Laurens van der Post und Forellenquintett: Unterschied zwischen den Seiten

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Sir '''Laurens Jan van der Post''' [[Order of the British Empire|CBE]] (* [[13. Dezember]] [[1906]] in [[Philippolis]], [[Südafrika]]; † [[16. Dezember]] [[1996]] in [[London]]) war ein südafrikanisch-britischer [[Schriftsteller]], der sich gegen die [[Apartheid]] engagierte.
Das [[Klavierquintett]] opus post. 114 – [[Deutsch-Verzeichnis|D 667]] in [[A-Dur]] von [[Franz Schubert]] ist unter dem Namen '''Forellenquintett''' bekannt. Es ist Schuberts einziges Klavierquintett und verlangt die aus heutiger Sicht unübliche Besetzung [[Pianoforte]], [[Violine]], [[Bratsche|Viola]], [[Violoncello]] und [[Kontrabass]], für die jedoch von Anfang des 19.&nbsp;Jahrhunderts bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg eine ganze Reihe von Werken geschrieben wurden.<ref>Wolfgang Sawodny: ''Das Klavierquintett mit Kontrabaß'', in: Walter Salmen (Hg): ''Kontrabass und Baßfunktion'', 1986, S. 123 - dort auch eine Liste des Repertoires</ref>


== Leben ==
== Entstehung und Erstausgabe ==
=== 1906 bis 1939 ===
Schubert begann die Komposition des heiteren Stücks vermutlich im Jahre 1819 während seines ersten Aufenthaltes in [[Steyr]], [[Österreich]] und vollendete es in [[Wien]]. Als einzige handschriftliche Quelle blieb eine Abschrift in Stimmen von Schuberts Freund Albert Stadler. Aus ihrem Titelblatt geht hervor, dass das Quintett auf Anregung und Wunsch des Steyrer Musikmäzens und Cellisten Silvester Paumgartner entstand und ihm auch gewidmet ist.
Laurens van der Post wurde in der Kleinstadt Philippolis in der nach dem [[Zweiter Burenkrieg|Zweiten Burenkrieg]] aus dem [[Oranje-Freistaat]] entstandenen britischen [[Oranjefluss-Kolonie]] im Gebiet des heutigen [[Südafrika]] geboren. Sein Vater, Christiaan Willem Hendrik van der Post (1856–1914), [[Niederlande|niederländischer]] Abstammung, war als dreijähriger Junge in Südafrika angekommen und heiratete 1889 die deutschstämmige Lammie. Die Familie hatte insgesamt 15 Kinder; Laurens war das dreizehnte, der fünfte Sohn.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.gophilippolis.com/html/laurens_van_der_post.html | wayback=20140804233502 | text=Porträt bei gophilippolis.com}} (englisch), abgerufen am 16. April 2014</ref> Christiaan van der Post war Rechtsanwalt und Politiker, er kämpfte im Zweiten Burenkrieg gegen die Briten. Nach dem Krieg ging er mit seiner Familie in die [[Kapprovinz]] nach [[Stellenbosch]]. Sie kehrten 1906 nach Philippolis zurück, wo Laurens geboren wurde.


Laurens van der Post verbrachte seine frühe Kindheit auf der Farm der Familie. Er las gern Bücher aus der umfangreichen Bibliothek seines Vaters, die auch [[Homer]] und [[Shakespeare]] umfasste. Im August 1914 starb sein Vater. 1918 bis 1924 ging van der Post im Grey College in [[Bloemfontein]] zur Schule. Dort war es ein großer Schock für ihn, „zu etwas erzogen zu werden, was den Sinn für alltägliche Menschlichkeit, welche ich mit den schwarzen Menschen teilte, zerstörte“.<ref>„being educated into something which destroyed the sense of common humanity I shared with the black people“</ref>
Im Jahr nach Schuberts Tod, 1829, veröffentlichte der Wiener Musikverleger Josef Czerny, der das eigenschriftliche Manuskript aus Schuberts Nachlass gekauft hatte, dieses Quintett ebenfalls in Stimmen als op. post. 114. Das Autograph ist bis heute verschollen, doch war es mit ziemlicher Sicherheit Vorlage für Abschrift und Erstausgabe. Vergleicht man Stadlers Stimmen mit denjenigen der Wiener Erstausgabe, so ist aus vielen Details zu erkennen, dass das Autograph in Partitur notiert gewesen sein muss.


