Carl Unger: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Carl Theodor Unger''' (* 28.3.1878 [[Wikipedia:Cannstatt|Cannstatt]], † 4.1.1929 [[Wikipedia:Nürnberg|Nürnberg]]) wurde 1878 als drittes Kind des jüdischen Bankiers Julius Saul Unger geboren. Seine Mutter Henriette Elise, geb. Mannheimer, war ebenfalls jüdischer Abstammung und sorgte für die musikalische Erziehung der Kinder. Der Knabe wuchs in einer weltanschaulichen Atmosphäre auf, die von dem agnostischen naturwissenschaftlich Denken der damaligen Zeit geprägt war. Nachdem Unger in Cannstatt die Grundschule absolviert hatte, besuchte er das humanistische Gymnasium, wo er 1896 das Abitur ablegte.
'''Carl Theodor Unger''' (* 28.3.1878 [[Wikipedia:Cannstatt|Cannstatt]], † 4.1.1929 [[Wikipedia:Nürnberg|Nürnberg]]) wurde 1878 als drittes Kind des jüdischen Bankiers Julius Saul Unger geboren. Seine Mutter Henriette Elise, geb. Mannheimer, war ebenfalls jüdischer Abstammung und sorgte für die musikalische Erziehung der Kinder. Der Knabe wuchs in einer weltanschaulichen Atmosphäre auf, die von dem agnostischen naturwissenschaftlich Denken der damaligen Zeit geprägt war. Nachdem Unger in Cannstatt die Grundschule absolviert hatte, besuchte er das humanistische Gymnasium, wo er 1896 das Abitur ablegte.


Die schon früh durch die Mutter geweckte Liebe zur Musik führte den jungen Schüler Carl Unger 1892 in das Haus es erst kürzlich aus Südamerika über Hamburg nach Cannstatt übersiedelten Komponisten [[Adolf Arenson]]. Trotz des großen Altersunterschieds von 23 Jahren verband ihn schon bald eine tiefe Freundschaft mit Arenson. Durch ihn wurde er mit der Wiedergeburtslehre bekannt gemacht, die er aber nur allmählich nach gründlichem Nachdenken akzeptieren konnte.
Die schon früh durch die Mutter geweckte Liebe zur Musik führte den jungen Schüler Carl Unger 1892 in das Haus es erst kürzlich aus Südamerika über Hamburg nach Cannstatt übersiedelten Komponisten [[Adolf Arenson]]. Trotz des großen Altersunterschieds von 23 Jahren verband ihn schon bald eine tiefe Freundschaft mit Arenson. Durch ihn wurde er mit der [[Reinkarnation|Wiedergeburtslehre]] bekannt gemacht, die er aber nur allmählich nach gründlichem Nachdenken akzeptieren konnte.


Im Herbst 1898 begann Carl Unger mit dem Maschinenbau-Studium an der Königlich-Technischen Hochschule in Stuttgart, wo er am 27. Juli 1904 promovierte. Durch den Maler Hans Weißhaar, seinen späteren Schwager, lernten Unger und Arenson die Theosophie kennen und 1903 trat Unger in die [[Theosophische Gesellschaft]] ein. In Berlin lernte er im Februar 1904 [[Rudolf Steiner]] kennen und war tief beeindruckt von seinem Wissen und seinen geistigen Fähigkeiten. Mit großem Eifer und philosophischer Gründlichkeit studierte er Rudolf Steiners erst kürzlich erschienen Schrift [[GA 9|Theosophie]] und wurde schon Ende 1904 Mitglied der von Rudolf Steiner geleiteten [[Esoterische Schule|Esoterischen Schule]].
Im Herbst 1898 begann Carl Unger mit dem Maschinenbau-Studium an der Königlich-Technischen Hochschule in Stuttgart, wo er am 27. Juli 1904 promovierte. Durch den Maler Hans Weißhaar, seinen späteren Schwager, lernten Unger und Arenson die Theosophie kennen und 1903 trat Unger in die [[Theosophische Gesellschaft]] ein. In Berlin lernte er im Februar 1904 [[Rudolf Steiner]] kennen und war tief beeindruckt von seinem Wissen und seinen geistigen Fähigkeiten. Mit großem Eifer und philosophischer Gründlichkeit studierte er Rudolf Steiners erst kürzlich erschienen Schrift [[GA 9|Theosophie]] und wurde schon Ende 1904 Mitglied der von Rudolf Steiner geleiteten [[Esoterische Schule|Esoterischen Schule]].
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Am 1. Oktober 1906 gründete Carl Unger mit der finanziellen Unterstützung seines Vaters eine Fabrik für Präzissionsschleifmaschinen, die er sehr erfolgreich führte und die ihm zugleich die finanzielle Unabhängigkeit sicherte, sein Leben frei dem Studium der [[Anthroposophie]] zu widmen.
Am 1. Oktober 1906 gründete Carl Unger mit der finanziellen Unterstützung seines Vaters eine Fabrik für Präzissionsschleifmaschinen, die er sehr erfolgreich führte und die ihm zugleich die finanzielle Unabhängigkeit sicherte, sein Leben frei dem Studium der [[Anthroposophie]] zu widmen.


