Mantra und Interrogatio Johannis: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Om Mani Padme Hum.jpg|thumb|220px|[[Om mani padme hum]], das Mantra Avalokitesvaras, daneben in rot das Mantra Vajrapanis]]
Die '''Interrogatio Johannis''' oder '''Das geheime Abendmahl''' ist ein neutestamentliches [[Apokryphen|Apokryphon]], das ein vertrauliches Gespräch des [[Christus]] mit dem [[Apostel]] [[Johannes (Evangelist)|Johannes]] während des letzten Abendmahls schildert. Es wird darin bestritten, dass die äußere Welt eine [[Schöpfung]] [[Gott]]es sei, sondern vom [[Satan]] geschaffen wurde, was an die Lehren der [[Gnosis]] vom [[Demiurg]]en gemahnt. Charakteristisch ist auch, dass viele Worte Gottes aus dem [[Wikipedia:Altes Testament|Altes Testament]] dem Satan zugeschrieben werden<ref>[[Wikipedia:Gilles Quispel|Gilles Quispel]], Johannes Oort: ''Gnostica, Judaica, Catholica. Collected essays of Gilles Quispel''. 2008, S. 11; {{"|Die Interrogatio Johannis, eine der wenigen authentischen Quellen über die Katharer, die also nicht von den Inquisitoren der römischen Kirche stammt, besitzt dieselbe Form und denselben Inhalt wie das ''[[Apokryphon des Johannes]]''.}}</ref>.
'''Mantra''' oder '''Mantram''' ([[sanskrit]], m., मन्त्र, mantra, wörtl.: ''Werkzeug des Denkens, Rede'', abgeleitet von [[Wikipedia:Indogermanische Sprachen|indogerm.]] *man = ''denken'' und *tra = ''Werkzeug'') bezeichnet eine meist kurze, formelhafte Wortfolge, die oft auch repetitiv rezitiert wird. Diese Wiederholungen des Mantras oder des Namens Gottes wird ''[[Japa]]'' genannt. Mantren können entweder sprechend, flüsternd, singend oder in Gedanken rezitiert werden. Im [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]], im [[Buddhismus]] und im [[Yoga]] ist das Rezitieren von Mantren während der [[Meditation]] sowie im Gebet üblich. Das konfessionelle [[Christentum]], das [[Judentum]] und der [[Islam]] kennen Formeln für die [[Kontemplation]], jedoch keine Mantren im eigentlichen Sinne. Anders dagegen in der [[Anthroposophie]]. Hier existieren ebenfalls Mantren im eigentlichen Sinne.


Die ''Interrogatio Johannis'' ist stark vom Gedankengut der [[Bogomilen]] geprägt, bezieht aber auch ältere apokryphe Schriften ein<ref>Bozóky, E.: Le Livre Secret des Cathares Interrogatio Johannis, Apokryphe d'origine bogomile. Paris, 1980. Zitiert nach: Eliade, Mircea: Geschichte der religiösen Ideen, Band III/1. Freiburg : Herder, 1983, S. 177.  </ref>. Die [[Wikipedia:Katholische Kirche|katholischen]] [[Christen]] werden als Jünger [[Johannes der Täufer|Johannes des Täufers]] angesehen, doch sei die [[Taufe]] als bloß äußeres [[Ritual]] völlig nutzlos.


== Mantren im Hinduismus ==
Die Schrift findet sich als Beweismittel in den Inquisitionsakten von [[Wikipedia:Carcassonne|Carcassonne]]. Ein zugesetzter Vermerk besagt, dass der [[Katharer|katharische]] Bischof Nazarius dieses Werk [[Wikipedia:1190|1190]] aus Bulgarien nach Südfrankreich gebracht habe. Die Schrift ist in der vorliegenden lateinischen Form nicht vor dem [[Wikipedia:12. Jahrhundert|12. Jahrhundert]] entstanden.
 