1925 übernahm er seine erste Stelle als ein Reporter in Ausbildung bei „The Natal Advertiser“ in [[Durban]]. Seine Berichte schlossen seine eigenen Leistungen als Spieler in den [[Hockey]]-Mannschaften Durbans und Natals ein. 1926 veröffentlichten er und zwei andere aufrührerische Autoren, [[Roy Campbell]] und [[William Plomer]], eine Satire-Zeitschrift mit dem Namen ''Voorslag'' (deutsch etwa: „Peitschenschlag“), die für mehr Rassenverflechtung in Südafrika warb; diese währte drei Ausgaben, bevor sie sie wegen ihrer radikalen Ansichten gezwungen wurde zuzumachen. Später in diesem Jahr fuhren er und Plomer auf einem japanischen Frachtschiff, der ''Canada Maru'', nach [[Tokio]] und zurück, eine Erfahrung, die bei beiden Autoren in ihrem späteren Leben zu entsprechenden Büchern führte.
Den Beinamen erhielt das Quintett, weil Schubert dem [[Variation (Musik)|Variation]]<nowiki />ensatz sein Lied ''[[Die Forelle]]'' als Thema zugrunde legte (nach dem Gedicht von [[Christian Friedrich Daniel Schubart]]).


1927 begegnete van der Post Marjorie Edith Wendt († 1995), der Tochter des Gründers und Dirigenten des Kapstadt-Orchesters. Sie reisten zusammen nach England und heirateten am 8. März 1928 in Bridport, [[Dorset]]. Ein Sohn Namens Jan Laurens (später als John bekannt) wurde bald darauf am 26. Dezember geboren. 1929 kehrte Laurens van der Post nach Südafrika zurück, um für die ''Cape Times'', eine Zeitung in [[Kapstadt]], zu arbeiten. „Während dieser Zeit lebten Marjorie und ich in der schlimmsten Armut, die es gibt,“ schrieb er in sein Tagebuch. Er begann, sich den aufrührerischen Künstlern und Gebildeten anzuschließen, die gegen den [[Liste der Premierminister von Südafrika|Premierminister]] [[James Barry Munnick Hertzog|James Hertzog]] und die weiß-südafrikanische Politik waren. Er schrieb den Artikel ''South Africa in the Melting Pot'' („Südafrika im Schmelztiegel“), in dem er seine Ansichten der südafrikanischen [[Apartheid|Rassenproblematik]] klarstellte. Er sagte: „Die weißen Südafrikaner haben bis heute niemals bewusst geglaubt, dass die Eingeborenen ihnen jemals gleichkommen sollten.“ Aber er sagte voraus, „der Prozess der Gleichstellung und der Vermischung muss sich fortwährend beschleunigen … die zukünftige Zivilisation Südafrikas ist, glaube ich, weder schwarz noch weiß, sondern braun.“<ref>„For the time being Marjorie and I are living in the most dire poverty that exists,“ „The white South African has never consciously believed that the native should ever become his equal.“ „the process of leveling up and inter-mixture must accelerate continually … the future civilization of South Africa is, I believe, neither black or white but brown.“</ref>
== Zur Struktur siehe auch ==
*{{WikipediaDE|Forellenquintett#Struktur}}


Im Jahr 1931 kehrte er nach England zurück und schloss Freundschaft mit Mitgliedern der [[Bloomsbury Group]] wie [[John Maynard Keynes]], [[E. M. Forster]] und [[Virginia Woolf]].
== Siehe auch ==
*{{WikipediaDE|Forellenquintett}}


=== 1939 bis 1996 ===
== Literatur ==
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] war van der Post im Dienste der [[British Army|britischen Armee]] in [[Kaiserreich Abessinien|Abessinien]], Nordafrika und [[Niederländisch-Indien|Indonesien]]. In Indonesien geriet er für vier Jahre in Kriegsgefangenschaft der [[Kaiserlich Japanische Armee|japanischen Armee]]. Danach nahm er an mehreren Expeditionen in seinerzeit den Weißen noch unbekannte Gebiete Afrikas teil, unter anderem in die [[Kalahari]], um die Kultur der [[San (Volk)|San]] zu erforschen.
* Stephen Hefling: ''Nineteenth-Century Chamber Music.'' Routledge, 1998, S. 61–68.
 
Laurens van der Post war mit dem Werk [[Rudolf Steiner]]s vertraut. Mit C.G. Jung war er befreundet.
 
1980 wurde er in den britischen Adel erhoben. 1982 wurde er 75-jährig auf Wunsch von [[Charles, Prince of Wales|Prinz Charles]] Taufpate von [[William Mountbatten-Windsor|Prinz William]]. 1996 wurde er zum Commander des [[Order of the British Empire|OBE]] ernannt. Im gleichen Jahr verstarb Laurens van der Post in London.
 
