Der Wohlstand der Nationen und Albert Camus: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Wealth of Nations title RZ.jpg|miniatur|Titelseite von Adam Smith' Hauptwerk (1776)]]
'''Albert Camus''' [{{IPA|alˈbɛːʀ kaˈmy}}] (* 7. November 1913 in Mondovi, Französisch-Nordafrika, heute Dréan, Algerien; † 4. Januar 1960 nahe Villeblevin, Frankreich) war ein französischer Schriftsteller und Philosoph. 1957 erhielt er für sein publizistisches Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Camus gilt als einer der bekanntesten und bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts.
'''Der Wohlstand der Nationen''' (vollständiger engl. Titel: ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations'') ist das am 9. März 1776 erschienene Hauptwerk des schottischen [[Ökonom]]en [[Adam Smith]]. Es entstand als Kontrapunkt zum bis dahin wirtschaftspolitisch vorherrschenden [[Merkantilismus]] wie er von den damaligen europäischen Großmächten praktiziert wurde. Smiths Werk gilt als das grundlegende Werk der [[Wirtschaftswissenschaft]], welche sich erst in der Folgezeit als eigenständige Wissenschaftsdisziplin etablierte, und markiert sowohl den Beginn der [[Klassische Nationalökonomie|klassischen Nationalökonomie]] als auch parallel des [[Wikipedia:Wirtschaftsliberlaismus|Wirtschaftsliberalismus]].


Smith entwickelt in seinem Werk keine eigene geschlossene Theorie. ''Der Wohlstand der Nationen'' ist zum Großteil als Zusammenfassung der wirtschaftstheoretischen Erkenntnisse zahlreicher liberaler Vordenker zu verstehen. Es erfuhr ein großes Echo durch nachfolgende Ökonomen wie [[David Ricardo]], [[Thomas Robert Malthus]] und [[Karl Marx]]. Heute ist das Werk vorrangig durch die Metapher der [[Unsichtbare Hand|unsichtbaren Hand]] (und dem damit behaupteten Prinzip) bekannt, obwohl diese tatsächlich nur nebenbei von Smith erwähnt wurde.
[[Datei:Albert Camus, gagnant de prix Nobel, portrait en buste, posé au bureau, faisant face à gauche, cigarette de tabagisme.jpg|mini|Albert Camus (1957)]]
Zudem wird das Zitat meist aus dem eigentlichen Kontext gerissen. Smith bezog sich mit seinem Begriff der "invisible hand" lediglich auf die Unterstützung der heimischen Industrie ("the support of domestic industry") im Gegensatz zum Import von Gütern. Er sagt in diesem Zusammenhang, dass der Unternehmer im Zuge der Unterstützung der heimischen Industrie durch die Maximierung des Gesamteinkommens, basierend auf seiner unternehmerischen Tätigkeit, nur nach seinem eigenen Profit strebe und nicht nach der Förderung des Gemeinwohls, welche lediglich ein Nebeneffekt seiner Gewinnmaximierung sei.<ref>Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations - Book IV, Chapter II, Of Restraints upon the Importation from Foreign Countries of such Goods as can be Produced at Home, IV.2.9; "But the annual revenue of every society is always precisely equal to the exchangeable value of the whole annual produce of its industry, or rather is precisely the same thing with that exchangeable value. As every individual, therefore, endeavours as much as he can both to employ his capital in the support of domestic industry, and so to direct that industry that its produce may be of the greatest value; every individual necessarily labours to render the annual revenue of the society as great as he can. He generally, indeed, neither intends to promote the public interest, nor knows how much he is promoting it. By preferring the support of domestic to that of foreign industry, he intends only his own security; and by directing that industry in such a manner as its produce may be of the greatest value, he intends only his own gain, and he is in this, as in many other cases, led by an invisible hand to promote an end which was no part of his intention. Nor is it always the worse for the society that it was no part of it. By pursuing his own interest he frequently promotes that of the society more effectually than when he really intends to promote it. I have never known much good done by those who affected to trade for the public good. It is an affectation, indeed, not very common among merchants, and very few words need be employed in dissuading them from it."</ref> Heute verwendet man diese Wendung in der [[Neoklassische Theorie|neoklassischen Sichtweise]] jedoch für jedwede Art der Rechtfertigung einer Deregulierung der Märkte, um den Unternehmen möglichst viele Freiheiten zu gewähren.


== Inhalt ==
== Leben ==
Der Wohlstand der Nationen ist in fünf Bücher unterteilt:
=== Kindheit und Jugend ===
# Von den Ursachen für die Steigerung der produktiven Kräfte der [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] und von der Regel, nach der ihr Produkt unter die verschiedenen Klassen des Volkes natürlicherweise verteilt wird
Camus stammte aus einer Familie, die seit 1871 in der dritten Generationen in Algerien als Siedler ansässig war. Er hatte französische Wurzeln väterlicherseits und spanische mütterlicherseits. Sein Geburtsort war ein Weingut in der Siedlung Saint-Paul (arabisch Chebaïta Mokhtar), 8 km vom Zentrum der Stadt Mondovi entfernt (arabisch Drean, nahe Bône, dem heutigen Annaba). Camus’ Vater Lucien, ein ungelernter Fuhrmann, war kurz zuvor von seiner im Weinanbau und -export tätigen Firma aus Algier dorthin geschickt worden, um als Kellermeister zu arbeiten.
# Natur, Ansammlung und Einsatz des Kapitals
# Die unterschiedliche Zunahme des Wohlstandes in einzelnen Ländern
# Systeme der [[Politische Ökonomie|Politischen Ökonomie]]
# Die Finanzen des Landesherrn oder des Staates


Das Werk behandelt z.&nbsp;B. die grundlegenden Wirkungsmechanismen der verschiedenen [[Markt|Märkte]], der [[Geld]]wirtschaft, der [[Produktionsfaktor]]en und des [[Außenhandel]]s.
Der Vater wurde zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] von der französischen Armee eingezogen und in der [[Schlacht an der Marne (1914)|Schlacht an der Marne]] verwundet. Im Oktober 1914 starb er in einem Lazarett in Saint-Brieuc in der [[Bretagne]]. Daraufhin zog die Mutter mit Albert und seinem älteren Bruder Lucien zurück zu ihrer verwitweten Mutter nach Algier in das Kleine-Leute-Viertel Belcourt. Dort trug sie zusammen mit ihrem unverheirateten, sprachbehinderten Bruder, einem [[Küfer|Böttchergesellen]], zuerst als Fabrikarbeiterin und später als Reinigungskraft zum Unterhalt der Familie bei, die unter der strengen Obhut der Großmutter stand.


In diesem Werk geht Smith speziell auf [[Arbeitsteilung]] in entstehenden Manufakturen ein und begründet seine Theorien am Beispiel der Stecknadelproduktion in Südengland.<ref>Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Band 1, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, S. 14f., ISBN 0-86597-006-8</ref>
1924 erhielt Camus’ Grundschullehrer von Mutter und Großmutter die Erlaubnis, den begabten Jungen auf die Aufnahmeprüfung am Gymnasium vorzubereiten. Camus bestand die Prüfung und pendelte fortan zwischen der ärmlichen Welt von Belcourt und dem bürgerlichen Milieu der Schule, wo er seine Herkunft vor den Klassenkameraden verbarg, denn er schämte sich wegen seiner Mutter, die nicht nur Analphabetin, sondern auch leicht hör- und sprachbehindert war. Um seinen Status in der Klasse zu verbessern, trieb er Sport und spielte als Torwart beim Fußballverein [[RU Algier|Racing Universitaire d’Alger]].<ref>Roland H. Auvray: ''Le livre d’or du football pied-noir et nord-africain. Maroc–Algérie–Tunisie.'' Presses du Midi, Toulon 1995, ISBN 2-87867-050-7, S.&nbsp;5; Paul Dietschy/David-Claude Kemo-Keimbou (Ko-Herausgeber: [[FIFA]]): ''Le football et l’Afrique.'' EPA, o.&nbsp;O. 2008, ISBN 978-2-85120-674-9, S.&nbsp;98</ref>
In Bezug auf dieses Beispiel wird Smith meistens lediglich zur Begründung der Vorteilhaftigkeit dieser Form der Arbeitsteilung zitiert. Hingegen wird selten darauf hingewiesen, dass Smith in seinem Buch ebenso vor den dramatischen Konsequenzen dieser Effektivierung der Arbeitsprozesse, nämlich einer Verdummung der Arbeiter durch die ständige Wiederholung der immer selben Handgriffe, warnt.<ref>Smith, Adam (1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations - Chapter I: On the Expenses of the Sovereign or Commonwealth, Part III: On the Expense of Public Works and Public Institutions, Article II: On the Expense of the Institutions for the Education of Youth ; 
"The man whose whole life is spent in performing a few simple operations, of which the effects are perhaps always the same, or very nearly the same, has no occasion to exert his understanding or to exercise his invention in finding out expedients for removing difficulties which never occur. He naturally loses, therefore, the habit of such exertion, and generally becomes as stupid and ignorant as it is possible for a human creature to become. The torpor of his mind renders him not only incapable of relishing or bearing a part in any rational conversation, but of conceiving any generous, noble, or tender sentiment, and consequently of forming any just judgement concerning many even of the ordinary duties of private life... But in every improved and civilized society this is the state into which the labouring poor, that is, the great body of the people, must necessarily fall, unless government takes some pains to prevent it."</ref>


== Übersetzungen, kommentierte Ausgaben ==
1930, nach dem ersten Teil des [[Baccalauréat]], erkrankte er an [[Tuberkulose]] und musste sich mehrere Monate in einem [[Sanatorium]] in Südfrankreich behandeln lassen. Nach seiner Rückkehr wurde er von einer kinderlosen Schwester seiner Mutter und deren Mann, einem wohlhabenden und literarisch interessierten Metzgermeister, aufgenommen. Bei ihnen fühlte er sich wohl, las und schrieb, entwickelte aber auch erste [[Dandy]]-Allüren. Seine Mutter sah er nur noch selten.
Erstmals in die deutsche Sprache übertragen wurde das Werk 1776 und 1778 in zwei Bänden von Johann Friedrich Schiller, einem Cousin des Dichters Friedrich Schiller. Später brachte der Göttinger Historiker und Ökonom Georg Friedrich Sartorius (1765–1828) eine gedrängte Darstellung von Smiths Lehren unter dem Titel „Handbuch der Staatswirthschaft“ (Berlin: Unger, 1796) heraus, wodurch er sich um die Verbreitung des Werkes verdient machte. Später erschienen weitere Übersetzungen, u.a. von Christian Garve (1742–1798) und Max Stirner (1806–1856). Eine moderne Fassung ist die 2009 erschienene Übersetzung von Franz Stöpel. <ref>ISBN 978-3-86150-955-4 </ref> Eine Übersicht über die deutschen Übersetzungen gibt Harald Hagemann.<ref>[http://eet.pixel-online.org/files/research_papers/GE/German%20editions%20of%20Smith's%20Wealth%20of%20Nations.pdf PDF]</ref>
 
1932 legte er den zweiten Teil seines Baccalauréats ab. Sein Traum war der Besuch der Pariser [[École normale supérieure (Paris)|École normale supérieure]], der französischen Elitehochschule für die Lehramtsfächer, doch gab es in ganz Algerien keine Vorbereitungsklassen für die Zulassungsprüfung.
 
=== Ehe, Studium und erste politische Aktivitäten ===
Albert Camus begann sein Studium der Philosophie an der neu eröffneten Universität von Algier, wo er mit dem jungen Professor [[Jean Grenier]] Freundschaft schloss. 1932, gleich nach Beginn seines Studiums, lernte er seine spätere Frau Simone Hié kennen. Er traf sie eines Abends bei seinem Freund Max-Pol Fouchet, dessen Verlobte sie war (zeitweise gab sich Hié auch als Fouchets Frau aus).<ref>Marie-Laure Wieacker-Wolff, ''Albert Camus'' (2003), S.&nbsp;65</ref> Obwohl Hié kein [[Baccalauréat]] (Entsprechung zum Abitur) besaß, war sie ebenfalls an der Universität Algier eingeschrieben. Simone Hié pflegte das Image einer intellektuellen „[[femme fatale]]“, und sie soll sehr schön gewesen sein.<ref name="Marie-Laure Wieacker-Wolff 2003">Marie-Laure Wieacker-Wolff, ''Albert Camus'' (2003), S.66.</ref> Camus und Hié verliebten sich, über sie erlangte er erstmals Zugang zur Welt der algerischen Oberschicht und deren Luxusclubs. Für Simone schrieb Camus unter anderem Märchen wie ''Livre de Melusine'' und verschiedene Texte über seine Jugend. Diese fasste er unter dem Titel ''L’Envers et l’Endroit'' (gedruckt 1937) zusammen. Camus beschrieb Simone als ''Fee''<ref>Camus über die Feen: ''Die sympathischsten Feen sind die, die uns am nächsten stehen, die nur so genannt werden. Schwach, unglücklich, der Unruhe immer nah, so wünsche ich sie mir.'' – Marie-Laure Wieacker-Wolff, Albert Camus (2003), S.66.</ref> und verfasste lyrische und philosophische Texte, die einen Bezug zu Simone hatten.<ref name="Marie-Laure Wieacker-Wolff 2003" /> Aus ihren Briefen wird eine starke Seelenverwandtschaft deutlich, dennoch blieb ihre Beziehung zeitlebens rätselhaft.<ref>Marie-Laure Wieacker-Wolff, ''Albert Camus'' (2003), S.67</ref>
 
Als Camus von Simone Hiés Drogensucht, insbesondere ihrer Morphiumsucht, erfahren hatte<ref>Herbert R. Lottman: ''Camus Eine Biographie'', Hoffmann und Campe 1986, S.73.</ref>, versuchte er wiederholt, sie von den Drogen abzubringen.<ref>In diesem Zusammenhang stehen auch seine Gedanken zum sogenannten „Pädagogischen Eros“ des Platon, die er in seine zu der Zeit bereits entstehende Diplomarbeit einfließen ließ.</ref> Wegen ihrer Sucht und ihrer zerrütteten Familie (Simones Vater hatte ihre Mutter verlassen) war sie auf dem damaligen „Heiratsmarkt“ für Camus eigentlich nicht attraktiv. Dennoch kam es am 16. Juni 1934 zur Heirat<ref>Olivier Todd: ''Albert Camus – Ein Leben'', Rowohlt 2001, S.66</ref>, obwohl sich Simones Mutter und Alberts Onkel (der eine Gefährdung von Camus’ Karriere durch Hiés Einfluss befürchtete) dagegen ausgesprochen hatten.<ref name="Marie-Laure Wieacker-Wolff 2003" /> Bis an sein Lebensende unterstützte Camus Simone Hié finanziell und blieb mit ihr in Kontakt.<ref>Marie-Laure Wieacker-Wolff, ''Albert Camus'' (2003), S.&nbsp;69&nbsp;f.</ref>
 
1935, nach der Bildung der „[[Front populaire|Volksfront]]“, eines antifaschistischen Bündnisses der französischen Linken und gemäßigt linken Parteien (Kommunisten und Sozialisten sowie der [[Parti républicain, radical et radical-socialiste|Radikalen Partei]]), politisierte er sich wie viele andere junge Intellektuelle und wurde Mitglied der [[Kommunismus|Kommunistischen Partei]], die in Algerien, obwohl es offiziell ein Teil Frankreichs war, eine eigene Organisation aufzubauen versuchte.
 
Die Partei setzte Camus ein, um im [[muslimisch]]en Bevölkerungsteil der Stadt [[Antikolonialismus|antikolonialistische]] und prokommunistische Propaganda zu betreiben und Mitglieder zu werben. Letzteres erwies sich allerdings als fast unmöglich, da der [[Marxistische Philosophie#Religionskritik|marxistische Atheismus]] die Muslime abstieß. Immerhin erhielt Camus Einblick in die sozialen und psychologischen Probleme der damals etwa 8 Millionen arabo- und berberophonen „Eingeborenen“ ''(indigènes)'', die von etwa 800.000 „weißen“ Algerienfranzosen, d.&nbsp;h. den Nachkommen französischer, spanischer und italienischer Einwanderer sowie französisierter einheimischer Juden, beherrscht wurden.
 
