Gedanke

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Der Gedanke ist das mehr oder weniger erstarrte, abgestorbene Produkt des lebendigen Denkens, wobei deutlich zwischen der subjektiven Form seines Auftretens im Bewusstsein, etwa als Vorstellung, und seinem objektiven Gehalt unterschieden werden muss. Durch die Gedanken werden wir uns des Denkens überhaupt erst bewusst, denn den lebendigen Denkprozess beobachten wir normalerweise nicht, jedenfalls nicht in seiner vollen Tiefe, sondern erst die Produkte, die er hervorbringt, nämlich die Gedanken.

"Und da kommen wir darauf, daß sich dasjenige, was wir im engeren Sinne Denken, Vorstellen nennen, so wie der Mensch hier auf dem physischen Plan lebt, eigentlich abspielt im Ätherleib. Aber damit sich Gedanken bilden durch dieses Denken, durch dieses Vorstellen, ist der physische Leib notwendig, denn der physische Leib muß seine Eindrücke bekommen, wenn Gedanken hier im physischen Leben erinnerungsmäßig festgehalten werden sollen.

Der Vorgang ist also der: Wenn wir denken, so geht natürlich das Denken vom Ich aus, geht durch den astralischen Leib, aber es spielt sich dann hauptsächlich in den Bewegungen des Ätherleibes ab. Was wir immer denken, was wir vorstellen, spielt sich in den Bewegungen des Ätherleibes ab. Diese Bewegungen des Ätherleibes drücken sich förmlich ein in den physischen Leib. Das ist grob gesprochen, denn es handelt sich um viel feinere Vorgänge als um ein grobes Einprägen, aber man kann die Sache vergleichsweise so nennen. Und dadurch, daß diese Bewegungen des Ätherleibes in den physischen Leib eingeprägt werden, spielen sich für unser Bewußtsein die Gedanken ab, und dadurch auch erhalten sich die Gedanken in der Erinnerung. Gewissermaßen ist es so: Wenn wir einen Gedanken haben und den später einmal aus der Erinnerung hervorholen, so kommt bei dieser Arbeit des Sich-Erinnern-Wollens unser Ätherleib in Bewegung, und er paßt sich mit seinen Bewegungen dem physischen Leib an, und indem er hineinkommt in jene Eindrücke, die dieser Ätherleib bei dem entsprechenden Gedanken in den physischen Leib gemacht hat, kommt der Gedanke wieder herauf ins Bewußtsein. Also Erinnerung ist daran geknüpft, daß die Bewegungen des Ätherleibes sich in den physischen Leib einprägen können. Natürlich ist das Gedächtnis an den Ätherleib gebunden, aber der Ätherleib muß eine Art von Bewahrer seiner Bewegungen haben, damit im physischen Leben das Erinnern zustande kommen könne. Und so leben wir denn unser Leben zwischen Geburt und Tod, haben unsere Erlebnisse und erinnern uns unserer Erlebnisse, das heißt, es läuft unser Gedankenleben in uns ab. Im wachen Zustande haben wir immer mehr oder weniger dieses in unserem Inneren ablaufende Gedankenleben." (Lit.: GA 174b, S. 160f)

"Zwei Dinge werden ja häufig nicht sehr voneinander unterschieden, nämlich: Der Mensch denkt - und: Der Mensch hat Gedanken. - Aber die beiden Dinge sind wirklich sehr voneinander verschieden. Denken ist eine Kraft, die der Mensch hat, eine Tätigkeit; und diese Tätigkeit führt erst zu den Gedanken. Nun, die Tätigkeit des Denkens, diese Kraft, die im Denken lebt, bringen wir uns aus dem Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt in dieses Erdenleben herein. Diese Kraft des Denkens betätigen wir an den äußeren Wahrnehmungen durch die Sinne und machen uns die Gedanken über die Umgebung, die wir hier haben. Aber diese Dinge in unserer Umgebung haben ja keine Bedeutung für das Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, denn dort sind sie nichts. Sie sind nur hier für die Sinne. Deshalb haben auch die Gedanken, die wir uns hier machen über diejenigen Dinge, die vor unseren Sinnen ausgebreitet sind, keine Bedeutung für das Leben nach dem Tode; aber eine Bedeutung für das Leben nach dem Tode hat es, daß wir der Denkkraft überhaupt etwas zuführen, denn diese Denkkraft, die bleibt uns für das ganze Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Die Gedanken, die wir von den sinnlichen Wahrnehmungen hinnehmen, die können uns nichts fruchten nach dem Tode. Die dienen da nur, um Anhaltspunkte zu haben zur Erinnerung an das Ich während des Lebens zwischen Geburt und Tod." (Lit.: GA 174b, S. 316)