== Verfilmungen ==
* 1982: [[Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence]]
* 1993: [[Die Spur des Windes – Das letzte große Abenteuer]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [https://vimeo.com/8233955 3. Satz], [https://vimeo.com/8233740 4. Satz] und [https://vimeo.com/8233315 5. Satz] vom Kammermusik-Wettbewerb 2009 in Zagreb
 
* [https://www.youtube.com/watch?time_continue=1168&v=g3k81__bwrM Schubert:Forellenquintett] YouTube
=== Deutsch ===
* [http://www.afrikaroman.de/buch/liste/autor_post.php Bücher des Autors Laurens van der Post mit Kurzbeschreibung (Afrikaroman Literaturportal)]
* {{DNB-Portal|118595970}}
* [http://www.nzz.ch/2006/12/09/li/articleEPYTC.html «Vorstösse ins Innere: Zum 100. Geburtstag des grossen Erzählers Laurens van der Post.» ''Neue Zürcher Zeitung'' 9. Dezember 2006 (enthält Lebenslauf in Stichpunkten)]
* [http://www.nzz.ch/2006/12/09/li/articleEQ2PW.html «Mythisches Feuer: Laurens van der Post und C. G. Jung». ''Neue Zürcher Zeitung'' 9. Dezember 2006]
 
=== Englisch ===
* [http://www.ratical.org/many_worlds/LvdP/works.html Published Works by Sir Laurens van der Post]
* [http://www.npg.org.uk/live/search/person.asp?search=ss&sText=laurens+van+der+post&LinkID=mp18610 National Portrait Gallery (London): Sir Laurens Jans van der Post]
* [http://www.humancondition.info/people/SirLaurensvanderPost.html Sir Laurens van der Post]
* {{Webarchiv | url=http://people.africadatabase.org/en/profile/16166.html | wayback=20070214222021 | text=Contemporary Africa Database: Laurens van der Post}}
* [http://www.ratical.org/many_worlds/LvdP/works.html Alle Werke des Autors]
* [http://www.npg.org.uk/live/search/person.asp?search=ss&sText=laurens+van+der+post&LinkID=mp18610 Fotos des Autors] aus der [[National Portrait Gallery (London)|National Portrait Gallery]].


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Autor]]
 
[[Kategorie:Literatur (Englisch)]]
[[Kategorie:Werk von Franz Schubert]]
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Literatur (Südafrika)]]
[[Kategorie:Adliger]]
[[Kategorie:Bloomsbury-Gruppe]]
[[Kategorie:Journalist (Südafrika)]]
[[Kategorie:Commander des Order of the British Empire]]
[[Kategorie:Engländer]]
[[Kategorie:Südafrikaner]]
[[Kategorie:Geboren 1906]]
[[Kategorie:Gestorben 1996]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
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Version vom 13. Juli 2019, 23:58 Uhr

Schuberthaus am Steyrer Stadtplatz Nr. 16

Das Klavierquintett opus post. 114 – D 667 in A-Dur von Franz Schubert ist unter dem Namen Forellenquintett bekannt. Es ist Schuberts einziges Klavierquintett und verlangt die aus heutiger Sicht unübliche Besetzung Pianoforte, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass, für die jedoch von Anfang des 19. Jahrhunderts bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg eine ganze Reihe von Werken geschrieben wurden.[1]

Entstehung und Erstausgabe

Schubert begann die Komposition des heiteren Stücks vermutlich im Jahre 1819 während seines ersten Aufenthaltes in Steyr, Österreich und vollendete es in Wien. Als einzige handschriftliche Quelle blieb eine Abschrift in Stimmen von Schuberts Freund Albert Stadler. Aus ihrem Titelblatt geht hervor, dass das Quintett auf Anregung und Wunsch des Steyrer Musikmäzens und Cellisten Silvester Paumgartner entstand und ihm auch gewidmet ist.

Im Jahr nach Schuberts Tod, 1829, veröffentlichte der Wiener Musikverleger Josef Czerny, der das eigenschriftliche Manuskript aus Schuberts Nachlass gekauft hatte, dieses Quintett ebenfalls in Stimmen als op. post. 114. Das Autograph ist bis heute verschollen, doch war es mit ziemlicher Sicherheit Vorlage für Abschrift und Erstausgabe. Vergleicht man Stadlers Stimmen mit denjenigen der Wiener Erstausgabe, so ist aus vielen Details zu erkennen, dass das Autograph in Partitur notiert gewesen sein muss.

Den Beinamen erhielt das Quintett, weil Schubert dem Variationensatz sein Lied Die Forelle als Thema zugrunde legte (nach dem Gedicht von Christian Friedrich Daniel Schubart).

Zur Struktur siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Stephen Hefling: Nineteenth-Century Chamber Music. Routledge, 1998, S. 61–68.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Sawodny: Das Klavierquintett mit Kontrabaß, in: Walter Salmen (Hg): Kontrabass und Baßfunktion, 1986, S. 123 - dort auch eine Liste des Repertoires


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