Blaise Pascal und Stadt: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Pascal Blaise.jpeg|miniatur|Blaise Pascal (ca. 1691)]]
Eine '''Stadt''' (von {{gohS|stat}} ‚Standort‘, ‚Stelle‘; [[Etymologie|etymologisch]] eins mit ''Statt, Stätte;'' vgl. dagegen [[Staat]]) ist eine größere, zentralisierte und [[Stadtgrenze|abgegrenzte]] [[Siedlung]] im Schnittpunkt größerer [[Verkehrsweg]]e mit einer eigenen [[Verwaltung]]s- und Versorgungsstruktur. Damit ist fast jede Stadt zugleich ein [[zentraler Ort]].


'''Blaise Pascal''' (* 19. Juni 1623 in Clermont-Ferrand; † 19. August 1662 in Paris) war ein [[Frankreich|französischer]] [[Mathematik]]er, [[Physiker]], [[Wikipedia:Literat|Literat]] und [[christlich]]er [[Philosoph]].
Städte sind aus kulturwissenschaftlicher Perspektive der Idealfall einer Kulturraumverdichtung und aus Sicht der Soziologie vergleichsweise dicht und mit vielen Menschen besiedelte, fest umgrenzte Siedlungen ([[Gemeinde]]n) mit vereinheitlichenden staatsrechtlichen oder kommunalrechtlichen Zügen wie eigener [[Markthoheit]], eigener [[Regierung]], eigenem [[Kult]] und [[Soziale Differenzierung|sozial stark differenzierter]] Einwohnerschaft. Das Letztere unterscheidet sie von [[Lager (Camp)|Lagern]] wie Arbeitslagern, Straflagern, Winterquartieren von Heeren, das Erstere zum Beispiel vom [[Dorf]].


== Leben und Schaffen ==
Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Stadt in ihren Facetten befasst, ist die [[Urbanistik]].


=== Kindheit und Jugend ===
== Stadt und Land aus geisteswissenschaftlicher Sicht ==
Pascal stammte aus einer alten, in zweiter Generation amtsadeligen Familie der Auvergne. Sein Vater Étienne Pascal hatte in Paris Jura studiert und etwas später das Amt des zweiten Vorsitzenden Richters am Obersten Steuergerichtshof der Auvergne in Clermont-Ferrand gekauft. Die Mutter, Antoinette Begon, kam aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie, die ebenfalls in den Amtsadel strebte.


Pascal hatte zwei Schwestern, die drei Jahre ältere Gilberte (die später seine Nachlassverwalterin und erste Biographin wurde) sowie die zwei Jahre jüngere Jacqueline, von deren Geburt sich die Mutter nicht erholte, so dass Pascal mit drei Jahren Halbwaise wurde. Als er acht war, zog die Familie samt Kinderfrau nach Paris, weil der Vater den Kindern, d. h. vor allem dem sichtlich hochbegabten Jungen, bessere Entfaltungsmöglichkeiten schaffen wollte. Sein Richteramt verkaufte er an einen Bruder und legte sein Vermögen in Staatsanleihen an.
In den vorchristlichen altorientalischen Zeiten erschöpften sich die Städte noch nicht in dem, was sie durch ihre physische Realität darstellten, sondern waren Ausdruck der [[übersinnliche Welt|übersinnlichen Welt]]. Ein höheres Geistiges offenbarte sich in ihnen. Anders wurde das in [[Rom]], mit dessen Gründung die [[griechisch-lateinische Zeit]] (747 v. Chr. - 1413 n. Chr.) beginnt. Während die griechischen Städte und Stadtstaaten noch ohne die Beziehung zu dem sie umgebenden Land undenkbar sind, wurde Rom geradezu zum Sinnbild für die gegenüber der Natur und ihrer Geistigkeit gleichgültige, überbordende äußere [[Zivilisation]] und dem darin aufblühenden [[Egoismus]]. Eine ähnliche Rolle spielt in der [[Bibel]] die Stadt [[Babylon]], wie es schon die Erzählung vom [[Turmbau zu Babel]] andeutet. Der Hochmut der Menschen wird dort durch die [[Babylonische Sprachverwirrung]] bestraft. Im [[Neues Testament|Neuen Testament]] ist in der [[Apokalypse des Johannes]] nicht zufällig von der [[Hure Babylon]] die Rede. Im [[Frühchristentum]] wurde Babylon schon bald eine Chiffre für [[Rom]] und das [[Römisches Reich|Römische Reich]]. Als die Römer schließlich das [[Christentum]] übernahmen und sich das [[Papst]]tum in Rom festsetzte, wurde Babylon zunehmend auch ein Symbol für die Verfehlungen der [[Römisch-Katholische Kirche|Römisch-Katholischen Kirche]] und die Ausschweifungen und den Machtmissbrauch zahlreicher Päpste. [[Dante]] gebrauchte dieses Bild in seiner [[Göttliche Komödie|Göttlichen Komödie]] im 19. Gesang des [[Inferno]] und im 32. Gesang des [[Purgatorio]] für seine radikale Kritik an dem wegen seines Hochmuts berüchtigten Papst [[w:Bonifaz VIII.|Bonifaz VIII.]]


