Résistance

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Frankreich während der deutschen Besatzungszeit von 1940 bis 1944
  • Besetzte Zone (Nordzone)
  • Unbesetzte Zone bis November 1942, dann ebenfalls besetzt (Südzone)
  • Lothringer Kreuz

    Die Résistance ist ein Sammelbegriff für französische, belgische und luxemburgische Bewegungen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus während des Zweiten Weltkriegs sowie gegen die mit der deutschen Besatzungsmacht kollaborierenden inländischen Institutionen und Bevölkerungsgruppen.

    Die Widerstandsbewegungen in diesem Gebiet waren nicht einheitlich organisiert und geführt, sondern verfolgten im Sinne ihrer Trägerorganisationen verschiedene Ziele. Im Frühjahr 1943 gelang es Jean Moulin, einem Abgesandten General de Gaulles, in Frankreich die wichtigsten politischen Gruppierungen zumindest auf allgemein gehaltene gemeinsame Ziele festzulegen und eine politische Koordinierungsebene zu etablieren.

    Gegen das von den Deutschen verwendete Hakenkreuz wurde in Frankreich auch das von de Gaulle abgeänderte Lothringer Kreuz von der Résistance als Symbol für den Befreiungskampf übernommen.

    Organisation in Frankreich

    Comité Français de la Libération Nationale

    Von Lyon aus bemühte sich Jean Moulin im Auftrag de Gaulles lange Zeit, den Widerstand der verschiedenen Gruppen zur Résistance im Comité Français de la Libération Nationale (CFLN) zu vereinen, was ihm auch im Mai 1943 mit den wichtigsten Résistance-Gruppen Frankreichs gelang. Bis November 1942 war nur die „Nordzone“ Frankreichs besetzt gewesen; seitdem war auch die zuvor unbesetzte „Südzone“ Besatzungsgebiet (siehe Vichy-Regime).

    Es fusionierten aus der Südzone (seit November 1942 besetztes Gebiet):

    mit den Gruppen aus der Nordzone (seit Juni 1940 besetztes Gebiet):

    Politischer und militärischer Arm

    Die Résistance entwickelte als politischen Arm eine Art politisches Untergrundparlament der verschiedenen Widerstandsgruppen, den Conseil national de la Résistance (CNR, dt.: Nationaler Widerstandsrat).

    Dank des unermüdlichen Einsatzes von Jacques Bingen entstand Anfang 1944 auch ein militärischer Arm der Résistance, die Forces françaises de l’intérieur (FFI, dt.: Französische Streitkräfte im Inneren). Dazu schlossen sich am 1. Februar 1944 folgende Kräfte zusammen:

    Weitere Gruppen der Résistance in Frankreich

    B-17 Bomber versorgen den Maquis in Vercors, 1944

    In Frankreich existierten aber daneben zeitweilig oder dauerhaft auch weitere Résistancegruppen:

    Der Widerstand in Belgien

    Die Koordination des belgischen Widerstands hieß Réseau de Résistance (RR) bzw. Netwerk van de weerstand. Belgien war wie Nord-Frankreich seit dem Überfall durch Truppen des Deutschen Reiches flächendeckend besetzt, doch der Widerstand begann erst allmählich zu wachsen. Erst rigoroses Einsetzen von Provinzial- bzw. Kommunalverwaltungen, Engpässe bei der Lebensmittelversorgung und das Einführen von Sperrstunden erregten ein Unbehagen gegen das Besatzungsregime bei der belgischen Bevölkerung. Rettung abgeschossener alliierter Piloten und Sabotage waren nun die Hauptaktionen der beginnenden Résistance gegen die Besatzung in der Wallonie und in Flandern.[1] Ein bedeutendes international operierendes Fluchthilfenetzwerk, das schon 1941 aktiv war, bestand im von Andrée de Jongh gegründeten Réseau Comète.

