Prinzip der Zweiwertigkeit und Postmoderne: Unterschied zwischen den Seiten

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Das '''Prinzip der Zweiwertigkeit''', auch '''Bivalenzprinzip''' genannt, ist die Eigenschaft einer [[Formales System| Logik]], dass semantisch jeder Formel genau einer von zwei [[Wahrheitswert]]en zugewiesen wird. Häufig werden diese Wahrheitswerte als ''wahr'' und ''falsch'' bezeichnet.
Die '''Postmoderne''' (von {{laS|''post''}} ‚hinter‘, ‚nach‘) ist ein um 1870 erstmals von verschiednen Autoren verwendeter Begriff, im weitesten Sinn den Zustand der abendländischen [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]], [[Kultur]] und [[Kunst]] „nach“ der [[Moderne]] zu bezeichnen. Insbesondere ist damit eine politisch-wissenschaftlich-künstlerische Richtung gemeint, die sich gegen bestimmte Institutionen, Methoden, Begriffe und Grundannahmen der Moderne wendet und diese aufzulösen und zu überwinden versucht. Die Vertreter der Postmoderne kritisieren das der Moderne inhärente illegitime Vorherrschen eines totalitären Prinzips, das auf gesellschaftlicher Ebene Züge von [[w:Despotie|Despotismus]] in sich trage und bekämpft werden müsse. Maßgebende Ansätze der Moderne seien eindimensional und gescheitert. Demgegenüber wird ein [[Relativismus]] propagiert, der eine Vielfalt gleichberechtigt nebeneinander bestehender Perspektiven zulässt.


Logiken, für die das Prinzip der Zweiwertigkeit erfüllt ist, nennt man auch zweiwertige Logiken. Ist das Prinzip der Zweiwertigkeit nicht erfüllt, spricht man von [[Wikipedia:Mehrwertige Logik|mehrwertiger Logik]].
Prägend für die Postmoderne war [[Jean-François Lyotard]]s Bericht über ''Das postmoderne Wissen'', in welchem er die philosophischen Systeme der Moderne für gescheitert erklärt. In seiner Rede vom ''Ende der großen Erzählungen'',<ref>[[w:Lyotard|Lyotard]]: ''Das postmoderne Wissen.'' Passagen, Wien 1999. (orig.: ''La Condition postmoderne: Rapport sur le savoir.'' Paris 1979)</ref> entwickelte er die Kernthese seiner Diagnose und spricht nicht von philosophischen Systemen, sondern von „Erzählungen“. Nach Lyotard gibt es drei große Meta-Erzählungen: die [[Aufklärung]], den [[Idealismus (Philosophie)|Idealismus]] und den [[Historismus (Geschichtswissenschaft)|Historismus]], die allesamt nicht mehr als allgemeinverbindliche Wahrheit angesehen werden könnten. Die Postmoderne lehnt sich gegen alle gegen Festschreibungen insbesondere ideologischer, aber auch kultureller Art auf. In der postmodernen Kultur- und Geisteswissenschaft sind die vorherrschenden Methoden die [[Diskursanalyse]] und der [[Dekonstruktion|Dekonstruktivismus]].  


Das Prinzip der Zweiwertigkeit ist zu unterscheiden von dem auch innerhalb mehrerer mehrwertigen Logiken gültigen [[Satz vom ausgeschlossenen Dritten]], der besagt, dass sich P ∨ ¬P innerhalb des logischen Systems bzw. seines [[Kalkül]]s syntaktisch ableiten lässt.
== Siehe auch ==
__TOC__
== Präzisierung ==
Wenn man für einen Kalkül eine [[formale Semantik]] aufstellt, dann verwendet man für die Zuordnung von Wahrheitswerten zu [[Mathematische Formel|Formeln]] eine [[Funktion (Mathematik)|Funktion]], die ''Bewertungsfunktion'' (auch ''Denotationsfunktion'' oder ''Wahrheitswertefunktion'') genannt wird. Für die Bewertungsfunktion wird oft das Zeichen <math>[[\cdot]]</math> verwendet; die zu bewertende Formel wird dabei zwischen die eckigen Klammern geschrieben. Bezeichnet man die Menge der wohlgeformten Formeln des Kalküls mit <math>M</math>, dann besagt das Prinzip:


