Atmung und Wärmung: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Textbox|<poem>Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die '''Wärmung''' ist der zweite der sieben grundlegenden [[Lebensprozesse]], die [[Rudolf Steiner]] unterschieden hat. Sie steht unter dem [[kosmisch]]en Einfluss der [[Jupitersphäre]]. Die Wärmung ist eine Folge der [[Atmung]], bildet aber doch einen eigenständigen Lebensprozess, durch den wir uns mit der in uns selbst entwickelten [[Wärme]] in eine bestimmtes Verhältnis zur Wärme der Umgebung setzen.  
Die Luft einzuziehn, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.</poem>|Johann Wolfgang von Goethe<ref>[[Johann Wolfgang von Goethe]]: ''Gedichte. West-östlicher Divan'', 1814 - 1819. Buch des Sängers</ref>}}
 
Die '''Atmung''' ([[lat.]] ''Respiratio''), mit dem [[Rhythmisches System|rhythmischen]] Wechsel von '''Einatmung''' und '''Ausatmung''', ist der erste der sieben grundlegenden [[Lebensprozesse]], die [[Rudolf Steiner]] unterschieden hat und steht nach seinen Angaben unter dem [[kosmisch]]en Einfluss der [[Saturnsphäre]] {{Lit|{{G|170|113ff}}}}.
 
== Physiologische Grundlagen ==
 
Beim Einatmen wird [[Sauerstoff]] aus der [[Luft]] über die [[Lungen]] oder bei der [[Wikipedia:Kiemenatmung|Kiemenatmung]] durch die [[w:Kieme|Kieme]]n aus dem [[Wasser]] aufgenommen und beim [[Mensch]]en und den [[Wirbeltiere]]n an den roten Blutfarbstoff, das [[Hämoglobin]], gebunden und mit dem [[Blut]] zu allen [[Zelle (Biologie)|Zellen]] des [[Organismus]] befördert. Durch die [[Biochemie|biochemischen]] Prozesse der '''Zellatmung''' wird der Sauerstoff zu [[Wasser]] [[Reduktion (Chemie)|reduziert]] und zugleich körpereigene [[Kohlenstoff]]verbindungen zu [[Kohlendioxid]] (CO<sub>2</sub>) [[Oxidation|oxidiert]] und ausgeatmet. Die dabei gewonnene [[Energie]] wird in Form von [[ATP]] ([[Adenosintriphosphat]]) gespeichert, das aus [[ADP]] ([[Adenosindiphosphat]]) und [[Phosphat]]resten (P<sub>i</sub>) gebildet wird. Die Energieausbeute der Atmung ist dabei wesentlich größer als bei der [[anaerob]]en [[Gärung]]. Während beispielsweise bei der [[Alkoholische Gärung|alkoholischen Gärung]] pro [[Traubenzucker]]-Molekül (auch: [[Glucose]], C<sub>6</sub>H<sub>12</sub>O<sub>6</sub>) nur zwei Moleküle ATP erzeugt werden, sind es bei der Zellatmung 30 oder im Idealfall sogar 32 Moleküle ATP.  
 
:<math>\mathrm{C_6H_{12}O_6 + 6 O_2 + 32\ ADP + 32\ P_i \longrightarrow 6\ H_2O + 6\ CO_2 + 32\ ATP}</math>
 
Die Zellatmung beruht dabei auf drei [[Biochemie|biochemischen]] Teilprozessen, nämlich der [[w:Glycolyse|Glycolyse]], dem [[w:Citratzyklus|Citratzyklus]] und der Endoxidation in der [[Atmungskette]].
 
=== Hyperventilation und Hypoventilation ===
 
Bei einer meist [[psychisch]] durch [[Angst]], [[Panik]] oder sonstige [[Erregung]] bedingten '''Hyperventilation''' kommt es zu einer gesteigerten Belüftung der Lungen, wodurch die Kohlendioxid-Konzentration im [[Blut]] abnimmt und der [[pH-Wert]] ansteigt ([[w:Respiratorische Alkalose|Respiratorische Alkalose]]). Das Gegenteil davon ist die potentiell lebensbedrohliche '''Hypoventilation''', bei der die Kohlendioxid-Konzentration ansteigt, was zu einer [[w:Respiratorische Azidose|respiratorischen Azidose]] führt.
 
