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| Als '''Konstruktion''' (von [[lat.]] ''construere'' „zusammenbauen, zusammenschichten“, aus ''con'' „zusammen“ und ''struere'' „aufbauen, schichten“) wird ganz allgemein der [[Gedanke|gedanklich]] Aufbau einer [[Sache]] bzw. eines Gedankengebäudes bezeichnet. Begriffe werden durch innerliches '''Konstruieren''' gebildet.
| | #WEITERLEITUNG [[Kind#Das 1. Lebensjahrsiebent (0 - 7 Jahre)]] |
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| {{GZ|Die Vorstellung steht mit der
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| äußeren Wahrnehmung in Verbindung, der Begriff ist entstanden
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| durch inneres Konstruieren. Immer haben die Menschen so innerlich
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| konstruiert, die wirklich logisch dachten. So hat ''Kepler'', als er
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| seine Gesetze aufstellte, diese innerlich konstruiert, und er fand sie
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| dann in Harmonie mit der äußeren Wirklichkeit.
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| Der Begriff ist also nichts anderes als ein Gedankenbild, er hat seine
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| Genesis, seinen Ursprung im Gedanken. Eine äußere Illustration
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| ist nur eine Krücke, ein Hilfsmittel, um den Begriff anschaulich zu
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| machen. Nicht durch äußere Wahrnehmung wird der Begriff gewonnen,
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| er lebt zunächst nur in der reinen Innerlichkeit.
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| Unsere heutige Geisteskultur ist in ihrem Denken eigentlich -
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| außer in der Mathematik - noch nicht über das bloße Vorstellen
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| hinausgekommen. Für den Geistesforscher ist es manchmal grotesk
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| zu sehen, wie wenig die Menschen hinausgekommen sind über das
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| bloße Vorstellen. Die Menschen glauben meistens, der Begriff stamme
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| aus der Vorstellung und sei nur blasser, weniger inhaltsvoll als
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| diese. Sie glauben zum Beispiel zum Begriff des Pferdes zu gelangen,
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| indem sie nacheinander große, kleine, braune, weiße und schwarze
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| Pferde in ihrer Wahrnehmung auftauchen sehen; und nun nehme
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| ich mir - so urteilen die Menschen weiter - aus der Wahrnehmung
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| dieser verschiedenen Pferde das allen Pferden Gemeinsame heraus
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| und lasse das Trennende weg, und so gewinne ich den Begriff des
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| Pferdes. - Man bekommt so aber nur eine abstrakte Vorstellung,
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| niemals aber gelangt man so im strengen Sinne des Wortes zu dem
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| Begriff des Pferdes. Ebensowenig kommt man zu einem Begriff
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| des Dreiecks, wenn mann alle Arten von Dreiecken nimmt, das
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| Gemeinsame nimmt und das Trennende wegläßt. Zu einem Begriff
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| des Dreiecks kommt man nur, wenn man sich innerlich konstruiert
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| die Figur dreier sich schneidender Linien. Mit diesem innerlich
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| konstruierten Begriff treten wir an das äußere Dreieck heran und
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| finden es dann mit dem innerlich konstruierten Bilde harmonierend.
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| Nur in bezug auf mathematische Dinge können die Menschen
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| unserer heutigen Kultur sich aufschwingen zum Begriff. Zum Beispiel
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| beweist man durch innerliche Konstruktion, daß die Winkelsumme
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| im Dreieck gleich hundertachtzig Grad ist. Wenn aber einmal
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| jemand anfängt, Begriffe auch anderer Dinge innerlich zu konstruieren,
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| so erkennt ein großer Teil unserer Philosophen das gar
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| nicht an. ''Goethe'' hat die Begriffe «Urpflanze», «Urtier» durch inneres
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| Konstruieren geschaffen; nicht das Verschiedene wurde nur weggelassen,
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| das Gleiche festgehalten, - wie vorhin am Beispiel des Pferdes
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| gesagt. Die Urpflanze und das Urtier sind solche innerliche Geisteskonstruktionen.