Das Rezitieren eines Mantras kann dem Freisetzen mentaler [[Energie]]n dienen, oft auch als Gebet. Jede Silbe und jedes Wort während einer [[Wikipedia:Puja|Puja]], eines hinduistischen [[Wikipedia:Gottesdienst|Gottesdienst]]es, gilt als Mantra. Die äußeren Tätigkeiten des Priesters erhalten ihren Sinn und ihre Wirksamkeit erst durch das Rezitieren der vorgeschriebenen Worte, ähnlich wie etwa die vom Priester gesprochenen Worte der Opferung und Wandlung in einem katholischen Gottesdienst. Zu den ältesten bekannten Mantren gehören die Opferformeln und Gebete der [[Veden]].
 
Mantren sind auch als Beschwörungsformeln, etwa gegen Schlangen, Dämonen oder andere negative Kräfte, in Gebrauch. Wie schon im vedischen Ritus, wo die richtig intonierte Formel eine wichtige Funktion als wirksame Kraft erfüllte, misst man auch im Hinduismus dem Klang und dem Gesang religiöser Wert und Wirksamkeit bei.
 
Hinduistische Schüler erhalten nach der Einweihung in den Ritus in der Regel vom [[Guru]] ein persönliches Mantra. Diese Formel muss geheim gehalten werden und soll der Schatz des Gläubigen sein.
 
Man unterscheidet drei Arten von Mantren:
*''Saguna'', wörtlich ''mit Form'', richten sich an eine bestimmte Gottheit bzw. an einen bestimmten Aspekt Gottes.
*''Nirguna'', wörtlich ''ohne Form'', richten sich an das formlose Göttliche.
*''[[Bija]]'' oder ''bija-akshara'' sind einsilbige Keim-Mantren, die speziell in der Meditation oder in Zeremonien verwendet werden, und nach hinduistischer Lehre auch auf das jeweilige Energiezentrum, das [[Chakra]] wirken können (HAM - Äther, YAM - Luft, RAM - Feuer, VAM - Wasser, LAM - Erde).
Das bekannteste Bija Mantra ist [[Om]], das für Hindus wichtigste Mantra überhaupt, das alle anderen in sich enthält.
 
== Mantren im Buddhismus ==
 
Im [[Buddhismus]] sind Mantren heilige, geladene Wörter oder Silben. Frühe [[Wikipedia:Theravada|Theravada]]-Schriften bezeichnen Mantras unter dem Begriff ''paritta'', Schutz, denn sie schützen den Geist vor Störungen. Im [[Wikipedia:Mahayana|Mahayana]] wurden sie als ''Dharani'' bezeichnet. Im tibetischen Buddhismus ([[Wikipedia:Vajrayana|Vajrayana]]) sind Mantren [tib. ''Ngag''] Silben oder Worte, die innere und äußere Wahrheit miteinander verbinden, sie sind der Ausdruck eines Buddha-Aspekts auf der Ebene des Klangs. Mantren beinhalten oft den Namen des jeweiligen Buddha-Aspekts.
 
Mantren sind in der Regel in [[Sanskrit]] übertragen. Mantren wurden der buddhistischen Überlieferung nach direkt aus dem Geist Buddhas oder durch verschiedene [[Sambhogakaya]]-Ausstrahlungen übertragen, die verschiedenen Buddhaformen mit ihren verschiedenen Mantras dienen dazu, Menschen mit den verschiedensten geistigen Veranlagungen den Weg zur Erleuchtung zu öffnen.
 
== Mantren in der Anthroposophie ==
 
Auch im anthroposophischen Kontext entstanden in [[Rudolf Steiner]]s Werk reichhaltige Spruch- und Mantrensammlungen für die meditative Praxis. Viele dieser Texte finden sich in [[GA 40]] ("Wahrspruchworte"), sowie in [[GA 267]] ("Seelenübungen Band I") und [[GA 268]] ("Mantrische Sprüche. Seelenübungen Band II"). "Die Lautkombinationen sind nicht beliebig gewählt. Echte Mantren können nur durch einen kompetenten >>Seher<< (...) vermittelt werden. (...) Mantren können demnach eine Art magische Wirkung haben." (Frans Carlgren, Der anthroposophische Erkenntnisweg, S. 164).
 