:<math>[[\cdot]]</math> ist eine Funktion im mathematischen Sinn, die (mindestens) für ''ganz'' <math>M</math> definiert ist und die für ''jede'' wohlgeformte Formel genau einen der Wahrheitswerte „wahr“ oder „falsch“ liefert.
* {{WikipediaDE|Postmoderne}}


Das Bivalenzprinzip impliziert weder, dass die Menge <math>M</math>, noch dass die Bewertungsfunktion in irgendeiner Weise effektiv ermittelbar ist. Diese Frage wird auf den betrachteten Kalkül verschoben.
== Literatur ==
 
; Bedeutende Werke bekannter Vertreter
== Diskussion des Prinzips ==
* [[w:Guy Debord|Guy Debord]]: ''[[w:Die Gesellschaft des Spektakels|Die Gesellschaft des Spektakels]].'' Edition Tiamat, Berlin 1996
Da die Bewertungsfunktion nicht „tatsächlich ermittelbar“ sein muss, kann es auch in einer Logik, die das Bivalenzprinzip erfüllt, Aussagen geben, deren Wahrheitswert („zum augenblicklichen Zeitpunkt“ oder sogar für immer) unbekannt ist. Ein berühmtes Diskussionsbeispiel dafür, dass dies auch innerhalb der Mathematik der Fall sein kann, ist die sog. [[Wikipedia:Goldbachsche Vermutung|Goldbachsche Vermutung]], dass jede gerade Zahl größer als 2 als Summe zweier Primzahlen geschrieben werden kann. Es wird hier argumentiert: entweder gilt die Vermutung für die „wirklichen Natürlichen Zahlen“ oder sie gilt nicht; vielleicht muss aber ungeklärt bleiben, welches von beiden der Fall ist.
* [[w:Gilles Deleuze|Gilles Deleuze]]: ''Die Falte. Leibniz und der Barock.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995
 
* Gilles Deleuze, [[w:Félix Guattari|Félix Guattari]]: ''Mille Plateaux.'' Paris 1980
Da die Bewertungsfunktion für ''alle'' Aussagen einen Wahrheitswert liefert, folgt der „Satz vom ausgeschlossenen Dritten“ einfach aus dem Bivalenzprinzip.<ref>K.Wuchterl, ''Methoden der Gegenwartsphilosophie'', S. 53.</ref>
** deutsch: ''Kapitalismus und Schizophrenie 2 – Tausend Plateaus.'' Merve, Berlin 1992.
 
* [[w:Jacques Derrida|Jacques Derrida]]: ''Grammatologie.'' Frankfurt am Main 1974
Das Bivalenzprinzip ist kein normatives Prinzip, also keine Forderung, dass logische Systeme zweiwertig sein ''müssen'', sondern
* Jacques Derrida: ''Die Stimme und das Phänomen.'' Frankfurt am Main 2003.
deskriptive semantische Eigenschaft logischer Systeme. Einige logische Systeme haben diese Eigenschaft, z.&nbsp;B. die [[Klassische Logik|klassische Logik]]: Sie sind zweiwertig. Andere Systeme haben diese Eigenschaft nicht: Sie sind mehrwertig.  
* Jacques Derrida: ''Randgänge der Philosophie.'' Wien 1988.
{{Siehe auch|Dreiwertige Logik|Fuzzylogik|Intuitionistische Logik}}
* Jacques Derrida: ''Die différance. Ausgewählte Texte.'' Stuttgart 2004.
 