Als im Frühsommer 1936 die Volksfront die Wahlen gewann und in ganz Frankreich neue kulturelle Einrichtungen geschaffen wurden, um das Bildungsniveau der Arbeiter zu heben, gründete Camus mit anderen Linken in Algier ein ''Théâtre du travail'' (dt. „Theater der Arbeit“), für das er sein erstes Stück ''Révolte dans les [[Asturien|Asturies]]'' verfasste und einstudierte. Es handelte von einem Streik spanischer Bergarbeiter im Jahr 1934, wurde jedoch vor der ersten Aufführung bereits verboten. Nebenbei absolvierte Camus – er war inzwischen auch Mitglied der Schauspieltruppe von Radio Algier – sein ''Diplôme d'études supérieures'' mit einer Examensarbeit (s.o.) über die [[antike]]n nordafrikanischen Philosophen [[Plotin]] und [[Augustinus von Hippo|Augustinus]].
 
Mit dem Abschluss dieser Arbeit begann Camus’ Entfremdung von Simone Hié, die weiterhin ein ausschweifendes Leben mit häufig wechselnden Beziehungen führte, während Camus sich dem Schreiben widmen wollte. Er verließ die gemeinsame Wohnung und zog zu Freunden in die „Maison Fichu“, ein malerisch auf einer Anhöhe von Algier gelegenes Haus.<ref>Marie-Laure Wieacker-Wolff, ''Albert Camus'' (2003), S.70</ref>
 
Um seine Ehe doch noch zu retten, unternahm Camus mit Simone eine Reise durch Europa. Besonders in Prag machten die beiden lange Station, da Camus sich sehr für Franz Kafka interessierte. In Salzburg entdeckte er jedoch, dass seine Frau eine Beziehung zu ihrem Arzt unterhielt, der sie auch mit Drogen versorgte. Tief getroffen vollzog Camus die endgültige Trennung von ihr und zog zu seinem Bruder Lucien, während Simone zu ihrer Mutter zurückkehrte.
 
Zurück in Algier traf er auf eine Parteiführung, die auf Moskaus Anweisung hin jegliche antikolonialistische Propaganda eingestellt hatte, weil diese die Verteidigungskraft Frankreichs gegenüber dem [[Aufrüstung der Wehrmacht|aufrüstenden Deutschland]], vor dem sich auch [[Josef Stalin|Stalin]] immer mehr fürchtete, hätte schwächen können. Camus, dem die soziale und politische Gleichberechtigung der „Arabes“ am Herzen lag, war empört über den Kurswechsel seiner Partei und wollte die alte Agitation fortsetzen. Dafür wurde er mit dem [[Parteiausschluss]] bestraft. Ebenso enttäuscht war er 1937 über das Scheitern eines Gesetzesvorhabens in der ''[[Assemblée nationale]]'', wonach zumindest die gebildete und teilweise frankophile [[Indigene Völker|autochthone]] Elite in Algerien das volle [[Französische Staatsbürgerschaft|französische Bürgerrecht]] erhalten sollte. Ein weiterer persönlicher Schlag war, dass er wegen seiner Tuberkulose nicht zu den Prüfungen ''([[Concours (Auswahlverfahren)|concours]])'' für die [[Agrégation]] zugelassen wurde und sich damit von einer Einstellung als beamteter Gymnasiallehrer ausgeschlossen sah.
 
=== Beginn der Schriftstellerei ===
In seiner Enttäuschung begann Camus einen ersten Roman über einen tuberkulosekranken jungen Mann, der einen reichen Krüppel ermordet und bestiehlt, um dann selbst zu sterben: ''La Mort heureuse''. Dieses ihm vielleicht allzu persönlich und unreif erscheinende Werk stellte er jedoch nicht fertig. Vielmehr benutzte er es ab 1938 als Material für ''[[Der Fremde|L’Étranger]]'', einen politisch motivierten Roman um einen durchschnittlichen jungen Algerienfranzosen namens Meursault.<ref>Der Name ''Meursault'' lässt sich deuten als „meurs, sot!“ = „stirb, du Tor!“</ref> Dieser erschießt ''zufällig'' einen jungen Araber, von dem er sich ''irgendwie bedroht'' fühlt, will für sein Vergehen aber einstehen und wird so zum Sündenbock, an dem die Justiz erst zögernd, dann jedoch mit voller Härte ein Exempel statuiert.
 
Obwohl Camus nur von einem Hilfsjob im meteorologischen Institut von Algier lebte, schlug er 1938 einen Posten als angestellter Lehrer in einer algerischen Kleinstadt aus, vielleicht auch deshalb, weil er sich gerade mit seiner späteren zweiten Frau liiert hatte, der Mathematikstudentin und späteren Mathematiklehrerin Francine Faure.
 
Über seinen Freund [[Pascal Pia]] erhielt Camus eine Stelle als Reporter bei dem neuen (linken) Blatt ''Alger républicain''. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte wurden dort Gerichtsreportagen, besonders von Prozessen gegen Araber und [[Berber]], die in einer von den Algerienfranzosen dominierten Justiz häufig die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekamen. Nebenher verfasste Camus eine erste Version seines ersten gänzlich eigenen Stücks ''Caligula'', ein Drama um die Sinnsuche eines jungen Mannes.
 
In dieser Phase existentieller Enttäuschungen, aber auch mancher Lichtblicke, begann er den philosophischen [[Essay]] ''[[Der Mythos des Sisyphos|Le Mythe de Sisyphe]]'', in dem er das menschliche Dasein als fundamental absurd, aber dennoch lebenswert, ja glücklich, darstellt. Im Sommer 1939 schrieb er eine Serie von anklagenden Artikeln über eine Hungersnot im Hinterland von Algier, gegen die die Behörden seines Erachtens nichts unternahmen, weil dort ja nur Berber verhungerten.
 
Als im September 1939 der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] ausbrach und eine [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] eingeführt wurde, lagen Camus und seine Zeitung ständig im Streit mit der Zensurbehörde. Anfang 1940 stellte die Zeitung aus verschiedenen Gründen ihr Erscheinen ein. Camus musste sich, nachdem er endlich von seiner ersten Frau geschieden worden war und Francine Faure geheiratet hatte, von seiner zweiten Frau ernähren lassen. Da dies für ihn schwer erträglich war, ging er nach Paris – ohne (wie oft fälschlich behauptet) aus Algerien ausgewiesen worden zu sein –, nachdem er dort, wiederum mit Hilfe von Pascal Pia, eine Stelle als Reporter bei der Zeitung ''[[Paris-Soir]]'' erhalten hatte.
 
=== Die Kriegszeit ===
Unmittelbar vor Beginn des [[Blitzkrieg|blitz allemand]] am 10. Mai beendete er sein Werk ''L’Étranger'', das er in der Zwischenzeit mit zusätzlichen Themen, insbesondere den Lehren des ''Sisyphe'', angereichert hatte, die die ursprüngliche politische Intention fast verdeckten. Kurz bevor die deutschen Truppen in Paris einmarschierten, flüchtete Camus mit der Redaktion seiner Zeitung nach [[Clermont-Ferrand]] und bald weiter nach [[Lyon]], wo er den Waffenstillstand (22. Juni) und die Anfänge des neuen ''État français'' unter [[Philippe Pétain|Marschall Pétain]] erlebte.
 
In der Folgezeit führte er ein unstetes Leben zwischen Frankreich und Algerien, schrieb dennoch fleißig und beendete im Winter 1941/42 in [[Oran]] (dem Heimatort seiner Frau, wo er eine Lehrerstelle erhalten hatte) ''Le Mythe de Sisyphe''. Der Essay, der die Überwindung der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz durch trotziges Akzeptieren ihrer Tragik und durch Pflichterfüllung zu propagieren scheint, traf bei seiner Publikation im Oktober offenbar die Stimmung im besetzten Frankreich. Denn hier neigte man dazu, die gerade erlittene Niederlage gegen Deutschland durch eine Flucht ins Alltagsleben zu kompensieren. Camus wurde nun bekannt, zumal auch der im Juni endlich veröffentlichte ''Étranger'' gut aufgenommen wurde (der jedoch nicht mehr als ein algerisch-politisch motivierter Roman gesehen wurde, sondern als [[Meditation]] über den Sinn der menschlichen Existenz).
 
Ende 1942 weilte Camus wieder zu einer Kur in Südfrankreich und konnte nicht nach Oran zurück, nachdem Algerien von anglo-amerikanischen Truppen eingenommen worden war und die Deutschen am 11. November auch den bisher unbesetzten Süden Frankreichs, die ''zone libre'', ihrer direkten Kontrolle unterstellt hatten. Er reiste deshalb nach seiner Kur nach Paris, wo er bei seinem [[Éditions Gallimard|Verlag Gallimard]] eine Stelle als Lektor erhielt und nunmehr hautnah die Verhältnisse im besetzten Frankreich miterlebte, wo sich nach der Niederlage der deutschen Truppen in [[Wolgograd|Stalingrad]] die Stimmung allmählich aufhellte. In diesem Umfeld begann er die Arbeit an dem Roman ''[[Die Pest|La Peste]]'' (''Die [[Pest]]''), der seine persönliche Situation, d.&nbsp;h. das Getrenntsein von seiner Frau, und seinen Willen, sich politisch zu engagieren, ebenso widerspiegelt wie die allgemeine Lage im Land, dessen Menschen meist noch willig oder gleichmütig mit dem Pétain-Regime und den Besatzern [[Kollaboration in Frankreich (1940–1944)|kollaborierten]], teils aber schon, wie bald auch Camus selbst, sich der Widerstandsbewegung anschlossen, der [[Résistance]]. ''La Peste'' erschien erst 1947, wurde aber trotzdem noch ein großer Erfolg, weil das Werk, als ein Hohes Lied der Pflichterfüllung, speziell den männlichen Franzosen offenbar die letzten Kriegsjahre verklären half, in denen sie nach einem sich rasch bildenden Mythos angeblich allesamt erklärte (oder doch wenigstens heimliche) Widerständler gewesen waren. Camus lernte in der [[Combat (Résistance)|Widerstandsgruppe Combat]] auch [[René Leynaud]] kennen, zu dessen 1947 bei Gallimard herausgegebenen Gedichten er das Vorwort schrieb.
 
1943 schrieb Camus das Stück ''Le Malentendu'' und begann seine Mitarbeit an dem im [[Untergrundbewegung|Untergrund]] erscheinenden Blatt ''[[Combat (Zeitung)|Combat]]'', dessen Chefredakteur er nach der Befreiung Frankreichs im Jahre 1944 wurde. Trotz seines Wirkens als Widerständler setzte er sich mit seinen ''Lettres à un ami allemand'' (1945) für die deutsch-französische Versöhnung ein.
 
[[Herman Melville]] wird zu dieser Zeit von Camus in einem privaten Brief an [[Liselotte Dieckmann]] ausdrücklich als eines seiner wichtigsten Vorbilder genannt.
 
=== Nachkriegszeit ===
In den Nachkriegsjahren war er wie [[Jean-Paul Sartre|Sartre]] (mit dem ihn eine kurze Zeit lang auch ein freundschaftliches Verhältnis verband) einer der Vordenker des [[Existentialismus]]. Sein bekanntestes philosophisches Werk aus dieser Zeit ist die Essay-Sammlung ''[[Der Mensch in der Revolte|L’Homme révolté]]'' (1947–1951), die ihm neben viel Beifall auch [[Polemik]] eintrug, nicht zuletzt von Sartre, der ihm den Verrat linker Ideale vorwarf.
 
Weniger erfolgreich waren seine politischen Werke aus diesen Jahren: ''L’État de siège'' (1948) oder das im [[zar]]istischen Russland spielende ''Les Justes'' (1949), das anhand des 1905 von [[Iwan Platonowitsch Kaljajew|Iwan Kaljajew]] verübten Attentats auf den Großfürsten [[Sergei Alexandrowitsch Romanow]] die immer wieder aktuelle Problematik der politisch motivierten Attentate behandelt, deren Sinnhaftigkeit Camus in Frage stellte, aber nicht völlig verneinte.
 
Ähnlich wie Sartre begnügte auch Camus sich nicht mit einer Literatenrolle, sondern versuchte darüber hinaus journalistisch in die Politik hineinzuwirken als ein [[Humanität|humanitärer]], gemäßigt linker [[Pazifist]], der insbesondere die Unnachgiebigkeit der französischen Kolonialpolitik und die Grausamkeiten der Kolonialtruppen brandmarkte. Seine Zeitschriftenartikel gab er ab 1950 regelmäßig auch in Sammelbänden mit dem Titel ''Actuelles'' heraus.
 
Da er bemüht war, über den Parteien zu stehen, geriet er oft zwischen die Fronten. So scheiterten 1956 seine Vermittlungsversuche bei den sich langsam zum Krieg entwickelnden Unruhen in Algerien, denn sein [[Plädoyer]] für eine bürgerrechtliche Gleichstellung der ''Arabes'' war den meisten Franzosen viel zu radikal, wogegen seine Vorstellung von einem am Ende doch französischen Algerien für die meisten autochthonen Algerier inzwischen inakzeptabel war.
 
Sein [[Belletristik|belletristisches]] Schaffen war in diesen Jahren weniger intensiv, zumal ihn seine Tuberkulose häufig an der Arbeit hinderte. Immerhin kamen 1956 der kurze Roman ''[[Der Fall (Roman)|La Chute]]'' und 1957 ein Sammelband von meist in Algerien spielenden Erzählungen, ''[[Das Exil und das Reich|L’Exil et le Royaume]]'', heraus.
 
1957 erhielt Camus den [[Literaturnobelpreis]] „für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet“.<ref>http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/1957/</ref> 1959 wurde er in die [[Liste der Mitglieder der American Academy of Arts and Sciences/1959|American Academy of Arts and Sciences]] gewählt.
 
=== Tod ===
[[Datei:Camus Monument in Villeblevin France 17-august-2003.1.JPG|mini|Denkmal zu Ehren von Albert Camus in Villeblevin]]
 
Am Nachmittag des 4. Januar 1960 starb Camus bei einem Autounfall als Beifahrer auf der Fahrt von [[Lourmarin]] nach Paris in der Nähe von [[Villeblevin]]. Der von Michel Gallimard, einem Neffen von Camus’ Verleger, gelenkte [[Facel Vega FV]] kam ins Schleudern, als ein Hinterreifen geplatzt war, und prallte mit der rechten Seite gegen einen Baum. Camus war sofort tot, Michel Gallimard starb am 14. Januar 1960 in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen. Die Insassen im [[Fahrgastzelle|Fond]] dagegen, Michel Gallimards Frau Janine und ihre Tochter Anne, überlebten beinahe unverletzt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/2010/01/A-Camus/komplettansicht |titel=Der Zeitgenosse unserer Träume |autor=[[Iris Radisch]] |werk=[[Die Zeit]] |datum=2009-12-30 |zugriff=2012-01-14}}</ref> Camus hatte sich von Gallimard zu der Fahrt überreden lassen, obwohl er bereits eine Bahnfahrkarte nach Paris gelöst hatte.
 
[[Datei:20041113-002 Lourmarin Tombstone Albert Camus.jpg|mini|Camus’ Grabstein in [[Lourmarin]], [[Vaucluse]]]]
 
Bis zuletzt hatte er an ''Le Premier Homme'' gearbeitet, einem [[Autobiographie|autobiografischen]] [[Roman]] über seine Kindheit und frühe Jugend als Sohn eines ihm nur vom Hörensagen schemenhaft bekannten Vaters. Das Roman-[[Fragment (Literatur)|Fragment]] erschien postum 1994.
 