Pascal war von Kindheit an kränklich. Er wurde deshalb von seinem hochgebildeten und naturkundlich interessierten Vater selbst sowie von Hauslehrern unterrichtet. Bereits mit zwölf Jahren bewies er sein hervorragendes mathematisches Talent und fand danach durch seinen Vater, der in Pariser Gelehrten- und Literatenzirkeln verkehrte, Anschluss an den Kreis von Mathematikern und Naturforschern um den Père Mersenne, wo er als 16-Jähriger mit einer Arbeit über Kegelschnitte beeindruckte.
{{GZ|Auch die alten vorchristlichen orientalischen Kulturen haben, wie Sie wissen, große Städte hervorgebracht. Wir können zurückblicken auf weit ausgebreitete orientalische Kulturen, die auch große Städte hervorgebracht haben. Aber diese großen Städte der alten Kulturen, die hatten eine gewisse Gesinnung neben sich. Alle orientalischen Kulturen hatten das Eigentümliche, daß sie ausbildeten mit dem Leben in den Großstädten die Anschauung, daß eigentlich, wenn der Mensch nicht durchdringt über das Physische zum Überphysischen, er im Leeren, im Nichtigen lebt. Und so konnten sich wirklich die großen Städte Babylon, Ninive und so weiter entwickeln, weil der Mensch durch diese Städte nicht dazu gekommen ist, das, was diese Städte hervorgebracht haben, als das eigentlich Wirkliche anzusehen, sondern dasjenige, was erst hinter alledem ist. Es ist erst in Rom so geworden, daß man die Städtekultur zu einem Regulativ der Wirklichkeitsanschauung gemacht hat. Die griechischen Städte sind undenkbar ohne das sie umgebende Land; sie nähren sich von dem sie umgebenden Land. Wäre unsere Geschichte nicht so sehr eine Fable convenue, wie sie es ist, sondern würde sie die wirkliche Gestalt der früheren Zeiten neu herauf bringen, so würde sie zeigen, wie die griechische Stadt im Land wurzelt. Rom wurzelte nicht mehr im Lande, sondern die Geschichte Roms besteht eigentlich darinnen, eine imaginäre Welt zu einer wirklichen zu machen, eine Welt, die nicht wirklich ist, zu einer wirklichen zu machen. In Rom wurde eigentlich der Bürger erfunden, der Bürger, dieses fürchterliche Karikaturgebilde neben dem Wesen Mensch. Denn der Mensch ist Mensch; und daß er außerdem noch ein Bürger ist, ist eine imaginäre Sache. Daß er ein Bürger ist, das steht irgendwo in den Kirchenbüchern oder in den Rechtsbüchern oder dergleichen. Daß er, außer dem, daß er Mensch ist und als Mensch gewisse Fähigkeiten hat, auch noch einen eingetragenen Besitz hat, einen grundbuchlich eingetragenen Besitz, das ist etwas Imaginäres neben der Wirklichkeit. Das alles aber ist römisch. Ja, Rom hat noch viel mehr zustande gebracht. Rom hat verstanden, alles dasjenige, was sich ergibt aus der Loslösung der Städte vom Lande, vom wirklichen Lande, zu einer Wirklichkeit umzufälschen. Rom hat zum Beispiel verstanden, in die religiösen Begriffe der Alten die römischen Rechtsbegriffe einzuführen. Derjenige, welcher der Wahrhaftigkeit gemäß zu den alten religiösen Begriffen zurückgeht, der findet nicht in diesen alten religiösen Begriffen die römischen Rechtsbegriffe. Römische Jurisprudenz ist eigentlich hineingegangen in die religiöse Ethik. Es ist im Grunde genommen in der religiösen Ethik - durch dasjenige, was Rom daraus gemacht hat - so, als wenn in der übersinnlichen Welt solche Richter dasäßen, wie sie auf unseren Richterstühlen römischer Prägung sitzen und über die menschlichen Handlungen richteten. Ja, wir erleben es sogar, weil die römischen Rechtsbegriffe noch nachwirken, daß da, wo vom Karma die Rede ist, die meisten Menschen, die heute sich zum Karma bekennen, sich die Auswirkung dieses Karma so vorstellen, als wenn irgendeine jenseitige Gerechtigkeit da wäre, welche nach den irdischen Begriffen das, was einer getan hat, belegt mit dieser oder jener Belohnung, dieser oder jener Strafe, ganz nach römischen Rechtsbegriffen. Alle Heiligen und alle überirdischen Wesenheiten leben eigentlich so in diesen Vorstellungen, daß römisch-juristische Begriffe sich in diese überirdische Welt hineingeschlichen haben.|191|79f}}


1639 wurde der Vater verdächtigt, Mitorganisator eines Protests von Betroffenen gegen Zinsmanipulationen des Staates zu sein. Er zog es vor, unterzutauchen und aus Paris zu flüchten. Ende 1639 wurde er jedoch dank der Fürsprache hochstehender Personen von Richelieu begnadigt und durfte diesem sogar seinen Sohn vorstellen.
Mit dem Städtebau ging auch zunehmend die Verbindung zur Natur und den in ihr waltenden geistigen Kräften verloren.  


=== Rouen ===
{{GZ|Der Mensch braucht auch die Eindrücke der Pflanzenwelt hier auf dem physischen Plan, wenn er frisch und gesund in seinem seelischen Leben sein will. Das ist etwas, was nicht genug betont werden kann, denn es zeigt sich sehr bald in der menschlichen Seele als Mangel, wenn sie sich abschließt von dem frischen, belebenden Eindruck der Pflanzenwelt. Derjenige Mensch, der meinetwillen durch das Wohnen in einer großen Stadt in einer gewissen Beziehung abgeschnitten ist von dem unmittelbaren Verhältnis zur Pflanzenwelt, wird dem Tieferblickenden immer einen gewissen Mangel seiner Seele zeigen, und es ist im Grunde genommen durchaus richtig, daß die Seele Schaden nimmt, wenn sie verliert die unmittelbare Freude, die unmittelbare Lust, den Zusammenhalt mit der Pflanzenwelt, mit demjenigen, was die vegetative Natur draußen ist. Neben all den Schattenseiten der modernen Kultur, die sich vorzugsweise in Großstädten entwickelt, muß auch diese stehen, daß wir durch unser Stadtleben abgeschlossen sind von dem unmittelbaren Zusammensein mit der belebenden Pflanzenwelt. Wir wissen, daß es heute schon Menschen gibt, die so aufwachsen, daß sie kaum ein Haferkorn von einem Weizenkorn unterscheiden können. Aber es gehört zur gesunden menschlichen Seelenentwickelung, so sonderbar es klingt, daß man ein Haferkorn von einem Weizenkorn unterscheiden kann. Es ist das symbolisch gesprochen, aber es ist doch etwas damit gesagt. Und man muß mit Bedauern eine Perspektive der Zukunft vor sich sehen, die den Menschen ganz entfernen könnte von dem unmittelbaren Eindruck der Pflanzenwelt. Der Mensch braucht die Pflanzenwelt.|119|268}}