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| Aber wie wenige erkennen das heute an. Erst
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| wenn man durch innerliche Konstruktion sich den Begriff des Pferdes,
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| der Pflanze, des Dreiecks und so weiter aufbauen kann, und
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| wenn dies sich mit der äußeren Wahrnehmung deckt, erst dann
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| kommt man zum Begriff einer Sache. Die meisten Menschen wissen
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| heute kaum mehr, worum es sich handelt, wenn man von begrifflichem
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| Denken spricht.
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| Nehmen wir einmal nicht mathematische Begriffe, und nehmen
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| wir auch nicht Goethes Organik, wo er in wahrhaft grandioser Weise
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| Begriffe geschaffen hat, sondern nehmen wir einmal den Begriff der
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| Tugend. Man kann ja eine blasse allgemeine Vorstellung von der Tugend
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| haben. Will man aber zu einem Begriffe der Tugend kommen,
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| so muß man innerlich konstruieren, und man muß zu Hilfe nehmen
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| den Begriff der Individualität. Man muß den Begriff der Tugend so
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| konstruieren, wie man den Begriff des Kreises konstruiert. Es ist einige
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| Mühe dazu notwendig, und es müssen verschiedene Elemente zusammengetragen
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| werden, aber es ist ebenso möglich, wie das Konstruieren
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| von mathematischen Begriffen. Die Moralphilosophen haben
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| stets versucht, einen sinnlichkeitsfreien Begriff der Tugend zu geben.
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| Es hat vor einiger Zeit einen Philosophen gegeben, der sich einen
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| sinnlichkeitsfreien Begriff der Tugend nicht vorstellen konnte, und
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| der diejenigen für Phantasten hielt, die derartiges behaupteten. Er erklärte,
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| wenn er an die Tugend denke, so stelle er sich die Tugend vor
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| als eine schöne Frau. Er trug also noch Sinnliches in den un-sinnlichen
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| Begriff hinein. Und weil er sich keinen sinnlichkeitsfreien Begriff
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| der Tugend vorstellen konnte, sprach er dies auch anderen ab.
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| Vertiefen Sie sich in die Ethik von Herbart, so finden Sie, daß bei
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| ihm «Wohlwollen» und «Freiheit», diese ethischen Begriffe, nicht
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| dadurch gebildet sind, daß man das Gemeinsame nimmt und das
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| Trennende wegläßt, sondern er sagt zum Beispiel, das Wohlwollen
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| umfasse das Verhältnis zwischen den eigenen Willensimpulsen und
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| den vorgestellten Willensimpulsen einer anderen Person. - Er gibt
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| also eine reine Begriffsbestimmung. So könnte man die ganze Moral
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| durch reine Begriffe aufbauen wie die Mathematik, und wie es Goethe
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| mit seiner Organik versuchte. Die allgemeine Vorstellung von
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| der Tugend darf also nicht verwechselt werden mit dem Begriff der
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| Tugend. Zu dem Begriff kommen die Menschen nach und nach auf
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| dem Wege innerlicher Konstruktion.|108|200ff}}
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| Im engeren Sinn meint Konstruktion:
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| * In der [[Geometrie]] das [[Zeichnen]] einer [[Geometrische Figur|geometrischen Figur]].
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| * In der [[Architektur]] und [[Technik]] der Entwurf, die Planung und der Aufbau einer greifbaren Sachen bzw. die so gefertigte, zumeist aus passend vorgefertigten [[Teil]]en zusammengesetzte Sache selbst.
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| * In der [[Sprachwissenschaft]] bzw. [[Grammatik]] die Zusammensetzung von [[Wörter]]n, [[Phrase]]n und [[Satz|Sätzen]] entsprechend der [[Syntax]] der jeweiligen [[Sprache]].
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| == Literatur ==
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| * Rudolf Steiner: ''Die Beantwortung von Welt- und Lebensfragen durch Anthroposophie'', [[GA 108]] (1986), ISBN 3-7274-1081-7 {{Vorträge|108}}
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| {{GA}}
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| [[Kategorie:Denken]] [[Kategorie:Mathematik]] [[Kategorie:Geometrie]] [[Kategorie:Architektur]] [[Kategorie:Technik]]
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