=== Gedankenmantren ===
 
Darüber hinaus sind die von Rudolf Steiner gegebenen Mantren vor allem '''Gedankenmantren''', die auch bei der Übersetzung in andere [[Sprache]]n in der [[Meditation]] ihre Wirkung entfalten können, wie das etwa auch für das [[Vater unser]] gilt.
 
{{GZ|Das Vaterunser ist ein Gebet, das als solches kein Mantram ist. Es
wird seine Bedeutung noch haben, wenn Tausende und aber Tausende
von Jahren vorübergegangen sind, denn es ist ein Gedankenmantram.
In die Gedanken hineingegossen wurde die Wirkung des Vaterunsers,
und ebenso wahr, wie es ist, daß der Mensch ganz gut verdauen kann,
ohne daß er sich erst von einem Physiologen sagen läßt, worin die
Wirkung des Verdauungsprozesses besteht, ebenso wahr ist es, daß
der, der das Vaterunser betet, die Wirkung des Vaterunsers verspürt,
auch wenn er sich das nicht sagen läßt. Die Wirkung des Vaterunsers
ist da, denn sie liegt in der Gewalt der Gedanken selbst.|96|234}}
 
{{GZ|Die Wirkung des Vaterunsers hat jeder, der es betet.
Es ist kein eigentliches Mantram, obwohl es mantrische Kräfte haben
kann. Es ist ein Gedankenmantram. Freilich hatte es in der Ursprache
die größte Gewalt. Aber da es eben ein Gedankenmantram
ist, so wird es seine Kraft nicht verlieren, und wenn man es in tausend
Sprachen übersetzt. Wie man verdauen kann, ohne die Verdauungsgesetze
zu kennen, so hat man die Frucht des Vaterunsers
auch ohne Erkenntnis, wenn auch der Höherwissende noch eine
ganz andere Frucht davon hat.|97|92}}
 
== Beispiele ==
=== Aus der hinduistischen Tradition ===
*"[[Om]]", oft auch "Aum" geschrieben, da es sich phonetisch aus den Lauten a, u und m zusammensetzt.
*"SO-HAM" ("Ich bin, der ich bin.")
*"Om namah Shivaya" ("Om, Ehre sei dem [[Shiva]]")
*"Om namah Narayanaya" ("Om, Ehre sei Narayana=[[Vishnu]]")
*"[[Wikipedia:Gayatri|Gayatri]]-Mantra" Damit bittet man die heilige Mutter der Veden um einen reinen Intellekt (Shuddha-Sattva-Buddhi)
*"Om namah Bhagavate Vasudevaya" ("Om, Ehre sei dem Herrn Vasudeva=[[Krishna]]", Vasudevaya wird auch oft durch die Namen andere Götter oder Heiliger ersetzt, z.Bsp. "Om namah Bhagavate Ramanaya", "Om namah Bhagavate Dattatreyaya")
*"Om Aim Hrim Klim Chamundaye viche namah" ([[Shakti]] Mantra. Aim = [[Saraswati]]-Bija. Hrim = [[Durga]]-Bija, Klim = [[Kali (Göttin)|Kali]]-Bija, Chamunda = Name Kalis, namah = Ehre sei dir)
*"Brahmaparnam Brahma havir Brahmagnau Brahmana hutam Brahmaiva tena gantavyam Brahmakarma samadhina" ([[Brahman (Philosophie)|Brahman]] ist die Opferhandlung, Brahman ist die Opfergabe. Durch Brahman wird die Opfergabe in das Feuer Brahmans gegossen. Wer allzeit das Wirken Brahmans sieht, wird wahrlich Brahman erreichen. ([[Bhagavad Gita]] IV.24)
*"Lokah samastah sukhinah bhavantu" ("Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren")
*"Om Asato ma sat gamaya, Tamaso ma jyotir gamaya, Mrityor maamritam gamaya" ("Das Om führe mich vom Unwirklichen zum Wirklichen, Von der Dunkelheit zum Licht, Von der Sterblichkeit zur Unsterblichkeit")
*"Om Purnam adah, purnam idam, purnat purnam udacyate, purnasya purnamadaya, purnam evavashishyate. Om shanti shanti shanti" ("Om Jenes ist ganz. Dieses ist ganz. Aus dem Ganzen manifestiert sich das Ganze. Wenn das Ganze verschwindet, bleibt das Ganze zurück.")
*"Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare, Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare". 
*"Shri Rama Jaya Rama Jaya Jaya Rama" [[Rama (Religion)|Rama]] mantra, Rama kann auch ersetzt werden durch Ma (göttliche Mutter):
*"Shri Ma Jaya Ma Jaya Jaya Ma"
 