    Die drei größten Widerstandsorganisationen Belgiens waren:

    • die aus Großbritannien gesteuerte Groupe G (Groupe Géneral de Sabotage). Zu den bekanntgewordenen Aktionen der Groupe G zählt La grande coupure, der sogenannte „große Schnitt“ bzw. Stromausfall vom 15. Januar 1944, als 28 Hochspannungsleitungen auf belgischem Gebiet gesprengt wurden, was zu einem massiven Stromausfall in ganz Belgien und bis ins Ruhrgebiet führte.
    • die armée belge des partisans (PA), kommunistische Résistance
    • die armée secrète belge aus ehemaligen Angehörigen der belgischen Armee[2]

    Witte Brigade - Artikel in der deutschen Wikipedia

    Operationen der französischen Résistance

    Ein Mitglied der Forces françaises de l’intérieur, ca. 1944
    Entgleister Zug bei Saint-Rambert-en-Bugey, 6. Juli 1944
    Kampf um Paris, 1. September 1944

    Die Résistance in Frankreich entstand unmittelbar nach der deutschen Okkupation und dem von Marschall Pétain mit Deutschland unterzeichneten Waffenstillstand vom 22. Juni 1940. Anfangs waren es nur wenige Tausend Menschen, die die deutsche Besetzung nicht einfach erdulden wollten. Ihr Ziel war das planmäßige Vorgehen gegen die Besatzer. Dazu mussten private Racheakte eingedämmt werden, die nicht selten waren. Tausende von Zivilisten und Soldaten waren vor den heranrückenden deutschen Truppen in den Süden Frankreichs geflüchtet. In Zeitungen wurden Suchanzeigen annonciert, um die auf der Flucht verlorenen Angehörigen wiederzufinden. Hier schrieb die Résistance Antwortbriefe, in denen die Betroffenen zur Mitarbeit aufgefordert wurden.

    Später ging sie dazu über, die Alliierten über Bewaffnung und Bewegungen der deutschen Truppen zu informieren. Sabotageakte der Résistance sollten die militärischen Operationen der Alliierten unterstützen und die der Wehrmacht erschweren. Dazu entstanden nach und nach eigene Strukturen: Für jede französische Gemeinde wurde eine Akte angelegt, in der jeder Eisenbahntunnel, jede Langsamfahrstelle der Eisenbahn, jede Fabrik, Werkstatt und Werft vermerkt wurde. Tonnen von Munition und Waffen wurden versteckt, statt sie (gemäß Waffenstillstandsbestimmungen) an die Wehrmacht zu übergeben. Die Mitgliederlisten schrieb man auf schmale Papierstreifen aus Reispapier, die bei Verhaftungen besser heruntergeschluckt werden konnten. Darin standen der Name des Aufgenommenen, sein Beruf und seine Verbindungen, seine Unterbringungs- und Verpflegungsmöglichkeiten sowie seine Transportmittel (Lkw, Pkw, Motorrad, Fahrrad). Dort war auch registriert, ob derjenige für Sabotage-, Transport- oder Kommandoaufgaben eingeteilt war. Diese Listen wurden von Bankbeamten nachts geschrieben.

    Die Pariser Metro war das erste „mobile“ Hauptquartier der französischen Résistance. Während der Fahrt konnten so Pläne gemacht und Nachrichten ausgetauscht werden. Das Abhören durch die Gegenseite war dadurch sehr erschwert. Vor allem konnte die Gestapo nur schwer Einzelne, die ein- oder ausstiegen, im Gewühl von Tausenden von Menschen identifizieren und beobachten. Dennoch blieben die geheimen Tätigkeiten nicht verborgen, woraufhin die Quartiere ständig gewechselt werden mussten. Im Laufe der Zeit strukturierte sich die Arbeit der Résistance arbeitsteilig: Quartiermacher beschafften in einem Dorf oder einer Stadt unauffällige Unterkünfte, deren Lage, Flucht- und Ausweichmöglichkeiten sie vorher geprüft hatten. Einem Stab der Résistance unterstanden zwanzig regionale, von Offizieren kommandierte Einheiten, die im Rhythmus von acht bis zehn Tagen ihren Standort wechselten. Dazu wurden in einem Dorf etwa zehn Häuser ausgesucht, in denen der Befehlsstand unterzubringen war.

    Da die Funkübertragung von Nachrichten durch Funkpeilwagen der Deutschen gefährdet war, wurden sie häufig mündlich weitergegeben: Die Boten lernten dabei ihren Auftrag auswendig, so dass sie durch nichts Schriftliches identifizierbar waren. Kundschafter überprüften die Bewohner umliegender Häuser vor einem geplanten Coup und machten sich mit Zugangsmöglichkeiten, der Bewachung, ihren Wachwechseln, ihrer Bewaffnung und Alarmplänen vertraut. Für Kommando-Aufträge hatte sich das Corps Francs etabliert. Es waren in der Regel sportliche Männer unter vierzig Jahren, die als Gorilles bezeichnet wurden. Sie bildeten den Stoßtrupp, der bei einem Überfall den Angriff auf die deutschen Soldaten, Bewacher, Gestapo-Leute etc. führte.

