Karpokrates und Martin Heidegger: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Karpokrates von Alexandria''' war der Gründer der [[Gnostizismus|gnostisch]]-[[Christentum|christlichen]] Gruppe der '''Karpokratianer''', die in Rom nach ihrer dortigen Führerin [[Marcellina]] auch als '''Marcellianer''' bezeichnet wurden<ref>Irenäus von Lyon: ''Contra Haereses'' I 25,6 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel605-5.htm]</ref>. Ob Karpokrates eine historische Person war, ist umstritten. In Bezug auf die Überlieferung durch [[Wikipedia:Celsus (Philosoph)|Celsus]] wird Karpokrates auch mit Harpokrates gleichgesetzt.<ref>Clemens Scholten: Art. ''Karpokrates (Karpokratianer)''. In: ''[[Wikipedia:Reallexikon für Antike und Christentum|Reallexikon für Antike und Christentum]]''. Bd. 20. Hiersemann, Stuttgart 2004, Sp. 175.</ref>
[[Datei:Heidegger 4 (1960) cropped.jpg|mini|left|Martin Heidegger (1960)]]


== Quellen ==
'''Martin Heidegger''' (* 26. September 1889 in [[wikipedia:Meßkirch|Meßkirch]]; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher [[Philosoph]]. Er stand in der Tradition der [[Phänomenologie]] (vor allem [[Edmund Husserl]]s), der [[wikipedia:Lebensphilosophie|Lebensphilosophie]] (besonders [[wikipedia:Wilhelm Dilthey|Wilhelm Dilthey]]s) sowie der Existenzdeutung [[Søren Kierkegaard]]s, die er in einer neuen [[Ontologie]] überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der [[Philosophie|abendländischen Philosophie]] und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.
Informationen über Karpokrates und die Karpokratianer finden sich hauptsächlich bei [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] und [[Wikipedia:Clemens von Alexandria|Clemens von Alexandria]]. Während die Darstellung der Lehren Karpokrates' bei Irenäus wegen seiner Gegnerschaft zum Gnostizismus oft mit Misstrauen angesehen wurde, ist seine grundlegende Glaubwürdigkeit durch die Funde in [[Nag Hammadi]] weitgehend erhärtet worden.<ref>Vgl. Robert McLachlan Wilson: Art. ''Gnosis''. In: ''[[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|Theologische Realenzyklopädie]].'' Bd. 13. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994, S. 542–548.</ref>


Ebenfalls erwähnt wird Karpokrates von den späteren Autoren [[Wikipedia:Tertullian|Tertullian]], [[Wikipedia:Eusebius von Caesarea|Eusebius von Caesarea]]<ref>vgl. Eusebius von Cäsarea: ''Historia Ecclesiastica'' IV 7 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel50-6.htm]</ref>, [[Wikipedia:Theodoret|Theodoret]], und [[Augustinus von Hippo]]. Die meisten dieser Autoren berufen sich aber auf die oben genannten Quellen.
1926 entstand sein erstes Hauptwerk ''[[wikipedia:Sein und Zeit|Sein und Zeit]]'', das die philosophische Richtung der [[wikipedia:Fundamentalontologie|Fundamentalontologie]] begründete (publiziert 1927).


Bei der Auswertung der Quellen ist zu berücksichtigen, dass es sich bei allen Autoren um [[Wikipedia:Kirchenväter|Kirchenväter]] handelt, die dem Gnostizismus sehr ablehnend gegenüberstanden.
Ab Mitte 1930 begann Heidegger mit einer Gesamtinterpretation der abendländischen Philosophiegeschichte. Dazu untersuchte er die Werke bedeutender Philosophen unter phänomenologischen, [[Hermeneutik|hermeneutischen]] und [[Ontologie|ontologischen]] Gesichtspunkten und versuchte so, deren „unbedachte“ Voraussetzungen und [[wikipedia:Vorurteil|Vorurteil]]e freizulegen. Alle bisherigen philosophischen Entwürfe vertraten laut Heidegger eine einseitige Auffassung der Welt&nbsp;– eine Einseitigkeit, die er als Merkmal jeder [[Metaphysik]] ansah.