== Geistiger Hintergrund ==
 
Die Atmung ist jener [[Lebensprozess]], durch den wir am stärksten mit der Umgebung in Wechselwirkung treten. Er steht dadurch auch in enger Beziehung zur [[Sinne]]stätigkeit, die uns ebenfalls, aber auf andere Weise, mit der Umwelt verbindet.
 
{{GZ|Da haben wir zunächst etwas, was in einer gewissen Weise in allem Lebendigen sein muß: die Atmung. Jenes Verhältnis zur Außenwelt, das die Atmung ist, muß gewissermaßen in jedem Lebendigen sein. Ich kann mich jetzt nicht im einzelnen darauf einlassen, wie es wiederum für die Tiere, Pflanzen und Menschen differenziert ist; aber in jedem Lebendigen ist in einer gewissen Weise die Atmung. Die Atmung des Menschen wird immer wieder erneuert durch etwas, was er von der Außenwelt aufnimmt; das kommt allen Sinnesbezirken zugute. Es kann nicht der Geruchssinn walten, der Sehsinn walten, der Tonsinn walten, wenn nicht das, was das Leben von der Atmung hat, allen Sinnen zugute kommt. Ich müßte also zu jedem Sinn «Atmung» dazuschreiben. Nicht wahr, es wird geatmet; aber was durch die Atmung als Lebensprozeß geleistet wird, das kommt allen Sinnen zugute."|170|113f}}
 
Von den Lebensprozessen zu unterscheiden sind die [[sieben Lebensstufen]], von denen Rudolf Steiner spricht. Hier offenbart sich ein anderer kosmischer Zusammenhang. Das [[Atmungsleben]], die dritte Stufe der 7 Lebensstufen, aus der sich auch die [[Sprache]] bildet, wird hier mit den [[Mars]]kräften in Verbindung gebracht:
 
{{GZ|Der dritte Planet ist dann der Mars. Er schwächt das wuchtende
Leben zur Atmung ab. Auch bei ihm kann natürlich das der Fall sein,
daß die Sonne ihn zudeckt. Dann kann das Atmungsleben eine besondere
Anregung erfahren. Da der Mars aber sehr rasch, etwa in zwei
Jahren herumkreist, so ist das so, daß das fast jeder Mensch erfährt,
und daher jeder Mensch in seinem Atmungsleben, in seinem Bild-Erleben
gewisse Anregungen bekommt. Sie sind ja nicht immer allerersten
Ranges, aber die Menschen werden dann Dichter oder so was dergleichen,
oder Komponisten, die Anregungen in ihrem Atmungsleben empfangen...
Also den Mars betrachteten die alten instinktiven Weisen als Anreger für das Atmungsleben.|208|94}}
 
== Die Regulierung der Atmung auf dem geistigen [[Schulungsweg]] ==
 
{{GZ|Unser physischer Leib ist aus dem Makrokosmos herausgeboren.
Die äußere Welt hat ihn gebildet; aus unserem physischen
Leib heraus muß unser Ich den geistigen Leib gebären.
Atma heißt unser geistiger Leib. Atma bedeutet Atem. Durch das
geregelte Atmen in der Meditation bauen wir unsern geistigen
Leib auf. Tatsächlich atmen wir mit jedem Atemzug unser Ich
aus oder ein.
 
[[Datei:GA_266a_159.gif|center|600px|Atmung und Atma (Zeichnung aus GA 266/1, S. 159)]]
 
Diese Zeichnung<ref>Zeichnung und Schrift von Rudolf Steiner.</ref> hilft uns veranschaulichen, was tatsächlich
geschieht. Innerhalb unseres von den Göttern aufgebauten äußeren
Leibes formen wir den geistigen Leib. Das Ich strömt in ihn
hinein mit jeder Einatmung, und wieder heraus beim Ausatmen.
Indem wir das Atmen regeln und an den verschiedenen Stellen
unseres Körpers konzentrieren, versorgen wir unsern geistigen
Leib mit den Kräften, die zu seinem Aufbau nötig sind. Mit der
Stelle im Vorderkopf, hinter und etwas über der Nasenwurzel,
steht das Ich selbst in direkter Verbindung; mit dem Kehlkopf
das Denken, mit den Händen das Fühlen, mit den Füßen und
überhaupt dem untern Körpergerüst das Wollen. Durchströmen
wir mit Hilfe des geregelten Atmens unsern Körper mit diesen
Kräften, so bauen wir an unserm geistigen Leib.|266a|159}}
 
{{GZ|Beim Einatmen tritt die Luft in dieses Organ ein bis in die
feinsten Verzweigungen hinein. Dieses Organ ist die Lunge. In
der Luft lebt der Geist des Menschen. Wenn er einatmet, atmet
er seinen Geist ein, und wenn er ausatmet, atmet er seinen Geist
aus. Immer mehr entwickelt sich der Geist des Menschen. So ist
also abwechselnd der Geist des Menschen in ihm oder draußen
in der Welt. Durch Ein- und Ausatmen wird das Wachstum des
Geistesmenschen gefördert.
 
