Immanuel Hermann Fichte und Personale Medizin: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Immanuel Hermann Fichte.jpg|thumb|200px|Immanuel Hermann Fichte]]
Die '''personale Medizin''' ist ein modernes [[ganzheit]]liches [[medizin]]isch-[[Psychosomatik|psychosomatisches]] Konzept, das gleichermaßen die [[Person]] des [[Patient]]en wie auch des [[Arzt]]es und ihr wechselseitiges Verhältnis zueinander in den Mittelpunkt stellt. Den theoretischen Hintergrund der praktischen Anwendungen bilden [[Philosophie|philosophische]], [[Anthropologie|anthropologische]] und [[Tiefenpsychologie|tiefenpsychologische]] Erwägungen und eine [[Heilkunde]] auf [[naturwissenschaft]]licher Basis. Darüber hinaus spielt auch die [[Kultur]]analyse und -kritik eine wesentliche Rolle. Nach ihrem Selbstverständnis ist die personale Medizin durch ihre [[Methode|methodisch]]-[[wissenschaft]]liche Vorgehensweise ''„zuallererst [[Schulmedizin|Schul]]- und in keinerlei Hinsicht [[Paramedizin|Para]]- oder [[Alternativmedizin]].“''<ref>[[Gerhard Danzer]]: ''Personale Medizin'', S. 7</ref> Nicht zu verwechseln ist die personale Medizin mit der [[Personalisierte Medizin|personalisierten Medizin]], die vor allem auf einer auf die individuelle [[Physiologie|physiologische]] [[Konstitution]] abgestimmten [[Pharmakotherapie]] beruht.


'''Immanuel Hermann von Fichte''' (* [[Wikipedia:18. Juli|18. Juli]] [[Wikipedia:1796|1796]] in [[Wikipedia:Jena|Jena]]; † [[Wikipedia:8. August|8. August]] [[Wikipedia:1879|1879]] in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]]) war ein [[Wikipedia:Deutschland|deutscher]] [[Wikipedia:Theologie|Theologe]] und [[Wikipedia:Philosophie|Philosoph]] und der Sohn des Philosophen [[Johann Gottlieb Fichte]].
== Entwicklung und HIntergrund der personalen Medizin ==


== Leben ==
[[1989]] führte Burghard Klapp die integrierte [[Psychosomatik]] an der [[w:Charité|Charité]] in [[Berlin]] ein. Darauf abbauend wurde ab [[1990]] gemeinsam mit Klapp das Konzept der personalen Medizin führend von dem deutschen [[Arzt]] und [[Psychologe]]n Prof. Dr. [[Gerhard Danzer]] (* 1956) entwickelt, der als Chefarzt an der Klinik für [[Psychosomatik]] an den [[w:Ruppiner Kliniken|Ruppiner Kliniken]] in [[w:Neuruppin|Neuruppin]] tätig ist und eine Praxis für Integrierte [[Psychosomatik]] und [[Psychotherapie]] an den Ruppiner Kliniken leitet.<ref>[http://www.ruppiner-kliniken.de/ambulanzen/psychosomatik/medizinisches-versorgungs-zentrum-alte-schwimmhalle.html Ruppiner Kliniken, MVZ II „Alte Schwimmhalle“]. Eingesehen am 9. April 2014.</ref>
Fichte studierte in [[Wikipedia:Humboldt-Universität zu Berlin|Berlin]], wo er wegen seiner öffentlichen Äußerungen der [[Wikipedia:Demagogie|Demagogie]] bezichtigt wurde. Erst 1836 erlangte Fichte eine Anstellung als ordentlicher Professor in [[Wikipedia:Universität Bonn|Bonn]]. Ab 1842 übernahm er in [[Wikipedia:Universität Tübingen|Tübingen]] einen Lehrstuhl für Philosophie. [[Wikipedia:1863|1863]] wurde er emeritiert.