"Derjenige, der hier keine Gedanken aufgenommen hat über die geistigen Welten, der also nichts hat durch seine Seele ziehen lassen von Gedanken über die geistigen Welten, der ist als seelisches Wesen nach dem Tode in derselben Lage wie einer, der einen physischen Organismus hat, aber nichts zu essen, der hungern muß. Denn die Gedanken, die wir uns hier machen über die geistigen Welten, sie sind die Nahrung für eine der hauptsächlichsten Kräfte, die uns bleiben nach dem Tode: für die Denkkraft. Die Denkkraft haben wir, wie wir hier die Hungerkraft haben, aber genährt werden kann diese Hungerkraft zwischen dem Tode und einer neuen Geburt gar nicht. Wir können zwischen dem Tode und einer neuen Geburt Imagination haben, Inspiration und Intuition, aber wir können nicht Gedanken als solche haben. Die müssen wir uns hier erwerben. Wir müssen eintreten in das Leben zwischen Geburt und Tod, damit wir uns hier Gedanken erwerben. Von diesen Gedanken, die wir uns hier erworben haben, zehren wir die ganze Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, und wir hungern nach diesen Gedanken, wenn wir sie nicht haben." (Lit.: GA 174b, S. 317f)

Logische Gedanken sind eng an die natürlichen oder an formale Sprachen gebunden. Die sprachliche Form logischer Gedanken ist der Aussagesatz. Es gibt aber auch andere Gedankenformen, die nicht unmittelbar an die Logik und an die Sprache gebunden sind. Dazu zählen vor allem die bildhaften Gedanken.

Gedankenwesen

In der Welt um uns herum sind die Gedanken lebendige Elementarwesen, Gedankenwesen, und erst in unserem Bewusstsein werden sie zu Gedankenleichen, die als solche keine Wirklichkeit mehr sind, sondern nur das Schattenbild einer ehemals lebendigen Wirklichkeit.

"Wir sind nämlich in Wirklichkeit überall, wo wir stehen, gehen und liegen, nicht nur in der Welt von Luft und Licht und so weiter, sondern wir sind immer in einer flutenden Gedankenwelt. Sie können sich das am besten vorstellen, indem Sie sich die Sache so zurechtlegen: Wenn Sie durch den Raum gehen als gewöhnlicher, physischer Mensch, gehen Sie atmend hindurch, Sie gehen durch den lufterfüllten Raum. So aber bewegen Sie sich gewissermaßen auch durch den gedankenerfüllten Raum. Die Gedankensubstanz, die erfüllt den Raum um Sie herum. Und diese Gedankensubstanz ist nicht ein unbestimmtes Gedankenmeer. Das ist nicht so etwas wie ein nebuloser Äther, wie man es sich zuweilen gern vorstellen möchte, sondern diese Gedankensubstanz ist eigentlich das, was wir die elementarische Welt nennen. Wenn wir von Wesen der elementarischen Welt sprechen im weitesten Sinne des Wortes, dann bestehen diese Wesen der elementarischen Welt aus dieser Gedankensubstanz, richtig aus dieser Gedankensubstanz. Es ist nur ein gewisser Unterschied zwischen den Gedanken, die da draußen herumschwirren, die eigentlich lebendige Wesen sind, und den Gedanken, die wir in uns haben. Ich habe hier schon öfter darauf hingewiesen, was da für ein Unterschied ist. In meinem demnächst erscheinenden Buch, das ich gestern schon erwähnt habe, werden Sie wiederum Hinweise finden auf diesen Unterschied.

Sie können sich nämlich die Frage vorlegen: Wenn wir da draußen im Gedankenraum irgendsoein Wesen, ein elementarisches Wesen haben und in mir ich doch auch Gedanken habe - wie verhalten sich meine Gedanken zu den Gedankenwesen, die da draußen im Gedankenraum sind? Sie bekommen eine richtige Vorstellung von diesem Verhältnis der eigenen Gedanken zu den Gedankenwesen draußen im Raum, wenn Sie sich das Verhältnis vorstellen eines menschlichen Leichnams, der, nachdem der Mensch gestorben ist, zurückgeblieben ist, zu dem lebendigen Menschen, der herumwandelt. Dabei müssen Sie allerdings solche Gedanken ins Auge fassen, die Sie an der äußeren Sinneswelt im wachen Bewußtsein gewinnen. Unsere Gedanken sind nämlich Gedankenleichen. Das ist das Wesentliche. Die Gedanken, die wir von der äußeren Sinneswelt so durch das wache Bewußtsein mit uns schleppen, das sind eigentlich Gedankenleichen, sind abgelähmte, abgetötete Gedanken; draußen sind sie lebendig. Das ist der Unterschied.