    Transportkommandos beschafften die häufig zu wechselnden Fahrzeuge, kundschafteten Routen und Straßensperren aus, machten sich mit der Strecke vertraut. Der Ortswechsel eines Kommandos oder Stabes vollzog sich in der Regel nachts über abgelegene Feldwege. Es wurden auch Transportmöglichkeiten in französischen und deutschen Zügen und auf regelmäßig kursierenden deutschen Armeelastwagen ausgekundschaftet und genutzt. Sie stellten die Männer, die die bei einem Überfall möglicherweise zu erbeutenden Waffen und Munition verluden und transportierten. Ein Zerstörungskommando setzte nach einem Überfall die Örtlichkeit in Brand oder sprengte sie.

    Saboteure waren häufig Frauen,[3] Jugendliche und ältere Männer, die weniger durch Muskelkraft, sondern mehr durch List ihr Ziel erreichten: Instrukteure wie Nancy Wake, die vom britischen Special Operations Executive ausgebildet waren, brachten ihnen bei, wie man Brandbomben platzierte, Sprengladungen an Eisenbahnschienen fixierte, durch die Besatzer beschlagnahmte Ware unbrauchbar machte, einen Menschen geräuschlos erwürgte, Waffen auseinandernimmt, reinigt und handhabt. Diese Sabotagekommandos sprengten Brücken, Eisenbahntunnel, Telegrafenmasten.

    In den französischen Gebirgen operierte die Résistance vom Maquis aus. Diese unzugänglichen Gebiete waren durch umliegende Schluchten und Pässe geschützt und konnten deshalb durch Schützenstände, Maschinengewehre und Artillerie von wenigen Leuten selbst bei einer starken feindlichen Übermacht gehalten werden. Das wichtigste und größte Maquis lag im Vercors.

    Der Kollaboration beschuldigte Französinnen – barfuß, Brandmale im Gesicht, den Kopf kahl geschoren (Paris, 21. Juni 1944)

    Zeilen aus Paul Verlaines Gedicht Chanson d’automne (1866) wurden von den Alliierten als Signal an die französische Résistance über BBC am Abend des 5. Juni gesendet. Damit wurde die innerhalb 48 Stunden bevorstehenden Landung in Frankreich (6. Juni 1944, Operation Overlord) mitgeteilt. Die ersten Zeilen des Gedichts Les sanglots longs / des violons / de l’automne (Seufzer gleiten / Die saiten / Des herbsts entlang), teilte dem Widerstand am 1. Juni 1944 bereits mit, dass innerhalb 2 Wochen die Landung beginnt. Die darauffolgenden Zeilen Blessent mon coeur / d’une langueur / monotone (Treffen mein herz / Mit einem schmerz / Dumpf und bang.) waren der Aufruf vom 5. Juni mit den Sabotageaktionen zu beginnen (poetische Nachdichtung Stefan George).

    Die Wirksamkeit und das Vorgehen der Résistance gegen Kollaborateure wird seit den 1970er Jahren in der französischen Öffentlichkeit verstärkt diskutiert.

    In der Kunst

    Résistance wird auch als literarischer Begriff für eine Bewegung verwendet, die während der Vichy-Zeit illegal literarische Texte und Zeitschriften publizierte. Sie hatte zwar nicht als Teil der politisch-militärischen Résistance agiert, ihr wurde aber nachträglich eine hohe symbolische Bedeutung zugemessen, weil sie dem Widerstand eine Stimme gegeben hatte. Als eine der bekanntesten Veröffentlichungen der Résistanceliteratur gilt die Erzählung Le silence de la mer, die 1942 unter dem Pseudonym Vercors erschien.