1907 verehelichte sich Carl Unger mit Auguste Arenson, der Tochter seines väterlichen Freundes, mit der gemeinsam er vier Kinder hatte.
1907 verehelichte sich Carl Unger mit Auguste Arenson, der Tochter seines väterlichen Freundes, mit der gemeinsam er vier Kinder hatte. 1908 wurde Unger Vorstandstandmitglied der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und wurde zu einem wesentlichen Mitstreiter Rudolf Steiners in dem bereits schwelenden Konflikt mit der Theosophischen Gesellschaft. Als es 1913 zum endgültigen Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft und zur Begründung der eigenständigen Anthroposophischen Gesellschaft kam, wurde Carl Unger zusammen mit [[Marie von Sivers]] und [[Michael Bauer]] in deren Zentralvorstand gewählt und blieb bis kurz vor seinem Tod Vorstandsmitglied.


Rudolf Steiner schätze Carl Ungers gründliche und eigenständige Erkenntnisarbeit, die er in seinen philosophisch-anthroposophischen Schriften und hunderten von Vorträgen im Rahmen der Theosophischen und späteren [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen]] Gesellschaft bezeugte.
Rudolf Steiner schätze Carl Ungers gründliche und eigenständige Erkenntnisarbeit, die er in seinen philosophisch-anthroposophischen Schriften und hunderten von Vorträgen im Rahmen der Theosophischen und späteren [[Anthroposophische Gesellschaft|Anthroposophischen]] Gesellschaft bezeugte.


Am 4. Januar 1929 sollte Carl Unger in [[Wikipedia:Nürnberg|Nürnberg]] einen Vortrag zum Thema "Was ist Anthroposophie?" halten. Doch kurz vor Beginn des Vortrags wurde er von dem geistig verwirrten Wilhelm Krieger durch drei Schüsse getötet.
Carl Unger wurde zu einem der bedeutendsten Pionieren der anthroposophischen Bewegung und leistete wertvolle Beiträge zur exakten wissenschaftlichen Grundlegung der Anthroposophie. Darüber hinaus war er wesentlich an der Gründung und weiteren Entfaltung der Anthroposophischen Gesellschaft beteiligt.
 
Nach dem Tod Rudolf Steiners am 30. März 1925 und den darauf folgenden Streitigkeiten stellte sich Carl Unger auf die Seite Marie
Steiners und teilte deren Auffassung, dass die Anthroposophische Gesellschaft und die [[Freie Hochschule für Geisteswissenschaft]] nicht mehr in derselben Form wie zu Lebzeiten Steiners weitergeführt werden könnten und forderte u.a. auch eine Veröffentlichung der Nachschriften der von Rudolf Steiner gehaltenen [[Klassenstunden]]. Aus Protest gegen jene Teile des Vorstand, die das Testament Rudolf Steiners für ungültig erachteten, trat er am 2. Januar 1929 aus dem Vorstand und der Landesgesellschaft aus.
 
Nur zwei Tage später, am 4. Januar 1929, sollte Carl Unger in [[Wikipedia:Nürnberg|Nürnberg]] einen Vortrag zum Thema ''Was ist Anthroposophie?'' halten. Doch kurz vor Beginn des Vortrags wurde er von dem geistig verwirrten Wilhelm Krieger durch drei Schüsse getötet.




== Weblinks ==
== Weblinks ==


#[http://www.anthromedia.net/uploads/media/Unger_Carl.pdfAusführliche Biografie]
#[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=724 Biografie] - Forschungsstelle Kulturimpuls
#[http://www.anthromedia.net/uploads/media/Unger_Carl.pdf Ausführliche Biografie]
#[http://www.steinerbooks.org/author.html?au=635 Kurzbiografie in englischer Sprache]
#[http://www.steinerbooks.org/author.html?au=635 Kurzbiografie in englischer Sprache]
#[http://www.rsarchive.org/RelAuthors/UngerCarl/anthroposophy.php "What is ANTHROPOSOPHY?" by Dr. Carl Unger]
#[http://www.rsarchive.org/RelAuthors/UngerCarl/anthroposophy.php "What is ANTHROPOSOPHY?" by Dr. Carl Unger]

Version vom 9. Oktober 2006, 08:37 Uhr

Carl Unger (1878-1929)

Carl Theodor Unger (* 28.3.1878 Cannstatt, † 4.1.1929 Nürnberg) wurde 1878 als drittes Kind des jüdischen Bankiers Julius Saul Unger geboren. Seine Mutter Henriette Elise, geb. Mannheimer, war ebenfalls jüdischer Abstammung und sorgte für die musikalische Erziehung der Kinder. Der Knabe wuchs in einer weltanschaulichen Atmosphäre auf, die von dem agnostischen naturwissenschaftlich Denken der damaligen Zeit geprägt war. Nachdem Unger in Cannstatt die Grundschule absolviert hatte, besuchte er das humanistische Gymnasium, wo er 1896 das Abitur ablegte.