[[Datei:Arts et Metiers Pascaline dsc03869.jpg|miniatur|Pascaline aus dem Jahr 1652]]
{{GZ|Das Christentum sollte die Menschheit erziehen, damit auch das Irdische in seiner Bedeutung erfaßt werde. Darum mußte der Mensch erst auf das physische Leben, in moralischer Beziehung, hingelenkt, hinuntergelenkt werden. Dann konnte er erst zu den großen Errungenschaften kommen, die mit der Städtekultur beginnen. Der Fortgang des Mittelalters wird in der Sage geschildert in dem Übergang von der Parzival-Sage zur Lohengrin-Sage. Diese Sage taucht auf in der Zeit, wo in ganz Europa überall Städte gegründet werden, die vorzugsweise dem erwachenden Bürgertum dienen, die nicht mehr auf das geistliche Leben, sondern auf das materielle Leben gegründet sind. In den Städten werden die ganzen materiellen Errungenschaften vorbereitet, so zum Beispiel auch die Buchdruckerkunst. Ohne die Städtekultur hätte sich die moderne Wissenschaft nicht in dieser Weise entwickeln können. Auch die Universitäten sind eine Folge dieser Kultur. Ein Kopernikus, ein Kepler, Newton und so weiter wären ohne sie nicht möglich gewesen. Auch Dantes «Göttliche Komödie» und die Maler der Renaissance führen zurück auf die Städtekultur. Die Sage von dem Zusammenhang Parzivals, des Vaters, mit Lohengrin, dem Sohne, weist hin auf die Bedeutung der Städtekultur. Elsa von Brabant ist die Vertreterin der Städte, das Städtebewußtsein. In aller Mystik wird dasjenige, was der physischen Welt entgegenarbeitet, als etwas Weibliches hingestellt. Goethe spricht von dem «Ewig-Weiblichen»; in Ägypten verehrte man in diesem Sinne die Isis.|92|154}}


1640 wurde der Vater zum königlichen Kommissar und obersten Steuereinnehmer für die Normandie in Rouen ernannt. Hier erfand Pascal 1642 für ihn eine mechanische Rechenmaschine, die später Pascaline genannt wurde und als eine der ältesten Rechenmaschinen gilt. Sie ermöglichte zunächst nur Additionen, wurde im Lauf der nächsten zehn Jahre aber ständig verbessert und konnte schließlich auch subtrahieren (Zweispeziesrechner). Pascal erhielt ein Patent auf sie, doch der Reichtum, den er sich von der Erfindung und einer eigenen kleinen Firma erhoffte, blieb aus. Die mühsam einzeln handgefertigten Maschinen (neun von ca. fünfzig Exemplaren sind noch vorhanden) waren zu teuer, um größeren Absatz zu finden.
{{GZ|Die großen Impulse für den Fortschritt der Menschheit werden für denjenigen, welcher tiefer hineinschaut in den Entwickelungsgang der Menschheit, der die geistigen Kräfte sieht, die hinter den physischen Erscheinungen stehen, diese tiefen Impulse werden von den großen Eingeweihten gegeben. So hat auch der mittelalterliche Weltanschauungsmensch den großen Eingeweihten zugeschrieben jenen Aufstieg der Seele zu höheren Stufen während des neuen Kulturabschnittes, der durch die Städte bewirkt worden ist. Diese Städteentwickelung wurde dadurch erreicht, daß die Seele einen Ruck vorwärts machte in der Geschichte. Ein Eingeweihter war es, welcher diesen Ruck bewirkte. Alle großen Impulse schrieb man der großen Loge der Eingeweihten, die den Heiligen Gral umgaben, zu. Von dort kamen die großen Eingeweihten, die für den äußeren Menschen nicht sichtbar sind. Und denjenigen, der dazumal die Städtekultur mit einem Impulse versehen hat, nannte man damals im Mittelalter Lohengrin. Das ist der Sendling des Heiligen Grals, der großen Loge. Und die Städteseele, das Weibliche, welches befruchtet werden soll durch die großen Eingeweihten, das ist angedeutet durch Elsa von Brabant. Derjenige, der vermitteln soll, ist der Schwan. Lohengrin wird durch den Schwan herübergebracht in diese physische Welt. Der Eingeweihte darf nicht um seinen Namen gefragt werden. Er gehört einer höheren Welt an. Der Chela, der Schwan, hat diesen Einfluß vermittelt.|53|276f}}


In Rouen, einer Stadt mit Universität, hohem Gericht (Parlement) und reicher Kaufmannschaft, zählte die Familie Pascal zur guten Gesellschaft, auch wenn der Vater sich durch die Härte seiner Amtsausübung unbeliebt gemacht hatte. Pascal sowie seine literarisch begabte jüngere Schwester Jacqueline, deren dichterische Versuche von dem Dramatiker Pierre Corneille gefördert wurden, bewegten sich elegant in diesem Milieu. Die Schwester Gilberte heiratete 1641 einen jungen Verwandten, Florin Périer, den sich ihr Vater als Assistent aus Clermont-Ferrand geholt hatte.
{{GZ|So entstand in den Städten damals eine reiche Kultur; fast alles, was uns in den Werken der Malerei, der Baukunst, der Erfindungen geschenkt wurde, ist in dieser Zeit der Städtekultur zu danken. Einer solchen reichen italienischen Städtekultur entstammte auch Dante. Auch in Deutschland finden wir bedeutende geistige Leistungen unter dem Einfluß dieser Städtekultur. Zwar waren die ersten bedeutenden Dichter Ritter, wie Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg und so weiter, aber ohne den Rückhalt, den die Städte boten, wären diese Leistungen nicht möglich gewesen. In dieser Zeit, wo eine freie Luft in den Städten weht, entsteht auch das Universitätsleben. Zunächst mußte der Deutsche, wenn er höheres Wissen finden wollte, nach Italien, Frankreich und so weiter. Jetzt entstehen in Deutschland die ersten Universitäten, wie Prag 1348, Wien 1365, Heidelberg 1386. Das Freiheitswesen räumte auf mit dem mittelalterlichen Dünkel.|51|70}}


1646, während der [[Rekonvaleszenz]] des Vaters nach einem Unfall, kam die bis dahin nur schwach religiöse Familie in Kontakt mit den Lehren des holländischen Reformbischofs Jansenius, der innerhalb der katholischen Kirche eine an Augustinus orientierte, Calvins Vorstellungen ähnelnde Gnadenlehre vertrat. Vater, Sohn und Töchter wurden fromm. Jacqueline beschloss sogar, Nonne zu werden. Pascal, der unter Lähmungserscheinungen an den Beinen und ständigen Schmerzen litt, interpretierte seine Krankheit als ein Zeichen Gottes und begann, ein asketisches Leben zu führen.
{{GZ|In geheimen Mysterien wurde besonders gepflegt das Rätsel des Goldes, wie es sich in den Adern der Erde findet, und das Rätsel des Edelsteins. So sonderbar das klingt, den wirklichen historischen Tatsachen entspricht es. Den Zauber des Zeichens hat sich insbesondere die Kirche angeeignet. Sie suchte aus den Mysterien des dritten nachatlantischen Zeitraumes zu übernehmen den Zauber des Zeichens. Der Zauber des Goldes - da also, wo sich zur besonderen Materie gestaltet dasjenige, was in der Natur vorhanden ist - und der Zauber des Edelsteins - da, wo sich aufhellt dasjenige, was sonst dunkel den Raum ausfüllt, da, wo Licht wird innerhalb des Materiellen, in dem, was sonst als Finsternis waltet im Materiellen -, das war es, dem sich nun nicht die Priesterschaft hingab, sondern dem sich hingab die profane Menschheit, die außerhalb der Kirche stehende Menschheit.
Anfang 1647 demonstrierte er den Eifer seiner neuen Frömmigkeit, als er den Erzbischof von Rouen nötigte, einen Priesterkandidaten zu maßregeln, der vor ihm und Freunden eine rationalistische Sicht der Religion vertreten hatte.