Nun sind wir also eigentlich dadurch in die Gedankenelementarwelt eingespannt, daß wir, indem wir aus der Umwelt unsere Wahrnehmungen aufnehmen und diese Wahrnehmungen zu Gedanken verarbeiten, die lebendigen Gedanken töten. Und indem wir sie dann in uns haben, diese Gedankenleichen, denken wir. Daher sind unsere Gedanken abstrakt. Unsere Gedanken bleiben gerade aus dem Grunde abstrakt, weil wir die lebendigen Gedanken töten. Wir gehen wirklich mit unserem Bewußtsein eigentlich so herum, daß wir Gedankenleichen in uns tragen und diese Gedankenleichen unsere Gedanken, unsere Vorstellungen nennen. So ist es in der Wirklichkeit." (Lit.: GA 177, S. 99ff)

Geistertoren

Die menschlichen Gedanken, wie wir sie in unserem Bewusstsein erleben, sind keine eigenständige Wirklichkeit, sondern bloße Bilder. Wären sie mehr als bloße Bilder, könnten wir sie nicht dazu gebrauchen, über die Wirklichkeit nachzudenken; wir würden dann mit jedem Gedanken eine neue Wirklichkeit erschaffen. Die Bilder, als die uns unsere Gedanken erscheinen, sind aber äußerst flüchtig. Um sie in unserem Bewusstsein festhalten zu können, bedürfen wir einer besonderen Art nur schwer zu beobachtender abnormer Elementarwesen, die aber durchaus nicht ahrimanischer Natur sind, wie man vielleicht irrtümlich glauben könnte. Sie gehören dem selben Reich an wie die Gnome, liegen aber mit diesen ständig im Kampf und von ihnen zutiefst verachtet. Während die Gnome über eine hervorragende Intelligenz verfügen, sind sie nämlich ausgesprochene Geistertoren. Sie sind besonders in der Umgebung sehr gescheiter Menschen zu finden, aber etwa auch in Bibliotheken, wenn viel Gescheites in den Büchern steht.

"Wenn man nun einen wirklich gescheiten Menschen verfolgt, wie er in seinem Gefolge ein ganzes Heer solcher Wesenheiten haben kann, wie ich vorhin gesagt habe, so findet man, daß diese Wesenheiten außerordentlich geringgeachtet werden von den Gnomengeistern der elementarischen Welt, weil sie plump sind, und vor allen Dingen, weil sie furchtbar töricht sind. Das Törichte ist ihre hauptsächlichste Eigenschaft. Und so kann man sagen: Gerade gescheiteste Leute in der Welt, wenn man sie daraufhin beobachten kann, werden von ganzen Trupps von Toren verfolgt aus der geistigen Welt." (Lit.: GA 219, S. 76)

Sie haben in unserer Zeit kein eigenständiges Leben und müssen sich der verströmenden Lebenskräfte sterbender Menschen bedienen.

"Diese Wesen haben im gegenwärtigen Zeitalter eigentlich kein eigenes Leben. Sie kommen dadurch zu einem Leben, daß sie das Leben derjenigen benutzen, welche sterben, welche durch Krankheiten sterben, aber noch Lebenskräfte in sich haben. Vergangenes Leben nur können sie benutzen. Es sind also Geistertoren, welche das Leben, das von Menschen übrigbleibt, benützen, die also sozusagen sich vollsaugen von dem, was von übrigbleibendem Leben noch an Kirchhöfen und dergleichen aufsteigt.

Gerade wenn man eindringt in solche Welten, dann bekommt man einen Begriff, wie unendlich stark die Welt, die hinter der menschlichen Sinneswelt ist, bevölkert ist, und wie mannigfaltig die Klassen von solchen geistigen Wesenheiten sind, und wie diese geistigen Wesenheiten durchaus im Zusammenhang mit unseren Fähigkeiten stehen. Denn der gescheite Mensch, den man da in seiner Tätigkeit verfolgt, kann, wenn er nicht hellsichtig, sondern bloß gescheit ist, seine gescheiten Gedanken gerade dadurch besonders festhalten, daß er von diesem Troß von geistigen Toren verfolgt ist. Die klammern sich an seine Gedanken, zerren sie und geben ihnen Gewicht, so daß sie bei ihm bleiben, während er sonst die Gedanken rasch verschwinden haben würde." (Lit.: GA 219, S. 77)

"Wenn sie gar zu sehr von den Naturgeistern gnomenhafter Art verfolgt werden, dann flüchten sie sich in die menschlichen Köpfe, und während sie eigentlich draußen in der Natur fast Riesen sind - sie sind nämlich außerordentlich groß -, werden sie ganz klein, wenn sie in den menschlichen Köpfen sind. Man könnte sagen, daß sie eine Art abnormer Naturgeister sind, die aber mit der ganzen menschlichen Entwickelung auf der Erde innig zusammenhängen." (Lit.: GA 219, S. 78)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Die geistigen Hintergründe des Ersten Weltkrieges, GA 174b (1994), ISBN 3-7274-1742-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die spirituellen Hintergründe der äußeren Welt. Der Sturz der Geister der Finsternis, GA 177 (1999), ISBN 3-7274-1771-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt. Die geistige Kommunion der Menschheit., GA 219 (1994), ISBN 3-7274-2190-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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