    Fluchthilfe und Zuflucht

    Die Résistance und ihre Ableger bauten verschiedene Organisationen auf, um Menschen zu helfen, über die Grenze in neutrale Staaten zu kommen oder sich in Frankreich oder Benelux mit falschen Papieren zu verbergen. Tausende abgeschossene Piloten wurden gepflegt und über Netzwerke wie Komet außer Landes gebracht. Jüdischen Familien und Kindern wurden von französischen Familien Unterschlupf geboten.[4] Junge Wehrpflichtige aus Elsaß-Lothringen (Malgré-nous), die als Deutsche galten und sich durch die Flucht ins besetzte oder unbesetzte Frankreich der deutschen Zwangsrekrutierung entzogen, und junge Franzosen, denen die Deportation zur Zwangsarbeit oder die Verpflichtung im Rahmen des Service du travail drohte, wurden unterstützt und teilweise für den aktiven Widerstand rekrutiert.

    Gegenmaßnahmen der Besatzer

    Der Deutsche Militärbefehlshaber als oberste Verwaltungs- und Kommandoinstanz für das deutsch besetzte Frankreich ergriff die folgenden völkerrechtswidrigen Gegenmaßnahmen:[5]

    • Geiselnahme von Zivilisten und Geiselerschießungen gemäß Sühnebefehl
    • Deportation und Erschießung von Juden, da diese generell partisanenverdächtig waren
    • Verschleppung und Ermordung von verdächtigen Personen durch Gestapo und Geheime Feldpolizei gemäß Nacht- und Nebel-Erlass
    • Bei der Unterstützung der Résistance gefangene Fallschirmspringer, Piloten und Verbindungsoffiziere wurden teilweise gemäß Kommandobefehl getötet.

    Symbol für die grausame Rache der SS an Widerstandskämpfern ist der Ort Oradour-sur-Glane. Als Reaktion auf Aktionen der Résistance in der Gegend vernichtete eine Kompanie des Panzergrenadier-Regiments „Der Führer“ am 10. Juni 1944 das gesamte Dorf, exekutierte die Männer und sperrte Frauen und Kinder in die Kirche, die dann angezündet wurde. Mehr als 600 Menschen wurden brutal ermordet. Seit den 1960er Jahren ist Oradour-sur-Glane Gedenkstätte für den französischen Widerstand.

    Ausländer in der Résistance

    Maquisards mit Offizieren der britischen SOE

    Auf Seiten des französischen und belgischen Widerstands kämpften neben Franzosen und Belgiern auch viele Ausländer. Anfänglich waren es neben anderen Emigranten viele ehemalige Interbrigadistas, mehrheitlich aus Spanien aber auch aus anderen Nationen. Geflohen wegen der Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg über die portugiesische oder französische Grenze, wurden viele von ihnen in Internierungslagern der Dritten Französischen Republik festgehalten.

    Insgesamt etwa 500.000[6] spanische Republikaner flüchteten gegen Ende der Spanischen Republik um 1939 nach Frankreich.[6] Dort oft rekrutiert zur Zwangsarbeit, gelang es vielen zu entkommen, um sich in der Illegalität der französischen Résistance anzuschließen.[7]

    Mehrere hundert Schweizer Männer kämpften in der französischen Résistance gegen Hitler-Deutschland. Nach ihrer Heimkehr wurden sie in der Schweiz wegen «fremden Militärdiensts» vor Gericht gestellt und verurteilt. Bis heute sind diese Résistance-Kämpfer nicht rehabilitiert.[8]

    Beteiligung aus deutschsprachigen Ländern

    Insgesamt kämpften mehrere tausend Reichsdeutsche in den Reihen der Résistance.[9] Sie setzten sich hauptsächlich aus Emigranten, welche nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nach 1933 Deutschland verließen, ehemaligen Spanienkämpfern, aber auch einigen Wissenschaftlern, Diplomaten und Wirtschaftsspezialisten zusammen, die sich dem französischen und belgischen Widerstand anschlossen. Sie organisierten sich u. a. in der „Bewegung Freies Deutschland im Westen“ (BFDW) (in Frankreich gleich: CALPO – Comité „Allemagne libre“ pour l’Ouest; war auch für Belgien und Luxemburg zuständig) oder der M.O.I (Mouvement Ouvriers International).[10][11]


    Bekannte deutsche Mitglieder der Résistance waren beispielsweise Otto Kühne (1943 innerhalb der Résistance zum Oberstleutnant befördert) oder Peter Gingold (gest. 2006). Er und andere ehemalige Widerstandskämpfer waren 1992 führend an der Gründung des gesamtdeutschen Verbands DRAFD e. V. (Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e. V.) beteiligt.[12] Deutsche Résistance-Kämpfer sind in Frankreich geehrt und hoch angesehen; so wurde zum Beispiel Gerhard Leo zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.[13][14]

    Vom Mai 1940 bis zum Frühjahr 1945 bestand in Belgien eine kleine selbstständige österreichische Widerstandsgruppe, die Österreichische Freiheitsfront (ÖFF). In gemeinsamen Aktionen mit der belgischen Résistance wurden Flugblätter und Untergrundzeitungen verteilt und militärische Aktionen durchgeführt.

