Georges Gurdjieff und Franziska Steiner: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Georges I. Gurdjieff''' ({{ruS|Георгий Иванович Гюрджиев}}, Transkription ''Georgi Iwanowitsch Gjurdschijew,'' wiss. Transliteration ''Georgij Ivanovič Gjurdžiev;'' vermutlich * [[1866]]<ref>[http://www.gurdjieff.org/chronology.htm Chronologie von James Moore auf gurdjieff.org]</ref> in Alexandropol, Russisches Kaiserreich; † [[29. Oktober]] [[1949]] in [[Paris]]) war ein griechisch-armenischer [[Esoterik]]er, [[Schriftsteller]], [[Choreographie|Choreograph]] und [[Komponist]], der zunächst in [[Russland]] und später in [[Frankreich]] wirkte. Bekannt wurde er als Lehrer des sog. [[Vierter Weg|Vierten Weges]] und Begründer einer weltweiten und verzweigten Anhängerschaft.
'''Franziska Steiner''' (* [[8. Mai]] [[1834]] als ''Franziska Blie'' in [[w:Bezirk Horn|Horn]], damals [[Kaisertum Österreich]]; † [[24. Dezember]] [[1918]] in Horn) war die Mutter [[Rudolf Steiner]]s und stammte aus dem [[w:Niederösterreich|niederösterreichischen]] [[w:Waldviertel|Waldviertel]].  


== Leben ==
[[1860]] erfolgte die Heirat mit [[Johann Steiner]] (1829-1910), der ebenfalls aus dem Waldviertel stammte. Johann Steiner war zunächst als Förster und Jäger in Diensten des [[Wikipedia:Horn (Niederösterreich)|Horner]] Reichsgrafen [[Wikipedia:Hoyos (Adelsgeschlecht)|Hoyos]] (eines Sohns von Graf [[Wikipedia:Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein|Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein]]) tätig. Als dieser ihm die Zustimmung zur Hochzeit verweigerte, quittierte Johann Steiner, der ein ausgesprochener [[Freigeist]] war, den Dienst und fand eine Anstellung als Bahntelegrafist bei der [[Wikipedia:Österreichische Südbahn|österreichischen Südbahn]]. Zusammen mit seiner Gattin Franziska übersiedelte er nach [[Donji Kraljevec|Kraljevec]], wo Rudolf Steiner am [[25. Februar|25.]] oder [[27. Februar|27. Februar]]<ref>In den offiziellen Dokumenten wurde, wie damals üblich, der 27. Februar angegeben, das Taufdatum. In einer handschriftlichen Aufzeichnung Steiners steht: ''„Meine Geburt fällt auf den 25. Februar 1861. Zwei Tage später wurde ich getauft.“'' (erstmals dokumentiert in Beiträge zur Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe, Heft 49/50). Gemäß im Jahr 2009 aufgetauchten neuen  Dokumenten ist der 27. Februar der Geburtstag und auch als solcher in den Taufschein eingetragen. Das meint jedenfalls Günter Aschoff (vgl. "Rudolf Steiners Geburtstag am 27. Februar 1861 - Neue Dokumente, in: Das Goetheanum, Nr. 9/2009, S. 3ff ([http://www.dasgoetheanum.ch/fileadmin/wochenschrift/downloads/Forschungsbericht_Aschoff.pdf PDF]). Laut Aschoff sei Steiner zeitweise selbst fälschlicherweise davon ausgegangen, dass er am 25. Februar geboren worden sei. Endgültig geklärt ist die Geburtstagsfrage damit aber nicht. Auch Aschoff schließt sehr vorsichtig mit der Aussage: „All dies und ebenso das, was Rudolf Steiner in Vorträgen gesagt und selbst veröffentlicht hat, weist auf den 27. Februar 1861 als sein Geburtsdatum hin“. Dem englischen [[Astrologe]]n und Theosophen [[Alan Leo]] hat Steiner vermutlich während des [[Münchner Kongress 1907|Münchner Kongresses 1907]] auf dessen Frage als Geburtsstunde 23:15h gennannt. Alan Leo erstellte nach diesen Angaben das [[Geburtshoroskop Rudolf Steiners]], das in dessen [https://archive.org/details/artofsynthesis00leoa The Art of Synthesis] (1908 schon in 2. Auflage erschienen) veröffentlicht wurde ([http://www.odysseetheater.com/jump.php?url=http://www.odysseetheater.com/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Rudolf_Steiner_Geburtshoroskop_(Alan_Leo).pdf PDF]).</ref><ref>[[Rudolf Steiners Geburtshoroskop]] für den 27. Februar erstellte auch der Astrologe [http://www.handlesen.de/index.php/de/vita Manfred Magg]: [http://www.handlesen.de/index.php/de/handlesen/handlesen-analysen#AnkerSteiner Rudolf Steiner - Geburtshoroskop]. Magg weist dabei insbesondere auf wesentlichen Unterschiede in Hinblick auf die Mondstellung hin. Geht man von einer Geburt am 27. aus, steht der [[Mond]] im [[Tierkreiszeichen]] [[Waage (Tierkreiszeichen)|Waage]], was plausibel erscheint ([http://anthrowiki.at/images/4/42/Rudolf_Steiner_Geburtshoroskop_27.2.1861.pdf PDF]).</ref><ref>Einen wesentlich anderen Sachverhalt stellt Judith von Halle in ihrem Werk "Rudolf Steiner - Meister der weissen Loge. Zur okkulten Biographie" dar. Demnach wurde das Geburtsdatum damals absichtlich gefälscht und somit ist der 25. Februar 1861 Rudolf Steiners wahrer Geburtstag.
=== Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen ===
Judith von Halle schreibt in ihrem Buch: “Rudolf Steiner - Meister der weißen Loge“, ab S. 108 : "Es ist von großer Bedeutung, dass die Lebensdaten korrekt wiedergegeben werden, mit denen der Mensch ins Erdendasein tritt. Dies können wir auch einsehen anhand eines historischen Beispiels, welches nun allen bekannt sein dürfte. Wie tragisch sich die Verfälschung oder mutwillige Unterschlagung der wahren Lebensdaten gerade bei einer hoch entwickelten Individualität - nicht nur für deren persönliches Schicksal, sondern auch für das Schicksal ganzer Völkergemeinschaften, in dem Falle für diejenigen Europas - auswirken kann, zeigt sich an keinem anderen Menschen so deutlich wie an jenem, den man schließlich Kaspar Hauser nannte. So wie bei Kaspar Hauser geschehen war, sollte auch das Karma Rudolf Steiners in andere Bahnen gelenkt werden. …....... Drei oder vier Tage nach der Geburt des Knaben Rudolf Steiner nahm ein anderer Erfüllungsgehilfe derselben Macht die besagten falschen Einträge in das Geburtsregister vor, wodurch das Schicksal des Knaben in andere Bahnen gelenkt werden sollte ….. Wir sehen also, die schwarzen Logen sind sich durchaus darüber bewusst: Es ist möglich, zu verhindern, dass ein Meister seine Wirksamkeit entfaltet auf der Erde dadurch, dass man das Gefäß in welches er einziehen will, beschädigt oder zerstört. …....... So hatte der kleine Rudolf eines Tages eine bewegende innere Schau auf dasjenige, was sich kurz nach seiner Geburt zugetragen hatte: Vor seinem inneren Auge enthüllte sich die Verfälschung seiner Lebensdaten, die durch den Eintrag in das Geburtsregister herbei geführt worden war. ….... Im Juli 1879 – das ist der Beginn des Michael-Zeitalters – nur fünf Tage nach Erhalt seines Matura-Zertifikates.............er ist mittlerweile achtzehn Jahre alt und hat durch die Matura eine gewisse Rechtskraft erhalten.......verlangt er eine Auszugs-Abschrift aus dem Geburtsregister, einen sogenannten Taufschein; einen solchen benötigt er für seine Immatrikulation in Wien. Bei dieser Gelegenheit bestand Rudolf Steiner auf die Korrektur der Einträge beziehungsweise auf einen wahrheitsgemäßen Eintrag seiner Lebensdaten auf der gewünschten Auszugs-Kopie, dem Taufschein. Es muss ein ungeheuerlicher Kraftakt für den jungen Rudolf Steiner gewesen sein, mit dem immer noch dort tätigen Schreibdiener, jenem Diener der schwarzen Loge, um die Korrektur seiner Lebensdaten zu ringen. Es ist der außergewöhnlichen Ich-Kraft des jungen Rudolf Steiner zuzuschreiben, dass es ihm schließlich gelang, die Korrektur seines ersten Vornamens durchzusetzen. …........ Doch gelang es Rudolf Steiner nicht, auch die Korrektur seines Geburtsdatums zu erwirken. … Dass der 25. Februar nicht auch als der amtlich bezeugte Geburtstag Rudolf Steiners eingetragen wurde, ist alles andere als eine Lappalie – es ist in Wahrheit eine Katastrophe, die in ihrer Tragweite bislang wohl nur von wenigen Menschen erkannt wird und die sich in ihren Konsequenzen bis in unsere Zeit hinein gezogen hat. Denn seit jenem Juli-Tag im Jahre 1879 und erst recht als Begründer der Geisteswissenschaft, war er aufgrund dieses Eintrags dazu verpflichtet - man müsste eigentlich sogar sagen “verdammt“ - fortan zeitlebens selbst das falsche Geburtsdatum anzugeben. << Ein weiteres Indiz ist folgender Auszug aus dem Brief von Eugenie von Bredow, datiert auf den 25. Februar 1921 (in ihren Räumlichkeiten hatte Steiner 1906 über Richard Wagners “Parsifal“ vorgetragen!) : >> Heute an dem Tage, der eigentlich der Tag der Geburt in dieser Verkörperung Ihrer Individualität gewesen sein soll, während wir bis dahin immer den 27. Februar dafür ansahen, möchte ich Ihnen in treuem Gedenken die wärmsten Wünsche für Ihr Wohlergehen aussprechen.>>"</ref><ref>Der amerikanischen Astrologe Christopher A. Weidner erstellte ein Geburtshoroskop Rudolf Steiners für den 25.02.1861, 23:15 MEZ → [[Rudolf Steiner Geburtshoroskop 25.02.1861]]</ref><ref>Vgl. auch Thomas Meyers Argumentation für den 27. Februar im Europäer, Jg.15, Nr. 11 (Sept. 2011), S. 7-9, PDF:[http://www.perseus.ch/wp-content/uploads/2012/03/Rudolf-Steiners-wahrer-Geburtstag.pdf]</ref> [[1861]] geboren wurde.