=== Aus der buddhistischen Tradition ===
*"[[Om mani padme hum]]" ("Om, Juwelen-Lotus"; oft ungenau übersetzt als "O du Kleinod in der [[Lotos]]blüte"; bezieht sich auf das allumfassende Mitgefühl für alle Wesen) - Dieses Mantra richtet sich an den [[Bodhisattva]] des universellen Mitgefühls [[Avalokiteshvara]], tibetisch Chenrezig, chinesisch [[Guan Yin]]
*"Om ami dewa hri" (Buddha des Grenzenloses Lichts, Öpame oder [[Amitabha]])
*"Om tare tu tare ture soha" (Grüne Befreierin, [[Tara]])
*"Teyata om bekanze bekandze maha bekandze randza samut gate soha" ([[Medizin-Buddha|Medizinbuddha]], Sangye Menla)
*"Gate gate paragate parasamgate bodhi svaha" (ungefähr: "Gegangen, gegangen, vergangen, allsamt vergangen, erwacht, freut euch!" oder: "Darüber hinaus, darüber hinaus, noch weiter darüber hinaus, auch darüber hinaus, über die Erleuchtung hinaus, und weiter."; aus dem [[Herzsutra]])
*" Nam Myoho Renge Kyo"(" Ich widme mein Leben dem universellen Gesetz der Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung )" - Dieses Mantra stammt von [[Nichiren|Nichiren Daishonin]].
*"Om A Hung [[Vajra]] Guru Padhma [[Siddhi]] Hum" (Das Mantra des [[Padmasambhava]])
 
=== Aus der anthroposophischen Tradition ===
*"Nicht ich, sondern der Christus in mir"
*"Ex deo nascimur - In Christo morimur - Per spiritum sanctum reviviscimus" ([[Rosenkreuzerspruch]])
*"Standhaft stelle ich mich ins Dasein..."
*"Großer umfassender Geist..."
*"[[Grundstein-Meditation]]" (siehe Weblinks)
*"Die Weisheit lebt im Licht"
*"Sieghafter Geist..."


== Literatur ==
== Literatur ==
*Wilfried Huchzermeyer: ''Das Geheimnis der Mantra-Kraft.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-07-4
* Edina Bozóky: ''Le livre secret des cathares = Interrogatio Iohannis / éd. critique, trad., commentaire par Edina Bozóky''. Beauchesne, Paris 2009. ([http://www.gbv.de/dms/casalini/60/60672523.pdf Inhaltsverzeichnis])
*Wilfried Huchzermeyer: ''Nada Yantra Mantra - Sphären des Klangs.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-08-2
*Wilfried Huchzermeyer: ''Erlebnis: Sanskrit-Sprache. Mantra - Yoga - Linguistik.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-05-8
*Paramhans Swami Maheshwarananda: ''Die verborgenen Kräfte im Menschen. Chakras und Kundalini,'' Ibera-Verlag [[2001]] ISBN 3-85052-130-3
*Frans Carlgren: ''Der anthroposophische Erkenntnisweg'', Fischer TB, Frankfurt a.M. 1985, S. 164
*Rudolf Steiner: ''Wege der Übung'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 1981, S. 132
*Rudolf Steiner: ''Wahrspruchworte'', [[GA 40]], Dornach 1991 {{Schriften|40}}
*Rudolf Steiner: ''Sprüche, Dichtungen, Mantren, Ergänzungsband'', [[GA 40a]], Dornach 2002 {{Schriften|40a}}
*Rudolf Steiner: ''Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft'', [[GA 96]] (1989), ISBN 3-7274-0961-4 {{Vorträge|096}}
*Rudolf Steiner: ''Das christliche Mysterium'', [[GA 97]] (1998), ISBN 3-7274-0970-3 {{Vorträge|097}}
*Rudolf Steiner: ''Seelenübungen Band I'', [[GA 267]], Dornach 1997 {{Vorträge|267}}
*Rudolf Steiner: ''Mantrische Sprüche. Seelenübungen Band II'', [[GA 268]], Dornach 1999 {{Vorträge|268}}
*Rudolf Steiner: ''Ausgewählte Gebete, Meditationen und mantrische Sprüche''. Herausgegeben von [[Michael Heinen-Anders]], BOD, Norderstedt 2012, ISBN 978-3-8492-0648-3