* [[w:Charles Jencks|Charles Jencks]]: ''The Language of Post-Modern Architecture.'' London 1977
Das Bivalenzprinzip steht mit anderen Fragestellungen in Verbindung, vor allem mit [[Metaphysik|metaphysischen]] oder mit [[Sprachwissenschaft|sprachwissenschaftlichen]] Fragen. Ein Beispiel wäre die metaphysische Frage, ob die Wirklichkeit adäquat durch zweiwertige Logik beschrieben werden kann, ob also ein metaphysisches Bivalenzprinzip gilt – ob es eine absolute Wahrheit gibt. Solche Fragen werden in der [[Wissenschaftstheorie]] und [[Sprachphilosophie]] behandelt. Die [[Korrespondenztheorie]] der Wahrheit geht von einer objektiven, absoluten Wahrheit aus und bejaht eine solche metaphysische [[Idee]], während die [[Kohärenztheorie]] Wahrheit als subjektive gesellschaftliche Konstruktion versteht, die nur relativ zum sozialen Standort des Betrachters existiert.
** deutsch: ''Die Sprache der postmodernen Architektur. Die Entstehung einer alternativen Tradition.'' Stuttgart 1978.
* [[w:Jean-François Lyotard|Jean-François Lyotard]]: ''Das postmoderne Wissen.'' Passagen-Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85165-902-3 (Original-Titel: La condition postmoderne, éditions Minuit, Paris 1979)
* Jean-François Lyotard: ''Der Widerstreit.'' Fink, München 1987.
* Jean-François Lyotard: ''The Inhuman.'' Stanford University Press, Stanford 1991.


In der Philosophie der Mathematik bezieht sich das Bivalenzprinzip insbesondere auf die Frage, ob mathematische Sätze nur Zeichenfolgen sind, die umgeformt werden, oder ob sie Aussagen über Objekte in einer mathematischen Welt machen, so wie der Satz „heute regnet es“ nach dem Realismus des Alltagsverstandes eine Aussage über die reale Welt macht. [[Platon]] war der Auffassung, dass es eine objektive ideale mathematische Welt gibt, die nach seiner [[Ideenlehre]] zur Welt der Ideen ([[Intelligibel|intelligiblen Welt]]) gehört, welche unabhängig vom denkenden Subjekt existiert, aber für dieses grundsätzlich auf rein geistige Weise erkennbar ist. Dies wird unter anderem in Platons [[Höhlengleichnis]] erörtert. Diese Sicht wird insbesondere im [[Intuitionismus]] abgelehnt, wo die Wahrheit und Falschheit eines Satzes auf das subjektive Evidenzerlebnis bei seiner deduktiven Konstruktion reduziert wird. [[Karl Popper]] versuchte in seiner pluralistischen Ontologie ([[Drei-Welten-Lehre]]), beide Sichtweisen zu vereinen, indem er zwar anerkannte, dass mathematische Welten vom Menschen geschaffen werden, jedoch trotzdem den Standpunkt vertrat, dass die Existenz der Welt und insbesondere ihre Eigenschaften objektiv und unabhängig vom Menschen ist. Mathematische Theorien gehören somit in Poppers Welt 3, die Welt der objektiven Gehalte der menschlichen Kultur.<ref>Karl R. Popper: Gesammelte Werke, Band 12, Wissen und das Leib-Seele-Problem, Tübingen, Mohr Siebeck (2012). Das Buch enthält in neuer Übersetzung Knowledge and the Body-Mind Problem (1994) und den Popperteil aus Karl R. Popper, John C. Eccles: Das Ich und sein Gehirn (1977), editorische Bemerkungen und ein Nachwort des Herausgebers mit einer Übersicht über ca. 40 weitere Arbeiten zur Dreiweltenlehre.</ref>
; Über Postmoderne und Postmodernismus
* [[w:Zygmunt Bauman|Zygmunt Bauman]]: ''Intimations of Postmodernity.'' Routledge, London 1992
* [[w:Roger Behrens|Roger Behrens]]: ''Postmoderne.'' EVA Wissen 3000, Hamburg 2004, ISBN 3-434-46237-6.
* Christopher Butler: ''Postmodernism. A very short introduction.'' Oxford University Press, New York 2002, ISBN 0-19-280239-9.
* [[w:Alex Callinicos|Alex Callinicos]]: ''Against Postmodernism. A Marxist Critique.'' Polity Press, Cambridge 1989
* [[w:Terry Eagleton|Terry Eagleton]]: ''The Illusions of Postmodernism.'' Blackwell, Oxford 1996
* Mike Featherstone: ''Undoing Culture. Globalization, Postmodernism and Identity.'' Sage Publications, London 1995.
* Bernd Goebel/Fernando Suárez Müller: ''Kritik der postmodernen Vernunft. Über Derrida, Foucault und andere zeitgenössische Denker.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-20486-1.
* [[w:Jürgen Habermas|Jürgen Habermas]]: ''Der philosophische Diskurs der Moderne.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988
* [[w:David Harvey (Geograph)|David Harvey|]]: ''The Condition of Postmodernity.'' Blackwell Publishers, Cambridge 1995
* Peter Kemper (Hrsg.): ''‚Postmoderne‘ oder Der Kampf um die Zukunft. Die Kontroverse in Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft.'' Fischer, Frankfurt am Main 1988.
* [[w:Jens Kastner|Jens Kastner]]: ''Politik und Postmoderne. Libertäre Aspekte in der Soziologie Zygmunt Baumans.'' Unrast, Münster 2000.
* [[w:Scott Lash|Scott Lash]]: ''Sociology of Postmodernism.'' Routledge, London 1990
* [[w:Wolfgang Welsch (Philosoph)|Wolfgang Welsch|]]: ''Unsere postmoderne Moderne.'' 6. Auflage. Akademie, Berlin 2002, ISBN 3-05-003727-X.
* [[w:Peter V. Zima|Peter V. Zima]]: ''Moderne – Postmoderne. Gesellschaft, Philosophie, Literatur.'' 2. Auflage. Francke, Tübingen u.&nbsp;a. 2001, ISBN 3-8252-1967-4.
* [[w:Alfrun Kliems|Alfrun Kliems]] (Hrsg.): ''Lyrik des 20. Jahrhunderts in Ost-Mittel-Europa''. Band 1: ''Spätmoderne'' (=  ''Literaturwissenschaft'', Bd. 2). [[w:Frank & Timme|Frank & Timme]], Berlin 2006, ISBN 978-3-86596-020-7.
* [[w:Christoph Riedweg|Christoph Riedweg]] (Hrsg.): „Nach der Postmoderne. Aktuelle Debatten zu Kunst, Philosophie und Gesellschaft“ (= Schwabe reflexe 34), Schwabe, Basel 2014, ISBN 978-3-7965-3250-4.