Gurdjieff kam im griechischen Viertel der zum zaristischen Russland gehörigen Stadt Alexandropol (heute [[Gjumri]], Armenien) zur Welt. Die in seinen Pässen aufgeführten Geburtsdaten reichen vom 1. Januar 1864 bis zum 28. Dezember 1877.<ref>James Moore: ''Georg Iwanowitsch Gurdjieff.'' Scherz, 1992, ISBN 3-502-18450-X, S. 351 f. Siehe auch Gary Lachman: {{Webarchiv|url=http://digitalseance.wordpress.com/2007/05/12/in-search-of-p-d-ouspensky/|text=''In Search of P. D. Ouspensky,'' Kap. 6.|archive-is=20120710060159}}</ref> Sein Vater, ''Ioannis Georgiadis'' ({{elS|Ιωάννης Γεωργιάδης}}) war ein wohlhabender Viehbesitzer und wirkte als ''Aschoch'' ([[Barde]]), seine Mutter war Armenierin. Der Familienname wurde im [[Armenische Sprache|Armenischen]] als ''Gjurdschjan'' ({{lang|hy|Գյուրջյան}}) wiedergegeben, woraus im Russischen ''Gjurdschijew'' ([[Französische Sprache|französisch]] transkribiert ''Gurdjieff'') wurde. Nachdem die Herden der Familie an einer Seuche zugrunde gingen (vermutlich 1872/73), eröffnete der verarmte Vater einen Holzhandel, mit dem er jedoch 1877 scheiterte. Er wurde daraufhin Tischler und zog 1878 mit Georg(ios) und dessen vier jüngeren Geschwistern in das gerade vom Zarenreich eroberte [[Kars]] in der Türkei.
[[1862]] zog die Familie nach [[Wikipedia:Mödling|Mödling]], ein Jahr später nach [[Wikipedia:Pottschach|Pottschach]], wo die beiden jüngeren Geschwister Rudolf Steiners geboren wurden: Leopoldine (1864–1927), die als Näherin bis zu deren Tod bei den Eltern wohnte, und Gustav (1866–1941), der gehörlos geboren wurde und zeitlebens auf fremde Hilfe angewiesen war.