== Leben ==
Diese ''metaphysische'' Weltauffassung gipfelte aus Heideggers Sicht in der modernen ''[[Technik]]''. Mit diesem Begriff verband er nicht allein, wie sonst üblich, ein neutrales Mittel zum Erreichen von Zwecken. Vielmehr versuchte er zu zeigen, dass mit der Technik auch eine veränderte ''Auffassung'' der Welt einhergehe. So wird nach Heidegger durch die Technik die Erde vornehmlich unter dem Gesichtspunkt der Nutzbarmachung in den Blick gebracht. Wegen ihrer globalen Verbreitung und der damit verbundenen schonungslosen „Vernutzung“ natürlicher Ressourcen sah Heidegger in der Technik eine unabweisbare Gefahr.
Über das Leben des Karpokrates ist so wenig bekannt, dass viele Autoren zweifeln, ob es sich bei ihm um eine historische Person handelt.


Bei Irenäus sind keine Angaben zur Person des Karpokrates zu finden.


Clemens von Alexandria berichtet, dass Karpokrates aus [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]] stamme, dass er mit einer von der Insel [[Wikipedia:Kefalonia|Kefalonia]] gebürtigen Alexandreia verheiratet gewesen sei, und dass er einen Sohn namens [[Epiphanes]] habe, der ebenfalls Führer der Karpokratianer gewesen und mit 17 Jahren gestorben sei.
Der ''[[Technik]]'' stellte er die ''[[Kunst]]'' gegenüber und erarbeitete ab Ende der 1930er Jahre u.&nbsp;a. anhand von [[Friedrich Hölderlin|Hölderlins]] [[Dichtung]]en Alternativen zu einem rein ''technischen'' Weltbezug. In späten Texten ab 1950 widmete er sich verstärkt Fragen der [[Sprache]]. Deren geschichtlich gewachsener Beziehungsreichtum soll metaphysische Einseitigkeiten vermeiden. Heidegger versuchte, den Menschen nicht mehr als Zentrum der Welt zu denken, sondern im Gesamtzusammenhang einer Welt, die er „Geviert“ nannte. Anstatt über die Erde zu herrschen, soll der Mensch in ihr als sterblicher Gast ''wohnen'' und sie ''schonen''.


{{Zitat| 1. Die Anhänger des Karpokrates und des Epiphanes aber fordern, daß die Weiber allen gemeinsam seien. Sie tragen die Schuld an der schlimmsten Lästerung, die sich über den Christennamen ergossen hat.<br>
Eine breite [[wikipedia:Heidegger-Rezeption|Rezeption]] machte Heidegger zu einem der einflussreichsten Philosophen des 20.&nbsp;Jahrhunderts. Gleichwohl ist sein Werk inhaltlich umstritten. Auch [[wikipedia:Heidegger und der Nationalsozialismus|sein nationalsozialistisches Engagement]] ist bis heute Gegenstand kontroverser Debatten.
 
2. Dieser Epiphanes, von dem auch Schriften vorhanden sind, war ein Sohn des Karpokrates und einer Mutter namens Alexandreia; vom Vater her war er ein Alexandriner, von der Mutter her ein Kephallenier; er lebte aber im ganzen nur siebzehn Jahre, und in Same auf Kephallenia wird er als Gott verehrt; dort sind ihm ein Tempel aus großen Steinblöcken, Altäre, heilige Bezirke und ein Museion erbaut und geweiht; und an jedem Neumond versammeln sich die Kephallenier in dem Tempel, feiern den Tag, an dem Ephiphanes unter die Götter aufgenommen wurde, als seinen Geburtstag mit Opfern, gießen ihm Trankopfer aus und schmausen, und Hymnen werden gesungen.<br>
 
