Kopftuch

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Ein Kopftuch tragen vor allem Frauen, welche sich dem islamischen Glauben zurechnen.

"Da den Frauen wesentlich mehr optische <<Reize>> nachgesagt werden, dürfen gemäß der Sunna lediglich das Gesicht und die Hände sichtbar sein. Auch hier darf die Kleidung nicht eng bzw. körperbetont sein. Nicht erforderlich, und weder im Koran noch in der Sunna gefordert, ist es den sogenannten Tschador (oder auch Niqab) zu tragen - einen sehr großen Überwurf, der nicht nur die Haare bedeckt, sondern bis auf einen kleinen Sehschlitz auch das Gesicht vollständig bedeckt. Diese Art von <<Verhüllung>> ist bei Verrichtung des Gebetes oder auch des Hadsch ... sogar untersagt, da hierbei sowohl das Gesicht als auch die Hände nicht bedeckt werden dürfen.

Da das Kopftuch der Frauen gerade in unseren Breiten für Nichtmuslime ein Dorn im Auge zu sein scheint, sind hier einige Erörterungen unumgänglich: Das Kopftuch der muslimischen Frauen ist kein Symbol der Unterdrückung, sondern der Ausdruck einer freien persönlichen Entscheidung hinsichtlich des eigenen religiösen Lebens, zu der sie auch nicht gezwungen werden dürfen. Während bei anderen Frauen wie zum Beispiel Diakonissen oder Nonnen diese äußerlich sichtbare Entscheidung respektiert wird, wird sie bei der muslimischen Frau hingegen zum Angriffspunkt gemacht. Dies geschieht oft in der form, daß nichtmuslimische Gesellschaften Frauen mit Kopftuch von vorneherein als unterdrückte Person ohne eigenständigen Willen betrachten. Im gleichen Maße wird ihnen jegliche anspruchsvollere berufliche Eignung abgesprochen, was wohl leider traditionsbedingt im Hinblick auf einige Staaten bzw. Gesellschaften auch nicht von der Hand gewiesen werden kann, jedoch nicht verallgemeinert werden darf. Die Situation dieser Frauen kann nicht auf den Islam zurückgeführt werden; es muß hierbei zwischen Religion und Tradition unterschieden werden. (...)

Zum anderen scheinen gerade nichtmuslimische Frauen im Kopftuch (das im übrigen lediglich eine Möglichkeit der Kopfbedeckung darstellt) die Bedrohung der Emanzipation der Frau schlechthin zu sehen. Letzteren Gesichtspunkt betreffend muß jedoch kritisch hinterfragt werden, ob nicht im anderen Extremfall eine sehr freizügige Kleidung, die den weiblichen Körper eher zur Schau stellt als bekleidet, eine wesentlich ernsthaftere Bedrohung der Emanzipation darstellt, indem die Frau nämlich hierbei durch den Betrachter, den sie sich außerhalb des Hauses im Normalfall nicht aussuchen kann, auf ihr äußeres reduziert wird. Gerade diese Art der Selbstdarstellung sollte eine Frau aber nicht nötig haben. Das Kopftuch (und legere Kleidung) soll zum einen als Schutz vor sexueller Belästigung, namentlich vor <<eindeutig zweideutigen>> Blicken mancher Männer dienen, aber auch als Erkennungszeichen für die muslimischen Frauen untereinander" (Tanja Al Hariri-Wendel: Symbole des Islam, Schirner Vlg., Darmstadt 1999, S. 185 - 186).

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