1883 zog Gurdjieff nach [[Tiflis]]. Auf der Suche nach Orten verborgener [[Esoterik|esoterischer]] Traditionen, deren Spuren er seit seiner frühen Jugend meinte erkennen zu können, reiste er jahrzehntelang durch [[Zentralasien]], Nordafrika und Europa. In seinem teils autobiographischen, teils wohl [[Allegorie|allegorischen]] Werk ''Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen'' beschreibt er die Erfahrungen, die er und eine Gruppe Gleichgesinnter, die „Sucher der Wahrheit“, dabei angeblich machten. 1908 ließ er sich in [[Taschkent]] nieder, wo er begann, in der Öffentlichkeit zu wirken. Ab 1912 leitete er in [[Moskau]] und [[Sankt Petersburg]] Studiengruppen, deren Teilnehmer ein umfangreiches esoterisches Wissen in täglichen Übungen anwenden sollten, um so zu einer „voll- und eigenständigen Entwicklung ihres menschlichen Potenzials“ zu gelangen. 1915 stieß sein bekanntester Schüler [[P. D. Ouspensky]] zu ihm, der bald darauf als Erster über Gurdjieffs System zu publizieren begann.
[[1869]] übersiedelte die Familie nach nach [[Wikipedia:Neudörfl|Neudörfl]], wo Rudolf Steiner zunächst die örtliche Dorfschule und anschließend das Realgymnasium in [[Wikipedia:Wiener Neustadt|Wiener Neustadt]] besuchte und [[1879]] die [[w:Matura|Matura]] ablegte. Ab Herbst 1879 studierte Rudolf Steiner an der [[w:Technische Universität Wien|Technischen Hochschule Wien]] Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Von [[1882]] bis [[1887]] lebte die Familie Steiners in [[Brunn am Gebirge]]. Im sogenannten ''Gliedererhof'', der in den 1960er Jahren aufwändig renoviert wurde, ist heute eine [[Rudolf Steiner Gedenkstätte Brunn am Gebirge|Rudolf Steiner Gedenkstätte]] eingerichtet. Rudolf Steiner schrieb hier während seiner Studentenzeit an den [[Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften]] für [[Wikipedia:Joseph Kürschner|Joseph Kürschner]]s ''National-Literatur'' sowie die [[Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung]].


Um der [[Oktoberrevolution]] und deren Folgen zu entkommen, zogen Gurdjieff und seine Studenten über den [[Kaukasus]] nach Tiflis, wo er im September 1919 ein erstes ''Institut'' eröffnete. Aufgrund der Situation in Tiflis hatte dieses nur sieben Monate Bestand, und eine deutlich verkleinerte Gruppe folgte Gurdjieff 1920 nach [[Istanbul|Konstantinopel]]. Im Dezember 1920 erhielt Gurdjieff eine Einladung von [[Émile Jaques-Dalcroze]], sich in der Gartenstadt [[Hellerau]] bei [[Dresden]] niederzulassen, wo dieser eine Bildungsanstalt für [[Rhythmische Erziehung#MJD|Rhythmische Gymnastik]] betrieb. Gurdjieff nahm das Angebot an und machte sich 1921 auf den Weg nach Deutschland. Er fuhr mit einer kleinen Gruppe Vertrauter per Eisenbahn nach [[Berlin]] und ließ sich Ende August zunächst im heutigen Berliner Ortsteil [[Berlin-Schmargendorf|Schmargendorf]] nieder. Im November des gleichen Jahres hielt er erste Lesungen in Berlin. Allerdings scheiterte das Vorhaben, sein Institut in Hellerau zu eröffnen, nach langwierigen Verhandlungen mit einer Zivilklage, die Gurdjieff im Juni 1922 verlor.
Nach der Pensionierung von Johann Steiner zog Franziska Steiner mit ihrem Gatten und den beiden Geschwistern Rudolf Steiners wieder nach Horn ins Waldviertel. Rudolf Steiner blieb mit seiner Mutter stets in einem liebevollen gemüthaften Verhältnis verbunden.  
 
=== Institut für die harmonische Entwicklung des Menschen ===
 
Nach weiteren kurzen Stationen in London und Südengland ging Gurdjieff nach Frankreich und eröffnete am 1. Oktober 1922 das ''[[Institut für die harmonische Entwicklung des Menschen]]'' im Schloss [[Prieuré des Basses Loges]] bei Paris. Dort zog er schnell eine illustre Schülerschaft internationaler Künstler und Intellektueller an (darunter [[Frank Lloyd Wright]], [[Katherine Mansfield]] und [[Alfred Richard Orage]]) und lehrte, unter anderem, seine 'Heiligen Tänze‘ oder ‚Movements‘. Zu gewissen Anlässen ließ er diese öffentlich aufführen, so in der ''Prieuré'', 1923 im [[Théâtre des Champs-Elysées]] in Paris sowie bei einer ersten Reise nach Amerika im Frühjahr 1924. Bis 1939 folgten sieben weitere Amerika-Reisen, eine letzte im Winter 1948/1949.
 
Da das Institut in einem großen Wald lag, wurde vom [[Boulevardzeitung|Boulevard]], der die schillernden Geschichten um seine Bewohner und Studenten aufgriff, der Ausdruck ''Waldphilosophen'' geprägt.
 
Nach der Rückkehr von der ersten Amerika-Reise war Gurdjieff im Sommer 1924 an einem schweren Verkehrsunfall beteiligt, der nach Ansicht vieler sein weiteres Leben und Wirken veränderte. Dennoch setzte er, nachdem 1933 die ''Prieuré'' geschlossen wurde und auch während der deutschen Besatzung die ''Arbeit'' mit seinen Schülern in einer Wohnung in der ''Rue des Colonel Renard N° 6'' in Paris fort. Angeblich habe er alle seine jüdischen Schüler geschützt und gerade rechtzeitig vor der [[Rafle du Vélodrome d’Hiver|Deportation der Pariser Juden]] am 16. Juli 1942 in Sicherheit gebracht.
 
Gurdjieff genoss auch nach dem Krieg eine zunehmende internationale Publizität, und es kamen, neben vielen Neugierigen und Schaulustigen, immer wieder neue Schüler zu ihm. Unter diesen gab es auch eine Gruppe junger amerikanischer, zumeist lesbischer Künstlerinnen um [[Kathryn Hulme]] und [[Margaret Anderson]], genannt ''[[The Rope]]''. Nicht zuletzt seine „Toasts to the Idiots“ markieren in dieser Zeit eine veränderte und für manchen früheren Schüler wie [[P. D. Ouspensky]] fragwürdige methodische Lehrpraxis. Seltene Filmdokumente zeigen Momentaufnahmen dieser letzten Periode Gurdjieffs in Frankreich.
 