Immanuel Hermann Fichte war beeinflusst von [[Wikipedia:Johann Friedrich Herbart|Johann Friedrich Herbart]] und [[Wikipedia:Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]], vor allem aber von [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]]s [[Wikipedia:Religionsphilosophie|Religionsphilosophie]] und der Spätphilosophie [[Wikipedia:Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schellings]]. Er verkörperte vor allem mit [[Wikipedia:Christian Hermann Weisse|Christian Hermann Weisse]] den theistischen [[Wikipedia:Philosophischer Idealismus|Spätidealismus]]; im Alter wandte er sich verstärkt der [[Theosophie]] zu.
{{Zitat|Personale Medizin ist Heilkunde von Personen für Personen. Sie umfasst
Ärzte ebenso wie Patienten, die im Medizinalsystem Handelnden ebenso
wie die von ihnen Behandelten. Eine solche Form der Medizin bezieht
die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Pflegenden mit ein und
verändert Ätiologie-Modelle und diagnostisch-therapeutische Gepflogenheiten.
Auch die ökonomischen Dimensionen werden von einer
Personalisierung der Medizin berührt...|[[Gerhard Danzer]]|''Personale Medizin'', S. 7}}


1863 wurde ihm zur [[Wikipedia:Emeritierung|Emeritierung]] von [[Wikipedia:Wilhelm I. (Württemberg)|König Wilhelm I. von Württemberg]] der persönliche Adel verliehen.
Die philosophischen Ansätze der personalen Medizin gründen sich vor allem auf die [[Existenzphilosophie]], [[Lebensphilosophie]] und [[Phänomenologie]]. Weiters sollen die in der [[Medizin]] implizit vorausgesetzten [[Anthropologie|anthropologischen]] Annahmen ins Bewusstsein gehoben werden. Aus [[Tiefenpsychologie|tiefenpsychologischer]] Sicht soll auch das [[Unbewusst]]e berücksichtig werden, insbesondere auch, was die wechselseitige Beziehung zwischen [[Arzt]] und [[Patient]] betrifft.


== Werke (Auswahl) ==
== Methodik ==
* ''Über Gegensatz, Wendepunkt und Ziel heutiger Philosophie''
 
** Erster kritischer Theil. Mohr, Heidelberg 1832
=== Biperspektivische Simultandiagnostik ===
** Zweiter spekulativer Theil: ''Grundzüge zum Systeme der Philosophie''. In drei Abtheilungen:
 