    Militärangehörige mit Kontakten und als Mitkämpfer der Résistance

    Auch einige Angehörige der deutschen Wehrmacht und Kriegsmarine versuchten Kontakte zur Résistance in Frankreich aufzunehmen oder gar am Widerstand teilzunehmen. Der Obermaat Hans Heisel, der 1940–1944 in dem in Paris ansässigen Marinegruppenkommando West (MGK West) tätig war, bahnte 1941 erste Kontakte zur französischen Résistance an. Der Anlass waren Berichte von einem linken Sozialdemokraten, dessen Bruder von der Gestapo schwer misshandelt worden war, und der Kontakt zur Widerstandskämpferin Thea Saefkow.[15] 1943 trat Heisel der illegalen PCF bei und nahm aktiv an Aktionen der Résistance teil.[16][17]

    Ein weiterer Militärangehöriger der Nachrichtenabteilung des MGK West, der Obergefreite Kurt Hälker[18][19] war als aktiver Résistance-Teilnehmer Gründungsmitglied des CALPO. Hans Heisel begann zusammen mit Kurt Hälker auch innerhalb der in Frankreich stationierten deutschen militärischen Einheiten den Widerstand.

    Der ebenfalls in Paris stationierte Marine-Stabsgefreite Arthur Eberhardt[20] nahm nach seiner Fahnenflucht von der Wehrmacht am Kampf der französischen Résistance teil.

    Das Beispiel des Soldaten Horst Behrendt zeigt, wie „doppelt gefährlich“ allein die Kontaktaufnahme zum Widerstand war. Als Nachrichtensoldat der 371. Infanterie-Division erhielt er einen Befehl, für die sich in den Wäldern der Bretagne neu aufzustellenden Reste der sogenannten Stalingradarmee nach Paris zu fahren, um dort mehrere Kanonen abzuholen. Er sah darin seine Chance, erstmals Kontakt zum Maquis aufzunehmen. Er suchte in Paris die Ehefrau eines ihm seit seiner Lehre bei der Steglitzer Firma Fuess bekannten und befreundeten, nach Berlin verschleppten französischen Zwangsarbeiters auf. Doch bereits an der Wohnungstür der Frau schlugen ihm anfänglich aufgrund seiner Uniform Hass und Misstrauen entgegen. Mithilfe seiner Sprachkenntnisse und der detaillierten Informationen über ihren Ehemann aus Berlin schwanden letztlich die Zweifel der Ehefrau und Horst Behrendt erhielt von mehreren herbeigerufenen Maquis-Angehörigen eine Adresse einer weiteren Widerstandsgruppe in Tours. Doch der Versuch, dorthin zu gelangen, endete bereits in Le Mans mit seiner Verhaftung durch die deutsche Feldgendarmerie. Durch glückliche Umstände und Fürsprachen hatte er als Strafe „nur“ einen mehrtägigen Arrest zu verbüßen. Bei seinem folgenden Einsatz an der Front in der Ukraine gelang es ihm, beim NKFD mitzuarbeiten.[21]

    Nach dem Krieg

    Gedenkstätte in Vassieux en Vercors

    Die Résistance wurde heroisiert. Die Französische Post gab zwischen 1957 und 1961 eine Briefmarkenserie von 23 Marken mit dem Motto Héros de la résistance („Helden der Résistance“) heraus. Jede Marke porträtierte einen Widerständler (20 Männer, 3 Frauen); 22 von ihnen bezahlten den Widerstand mit ihrem Leben. Auf allen Marken standen die Lebensdaten, z. B. „Louis Martin-Bret (1898–1944)“ oder „Gaston Moutardier (1889–1944)“.