Zu Camus’ Tod gab es – aufgrund einer Behauptung des italienischen Intellektuellen und Dichters Giovanni Catelli – die Spekulation, an dem Fahrzeug des Verlegers Gallimard seien im Auftrag des früheren sowjetischen Außenministers [[Dmitri Trofimowitsch Schepilow|Dmitri Schepilow]] (der freilich schon 1957 aus dem Amt entlassen worden war) Manipulationen vorgenommen worden.<ref name="spiegel-2011-08-08">{{Internetquelle | url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,778847,00.html |autor=[[Christian Buß]] |titel=Wurde Albert Camus vom KGB ermordet? |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2011-8-7 |zugriff=2011-08-07}}</ref><ref name="corriere-2011-8-1">{{Internetquelle |url=http://www.corriere.it/cultura/11_agosto_01/fertilio-giallo-camus_cf79d8d0-bc46-11e0-9ecf-692ab361efb9.shtml |titel=Il giallo Camus |titelerg=Una confessione inedita rilancia l’ipotesi del delitto politico. L’ombra del Kgb dietro la sua fine: una vendetta dopo i fatti di Budapest |autor=Dario Fertilio |werk=Corriere della Sera |datum=2011-8-1 |zugriff=2011-08-07 |sprache=it}}</ref> Catelli berief sich dabei auf Auszüge aus dem Tagebuch des tschechischen Übersetzers und Dichters [[Jan Zábrana]], der dies von einem Informanten erfahren haben will.<ref name="spiegel-2011-08-08" /><ref name="corriere-2011-8-1" /><ref>Catellis Buch ''Camus deve morire'' erschien im Oktober 2013 (Nutrimenti, ISBN 978-8865942673)</ref>
 
== Philosophie ==
=== Klassifizierung von Camus’ Philosophie ===
Albert Camus, der in Deutschland eher als Philosoph denn als Literat bekannt ist, zählte sich selbst nicht zu den Vertretern des [[Existentialismus]].<ref>''Non, je ne suis pas existentialiste,'' in ''Les Nouvelles littéraires'', 15. November 1945. Exzerpte aus diesem Interview in: A. C., ''Essais,'' [[Bibliothèque de la Pléiade]], 1965, S. 1424–1427. In Englisch: {{"|No, I am not an existentialist […] and the one philosophical book I have published, ''The Myth of Sisyphus'' was written AGAINST philosophers called existentialists…}}. Die Verlage Camus’, z.&nbsp;B. in der engl. Vintage Ausgabe des ''Sisyphus'', versuchen jedoch sachwidrig immer wieder, Camus in seine Nähe zu rücken: „a crucial exposition of existentialist thought“.</ref> Insbesondere seine frühen Werke stehen dieser philosophischen Strömung jedoch sehr nahe. So würdigte [[Jean-Paul Sartre]] seinen Roman ''[[Der Fremde]]'' (1942) als wichtiges Werk des Existentialismus.
 
Das philosophische Werk von Camus hat jedoch auch einen eigenständigen Charakter. Die Camus’sche Philosophie wird daher in Abgrenzung zum Existentialismus oft als „[[Absurdismus|Philosophie des Absurden]]“ bezeichnet. Dies erscheint gerechtfertigt, da insbesondere Camus’ Sicht der Revolte von der existentialistischen Philosophie abweicht, was schließlich auch zum Bruch mit Sartre führte.
 
Die beiden philosophischen Hauptwerke von Camus sind die Essays ''[[Der Mythos des Sisyphos]]'' (''Le Mythe de Sisyphe'', 1942) und ''[[Der Mensch in der Revolte]]'' (''L’Homme révolté'', 1951). Daneben bringt Camus seine Philosophie auch in seinen Romanen und Bühnenstücken zum Ausdruck.
 
=== Das Absurde ===
 
Im Zentrum der Philosophie von Camus steht das Absurde.
 
Dem Leid und dem Elend in der Welt sei kein Sinn abzugewinnen. Der „absurde Mensch“ sei stets [[Atheist]]. Das Leid bleibt für ihn nicht nur sinnlos, es bleibt auch unerklärbar. Wäre Camus' „Mensch“ nicht Atheist, sondern den christlichen Religionen verbunden, könnte man hinter diesem theoretischen Ansatz das Problem der [[Theodizee]] vermuten, das die Frage danach, wie ein „liebender Gott“ mit dem Leid der Welt in Einklang zu bringen ist, sinnvoll aufzulösen versucht. Nach Camus fühle „der Mensch“, wie fremd ihm alles sei, und erkenne dabei die Sinnlosigkeit der Welt; so stürze er im Verlaufe seines Strebens nach Sinn in tiefste existentielle Krisen. Das Absurde mache vor niemandem halt:
 
„Das Absurde kann jeden beliebigen Menschen an jeder beliebigen Straßenecke anspringen.“
 
Für Camus besteht das Absurde im Erkennen der Tatsache, dass das menschliche Streben nach Sinn in einer sinnleeren Welt notwendigerweise vergeblich, aber nicht ohne Hoffnung bleiben muss. Um nicht verzweifelt zu resignieren oder in Passivität zu verfallen, propagiert Camus im Sinne des Existentialismus und in Anlehnung an [[Friedrich Nietzsche]] den aktiven, auf sich allein gestellten Menschen, der unabhängig von einem Gott und dessen Gnade selbstbestimmt ein Bewusstsein neuer Möglichkeiten der Schicksalsüberwindung, der Auflehnung, des Widerspruchs und der inneren Revolte entwickelt.
 
=== Der Tod als absolutes Ende und unausweichliche Fatalität ===
Der [[Tod]] ist für Camus zum einen ein absolutes Ende, das wie das Leben keinen Sinn hat. Der Tod ist die einzige [[Fatalität]], die schon vorgegeben ist und der man nicht entrinnen kann (hier zeigt sich der Einfluss [[Martin Heidegger]]s). Oft ist der Tod „ungerecht“, etwa wenn er wie in dem Roman ''Die Pest'' Kinder trifft. Der Tod ist für Camus auch ein endgültiges Ende: All die sinnlosen Taten und Auflehnungen gegen das Absurde werden durch den Tod ein für alle Mal besiegelt. Der Tod ist für die Menschen bei Camus ein krönender Abschluss eines absurden Lebens.
 
Der Tod ist für Camus (vielleicht) eine unausweichliche Fatalität, aber keinesfalls das Ende bzw. der Endpunkt des absurden Lebens; vielmehr ist der Tod bzw. der Suizid die Umkehrung des Absurden, vor dem [[Verdrängung (Psychoanalyse)|die Augen verschlossen]] werden. Es ist auch absurd, vor dem Absurden fliehen zu wollen. Die Möglichkeit, trotz der Absurdität des Daseins – Unvereinbarkeit von Mensch und Welt – als Mensch Bestand zu haben, liegt für Camus im „existentiellen Sprung“ oder "philosophischen Suizid" (frz. ''suicide philosophique''). Dieser beschreibt den vom Menschen gestellten Anspruch einer intellektuellen Theorie, über die Unmöglichkeit von Sinnerkenntnis hinüberzuschreiten, um den Sinn selbst zu postulieren. Der absurde Mensch begrenzt jedoch seine Erwartungen an Sinnstiftung stets auf die ihm unmittelbaren Tatsachen, um nicht spekulativen Ideen, anstelle der unabdingbaren Sinnlosigkeit, und so dem „philosophischen Suizid“ zu erliegen. Dies soll den realen Suizid unabdingbar verneinen und stellt so das Sich-zur-Wehr-Setzen des absurden Menschen gegen die für ihn fremde und verschlossene Welt dar.
 
Das führt dann zur anderen Seite der Todeserfahrung bei Camus als ein Moment, das unabhängig vom eigentlichen endgültigen körperlichen Absterben als eine glückliche vorweggenommene Todeserfahrung im Diesseits beschrieben wird. In ''[[Der glückliche Tod]]'', dem von ihm selbst nicht veröffentlichten Vorentwurf von ''[[Der Fremde]]'', beschreibt er diesen aus der Sicht des Protagonisten Meursault als ein ewiges Ereignis im Bewusstsein. Meursault kauft gegen Ende des Romans ein Haus in einem Dorf am Meer. Nachdem er schwer krank geworden ist, stirbt er angeblich einen glücklichen, bewusst erlebten Tod: {{"|Ein Stein zwischen Steinen, ging er in der Freude seines Herzens wieder in die Wahrheit der unbeweglichen Welten ein.}}
 
=== Die „permanente Revolte“ als Weg zur Überwindung des Absurden ===
Es gibt zwar keinen „Ausweg“ aus der absurden Situation des Menschen, dennoch kann das Absurde überwunden werden: durch die Annahme der absurden Situation seitens des Menschen. Der Mensch gesteht sich die Absurdität seiner Lage ein und akzeptiert sie, anstatt dem Irrglauben zu erliegen, er müsse sich durch Selbsttötung aus der Absurdität befreien. Vielmehr strebt er trotz allem (und auch das sei absurd) weiter, nach vorne. Der Mensch ist – ebenso wie bei anderen Vertretern des [[Existentialismus]] – ein Handelnder, ein Drängender. Sinnbild für diesen „absurden“ Menschen ist die [[mythologisch]]e Gestalt des [[Sisyphos]] (vgl. ''[[Der Mythos des Sisyphos]]'').
 
In dem philosophischen Essay ''Der Mythos des Sisyphos'' illustriert Camus das Glücklichsein des absurden Menschen am Beispiel der mythologischen Figur, die dazu verdammt ist, einen Stein immer wieder von neuem auf einen Berg zu wälzen.
 
Dennoch löst sich der Widerspruch des Absurden durch diese „[[Permanente Revolution|permanente Revolte]]“ nie ganz auf. Die Revolte ist notwendig, führt aber letztlich nie zum Ziel. Es ist in gewisser Hinsicht ein ewiges Aufstehen mit einem „höhnischen Trotzdem“, mit dem der absurde Mensch den Tag aufs Neue beginnt. Dieser [[Prozess]] selbst ist endlos. Jene Sicht der Revolte entzweite Camus mit dem inzwischen [[Marxismus|marxistischen]] [[Sartre]], der sich eine ''gesellschaftliche Revolte'' vorstellte, die zum historischen Ziel des Kommunismus führen sollte.
 
=== Menschliche Solidarität und Liebe als Werte ===
Schon in der Novellensammlung ''Das Exil und das Reich'' (''L’Exil et le Royaume'', 1952) und ansatzweise in ''Le Mythe de Sisyphe'' von 1942 wird deutlich, dass „solidaire“ (Beziehungen zu anderen Menschen) und „solitaire“ (Alleinsein) zwei Seiten derselben Medaille sind, das eine so einseitig wie das andere. Würde man sich entscheiden, beträte man einen Irrweg. Nach Camus sind die zwischenmenschlichen Beziehungen für sich betrachtet ebenso absurd wie die Situation des Menschen, der sich alleine der Natur gegenübersieht, die ihn allumfassend umgibt. Beides ist komplementär wie zwei Seiten eines Schriftstückes, die dem Leser nie zugleich bewusst sichtbar sind. Sie schließen sich aus und bedingen sich gleichzeitig. In der ''Pest'' versucht er eine Weiterentwicklung dieses Gedankens – allerdings persönlich wohl nicht überzeugt, eher der politischen Situation geschuldet. Es bleibt letztlich dabei, dass der Mensch „vor dem Sprung“ bleiben muss, um nicht einen der beiden sich bietenden einseitigen Irrwege zu beschreiten.
In ''Die Pest'' reicht die Revolte allein nun nicht mehr zur Sinngebung des Menschen aus. In ihrer scheinbar hoffnungslosen Situation und ihrem aussichtslosen Kampf dagegen finden die Menschen zur gegenseitigen [[Solidarität]], zu [[Freundschaft]] und [[Liebe]]:
 
{{Zitat-fr|À la fin, c’est trop bête de ne vivre que dans la peste. Bien entendu, un homme doit se battre […]. Mais s’il cesse de rien aimer par ailleurs, à quoi sert qu’il se batte?|Übersetzung=Letztendlich ist es sehr dumm, nur mit der Pest zu leben. Ein Mensch muss natürlich kämpfen […]. Aber wenn es damit endet, dass er sonst nichts mehr liebt, wofür ist dann das Kämpfen gut?|ref=<ref>''La Peste'', colléction folio Gallimard, S. 230f. (Übersetzung von Gert Pinkernell)</ref>}}
 
Ohne im Daseinskampf gewonnene Werte ergibt die Revolte keinen Sinn. Aber diese Werte müssen sich auf das richten, was wirklich existiert: auf die Menschen selbst. Was der Mensch braucht, ist „menschliche Wärme“ ''(„chaleur humaine“)''.
 
Ähnlich thematisiert Camus in seinem Drama ''[[Der Belagerungszustand]]'' den Widerstand gegen jede Form der Inhumanität, politischer wie existentieller Art. Die spanische Stadt Cádiz ist als Schauplatz exemplarisch gewählt, weil dort in der Vergangenheit zum einen die Pest bereits gewütet hatte und die Stadt zum anderen eine wichtige Rolle in der spanischen Revolution von 1823 spielte, die in der [[Schlacht von Trocadero]] niedergeschlagen wurde. Ähnlich manchen Republikanern im Spanischen Bürgerkrieg gibt auch der Held Diego in diesem Drama trotz teils aussichtsloser Lage den Kampf nicht auf. Das Stück wurde daher oft als dramatische Variante des Romans ''Die Pest'' bezeichnet. Die Helden Bernard Rieux und Diego haben zwar manches gemeinsam, dennoch gibt es unterschiedliche Diskurse in beiden Werken.
 
In seinem Roman ''[[Der Fall (Roman)|Der Fall]]'' (''La chute'', 1956) kritisiert Camus den oft heuchlerischen und oberflächlichen Charakter der menschlichen Beziehungen.
 
=== Politische Haltung ===
Camus wandte sich in seinen Reden und Schriften gegen alle autoritären Staatsformen, insbesondere gegen den stalinistischen [[Sozialismus]]. Es ist jedoch keineswegs so, dass er Befürworter einer parlamentarischen Demokratie war. Vielmehr vertrat Camus einen [[Anarchosyndikalismus]], bei dem die [[Produktionsmittel]] in den Händen der Gewerkschaften liegen. Bereits 1944 wünschte er sich eine „internationalistische Ökonomie, in der die Rohstoffe verstaatlicht werden, der Handel kooperativ organisiert und die kolonialen Absatzmärkte allen zugänglich gemacht werden und das Geld selbst Kollektivstatus erhält.“ Wenig später forderte er die „Vereinigten Staaten der Welt“, die „Abschaffung der Lohnarbeit“ und, „die Gewerkschaften an der Verwaltung des Volkseinkommens zu beteiligen“. 1951 betonte er zusammenfassend: „Meine Sympathien gelten den libertären Formen des Syndikalismus.“<ref>Patrick Spät: [http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2013/november/mythen-um-camus „Mythen um Camus“], in: ''Blätter für deutsche und internationale Politik'', 11/2013, S. 119–122, zum Anarchismus Camus' vgl. auch: Lou Marin (Hrsg.): ''Albert Camus – Libertäre Schriften 1948–1960'', Hamburg: Laika Verlag, 2013.</ref>
 
== Kunst ==
=== Die Bedeutung der Kunst im Werk von Camus ===
Das Absurde im Werk Albert Camus‘ ist nur eine Diagnose. Danach gilt es für Camus eine Strategie gegen die vermeintliche Sinnlosigkeit der Welt zu entwickeln, die er im Wesentlichen der Kunst und dem Künstler überträgt. Sein Werk enthält nicht nur in ''[[Der Mensch in der Revolte]]'' (''L’Homme révolté'', 1951) dezidierte Aufforderungen, mit einer Revolte dem Absurden zu begegnen. Diese Revolte wird von Camus in seinen wichtigsten Schriften vor allem dem Künstler und damit der Kunst als eine permanente Aufgabe gestellt.
 