*** 1: ''Das Erkennen als Selbsterkennen''. Mohr, Heidelberg 1833; Scientia, Aalen 1969
Die personale Medizin stützt sich auf die '''biperspektivische Simultandiagnostik''', die den [[Mensch]]en [[ganzheit]]lich betrachtet und sowohl [[Erklärung|erklärend]] seine [[somatisch]]-[[Biologie|biologischen]] als auch [[Verstehen|verstehend]] seine [[Seele|seelisch]]-[[geist]]igen Aspekte zu erfassen sucht. [[Viktor von Weizsäcker]] (1886-1957), der als Begründer der [[Psychosomatik]] gilt, hat das mit der [[Metapher]] einer Drehtür veranschaulicht, die gleichsam den somatisch-biologischen mit dem davon getrennten seelisch-geistigen „Raum“ verbindet. Im Idealfall bewegen sich [[Arzt]] und [[Patient]] gemeinsam in beiden Räumen.
*** 2: ''Die Ontologie''. Mohr, Heidelberg 1836; Scientia, Aalen 1969
*** 3: ''Die spekulative Theologie oder allgemeine Religionslehre''. Mohr, Heidelberg 1846; Scientia, Aalen 1969
* ''Die Idee der Persönlichkeit und der individuellen Fortdauer''. Büschler, Elberfeld 1834
* ''Beiträge zur Charakteristik der neueren Philosophie, oder kritische Geschichte derselben von Des Cartes und Locke bis auf Hegel''. Seidel, Sulzbach 1841; Scientia, Aalen 1968, 2. A. ebd. 1983, ISBN 3-511-00496-9
* ''System der Ethik''. 2 Theile:
** 1., kritischer Theil: ''Die philosophischen Lehren von Recht, Staat und Sitte in Deutschland, Frankreich und England von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zur Gegenwart''. Dyk, Leipzig 1850; Keip, Frankfurt am Main 1969
** 2., darstellender Theil in zwei Bänden:
*** ''Die allgemeinen ethischen Begriffe und die Tugend- und Pflichtenlehre''. Dyk, Leipzig 1851; Keip, Frankfurt am Main 1969
*** ''Die Lehre von der Rechts-, sittlichen und religiösen Gemeinschaft oder Die Gesellschaftswissenschaft''. Dyk, Leipzig 1853; Keip, Frankfurt am Main 1969
* ''Anthropologie. Die Lehre von der menschlichen Seele. Neubegründet auf naturwissenschaftlichem Wege für Naturforscher, Seelenärzte und wissenschaftliche Gebildete überhaupt''. Brockhaus, Leipzig 1856
* ''Psychologie. Die Lehre vom bewussten Geiste des Menschen, oder Entwicklungsgeschichte des Bewusstseins, begründet auf Anthropologie und innerer Erfahrung''. In zwei Theilen:
** ''Die allgemeine Theorie vom Bewusstsein und die Lehre vom sinnlichen Erkennen, vom Gedächtnis und von der Phantasie''. Brockhaus, Leipzig 1864; Scientia, Aalen 1970, ISBN 3-511-03861-8
** ''Die Lehre vom Denken und vom Willen''. Brockhaus, Leipzig 1873; Scientia, Aalen 1970, ISBN 3-511-03862-6
* ''Die Seelenfortdauer und die Weltstellung des Menschen. Eine anthropologische Untersuchung und ein Beitrag zur Religionsphilosophie wie zu einer Philosophie der Geschichte''. Brockhaus, Leipzig 1867
* ''Vermischte Schriften zur Philosophie, Theologie und Ethik''. 2 Bände. Brockhaus, Leipzig 1869; Scientia, Aalen 1969


== Literatur ==
== Literatur ==


* {{ADB|48|539|552|Fichte, Immanuel Hermann (von)|Karl Hartmann|ADB:Fichte, Immanuel Hermann von}}
* [[Gerhard Danzer]]: ''Personale Medizin'', Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern 2013, ISBN 978-3456851969, eBook {{ASIN|B00UI0Q1HS}}
* {{NDB|5|121|122|Fichte, Immanuel Hartmann (Hermann) v.|Hermann Zeltner}}
* Gerhard Danzer, Josef Rattner: ''Der Mensch zwischen Gesundheit und Krankheit'', Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2012, ISBN 978-3-534-25044-8
* Hermann Ehret: ''Immanuel Hermann Fichte. Ein Denker gegen seine Zeit''. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1986. ISBN 3-7725-0863-4
* Gerhard Danzer: ''Psychosomatik – Gesundheit für Körper und Geist'', Primus, 1998, ISBN 978-3-89678-070-6
* Hermann Ehret: ''Der Philosoph Immanuel Hermann Fichte, der Erbe und Weiterbildner des Idealismus und der Klassik''. Lohengrin-Verlag, Rendsburg/Tellingstedt 1997.
* Gerhard Danzer, Josef Rattner: ''Medizinische Anthropologie'', Fischer Taschenbuch, 1997, ISBN 978-3-596-13303-1


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikisource|Immanuel Hermann Fichte}}
{{PND|118687018}}


{{DEFAULTSORT:Fichte, Immanuel Hermann von}}
* [https://flexikon.doccheck.com/de/Personale_Medizin Personale Medizin] - Artikel im Medizinlexikon auf [https://flexikon.doccheck.com flexikon.doccheck.com]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Bonn)]]
* [https://www.gerhard-danzer.de/ Gerhard Danzer] - Homepage
[[Kategorie:Hochschullehrer (Eberhard Karls Universität Tübingen)]]
[[Kategorie:Philosoph (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Theologe (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Geboren 1796]]
[[Kategorie:Gestorben 1879]]