    Zur wissenschaftlichen Darstellung der Résistance siehe Peter Lieb, 2007.[22]

    2014 kündigte Frankreichs Staatspräsident François Hollande an, dass die sterblichen Überreste von vier Frauen und Männern aus dem Widerstand, Germaine Tillion, Pierre Brossolette, Geneviève de Gaulle-Anthonioz und Jean Zay am 27. Mai 2015 ins Panthéon umgebettet werden sollen, das ist die höchste posthume Auszeichnung des Staates. Der 27. Mai ist in Frankreich der Nationale Tag der Résistance.

    2019 wurde in Frankreich bei einem Veteranentreffen und nach der Pandemie dann auch in Deutschland bekannt, dass 30 kommunistische Résistance-Kämpfer am 12. Juni 1944 47 deutsche Wehrmachtssoldaten und eine Französin, die der Kollaboration verdächtigt wurde, erschossen und in zwei Massengräbern in einem Waldstück bei Les Verts, einem kleinen Weiler in der Heidelandschaft des Limousin, verscharrten. Edmond Réveil, der, nunmehr 98-jährig, das Verbrechen gestand, nahm damals als Jugendlicher – ohne selbst zu schießen – an der Tat teil.[23]

    Siehe auch

    Personen:

    Literatur

    • Guy Michaud, Alain Kimmel: La Résistance en France occupée pendant la Seconde Guerre mondiale. In: Le nouveau guide France. Hachette, Paris 1990, S. 159; wieder in: Karl Stoppel (Hrsg.): La France. Regards sur un pays voisin. Eine Textsammlung zur Frankreichkunde. (= Fremdsprachentexte). Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-009068-8, S. 228 f.[24]
    • Klaus-Michael Mallmann: Frankreichs fremde Patrioten. Deutsche in der Résistance. In: Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch. Bd. 15, 1997, S. 33–63.
    • Walther Flekl: Résistance. In: Frankreich-Lexikon. Erich Schmidt, Berlin 2005, ISBN 3-503-06184-3, S. 833–836.
    • Jean-François Muracciole: Histoire de la résistance en France. PUF, Que sais-je? Paris 2003.
    • Alain Guérin: La Résistance Chronique illustrée 1930–1950. 5 Bände. Livre Club Diderot, Paris 1972.
    • Jean-Pierre Azéma: Des résistances à la Résistance. In: La France des années noires. T2. Éditions du Seuil, Paris 1993.
    • Pierre Broué, Raymond Vacheron: Meurtres au maquis. Éditions Grasset, Paris 1997.
    • Gilles Perrault: Taupes rouges contre SS. Éd. Messidor, Paris 1986 (Communistes et antifascistes allemands et autrichiens dans la Résistance en France).
    • Éveline u. Yvan Brés: Un maquis d’antifascistes allemands en France (1942–1944). Presses du Languedoc, Max Chaleil Éditeur, Montpellier 1987.
    • Simon Epstein: Un paradoxe français. Antiracistes dans la Collaboration, antisémites dans la Résistance. Albin Michel, Paris 2008, ISBN 978-2-226-17915-9.
    • Christiane Goldenstedt: Les femmes dans la Résistance. In: Annette Kuhn, Valentine Rothe (Hrsg.): Frauen in Geschichte und Gesellschaft. Band 43, Herbolzheim 2006, ISBN 3-8255-0649-5.
    • Christiane Goldenstedt: Motivations et activités des Résistantes. Comparaison France du Nord - France du Sud. In: Robert Vandenbussche (Hrsg.): Femmes et Résistance en Belgique et en zone interdite (1940–1944). Institut de Recherches Historiques du Septentrion, Université Charles -de-Gaulle-Lille 3, Colloque organisé à Bondues 2007, ISBN 978-2-905637-53-6.
    • Florence Hervé: „Wir fühlten uns frei“. Deutsche und französische Frauen im Widerstand. Essen 1997, ISBN 3-88474-536-0.
    • Florence Hervé (Hrsg.): Mit Mut und List. Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg. Papy Rossa, Köln 2020, ISBN 978-3-89438-724-2.
    • Evelyne Morin-Rotureau (dir.): 1939 - 1945: combats de femmes. Françaises et Allemandes, les oubliées de l'histoire. Éditions Autrement, Paris 2001, ISBN 2-7467-0143-X.
    • Pierre Péan: Vies et morts de Jean Moulin. Éditions Fayard, Paris 1998.
    • Dominique Veillon: Les Réseaux de Résistance. In: La France des années noires. T1. le Seuil, 1993.
    • Dominique Veillon, Olivier Wieviorka: La Résistance. In: La France des années noires. T2. Éditions du Seuil, Paris 1993.
    • Ulla Plener: Frauenalltag in der französischen Résistance. In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Heft III/2007.
    • Ulla Plener: Frauen aus Deutschland in der französischen Resistance. 2. Auflage. Berlin 2006.
    • Philippe Bourdrel: L’Épuration sauvage 1944–45. Éd. Perrin, Paris 2002.
    • Gottfried Hamacher u. a.: Gegen Hitler. Deutsche in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“. Kurzbiografien. (= RLS Manuskripte. Nr. 53). 2. Auflage. Karl Dietz, Berlin 2005, ISBN 3-320-02941-X. (PDF, 872 kB)
    • Marieluise Christadler: Résistance – Kollaboration. In: Robert Picht u. a. (Hrsg.): Fremde Freunde. Deutsche und Franzosen vor dem 21. Jahrhundert. Piper, München 2002, ISBN 3-492-03956-1, S. 45–50.
    • Helga Bories-Sawala, Catherine Szczesny, Rolf Sawala: La France occupée et la Résistance. (= Einfach Französisch). Schöningh, Paderborn 2008, ISBN 978-3-14-046262-4.[25]
    • Robert Vandenbussche (Hrsg.): Femmes et Résistance en Belgique et en zone interdite (1940–1944). Institut de Recherches Historiques du Septentrion, Université Charles-de-Gaulle-Lille 3, Colloque organisé à Bondues 2007, ISBN 978-2-905637-53-6.
    • Jacques Lusseyran: Das wiedergefundene Licht. 1966.[26]
    • Matthias Bauer: Die Résistance als Ursprung. Zur Genese privater Verständigungsinitiativen als Wegbereiter der deutsch-französischen Aussöhnung 1940–1949. Universität Augsburg, Mag.-Arb., 2006.[27]
    • Franz-Josef Albersmeier: Erinnern versus Verdrängen und Vergessen. Zur Aufarbeitung der Kollaboration und Résistance-Problematik im französischen Film (1945–1993). In: Wolfgang Drost (Hrsg.), Géraldi Leroy, Jacqueline Magnou, Peter Seibert: Paris sous l’occupation. Paris unter deutscher Besatzung. (= Siegen. Bd. 124, Romanistische Abteilung). Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1995, ISBN 3-8253-0246-6, S. 166–177.
    • Vera Wiedemann: „Mädelarbeit“ an der „stillen Front“? Zur „Travail Anti-Allemand“ deutschsprachiger Emigrantinnen in der französischen Résistance. In: Daniel E.D. Müller, Christoph Studt (Hrsg.): „…und dadurch steht er vor Freisler, als Christ und als gar nichts anderes …“. Christlicher Glaube als Fundament und Handlungsorientierung des Widerstandes gegen das „Dritte Reich“ (= Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944 e.V. Bd. 25). Augsburg 2019, ISBN 978-3-95786-234-1, S. 205–243.