Pascal selbst ließ sich von seiner Frömmigkeit allerdings nicht daran hindern, weiterhin naturwissenschaftlich-mathematische Studien zu treiben. So wiederholte er noch 1646 erfolgreich die schon 1643 von Evangelista Torricelli angestellten Versuche zum Nachweis des Vakuums, dessen Existenz man bis dahin für unmöglich gehalten hatte, und publizierte 1647 seine Ergebnisse in der Abhandlung ''Traité sur le vide''.
Und so kam es, daß aus gewissen Impulsen, die sehr, sehr alt sind - als die Freie-Städte-Kultur sich begründete in der Art, wie ich das neulich ausgeführt habe, als überall die Freien-Städte-Bildungen entstanden -, daß in diesen Freien-Städte-Bildungen an die Oberfläche kamen, wie durch Wogen des geistigen Lebens an die Oberfläche kamen, die Freude am Edelstein, die Freude am Gold, die Freude an der Bearbeitung des Goldes, die Freude an der Verwendung des Edelsteines. So wie aus Himmelshöhen herunter die Kirche das Zeichen bringen wollte, so wollte aus den Tiefen der Erde heraus dasjenige, was dann Freie-Städte-Kultur geworden ist, das Geheimnis des Goldes, das Geheimnis des Edelsteines bringen. Nicht ein bloßer Zufall, sondern eine tiefe historische Notwendigkeit ist es, daß aus der Städtekultur heraus sich die Goldschmiedekunst entwickelt hat und, ich möchte sagen nur wie ein Annex der Goldschmiedekunst, die andere metallische Kunst, daß sich aber auch die Sehnsucht aus der Städtekultur heraus ergeben hat, den Edelstein zu verwenden, weil Gold und Edelstein den Zauber enthalten, weil der Zauber von unten dem Naturalistischen, das sich vor den Sinnen ausbreitete, entwunden werden sollte.|292|308f}}


=== Die Pariser Zeit ===
== Form und Entwicklungen ==
Ab Mai 1647 lebte er mit Jacqueline und wenig später auch dem Vater überwiegend wieder in Paris, wo er führende [[Jansenisten]] kontaktierte, aber auch seine Forschungen weiterführte. Angesichts des Widerstandes vieler Philosophen und Naturforscher, unter anderem von [[Descartes]], den er Ende September 1647 mehrfach in Paris traf, diskutierte er die Frage des [[Vakuum]]s (siehe auch [[Äther (Physik)|Äther]]) aber nur noch indirekt, so in einer Abhandlung über den [[Luftdruck]]. 1648 maß sein Schwager Périer auf dem 1465 Meter hohen Berg [[Puy de Dôme]] in Pascals Auftrag den Luftdruck, um dessen Abhängigkeit von der Höhe zu beweisen. 1648 begründete Pascal in einer weiteren Abhandlung das Gesetz der [[Kommunizierende Röhren|kommunizierenden Röhren]].
=== Stadtgröße und Stadttyp ===
Je nach Größe, Bedeutung, Verbund oder Funktion einer Stadt unterscheidet man
* nach der Größe in [[Landstadt]], [[Kleinstadt]], [[Mittelstadt]], [[Großstadt]], [[Millionenstadt]], aber auch in [[Weltstadt]], [[Megastadt]], [[Metastadt]], [[Agglomeration|Stadtregion oder Ballungsraum]], [[Megalopolis (Stadtlandschaft)|Megalopolis]], [[Global City]], [[Megaplex]].
* nach der Entwicklung und Art unter anderem in Landstadt, [[Ackerbürger]]­stadt, Bürgerstadt oder [[Hansestadt]], [[Residenzstadt]] oder [[Bischof]]s­stadt, [[Universitätsstadt]], [[Festungsstadt]], [[Burg]]­stadt, Seebäderstadt, [[Industriestadt]], [[Kreisstadt]], [[Bergstadt]], [[Fachwerkstadt]], [[Trabantenstadt]], [[Satellitenstadt]], [[Planstadt]]


Als im Frühjahr 1649 die Wirren der [[Fronde]] das Leben in Paris erschwerten, wichen die Pascals bis Herbst 1650 zu den Périers in die Auvergne aus.
=== Definition nach Einwohnerzahl ===
{{Hauptartikel|Stadt- und Gemeindetypen (Deutschland)|titel1=Stadt- und Gemeindetypen in Deutschland}}
{{Hauptartikel|Liste der Städte in Österreich#Zum Begriff Stadt|titel1=Stadttypen in Österreich}}
Während etwa in Dänemark die Untergrenze der Bevölkerungszahl bei einer städtischen Siedlung bei 200 Einwohnern liegt, sind es in Deutschland und Frankreich 2000, in Österreich 5000, in der Schweiz, Italien, Spanien und Großbritannien 10.000 und in Japan 50.000 Einwohner.  


Im Herbst 1651 starb Pascals Vater. Jacqueline ging kurz danach, gegen den Wunsch des Verstorbenen und auch ihres Bruders, in das streng jansenistische Kloster [[Port Royal des Champs|Port Royal]] in Paris.
Der Begriff Stadt ist rechtlich nicht eindeutig definiert, und so gibt es Gegenbeispiele: Die [[Liste der kleinsten Städte in Deutschland nach Einwohnerzahl|kleinste Stadt Deutschlands]] ist mit 278 Einwohnern (2014) [[Arnis]]. Es wurde 1934 zur Stadt ernannt, da die Ortsbezeichnung [[Flecken (Ort)|Flecken]] abgeschafft wurde. Die kleinste Stadt mit altem [[Stadtrecht]] (verliehen 1326) ist [[Neumark (bei Weimar)|Neumark]] in Thüringen mit 453 Einwohnern (2014). Andererseits haben unter anderem [[Haßloch]] mit über 20.000<ref>Joachim Maschke: ''Die Bedeutung des Kulturtourismus für städtische Destinationen.'' In: ''Kulturtourismus. Grundlagen, Trends und Fallstudien.'' R. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1999, S. 83–104, auf S. 83.</ref> und [[Seevetal]] mit über 40.000 Einwohnern kein Stadtrecht.<ref>Walter Marquardt: ''Harburg – Stadt und Land.'' Sutton Verlag, Erfurt 2012, S. 25.</ref> Auch der Regierungssitz der Niederlande, [[Den Haag]], ist [[pro forma]] keine Stadt, obwohl er sogar über 500.000 Einwohner hat,<ref>''Baedeker Reiseführer Niederlande.'' Verlag Karl Baedeker, 2016, S. 219.</ref> während [[Hum (Kroatien)|Hum in Kroatien]] pro forma eine Stadt ist, die nur etwa 30 Einwohner zählt.


