Präzession und Forellenquintett: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Praezession.png|thumb|170px|Rotation (grün), Präzession (blau) und Nutation (rot) der Erdachse (schematisch)]]
[[Datei:Schuberthaus in Steyr.jpg|mini|hochkant|Schuberthaus am [[Stadtplatz (Steyr)|Steyrer Stadtplatz]] Nr. 16]]
'''Präzession''' beschreibt ganz allgemein die Lageveränderung der Achse eines rotierenden [[Wikipedia:Kreisel|Kreisels]], wenn äußere Kräfte auf ihn einwirken. Im Speziellen ist damit die Präzession der [[Wikipedia:Erdachse|Erdachse]] gemeint.


==== Präzession der Erde ====
Das [[Klavierquintett]] opus post. 114 – [[Deutsch-Verzeichnis|D 667]] in [[A-Dur]] von [[Franz Schubert]] ist unter dem Namen '''Forellenquintett''' bekannt. Es ist Schuberts einziges Klavierquintett und verlangt die aus heutiger Sicht unübliche Besetzung [[Pianoforte]], [[Violine]], [[Bratsche|Viola]], [[Violoncello]] und [[Kontrabass]], für die jedoch von Anfang des 19.&nbsp;Jahrhunderts bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg eine ganze Reihe von Werken geschrieben wurden.<ref>Wolfgang Sawodny: ''Das Klavierquintett mit Kontrabaß'', in: Walter Salmen (Hg): ''Kontrabass und Baßfunktion'', 1986, S. 123 - dort auch eine Liste des Repertoires</ref>
Die [[Erde (Planet)|Erde]] hat keine genaue Kugelform, sondern durch die Abplattung des [[Wikipedia:Erdellipsoid|Erdellipsoids]] von 1:298,25 einen zusätzlichen ''Äquatorwulst'' (engl. ''equatorial bulge)'' von 21 km. Dadurch bewirken die [[Wikipedia:Gezeiten|Gezeitenkräfte]] von [[Mond]] und [[Sonne]] ein Drehmoment, das zur Präzession der Erdachse führt. Für eine volle Kegelbewegung benötigt die Erdachse etwa 25.700–25.800 Jahre. Das [[Kosmos|kosmische]] Urmaß, das [[Rudolf Steiner]] oft erwähnt und von dem sich viele [[Rhytmus|Rhythmen]] des [[mensch]]lichen [[Organismus]] ableiten, etwa der [[Atemrhythmus]] und der [[Pulsrhythmus]], sind [[25.920]] Jahre. Dieser Zeitraum wird auch '''[[Platonisches Weltenjahr|platonisches Jahr]]''' oder '''Großjahr''' genannt.  


Die Mondbahn selbst ist ebenfalls einer Präzessionsbewegung mit einer Periodenlänge von ca. 18,6 Jahren unterworfen, was mit ihrer Neigung von 5° und der wechselnden [[Wikipedia:Knoten (Astronomie)|Knotenlage]] zusammenhängt. Dieser Effekt hat ebenfalls kleinere Auswirkungen auf die Präzession der Erdachse von etwa 20". Die entstehende nickende Bewegung der Erdachse heißt [[Nutation]].
== Entstehung und Erstausgabe ==
Schubert begann die Komposition des heiteren Stücks vermutlich im Jahre 1819 während seines ersten Aufenthaltes in [[Steyr]], [[Österreich]] und vollendete es in [[Wien]]. Als einzige handschriftliche Quelle blieb eine Abschrift in Stimmen von Schuberts Freund Albert Stadler. Aus ihrem Titelblatt geht hervor, dass das Quintett auf Anregung und Wunsch des Steyrer Musikmäzens und Cellisten Silvester Paumgartner entstand und ihm auch gewidmet ist.


==== Auswirkungen ====
Im Jahr nach Schuberts Tod, 1829, veröffentlichte der Wiener Musikverleger Josef Czerny, der das eigenschriftliche Manuskript aus Schuberts Nachlass gekauft hatte, dieses Quintett ebenfalls in Stimmen als op. post. 114. Das Autograph ist bis heute verschollen, doch war es mit ziemlicher Sicherheit Vorlage für Abschrift und Erstausgabe. Vergleicht man Stadlers Stimmen mit denjenigen der Wiener Erstausgabe, so ist aus vielen Details zu erkennen, dass das Autograph in Partitur notiert gewesen sein muss.


Die Präzession der Erdachse führt dazu, dass das [[Wikipedia:tropisches Jahr|tropische Jahr]], das sich nach dem Winkel der Erdachse zur Sonne richtet, etwas kürzer ist als das [[Wikipedia:siderisches Jahr|siderische Jahr]] (ein Umlauf um die Sonne). Dadurch verändert sich die Schnittlinie [[Wikipedia:Äquator|Äquator]]-[[Wikipedia:Ekliptik|Ekliptik]] (der sog. [[Frühlingspunkt]]), welcher als eine Art "Nullmeridian" dient. Infolgedessen ändern sich auch die Positionen der [[Fixstern|Fixsterne]] am Himmel langsam - um etwa 0,01° pro Jahr.  
Den Beinamen erhielt das Quintett, weil Schubert dem [[Variation (Musik)|Variation]]<nowiki />ensatz sein Lied ''[[Die Forelle]]'' als Thema zugrunde legte (nach dem Gedicht von [[Christian Friedrich Daniel Schubart]]).