    Graphic Novels

    • Benoît Ers, Vincent Dugomier: Die Kinder der Résistance 1: Erste Aktionen. Aus dem Französischen von Mathias Althaler. Bahoe Books, Wien 2020, ISBN 978-3-903290-32-7.
    • Benoît Ers, Vincent Dugomier: Die Kinder der Résistance 2: Erste Repressionen. Aus dem Französischen von Mathias Althaler. Bahoe Books, Wien 2021, ISBN 978-3-903290-45-7.
    • Benoît Ers, Vincent Dugomier: Die Kinder der Résistance 3: Die beiden Giganten. Aus dem Französischen von Mathias Althaler. Bahoe Books, Wien 2021, ISBN 978-3-903290-58-7.
    • Benoît Ers, Vincent Dugomier: Die Kinder der Résistance 4: Die Eskalation. Aus dem Französischen von Mathias Althaler. Bahoe Books, Wien 2022, ISBN 978-3-903290-66-2.
    • Benoît Ers, Vincent Dugomier: Die Kinder der Résistance 5: Das geteilte Land. Aus dem Französischen von Mathias Althaler. Bahoe Books, Wien 2022, ISBN 978-3-903290-80-8.
    • Benoît Ers, Vincent Dugomier: Die Kinder der Résistance 6: Ungehorsam!. Aus dem Französischen von Mathias Althaler. Bahoe Books, Wien 2023, ISBN 978-3-903478-06-0.