Es kommt sehr darauf an, was der Mensch seinem Geiste beim
Ausatmen mitgibt [an Gedanken]. Durch diese wird sein Geist
aufgebaut. Durch jeden Gedanken, den er dem Atem mitgibt, den
er ausströmt, baut er seinen Geist auf. Nicht immer hatte der
Mensch ein Organ, um die Luft einzuatmen. Gehen wir zurück
auf den früheren Planeten, den Mond, so lebten dort Wesen, die
nicht Luft, sondern Feuer einatmeten. Und so, wie der Mensch
jetzt Sauerstoff einatmet und Kohlensäure ausatmet, so atmeten
dort die Wesen Feuer ein und strömten Kälte aus.
 
Es wird auch eine Zeit kommen, wo die Menschen nicht mehr
Luft einatmen und ausatmen. Gerade so, wie der Mensch sich
auf der Erde selbst seine Wärme bereitet durch sein Wärmeorgan,
das Herz mit dem Blutkreislauf, so wird er später innerlich
selbst ein Luftorgan haben, welches den Organismus ebenso
mit dem versorgt, was wir jetzt aus der Luft aufnehmen, wie das
Wärmeorgan uns jetzt versorgt mit Wärme, die früher auf dem
Monde von den Wesen aus der Umwelt aufgesogen und eingeatmet
wurde. Die verbrauchte Luft werden in Zukunft die Menschen
selbst verarbeiten können in ihrem Innern. Wenn das erreicht
ist, dann werden sie die Luft nicht mehr aus der Umgebung
aufnehmen, sie werden dann nicht mehr in der Luft leben.
Auf einer späteren Stufe, auf dem Jupiter, werden die. Menschen
im Lichte leben und Licht einatmen, wie sie jetzt Luft einatmen
und wie sie auf dem Monde Wärme eingeatmet haben.|266a|162}}
 
{{GZ|Es gibt im Alltagsbewußtsein bei allen Menschen Zustände,
die an den Mondzustand erinnern, und andere, in denen der Jupiterzustand
hineinragt. Wenn uns die Schamröte ins Gesicht tritt,
dann wiederholen wir ein Stück Mondzustand. Wieso dies? Auf
dem Mond besaßen wir noch kein Blut. Wir wissen aber, daß
das Blut der Ausdruck unseres Ich ist. Auf dem alten Monde
nun befanden sich alle Kräfte, die heute in unserem Blute wirken,
außerhalb unser. Es war noch kein Ich-Gefühl in uns. Wenn
wir aus Scham erröten, so möchten wir am liebsten sagen: O wäre
ich nicht, versänke ich in die Erde. - Damit drängen wir das Blut
nach außen, gleichsam unser Ich abwälzend.
 
Ein anderer Zustand, der auf den Jupiter hinweist, ist derjenige,
der eintritt, wenn wir Schreck, Angst empfinden, indem wir
erbleichen. Was tritt da ein? Unser Blut drängen wir nach dem
Herzen, um unser Ich zu verstärken. Wir tun dies instinktiv, um
uns stark zu machen, eine Gefahr von uns abzuwenden. Auf dem
Jupiter wird das Herz ein willkürlicher Muskel werden - nach
Belieben können wir unser Ich verstärken. Denn in der Tat werden
uns auf dem Jupiter Begebenheiten und Wesenheiten entgegentreten,
bei denen wir es durchaus notwendig haben, unser
Ichbewußtsein zu verstärken. Wir müssen aber einen Zustand zu
erreichen suchen, wo wir in genau derselben Weise wie beim
Angstgefühl unser Ich schützen, ohne eine Angstempfindung zu
haben.
 