Pascal war nun zum ersten Mal auf sich allein gestellt. Da er, wenn auch nicht reich, so doch wohlhabend und adelig war, begann er als junger Mann von Welt in der Pariser Gesellschaft zu verkehren und befreundete sich mit dem philosophisch interessierten jungen [[Artus Gouffier de Roannez|Duc de Roannez]]. Dieser nahm ihn 1652, zusammen mit einigen seiner freidenkerischen Freunde, darunter der [[Antoine Gombaud|Chevalier de Méré]], zu einer längeren Reise mit, auf der Pascal in die neuere Philosophie eingeführt wurde, aber auch in die Kunst geselliger Konversation. Dank seines Verkehrs im schöngeistigen Salon der [[Madeleine de Souvré|Madame de Sablé]] befasste er sich auch eingehend mit der [[Belletristik|belletristischen]] Literatur seiner Zeit. Er dachte kurz sogar an den Kauf eines Amtes und ans Heiraten. Ein ihm lange zugeschriebener, weil gewissermaßen in diese mondäne Lebensphase passender anonymer ''Discours sur les passions de l’amour'' („Abhandlung über die Leidenschaften der Liebe“) stammt aber nicht von ihm.
=== Stadtplanung, Städtebau ===
{{Hauptartikel|Stadtplanung|Städtebau}}


1653 verfasste er eine Abhandlung über den Luftdruck, in der zum ersten Mal in der Wissenschaftsgeschichte die [[Hydrostatik]] umfassend behandelt wird.
Mit der Planung von Städten beschäftigt sich die Stadtplanung und der Städtebau. Essenziell für das Funktionieren einer Stadt sind die Stadt- und [[Verkehrsplanung]]. [[Bebauungsplan (Deutschland)|Bebauungs-]] und [[Flächennutzungsplan|Flächennutzungspläne]] beschäftigen sich mit der optimalen Abstimmung von privat, kommerziell und öffentlich genutzten Flächen, Gebäuden und Einrichtungen. [[Stadtentwicklungsplan|Stadtentwicklungspläne]] geben die Richtung der Stadtentwicklung vor und können negative Auswirkungen gegenwärtiger Probleme und Trends wie [[Urbanisierung]] und [[Suburbanisierung]] durch geschickte Planung für die Zukunft minimieren.


Mit seinen neuen Bekannten, besonders dem Chevalier de Méré, führte Pascal auch Diskussionen über die Gewinnchancen im [[Glücksspiel]], einem typisch adeligen Zeitvertreib. Dies brachte ihn 1653 dazu, sich der [[Wahrscheinlichkeitsrechnung]] zuzuwenden, die er 1654 im brieflichen Austausch mit dem [[Toulouse]]r Richter und großen Mathematiker [[Pierre de Fermat]] vorantrieb. Sie untersuchten vorwiegend [[Würfelspiel]]e. Zugleich beschäftigte er sich mit weiteren mathematischen Problemen und publizierte 1654 verschiedene Abhandlungen: den ''Traité du triangle arithmétique'' über das [[Pascalsches Dreieck|Pascalsche Dreieck]] und die [[Binomialkoeffizient]]en, worin er auch erstmals das Beweisprinzip der [[Vollständige Induktion|vollständigen Induktion]] explizit formulierte,<ref>Blaise Pascal: ''Traite au Triangle Arithmetique'', S. 7, Consequence douziesme, Le 1. und 2. [http://books.google.de/books?id=UqgUAAAAQAAJ&printsec=frontcover&dq=%22Trait%C3%A9+du+Triangle+Arithm%C3%A9tique%22&source=bl&ots=FTKoQqo3qi&sig=iSUkxfV461057o1AT_bshBXlgT0&hl=de&ei=0vMqTO6mDoieOJih3LID&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=7&ved=0CD4Q6AEwBg#v=onepage&q&f=false Digitalisat einer Ausgabe von 1665]</ref> den ''Traité des ordres numériques'' über Zahlenordnungen und die ''Combinaisons'' über Zahlenkombinationen.
=== Stadt und Verstädterung ===
{{Siehe auch|Liste von Ländern nach Urbanisierung}}
{{Hauptartikel|Urbanisierung|Suburbanisierung}}


[[Datei:PascalTriangleAnimated2.gif|miniatur|[[Pascalsches Dreieck]]. Jede Zahl ist die Summe der beiden direkt darüberliegenden. [[Binomialkoeffizient]].]]
Die Zahl der Städte nimmt zu, dies kann durch Neugründungen oder Verleihung des Stadttitels geschehen. Typische Gründungsphasen sind [[Mittelalter|Hochmittelalter]], [[Barock]] ([[Residenzstadt|Residenz]]-/[[Festungsstadt|Festungsstädte]]) und das [[Industriezeitalter]] ([[Wolfsburg]], [[Eisenhüttenstadt]]). Um 1800 lebten nur etwa 25 % der deutschen Bevölkerung in Städten und 75 % auf dem Land, 2005 wohnt 85 % der Bevölkerung in der Stadt. Eine ähnliche Entwicklung ist in allen [[Industrienation]]en zu verzeichnen, in denen heute (2005) zwischen 61 % der Bürger, wie in [[Irland]], und bis zu 97 %, wie in [[Belgien]] in der Stadt wohnen. Weitere Angaben: [[Japan]]: 66 %, [[Österreich]]: 66 %, [[Italien]]: 68 %, [[Russland]]: 73 %, [[Schweiz]]: 75 %, [[Frankreich]]: 77 %, [[Vereinigte Staaten]]: 81 %, [[Vereinigtes Königreich]]: 90 %.