Gurdjieffs Tochter Lida heiratete 1947 den englischen Gartengestalter [[Russell Page]], einen Anhänger Gurdjieffs,<ref>Marina Schinz, Gabrielle van Zuylen, The Gardens of Russell Page. London, Francis Lincoln 2008, 39</ref> die Ehe wurde 1954 geschieden.
 
[[Datei:Georges Gurdjieff dead.JPG|mini|200px|Der aufgebahrte Leichnam Gurdjieffs]]
 
Georges I. Gurdjieff starb nach einem Zusammenbruch mitten im ''Movement''-Unterricht am 29. Oktober 1949 im [[Amerikanisches Krankenhaus Paris|amerikanischen Krankenhaus]] von [[Neuilly-sur-Seine|Neuilly]]. Sein Leichnam wurde in einer russisch-orthodoxen Begräbniszeremonie auf dem Friedhof von [[Avon (Seine-et-Marne)|Avon]] beigesetzt.
 
== Werk ==
=== Das Enneagramm ===
[[Datei:Schöpfungsstrahl.jpg|mini|Der Schöpfungsstrahl nach G.I.Gurdjieff]]
Ausgehend von seiner fundamentalen Kritik am modernen Menschen, dessen ''fragmentiertem Ich und unterentwickeltem Sein'', präsentierte Gurdjieff ein [[System]] für eine [[ganzheitlich]]e menschliche Entwicklung, das er „esoterisches Christentum“ nannte: ''„We can only strive to be able to be Christians“''.<ref>G. I. Gurdjieff 1924; zitiert in Kenneth Walker, ''A Study of Gurdjieff’s Teaching,'' Fletcher & Son, 1957.</ref> Ihm zufolge kann der Mensch sich der göttlichen Wahrheit bzw. einem bewussten Sein nur nähern, wenn alle Teile oder „Zentren“, die laut Gurdjieff den Menschen ausmachen, ''harmonisch'' entwickelt und integriert werden: das ''Denken, das Fühlen und die Bewegungen des Körpers''.
 
Ein wesentliches Symbol für diesen transformatorischen Prozess wurde von Gurdjieff im [[Enneagramm]] dargestellt, das Einzug und mehr oder weniger willkürlichen Gebrauch im weiten Spektrum des sogenannten [[New Age]] fand.
 
=== Der Vierte Weg / Das Werk ===
 
Gurdjieff spricht von einem [[Vierter Weg|Vierten Weg]] als Synthese und Weiterentwicklung der drei traditionellen Wege zur Evolution des ''Denkens'' ([[Yoga|Yogi]]), des ''Fühlens'' ([[Mönch]]) und des ''Körpers'' ([[Fakir]]). Demnach verläuft der Vierte Weg ''im täglichen Leben'' – nicht etwa hinter Klostermauern oder im fernen Himalaya – und in drei idealerweise synchronen Linien unter der Führung eines ''erfahrenen'' Lehrers:
 
* der bewussten Auseinandersetzung mit (oder ''Arbeit'' an) sich selbst
* der gemeinsamen ''Arbeit'' und des bewussten Austausches mit Gleichgesinnten
* der Arbeit für die ''Schule'' bzw. die ''Lehre,'' in weiten Teilen seiner Nachfolge ''Das Werk'' genannt.
 
Wesentliche Elemente dieser ''Arbeit'' sind:
 
* die beständige Übung einer besonderen inneren [[Achtsamkeit]] ''(Sich seiner selbst erinnern)''
* die Nicht-Identifikation, z.&nbsp;B. mit Vorlieben und Abneigungen ''(Bewusstes Leiden)''
* das praktische Studium und die ''Verifikation'' (also die ganzheitliche ''Erfahrung'') universaler Gesetzmäßigkeiten, wie sie im ''[[Enneagramm]]'' und im sogenannten ''Schöpfungsstrahl'' von Gurdjieff dargestellt wurden.
 
Der vierte Weg zeigt also auf verschiedene Weise, wie im menschlichen Leben eine ''beständige Aufmerksamkeit bzw. Achtsamkeit'' erhöht und  ''Tagträumerei'' sowie ''Zerstreutheit'' mit ihren negativen Auswirkungen minimiert werden können. Laut Gurdjieff ist eine solche innere Entwicklung der Beginn eines weiteren Veränderungsprozesses mit dem Ziel, den Menschen zu seinem vollständigen Potential zu entwickeln.
 
=== Mutmaßliche Quellen ===
 
Neben vielen unbekannten Quellen enthält Gurdjieffs ''System'' Elemente des [[Sufismus]] (islamische Mystik), gewisser [[Buddhismus|buddhistischer]] und [[Hinduismus|hinduistischer]] Traditionen sowie [[Essener|essenisch]]-[[Christliche Mystik|christlicher Mystik]]. Es gibt auch Anhaltspunkte für einen nicht unbedeutenden [[Pythagoras von Samos|pythagoräischen]] Einfluss, betrachtet man etwa die deutliche Affinität bei den mathematisch-systemischen Lehren wie z.&nbsp;B. dem ''Gesetz der Oktave'' sowie den musikalischen Werken Gurdjieffs.
 
=== Schüler und Opus ===
 
Zu seinen wichtigsten Schülern zählen [[P. D. Ouspensky]], [[Jeanne de Salzmann]], [[Alfred Richard Orage]] (der die ersten amerikanischen Gruppen leitete), [[John G. Bennett]], [[Maurice Nicoll]] und der Pianist [[Thomas de Hartmann]]. Mit diesem komponierte er gemeinsam über 300 Stücke sogenannter „Sacred Music“, die zum Beispiel auch von [[Keith Jarrett]] gespielt und publiziert wurden. Darüber hinaus hinterließ Gurdjieff eine Reihe streng choreografierter ''Movements,'' darunter die als zentral gewertete ''Serie der 39''.
 
Als literarisches Opus Magnum gilt die dreibändige Schrift ''Beelzebubs Erzählungen für seinen Enkel – Eine objektiv unparteiische Kritik des Lebens des Menschen''. In einer Art kosmologischer [[Science-Fiction]] erzählt darin [[Beelzebub]], Bewohner einer weit entfernten und harmonischen Welt, seinem Enkel Hassin die lange und lehrreiche Geschichte seiner Abenteuer, Erfahrungen und Begegnungen, die er im Verlauf mehrerer Aufenthalte auf der [[Erde]] erlebte. ''Beelzebubs Erzählungen'' wurden als erster Teil der Serie ''All und Alles'' veröffentlicht, deren zweiten und dritten Teil die postum publizierten ''Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen'' und ''Das Leben ist nur wirklich, wenn „ich bin“'' bilden.
 