Die Kunst erscheint schon in seinen frühen Schriften wie in ''L’art de la communion'' (vor 1933): „…die Kunst kämpft gegen den Tod. Auf der Suche nach Unsterblichkeit gibt der Künstler einem vergeblichen Stolz, der eine gerechte Hoffnung ist, nach.“ <ref>Vgl. A. Camus, ''L’art dans la communion'', in: ders., ''Œuvres complètes'', t. I, 1931-1944, hrsg. v. J. Lévi-Valensi, Paris 2006, S. 960-965.</ref>.Den Schlüsselsatz zum Verständnis des Absurden hat er schon 1942 geschrieben: „Die absurde Welt lässt sich nur ästhetisch rechtfertigen“, notiert er Ende 1942 in seinem Tagebuch. <ref> A. Camus, ''Carnets. Mai 1935 - décembre 1948'', in: ders., ''Œuvres complètes'', Bd. II, a.a.O., S. 994.: „Le monde absurde ne reçoit qu’une justification esthétique.“ dt. Albert Camus, ''Tagebücher 1935-1951'', übers. V. G. G. Meister, Reinbek b. Hamburg 1972, S. 246.</ref> In ''[[Der Mythos des Sisyphos]] '' (''Le Mythe de Sisyphe'')(1942) weist er auf die fundamentale Bedeutung der Kunst hin.<ref> Vgl., A. Camus, ''Le mythe de Sisyphe'', in: ders., „Œuvres complètes“, t. II, éd. par J. Lévi-Valensi, u.a., Paris 2006, S. 283-300, dt. ''[[Der Mythos des Sisyphos]]'', übers. v. V. v. Wroblewsky, Reinbek b. Hamburg, 2000, S.123-151</ref> Die Kunst steht im Dienst der Revolte, ohne die jede Revolte ihre Bestimmung verfehlen wird. Die Kunst versteht Camus als eine Revolte gegen die unvollkommene Welt. Der Künstler soll der Realität eine andere Form geben. Die Kunst ist weder Verweigerung noch Ablehnung dessen, was ist. Diese Balance gelingt dem Künstler nur, wenn er bereit ist, das Los aller zu teilen, und sein Werk nicht auf Hass und Missachtung gründet.
In ''[[Der Mensch in der Revolte]]'' (''L’homme révolté'') (1951) deutet er im 4. Kapitel ''Revolte und Kunst'' die Position und die Aufgabe des Künstlers: „Der Künstler erschafft die Welt auf seine Rechnung neu.“<ref>Vgl., A. Camus, ''L’homme révolté'', in: ders., ''Œuvres complètes'', Bd. III, éd. par R. Gay-Crosier, u.a., Paris 2008, S. 278-299, S. 280, dt. ''[[Der Mensch in der Revolte]]'', übers. v. J. Streller u.a., Reinbek b. Hamburg, 1969, S. 285-314, hier S. 290.</ref>
 
=== Kunst und Freiheit ===
Kunst und Freiheit sind in seinen theoretischen und fiktionalen Werken untrennbar miteinander verbunden. Die daraus resultierende Unabhängigkeit nicht nur für die Kunst auch den Ideologien gegenüber wurde vom linken Lager nicht akzeptiert. Der Streit mit seinem Freund [[Jean-Paul Sartre]], der auf die Rezension von ''[[Der Mensch in der Revolte]]'' (''L’homme révolté'') von Francis Jeanson in der Zeitschrift ''[[Les temps modernes]]''<ref>Francis Jeanson, „Albert Camus ou l’âme révoltée“, in: ''[[Les Temps Modernes]]'' 79, Paris 1952, S. 2070-2090.</ref> folgte, führte zum definitiven Bruch ihrer Freundschaft.<ref>Vgl. dazu das Kapitel über Jean-Paul Sartre und Albert Camus in: [[Heiner Wittmann]], ''Aesthetics in Sartre and Camus. The Challenge of Freedom'', translated by C. Atkinson, Reihe Dialoghi/dialogues. Literatur und Kultur Italiens und Frankreichs, ed. by [[Dirk Hoeges]], vol. 13, Frankfurt, Berlin, Bern u.a., 2009, S. 141-151.</ref> Heute zeigt sich vor allem wegen seiner Aussagen zur Kunst und zur Freiheit eine ungebrochene Aktualität seines Werkes, die Camus’ Forderungen und Positionen bestätigt. Für [[Rupert Neudeck]], des Begründers des Unternehmens Cap Anamur war ''[[Die Pest]]'' (''La peste'') eine „Bibel der NGOs“<ref>Heiner Wittmann, Rupert Neudeck (1939-2016) in: Frankreich-Blog, 31. Mai 2016 [https://www.france-blog.info/rupert-neudeck-1939-2016].</ref> In ''[[Die Pest]]'' resümiert der Journalist Rambert, den der Arzt Rieux überzeugt hat, in der von der Pest heimgesuchten Stadt zu bleiben, seine Einsicht, die auch die  Haltung ist, die Camus dem Künstler zuschreibt: „Ja, sagte Rambert, aber man kann sich schämen, wenn man ganz allein glücklich ist.“<ref>Albert Camus, ''[[Die Pest]]'' (''La peste''), üb. v. U. Aumüller, Reinbek bei Hamburg 1998, S. 236</ref> Damit beantwortet er die Frage, die der Künstler Jonas als letzte Handlung auf seine leere Leinwand geschrieben hatte: „''solitaire'' oder ''soldaire''“<ref>Albert Camus, ''Jonas oder der Künstler bei der Arbeit'', in: A. Camus, ''Jonas oder der Künstler bei der Arbeit'', übs. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1998, S. 214.</ref>
Camus verstand sein Gesamtwerk als eine Interpretation ästhetischer Reflexionen, die immer wieder in seinen Tagebüchern erscheinen. Es ging ihm um die Auflehnung des Künstlers gegen die als absurd empfundene Welt, eine Revolte, die er den Ideologien, die die Freiheit der Kunst angreifen, nachdrücklich entgegenstellt: Im Frühjahr 1943 schreibt er „Die Kunst ist der Abstand, den die Zeit dem Leiden gibt.<ref>Albert Camus, ''Tagebücher 1935-1952'', übers. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1972, S. 283, Vgl. [[Heiner Wittmann]]: ''Albert Camus. Kunst und Moral'', Frankfurt am Main 2002, S. 57-66 und 67-84.</ref> Ganz persönliche Eintragungen wie im Mai 1953 verweisen auf sein Selbstverständnis als Künstler: „Wenn ich meinen Leidenschaften nicht nachgegeben hätte, wäre ich vielleicht imstande gewesen, der Welt mitzuwirken, etwas in ihr zu ändern. Aber ich habe ihnen nachgegeben, und deshalb bin ich ein Künstler und weiter nichts.“<ref>Albert Camus, '' Tagebuch. März 1951-Dezember 1959'', übers. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1973, S. 141f.</ref>
 
Seine Rede anlässlich der Entgegennahme des Nobelpreises für Literatur am 10. Dezember 1958 in Stockholm resümiert die Verbindung von Kunst und Freiheit, so wie er sie in seinem Gesamtwerk entwickelt hat. Die Kunst ist den Ideologien und der Politik überlegen. Nicht die Ideologien begründen die Freiheit, sondern sie wird nur durch die uneingeschränkte Ausübung der Kunst sichergestellt.<ref>[[Heiner Wittmann]]: ''Kunst und Moral. Albert Camus und seine Nobelpreisrede'': in: Willi Jung (Hrsg.), ''Albert Camus oder der glückliche Sisyphos – Albert Camus ou Sisyphe heureux'', (Deutschland und Frankreich im wissenschaftlichen Dialog / Le dialogue scientifique franco-allemand), Bonn 2013, S. 173-194. ISBN 978-3-8471-0146-8</ref> In Stockholm gibt er einen Schlüssel zum Verständnis seines Gesamtwerkes.<ref>Albert Camus, ''Rede anläßlich der Entgegennahme des Nobelpreises am 10. Dezember 1957 in Stockholm'', in: Albert Camus, ''Fragen der Zeit'', übers. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1977, S. 224-229.</ref> Camus spricht von der Kunst, ohne die er nicht leben könne. Sie dulde keine Einsamkeit. Der Künstler teile die Kunst mit allen. Der zweite Bezugspunkt ist die Schönheit. Die Kunst ist ein Mittel, möglichst viele Menschen zu erreichen: „Die Kunst ist in meinen Augen kein einsiedlerisches Vergnügen. Sie ist ein Mittel, die größtmögliche Zahl von Menschen anzurühren, indem sie ihnen ein beispielhaftes Bild der gemeinsamen Leiden und Freuden vorhält. Sie verlangt also vom Künstler, sich nicht abzukapseln; sie unterwirft ihn der bescheidensten und zugleich umfassendsten Wahrheit.“<ref>Albert Camus, ''Rede anläßlich der Entgegennahme des Nobelpreises am 10. Dezember 1957 in Stockholm'', in: Albert Camus, ''Fragen der Zeit'', übers. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1977, S. 225</ref> Er warnt den Künstler davor, seine Unabhängigkeit aufzugeben, denn dann verlöre er die Kunst als ein Mittel, sie gegen Unterdrückung einzusetzen. Der Künstler kann keine Moral formulieren. Eine Definition für die Wahrheit gebe es nicht, sie müsse immer wieder neu bestimmt werden. „Camus justiert mit dieser Rede, die die Wörter ''absurd'' und ''Revolte'' nicht nennt, die Gewichte für die Interpretation seines Werkes.“<ref>[[Heiner Wittmann]]: Kunst und Moral. Albert Camus und seine Nobelpreisrede: in: Willi Jung (Hrsg.), ''Albert Camus oder der glückliche Sisyphos – Albert Camus ou Sisyphe heureux'', a.a.O.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Albert Camus}}
== Werke ==
=== Originalausgaben ===
<!-- Links erst setzen, sobald Artikel bestehen -->
* ''Licht und Schatten'' (''L’envers et l’endroit'', 1937), in: ''Literarische Essays''. Rowohlt, Hamburg 1959
* ''[[Caligula (Camus)|Caligula]]'' (1938), in: ''Dramen''. Rowohlt, Hamburg 1959
* ''[[Hochzeit des Lichts]]. Impressionen am Rande der Wüste'' (''Noces'', 1938). Arche, Zürich 1954; Neuausgabe ebd. 2009, ISBN 978-3-7160-2634-2.
* ''[[Der Mythos des Sisyphos]]. Ein Versuch über das Absurde'' (''Le mythe de Sisyphe'', 1942). Rauch, Bad Salzig/Düsseldorf 1950
* ''[[Der Fremde]]''. Erzählung (''L’étranger'', 1942). Rauch, Boppard/Bad Salzig 1948
* ''[[Das Missverständnis]]'' (''Le malentendu'', 1944), in: ''Dramen''. Rowohlt, Hamburg 1959
* ''[[Die Pest]]''. Roman (''La peste'', 1947). Abendlandverlag, Innsbruck 1948
* ''[[Der Belagerungszustand]]'' (''L’état de siège'', 1948). Desch, München 1950
* ''[[Die Gerechten]]'' (''Les justes'', 1949), in: ''Dramen''. Rowohlt, Hamburg 1959
* ''[[Der Mensch in der Revolte]]'' (''L’homme révolté'', 1951). Rowohlt, Hamburg 1953
* ''[[Heimkehr nach Tipasa]]'' (''L’été'', 1954). Arche, Zürich 1957
* ''[[Der Fall (Roman)|Der Fall]]''. Roman (''La chute'', 1956). Rowohlt, Hamburg 1957
* ''[[Das Exil und das Reich]]''. Erzählungen (''L’exil et le royaume'', 1957). Rowohlt, Hamburg 1958
* ''Die Besessenen'' (''Les possédés'', 1959). Rowohlt, Hamburg 1960
=== Postum erschienene Werke bzw. Ausgaben ===
* ''Fragen der Zeit''. Essays. Rowohlt, Reinbek 1960, ISBN 3-499-22195-0.
* ''Kleine Prosa''. Rowohlt, Reinbek 1961, ISBN 3-499-22190-X.
* ''Jonas oder Der Künstler bei der Arbeit''. Gesammelte Erzählungen. Rowohlt, Reinbek 1966, ISBN 3-499-22286-8.
* ''Verteidigung der Freiheit''. Politische Essays. Rowohlt, Reinbek 1968, ISBN 3-499-22192-6.
* ''[[Der glückliche Tod]]''. Roman (''La mort heureuse'', 1970). Rowohlt, Reinbek 1972, ISBN 3-499-22196-9. <small>(Frühe Version bzw. Vorgänger von ''Der Fremde'')</small>
* ''Tagebücher 1935–1951''. Rowohlt, Reinbek 1972, ISBN 3-499-22194-2.
* ''Reisetagebücher''. Rowohlt, Reinbek 1980, ISBN 3-499-22197-7.
* ''Tagebuch. März 1951–Dezember 1959''. Rowohlt, Reinbek 1991, ISBN 3-499-22199-3.
* ''[[Weder Opfer noch Henker]]''. Neudruck. Hg. [[Internationale der Kriegsdienstgegner/innen]], Oppo, Berlin 1991 (Nachwort [[Wolfram Beyer]])
* ''[[Der erste Mensch]]''. Roman (''Le premier homme'', 1994). Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3-499-13273-7. <small>(Camus starb, als er am Manuskript arbeitete)</small>
* ''Libertäre Schriften (1948–1960)''. Eingeleitet, kommentiert und übersetzt von Lou Marin. Laika, Hamburg 2013, ISBN 978-3-942281-56-0.
* ''Sämtliche Dramen''. Rowohlt, Reinbek 2013, ISBN 978-3-498-00942-7.
* mit Jean Grenier: ''Briefwechsel 1932–1960. Mit den Erinnerungen Jean Greniers an Albert Camus''. Alber, Freiburg im Breisgau 2013, ISBN 978-3-495-48621-4.
'''Postum geschriebener Brief an Camus:'''
* Paul Pitous: ''Mon Cher Albert. Ein Brief an Albert Camus'', übersetzt von Brigitte Große. Arche Verlag, Zürich 2014, ISBN 978-3-7160-2712-7.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Smith, Adam (1776), ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations.'', Band 1, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, S. 14f., ISBN 0-86597-006-8
=== Biografisches ===
* Smith, Adam (1776), ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations.'', Band 2, Nachdruck von 1981, Indianapolis, Indiana, USA, ISBN 0-86597-007-6
* Germaine Brée: ''Albert Camus. Gestalt und Werk.'' Rowohlt, Reinbek 1960.
* Smith, Adam (1776), ''Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Volkswohlstandes'', übersetzt von F. Stöpel, bearbeitet von R. Prager, Berlin 1906Band 1-2: https://archive.org/details/untersuchungbe1v2smit, Band 3-4: https://archive.org/details/untersuchungbe3v4smit
* Morvan Lebesque: ''Albert Camus in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' Monographien Nr. 50. Rowohlt, Reinbek 1960.
* Conor Cruise O’Brien: ''Albert Camus.'' [[Deutscher Taschenbuch Verlag|Dtv]], München 1971.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070609084956/http://www.bautz.de/bbkl/c/camus_a.shtml |band=1|spalten=904–907|autor=Friedrich Wilhelm Bautz|artikel=CAMUS, Albert}}
* Brigitte Sändig: ''Albert Camus. Eine Einführung in Leben und Werk.'' Reclams Universalbibliothek Nr. 1006. Leipzig 1983.
** dies.: ''Albert Camus.'' Monographien Nr. 544. Rowohlt, Reinbek 1995; wieder: Monographien Nr. 635, Reinbek 2000, ISBN 3-499-50635-1.
* Herbert R. Lottman: ''Camus. Eine Biographie.'' [[Hoffmann und Campe]], Hamburg 1986 (zuerst Paris 1978).
** ''Camus. Das Bild eines Schriftstellers und seiner Epoche.'' Biographien Nr. 169. Heyne, München 1988.
* Heiner Feldhoff: ''Paris, Algier. Die Lebensgeschichte des Albert Camus.'' Beltz & Gelberg, Weinheim 1991 und 1998.
* Olivier Todd: ''Albert Camus. Ein Leben.'' Rowohlt, Reinbek, 1999, ISBN 3-498-06516-5.
* Marie-Laure Wieacker-Wolff: ''Albert Camus.'' Dtv, München 2003, ISBN 3-423-31070-7.
* Jeanyves Guérin: ''Dictionnaire Albert Camus.'' Laffont, Paris 2010, ISBN 978-2-221-10734-8.
* Ève Morisi: ''Albert Camus contre la peine de mort.'' Gallimard, Paris 2011, ISBN 978-2-07-013554-7.
* Michel Onfray: ''L’ordre libertaire. La vie philosophique d’Albert Camus.'' Flammarion, Paris 2012, ISBN 978-2-08-126441-0. Deutsche Ausgabe: ''Im Namen der Freiheit. Leben und Philosophie des Albert Camus.'' Übersetzt von Stephanie Singh. Knaus, München 2013, ISBN 978-3-8135-0533-7.
* Martin Meyer: ''Albert Camus – Die Freiheit leben.'' Hanser, München 2013, ISBN 978-3-446-24353-8.
* Iris Radisch: ''Camus: Das Ideal der Einfachheit. Eine Biographie.'' Rowohlt, Reinbek 2013, ISBN 978-3-498-05789-3.
* Patrick McCarthy: ''Camus: A Critical Study of His Life and Work''. Hamish Hamilton, London 1982, ISBN 978-0241106037.
* Elizabeth Hawes: ''Camus, A Romance''. Grove/Atlantic, Inc., New York 2009, ISBN 9780802118899.
* Catherine Camus: ''Albert Camus : solitaire et solidaire''. Éditions Michel-Lafon, Neuilly-sur-Seine 2009, ISBN 9782749910871.
* Catherine Camus: ''Le monde en partage. Itinéraires d'Albert Camus''. Gallimard - Albums Beaux Livres, Paris 2013, ISBN 9782070140947.
* Neil Helms, Harold Bloom: ''Albert Camus''. Chelsea House Publications, coll. « Bloom's BioCritiques », New York 2003, ISBN 9780791073810.
* André Comte-Sponville, Laurent Bove, Patrick Renou: ''Camus: de l'absurde à l'amour : lettres inédites d'Albert Camus.'' Éditions Paroles d'Aube, ISBN 9782909096414.
'''Als Erzählung'''
* Susy Langhans-Maync: ''Der Fluch von Lourmarin.'' (Leicht gekürzte Version) in Adalbert Keil (Hrsg.): ''Die Prophezeiung. Zigeunergeschichten.'' Goldmanns Gelbe TB #1622, München 1965. (Anthologie, zuerst bei Kurt Desch, ebd. 1964) S. 125–147. – Originalausgabe: ''Der Fluch von Lourmarin. Fünf unheimliche Geschichten aus 5 Ländern.'' Viktoria, Bern 1963<ref>Inhalt: Das Herrenhaus, in dem Camus in L. arbeitete, war zuvor verwahrlost und von Zigeunern bewohnt gewesen. Der neue Besitzer vertreibt die Zigeuner, renoviert und vermietet das Haus an Camus. Auf der Fahrt nach Paris erleidet dieser den tödlichen Unfall.</ref>
** Erläuterung in: Franz Rottensteiner und Michael Koseler (Hrsg.): ''Werkführer durch die utopisch-phantastische Literatur.'' Corian-Verlag Heinrich Wimmer, Meitingen 1988 ff., Loseblatt, ISBN 978-3-89048-800-4.