Die schon früh durch die Mutter geweckte Liebe zur Musik führte den jungen Schüler Carl Unger 1892 in das Haus es erst kürzlich aus Südamerika über Hamburg nach Cannstatt übersiedelten Komponisten Adolf Arenson. Trotz des großen Altersunterschieds von 23 Jahren verband ihn schon bald eine tiefe Freundschaft mit Arenson. Durch ihn wurde er mit der Wiedergeburtslehre bekannt gemacht, die er aber nur allmählich nach gründlichem Nachdenken akzeptieren konnte.

Im Herbst 1898 begann Carl Unger mit dem Maschinenbau-Studium an der Königlich-Technischen Hochschule in Stuttgart, wo er am 27. Juli 1904 promovierte. Durch den Maler Hans Weißhaar, seinen späteren Schwager, lernten Unger und Arenson die Theosophie kennen und 1903 trat Unger in die Theosophische Gesellschaft ein. In Berlin lernte er im Februar 1904 Rudolf Steiner kennen und war tief beeindruckt von seinem Wissen und seinen geistigen Fähigkeiten. Mit großem Eifer und philosophischer Gründlichkeit studierte er Rudolf Steiners erst kürzlich erschienen Schrift Theosophie und wurde schon Ende 1904 Mitglied der von Rudolf Steiner geleiteten Esoterischen Schule.

Am 1. Oktober 1906 gründete Carl Unger mit der finanziellen Unterstützung seines Vaters eine Fabrik für Präzissionsschleifmaschinen, die er sehr erfolgreich führte und die ihm zugleich die finanzielle Unabhängigkeit sicherte, sein Leben frei dem Studium der Anthroposophie zu widmen.

1907 verehelichte sich Carl Unger mit Auguste Arenson, der Tochter seines väterlichen Freundes, mit der gemeinsam er vier Kinder hatte. 1908 wurde Unger Vorstandstandmitglied der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und wurde zu einem wesentlichen Mitstreiter Rudolf Steiners in dem bereits schwelenden Konflikt mit der Theosophischen Gesellschaft. Als es 1913 zum endgültigen Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft und zur Begründung der eigenständigen Anthroposophischen Gesellschaft kam, wurde Carl Unger zusammen mit Marie von Sivers und Michael Bauer in deren Zentralvorstand gewählt und blieb bis kurz vor seinem Tod Vorstandsmitglied.

Rudolf Steiner schätze Carl Ungers gründliche und eigenständige Erkenntnisarbeit, die er in seinen philosophisch-anthroposophischen Schriften und hunderten von Vorträgen im Rahmen der Theosophischen und späteren Anthroposophischen Gesellschaft bezeugte.

Carl Unger wurde zu einem der bedeutendsten Pionieren der anthroposophischen Bewegung und leistete wertvolle Beiträge zur exakten wissenschaftlichen Grundlegung der Anthroposophie. Darüber hinaus war er wesentlich an der Gründung und weiteren Entfaltung der Anthroposophischen Gesellschaft beteiligt.

Nach dem Tod Rudolf Steiners am 30. März 1925 und den darauf folgenden Streitigkeiten stellte sich Carl Unger auf die Seite Marie Steiners und teilte deren Auffassung, dass die Anthroposophische Gesellschaft und die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft nicht mehr in derselben Form wie zu Lebzeiten Steiners weitergeführt werden könnten und forderte u.a. auch eine Veröffentlichung der Nachschriften der von Rudolf Steiner gehaltenen Klassenstunden. Aus Protest gegen jene Teile des Vorstand, die das Testament Rudolf Steiners für ungültig erachteten, trat er am 2. Januar 1929 aus dem Vorstand und der Landesgesellschaft aus.

Nur zwei Tage später, am 4. Januar 1929, sollte Carl Unger in Nürnberg einen Vortrag zum Thema Was ist Anthroposophie? halten. Doch kurz vor Beginn des Vortrags wurde er von dem geistig verwirrten Wilhelm Krieger durch drei Schüsse getötet.


Weblinks

  1. Biografie - Forschungsstelle Kulturimpuls
  2. Ausführliche Biografie
  3. Kurzbiografie in englischer Sprache
  4. "What is ANTHROPOSOPHY?" by Dr. Carl Unger
  5. "TRUTH & REALITY - The Ego and the Nature of Man" by Dr. Carl Unger