=== Gurdjieff-Stiftungen ===
Nach seinem Tod wurde in den 50er Jahren die ''Gurdjieff-Stiftung'' ([[Gurdjieff Foundation]]) durch [[Jeanne de Salzmann]] in Kooperation mit anderen Schülern Gurdjieffs gegründet und von Jeanne de Salzmann bis zu ihrem Tod 1990 geleitet. Danach wurde die Stiftung von [[Michel de Salzmann]] bis zu seinem Tod im Jahr 2001 geleitet. Heute werden diese und weitere weltweite Stiftungen unter der ''International Association of the Gurdjieff Foundations'' zusammengefasst und von [[Alexandre de Salzmann]] − Sohn von Michel de Salzmann − geleitet.<ref>[http://www.iagf.org/ Website der International Association of the Gurdjieff Foundations]</ref><ref>[http://www.gurdjieff.org/foundation.htm Internationale Struktur der Gurdjieff Foundation auf gurdjieff.org]</ref>
 
== Rezeption & Kritik ==
 
Gurdjieffs Bedeutung ist umstritten. Entweder wird er als charismatischer ''Meister'' angesehen, der fundamental neues Wissen in den westlichen Kulturraum brachte  – oder  als wirrer [[Scharlatan]] mit großem Ego und Selbstdarstellungstrieb. Anekdoten aus seiner Biografie und seinem Werk bieten je nach Perspektive genug Stoff für beide Einordnungen.
 
Die radikale Kritik Gurdjieffs am „modernen Menschen“ und dessen psychischer Verfassung stellt scheinbar mitleidlos das bisherige Selbstbild auf irritierende Weise in Frage. So bezeichnet Gurdjieff uns zum Beispiel als ''willenlose'' Geschöpfe, die in ''schlafähnlichem Unverstand'' den wechselnden Einflusssphären des Universums ausgesetzt sind. Gurdjieff-Anhänger deuten eine Ablehnung seines Systems als motiviert durch ein Übergewicht solcher Kränkungen gegenüber dem Wunsch für einen Zugang zu den methodischen Inhalten und deren lebendiger Praxis.
 
=== Heutige Situation ===
 
Gurdjieffs heutige Anhängerschaft weist Brüche und unterschiedlichste Verzweigungen auf, die zum Teil schon vor seinem Tod zu beobachten waren. So haben sich neben den [[#Gurdjieff-Stiftungen|Gurdjieff-Stiftungen]] weltweit zahlreiche Gruppierungen gebildet, die Fragmente der Gurdjieff-Lehre adaptiert haben. Einige bezogen  sich  z.&nbsp;B. sehr spezifisch auf die ''Movements'', andere bildeten theoretisierende Debattierclubs.
 
Ungeachtet dessen hat seine Lehre nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt. Allein in Nordamerika schätzt man zwischen 5.000 und 15.000 Anhänger. Folgende Gruppen wurden von Schülern Gurdjieffs gegründet:
 
* die von Willem A. Nyland, neben Jeanne de Salzmann Gurdjieffs langjährigster Schüler, gegründeten Gruppen;<ref>[http://www.nyland.org/ Website der Nyland-Gruppen]</ref>
* die „Rochester Folk Art Guild“, gegründet von Louise March (geb. L. Göpfert), welche „Beelzebubs Erzählungen für seinen Enkel“ sowie Ouspenskys „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“ ins Deutsche übersetzte;<ref>[http://www.rfag.org/ Website der Rochester Folk Art Guild]</ref>
* die „Two Rivers Farm“, gegründet von A.L. Staveley, Schülerin Gurdjieffs und Jane Heaps;<ref>[http://www.tworiversfarm.org/ Website der Two Rivers Farm]</ref>
* John G. Bennetts Gruppen unter Leitung seiner Söhne.<ref>[http://www.abbington.com/holbert/gurdjieff.html Website der Gurdjieff Boston Fourth Way Group]</ref>
* die von Paul H. Beidler gegründete Gruppe "Search at Northeon Forest".<ref>[http://www.endlesssearch.co.uk/northeon1.htm Website der Search at Northeon Forest Gruppe]</ref>
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Georges I. Gurdjieff]]


== Literatur ==
== Literatur ==
=== Werke von Gurdjieff ===
* ''Beelzebubs Erzählungen für seinen Enkel. Eine objektiv unparteiische Kritik des Lebens der Menschen. All und Alles.'' 3 Bände, Triangle Editions 2010, ISBN 978-0-9823518-0-2 (Band 1); ISBN 978-0-9823518-1-9 (Band 2), ISBN 978-0-9823518-2-6 (Band 3).
* ''Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen.'' Aus dem Franz. und Engl. von François Grunwald und Hans-Henning Mey. Alexander Verlag, Berlin u.&nbsp;a. 2013, ISBN 978-3-89581-310-8.
* ''Das Leben ist nur wirklich, wenn „ich bin“.'' Sphinx Verlag, Basel 1998, ISBN 978-3-85914-182-7.
* ''Aus der wirklichen Welt. Gurdjieffs Gespräche mit seinen Schülern in Moskau, Essentuki, Tiflis, Berlin, London, Paris, New York, Chicago. Aus den Jahren 1917–1931.'' Sphinx, Basel 1982, ISBN 3-85914-144-9.
* ''The Herald of Coming Good. First Appeal to Contemporary Humanity.'' Holmes Publishing Group, Sequim 1987, ISBN 978-0-916411-72-5.
* ''Struggle of the Magicians.'' Ballettszenario von 1914 ([https://www.jcrows.com/struggleofthemagicians.pdf PDF]; 2,94 MB)


