Lilien

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Lilium auratum virginale
Geöffnete Blüte der Feuer-Lilie (Lilium bulbiferum) mit sechs Perigonblättern in zwei Kreisen.

Lilien (Lat. Lilium) sind eine aus etwa 110 verschiedenen Arten bestehende Gattung aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae). Lilien sind ausdauernde, aufrecht wachsende Zwiebelpflanzen mit meist sehr auffälligen Blüten.

Lilien sind ein häufig gebrauchtes Symbol für Reinheit und Keuschheit. In der Alchemie steht die Lilie für den Mercurius - darauf deutet auch Goethe im Osterspaziergang von Faust I hin:

Da ward ein Roter Leu, ein kühner Freier,
Im lauen Bad der Lilie vermählt
Und beide dann mit offnem Flammenfeuer
Aus einem Brautgemach ins andere gequält.
Erschien darauf mit bunten Farben
Die Junge Königin im Glas,
Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte, wer genas!
                           (Lit.: Goethe, S 38 [1])

Rudolf Steiner erläutert dazu:

"Es ist dies ein technischer Ausdruck der Alchimie: Lilie bedeutet Merkur. Im Sinne der theosophischen Weltanschauung ist Merkur das Sinnbild der Weisheit, welcher der Mensch zustrebt, und Lilie jener Bewußtseinszustand, in dem der Mensch sich befindet, wenn er das Höchste erreicht, sich selbst gefunden hat. Die Vermählung des Männlichen mit dem Weiblichen in der menschlichen Seele ist hier dargestellt. «Im lauen Bad» heißt im Sinne der Alchimie «freigeworden vom Feuer der Begierden». Wir sprechen in der Theosophie von Ahamkara, dem menschlichen Ich- Streben, was das Höchste umfassen will. Dieses zunächst in Selbstheit strebende menschliche Prinzip wird in der Alchimie als Leu dargestellt, der frei geworden von der Selbstheit, von Begierden und Leidenschaften, sich mit der Lilie vereinen darf. Wenn man auch nicht mehr viel wußte im Mittelalter von der wahren Alchimie, so hatte man doch die Bezeichnungen konserviert. Alle höheren Wahrheiten stehen im Ätherglanz vor uns, wenn wir, freigeworden von stürmischen Begierden, von dem Leu der Begierden, die abgekühlt sind im lauen Bad, uns ihnen nahen. Dann kann der Menschengeist die Lilie finden, das Ewig-Weibliche, das uns hinanzieht; er kann die Vereinigung haben mit diesen Wahrheiten der geistigen Welten. Das ist ein Weg, den die Seelen immer gegangen sind, in vollster Klarheit. Mystiker ist derjenige, der Klarheit, Höhe, Reine der Anschauungen anstrebt." (Lit.: GA 053, S. 334)

Siehe auch

Literatur