3. Er war bei seinem Vater in der allgemeinen Bildung und in der platonischen Philosophie unterrichtet worden und begründete die monadische (auf die einzelnen beschränkte) Gnosis, und auch die Sekte der Karpokratianer geht auf ihn zurück.|Clemens von Alexandria|''Teppiche (Stromateis)'' III 2,5 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel200.htm]}}
 
Die Chronik des [[Wikipedia:Michael der Syrer|Michael Syrus]] datiert Karpokrates auf die erste Hälfte des [[Wikipedia:2. Jahrhundert|2. Jahrhundert]]s.
 
== Lehre ==
Die früheste und ausführlichste Beschreibung über die Lehre des Karpokrates stammt von [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (Adversus haereses I, 25,1-6).
Selbst wenn man seine Existenz als gesichert annimmt, wäre es schwierig, etwas Verläßliches über seine ureigene Lehre zu sagen, da auch Irenäus die Aussagen des Karpokrates nicht von denen seiner Anhänger und Nachfolger trennt.
 
{{Zitat|Karpokrates und seine Schüler lehren, daß die Welt und was in ihr ist von Engeln gemacht sei, die viel niedriger sind als der ungezeugte Vater. Jesus sei Josephs Sohn, ähnlich den übrigen Menschen, nur gerechter als sie; seine Seele sei stark und rein geblieben in der Erinnerung an das, was sie während ihres Aufenthaltes bei dem ungezeugten Vater geschaut habe. Deshalb habe sie von ihm eine Kraft empfangen, so daß sie denen entfliehen konnte, die die Welt gemacht haben. So ging sie durch diese hindurch, wurde in allen befreit und stieg zu ihm empor. Ähnlich gehe es mit den Seelen, die seiner Seele ähnlich sind. Die Seele Jesu wurde in den Lebensgewohnheiten der Juden erzogen, verachtete jedoch diese und empfing deshalb besondere Kräfte, durch die sie die strafbaren Leidenschaften des Menschen überwand.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 25,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel605.htm]}}
 
Viele Karpokratianer verstiegen sich laut Irenäus so weit, zu behaupten, Jesus gleich zu sein, ja sogar ihn übertreffen zu können.
 
{{Zitat|Zaubereien, Beschwörungen, Liebestränke und -feiern, Gespenstererscheinungen und Traumgeister und die andern schwarzen Künste treiben sie gleichfalls, indem sie sagen, sie hätten die Macht, über die Fürsten und Schöpfer dieser Welt zu herrschen und darüber hinaus über alle Geschöpfe in der Welt. Wahrlich, der Teufel hat sie wie die Heiden zur Lästerung des heiligen Namens der Kirche ausgesandt, damit die Menschen ihre Ohren abwenden von der Verkündigung der Wahrheit, wenn sie ihre verschiedenen Lehrweisen vernehmen und meinen, wir alle seien von jener Art...|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 25,3 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel605-2.htm]}}
 
Auch hätten die Karokratianern die [[Reinkarnation]] gelehrt:
 
{{Zitat|Das habe Jesus mit dem Gleichnis angedeutet: „Wenn du mit deinem Gegner auf dem Wege bist, gib dir Mühe, von ihm frei zu werden, damit er dich nicht etwa dem Richter übergebe und der Richter dem Diener und er dich in den Kerker werfe. Wahrlich, ich sage dir, du wirst von da nicht herauskommen, bis du den letzten Heller bezahlt hast“<ref>Vgl. {{B|Lk|12|58-59}}</ref> . Der Gegner, das sei einer von den Engeln der Welt, den sie den Teufel nennen, der dazu geschaffen ist, daß er die verlorenen Seelen aus der Welt zum Fürsten führe, dem ersten von den Engeln, die die Welt gemacht haben. Der übergebe solche Seelen einem andern Engel, der ihm dient, damit er sie in andere Körper einschließe, denn ein Kerker sei der Körper. Und das Wort: „Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Heller bezahlt hast“ bedeute, daß er von der Macht der Engel, die die Welt gemacht haben, nicht loskommen werde. Vielmehr werde er in andere Körper versetzt, bis er jede Tat verübt hat, die es in der Welt gibt, und erst wenn daran gar nichts mehr fehlt, dann sei die Seele frei und ledig für jenen Gott, der über den Fürsten der Welt steht. So würden also die Seelen erlöst und befreit, indem sie entweder gleich von vornherein beim erstenmal sich in allen Handlungen betätigt hätten, oder indem sie von Körper zu Körper wandernd und in jede Art des Lebens versenkt, ihre Schuld abgetragen und erfüllt hätten. Dann brauchten sie nicht mehr in einem Körper zu weilen.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 25,4 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel605-3.htm]}}
 