=== Sekundärliteratur ===
* [[Johannes Hemleben]]: Rudolf Steiner in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlts Monographien 79, 151.-160. Tausend, Reinbek bei Hamburg 1980
* [[Gerhard Wehr]]: Rudolf Steiner. Leben - Erkenntnis - Kulturimpuls, Kösel Vlg, 1987
* [[Ludwig Müllner]]: ''Rudolf Steiner und Brunn am Gebirge bei Wien'', Anna Pichler Verlag, Wien 1997 ISBN 3-901087-70-2
* Wolfgang Zumdick: ''Rudolf Steiner in Wien: Die Orte seines Wirkens'', Metroverlag 2010, ISBN 978-3993006020
* [[Christoph Lindenberg]]: ''Rudolf Steiner - eine Biographie'', Verlag Urachhaus, Stuttgart 1997, ISBN 978-3772515514
* Christoph Lindenberg: ''Rudolf Steiner - Eine Chronik: 1861-1925'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2010, ISBN 978-3772518614
* [[Peter Selg]]: ''Rudolf Steiner 1861 - 1925. Lebens- und Werkgeschichte. 3 Bände im Schuber'', Ita Wegman Institut 2012, ISBN 978-3905919271
* [[Mieke Mosmuller]]: ''Rudolf Steiner. Eine spirituelle Biographie'', Occident Verlag 2011, ISBN 978-3000362019
* [[Rudolf Steiner]]: ''Mein Lebensgang'', [[GA 28]] (2000), ISBN 3-7274-0280-6 {{Schriften|028}}


* Margaret Anderson: ''The Unknowable Gurdjieff.'' Routledge & Kegan Paul, London 1962.
{{GA}}
* John G. Bennett: ''J.G. Benetts Talks on Beelzebub's Tales.'' Elisabeth Bennett 1977.
** deutsch: ''Gurdjieff entschlüsselt. Die innere Bedeutung von Gurdjieffs "Beelzebubs Erzählungen".'' Verlag Bruno Martin, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-921786-25-8.
* John G. Bennett: ''Gurdjieff: Ursprung und Hintergrund seiner Lehre''. Sphinx, Basel 1989, ISBN 3-85914-358-1.
* John G. Bennett: ''Das Durchqueren des großen Wassers. Die Geschichte einer Suche – Autobiografie'', Chalice, Xanten 2011, ISBN 978-3-942914-02-4
* John G. Bennett und Elizabeth Bennett: ''Monsieur Gurdjieff und seine Idioten – Paris 1949. Aus den Tagebüchern und Memoiren zweier Reisender in die Wirklichkeit'', Chalice, Xanten 2016, ISBN 978-3-942914-14-7
* Anna Butkovsky-Hewitt: ''With Gurdjieff in St. Petersburg and Paris.'' Weiser, New York 1978, ISBN 0-87728-387-7.
* Thomas de Hartmann: ''Our Life with Mr. Gurdjieff''. Penguin, Baltimore 1972.
* Jane Heap: ''Notes''. Two Rivers Press, Aurora 2002, ISBN 0-89756-023-X.
* Kathryn Hulme: ''Unentdecktes Land. Ein geistiges Abenteuer.'' Herder, Freiburg im Breisgau 1968.
* Gregory M. Loy (Hrsg.): ''Gurdjieff International Review'' (bisher 18 Hefte). Gurdjieff Electronic Publishing, Los Altos 1997-2007. [http://www.gurdjieff.org/]
* James Moore: ''Georg Iwanowitsch Gurdjieff. Magier, Mystiker, Menschenfänger. Eine Biografie.'' Scherz, Bern 1992, ISBN 3-502-18450-X.
* Jacob Needleman / George Baker: ''Gurdjieff. Essays and Reflections on the Man and His Teachings''. Continuum, New York 1997, ISBN 0-8264-1049-9.
* Maurice Nicoll: ''Psychological Commentaries on the Teachings of Gurdjieff and Ouspensky''. 6 Volumes. Weiser Books, Boston/York Beach 1996, ISBN 0-87728-910-7.
* Charles Stanley Nott: ''Teachings of Gurdjieff. A Pupil's Journal.'' Arkana, London 1990, ISBN 0-14-019156-9.
* P. D. Ouspensky: ''Auf der Suche nach dem Wunderbaren''. O.W. Barth, Weilheim 1966, {{DNB|457748524}}.
* Louis Pauwels: ''Gurdjew der Magier. Wunderheiler, Fakir und Philosoph.'' Wilhelm Goldmann, München 1988, ISBN 978-3-442-11718-5.
* John Pentland: ''Exchanges Within. Questions from Everyday Life''. Continuum, New York 1997, ISBN 0-8264-1025-1.
* Fritz Peters: ''Boyhood with Gurdjieff''. Victor Gollancz, London 1964.
** deutsche Ausgabe: ''Eine Kindheit mit Gurdjieff''. Innenwelt Verlag, Köln 2003, ISBN 3-936360-09-X.
* Irmis B. Popoff: ''Gurdjieff. His Work: On Myself, With Others, For The Work.'' Vantage, New York 1969.
* John Shirley: ''Gurdjieff. Leben und Werk''. Schirner, Darmstadt 2006, ISBN 3-89767-516-1.
* Jeanne de Salzmann: ''Die Wirklichkeit des Seins – Der Vierte Weg Gurdjieffs''. Chalice, Xanten 2017, ISBN 978-3-942914-17-8.
* Nicolas Tereshchenko: ''Mister Gurdjieff and the Fourth Way.'' Kesdjan, Austin 2003, ISBN 0-9706476-2-X.
* Nicolas Tereshchenko: ''Mister Gurdjieff's Hapax Legomena.'' By The Way Books, Waukee 2002.
* Henry Tracol: ''The Taste for Things that Are True. Essays & Talks by a Pupil of G. I. Gurdjieff''. Element Books, Shaftesbury 1994, ISBN 1-85230-468-5.
* Kenneth Walker: ''Venture with Ideas.'' Second edition. Luzac Oriental, London 1995, ISBN 1-898942-05-6.
* James Webb: ''The Harmonious Circle: The Lives and Work of G. I. Gurdjieff, P. D. Ouspensky, and Their Followers.'' Putnam Publishing, New York 1980, ISBN 0-399-11465-3.
* Louise M. Welch (Hrsg.): ''Guide and Index to G.I. Gurdjieff's Beelzebub's Tales to His Grandson.'' Second Edition. Traditional Studies Press, Toronto 2003, ISBN 0-919608-12-4.
* Edwin Wolfe: ''Episodes with Gurdjieff.'' Red Mountain Study Group, Birmingham, Alabama 2002.
* Alexander Knorr: ''Metatrickster: Burton, Taxil, Gurdjieff, Backhouse, Crowley, Castaneda; eine Interpretation von Leben, Werk und Wirken ausgesuchter historischer Persönlichkeiten, deren Wohlgelingen der Hilfe des Diskurses zur mythologischen Trickstergestalt bedurfte'', herausgegeben von Matthias Samuel Laubscher (= ''Alteritas'', Band 3), Vasa, [[Pondicherry]] / München 2004, ISBN 978-3-9809131-6-4 (Dissertation Universität München 2002, XI, 394 Seiten, Illustrationen).
 