{{Personendaten
== Einzelnachweise ==
|NAME=Fichte, Immanuel Hermann von
<references />
|ALTERNATIVNAMEN=Fichte, Immanuel Hermann
|KURZBESCHREIBUNG=[[Deutschland|deutscher]] [[Theologie|Theologe]] und [[Philosophie|Philosoph]]
|GEBURTSDATUM=18. Juli 1796
|GEBURTSORT=[[Jena]]
|STERBEDATUM=8. August 1879
|STERBEORT=[[Stuttgart]]
}}


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Medizin]]
[[Kategorie:Psychosomatik]]

Version vom 9. April 2020, 21:29 Uhr

Die personale Medizin ist ein modernes ganzheitliches medizinisch-psychosomatisches Konzept, das gleichermaßen die Person des Patienten wie auch des Arztes und ihr wechselseitiges Verhältnis zueinander in den Mittelpunkt stellt. Den theoretischen Hintergrund der praktischen Anwendungen bilden philosophische, anthropologische und tiefenpsychologische Erwägungen und eine Heilkunde auf naturwissenschaftlicher Basis. Darüber hinaus spielt auch die Kulturanalyse und -kritik eine wesentliche Rolle. Nach ihrem Selbstverständnis ist die personale Medizin durch ihre methodisch-wissenschaftliche Vorgehensweise „zuallererst Schul- und in keinerlei Hinsicht Para- oder Alternativmedizin.“[1] Nicht zu verwechseln ist die personale Medizin mit der personalisierten Medizin, die vor allem auf einer auf die individuelle physiologische Konstitution abgestimmten Pharmakotherapie beruht.

Entwicklung und HIntergrund der personalen Medizin

1989 führte Burghard Klapp die integrierte Psychosomatik an der Charité in Berlin ein. Darauf abbauend wurde ab 1990 gemeinsam mit Klapp das Konzept der personalen Medizin führend von dem deutschen Arzt und Psychologen Prof. Dr. Gerhard Danzer (* 1956) entwickelt, der als Chefarzt an der Klinik für Psychosomatik an den Ruppiner Kliniken in Neuruppin tätig ist und eine Praxis für Integrierte Psychosomatik und Psychotherapie an den Ruppiner Kliniken leitet.[2]

„Personale Medizin ist Heilkunde von Personen für Personen. Sie umfasst Ärzte ebenso wie Patienten, die im Medizinalsystem Handelnden ebenso wie die von ihnen Behandelten. Eine solche Form der Medizin bezieht die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Pflegenden mit ein und verändert Ätiologie-Modelle und diagnostisch-therapeutische Gepflogenheiten. Auch die ökonomischen Dimensionen werden von einer Personalisierung der Medizin berührt...“

Gerhard Danzer: Personale Medizin, S. 7

Die philosophischen Ansätze der personalen Medizin gründen sich vor allem auf die Existenzphilosophie, Lebensphilosophie und Phänomenologie. Weiters sollen die in der Medizin implizit vorausgesetzten anthropologischen Annahmen ins Bewusstsein gehoben werden. Aus tiefenpsychologischer Sicht soll auch das Unbewusste berücksichtig werden, insbesondere auch, was die wechselseitige Beziehung zwischen Arzt und Patient betrifft.

Methodik

Biperspektivische Simultandiagnostik

Die personale Medizin stützt sich auf die biperspektivische Simultandiagnostik, die den Menschen ganzheitlich betrachtet und sowohl erklärend seine somatisch-biologischen als auch verstehend seine seelisch-geistigen Aspekte zu erfassen sucht. Viktor von Weizsäcker (1886-1957), der als Begründer der Psychosomatik gilt, hat das mit der Metapher einer Drehtür veranschaulicht, die gleichsam den somatisch-biologischen mit dem davon getrennten seelisch-geistigen „Raum“ verbindet. Im Idealfall bewegen sich Arzt und Patient gemeinsam in beiden Räumen.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerhard Danzer: Personale Medizin, S. 7
  2. Ruppiner Kliniken, MVZ II „Alte Schwimmhalle“. Eingesehen am 9. April 2014.