=== Im Umfeld von Port-Royal ===
Ausgesprochen niedrig ist der Anteil an der städtischen Bevölkerung in einigen [[Entwicklungsland|Entwicklungsländern]]. Auch hierzu einige Daten (2005): [[Afghanistan]]: 23 %, [[Äthiopien]]: 16 %, [[Bangladesch]]: 25 %, [[Eritrea]]: 19 %, [[Kenia]]: 21 %, [[Demokratische Republik Kongo]]: 32 %, [[Laos]] 25 %, [[Niger]] 17 %, [[Ruanda]] 19 %, [[Sri Lanka]] 15 %, [[Tansania]]: 24 %, [[Uganda]]: 13 %, [[Vietnam]]: 28 %.


Im Herbst 1654 wurde Pascal von einer depressiven Verstimmung erfasst. Er näherte sich Jacqueline wieder an, besuchte sie häufig im Kloster und zog in ein anderes Viertel, um sich seinen mondänen Freunden zu entziehen. Immerhin arbeitete er weiter an mathematischen und anderen wissenschaftlichen Fragestellungen. Am 23.&nbsp;November (möglicherweise nach einem Unfall mit seiner Kutsche, der aber nicht verlässlich bezeugt ist) hatte er ein religiöses Erweckungserlebnis, das er noch nachts auf einem erhaltenen Blatt Papier, dem [[Mémorial (Blaise Pascal)|Mémorial]], aufzuzeichnen versuchte.
Folgende Anteile der städtischen Bevölkerung in % und im Vergleich dazu folgendes Bruttonationaleinkommen (BNE) in US-$ pro Kopf waren 2004 in den Weltregionen zu verzeichnen:<ref>''Der Fischer Weltalmanach.'' 2007, S.&nbsp;525 und 537.</ref>


Hiernach zog er sich aus der Pariser Gesellschaft zurück, um völlig seine Frömmigkeit leben zu können. Seinen einzigen Umgang stellten nunmehr die [[Jansenismus|jansenistischen]] „Einsiedler“ (franz. ''solitaires'') dar. Das waren Gelehrte und Theologen, die sich im Umkreis des Klosters [[Port Royal des Champs|Port-Royal des Champs]] niedergelassen hatten und die er häufig besuchte. Um 1655 führte er hier das legendäre Gespräch mit seinem neuen Beichtvater [[Louis-Isaac Lemaistre de Sacy]] (1613–1684) ''Entretien avec M. de Saci sur Épictète et Montaigne'' (1655), worin er zwischen den beiden Polen der [[Montaigne|montaigneschen]] Skepsis und der [[Stoa|stoischen]] Ethik [[Epiktet]]s schon eine Skizze der [[Anthropologie]] bietet, die er später in den ''Pensées'' entwickeln sollte.
{| class="wikitable"
|-
! Weltregionen || Bevölkerung in % || BNE in US-$
|-
!align="left" |Afrika südl. der Sahara || 36 || 601
|-
!align="left" |Naher Osten und Nordafrika ||56||1971
|-
!align="left" |Südostasien||28||594
|-
!align="left" |Ostasien und Pazifik||41||1416
|-
!align="left" |Lateinamerika||77|| 3576
|-
!align="left" |Europa und Zentralasien|| 64||3295
|-
!align="left" |Unterentwickelte Welt||27||333
|-
!align="left" |Welt ||49||6329
|}


Die 1656 erfolgte Heilung seiner Nichte [[Marguerite Périer]], die nach einem Besuch in Port Royal von einem Geschwür am Auge befreit worden war, bestärkte Pascals Glauben zudem. Zugleich begann er, im gelehrten Dialog mit den ''solitaires'', insbesondere [[Antoine Arnauld]] oder [[Pierre Nicole]], religiös und theologisch motivierte Schriften zu verfassen. Nebenher befasste er sich, wie immer, auch mit praktischen Fragen, so 1655 mit der Didaktik des Erstlesens für die Schule, die die ''solitaires'' betrieben.
Der Hauptgrund der Verstädterung ist der sich verändernde Anteil der [[Wertschöpfung (Wirtschaft)|Wertschöpfung]] in den einzelnen Wirtschaftssektoren und damit der Menschen, die dafür tätig sind (siehe Tabelle). Dazu folgende ausgewählte Länder im Vergleich:<ref>''Der Fischer Weltalmanach.'' 2008, S.&nbsp;688.</ref>


Mit seiner sogenannten „zweiten Bekehrung“ (vgl. das [[Mémorial (Blaise Pascal)|Mémorial]]) war er in eine Situation eingetreten, in der die orthodox frommen und rigoros moralischen Jansenisten den laxeren und konzilianteren, aber auch machtbewussten [[Jesuiten]] ein Ärgernis geworden waren. Als es 1655 zum offenen Streit kam, weil Arnauld als Jansenist aus der theologischen Fakultät der Pariser [[Sorbonne]] ausgeschlossen wurde, mischte Pascal sich ein und verfasste [[Literaturjahr 1656|1656]]/57 eine Serie anonymer satirisch-polemischer Broschüren. Diese waren sehr erfolgreich und wurden 1657 in Holland unter dem Titel ''[[Lettres provinciales|Provinciales]], ou Lettres de Louis de Montalte à un provincial de ses amis et aux R. R. PP. Jésuites sur la morale et la politique de ces pères'' („Provinzler[briefe], oder Briefe von L. de M. an einen befreundeten Provinzler sowie an die Jesuiten über die Moral und die Politik dieser Patres“) auch als Buch gedruckt. Es sind achtzehn Briefe eines fiktiven Paris-Reisenden namens Montalte, von denen die ersten zehn an einen fiktiven Freund in der heimatlichen Provinz gerichtet sind, die nächsten sechs an die Pariser Jesuitenpatres insgesamt und die letzten beiden speziell an den Beichtvater des Königs. In diesen Briefen beschreibt Montalte zunächst in der Rolle eines theologisch unbeschlagenen und naiven jungen Adeligen, wie Jesuiten ihm altklug und herablassend ihre Theologie erklären; später, nachdem er quasi seine Lektion gelernt hat, beginnt er mit ihnen zu diskutieren und so scharfsinnig wie witzig ihre Lehren ad absurdum zu führen. Pascal persiflierte und attackierte so die zwar gewissermaßen verbraucherfreundliche, aber tendenziell opportunistische und oft spitzfindige Theologie –&nbsp;die berühmte [[Kasuistik]]&nbsp;– der Jesuiten und entlarvte ihren sehr weltlichen Machthunger. Die [[Lettres provinciales]] hatten, obwohl sie nach der Nr.&nbsp;5 verboten wurden, bei Erscheinen der Buchausgabe auf den Index kamen und 1660 sogar vom Henker verbrannt wurden, großen und langandauernden Erfolg und bedeuteten längerfristig den Anfang vom Ende der Allmacht der Jesuiten, zumindest in Frankreich. Wegen ihrer Klarheit und Präzision gelten sie als ein Meisterwerk der französischen Prosa, das ihrem Autor einen Platz unter den Klassikern der französischen Literaturgeschichte verschaffte.
{| class="wikitable"
|-
! Wirtschaftssektor  || USA || Deutschland || Indien || Tansania
|-
!align="left" |I. Primär: Landwirtschaft || 1,6 %|| 2,3 %  || 59 % || 80 %
|-
!align="left" |II. Sekundär: Industrie, Bergbau || 22 %|| 30 % || 22 % || 9 %
|-
!align="left" |III. Tertiärer: Dienstleistung, Handel || 77 %|| 68 % || 19 % || 11 %
|}


