Zeitgeister

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Die Zeitgeister entstammen der Hierarchie der Archai (Urengel). Im Schöpfungsbericht der Genesis werden sie mit Jom (hebr. = Tag) bezeichnet. Sie stehen als erhabene geistige Wesenheiten weit über dem Menschen und haben ihre Menschheitsstufe, d.h. die Entwicklung ihres Ich-Bewusstseins, bereits auf dem alten Saturn abgeschlossen. Von Beginn der planetarischen Weltentwicklungsstufen an sind sie eng mit allem zeitlichen Geschehen verbunden. Sie sind in gewissem Sinn die wesenhafte Zeit selbst.

Als Zeitgeister leiten sie die menschheitliche Entwicklung indem sie die geistige Führung der einzelnen Kulturepochen übernehmen und dabei das Verhältnis der verschiedenen kulturtragenden Völker und ihrer Volksgeister zueinander regeln. Die Dauer der einzelnen Kulturepochen wird durch kosmische Verhältnisse bestimmt und entspricht jeweils 1/12 des platonischen Weltenjahres (~ 2160 Jahre). Unser gegenwärtiges nachatlantisches Zeitalter gliedert sich in sieben solcher Kulturepochen. Gegenwärtig stehen wir in der 5. nachatlantischen Kulturepoche:

  1. Urindische Kultur (7227 - 5067 v. Chr.)
  2. Urpersische Kultur (5067 - 2907 v. Chr.)
  3. Ägyptisch-Chaldäische Kultur (2907 - 747 v. Chr.)
  4. Griechisch-Lateinische Kultur (747 v.Chr. - 1413 n. Chr.)
  5. Germanisch-Angelsächsische Kulturepoche (1413 - 3573 n. Chr., unsere gegenwärtige Epoche)
  6. Slawische Kulturepoche (3573 - 5733 n. Chr.)
  7. Amerikanische Kulturepoche (5733 - 7893 n. Chr.)

"Und dann kommen wir hinauf zu den Wesenheiten, die wir bezeichnen als Geister der Persönlichkeit, als Urbeginne, Urkräfte, Archai. Das sind nun noch höhere Wesenheiten, sie haben eine noch höhere Aufgabe im Menschheitszusammenhange. Sie regeln im Grunde genommen die irdischen Verhältnisse des ganzen Menschengeschlechtes auf Erden, und sie leben so, daß sie durch die Wellen der Zeit von Epoche zu Epoche in einer ganz bestimmten Zeit sich verändern, sozusagen einen ändern Geistleib annehmen. Sie alle kennen wiederum etwas, was für die Abstraktlinge unserer heutigen Bildung eigentlich ein bloßer Begriff ist, was aber für denjenigen, der hineinsieht in die spirituelle Wirklichkeit, eine Realität ist: es ist das, was man mit einem eigentlich recht häßlichen Ausdruck unserer Zeit den Zeitgeist nennen könnte. Sie haben zu tun mit dem, was der Sinn und die Mission einer Epoche der Menschheit ist. Denken Sie nur einmal daran, daß wir ja schildern können den Sinn und die Mission zum Beispiel in den ersten Jahrtausenden unmittelbar nach der atlantischen Katastrophe. Diese Zeitgeister, sie umfassen etwas, was über das einzelne Volk, über die einzelne Rasse hinausgeht. Der Geist einer Epoche ist nicht beschränkt auf dieses oder jenes Volk, er geht hinüber über die Grenze der Völker. Das nun, was man in Wirklichkeit Zeitgeist, Geist einer Epoche nennt, das ist der Geistleib der Archai, der Urbeginne oder Geister der Persönlichkeit. Diesen Geistern der Persönlichkeit ist es zum Beispiel zuzuschreiben, daß für gewisse Epochen ganz bestimmte menschliche Persönlichkeiten auf unserem Erdenrund auftreten. Nicht wahr, Sie begreifen ja, daß die irdischen Aufgaben zunächst gelöst werden müssen durch irdische Persönlichkeiten. In einer ganz bestimmten Epoche mußte diese oder jene epochemachende Persönlichkeit auftreten. Aber es würde ein sonderbares Durcheinander in der ganzen Erdenentwickelung eintreten, wenn das alles dem Zufall überlassen wäre, wenn in irgendeine Epoche Luther meinetwegen oder Karl der Große hineingestellt würden. Das muß im Zusammenhang gedacht werden erst mit der ganzen Entwickelung der Menschheit über die Erde hin; es muß sozusagen aus dem Sinn der ganzen Erdenentwickelung in einer bestimmten Epoche die richtige Seele auftreten. Das regeln die Geister der Persönlichkeit, das regeln die Archai oder Urbeginne." (Lit.: GA 110, S 94f.)