== Film ==
 
* ''Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen''; Spielfilm; Großbritannien 1979; Regie: [[Peter Brook]]; Drehbuch: Peter Brook; Jeanne de Salzmann; Darsteller: Dragan Maksimovic, Terence Stamp, Athol Fugard u.&nbsp;a.<ref>[http://www.brookdvd.com/ ''Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen'' – Peter Brook DVD]</ref>
 
: Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch Gurdjieffs, mit dem sich der Shakespeare-Regisseur Peter Brook intensiv beschäftigt hat.
 
: Darin beschreibt Gurdjieff seine Kindheit und Jugend am Fuße des Kaukasus und seine Begegnungen mit den Menschen, die angeblich den Ursprung seiner Lehren formten. Höhepunkte des Filmes sind unter anderem die Reisen zu [[Sufismus|Sufi]]-Lehrern und die (original von Gurdjieff-Schülern aufgeführten) heiligen Tänze im verborgenen Kloster der geheimnisvollen Bruderschaft Sarmoung.
 
* ''Ich - bin Gurdjieff. Ich - sterbe nicht'' (''Я - Гурджиев. Я - не умру''); Dokumentarfilm; Russland 2007; Regie: Martiros Fanosjan<ref>{{Webarchiv | url=http://www.it-pk.ru/en/product/ja-gurdzhiev-ja-ne-umru-martiros-fanosjan-2007-g-dokumentalnyj-tvrip/ | archive-is=20120903174129 | text= ''Я - Гурджиев. Я - не умру'' (Мартирос Фаносян)}} 2007 г., Документальный, TVRip (russisch)</ref>
 
* ''Hitler, Stalin und Gurdjieff'' (''Гитлер, Сталин и Гурджиев''); Dokumentarfilm; Russland 2007; Regie: Julia Agejewa<ref> {{Webarchiv|text=''Гитлер, Сталин и Гурджиев'' |url=http://www.om-kali.com/news/2009-07-03-101 |wayback=20111024060137 |archiv-bot=2018-04-12 00:12:39 InternetArchiveBot }} (russisch)</ref>
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|G. I. Gurdjieff}}
* {{DNB-Portal|118543679}}
* {{Webarchiv | url=http://bmrc.berkeley.edu/people/misc/School.html | wayback=20090530033806 | text=G. I. Gurdjieff and His School by Jacob Needleman, Professor of Philosophy San Francisco State University}}
* [http://www.gurdjieff.org/ International Gurdjieff Review]
* [http://www.gurdjieff-internet.com/ Gurdjieff Internet Guide]
* [http://schuledesrades.org/palme/books/denkstil/?Q=1/1/3/146 Das ganzheitliche Denken – Gurdjieff] aus „Geschichte der Denkstile“ von Arnold Keyserling
{{Findagrave|21999632}}
* [https://chalice-verlag.de/texte/tp-bennett-gurdjieff/ Schilderung von Gurdjieff in den Tagebüchern von Elizabeth und John G. Bennett]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 1. Februar 2020, 18:49 Uhr

Franziska Steiner (1834-1918)
Johann Steiner (1829-1910)

Franziska Steiner (* 8. Mai 1834 als Franziska Blie in Horn, damals Kaisertum Österreich; † 24. Dezember 1918 in Horn) war die Mutter Rudolf Steiners und stammte aus dem niederösterreichischen Waldviertel.

1860 erfolgte die Heirat mit Johann Steiner (1829-1910), der ebenfalls aus dem Waldviertel stammte. Johann Steiner war zunächst als Förster und Jäger in Diensten des Horner Reichsgrafen Hoyos (eines Sohns von Graf Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein) tätig. Als dieser ihm die Zustimmung zur Hochzeit verweigerte, quittierte Johann Steiner, der ein ausgesprochener Freigeist war, den Dienst und fand eine Anstellung als Bahntelegrafist bei der österreichischen Südbahn. Zusammen mit seiner Gattin Franziska übersiedelte er nach Kraljevec, wo Rudolf Steiner am 25. oder 27. Februar[1][2][3][4][5] 1861 geboren wurde.

1862 zog die Familie nach Mödling, ein Jahr später nach Pottschach, wo die beiden jüngeren Geschwister Rudolf Steiners geboren wurden: Leopoldine (1864–1927), die als Näherin bis zu deren Tod bei den Eltern wohnte, und Gustav (1866–1941), der gehörlos geboren wurde und zeitlebens auf fremde Hilfe angewiesen war.

1869 übersiedelte die Familie nach nach Neudörfl, wo Rudolf Steiner zunächst die örtliche Dorfschule und anschließend das Realgymnasium in Wiener Neustadt besuchte und 1879 die Matura ablegte. Ab Herbst 1879 studierte Rudolf Steiner an der Technischen Hochschule Wien Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Von 1882 bis 1887 lebte die Familie Steiners in Brunn am Gebirge. Im sogenannten Gliedererhof, der in den 1960er Jahren aufwändig renoviert wurde, ist heute eine Rudolf Steiner Gedenkstätte eingerichtet. Rudolf Steiner schrieb hier während seiner Studentenzeit an den Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften für Joseph Kürschners National-Literatur sowie die Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung.

Nach der Pensionierung von Johann Steiner zog Franziska Steiner mit ihrem Gatten und den beiden Geschwistern Rudolf Steiners wieder nach Horn ins Waldviertel. Rudolf Steiner blieb mit seiner Mutter stets in einem liebevollen gemüthaften Verhältnis verbunden.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Einzelnachweise