''Voll-Faksimile-Ausgabe''
=== Zum Werk ===
* ''An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations'', Vol. I/ Vol. II. Printed for W. Strahn; and T. Cadell, in the Strand, 1776; erschienen im IDION-Verlag, München 1976 (als Vorlage diente eine sich in der Universitätsbibliothek Heidelberg befindende Originalausgabe).
* Stephan Leopold: ''Problematische Hegemonie, libidinöse Investition. Zur Frage kolonialer Allegoriebildung am Beispiel von Albert Camus’ Der Fremde|L’Étranger und Kateb Yacines „Nedjma“'', in Zs. Lendemains. Études comparées sur la France – Vergleichende Frankreichforschung # 130/131, Narr, Tübingen 2008 {{ISSN|0170-3803}} S. 162–198<ref>[http://periodicals.narr.de/index.php/lendemains/article/view/303/112 online-Version]</ref>
* Jacqueline Lévi-Valensi (Hrsg.): ''Albert Camus – Journalist in der Résistance''. Aus dem Französischen übersetzt von Lou Marin, Laika Verlag, Hamburg 2014, ISBN 978-3-944233-24-6 (Band I) und ISBN 978-3-944233-25-3 (Band II).<ref>FAZ.net / Jürg Altwegg: [http://www.faz.net/-gsb-845tb Rezension]</ref>
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* Rupert Neudeck: ''Die politische Ethik bei Jean Paul Sartre und Albert Camus.'' Diss. phil., Bonn 1975 ISBN 3-416-01008-6


== Sekundärliteratur ==
== Verfilmungen ==
* Föllinger, Sabine:  ''Der Einfluß der stoischen Philosophie auf die Grundlagen der modernen Wirtschaftstheorie bei Adam Smith.'' In: Barbara Neymeyr, Jochen Schmidt, Bernhard Zimmermann (Hrsg.): ''Stoizismus in der europäischen Philosophie, Literatur, Kunst und Politik. Eine Kulturgeschichte von der Antike bis zur Moderne.'' Band 2. de Gruyter, Berlin u. a. 2008, ISBN 978-3-11-020405-6, S. 1063–1079.
* Fritz Umgelter verfilmte ''Der Belagerungszustand'' 1963 als Fernsehfilm für den WDR. Hauptdarsteller waren Hellmut Lange (Diego), Wolfgang Kieling (Pest), Hilde Krahl (Sekretärin) und Richard Münch (Nada). ([http://www.zelluloid.de/filme/index.php3?id=24683 zelluloid.de])
* Harold B. Jones: ''Marcus Aurelius, the Stoic Ethic, and Adam Smith.'' In: ''Journal of Business Ethics.'' Bd. 95, Nr. 1, 2010, S. 89–96, {{doi|10.1007/s10551-009-0349-9}}.
* Luchino Visconti verfilmte ''Der Fremde'' 1967; Hauptdarsteller war Marcello Mastroianni.
* Adam Smith für Anfänger: Der Wohlstand der Nationen - Eine Lese-Einführung von Helen Winter und Thomas Rommel, dtv, München 1999, ISBN 3-423-350708-0
* Luis Puenzo verfilmte ''Die Pest'' 1992; Hauptdarsteller war William Hurt.
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/sozialwissenschaft_adamsmith.pdf Adam Smith für Anfänger: Der Wohlstand der Nationen - Eine Besprechung der Leseeinführung von Helen Winter und Thomas Rommel] PDF
* Frank Castorf inszenierte 1999 an der Volksbühne Berlin Camus’ Bühnenfassung ''Die Besessenen'' des Dostojewskij-Romans ''Die Dämonen'' mit u.a. Henry Hübchen und Martin Wuttke. „Für den Film Dämonen (2000) wurde die am Theater erarbeitete Spielweise mit der Kulisse nach draußen gebracht und teilweise mit Handkamera gefilmt.“ (VideoWoche)
* ''"Die Gerechten"''. Deutsches Fernsehspiel, Hessischer Rundfunk 1959; Regie: Rolf Hädrich<ref>http://krimiserien.heimat.eu/fernsehspiele/fernsehspiele/19590917ard-diegerechten.htm</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikisource|en:The Wealth of Nations|The Wealth of Nations (Das vollständige Werk in englischer Sprache)}}
{{Commons}}
* [http://metalibri.wikidot.com/title:an-inquiry-into-the-nature-and-causes-of-the-wealth-of-nations:smith-a ''The Wealth of Nations''] at [http://metalibri.wikidot.com MetaLibri Digital Library]
{{Wikiquote}}
* [http://metalibri.wikidot.com/title:theory-of-moral-sentiments:smith-a ''The Theory of Moral Sentiments''] at [http://metalibri.wikidot.com MetaLibri Digital Library]
* {{DNB-Portal|118518739}}
<!-- * [http://www.rrz.uni-hamburg.de/RRZ/R.Tiwari/papers/unsichtbare-hand.pdf Adam Smith'  
* {{DDB|Person|118518739}}
Ansatz zum Freihandel] (PDF-Datei; 131&nbsp;kB)
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/c/camus.htm || David Simpson}}
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* [http://camusbibliography.boisestate.edu/ Ausführliche Bibliographie]
* [http://www.pinkernell.de/romanistikstudium/Internet2.htm Artikel „Camus“ in ''Namen, Titel und Daten der französischen Literatur''] (Hauptquelle für den Abschnitt „Leben“)
* [http://www.albert-camus-gesellschaft.org/ Deutschsprachige Camus-Gesellschaft]
* [http://www.dadaweb.de/index.php?title=Camus,_Albert Normann Stock und Wolfram Beyer: ''Albert Camus''] im Lexikon der Anarchie
* Deutschsprachiger Camus-Blog: [http://www.365tage-camus.de/ 365Tage-Camus.de]


== Fußnoten ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 21. Juli 2018, 22:24 Uhr

Albert Camus [alˈbɛːʀ kaˈmy] (* 7. November 1913 in Mondovi, Französisch-Nordafrika, heute Dréan, Algerien; † 4. Januar 1960 nahe Villeblevin, Frankreich) war ein französischer Schriftsteller und Philosoph. 1957 erhielt er für sein publizistisches Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Camus gilt als einer der bekanntesten und bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts.

Albert Camus (1957)

Leben

Kindheit und Jugend

Camus stammte aus einer Familie, die seit 1871 in der dritten Generationen in Algerien als Siedler ansässig war. Er hatte französische Wurzeln väterlicherseits und spanische mütterlicherseits. Sein Geburtsort war ein Weingut in der Siedlung Saint-Paul (arabisch Chebaïta Mokhtar), 8 km vom Zentrum der Stadt Mondovi entfernt (arabisch Drean, nahe Bône, dem heutigen Annaba). Camus’ Vater Lucien, ein ungelernter Fuhrmann, war kurz zuvor von seiner im Weinanbau und -export tätigen Firma aus Algier dorthin geschickt worden, um als Kellermeister zu arbeiten.

Der Vater wurde zu Beginn des Ersten Weltkrieges von der französischen Armee eingezogen und in der Schlacht an der Marne verwundet. Im Oktober 1914 starb er in einem Lazarett in Saint-Brieuc in der Bretagne. Daraufhin zog die Mutter mit Albert und seinem älteren Bruder Lucien zurück zu ihrer verwitweten Mutter nach Algier in das Kleine-Leute-Viertel Belcourt. Dort trug sie zusammen mit ihrem unverheirateten, sprachbehinderten Bruder, einem Böttchergesellen, zuerst als Fabrikarbeiterin und später als Reinigungskraft zum Unterhalt der Familie bei, die unter der strengen Obhut der Großmutter stand.

1924 erhielt Camus’ Grundschullehrer von Mutter und Großmutter die Erlaubnis, den begabten Jungen auf die Aufnahmeprüfung am Gymnasium vorzubereiten. Camus bestand die Prüfung und pendelte fortan zwischen der ärmlichen Welt von Belcourt und dem bürgerlichen Milieu der Schule, wo er seine Herkunft vor den Klassenkameraden verbarg, denn er schämte sich wegen seiner Mutter, die nicht nur Analphabetin, sondern auch leicht hör- und sprachbehindert war. Um seinen Status in der Klasse zu verbessern, trieb er Sport und spielte als Torwart beim Fußballverein Racing Universitaire d’Alger.[1]

1930, nach dem ersten Teil des Baccalauréat, erkrankte er an Tuberkulose und musste sich mehrere Monate in einem Sanatorium in Südfrankreich behandeln lassen. Nach seiner Rückkehr wurde er von einer kinderlosen Schwester seiner Mutter und deren Mann, einem wohlhabenden und literarisch interessierten Metzgermeister, aufgenommen. Bei ihnen fühlte er sich wohl, las und schrieb, entwickelte aber auch erste Dandy-Allüren. Seine Mutter sah er nur noch selten.

1932 legte er den zweiten Teil seines Baccalauréats ab. Sein Traum war der Besuch der Pariser École normale supérieure, der französischen Elitehochschule für die Lehramtsfächer, doch gab es in ganz Algerien keine Vorbereitungsklassen für die Zulassungsprüfung.

Ehe, Studium und erste politische Aktivitäten

Albert Camus begann sein Studium der Philosophie an der neu eröffneten Universität von Algier, wo er mit dem jungen Professor Jean Grenier Freundschaft schloss. 1932, gleich nach Beginn seines Studiums, lernte er seine spätere Frau Simone Hié kennen. Er traf sie eines Abends bei seinem Freund Max-Pol Fouchet, dessen Verlobte sie war (zeitweise gab sich Hié auch als Fouchets Frau aus).[2] Obwohl Hié kein Baccalauréat (Entsprechung zum Abitur) besaß, war sie ebenfalls an der Universität Algier eingeschrieben. Simone Hié pflegte das Image einer intellektuellen „femme fatale“, und sie soll sehr schön gewesen sein.[3] Camus und Hié verliebten sich, über sie erlangte er erstmals Zugang zur Welt der algerischen Oberschicht und deren Luxusclubs. Für Simone schrieb Camus unter anderem Märchen wie Livre de Melusine und verschiedene Texte über seine Jugend. Diese fasste er unter dem Titel L’Envers et l’Endroit (gedruckt 1937) zusammen. Camus beschrieb Simone als Fee[4] und verfasste lyrische und philosophische Texte, die einen Bezug zu Simone hatten.[3] Aus ihren Briefen wird eine starke Seelenverwandtschaft deutlich, dennoch blieb ihre Beziehung zeitlebens rätselhaft.[5]

Als Camus von Simone Hiés Drogensucht, insbesondere ihrer Morphiumsucht, erfahren hatte[6], versuchte er wiederholt, sie von den Drogen abzubringen.[7] Wegen ihrer Sucht und ihrer zerrütteten Familie (Simones Vater hatte ihre Mutter verlassen) war sie auf dem damaligen „Heiratsmarkt“ für Camus eigentlich nicht attraktiv. Dennoch kam es am 16. Juni 1934 zur Heirat[8], obwohl sich Simones Mutter und Alberts Onkel (der eine Gefährdung von Camus’ Karriere durch Hiés Einfluss befürchtete) dagegen ausgesprochen hatten.[3] Bis an sein Lebensende unterstützte Camus Simone Hié finanziell und blieb mit ihr in Kontakt.[9]

1935, nach der Bildung der „Volksfront“, eines antifaschistischen Bündnisses der französischen Linken und gemäßigt linken Parteien (Kommunisten und Sozialisten sowie der Radikalen Partei), politisierte er sich wie viele andere junge Intellektuelle und wurde Mitglied der Kommunistischen Partei, die in Algerien, obwohl es offiziell ein Teil Frankreichs war, eine eigene Organisation aufzubauen versuchte.

Die Partei setzte Camus ein, um im muslimischen Bevölkerungsteil der Stadt antikolonialistische und prokommunistische Propaganda zu betreiben und Mitglieder zu werben. Letzteres erwies sich allerdings als fast unmöglich, da der marxistische Atheismus die Muslime abstieß. Immerhin erhielt Camus Einblick in die sozialen und psychologischen Probleme der damals etwa 8 Millionen arabo- und berberophonen „Eingeborenen“ (indigènes), die von etwa 800.000 „weißen“ Algerienfranzosen, d. h. den Nachkommen französischer, spanischer und italienischer Einwanderer sowie französisierter einheimischer Juden, beherrscht wurden.

Als im Frühsommer 1936 die Volksfront die Wahlen gewann und in ganz Frankreich neue kulturelle Einrichtungen geschaffen wurden, um das Bildungsniveau der Arbeiter zu heben, gründete Camus mit anderen Linken in Algier ein Théâtre du travail (dt. „Theater der Arbeit“), für das er sein erstes Stück Révolte dans les Asturies verfasste und einstudierte. Es handelte von einem Streik spanischer Bergarbeiter im Jahr 1934, wurde jedoch vor der ersten Aufführung bereits verboten. Nebenbei absolvierte Camus – er war inzwischen auch Mitglied der Schauspieltruppe von Radio Algier – sein Diplôme d'études supérieures mit einer Examensarbeit (s.o.) über die antiken nordafrikanischen Philosophen Plotin und Augustinus.

Mit dem Abschluss dieser Arbeit begann Camus’ Entfremdung von Simone Hié, die weiterhin ein ausschweifendes Leben mit häufig wechselnden Beziehungen führte, während Camus sich dem Schreiben widmen wollte. Er verließ die gemeinsame Wohnung und zog zu Freunden in die „Maison Fichu“, ein malerisch auf einer Anhöhe von Algier gelegenes Haus.[10]

Um seine Ehe doch noch zu retten, unternahm Camus mit Simone eine Reise durch Europa. Besonders in Prag machten die beiden lange Station, da Camus sich sehr für Franz Kafka interessierte. In Salzburg entdeckte er jedoch, dass seine Frau eine Beziehung zu ihrem Arzt unterhielt, der sie auch mit Drogen versorgte. Tief getroffen vollzog Camus die endgültige Trennung von ihr und zog zu seinem Bruder Lucien, während Simone zu ihrer Mutter zurückkehrte.