== Siehe auch ==
; Textsammlungen
* {{WikipediaDE|Prinzip der Zweiwertigkeit}}
* Peter Engelmann: ''Postmoderne und Dekonstruktion. Texte französischer Philosophen der Gegenwart.'' (= RUB 8668). Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-008668-X.
* [[w:Wolfgang Welsch (Philosoph)|Wolfgang Welsch|]]: ''Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion.'' Akademie Verlag, Berlin 1994
* Thomas Docherty (Hrsg.): ''Postmodernism. A Reader.'' Harvester Wheatsheaf, New York u.&nbsp;a. 1993.


== Literatur ==
; Hilfsmittel
* Walter Gellert, Herbert Kästner, Siegfried Neuber (Hrsg.): ''Fachlexikon ABC Mathematik''. Thun und Frankfurt 1978, ISBN 3-87144-336-0. Artikel „Aussagenkalkül“
* Stuart Sim: ''The Routledge companion to postmodernism.'' 2. Auflage. Routeledge, London u.&nbsp;a. 2006, ISBN 0-415-33359-8, ISBN 0-415-33358-X.
* W. Stegmüller, M.V.v.Kibéd: ''Strukturtypen der Logik'', Band III von W. Stegmüller, ''Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie'', Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo 1984, ISBN 3-540-12210-9, ISBN 0-387-12210-9. Vor allem S 51 ff.
* Victor E. Taylor, Charles E. Winquist (Hrsg.): ''Encyclopedia of postmodernism.'' Reprint, Routledge, London u.&nbsp;a. 2005, ISBN 0-415-15294-1, ISBN 0-415-30886-0.
* J.M. Bochenski: ''Formale Logik'', Freiburg/München 1970. Kap 43 zur Geschichte der Formulierung dieses Prinzips
* Patrick Baum, Stefan Höltgen (Hrsg.): ''Lexikon der Postmoderne – Von Abjekt bis Zizek. Begriffe und Personen''. Projektverlag, Bochum/ Freiburg 2010, ISBN 978-3-89733-209-6.
* K. Wuchterl: ''Methoden der Gegenwartsphilosophie'', Bern und Stuttgart 1977, (UTB Taschenbücher 646), ISBN 3-258-02606-8