== Karpokratianer ==
Nach Origenes wurde die Lehre der Karpokratianer in der Zeit von Bischof [[Wikipedia:Anicetus|Anicetus]] (ca. 154-166) von einer Frau namens Marcellina nach Rom gebracht, die auch in Rom die Führerin der Karpokratianer gewesen sei. Irenäus berichtet, dass diese Gruppe nach ihrer Führerin auch Marcellianer genannt würden und dass sie sich als Gnostiker bezeichneten.
 
Die Karpokratianer in Alexandria sind vermutlich 202 während der [[Wikipedia:Christenverfolgungen im Römischen Reich|Christenverfolgung]] unter [[Wikipedia:Septimius Severus|Septimius Severus]] vernichtet worden.<ref>Caspar Detlef Gustav Müller: Art. ''Alexandrien I''. In: ''[[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|Theologische Realenzyklopädie]].'' Bd. 2. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1978, S. 253.</ref>
 
== Quellen ==
* Irenaeus: ''Adversus haereses'' I, 25,1-6 ([http://gbgm-umc.org/umw/bible/carpocra.stm englisch online]).
* Clemens von Alexandria: ''Stromata'' iii.ii ([http://www.earlychristianwritings.com/text/clement-stromata-book3-english.html englisch online]).


== Literatur ==
== Literatur ==
* Heinz Kraft: ''Gab es einen Gnostiker Karpokrates?'' In: ''Theologische Zeitschrift''. Nr. 8. Reinhardt, Basel 1952, S. 434–443.
*Otto Jachmann: ''Denken wird Wahrnehmung. Die Philosophie von Brentano, Husserl, Heidegger und Derrida und die Anthroposophie''. Verlag Ch. Möllmann 2009
* {{BBKL|k/Karpokrates|band=3|spalten=1181-1183|autor=Hans-Udo Rosenbaum|artikel=Karpokrates}}
*Steffen Hartmann: ''Heideggers Sein und Zeit und das Problem postanthroposophischer Philosophie'', in: Der Europäer Jg. 11 Nr. 2/3 Dez./Jan. 2006/2007, [http://www.perseus.ch/wp-content/uploads/2012/02/Heideggers_Sein_und_Zeit.pdf PDF]
* Clemens Scholten: Art. ''Karpokrates (Karpokratianer)''. In: ''[[Wikipedia:Reallexikon für Antike und Christentum|Reallexikon für Antike und Christentum]]''. Bd. 20. Hiersemann, Stuttgart 2004, Sp. 173–186.
*Helene Cichy: ''Der 'andere Anfang' in der Geschichte des Seins. Wege zu einem anderen Denken bei Martin Heidegger und Rudolf Steiner'', Königshausen und Neumann, Würzburg 2001, ISBN 978-3-8260-1953-1


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.ccel.org/s/schaff/encyc/encyc02/htm/iv.vi.cxxxv.htm Carpocrates and the Carpocratians] (New Schaff-Herzog Encyclopedia)
* [http://www.dacb.org/stories/egypt/carpocrates_.html Clyde Curry Smith: ''Carpocrates'' in Dictionary of African Christian Biography]
== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=|VIAF=283223887}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie7e2.html Projekt Heidegger] Website