Zurück in Algier traf er auf eine Parteiführung, die auf Moskaus Anweisung hin jegliche antikolonialistische Propaganda eingestellt hatte, weil diese die Verteidigungskraft Frankreichs gegenüber dem aufrüstenden Deutschland, vor dem sich auch Stalin immer mehr fürchtete, hätte schwächen können. Camus, dem die soziale und politische Gleichberechtigung der „Arabes“ am Herzen lag, war empört über den Kurswechsel seiner Partei und wollte die alte Agitation fortsetzen. Dafür wurde er mit dem Parteiausschluss bestraft. Ebenso enttäuscht war er 1937 über das Scheitern eines Gesetzesvorhabens in der Assemblée nationale, wonach zumindest die gebildete und teilweise frankophile autochthone Elite in Algerien das volle französische Bürgerrecht erhalten sollte. Ein weiterer persönlicher Schlag war, dass er wegen seiner Tuberkulose nicht zu den Prüfungen (concours) für die Agrégation zugelassen wurde und sich damit von einer Einstellung als beamteter Gymnasiallehrer ausgeschlossen sah.

Beginn der Schriftstellerei

In seiner Enttäuschung begann Camus einen ersten Roman über einen tuberkulosekranken jungen Mann, der einen reichen Krüppel ermordet und bestiehlt, um dann selbst zu sterben: La Mort heureuse. Dieses ihm vielleicht allzu persönlich und unreif erscheinende Werk stellte er jedoch nicht fertig. Vielmehr benutzte er es ab 1938 als Material für L’Étranger, einen politisch motivierten Roman um einen durchschnittlichen jungen Algerienfranzosen namens Meursault.[11] Dieser erschießt zufällig einen jungen Araber, von dem er sich irgendwie bedroht fühlt, will für sein Vergehen aber einstehen und wird so zum Sündenbock, an dem die Justiz erst zögernd, dann jedoch mit voller Härte ein Exempel statuiert.

Obwohl Camus nur von einem Hilfsjob im meteorologischen Institut von Algier lebte, schlug er 1938 einen Posten als angestellter Lehrer in einer algerischen Kleinstadt aus, vielleicht auch deshalb, weil er sich gerade mit seiner späteren zweiten Frau liiert hatte, der Mathematikstudentin und späteren Mathematiklehrerin Francine Faure.

Über seinen Freund Pascal Pia erhielt Camus eine Stelle als Reporter bei dem neuen (linken) Blatt Alger républicain. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte wurden dort Gerichtsreportagen, besonders von Prozessen gegen Araber und Berber, die in einer von den Algerienfranzosen dominierten Justiz häufig die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekamen. Nebenher verfasste Camus eine erste Version seines ersten gänzlich eigenen Stücks Caligula, ein Drama um die Sinnsuche eines jungen Mannes.

In dieser Phase existentieller Enttäuschungen, aber auch mancher Lichtblicke, begann er den philosophischen Essay Le Mythe de Sisyphe, in dem er das menschliche Dasein als fundamental absurd, aber dennoch lebenswert, ja glücklich, darstellt. Im Sommer 1939 schrieb er eine Serie von anklagenden Artikeln über eine Hungersnot im Hinterland von Algier, gegen die die Behörden seines Erachtens nichts unternahmen, weil dort ja nur Berber verhungerten.

Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach und eine Zensur eingeführt wurde, lagen Camus und seine Zeitung ständig im Streit mit der Zensurbehörde. Anfang 1940 stellte die Zeitung aus verschiedenen Gründen ihr Erscheinen ein. Camus musste sich, nachdem er endlich von seiner ersten Frau geschieden worden war und Francine Faure geheiratet hatte, von seiner zweiten Frau ernähren lassen. Da dies für ihn schwer erträglich war, ging er nach Paris – ohne (wie oft fälschlich behauptet) aus Algerien ausgewiesen worden zu sein –, nachdem er dort, wiederum mit Hilfe von Pascal Pia, eine Stelle als Reporter bei der Zeitung Paris-Soir erhalten hatte.

Die Kriegszeit

Unmittelbar vor Beginn des blitz allemand am 10. Mai beendete er sein Werk L’Étranger, das er in der Zwischenzeit mit zusätzlichen Themen, insbesondere den Lehren des Sisyphe, angereichert hatte, die die ursprüngliche politische Intention fast verdeckten. Kurz bevor die deutschen Truppen in Paris einmarschierten, flüchtete Camus mit der Redaktion seiner Zeitung nach Clermont-Ferrand und bald weiter nach Lyon, wo er den Waffenstillstand (22. Juni) und die Anfänge des neuen État français unter Marschall Pétain erlebte.

In der Folgezeit führte er ein unstetes Leben zwischen Frankreich und Algerien, schrieb dennoch fleißig und beendete im Winter 1941/42 in Oran (dem Heimatort seiner Frau, wo er eine Lehrerstelle erhalten hatte) Le Mythe de Sisyphe. Der Essay, der die Überwindung der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz durch trotziges Akzeptieren ihrer Tragik und durch Pflichterfüllung zu propagieren scheint, traf bei seiner Publikation im Oktober offenbar die Stimmung im besetzten Frankreich. Denn hier neigte man dazu, die gerade erlittene Niederlage gegen Deutschland durch eine Flucht ins Alltagsleben zu kompensieren. Camus wurde nun bekannt, zumal auch der im Juni endlich veröffentlichte Étranger gut aufgenommen wurde (der jedoch nicht mehr als ein algerisch-politisch motivierter Roman gesehen wurde, sondern als Meditation über den Sinn der menschlichen Existenz).

Ende 1942 weilte Camus wieder zu einer Kur in Südfrankreich und konnte nicht nach Oran zurück, nachdem Algerien von anglo-amerikanischen Truppen eingenommen worden war und die Deutschen am 11. November auch den bisher unbesetzten Süden Frankreichs, die zone libre, ihrer direkten Kontrolle unterstellt hatten. Er reiste deshalb nach seiner Kur nach Paris, wo er bei seinem Verlag Gallimard eine Stelle als Lektor erhielt und nunmehr hautnah die Verhältnisse im besetzten Frankreich miterlebte, wo sich nach der Niederlage der deutschen Truppen in Stalingrad die Stimmung allmählich aufhellte. In diesem Umfeld begann er die Arbeit an dem Roman La Peste (Die Pest), der seine persönliche Situation, d. h. das Getrenntsein von seiner Frau, und seinen Willen, sich politisch zu engagieren, ebenso widerspiegelt wie die allgemeine Lage im Land, dessen Menschen meist noch willig oder gleichmütig mit dem Pétain-Regime und den Besatzern kollaborierten, teils aber schon, wie bald auch Camus selbst, sich der Widerstandsbewegung anschlossen, der Résistance. La Peste erschien erst 1947, wurde aber trotzdem noch ein großer Erfolg, weil das Werk, als ein Hohes Lied der Pflichterfüllung, speziell den männlichen Franzosen offenbar die letzten Kriegsjahre verklären half, in denen sie nach einem sich rasch bildenden Mythos angeblich allesamt erklärte (oder doch wenigstens heimliche) Widerständler gewesen waren. Camus lernte in der Widerstandsgruppe Combat auch René Leynaud kennen, zu dessen 1947 bei Gallimard herausgegebenen Gedichten er das Vorwort schrieb.

1943 schrieb Camus das Stück Le Malentendu und begann seine Mitarbeit an dem im Untergrund erscheinenden Blatt Combat, dessen Chefredakteur er nach der Befreiung Frankreichs im Jahre 1944 wurde. Trotz seines Wirkens als Widerständler setzte er sich mit seinen Lettres à un ami allemand (1945) für die deutsch-französische Versöhnung ein.

Herman Melville wird zu dieser Zeit von Camus in einem privaten Brief an Liselotte Dieckmann ausdrücklich als eines seiner wichtigsten Vorbilder genannt.

Nachkriegszeit

In den Nachkriegsjahren war er wie Sartre (mit dem ihn eine kurze Zeit lang auch ein freundschaftliches Verhältnis verband) einer der Vordenker des Existentialismus. Sein bekanntestes philosophisches Werk aus dieser Zeit ist die Essay-Sammlung L’Homme révolté (1947–1951), die ihm neben viel Beifall auch Polemik eintrug, nicht zuletzt von Sartre, der ihm den Verrat linker Ideale vorwarf.

Weniger erfolgreich waren seine politischen Werke aus diesen Jahren: L’État de siège (1948) oder das im zaristischen Russland spielende Les Justes (1949), das anhand des 1905 von Iwan Kaljajew verübten Attentats auf den Großfürsten Sergei Alexandrowitsch Romanow die immer wieder aktuelle Problematik der politisch motivierten Attentate behandelt, deren Sinnhaftigkeit Camus in Frage stellte, aber nicht völlig verneinte.

Ähnlich wie Sartre begnügte auch Camus sich nicht mit einer Literatenrolle, sondern versuchte darüber hinaus journalistisch in die Politik hineinzuwirken als ein humanitärer, gemäßigt linker Pazifist, der insbesondere die Unnachgiebigkeit der französischen Kolonialpolitik und die Grausamkeiten der Kolonialtruppen brandmarkte. Seine Zeitschriftenartikel gab er ab 1950 regelmäßig auch in Sammelbänden mit dem Titel Actuelles heraus.

Da er bemüht war, über den Parteien zu stehen, geriet er oft zwischen die Fronten. So scheiterten 1956 seine Vermittlungsversuche bei den sich langsam zum Krieg entwickelnden Unruhen in Algerien, denn sein Plädoyer für eine bürgerrechtliche Gleichstellung der Arabes war den meisten Franzosen viel zu radikal, wogegen seine Vorstellung von einem am Ende doch französischen Algerien für die meisten autochthonen Algerier inzwischen inakzeptabel war.

Sein belletristisches Schaffen war in diesen Jahren weniger intensiv, zumal ihn seine Tuberkulose häufig an der Arbeit hinderte. Immerhin kamen 1956 der kurze Roman La Chute und 1957 ein Sammelband von meist in Algerien spielenden Erzählungen, L’Exil et le Royaume, heraus.

1957 erhielt Camus den Literaturnobelpreis „für seine bedeutungsvolle Verfasserschaft, die mit scharfsichtigem Ernst menschliche Gewissensprobleme in unserer Zeit beleuchtet“.[12] 1959 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Tod

Denkmal zu Ehren von Albert Camus in Villeblevin

Am Nachmittag des 4. Januar 1960 starb Camus bei einem Autounfall als Beifahrer auf der Fahrt von Lourmarin nach Paris in der Nähe von Villeblevin. Der von Michel Gallimard, einem Neffen von Camus’ Verleger, gelenkte Facel Vega FV kam ins Schleudern, als ein Hinterreifen geplatzt war, und prallte mit der rechten Seite gegen einen Baum. Camus war sofort tot, Michel Gallimard starb am 14. Januar 1960 in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen. Die Insassen im Fond dagegen, Michel Gallimards Frau Janine und ihre Tochter Anne, überlebten beinahe unverletzt.[13] Camus hatte sich von Gallimard zu der Fahrt überreden lassen, obwohl er bereits eine Bahnfahrkarte nach Paris gelöst hatte.

Camus’ Grabstein in Lourmarin, Vaucluse

Bis zuletzt hatte er an Le Premier Homme gearbeitet, einem autobiografischen Roman über seine Kindheit und frühe Jugend als Sohn eines ihm nur vom Hörensagen schemenhaft bekannten Vaters. Das Roman-Fragment erschien postum 1994.

Zu Camus’ Tod gab es – aufgrund einer Behauptung des italienischen Intellektuellen und Dichters Giovanni Catelli – die Spekulation, an dem Fahrzeug des Verlegers Gallimard seien im Auftrag des früheren sowjetischen Außenministers Dmitri Schepilow (der freilich schon 1957 aus dem Amt entlassen worden war) Manipulationen vorgenommen worden.[14][15] Catelli berief sich dabei auf Auszüge aus dem Tagebuch des tschechischen Übersetzers und Dichters Jan Zábrana, der dies von einem Informanten erfahren haben will.[14][15][16]

Philosophie

Klassifizierung von Camus’ Philosophie

Albert Camus, der in Deutschland eher als Philosoph denn als Literat bekannt ist, zählte sich selbst nicht zu den Vertretern des Existentialismus.[17] Insbesondere seine frühen Werke stehen dieser philosophischen Strömung jedoch sehr nahe. So würdigte Jean-Paul Sartre seinen Roman Der Fremde (1942) als wichtiges Werk des Existentialismus.

Das philosophische Werk von Camus hat jedoch auch einen eigenständigen Charakter. Die Camus’sche Philosophie wird daher in Abgrenzung zum Existentialismus oft als „Philosophie des Absurden“ bezeichnet. Dies erscheint gerechtfertigt, da insbesondere Camus’ Sicht der Revolte von der existentialistischen Philosophie abweicht, was schließlich auch zum Bruch mit Sartre führte.

Die beiden philosophischen Hauptwerke von Camus sind die Essays Der Mythos des Sisyphos (Le Mythe de Sisyphe, 1942) und Der Mensch in der Revolte (L’Homme révolté, 1951). Daneben bringt Camus seine Philosophie auch in seinen Romanen und Bühnenstücken zum Ausdruck.

Das Absurde

Im Zentrum der Philosophie von Camus steht das Absurde.

Dem Leid und dem Elend in der Welt sei kein Sinn abzugewinnen. Der „absurde Mensch“ sei stets Atheist. Das Leid bleibt für ihn nicht nur sinnlos, es bleibt auch unerklärbar. Wäre Camus' „Mensch“ nicht Atheist, sondern den christlichen Religionen verbunden, könnte man hinter diesem theoretischen Ansatz das Problem der Theodizee vermuten, das die Frage danach, wie ein „liebender Gott“ mit dem Leid der Welt in Einklang zu bringen ist, sinnvoll aufzulösen versucht. Nach Camus fühle „der Mensch“, wie fremd ihm alles sei, und erkenne dabei die Sinnlosigkeit der Welt; so stürze er im Verlaufe seines Strebens nach Sinn in tiefste existentielle Krisen. Das Absurde mache vor niemandem halt:

„Das Absurde kann jeden beliebigen Menschen an jeder beliebigen Straßenecke anspringen.“

Für Camus besteht das Absurde im Erkennen der Tatsache, dass das menschliche Streben nach Sinn in einer sinnleeren Welt notwendigerweise vergeblich, aber nicht ohne Hoffnung bleiben muss. Um nicht verzweifelt zu resignieren oder in Passivität zu verfallen, propagiert Camus im Sinne des Existentialismus und in Anlehnung an Friedrich Nietzsche den aktiven, auf sich allein gestellten Menschen, der unabhängig von einem Gott und dessen Gnade selbstbestimmt ein Bewusstsein neuer Möglichkeiten der Schicksalsüberwindung, der Auflehnung, des Widerspruchs und der inneren Revolte entwickelt.

Der Tod als absolutes Ende und unausweichliche Fatalität

Der Tod ist für Camus zum einen ein absolutes Ende, das wie das Leben keinen Sinn hat. Der Tod ist die einzige Fatalität, die schon vorgegeben ist und der man nicht entrinnen kann (hier zeigt sich der Einfluss Martin Heideggers). Oft ist der Tod „ungerecht“, etwa wenn er wie in dem Roman Die Pest Kinder trifft. Der Tod ist für Camus auch ein endgültiges Ende: All die sinnlosen Taten und Auflehnungen gegen das Absurde werden durch den Tod ein für alle Mal besiegelt. Der Tod ist für die Menschen bei Camus ein krönender Abschluss eines absurden Lebens.