Dieser Effekt ist schon seit über 2000 Jahren bekannt. Der griechische Astronom [[Wikipedia:Hipparchos (Astronom)|Hipparchos]] verglich etwa um 150 v. Chr. die [[Wikipedia:Sternörter|Sternörter]] seines neu gemessenen [[Wikipedia:Sternkatalog|Kataloges]] mit den Daten aus mehrere hundert Jahre alten Aufzeichnungen und stellte Unterschiede fest. Die [[Babylon|Babylonier]] dürften die Präzession aber schon 170 Jahre früher entdeckt haben.
== Zur Struktur siehe auch ==
*{{WikipediaDE|Forellenquintett#Struktur}}


Gegenwärtig zeigt die Erdachse in Richtung des [[Wikipedia:Polarstern|Polarsterns]], um den sich scheinbar alle Fixsterne drehen. Als Folge der Taumelbewegung wird in fernerer Zukunft der [[Wikipedia:Himmelspol|Himmelspol]] nicht mehr beim Polarstern liegen, sondern in verschiedenen [[Sternbild]]ern auf einem Kreis von 23,5° Radius ([[Wikipedia:Schiefe der Ekliptik|Schiefe der Ekliptik]]). In 12.000 Jahren wird sich der Himmelspol beim hellsten nördlichen Stern befinden, der [[Wikipedia:Wega|Wega]] im [[Sternbild]] Leier.
== Siehe auch ==
*{{WikipediaDE|Forellenquintett}}
 
== Literatur ==
* Stephen Hefling: ''Nineteenth-Century Chamber Music.'' Routledge, 1998, S. 61–68.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*http://www.physik.uni-wuerzburg.de/physikonline/video1/m6_starrerk/m2versuch7.html - Simulation der Erdachsenbewegung
* [https://vimeo.com/8233955 3. Satz], [https://vimeo.com/8233740 4. Satz] und [https://vimeo.com/8233315 5. Satz] vom Kammermusik-Wettbewerb 2009 in Zagreb
* [https://www.youtube.com/watch?time_continue=1168&v=g3k81__bwrM Schubert:Forellenquintett] YouTube
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=w|GND=300141475|LCCN=n/81/138458|VIAF=181446712}}


[[Kategorie:Astronomie]]
[[Kategorie:Werk von Franz Schubert]]


{{Wikipedia]]
{{Wikipedia}}

Version vom 13. Juli 2019, 23:58 Uhr

Schuberthaus am Steyrer Stadtplatz Nr. 16

Das Klavierquintett opus post. 114 – D 667 in A-Dur von Franz Schubert ist unter dem Namen Forellenquintett bekannt. Es ist Schuberts einziges Klavierquintett und verlangt die aus heutiger Sicht unübliche Besetzung Pianoforte, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass, für die jedoch von Anfang des 19. Jahrhunderts bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg eine ganze Reihe von Werken geschrieben wurden.[1]

Entstehung und Erstausgabe

Schubert begann die Komposition des heiteren Stücks vermutlich im Jahre 1819 während seines ersten Aufenthaltes in Steyr, Österreich und vollendete es in Wien. Als einzige handschriftliche Quelle blieb eine Abschrift in Stimmen von Schuberts Freund Albert Stadler. Aus ihrem Titelblatt geht hervor, dass das Quintett auf Anregung und Wunsch des Steyrer Musikmäzens und Cellisten Silvester Paumgartner entstand und ihm auch gewidmet ist.

Im Jahr nach Schuberts Tod, 1829, veröffentlichte der Wiener Musikverleger Josef Czerny, der das eigenschriftliche Manuskript aus Schuberts Nachlass gekauft hatte, dieses Quintett ebenfalls in Stimmen als op. post. 114. Das Autograph ist bis heute verschollen, doch war es mit ziemlicher Sicherheit Vorlage für Abschrift und Erstausgabe. Vergleicht man Stadlers Stimmen mit denjenigen der Wiener Erstausgabe, so ist aus vielen Details zu erkennen, dass das Autograph in Partitur notiert gewesen sein muss.

Den Beinamen erhielt das Quintett, weil Schubert dem Variationensatz sein Lied Die Forelle als Thema zugrunde legte (nach dem Gedicht von Christian Friedrich Daniel Schubart).

Zur Struktur siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Stephen Hefling: Nineteenth-Century Chamber Music. Routledge, 1998, S. 61–68.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Sawodny: Das Klavierquintett mit Kontrabaß, in: Walter Salmen (Hg): Kontrabass und Baßfunktion, 1986, S. 123 - dort auch eine Liste des Repertoires


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