[[Kategorie:Gnosis]]
[[Kategorie: Philosoph]]
[[Kategorie:Gnostiker]]
[[Kategorie: Philosoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Geboren im 1. oder 2. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Gestorben im 2. oder 3. Jahrhundert]]
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{{Personendaten
|NAME=Karpokrates
|ALTERNATIVNAMEN=Karpokrates von Alexandria (vollständiger Name)
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Version vom 23. Juli 2017, 11:52 Uhr

Martin Heidegger (1960)

Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Philosoph. Er stand in der Tradition der Phänomenologie (vor allem Edmund Husserls), der Lebensphilosophie (besonders Wilhelm Diltheys) sowie der Existenzdeutung Søren Kierkegaards, die er in einer neuen Ontologie überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der abendländischen Philosophie und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.

1926 entstand sein erstes Hauptwerk Sein und Zeit, das die philosophische Richtung der Fundamentalontologie begründete (publiziert 1927).

Ab Mitte 1930 begann Heidegger mit einer Gesamtinterpretation der abendländischen Philosophiegeschichte. Dazu untersuchte er die Werke bedeutender Philosophen unter phänomenologischen, hermeneutischen und ontologischen Gesichtspunkten und versuchte so, deren „unbedachte“ Voraussetzungen und Vorurteile freizulegen. Alle bisherigen philosophischen Entwürfe vertraten laut Heidegger eine einseitige Auffassung der Welt – eine Einseitigkeit, die er als Merkmal jeder Metaphysik ansah.

Diese metaphysische Weltauffassung gipfelte aus Heideggers Sicht in der modernen Technik. Mit diesem Begriff verband er nicht allein, wie sonst üblich, ein neutrales Mittel zum Erreichen von Zwecken. Vielmehr versuchte er zu zeigen, dass mit der Technik auch eine veränderte Auffassung der Welt einhergehe. So wird nach Heidegger durch die Technik die Erde vornehmlich unter dem Gesichtspunkt der Nutzbarmachung in den Blick gebracht. Wegen ihrer globalen Verbreitung und der damit verbundenen schonungslosen „Vernutzung“ natürlicher Ressourcen sah Heidegger in der Technik eine unabweisbare Gefahr.


Der Technik stellte er die Kunst gegenüber und erarbeitete ab Ende der 1930er Jahre u. a. anhand von Hölderlins Dichtungen Alternativen zu einem rein technischen Weltbezug. In späten Texten ab 1950 widmete er sich verstärkt Fragen der Sprache. Deren geschichtlich gewachsener Beziehungsreichtum soll metaphysische Einseitigkeiten vermeiden. Heidegger versuchte, den Menschen nicht mehr als Zentrum der Welt zu denken, sondern im Gesamtzusammenhang einer Welt, die er „Geviert“ nannte. Anstatt über die Erde zu herrschen, soll der Mensch in ihr als sterblicher Gast wohnen und sie schonen.

Eine breite Rezeption machte Heidegger zu einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl ist sein Werk inhaltlich umstritten. Auch sein nationalsozialistisches Engagement ist bis heute Gegenstand kontroverser Debatten.

Literatur

  • Otto Jachmann: Denken wird Wahrnehmung. Die Philosophie von Brentano, Husserl, Heidegger und Derrida und die Anthroposophie. Verlag Ch. Möllmann 2009
  • Steffen Hartmann: Heideggers Sein und Zeit und das Problem postanthroposophischer Philosophie, in: Der Europäer Jg. 11 Nr. 2/3 Dez./Jan. 2006/2007, PDF
  • Helene Cichy: Der 'andere Anfang' in der Geschichte des Seins. Wege zu einem anderen Denken bei Martin Heidegger und Rudolf Steiner, Königshausen und Neumann, Würzburg 2001, ISBN 978-3-8260-1953-1

Weblinks


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