Reinigungsmittel

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Verschiedene Reinigungsmittel

Reinigungsmittel sind Verbrauchsstoffe, die zur Reinigung von verschiedensten Gegenständen und Objekten dienen. Sie bewirken oder unterstützen die Entfernung von Verunreinigungen als Folge der Benutzung oder von Rückständen und Anhaftungen aus dem Herstellungsprozess des Objekts.

Meist werden Reinigungsmittel in Kombination mit Wasser eingesetzt, das als polares Lösungsmittel selbst einen wesentlichen Teil der Reinigungsleistung beitragen kann. Zugleich wird mit dem Wasser der Schmutz weggetragen. Bei der chemischen Reinigung von Textilien dagegen wird die Reinigung in nichtwässrigen Lösungsmitteln durchgeführt.

Waschmittel werden zur Reinigung von Textilien, deren Vorprodukten und Leder eingesetzt. Putzmittel sind ebenfalls Reinigungsmittel, schließen jedoch beispielsweise Waschmittel nicht mit ein.

Auch pharmazeutische oder kosmetische Mittel zur Körperpflege können den Reinigungsmitteln zugeordnet werden.

Anwendungen

Reinigungsmittel können nach dem vorgesehenen Anwendungsbereich oder den enthaltenen aktiven Komponenten unterschieden werden.

Nach Anwendungsbereich

Auffüllen einer Auto-Scheibenwaschanlage mit einem Reinigungsmittel

Unterschiedliche Anwendungsbereiche erfordern unterschiedliche Reinigungsmittel. Oft bestehen diese aus einer Kombination von waschaktiven Substanzen und weiteren Anteilen wie Hilfs- und Duftstoffen:

Nach Komponenten

Die jeweiligen Inhaltsstoffe sind in den Sicherheitsdatenblättern gemäß EG-Richtlinie 91/155/EWG nachlesbar.[1]

Aktive Komponente

Zwei Flaschen Spülmittel

Zum Entfernen unterschiedlicher Arten von Verunreinigungen eignen sich unterschiedliche Komponenten, die in Reinigungsmitteln oft in Kombination vorkommen:

  • Tenside: Lösen z. B. von hydrophoben Verschmutzungen wie Fett und Öl in wässriger Waschlauge etwa durch Seife, verschiedene petrochemisch (d. h. Basis Erdöl) oder oleochemisch hergestellte Tenside (d. h. Basis Pflanzenöle, in der Regel Palmöl) oder Biotenside
  • Scheuermittel: Entfernen fester Verunreinigungen durch Scheuern
  • Säuren: Entfernen säurelöslicher Verschmutzungen wie z. B. Kalk (CaCO3) etwa durch Zitronen- und Essigsäure oder durch Zersetzung in Kohlensäure und gelöstes Calcium
  • Basen: Entfernen von Fett und Öl (alkalische Reiniger)
  • Bleichmittel: zum Entfärben von Verschmutzungen und zur Desinfektion; z. B. sauerstoffreiche Chlorverbindungen wie Hypochlorite in Chlorreinigern; Wasserstoffperoxid (H2O2) enthaltende oder freisetzende Verbindungen, wie Percarbonat und Natriumperborat, in Sauerstoffreinigern
  • Enzyme: Zersetzen von Verschmutzungen in kleinere, lösliche Anteile, z. B. durch Amylasen (Stärke), Lipasen (Fette), Proteasen (Eiweiß) etc.

Weitere Komponenten

Es können weitere Anteile in Reinigungsmitteln enthalten sein, die die Wirkung der aktiven Komponenten verstärken oder optisch oder durch Düfte eine subjektiv wahrgenommene Reinheit bewirken sollen:

  • Hilfsstoffe wie Builder zur Wasserenthärtung
  • Duftstoffe
  • Aufheller
  • Anteile, die helfen, eine erneute Verschmutzung zu verhindern oder zu verringern
  • Spezielle Polymere, wie beispielsweise Styrol-Acrylat-Copolymere, die bei Teppichreinigungen mit Shampoos verbessern: Nach dem Verdunsten des Wassers bilden diese Polymere pulverige Aggregate aus den Schmutzpartikeln und den daran gebundenen Tensiden, die sich nun vom Teppichboden gut entfernen lassen.[2]

und viele mehr

Verbrauch

Ende 2000 waren insgesamt etwa 54.000 Wasch- und Reinigungsmittel von rund 4.500 Firmen auf dem deutschen Markt. In diesem Jahr wurden allein in Deutschland über 5.600 neue Wasch- und Reinigungsmittel oder neue Zusammensetzungen bestehender Marken in Verkehr gebracht. 1998 wurde in deutschen Haushalten mehr als eine Million Tonnen Wasch- und Reinigungsmittel verbraucht, davon waren 665.000 Tonnen Waschmittel.[3]

Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit

Die Zusammensetzung von Reinigungsmitteln wird, um den Eintrag umweltgefährdender Stoffe in Gewässer zu unterbinden, in Deutschland unter anderem durch das Wasch- und Reinigungsmittelgesetz (WRMG) geregelt. Insbesondere die biologische Abbaubarkeit der enthaltenen Tenside wird geregelt.[4] Demgemäß dürfen Wasch- und Reinigungsmittel nur so in den Verkehr gebracht werden, dass infolge ihres Gebrauchs jede vermeidbare Beeinträchtigung der menschlichen Gesundheit und der Umwelt, insbesondere der Beschaffenheit der Gewässer, vor allem im Hinblick auf den Naturhaushalt und die Trinkwasserversorgung, und eine Beeinträchtigung des Betriebs von Abwasseranlagen unterbleiben. In der Schweiz werden Wasch- und Reinigungsmittel in der ChemRRV, Anhänge 2.1 und 2.2, geregelt.[5]

Zum Beispiel war bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts Seife (ein Tensid) das wichtigste Waschmittel. Dieses vor allem auf nachwachsenden Rohstoffen basierende oleochemischeProdukt wurde zunehmend von petrochemisch hergestellten Tensiden verdrängt. Diese waren meist jedoch nur schlecht biologisch abbaubar und führten zu ökologischen Problemen. Durch Forderungen zur biologischen Abbaubarkeit u. a. im WRMG gewannen Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen (z. B. Zuckertenside aus Zucker und Palmkernöl) wieder an Bedeutung. Sie machen heute rund 50 Prozent der hergestellten Tenside aus.[6] Das WRMG forderte zudem eine Verringerung des Einsatzes von Phosphat, das als Wasserenthärter in Reinigungsmitteln verwendet wurde. Phosphat führte durch Eintrag in Gewässer ebenfalls zu ökologischen Problemen (Eutrophierung).[4] Die Rezepturen von Wasch- und Reinigungsmitteln sind dem Bundesinstitut für Risikobewertung zu melden, um den Verbraucher vor gesundheitlichen Risiken zu schützen.[7]

Laut einer Pressemitteilung des deutschen Umweltbundesamts vom 14. Oktober 2011 kam es 2009 zu 665 Vergiftungsfällen durch Reinigungsmittel. Seit 1990 wurden fast 10.000 solcher Fälle gemeldet, von denen etwa 90 % im Zusammenhang mit beruflichen Tätigkeiten stehen.[8] Unfälle in Privathaushalten könnten vermindert werden, wenn die Gebrauchsanweisungen besser gelesen werden und die Reinigungsmittel außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.

Laut einer Studie von 2018 haben Reinigungskräfte, die 20 Jahre lang regelmäßig Reinigungssprays einsetzten, eine reduzierte Lungenfunktion, die ebenso groß sei wie die von Menschen, die über denselben Zeitraum 20 Zigaretten täglich rauchten.[9][10]

Siehe auch

Literatur

  • Hermann G. Hauthal (Hrsg.): Reinigungs- und Pflegemittel im Haushalt. Chemie, Anwendung, Ökologie und Verbrauchersicherheit. Verlag Ziolkowsky, Augsburg 2007, ISBN 978-3-87846-265-1
  • Klaus Henning: Wasch- und Reinigungsmittel. Inhaltsstoffe, Eigenschaften und Formulierungen. Verlag Ziolkowsky, Augsburg 2006, ISBN 3-87846-252-2
  • Heinrich Waldhoff, Rudiger Spilker: Handbook Of Detergents, Part C: Analysis, CRC Press, Boca Raton, 2004.

Weblinks

 Wiktionary: Reinigungsmittel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Reinigungsmittel - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Datenblättersammlung, abgerufen am 3. Jan.2012.
  2. Heinrich Waldhoff, Rudiger Spilker: Handbook Of Detergents, Part C: Analysis, CRC Press, Boca Raton, 2004, Seite 26.
  3. Umweltbundesamt für Mensch und Umwelt (Deutschland): Chemikalienpolitik und Schadstoffe, REACH, Wasch- und Reinigungsmittel, Informationen für Verbraucher, Stand 10. August 2010, zuletzt abgerufen Juli 2012.
  4. 4,0 4,1 Gesetz über die Umweltverträglichkeit von Wasch- und Reinigungsmitteln (Memento vom 7. Dezember 2008 im Internet Archive) (PDF; 210 kB), WRMG im Volltext, abgerufen am 8. April 2010.
  5. Detergenzien: Gesetzliche Grundlagen
  6. Molekulare Enzymtechnologie: umweltfreundliche Biotenside, vom 11. März 2010, abgerufen am 8. April 2010.
  7. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Wasch- und Reinigungsmittelrezepturen müssen an das Bundesinstitut für Risikobewertung gemeldet werden, Pressemitteilung der BfR zu Änderungen durch die Novellierung des Wasch- und Reinigungsmittelgesetzes (WRMG), vom 5. Juni 2007, abgerufen am 8. April 2010.
  8. Unterschätzte Gefahr: Reinigungsmittel sind nicht harmlos Pressemitteilung des UBA vom 14. Oktober 2011, abgerufen am 12. Januar 2012.
  9. Kim E. Andreassen: Household cleaning can be as bad as smoking for lung function. Universität Bergen, abgerufen am 25. Februar 2018 (english).
  10. Øistein Svanes u. a., Cleaning at Home and at Work in Relation to Lung Function Decline and Airway Obstruction, Am. J. Respir. Crit. Care Med., Februar 2018. Vorlage:PMID, doi:10.1164/rccm.201706-1311OC