"Dadurch, daß wir uns vorstellen, daß diese Volksgeister individuell verschieden sind, wie die Menschen auf unserer Erde, werden wir es begreiflich finden, daß die einzelnen verschiedenen Gruppen der Völker die individuelle Mission dieser Archangeloi sind. Wenn wir uns einmal geistig veranschaulichen, wie in der Weltgeschichte Volk nach Volk und auch Volk neben Volk wirkt, so können wir jetzt, wenigstens in abstrakter Form - die Form wird immer konkreter und konkreter werden in den nächsten Vorträgen - uns vorstellen, daß alles, was da vor sich geht, inspiriert ist von diesen geistigen Wesenheiten. Aber eines wird uns wohl leicht vor die Seele treten können: daß neben diesem Wirken von Volk nach Volk noch etwas anderes stattfindet in der Menschheitsentwickelung. Sie können, wenn Sie jenen Zeitraum überblicken, den wir von der großen atlantischen Katastrophe aus rechnen, die das Antlitz der Erde so weit verändert hat, daß jener Kontinent, der bestanden hat zwischen dem heutigen Afrika, Amerika und Europa, in jener Zeit untergegangen ist, die Zeiträume unterscheiden, in welchen die großen Völker gewirkt haben, bei denen die nachatlantischen Kulturen herauskamen: die alte indische, die persische, die ägyptisch-chaldäische, die griechisch-lateinische und unsere gegenwärtige Kultur, die nach einiger Zeit in die sechste Kulturepoche übergehen wird. Wir bemerken auch, daß nacheinander darin gewirkt haben verschiedene Völkerinspiratoren. Wir wissen, daß noch lange die ägyptisch-chaldäische Kultur gewirkt hat, als die griechische Kultur schon ihren Anfang nahm, und daß die griechische Kultur noch weiter waltete, als die römische schon ihren Anfang genommen hatte. So können wir die Völker nebeneinander und nacheinander betrachten. Aber in allem, was sich in und mit den Völkern entwickelt, entwickelt sich noch etwas anderes. Es ist ein Fortschritt in der menschlichen Entwickelung. Es kommt dabei nicht in Betracht, ob wir das eine höher oder niedriger stellen. Es kann zum Beispiel einer sagen: Mir gefällt die indische Kultur am besten. Das mag ein persönliches Urteil sein. Wer aber nicht auf persönliche Urteile schwört, der wird sagen: Es ist gleichgültig, wie wir die Dinge bewerten; der notwendige Gang führt die Menschheit vorwärts, mag man das später auch Niedergang nennen. Die Notwendigkeit führt die Menschheit vorwärts. Wenn wir die verschiedenen Zeiträume vergleichen, 5000 Jahre vor Christus, 3000 Jahre vor Christus und 1000 Jahre nach Christus, dann ist etwas noch da, was über die Volksgeister hinübergreift, etwas, woran die verschiedenen Volksgeister teilnehmen. Sie brauchen das nur in unserer Zeit ins Auge zu fassen. Woher kommt es, daß in diesem Saale so viele Menschen zusammensitzen können, die aus den verschiedensten Volksgebieten herkommen und sich verstehen und sich zu verstehen versuchen in bezug auf das Allerwichtigste, was sie hier zusammengeführt hat? Die verschiedenen Menschen kommen aus dem Bereich der verschiedensten Volksgeister heraus, und dennoch gibt es etwas, worin sie sich verstehen. In ähnlicher Weise verstanden sich und konnten sich verstehen in damaliger Zeit die verschiedenen Völker untereinander, weil es in jeder Zeit etwas gibt, was die Volksseele übergreift, die verschiedenen Volksseelen zusammenführen kann, etwas, was man überall mehr oder weniger versteht. Das ist dasjenige, was man mit dem recht schlechten, aber gebräuchlichen deutschen Wort «Zeitgeist» benennt oder auch «Geist der Epoche». Der Geist der Epoche, der Zeitgeist, ist ein anderer in der griechischen Zeit, ein anderer in der unsrigen. Diejenigen, welche den Geist in unserer Zeit erfassen, werden zur Theosophie hingetrieben. Das ist das aus dem Geiste der Epoche über die einzelnen Volksgeister Übergreifende. In derjenigen Zeit, in der Christus Jesus auf der Erde erschien, bezeichnete sein Vorläufer, Johannes der Täufer, den Geist, den man als Zeitgeist bezeichnen könnte, mit den Worten: «Ändert die Verfassung der Seele, denn die Reiche der Himmel sind nahe herbeigekommen.»