Wenn wir tief einatmen und den Atem anhalten, so rekapitulieren
wir ein Stück Mondzustand. Wenn wir dagegen den Atem
draußen lassen, so haben wir darin ein Stück Jupiterzustand. Damit
hängt es zusammen, ob der Geheimschüler Übungen bekommt,
in denen er den Atem anhalten muß, weil er in gewisser
Weise den Mondzustand durchmachen muß, oder ob er Übungen
erhält, in denen er den Atem draußen lassen muß, weil er so
den Jupiterzustand erreichen kann. Ein jeder ist da individuell
zu behandeln.|266a|302f}}
 
== Einatmung und Ausatmung ==
 
=== Weisheit (Sophia) und Glaube (Pistis) ===
 
Mit dem Einatmen wird das [[Bewusstsein]] wacher und nimmt einen mehr gedankenartigen Charakter an, der bis hin zur [[Weisheit]] gesteigert werden kann; das Ausatmen ist [[wille]]nsbetonter und hängt mit den [[Glaube]]nskräften zusammen.
 
<div style="margin-left:20px">
„In alten Zeiten also, da nahm der
Mensch wahr, wie sich das Eingeatmete, das für ihn ein Berauschen
war, ins Haupt fortsetzte und sich dort verband mit den Sinneseindrücken.
Das war später nicht mehr der Fall Später verliert der
Mensch das, was in seinem Brustorganismus vorgeht, aus seinem Bewußtsein.
Er nimmt nicht mehr dieses Heraufströmen des Atmens
wahr, weil die Sinneseindrücke stärker werden. Sie löschen aus, was
im Atem heraufkommt. Wenn Sie heute sehen oder hören, dann ist in
dem Vorgang des Sehens und auch in dem Vorgang des Hörens der
Atmungsvorgang drinnen. Beim alten Menschen lebte das Atmen stark
im Hören und Sehen, bei dem heutigen Menschen lebt das Sehen und
Hören so stark, daß der Atem ganz abgedämpft wird. So daß wir sagen
können, jetzt lebt nicht mehr das, was da berauschend, den Kopf durchströmend,
von dem Alten im Atmungsprozeß in seinem Innern wahrgenommen
worden ist, so daß er sagte: Ah, die Nymphen! Ah, die
Gnomen! Nymphen, die wurlen im Kopfe so, Gnomen, die hämmern
im Kopfe so, Undinen, die wellen im Kopfe so! - Heute wird dieses
Hämmern, Wellen, Wurlen übertönt von dem, was vom Sehen, vom
Hören herkommt und was heute den Kopf erfüllt.
 
Es gab also einstmals eine Zeit, in der der Mensch stärker wahrnahm
dieses Heraufströmen des Atmens in sein Haupt. Das ging über in die
Zeit, in der der Mensch noch durcheinander wahrnahm, in der er noch
etwas von den Nachwirkungen des gnomigen Hämmerns, des undinenhaften
Wellens, des nymphenhaften Wurlens, indem er noch etwas
wahrnahm von dem Zusammenhang dieser Nachwirkungen mit den
Ton-, Licht- und Farben Wahrnehmungen. Dann aber verlor sich alles
das, was er vom Atmungsprozeß noch wahrnahm. Und von denjenigen
Menschen, die noch eine Spur von Bewußtsein hatten, daß einmal das
Atmen das Geistig-Seelische der Welt in den Menschen hereinführte,
wurde das, was da nun blieb, was sich festsetzte aus der Sinneswahrnehmung
im Zusammenhang mit dem Atmen, «Sophia» genannt. Aber
das Atmen nahm man nicht mehr wahr. Also der geistige Atmensinhalt
wurde abgetötet, besser gesagt, abgelähmt durch die Sinneswahrnehmung.
 
Dieses wurde insbesondere von den Griechen empfunden. Die Griechen
hatten gar nicht die Idee von einer solchen Wissenschaft, wie wir
heute. Wenn man den Griechen erzählt hätte von einer Wissenschaft,
wie sie heute an unseren Hochschulen gelehrt wird, es wäre ihnen das
so vorgekommen, wie wenn ihnen jemand mit kleinen Stecknadeln
das Gehirn fortwährend durchstochen hätte. Sie hätten gar nicht begriffen,
daß das einem Menschen eine Befriedigung geben kann. Wenn
sie solche Wissenschaft, wie wir sie heute haben, hätten aufnehmen sollen,
dann hätten sie gesagt: Das macht das Gehirn wund, das verwundet
das Gehirn, das sticht. - Denn sie wollten noch etwas wahrnehmen
von jenem wohligen Ausbreiten des berauschenden Atems, in den sich,
hineinströmend, das Gehörte, das Gesehene ergießt. Es war also bei
den Griechen ein Wahrnehmen eines inneren Lebens im Haupte vorhanden,
solch eines inneren Lebens, wie ich es Ihnen jetzt schildere.
Und dieses innere Leben, das nannten sie Sophia. Und diejenigen, die
es liebten, diese Sophia in sich zu entwickeln, die eine besondere Neigung
hatten, sich hinzugeben an diese Sophia, die nannten sich Philosophen.
Das Wort Philosophie deutet durchaus auf ein inneres Erleben.
Jene greulich pedantische Aufnahme von Philosophie, wobei man
Philosophie eben «ochst» - wie man es im Studentenleben nennt - , jenes
Sich-bekannt-Machen mit dieser Wissenschaft, das kannte man in
Griechenland nicht. Aber das innere Erlebnis des «Ich liebe Sophia»,
das ist es, was sich in dem Worte Philosophie zum Ausdrucke bringt.
 