== Weblinks ==
== Weblinks ==
[http://math.andrej.com/2005/05/16/how-many-is-two/ How many is two?] (in Englisch)
{{Wiktionary}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/postmodernism/|Postmodernism|Gary Aylesworth}}
* Christian Köllerer: [http://www.erlangerliste.de/ressourc/postmod.html Die Errungenschaften der Postmoderne als Theorie] Eine philosophische Kritik. (Erlanger Digitale Edition)
* Jean-François Lyotard: [http://www.marxists.org/reference/subject/philosophy/works/fr/lyotard.htm ''The Postmodern Condition – A Report on Knowledge.''] 1979; First 5 Chapters of main body of work
* [[w:Klaus-Jürgen Bruder|Klaus-Jürgen Bruder]]: [http://www.foucault.de/macht.htm ''La condition postmoderne – est-ce qu’elle est passée? Eine Zeitdiagnose.''] In: ''Gestalttherapie.'' 21 (1), 2007, S. 3–23. [[w:Edition Humanistische Psychologie|Edition Humanistische Psychologie]] (Köln)
* [http://www.spektrum.de/lexikon/geographie/spaetmoderne/7422 Spätmoderne, Durchbruch der globalen Moderne] im Gegensatz zur Postmoderne
* [http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/postmoderne-philosophie-literatur/ Albert Meier: Postmoderne: Philosophie – Literatur. Unter Mitarbeit von Aljoscha Leptin und Zara Zerbe (2017)]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />


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[[Kategorie:Logik]]
[[Kategorie:Germanisch-Angelsächsische Kultur]]
[[Kategorie:Semantik]]
[[Kategorie:Neuzeit]]
[[Kategorie:Klassische Logik]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Mathematischer Grundbegriff]]
[[Kategorie:Wissenschaft]]
[[Kategorie:Wahrheitstheorie]]  
[[Kategorie:Kunstgeschichte]]
[[Kategorie:Wahrheit]]  
[[Kategorie:Postmoderne|!]]
[[Kategorie:Philosophie der Mathematik]]
[[Kategorie:Mathematik]]  


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 27. November 2019, 13:18 Uhr

Die Postmoderne (von lat. post ‚hinter‘, ‚nach‘) ist ein um 1870 erstmals von verschiednen Autoren verwendeter Begriff, im weitesten Sinn den Zustand der abendländischen Gesellschaft, Kultur und Kunst „nach“ der Moderne zu bezeichnen. Insbesondere ist damit eine politisch-wissenschaftlich-künstlerische Richtung gemeint, die sich gegen bestimmte Institutionen, Methoden, Begriffe und Grundannahmen der Moderne wendet und diese aufzulösen und zu überwinden versucht. Die Vertreter der Postmoderne kritisieren das der Moderne inhärente illegitime Vorherrschen eines totalitären Prinzips, das auf gesellschaftlicher Ebene Züge von Despotismus in sich trage und bekämpft werden müsse. Maßgebende Ansätze der Moderne seien eindimensional und gescheitert. Demgegenüber wird ein Relativismus propagiert, der eine Vielfalt gleichberechtigt nebeneinander bestehender Perspektiven zulässt.

Prägend für die Postmoderne war Jean-François Lyotards Bericht über Das postmoderne Wissen, in welchem er die philosophischen Systeme der Moderne für gescheitert erklärt. In seiner Rede vom Ende der großen Erzählungen,[1] entwickelte er die Kernthese seiner Diagnose und spricht nicht von philosophischen Systemen, sondern von „Erzählungen“. Nach Lyotard gibt es drei große Meta-Erzählungen: die Aufklärung, den Idealismus und den Historismus, die allesamt nicht mehr als allgemeinverbindliche Wahrheit angesehen werden könnten. Die Postmoderne lehnt sich gegen alle gegen Festschreibungen insbesondere ideologischer, aber auch kultureller Art auf. In der postmodernen Kultur- und Geisteswissenschaft sind die vorherrschenden Methoden die Diskursanalyse und der Dekonstruktivismus.