Weniger bekannt wurden die vier bissigen Streitschriften, mit denen sich Pascal 1658 (neben Arnauld und Nicole) in eine Fehde zwischen jansenistisch orientierten Pariser Pfarrern und den Jesuiten einschaltete.
[[Datei:Urbanization Europe 2010.svg|mini|Urbanisierung in Europa 2010]]


[[Datei:Blaise Pascal 2.jpg|miniatur|Blaise Pascal]]
In Deutschland wohnen wesentlich mehr Einwohner in Städten als im weltweiten Durchschnitt. Die [[Liste der Städte in Deutschland]] enthält eine vollständige Auflistung aller 2059 Städte in Deutschland. 2004 lebten 25,3 Millionen Einwohner (= 30 %) in 82 [[Liste der Großstädte in Deutschland|Großstädten]] über 100.000 Einwohner. Die elf Agglomerationsräume mit mehr als einer Million Einwohnern (davon drei mit mehr als drei Millionen Einwohner) zählen allein rund 25,6 Millionen Menschen.


Kurzfristig behielten allerdings die Jesuiten mit Hilfe von König und Papst die Oberhand, was die nächsten Jahre Pascals verdüsterte. Denn während viele seiner Gesinnungsfreunde unter dem Druck der obrigkeitlichen Schikanen einknickten oder taktierten, blieb er unbeugsam.
In Österreich existierten im Jahr 2004 über 200 Städte, darunter fünf Großstädte einschließlich [[Wien]], das als [[Agglomeration]] fast zwei Millionen Einwohner aufweist, sowie 72 Städte, mit mehr als 10.000 Einwohnern (dazu [[Liste der Städte in Österreich]]).


In dieser Situation begann er 1658, systematischer an einer großen [[Apologetik|Apologie]] der christlichen Religion zu arbeiten. Für sie hatte er sich 1656 erste Notizen gemacht. Ihre Grundlinien sind in den 1657 verfassten, aber unvollendeten ''Écrits sur la grâce'' („Schriften über die Gnade“) zu finden, wo er die von den Jansenisten vertretene Form der augustinischen Gnadenlehre als Mitte zwischen der fast fatalistischen calvinistischen Prädestinationslehre und der optimistischen jesuitischen Gnadenlehre darstellt und dem freien Willen des Menschen die Entscheidung über sein Heil zugesteht. Denn für Pascal gilt: „Jener, der uns ohne uns geschaffen hat, kann uns nicht ohne uns retten“.
In der Schweiz gab es 2010 rund 230 Städte, darunter sechs Großstädte und 139 Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern (dazu [[Liste der Städte in der Schweiz]]).


Neben seiner Arbeit an den ''Pensées'' betrieb er immer wieder auch mathematische Studien. So berechnete er 1658 die Fläche unter der [[Zykloide]] mit den Methoden von [[Bonaventura Cavalieri|Cavalieri]] sowie das Volumen des [[Rotationskörper]]s, der bei Drehung der Zykloide um die [[x-Achse]] entsteht. Nachdem er selbst die Lösung gefunden hatte, veranstaltete er ein Preisausschreiben zu dem Problem, was ihm viele (unzureichende) Vorschläge und eine heftige Polemik mit einem Unzufriedenen eintrug.
In Europa (bis zum [[Ural]]) befanden sich (2004) etwa 17 Agglomerationen mit mehr als drei Millionen Einwohnern und etwa 35 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern (dazu [[Liste der größten Städte der Europäischen Union]]).


1659 erschienen seine Schrift ''[[Differential (Mathematik)#Blaise Pascals Betrachtungen zum Viertelkreisbogen: Quarts de Cercle|Traité des sinus des quarts de cercle]]'' (Abhandlung über den Sinus des Viertelkreises). Als 1673 [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] diese Arbeit in Paris las, empfing er eine entscheidende Anregung zur Entwicklung der [[Infinitesimalrechnung|Differential- und Integralrechnung]] durch die Betrachtung der speziellen Gedanken Pascals, die Leibniz allgemeiner verwendete, indem er Pascals Kreis als Krümmungskreis an die einzelnen Punkte einer beliebigen Funktion oder Funktionskurve auffasste. Leibniz sagt, er habe darin ein Licht gesehen, das der Autor nicht bemerkt habe.<ref>Oskar Becker, ''Grundlagen der Mathematik'', suhrkamp</ref> Daher stammt der Begriff [[charakteristisches Dreieck]].
Weltweit existieren (2006) über 134 Agglomerationen mit mehr als drei Millionen Einwohnern, mehr als 62 Städte mit mehr als 3 Millionen Einwohnern und über 310 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern. Seit dem Jahr 2006 wohnt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, während 1950 noch 70 % auf dem Land lebten. Nach Prognosen der [[Vereinte Nationen|UNO]] wird der weltweite Anteil der städtischen Bevölkerung bis 2030 auf über 60 % steigen (siehe [[Liste der größten Metropolregionen der Welt]]). Ihre Einwohnerschaft ist oftmals ethnisch, sprachlich, sozial, kulturell, konfessionell sehr vielfältig.


Mit seiner ohnehin schlechten Gesundheit ging es in diesen Jahren immer rascher bergab, sicher auch aufgrund seiner äußerst asketischen, ihn zusätzlich schwächenden Lebensweise. So konnte er 1659 viele Wochen nicht arbeiten. Trotzdem war er im selben Jahr Mitglied eines Komitees, das eine neue Bibelübersetzung zu initiieren versuchte. 1660 verbrachte er mehrere Monate als Rekonvaleszent auf einem Schlösschen seiner älteren Schwester und seines Schwagers bei Clermont.
=== Stadtrecht ===
{{Hauptartikel|Stadtrecht}}
[[Datei:Hauptmarkt Trier SK.jpg|mini|Hauptmarkt in [[Trier]] mit Marktkreuz; Trier erhielt im Jahr 958 das Marktrecht.]]