Der Tod ist für Camus (vielleicht) eine unausweichliche Fatalität, aber keinesfalls das Ende bzw. der Endpunkt des absurden Lebens; vielmehr ist der Tod bzw. der Suizid die Umkehrung des Absurden, vor dem die Augen verschlossen werden. Es ist auch absurd, vor dem Absurden fliehen zu wollen. Die Möglichkeit, trotz der Absurdität des Daseins – Unvereinbarkeit von Mensch und Welt – als Mensch Bestand zu haben, liegt für Camus im „existentiellen Sprung“ oder "philosophischen Suizid" (frz. suicide philosophique). Dieser beschreibt den vom Menschen gestellten Anspruch einer intellektuellen Theorie, über die Unmöglichkeit von Sinnerkenntnis hinüberzuschreiten, um den Sinn selbst zu postulieren. Der absurde Mensch begrenzt jedoch seine Erwartungen an Sinnstiftung stets auf die ihm unmittelbaren Tatsachen, um nicht spekulativen Ideen, anstelle der unabdingbaren Sinnlosigkeit, und so dem „philosophischen Suizid“ zu erliegen. Dies soll den realen Suizid unabdingbar verneinen und stellt so das Sich-zur-Wehr-Setzen des absurden Menschen gegen die für ihn fremde und verschlossene Welt dar.

Das führt dann zur anderen Seite der Todeserfahrung bei Camus als ein Moment, das unabhängig vom eigentlichen endgültigen körperlichen Absterben als eine glückliche vorweggenommene Todeserfahrung im Diesseits beschrieben wird. In Der glückliche Tod, dem von ihm selbst nicht veröffentlichten Vorentwurf von Der Fremde, beschreibt er diesen aus der Sicht des Protagonisten Meursault als ein ewiges Ereignis im Bewusstsein. Meursault kauft gegen Ende des Romans ein Haus in einem Dorf am Meer. Nachdem er schwer krank geworden ist, stirbt er angeblich einen glücklichen, bewusst erlebten Tod: „Ein Stein zwischen Steinen, ging er in der Freude seines Herzens wieder in die Wahrheit der unbeweglichen Welten ein.“

Die „permanente Revolte“ als Weg zur Überwindung des Absurden

Es gibt zwar keinen „Ausweg“ aus der absurden Situation des Menschen, dennoch kann das Absurde überwunden werden: durch die Annahme der absurden Situation seitens des Menschen. Der Mensch gesteht sich die Absurdität seiner Lage ein und akzeptiert sie, anstatt dem Irrglauben zu erliegen, er müsse sich durch Selbsttötung aus der Absurdität befreien. Vielmehr strebt er trotz allem (und auch das sei absurd) weiter, nach vorne. Der Mensch ist – ebenso wie bei anderen Vertretern des Existentialismus – ein Handelnder, ein Drängender. Sinnbild für diesen „absurden“ Menschen ist die mythologische Gestalt des Sisyphos (vgl. Der Mythos des Sisyphos).

In dem philosophischen Essay Der Mythos des Sisyphos illustriert Camus das Glücklichsein des absurden Menschen am Beispiel der mythologischen Figur, die dazu verdammt ist, einen Stein immer wieder von neuem auf einen Berg zu wälzen.

Dennoch löst sich der Widerspruch des Absurden durch diese „permanente Revolte“ nie ganz auf. Die Revolte ist notwendig, führt aber letztlich nie zum Ziel. Es ist in gewisser Hinsicht ein ewiges Aufstehen mit einem „höhnischen Trotzdem“, mit dem der absurde Mensch den Tag aufs Neue beginnt. Dieser Prozess selbst ist endlos. Jene Sicht der Revolte entzweite Camus mit dem inzwischen marxistischen Sartre, der sich eine gesellschaftliche Revolte vorstellte, die zum historischen Ziel des Kommunismus führen sollte.

Menschliche Solidarität und Liebe als Werte

Schon in der Novellensammlung Das Exil und das Reich (L’Exil et le Royaume, 1952) und ansatzweise in Le Mythe de Sisyphe von 1942 wird deutlich, dass „solidaire“ (Beziehungen zu anderen Menschen) und „solitaire“ (Alleinsein) zwei Seiten derselben Medaille sind, das eine so einseitig wie das andere. Würde man sich entscheiden, beträte man einen Irrweg. Nach Camus sind die zwischenmenschlichen Beziehungen für sich betrachtet ebenso absurd wie die Situation des Menschen, der sich alleine der Natur gegenübersieht, die ihn allumfassend umgibt. Beides ist komplementär wie zwei Seiten eines Schriftstückes, die dem Leser nie zugleich bewusst sichtbar sind. Sie schließen sich aus und bedingen sich gleichzeitig. In der Pest versucht er eine Weiterentwicklung dieses Gedankens – allerdings persönlich wohl nicht überzeugt, eher der politischen Situation geschuldet. Es bleibt letztlich dabei, dass der Mensch „vor dem Sprung“ bleiben muss, um nicht einen der beiden sich bietenden einseitigen Irrwege zu beschreiten. In Die Pest reicht die Revolte allein nun nicht mehr zur Sinngebung des Menschen aus. In ihrer scheinbar hoffnungslosen Situation und ihrem aussichtslosen Kampf dagegen finden die Menschen zur gegenseitigen Solidarität, zu Freundschaft und Liebe:

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Ohne im Daseinskampf gewonnene Werte ergibt die Revolte keinen Sinn. Aber diese Werte müssen sich auf das richten, was wirklich existiert: auf die Menschen selbst. Was der Mensch braucht, ist „menschliche Wärme“ („chaleur humaine“).

Ähnlich thematisiert Camus in seinem Drama Der Belagerungszustand den Widerstand gegen jede Form der Inhumanität, politischer wie existentieller Art. Die spanische Stadt Cádiz ist als Schauplatz exemplarisch gewählt, weil dort in der Vergangenheit zum einen die Pest bereits gewütet hatte und die Stadt zum anderen eine wichtige Rolle in der spanischen Revolution von 1823 spielte, die in der Schlacht von Trocadero niedergeschlagen wurde. Ähnlich manchen Republikanern im Spanischen Bürgerkrieg gibt auch der Held Diego in diesem Drama trotz teils aussichtsloser Lage den Kampf nicht auf. Das Stück wurde daher oft als dramatische Variante des Romans Die Pest bezeichnet. Die Helden Bernard Rieux und Diego haben zwar manches gemeinsam, dennoch gibt es unterschiedliche Diskurse in beiden Werken.

In seinem Roman Der Fall (La chute, 1956) kritisiert Camus den oft heuchlerischen und oberflächlichen Charakter der menschlichen Beziehungen.

Politische Haltung

Camus wandte sich in seinen Reden und Schriften gegen alle autoritären Staatsformen, insbesondere gegen den stalinistischen Sozialismus. Es ist jedoch keineswegs so, dass er Befürworter einer parlamentarischen Demokratie war. Vielmehr vertrat Camus einen Anarchosyndikalismus, bei dem die Produktionsmittel in den Händen der Gewerkschaften liegen. Bereits 1944 wünschte er sich eine „internationalistische Ökonomie, in der die Rohstoffe verstaatlicht werden, der Handel kooperativ organisiert und die kolonialen Absatzmärkte allen zugänglich gemacht werden und das Geld selbst Kollektivstatus erhält.“ Wenig später forderte er die „Vereinigten Staaten der Welt“, die „Abschaffung der Lohnarbeit“ und, „die Gewerkschaften an der Verwaltung des Volkseinkommens zu beteiligen“. 1951 betonte er zusammenfassend: „Meine Sympathien gelten den libertären Formen des Syndikalismus.“[18]

Kunst

Die Bedeutung der Kunst im Werk von Camus

Das Absurde im Werk Albert Camus‘ ist nur eine Diagnose. Danach gilt es für Camus eine Strategie gegen die vermeintliche Sinnlosigkeit der Welt zu entwickeln, die er im Wesentlichen der Kunst und dem Künstler überträgt. Sein Werk enthält nicht nur in Der Mensch in der Revolte (L’Homme révolté, 1951) dezidierte Aufforderungen, mit einer Revolte dem Absurden zu begegnen. Diese Revolte wird von Camus in seinen wichtigsten Schriften vor allem dem Künstler und damit der Kunst als eine permanente Aufgabe gestellt.

Die Kunst erscheint schon in seinen frühen Schriften wie in L’art de la communion (vor 1933): „…die Kunst kämpft gegen den Tod. Auf der Suche nach Unsterblichkeit gibt der Künstler einem vergeblichen Stolz, der eine gerechte Hoffnung ist, nach.“ [19].Den Schlüsselsatz zum Verständnis des Absurden hat er schon 1942 geschrieben: „Die absurde Welt lässt sich nur ästhetisch rechtfertigen“, notiert er Ende 1942 in seinem Tagebuch. [20] In Der Mythos des Sisyphos (Le Mythe de Sisyphe)(1942) weist er auf die fundamentale Bedeutung der Kunst hin.[21] Die Kunst steht im Dienst der Revolte, ohne die jede Revolte ihre Bestimmung verfehlen wird. Die Kunst versteht Camus als eine Revolte gegen die unvollkommene Welt. Der Künstler soll der Realität eine andere Form geben. Die Kunst ist weder Verweigerung noch Ablehnung dessen, was ist. Diese Balance gelingt dem Künstler nur, wenn er bereit ist, das Los aller zu teilen, und sein Werk nicht auf Hass und Missachtung gründet. In Der Mensch in der Revolte (L’homme révolté) (1951) deutet er im 4. Kapitel Revolte und Kunst die Position und die Aufgabe des Künstlers: „Der Künstler erschafft die Welt auf seine Rechnung neu.“[22]

Kunst und Freiheit

Kunst und Freiheit sind in seinen theoretischen und fiktionalen Werken untrennbar miteinander verbunden. Die daraus resultierende Unabhängigkeit nicht nur für die Kunst auch den Ideologien gegenüber wurde vom linken Lager nicht akzeptiert. Der Streit mit seinem Freund Jean-Paul Sartre, der auf die Rezension von Der Mensch in der Revolte (L’homme révolté) von Francis Jeanson in der Zeitschrift Les temps modernes[23] folgte, führte zum definitiven Bruch ihrer Freundschaft.[24] Heute zeigt sich vor allem wegen seiner Aussagen zur Kunst und zur Freiheit eine ungebrochene Aktualität seines Werkes, die Camus’ Forderungen und Positionen bestätigt. Für Rupert Neudeck, des Begründers des Unternehmens Cap Anamur war Die Pest (La peste) eine „Bibel der NGOs“[25] In Die Pest resümiert der Journalist Rambert, den der Arzt Rieux überzeugt hat, in der von der Pest heimgesuchten Stadt zu bleiben, seine Einsicht, die auch die Haltung ist, die Camus dem Künstler zuschreibt: „Ja, sagte Rambert, aber man kann sich schämen, wenn man ganz allein glücklich ist.“[26] Damit beantwortet er die Frage, die der Künstler Jonas als letzte Handlung auf seine leere Leinwand geschrieben hatte: „solitaire oder soldaire[27] Camus verstand sein Gesamtwerk als eine Interpretation ästhetischer Reflexionen, die immer wieder in seinen Tagebüchern erscheinen. Es ging ihm um die Auflehnung des Künstlers gegen die als absurd empfundene Welt, eine Revolte, die er den Ideologien, die die Freiheit der Kunst angreifen, nachdrücklich entgegenstellt: Im Frühjahr 1943 schreibt er „Die Kunst ist der Abstand, den die Zeit dem Leiden gibt.“[28] Ganz persönliche Eintragungen wie im Mai 1953 verweisen auf sein Selbstverständnis als Künstler: „Wenn ich meinen Leidenschaften nicht nachgegeben hätte, wäre ich vielleicht imstande gewesen, der Welt mitzuwirken, etwas in ihr zu ändern. Aber ich habe ihnen nachgegeben, und deshalb bin ich ein Künstler und weiter nichts.“[29]

Seine Rede anlässlich der Entgegennahme des Nobelpreises für Literatur am 10. Dezember 1958 in Stockholm resümiert die Verbindung von Kunst und Freiheit, so wie er sie in seinem Gesamtwerk entwickelt hat. Die Kunst ist den Ideologien und der Politik überlegen. Nicht die Ideologien begründen die Freiheit, sondern sie wird nur durch die uneingeschränkte Ausübung der Kunst sichergestellt.[30] In Stockholm gibt er einen Schlüssel zum Verständnis seines Gesamtwerkes.[31] Camus spricht von der Kunst, ohne die er nicht leben könne. Sie dulde keine Einsamkeit. Der Künstler teile die Kunst mit allen. Der zweite Bezugspunkt ist die Schönheit. Die Kunst ist ein Mittel, möglichst viele Menschen zu erreichen: „Die Kunst ist in meinen Augen kein einsiedlerisches Vergnügen. Sie ist ein Mittel, die größtmögliche Zahl von Menschen anzurühren, indem sie ihnen ein beispielhaftes Bild der gemeinsamen Leiden und Freuden vorhält. Sie verlangt also vom Künstler, sich nicht abzukapseln; sie unterwirft ihn der bescheidensten und zugleich umfassendsten Wahrheit.“[32] Er warnt den Künstler davor, seine Unabhängigkeit aufzugeben, denn dann verlöre er die Kunst als ein Mittel, sie gegen Unterdrückung einzusetzen. Der Künstler kann keine Moral formulieren. Eine Definition für die Wahrheit gebe es nicht, sie müsse immer wieder neu bestimmt werden. „Camus justiert mit dieser Rede, die die Wörter absurd und Revolte nicht nennt, die Gewichte für die Interpretation seines Werkes.“[33]

Siehe auch

Werke

Originalausgaben

  • Licht und Schatten (L’envers et l’endroit, 1937), in: Literarische Essays. Rowohlt, Hamburg 1959
  • Caligula (1938), in: Dramen. Rowohlt, Hamburg 1959
  • Hochzeit des Lichts. Impressionen am Rande der Wüste (Noces, 1938). Arche, Zürich 1954; Neuausgabe ebd. 2009, ISBN 978-3-7160-2634-2.
  • Der Mythos des Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde (Le mythe de Sisyphe, 1942). Rauch, Bad Salzig/Düsseldorf 1950
  • Der Fremde. Erzählung (L’étranger, 1942). Rauch, Boppard/Bad Salzig 1948
  • Das Missverständnis (Le malentendu, 1944), in: Dramen. Rowohlt, Hamburg 1959
  • Die Pest. Roman (La peste, 1947). Abendlandverlag, Innsbruck 1948
  • Der Belagerungszustand (L’état de siège, 1948). Desch, München 1950
  • Die Gerechten (Les justes, 1949), in: Dramen. Rowohlt, Hamburg 1959
  • Der Mensch in der Revolte (L’homme révolté, 1951). Rowohlt, Hamburg 1953
  • Heimkehr nach Tipasa (L’été, 1954). Arche, Zürich 1957
  • Der Fall. Roman (La chute, 1956). Rowohlt, Hamburg 1957
  • Das Exil und das Reich. Erzählungen (L’exil et le royaume, 1957). Rowohlt, Hamburg 1958
  • Die Besessenen (Les possédés, 1959). Rowohlt, Hamburg 1960

Postum erschienene Werke bzw. Ausgaben

Postum geschriebener Brief an Camus:

  • Paul Pitous: Mon Cher Albert. Ein Brief an Albert Camus, übersetzt von Brigitte Große. Arche Verlag, Zürich 2014, ISBN 978-3-7160-2712-7.