Aber ebenso, wie im Haupte von den Sinneswahrnehmungen aufgenommen
wird der in den Leib einlaufende Atmungsprozeß, so wird
von dem übrigen Leib das aufgenommen, was ausströmt als ausgeatmete
Luft. Im Gliedmaßen-Stoffwechsel-Organismus strömen ebenso,
wie sonst die Sinneswahrnehmungen durch das Gehörte, wie das
Gesehene in das Berauschende der eingeatmeten Luft in das Haupt
hineinströmt, die körperlichen Gefühle, die Erlebnisse mit der ausgeatmeten
Luft zusammen. Das Ernüchternde der ausgeatmeten Luft,
das Auslöschende für die Wahrnehmung, das floß zusammen mit den
körperlichen Gefühlen, die im Gehen, im Arbeiten erregt wurden. Das
Tätigsein, das Tun war mit dem Ausatmen verknüpft. Und indem
der Mensch sich betätigte, indem er etwas tat, fühlte er gewissermaßen,
wie von ihm fortging das Geistig-Seelische. So daß er fühlte, wenn
er irgend etwas tat, irgend etwas arbeitete, wie wenn er das Geistig-
Seelische einströmen ließe in die Dinge hinein. Ich nehme auf das
Geistig-Seelische: es berauscht mein Haupt, es verbindet sich mit dem
Gesehenen, mit dem Gehörten. Ich tue etwas, ich atme aus. Das Geistig-
Seelische geht fort. Es geht hinein in das, was ich hämmere, es geht
hinein in das, was ich ergreife, es geht hinein in alles das, was ich arbeite.
Ich entlasse das Geistig-Seelische aus mir. Ich übertrage es, indem
ich zum Beispiel die Milch sprudele, indem ich irgend etwas
äußerlich mache, ich lasse einströmen das Geistig-Seelische in die
Dinge. - Das war das Gefühl, das war die Empfindung. So war es also
in den alten Zeiten.
 
Aber dieses Wahrnehmen des Ausatmungsprozesses, dieses Wahrnehmen
der Ernüchterung hörte eben auf, und es war nur noch eine Spur
vorhanden in der Griechenzeit. In der Griechenzeit fühlten die Menschen
noch etwas, wie wenn sie, indem sie sich betätigten, noch etwas
Geistiges den Dingen übergaben. Aber dann wurde doch alles das, was
da im Atmungsprozeß war, abgelähmt von dem Körpergefühl, von
dem Gefühl der Anstrengung, der Ermüdung im Arbeiten. Ebenso wie
der Einatmungsprozeß nach dem Haupte abgelähmt wurde, so wurde
der Ausatmungsprozeß nach dem übrigen Organismus abgelähmt. Dieser
geistige Ausatmungsprozeß war abgelähmt durch das Körpergefühl,
also durch das Gefühl der Anstrengung, des Erhitztwerdens und
so weiter, durch das, was im Menschen lebte, so daß er seine eigene
Stärke fühlte, die er anwendete, indem er sich betätigte, indem er etwas
tat. Er fühlte in sich jetzt nicht den Ausatmungsprozeß als Ermüdung,
er fühlte in sich eine Kraftwirkung, er fühlte den Körper durchdrungen
mit Energie, mit Kraft.
 
Diese Kraft, die da im Innern des Menschen lebte, das war Pistis,
der Glaube, das Fühlen des Göttlichen, der göttlichen Kraft, die einen
arbeiten läßt: Pistis, der Glaube.
 