Siehe auch

Literatur

Bedeutende Werke bekannter Vertreter
  • Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakels. Edition Tiamat, Berlin 1996
  • Gilles Deleuze: Die Falte. Leibniz und der Barock. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995
  • Gilles Deleuze, Félix Guattari: Mille Plateaux. Paris 1980
    • deutsch: Kapitalismus und Schizophrenie 2 – Tausend Plateaus. Merve, Berlin 1992.
  • Jacques Derrida: Grammatologie. Frankfurt am Main 1974
  • Jacques Derrida: Die Stimme und das Phänomen. Frankfurt am Main 2003.
  • Jacques Derrida: Randgänge der Philosophie. Wien 1988.
  • Jacques Derrida: Die différance. Ausgewählte Texte. Stuttgart 2004.
  • Charles Jencks: The Language of Post-Modern Architecture. London 1977
    • deutsch: Die Sprache der postmodernen Architektur. Die Entstehung einer alternativen Tradition. Stuttgart 1978.
  • Jean-François Lyotard: Das postmoderne Wissen. Passagen-Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85165-902-3 (Original-Titel: La condition postmoderne, éditions Minuit, Paris 1979)
  • Jean-François Lyotard: Der Widerstreit. Fink, München 1987.
  • Jean-François Lyotard: The Inhuman. Stanford University Press, Stanford 1991.
Über Postmoderne und Postmodernismus
  • Zygmunt Bauman: Intimations of Postmodernity. Routledge, London 1992
  • Roger Behrens: Postmoderne. EVA Wissen 3000, Hamburg 2004, ISBN 3-434-46237-6.
  • Christopher Butler: Postmodernism. A very short introduction. Oxford University Press, New York 2002, ISBN 0-19-280239-9.
  • Alex Callinicos: Against Postmodernism. A Marxist Critique. Polity Press, Cambridge 1989
  • Terry Eagleton: The Illusions of Postmodernism. Blackwell, Oxford 1996
  • Mike Featherstone: Undoing Culture. Globalization, Postmodernism and Identity. Sage Publications, London 1995.
  • Bernd Goebel/Fernando Suárez Müller: Kritik der postmodernen Vernunft. Über Derrida, Foucault und andere zeitgenössische Denker. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-20486-1.
  • Jürgen Habermas: Der philosophische Diskurs der Moderne. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988
  • David Harvey|: The Condition of Postmodernity. Blackwell Publishers, Cambridge 1995
  • Peter Kemper (Hrsg.): ‚Postmoderne‘ oder Der Kampf um die Zukunft. Die Kontroverse in Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft. Fischer, Frankfurt am Main 1988.
  • Jens Kastner: Politik und Postmoderne. Libertäre Aspekte in der Soziologie Zygmunt Baumans. Unrast, Münster 2000.
  • Scott Lash: Sociology of Postmodernism. Routledge, London 1990
  • Wolfgang Welsch|: Unsere postmoderne Moderne. 6. Auflage. Akademie, Berlin 2002, ISBN 3-05-003727-X.
  • Peter V. Zima: Moderne – Postmoderne. Gesellschaft, Philosophie, Literatur. 2. Auflage. Francke, Tübingen u. a. 2001, ISBN 3-8252-1967-4.
  • Alfrun Kliems (Hrsg.): Lyrik des 20. Jahrhunderts in Ost-Mittel-Europa. Band 1: Spätmoderne (= Literaturwissenschaft, Bd. 2). Frank & Timme, Berlin 2006, ISBN 978-3-86596-020-7.
  • Christoph Riedweg (Hrsg.): „Nach der Postmoderne. Aktuelle Debatten zu Kunst, Philosophie und Gesellschaft“ (= Schwabe reflexe 34), Schwabe, Basel 2014, ISBN 978-3-7965-3250-4.
Textsammlungen
  • Peter Engelmann: Postmoderne und Dekonstruktion. Texte französischer Philosophen der Gegenwart. (= RUB 8668). Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-008668-X.
  • Wolfgang Welsch|: Wege aus der Moderne. Schlüsseltexte der Postmoderne-Diskussion. Akademie Verlag, Berlin 1994
  • Thomas Docherty (Hrsg.): Postmodernism. A Reader. Harvester Wheatsheaf, New York u. a. 1993.
Hilfsmittel

Weblinks

 Wiktionary: Postmoderne – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Lyotard: Das postmoderne Wissen. Passagen, Wien 1999. (orig.: La Condition postmoderne: Rapport sur le savoir. Paris 1979)


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