So kann man für jede Epoche den Zeitgeist finden, und das ist etwas, was sich hineinwebt in das Weben der Volksgeister, das wir damit zu gleicher Zeit als das Weben der Archangeloi charakterisiert haben. Für den heutigen materialistischen Menschen ist der Zeitgeist etwas ganz Abstraktes ohne Realität, und noch weniger darf man ihm damit kommen, in dem Zeitgeist ein wahres Wesen zu sehen. Dennoch verbirgt sich hinter dem Worte «Zeitgeist» eine wirkliche Wesenheit, keine andere Wesenheit als eine solche, die drei Stufen über der Menschheitsstufe steht. Jene Wesenheiten verbergen sich dahinter, die schon auf dem alten Saturn, der am weitesten zurückliegenden Entwickelungsepoche der Erde, ihre Menschheitsstufe durchmachten, und die heute aus dem geistigen Umkreis der Erde an der Umgestaltung der Erde arbeiten und dabei die letzte Phase sozusagen an der Umgestaltung ihres physischen Leibes in Geistesmensch oder Atma durchmachen. Mit hohen Wesenheiten haben wir es hier zu tun, mit Wesenheiten, gegenüber deren Eigenschaften den Menschen ein Schwindel überkommen möchte. Es sind diejenigen Wesenheiten, die wir wieder bezeichnen könnten als die eigentlichen Inspiratoren - oder wir müssen auf diesem Gebiete sagen, wenn wir mit technischen Ausdrücken des Okkultismus sprechen wollen -, die Intuitoren des Zeitgeistes oder der Zeitgeister. Sie wirken so, daß sie sich abwechseln und gleichsam einer dem andern die Hand reicht. Von Epoche zu Epoche reichen sie sich ihre Aufgabe zu. Der Geist der Epoche, der während der griechischen Zeit wirkte, reicht weiter die Mission an den, der später wirkt und so weiter. Sie wechseln sich also ab. Es sind, wie wir sahen, eine Anzahl solcher Zeitgeister, solcher Geister der Persönlichkeit, die als Zeitgeist wirken. Sie sind eine höhere Rangordnung gegenüber den Volksgeistern, diese Geister der Persönlichkeit, diese Intuitoren des Zeitgeistes. In jedem Zeitalter wirkt vorzugsweise einer und gibt diesem Zeitalter seine Gesamtsignatur, gibt seine Aufträge an die Volksgeister, so daß dasjenige, was der Gesamtgeist der Epoche ist, sich spezialisiert, individualisiert nach den Volksgeistern. Dann wird er abgelöst in der kommenden Epoche von einem ändern Zeitgeiste, einem ändern Geiste der Persönlichkeit, einem andern Arché.