<center>
{|
|-
| Sophia || = der geistige Atmungsinhalt, abgelähmt durch die Sinneswahrnehmung
|-
| Pistis<br />(Glaube) || = der geistige Ausatmungsprozeß, abgelähmt durch das Körpergefühl
|}
</center>
 
So floß im Menschen zusammen die Weisheit und der Glaube. Die
Weisheit strömte nach dem Haupte, der Glaube lebte im ganzen Menschen.
Es war die Weisheit nur eben der Ideeninhalt. Und es war der
Glaube die Kraft dieses Ideeninhaltes. Beide gehörten zusammen. Daher
auch diese einzige gnostische Schrift, die erhalten ist aus dem Altertum,
die [[Pistis-Sophia]]-Schrift. So daß man in der Sophia eine Verdünnung
der Einatmung, in dem Glauben eine Verdichtung der Ausatmung
hatte.“ {{GZ||211|65ff}}
</div>
 
== Atmungsstörungen ==
 
Alle '''Atmungsstörungen''' beruhen laut [[Rudolf Steiner]] auf einer gestörten Ausatmung, wie er es in seinen [[Arbeitervorträge]]n am Beispiel des '''Schnarchens''' (med. '''Rhonchopathie''', aus {{ELSalt|ῥόγχος}} ''rhonchos'' „Schnarchen“ und ''-pathie'', gr. „leiden“) erläuterte:
 
{{GZ|Alle Atmungsstörungen geschehen beim
Ausatmen. Nun, worin besteht denn das Schnarchen zum Beispiel,
zuerst Röcheln, dann Schnarchen - worin besteht denn das? Sehen
Sie, schnarchen tun diejenigen Menschen, die nicht ordentlich ausatmen
können. Wenn der Mensch ordentlich ausatmet, wenn das sein
 
[[Datei:GA349 184.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 349, S. 184]]
 
Mund ist, dann geht die Luft herein, dann nach einiger Zeit geht sie
wieder heraus; da ist dann eingeschaltet in den Luftgang das Zäpfchen,
das Sie sehen, wenn Sie in den Mund hineinschauen. Und dann oben
ist so etwas, was auf- und niedersteigt, das Gaumensegel; das bewegt
sich. Zäpfchen und Gaumensegel, die bewegen sich fortwährend durch
Ein- und Ausatmen, wenn es normal, richtig geschieht. Wenn aber
das Einatmen geschieht, und dann das Ausatmen nicht richtig, wenn
es aufstößt, dann kommt das da hier, das Gaumensegel und das Zäpfchen,
ins Zittern, und daher entsteht das Röcheln und dann das
Schnarchen.|349|183f}}
{{#lst:Infektionskrankheit|Kosmos}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Atmung}}


==Literatur==
==Literatur==
 
#Rudolf Steiner: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte.'', [[GA 170]] (1978), Siebenter Vortrag, Dornach, 12. August 1916
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte.'', [[GA 170]] (1978), Siebenter Vortrag, Dornach, 12. August 1916
* [[Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Zweiter Teil'', [[GA 208]] (1992), ISBN 3-7274-2080-4 {{Vorträge|208}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung'', [[GA 211]] (1986), ISBN 3-7274-2110-X {{Vorträge|211}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266/1]] (1995), ISBN 3-7274-2661-6 {{Schule|266}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaft und Medizin'', [[GA 312]] (1999), ISBN 3-7274-3120-2 {{Vorträge|312}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie'', [[GA 313]] (2001), ISBN 3-7274-3132-6 {{Vorträge|313}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums'', [[GA 349]] (1980), ISBN 3-7274-3490-2 {{Vorträge|349}}


{{GA}}
{{GA}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Physiologie]]
<references/>
 
[[Kategorie:Schulungsweg]] [[Kategorie:Die zwölf Körperteile|D]]
[[Kategorie:Atmungssystem]] [[Kategorie:Atmung|!]] [[Kategorie:Lebensprozesse|108]]
[[Kategorie:AnthroWiki:Lesenswert]]
{{Wikipedia}}

Version vom 22. Mai 2008, 11:33 Uhr

Die Wärmung ist der zweite der sieben grundlegenden Lebensprozesse, die Rudolf Steiner unterschieden hat. Sie steht unter dem kosmischen Einfluss der Jupitersphäre. Die Wärmung ist eine Folge der Atmung, bildet aber doch einen eigenständigen Lebensprozess, durch den wir uns mit der in uns selbst entwickelten Wärme in eine bestimmtes Verhältnis zur Wärme der Umgebung setzen.

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte., GA 170 (1978), Siebenter Vortrag, Dornach, 12. August 1916
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.