  1. In den offiziellen Dokumenten wurde, wie damals üblich, der 27. Februar angegeben, das Taufdatum. In einer handschriftlichen Aufzeichnung Steiners steht: „Meine Geburt fällt auf den 25. Februar 1861. Zwei Tage später wurde ich getauft.“ (erstmals dokumentiert in Beiträge zur Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe, Heft 49/50). Gemäß im Jahr 2009 aufgetauchten neuen Dokumenten ist der 27. Februar der Geburtstag und auch als solcher in den Taufschein eingetragen. Das meint jedenfalls Günter Aschoff (vgl. "Rudolf Steiners Geburtstag am 27. Februar 1861 - Neue Dokumente, in: Das Goetheanum, Nr. 9/2009, S. 3ff (PDF). Laut Aschoff sei Steiner zeitweise selbst fälschlicherweise davon ausgegangen, dass er am 25. Februar geboren worden sei. Endgültig geklärt ist die Geburtstagsfrage damit aber nicht. Auch Aschoff schließt sehr vorsichtig mit der Aussage: „All dies und ebenso das, was Rudolf Steiner in Vorträgen gesagt und selbst veröffentlicht hat, weist auf den 27. Februar 1861 als sein Geburtsdatum hin“. Dem englischen Astrologen und Theosophen Alan Leo hat Steiner vermutlich während des Münchner Kongresses 1907 auf dessen Frage als Geburtsstunde 23:15h gennannt. Alan Leo erstellte nach diesen Angaben das Geburtshoroskop Rudolf Steiners, das in dessen The Art of Synthesis (1908 schon in 2. Auflage erschienen) veröffentlicht wurde (PDF).
  2. Rudolf Steiners Geburtshoroskop für den 27. Februar erstellte auch der Astrologe Manfred Magg: Rudolf Steiner - Geburtshoroskop. Magg weist dabei insbesondere auf wesentlichen Unterschiede in Hinblick auf die Mondstellung hin. Geht man von einer Geburt am 27. aus, steht der Mond im Tierkreiszeichen Waage, was plausibel erscheint (PDF).
  3. Einen wesentlich anderen Sachverhalt stellt Judith von Halle in ihrem Werk "Rudolf Steiner - Meister der weissen Loge. Zur okkulten Biographie" dar. Demnach wurde das Geburtsdatum damals absichtlich gefälscht und somit ist der 25. Februar 1861 Rudolf Steiners wahrer Geburtstag. Judith von Halle schreibt in ihrem Buch: “Rudolf Steiner - Meister der weißen Loge“, ab S. 108 : "Es ist von großer Bedeutung, dass die Lebensdaten korrekt wiedergegeben werden, mit denen der Mensch ins Erdendasein tritt. Dies können wir auch einsehen anhand eines historischen Beispiels, welches nun allen bekannt sein dürfte. Wie tragisch sich die Verfälschung oder mutwillige Unterschlagung der wahren Lebensdaten gerade bei einer hoch entwickelten Individualität - nicht nur für deren persönliches Schicksal, sondern auch für das Schicksal ganzer Völkergemeinschaften, in dem Falle für diejenigen Europas - auswirken kann, zeigt sich an keinem anderen Menschen so deutlich wie an jenem, den man schließlich Kaspar Hauser nannte. So wie bei Kaspar Hauser geschehen war, sollte auch das Karma Rudolf Steiners in andere Bahnen gelenkt werden. …....... Drei oder vier Tage nach der Geburt des Knaben Rudolf Steiner nahm ein anderer Erfüllungsgehilfe derselben Macht die besagten falschen Einträge in das Geburtsregister vor, wodurch das Schicksal des Knaben in andere Bahnen gelenkt werden sollte ….. Wir sehen also, die schwarzen Logen sind sich durchaus darüber bewusst: Es ist möglich, zu verhindern, dass ein Meister seine Wirksamkeit entfaltet auf der Erde dadurch, dass man das Gefäß in welches er einziehen will, beschädigt oder zerstört. …....... So hatte der kleine Rudolf eines Tages eine bewegende innere Schau auf dasjenige, was sich kurz nach seiner Geburt zugetragen hatte: Vor seinem inneren Auge enthüllte sich die Verfälschung seiner Lebensdaten, die durch den Eintrag in das Geburtsregister herbei geführt worden war. ….... Im Juli 1879 – das ist der Beginn des Michael-Zeitalters – nur fünf Tage nach Erhalt seines Matura-Zertifikates.............er ist mittlerweile achtzehn Jahre alt und hat durch die Matura eine gewisse Rechtskraft erhalten.......verlangt er eine Auszugs-Abschrift aus dem Geburtsregister, einen sogenannten Taufschein; einen solchen benötigt er für seine Immatrikulation in Wien. Bei dieser Gelegenheit bestand Rudolf Steiner auf die Korrektur der Einträge beziehungsweise auf einen wahrheitsgemäßen Eintrag seiner Lebensdaten auf der gewünschten Auszugs-Kopie, dem Taufschein. Es muss ein ungeheuerlicher Kraftakt für den jungen Rudolf Steiner gewesen sein, mit dem immer noch dort tätigen Schreibdiener, jenem Diener der schwarzen Loge, um die Korrektur seiner Lebensdaten zu ringen. Es ist der außergewöhnlichen Ich-Kraft des jungen Rudolf Steiner zuzuschreiben, dass es ihm schließlich gelang, die Korrektur seines ersten Vornamens durchzusetzen. …........ Doch gelang es Rudolf Steiner nicht, auch die Korrektur seines Geburtsdatums zu erwirken. … Dass der 25. Februar nicht auch als der amtlich bezeugte Geburtstag Rudolf Steiners eingetragen wurde, ist alles andere als eine Lappalie – es ist in Wahrheit eine Katastrophe, die in ihrer Tragweite bislang wohl nur von wenigen Menschen erkannt wird und die sich in ihren Konsequenzen bis in unsere Zeit hinein gezogen hat. Denn seit jenem Juli-Tag im Jahre 1879 und erst recht als Begründer der Geisteswissenschaft, war er aufgrund dieses Eintrags dazu verpflichtet - man müsste eigentlich sogar sagen “verdammt“ - fortan zeitlebens selbst das falsche Geburtsdatum anzugeben. << Ein weiteres Indiz ist folgender Auszug aus dem Brief von Eugenie von Bredow, datiert auf den 25. Februar 1921 (in ihren Räumlichkeiten hatte Steiner 1906 über Richard Wagners “Parsifal“ vorgetragen!) : >> Heute an dem Tage, der eigentlich der Tag der Geburt in dieser Verkörperung Ihrer Individualität gewesen sein soll, während wir bis dahin immer den 27. Februar dafür ansahen, möchte ich Ihnen in treuem Gedenken die wärmsten Wünsche für Ihr Wohlergehen aussprechen.>>"
  4. Der amerikanischen Astrologe Christopher A. Weidner erstellte ein Geburtshoroskop Rudolf Steiners für den 25.02.1861, 23:15 MEZ → Rudolf Steiner Geburtshoroskop 25.02.1861
  5. Vgl. auch Thomas Meyers Argumentation für den 27. Februar im Europäer, Jg.15, Nr. 11 (Sept. 2011), S. 7-9, PDF:[1]