlichen Stellen in den vier kanonischen Evangelien hinaus – entgegen.[1] In der gesamten Kirche war die Schrift sehr populär; sie wurde aber nicht in den Kanon der biblischen Schriften aufgenommen.

Autorschaft und Entstehungsort

Der ursprüngliche Name der Schrift ist Geburt/Ursprung Marias – Offenbarung des Jakobus. Der Titel, der sich heute eingebürgert hat, ist eine nachträgliche Bezeichnung aus dem 16. Jahrhundert, die auf den französischen Humanisten Guillaume Postel zurückgeht.

Die kirchliche Tradition schrieb die Autorschaft dem Herrenbruder Jakobus zu; pseudepigraphische Autorschaft war damals nicht ungewöhnlich. Doch da der Autor die Kindheitsgeschichten des Matthäus- und Lukasevangeliums voraussetzte, war er offensichtlich kein Zeitzeuge Jesu. Das Evangelium wird im großen Ganzen kaum vor 150 n. Chr. entstanden sein. Es kann aber auch nicht sehr viel später entstanden sein, da Clemens von Alexandrien († 215) und Origenes († 253/254) es bereits kannten. Die älteste Handschrift des Evangeliums ist der Papyrus Bodmer 5, der aus dem 3. oder 4. Jahrhundert nach Christi Geburt stammt.

Der Abfassungsort des Evangeliums konnte bisher nicht mit absoluter Sicherheit ermittelt werden. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass der Autor den Text nicht in Palästina verfasst hat, z. B.:

  • Dem Autor fehlen Kenntnisse zur geographischen Lage Palästinas (Judäa und Galiläa).
  • Er kennt die jüdischen Vorschriften und Gepflogenheiten nur mangelhaft.

Rezeption

Das Protoevangelium des Jakobus wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, ins Syrische, Georgische, Slawische, Armenische und Lateinische, aber auch ins Koptische, Arabische und Äthiopische. Allein die 169 slawischen Fassungen dieses Evangeliums machen das Interesse an ihm mehr als deutlich. In der Ostkirche wird es in der Liturgie vorgetragen.

Motive aus dem Evangelium werden oft in der westlichen als auch östlichen Kunst Europas verarbeitet (z. B. da Vincis Maria in der Grotte). So geht die Darstellung Josefs von Nazareth als altem Mann auf die Berichte dieses Protoevangeliums zurück. In Kapitel 10,2 etwa sagt Josef von sich: „Ich bin ein alter Mann und habe Söhne“.[2].

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jacques Hervieux, Was nicht im Evangelium steht … (Der Christ in der Welt. Eine Enzyklopädie, VI. 14.), Aschaffenburg 1963, 11–13
  2. Geza Vermes: The nativity, London 2006, S. 11
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