Literatur

Biografisches

  • Germaine Brée: Albert Camus. Gestalt und Werk. Rowohlt, Reinbek 1960.
  • Morvan Lebesque: Albert Camus in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Monographien Nr. 50. Rowohlt, Reinbek 1960.
  • Conor Cruise O’Brien: Albert Camus. Dtv, München 1971.
  • Friedrich Wilhelm Bautz: CAMUS, Albert In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 904–907.
  • Brigitte Sändig: Albert Camus. Eine Einführung in Leben und Werk. Reclams Universalbibliothek Nr. 1006. Leipzig 1983.
    • dies.: Albert Camus. Monographien Nr. 544. Rowohlt, Reinbek 1995; wieder: Monographien Nr. 635, Reinbek 2000, ISBN 3-499-50635-1.
  • Herbert R. Lottman: Camus. Eine Biographie. Hoffmann und Campe, Hamburg 1986 (zuerst Paris 1978).
    • Camus. Das Bild eines Schriftstellers und seiner Epoche. Biographien Nr. 169. Heyne, München 1988.
  • Heiner Feldhoff: Paris, Algier. Die Lebensgeschichte des Albert Camus. Beltz & Gelberg, Weinheim 1991 und 1998.
  • Olivier Todd: Albert Camus. Ein Leben. Rowohlt, Reinbek, 1999, ISBN 3-498-06516-5.
  • Marie-Laure Wieacker-Wolff: Albert Camus. Dtv, München 2003, ISBN 3-423-31070-7.
  • Jeanyves Guérin: Dictionnaire Albert Camus. Laffont, Paris 2010, ISBN 978-2-221-10734-8.
  • Ève Morisi: Albert Camus contre la peine de mort. Gallimard, Paris 2011, ISBN 978-2-07-013554-7.
  • Michel Onfray: L’ordre libertaire. La vie philosophique d’Albert Camus. Flammarion, Paris 2012, ISBN 978-2-08-126441-0. Deutsche Ausgabe: Im Namen der Freiheit. Leben und Philosophie des Albert Camus. Übersetzt von Stephanie Singh. Knaus, München 2013, ISBN 978-3-8135-0533-7.
  • Martin Meyer: Albert Camus – Die Freiheit leben. Hanser, München 2013, ISBN 978-3-446-24353-8.
  • Iris Radisch: Camus: Das Ideal der Einfachheit. Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek 2013, ISBN 978-3-498-05789-3.
  • Patrick McCarthy: Camus: A Critical Study of His Life and Work. Hamish Hamilton, London 1982, ISBN 978-0241106037.
  • Elizabeth Hawes: Camus, A Romance. Grove/Atlantic, Inc., New York 2009, ISBN 9780802118899.
  • Catherine Camus: Albert Camus : solitaire et solidaire. Éditions Michel-Lafon, Neuilly-sur-Seine 2009, ISBN 9782749910871.
  • Catherine Camus: Le monde en partage. Itinéraires d'Albert Camus. Gallimard - Albums Beaux Livres, Paris 2013, ISBN 9782070140947.
  • Neil Helms, Harold Bloom: Albert Camus. Chelsea House Publications, coll. « Bloom's BioCritiques », New York 2003, ISBN 9780791073810.
  • André Comte-Sponville, Laurent Bove, Patrick Renou: Camus: de l'absurde à l'amour : lettres inédites d'Albert Camus. Éditions Paroles d'Aube, ISBN 9782909096414.

Als Erzählung

  • Susy Langhans-Maync: Der Fluch von Lourmarin. (Leicht gekürzte Version) in Adalbert Keil (Hrsg.): Die Prophezeiung. Zigeunergeschichten. Goldmanns Gelbe TB #1622, München 1965. (Anthologie, zuerst bei Kurt Desch, ebd. 1964) S. 125–147. – Originalausgabe: Der Fluch von Lourmarin. Fünf unheimliche Geschichten aus 5 Ländern. Viktoria, Bern 1963[34]
    • Erläuterung in: Franz Rottensteiner und Michael Koseler (Hrsg.): Werkführer durch die utopisch-phantastische Literatur. Corian-Verlag Heinrich Wimmer, Meitingen 1988 ff., Loseblatt, ISBN 978-3-89048-800-4.

Zum Werk

  • Stephan Leopold: Problematische Hegemonie, libidinöse Investition. Zur Frage kolonialer Allegoriebildung am Beispiel von Albert Camus’ Der Fremde|L’Étranger und Kateb Yacines „Nedjma“, in Zs. Lendemains. Études comparées sur la France – Vergleichende Frankreichforschung # 130/131, Narr, Tübingen 2008 ISSN 0170-3803 S. 162–198[35]
  • Jacqueline Lévi-Valensi (Hrsg.): Albert Camus – Journalist in der Résistance. Aus dem Französischen übersetzt von Lou Marin, Laika Verlag, Hamburg 2014, ISBN 978-3-944233-24-6 (Band I) und ISBN 978-3-944233-25-3 (Band II).[36]
  • Walter Neuwöhner: Ethik im Widerspruch. Zur Entfaltung der Sittlichkeit unter dem Vorzeichen des Unglaubens, dargetan an den Essays „Le Mythe de Sisyphe“ und „L’Homme révolté“ von Albert Camus. Peter Lang, Frankfurt 1985.
  • Leo Pollmann: Sartre und Camus. Literatur der Existenz. Reihe: Sprache und Literatur, 40. Kohlhammer, Stuttgart 1967
  • Johannes Pfeifer: Sinnwidrigkeit und Solidarität. Beiträge zum Verständnis von Albert Camus. Die Spur, Berlin 1969
  • Heinz Robert Schlette:
    • Wege der Deutschen Camus-Rezeption. WBG, Darmstadt 1975
    • Rejoindre les Grecs. Griechen und Christen bei Albert Camus. In: Jahrbuch für Antike und Christentum. Nr. 42, Aschendorff Verlag, Münster 1999, S. 5–19
  • Lou Marin: Ursprung der Revolte. Albert Camus und der Anarchismus. Graswurzelrevolution, Heidelberg 1998 ISBN 3-9806353-0-9
  • Lou Marin (Hrsg.): Albert Camus: Libertäre Schriften (1948–1960), Laika Verlag, Hamburg, 2013, ISBN 978-3-942281-56-0
  • Asa Schillinger-Kind: Albert Camus zur Einführung. Reihe: Zur Einführung, 299. Junius, Hamburg 1999 ISBN 3-88506-309-3
  • Hartmut Sommer: Das Absurde und das Licht. Albert Camus und das Licht der Provence, in: Revolte und Waldgang – Die Dichterphilosophen des 20. Jahrhunderts, Lambert Schneider, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-650-22170-4
  • Jean Firges: Camus. Das Absurde und die Revolte. Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie. Sonnenberg, Annweiler 2000 ISBN 3-933264-03-0
  • Heiner Wittmann: Albert Camus. Kunst und Moral. Hg. Dirk Hoeges. Reihe: Dialoghi/Dialogues. Literatur und Kultur Italiens und Frankreichs, 6. Peter Lang, Frankfurt 2002 ISBN 3-631-39525-6
    • dsb.: Sartre and Camus in Aesthetics. The Challenge of Freedom. Hg. Dirk Hoeges. Reihe: Dialoghi/Dialogues. Literatur und Kultur Italiens und Frankreichs, 13. ebd. 2009 ISBN 978-3-631-58693-8
  • Brigitte Sändig: Albert Camus. Autonomie und Solidarität. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004 ISBN 3-8260-2630-6
  • Horst Wernicke (Hrsg.): Albert Camus – René Char. Einsam und gemeinsam. Spuren einer Freundschaft. Osiris. Zeitschrift für Literatur und Kunst, 5. Rimbaud, Aachen 1998. ISBN 3-89086-829-0 Inhalt: Rimbaud Verlag – Osiris. Zeitschrift für Literatur und Kunst
  • Anne-Kathrin Reif: Die Welt bietet nicht Wahrheiten, sondern Liebesmöglichkeiten. Zur Bedeutung der Liebe im Werk von Albert Camus. Wuppertal 1999 Online (PDF; 1,3 MB)
  • Anne-Kathrin Reif: Albert Camus – Vom Absurden zur Liebe. Djre Verlag, Königswinter 2013. ISBN 978-3-9816109-0-1
  • Wolf-Dieter Narr: Die Aktualität des anarchistischen Kampfes. Vor 50 Jahren starb Albert Camus. Lust, sich mit ihm auseinanderzusetzen, macht: „Ich revoltiere, also sind wir“. in Zs. Graswurzelrevolution Nr. 345, 2010, S. 22 online
  • Rupert Neudeck: Die politische Ethik bei Jean Paul Sartre und Albert Camus. Diss. phil., Bonn 1975 ISBN 3-416-01008-6

Verfilmungen

  • Fritz Umgelter verfilmte Der Belagerungszustand 1963 als Fernsehfilm für den WDR. Hauptdarsteller waren Hellmut Lange (Diego), Wolfgang Kieling (Pest), Hilde Krahl (Sekretärin) und Richard Münch (Nada). (zelluloid.de)
  • Luchino Visconti verfilmte Der Fremde 1967; Hauptdarsteller war Marcello Mastroianni.
  • Luis Puenzo verfilmte Die Pest 1992; Hauptdarsteller war William Hurt.
  • Frank Castorf inszenierte 1999 an der Volksbühne Berlin Camus’ Bühnenfassung Die Besessenen des Dostojewskij-Romans Die Dämonen mit u.a. Henry Hübchen und Martin Wuttke. „Für den Film Dämonen (2000) wurde die am Theater erarbeitete Spielweise mit der Kulisse nach draußen gebracht und teilweise mit Handkamera gefilmt.“ (VideoWoche)
  • "Die Gerechten". Deutsches Fernsehspiel, Hessischer Rundfunk 1959; Regie: Rolf Hädrich[37]

Weblinks

Commons: Albert Camus - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Roland H. Auvray: Le livre d’or du football pied-noir et nord-africain. Maroc–Algérie–Tunisie. Presses du Midi, Toulon 1995, ISBN 2-87867-050-7, S. 5; Paul Dietschy/David-Claude Kemo-Keimbou (Ko-Herausgeber: FIFA): Le football et l’Afrique. EPA, o. O. 2008, ISBN 978-2-85120-674-9, S. 98
  2. Marie-Laure Wieacker-Wolff, Albert Camus (2003), S. 65
  3. 3,0 3,1 3,2 Marie-Laure Wieacker-Wolff, Albert Camus (2003), S.66.
  4. Camus über die Feen: Die sympathischsten Feen sind die, die uns am nächsten stehen, die nur so genannt werden. Schwach, unglücklich, der Unruhe immer nah, so wünsche ich sie mir. – Marie-Laure Wieacker-Wolff, Albert Camus (2003), S.66.
  5. Marie-Laure Wieacker-Wolff, Albert Camus (2003), S.67
  6. Herbert R. Lottman: Camus Eine Biographie, Hoffmann und Campe 1986, S.73.
  7. In diesem Zusammenhang stehen auch seine Gedanken zum sogenannten „Pädagogischen Eros“ des Platon, die er in seine zu der Zeit bereits entstehende Diplomarbeit einfließen ließ.
  8. Olivier Todd: Albert Camus – Ein Leben, Rowohlt 2001, S.66
  9. Marie-Laure Wieacker-Wolff, Albert Camus (2003), S. 69 f.
  10. Marie-Laure Wieacker-Wolff, Albert Camus (2003), S.70
  11. Der Name Meursault lässt sich deuten als „meurs, sot!“ = „stirb, du Tor!“
  12. http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/1957/
  13. Iris Radisch: Der Zeitgenosse unserer Träume. In: Die Zeit. 30. Dezember 2009, abgerufen am 14. Januar 2012.
  14. 14,0 14,1 Christian Buß: Wurde Albert Camus vom KGB ermordet? In: Spiegel Online. , abgerufen am 7. August 2011.
  15. 15,0 15,1 Dario Fertilio: Il giallo Camus. Una confessione inedita rilancia l’ipotesi del delitto politico. L’ombra del Kgb dietro la sua fine: una vendetta dopo i fatti di Budapest. In: Corriere della Sera. , abgerufen am 7. August 2011 (italiano).
  16. Catellis Buch Camus deve morire erschien im Oktober 2013 (Nutrimenti, ISBN 978-8865942673)
  17. Non, je ne suis pas existentialiste, in Les Nouvelles littéraires, 15. November 1945. Exzerpte aus diesem Interview in: A. C., Essais, Bibliothèque de la Pléiade, 1965, S. 1424–1427. In Englisch: „No, I am not an existentialist […] and the one philosophical book I have published, The Myth of Sisyphus was written AGAINST philosophers called existentialists…“. Die Verlage Camus’, z. B. in der engl. Vintage Ausgabe des Sisyphus, versuchen jedoch sachwidrig immer wieder, Camus in seine Nähe zu rücken: „a crucial exposition of existentialist thought“.
  18. Patrick Spät: „Mythen um Camus“, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 11/2013, S. 119–122, zum Anarchismus Camus' vgl. auch: Lou Marin (Hrsg.): Albert Camus – Libertäre Schriften 1948–1960, Hamburg: Laika Verlag, 2013.
  19. Vgl. A. Camus, L’art dans la communion, in: ders., Œuvres complètes, t. I, 1931-1944, hrsg. v. J. Lévi-Valensi, Paris 2006, S. 960-965.
  20. A. Camus, Carnets. Mai 1935 - décembre 1948, in: ders., Œuvres complètes, Bd. II, a.a.O., S. 994.: „Le monde absurde ne reçoit qu’une justification esthétique.“ dt. Albert Camus, Tagebücher 1935-1951, übers. V. G. G. Meister, Reinbek b. Hamburg 1972, S. 246.
  21. Vgl., A. Camus, Le mythe de Sisyphe, in: ders., „Œuvres complètes“, t. II, éd. par J. Lévi-Valensi, u.a., Paris 2006, S. 283-300, dt. Der Mythos des Sisyphos, übers. v. V. v. Wroblewsky, Reinbek b. Hamburg, 2000, S.123-151
  22. Vgl., A. Camus, L’homme révolté, in: ders., Œuvres complètes, Bd. III, éd. par R. Gay-Crosier, u.a., Paris 2008, S. 278-299, S. 280, dt. Der Mensch in der Revolte, übers. v. J. Streller u.a., Reinbek b. Hamburg, 1969, S. 285-314, hier S. 290.
  23. Francis Jeanson, „Albert Camus ou l’âme révoltée“, in: Les Temps Modernes 79, Paris 1952, S. 2070-2090.
  24. Vgl. dazu das Kapitel über Jean-Paul Sartre und Albert Camus in: Heiner Wittmann, Aesthetics in Sartre and Camus. The Challenge of Freedom, translated by C. Atkinson, Reihe Dialoghi/dialogues. Literatur und Kultur Italiens und Frankreichs, ed. by Dirk Hoeges, vol. 13, Frankfurt, Berlin, Bern u.a., 2009, S. 141-151.
  25. Heiner Wittmann, Rupert Neudeck (1939-2016) in: Frankreich-Blog, 31. Mai 2016 [1].
  26. Albert Camus, Die Pest (La peste), üb. v. U. Aumüller, Reinbek bei Hamburg 1998, S. 236
  27. Albert Camus, Jonas oder der Künstler bei der Arbeit, in: A. Camus, Jonas oder der Künstler bei der Arbeit, übs. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1998, S. 214.
  28. Albert Camus, Tagebücher 1935-1952, übers. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1972, S. 283, Vgl. Heiner Wittmann: Albert Camus. Kunst und Moral, Frankfurt am Main 2002, S. 57-66 und 67-84.
  29. Albert Camus, Tagebuch. März 1951-Dezember 1959, übers. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1973, S. 141f.
  30. Heiner Wittmann: Kunst und Moral. Albert Camus und seine Nobelpreisrede: in: Willi Jung (Hrsg.), Albert Camus oder der glückliche Sisyphos – Albert Camus ou Sisyphe heureux, (Deutschland und Frankreich im wissenschaftlichen Dialog / Le dialogue scientifique franco-allemand), Bonn 2013, S. 173-194. ISBN 978-3-8471-0146-8
  31. Albert Camus, Rede anläßlich der Entgegennahme des Nobelpreises am 10. Dezember 1957 in Stockholm, in: Albert Camus, Fragen der Zeit, übers. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1977, S. 224-229.
  32. Albert Camus, Rede anläßlich der Entgegennahme des Nobelpreises am 10. Dezember 1957 in Stockholm, in: Albert Camus, Fragen der Zeit, übers. v. G. G. Meister, Reinbek bei Hamburg 1977, S. 225
  33. Heiner Wittmann: Kunst und Moral. Albert Camus und seine Nobelpreisrede: in: Willi Jung (Hrsg.), Albert Camus oder der glückliche Sisyphos – Albert Camus ou Sisyphe heureux, a.a.O.
  34. Inhalt: Das Herrenhaus, in dem Camus in L. arbeitete, war zuvor verwahrlost und von Zigeunern bewohnt gewesen. Der neue Besitzer vertreibt die Zigeuner, renoviert und vermietet das Haus an Camus. Auf der Fahrt nach Paris erleidet dieser den tödlichen Unfall.
  35. online-Version
  36. FAZ.net / Jürg Altwegg: Rezension
  37. http://krimiserien.heimat.eu/fernsehspiele/fernsehspiele/19590917ard-diegerechten.htm


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