Wenn eine gewisse Anzahl von Epochen vorübergegangen ist, dann ist ein Zeitgeist durch die Weiterentwickelung hindurchgegangen. Das müssen wir uns so vorstellen: Wenn wir in unserer Zeit sterben und unsere Entwickelung hier durchgemacht haben, so gibt unsere Persönlichkeit das Ergebnis dieses Erdenlebens an das nächste Erdenleben weiter. So ist es auch mit den Geistern der Epoche der Fall. In jeder Epoche haben wir einen solchen Geist der Epoche; der gibt am Ende der Epoche sein Amt an seinen Nachfolger ab, dieser wieder an seinen weiteren Nachfolger und so weiter. Die vorangegangenen machen inzwischen ihre eigene Entwickelung durch, dann kommt derjenige, der am längsten nicht daran gewesen ist, wieder an die Reihe, so daß derselbe in einer spätem Epoche, während die ändern dann ihre eigene Entwickelung durchmachen, als Geist der Epoche wiederkommt und für die fortgeschrittene Menschheit das, was er selber für seine höhere Mission erworben hat, intuierend der Menschheit einflößt. Wir blicken zu diesen Geistern der Persönlichkeit hinauf, zu diesen Wesen, die mit dem sonst so nichtssagenden Worte «Zeitgeist» benannt werden können, so, daß wir sagen können: Wir Menschen gehen von Inkarnation zu Inkarnation; wir wissen aber ganz genau, daß, indem wir selber von Epoche zu Epoche schreiten, indem wir in die Zukunft sehen, immer andere Zeitgeister die Geschehnisse unserer Erde regieren. Aber auch unser heutiger Zeitgeist wird wiederkommen, wir werden ihm wieder begegnen. Wegen dieser Eigenschaft dieser Geister der Persönlichkeit, daß sie gleichsam Kreise beschreiben und wieder zu ihrem Ausgangspunkte zurückkommen, daß sie Zyklen beschreiben, wegen dieser Eigenschaft werden sie auch «Geister der Umlaufszeiten» genannt. - Wir werden diesen Ausdruck noch genauer zu rechtfertigen haben. - Also diese höheren geistigen Wesenheiten, die ihre Befehle ausgeben an die Volksgeister, werden auch Geister der Umlaufszeiten genannt. Es sind damit gemeint jene Umlaufszeiten, die der Mensch selber durchzumachen hat, indem er von Epoche zu Epoche in gewisser Weise zurückkehrt zu früheren Zuständen und sie in höherer Form wiederholt. Nun sehen Sie, dieses Wiederholen der Eigentümlichkeiten früherer Formen, das kann Ihnen auffallen. Wenn Sie in geisteswissenschaftlichem Sinne genau die Entwickelung der Menschheitsstufen auf der Erde durchnehmen, so finden Sie diese wiederholten Geschehnisse in der verschiedensten Weise. So ist eine Wiederholung darin, daß sozusagen sieben Epochen sich folgen nach der atlantischen Katastrophe, die wir nennen die nachatlantischen Kulturstufen. Die griechisch-lateinische Stufe oder Kulturepoche bildet sozusagen den Wendepunkt in unserm Zyklus und erleidet daher keine Wiederholung. Auf diese folgt die Wiederholung der ägyptisch-chaldäischen Epoche, und zwar in unserer eigenen Zeit. Auf diese wird folgen eine andere Epoche, die eine Wiederholung der persischen Zeit sein wird, allerdings in etwas anderer Art, und dann wird die siebente Epoche kommen, die eine Wiederholung der uralt-indischen Kultur, der Epoche der heiligen Rishis sein wird, so daß in dieser Epoche gewisse Dinge in anderer Form heraus kommen werden, die damals veranlagt worden sind. Die Lenkung dieser Geschehnisse obliegt den Zeitgeistern.

Daß nun auf die Erde verteilt in verschiedenen Völkern das ausgelebt wird, was von Epoche zu Epoche weiterschreitet, daß die verschiedensten Gestalten aus diesem oder jenem Boden gebildet werden, aus dieser oder jener Sprachgemeinschaft herauswachsen, aus dieser oder jener Formensprache, aus Architektur, Kunst und Wissenschaft entstehen können und alle die Metamorphosen annehmen können und alles das aufzunehmen vermögen, was der Geist der Epoche der Menschheit einflößen kann, dazu brauchen wir die Volksgeister, die in der Hierarchie höherer Wesenheiten zu den Erzengeln gehören." (Lit.: GA 121, 1.Vortrag)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt, GA 110 (1981), Sechster Vortrag, Düsseldorf, 15. April 1909, abends
  2. Rudolf Steiner: Die Mission einzelner Volksseelen, GA 121 (1982), Erster Vortrag, Kristiania (Oslo), 7. Juni 1910
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. GA 121: Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie - Der gesamte Text online.