== Siehe auch ==
== Einzelnachweise ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Mantra}}
<references/>
* {{WikipediaDE|Mantra}}
* {{WikipediaDE|Shingon}}
* {{WikipediaDE|Vajrayana}}
* {{WikipediaDE|Japa}}]
* {{WikipediaDE|Affirmation}}
* {{WikipediaDE|Vocal meditation}}
* {{WikipediaDE|Meditation}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.sanskrit-sanscrito.com.ar/english/sanskrit/sacredmantras1.html Bija Mantras - Visualisierung und Audio-files]
*[http://www.southerncrossreview.org/43/grundstein.htm Grundstein-Meditation von Rudolf Steiner]


[[Kategorie:Buddhismus]]
* [http://gnosis.org/library/Interrogatio_Johannis.html Interrogatio Johannis (The Secret Supper - The Book of John the Evangelist)] - englische Übersetzung auf [http://gnosis.org gnosis.org]
[[Kategorie:Hinduismus]]
 
[[Kategorie:Yoga]]
[[Kategorie:Apokryphen]]
[[Kategorie:Anthroposophie]]
[[Kategorie:Apokryphe Schrift des Neuen Testaments]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 26. Dezember 2016, 14:45 Uhr

Die Interrogatio Johannis oder Das geheime Abendmahl ist ein neutestamentliches Apokryphon, das ein vertrauliches Gespräch des Christus mit dem Apostel Johannes während des letzten Abendmahls schildert. Es wird darin bestritten, dass die äußere Welt eine Schöpfung Gottes sei, sondern vom Satan geschaffen wurde, was an die Lehren der Gnosis vom Demiurgen gemahnt. Charakteristisch ist auch, dass viele Worte Gottes aus dem Altes Testament dem Satan zugeschrieben werden[1].

Die Interrogatio Johannis ist stark vom Gedankengut der Bogomilen geprägt, bezieht aber auch ältere apokryphe Schriften ein[2]. Die katholischen Christen werden als Jünger Johannes des Täufers angesehen, doch sei die Taufe als bloß äußeres Ritual völlig nutzlos.

Die Schrift findet sich als Beweismittel in den Inquisitionsakten von Carcassonne. Ein zugesetzter Vermerk besagt, dass der katharische Bischof Nazarius dieses Werk 1190 aus Bulgarien nach Südfrankreich gebracht habe. Die Schrift ist in der vorliegenden lateinischen Form nicht vor dem 12. Jahrhundert entstanden.

Literatur

  • Edina Bozóky: Le livre secret des cathares = Interrogatio Iohannis / éd. critique, trad., commentaire par Edina Bozóky. Beauchesne, Paris 2009. (Inhaltsverzeichnis)

Einzelnachweise

  1. Gilles Quispel, Johannes Oort: Gnostica, Judaica, Catholica. Collected essays of Gilles Quispel. 2008, S. 11; „Die Interrogatio Johannis, eine der wenigen authentischen Quellen über die Katharer, die also nicht von den Inquisitoren der römischen Kirche stammt, besitzt dieselbe Form und denselben Inhalt wie das Apokryphon des Johannes.“
  2. Bozóky, E.: Le Livre Secret des Cathares Interrogatio Johannis, Apokryphe d'origine bogomile. Paris, 1980. Zitiert nach: Eliade, Mircea: Geschichte der religiösen Ideen, Band III/1. Freiburg : Herder, 1983, S. 177.

Weblinks


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