    Weblinks

    Commons: Résistance - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

    Einzelnachweise

    1. Veröffentlichungen der Nederlands-Internetprojekt StIWoT
    2. Veröffentlichungen der Fondation Armée secrète belge Armée secrète
    3. Zu Frauen in der Resistance vgl. Ulla Plener: Frauenalltag in der französischen Résistance. In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Heft III/2007 sowie Ulla Plener: Frauen aus Deutschland in der französischen Résistance. 2. Auflage. Berlin 2006.
    4. Tsilla Hershco: The Jewish Resistance in France during World War II: The Gap between History and Memory. Jerusalem Center for Public Affairs, 1. März 2007, abgerufen am 15. Juni 2015.
    5. Sven Olaf Berggötz: Ernst Jünger und die Geiseln – Die Denkschrift von Ernst Jünger über die Geiselerschießungen in Frankreich 1941/42. (PDF; 2,5 MB). In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 2003, Heft 3.
    6. 6,0 6,1 Matthew Paul Berg, Maria Mesner: After fascism: European case studies in politics, society, and identity since 1945. LIT, Münster 2009, ISBN 978-3-643-50018-2, S. 40.
    7. Michael R. Marrus, Aristide R. Zolberg: The Unwanted. Oxford University Press, Oxford/ New York 1985.
    8. Schweizer in der französischen Résistance In: Zeitblende von Schweizer Radio und Fernsehen vom 9. Mai 2015 (Audio)
    9. Vgl. Ulla Plener: Frauen aus Deutschland in der französischen Résistance. 2. Auflage. Berlin 2006.
    10. Mouvement Ouvrier International(MOI) auch als militär. Arm der Résistance, am Bsp. von Georges Bouquie (franz.) (Memento vom 6. März 2016 im Internet Archive), auf: resistance-ouvriere.com/
    11. Gerhard Leo: Deutsche im französischen Widerstand – ein Weg nach Europa. (Memento vom 27. November 2018 im Internet Archive). Auf drafd.de
    12. Luitwin Bies: Vor 35 Jahren wurde die IEDW gegründet. Geschichtsverfälschungen entgegen wirken (Memento vom 14. März 2017 im Internet Archive). Bei DRAFD e. V. Verband Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e. V.
    13. Gottfried Hamacher. Unter Mitarbeit von André Lohmar: Gegen Hitler – Deutsche in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“: Kurzbiographien. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin. Band 53, ISBN 3-320-02941-X. (PDF (Memento vom 5. Oktober 2007 im Internet Archive), siehe auch im Wiki des DRAFD e. V.)
    14. Für die Partisanen war er „Le Rescapé“. (Memento vom 28. Dezember 2016 im Internet Archive). Auf drafd.org erinnert sich Peter Rau anlässlich des Todes von Gerhard Leo.
    15. Thea Saefkow im DRAFD-Wiki.
    16. Hans Heisel. (Memento vom 18. April 2013 im Webarchiv archive.is) Aussagen von Hans Heisel in der Produktion des Senders Arte Frankreich und die deutsche Besatzungszeit
    17. Hans Heisel im DRAFD-Wiki
    18. Kurt Hälker im DRAFD-Wiki
    19. Abschied von einem Wehrmachtsdeserteur. (Memento vom 13. Dezember 2018 im Internet Archive). In: Junge Welt. 5. März 2010, auf drafd.org, anläßlich des Todes von Kurt Hälker.
    20. Arthur Eberhardt im DRAFD-Wiki
    21. Horst Behrendt im DRAFD-Wiki
    22. Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/1944
    23. Martina Meister, Das Geheimnis des Schmetterlings, In: Welt am Sonntag vom 4. Juni 2023
    24. Mit Auszug aus dem Londoner Appell de Gaulles vom 18. Juni 1940. In Französisch. Insbes. für den Schulunterricht.
    25. Schulbuch. Überwiegend in Französisch, z. T. in Deutsch; mit vielen Abb. und Original-Dok.
    26. Autobiografie eines Blinden, der als 17-Jähriger in die Résistance geht, eine besondere Funktion übernimmt und als Verräter bezeichnet, später das KZ Buchenwald überlebt.
    27. Nicht verlegt. Auch in der Bibliothek des DFI.
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