Anfang 1662 gründete er zusammen mit seinem Freund Roannez ein Droschkenunternehmen (''„[[Carrosses à cinq sols|Les carrosses à cinq sous]]“'' – „Fünfgroschenkutschen“), das den Beginn des öffentlichen Nahverkehrs in Paris markierte.
Der historische Stadtbegriff, der sich in Europa aus dem mittelalterlichen Stadtrecht herleitet, hatte als wesentliche Merkmale das [[Marktrecht]], das Recht auf [[Selbstverwaltung]], die Freiheit der Stadtbürger, das Recht auf Besteuerung, der Gerichtsbarkeit, die Aufhebung der Leibeigenschaft, das [[Zollrecht]], das Recht zur Einfriedung und Verteidigung sowie das [[Münzrecht]].


Im August erkrankte er schwer, ließ seinen (immer noch recht ansehnlichen) Hausstand zugunsten mildtätiger Zwecke verkaufen und starb im Alter von nur 39 Jahren (ein Jahr nach dem Tod seiner Schwester Jacqueline) im Pariser Haus der Périers. In seinem Mantelsaum fand man eingenäht ein Stück Papier, das als das [[Mémorial (Blaise Pascal)|Mémorial]] des Blaise Pascal berühmt geworden ist. Darin versuchte er in Ausrufen und stammelnden Worten, seine mystische Erfahrung in Worte zu fassen. In ihr erfuhr er den ''Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, nicht den der Philosophen und Gelehrten.''<ref>Lütz, M.:Gott. ''Eine kleine Geschichte des Größten'', Knauers Taschenbuch Verlag. München 2009</ref>
Im heutigen deutschen Sprachraum gibt es kein Stadtrecht mehr im eigentlichen Sinne, d.&nbsp;h. die Selbstverwaltung in den Städten regeln staatliche Grundsätze und Ländergesetze. Bei den [[Gemeindeordnungen in Deutschland]] handelt es sich um Landesgesetze, die jeweils vom Parlament eines Bundeslandes erlassen werden. Die Gemeindeordnung ist die „Verfassung“ einer Gemeinde. Die Bezeichnung Stadt ist ein Titel.


== Die ''Pensées'' ==
[[Titularstadt]] nennt man eine Gebietskörperschaft, die formell den Titel Stadt trägt und in der Regel eine eigenständige Gemeinde ist, der jedoch mehrere Elemente einer Stadt fehlen. Titularstadt wird gelegentlich – in Nichtübereinstimmung mit der historischen Bedeutung – ein Ort genannt, der im Zuge einer kommunalen Neugliederung das Stadtrecht verloren hat, z.&nbsp;B. im deutschen Bundesland [[Sachsen-Anhalt]].<ref>[http://www.mi.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MI/MI/4._Service/Publikationen/3._Abteilung_3/Komm_Verf_und_Komm_Wahl-Gesetz.pdf Kommunalverfassungsgesetz und Kommunalwahlgesetz des Landes Sachsen-Anhalt, S.&nbsp;12&nbsp;f. (PDF 682&nbsp;KB)] mi.sachsen-anhalt.de, abgerufen 10.&nbsp;September&nbsp;2016.</ref> In Einzelfällen wird der Zusatz aus historischen Gründen oder zur Differenzierung von anderen Orten als Teil des Namens geführt.
=== Entstehung und Ausgaben des Textes ===


[[Datei:Epitaph Blaise Pascal Saint-Etienne.jpg|miniatur|Epitaph von Pascal in der Kirche St-Étienne-du-Mont im 5. Arrondissement von Paris]]
Auch heute noch ist das Überschreiten einer bestimmten Einwohnerzahl in den meisten Ländern nicht automatisch mit der Erhebung zur Stadt verbunden, sondern es bedarf eines ausdrücklichen Beschlusses einer höherrangigen Gebietskörperschaft – in Deutschland und Österreich ist dies das jeweilige Bundesland. Im Bundesland Oberösterreich wird seit 2002 als einziges Kriterium eine Bevölkerungszahl von über 4500 gefordert. In Deutschland gibt es mit dem [[Deutscher Städtetag|Deutschen Städtetag]] eine eigene Organisation,<ref>siehe [http://www.staedtetag.de/mitglieder/index.html Die Mitgliedsstädte des Deutschen Städtetages]</ref> in Österreich wird mit der [[Statutarstadt (Österreich)|Statutarstadt]] auch eine Verwaltungsfunktion festgelegt.
Pascal konnte durch seinen frühen Tod die geplante große Apologie nicht fertigstellen. Er hinterließ nur Notizen und Fragmente, rund 1000 Zettel in rund 60 Bündeln, auf deren Grundlage 1670 von jansenistischen Freunden eine Ausgabe unter dem Titel ''Pensées sur la religion et sur quelques autres sujets'' („Gedanken über die Religion und über einige andere Themen“) besorgt wurde. Diese Erstausgabe ist verdienstvoll, weil die Herausgeber –&nbsp;ungewöhnlich für die Epoche&nbsp;– ein unfertiges Werk veröffentlichten und es dadurch zugänglich zu machen versuchten. Sie ist aber problematisch insofern, als jene sich nicht am Originaltext orientierten, obwohl er als Autograph, wenn auch nur in Zettelform, erhalten war, sondern eine der beiden Abschriften benutzten, die die Périers kurz nach Pascals Tod von den Zettelbündeln anfertigen ließen. Sie ist noch problematischer dadurch, dass man das erhaltene Textmaterial nach unterschiedlichen Kriterien kürzte und, anders als die benutzte Abschrift, die die Anordnung der Zettel und Bündel weitgehend beibehalten hatte, eine neue eigene, vermeintlich plausiblere Ordnung der Fragmente einführte.


Die modernen Ausgaben sind Resultat einer philologischen Erfolgsgeschichte des 19. und 20.&nbsp;Jahrhunderts. Diese beginnt damit, dass der Philosoph Victor Cousin 1842 in einem Bericht an die Académie française auf die Notwendigkeit einer neuen Edition der ''Pensées'' hinwies angesichts der offensichtlichen Unzulänglichkeit der Erstausgabe, der bis dahin alle Herausgeber gefolgt waren, wenn auch meist unter nochmaligen Kürzungen und/oder weiteren Umstellungen. Tatsächlich versuchte noch 1844 Prosper Faugère erstmals eine komplette Edition nach den originalen Zetteln Pascals, die er jedoch weitgehend frei nach inhaltlichen Kriterien zu Abschnitten und Unterabschnitten neu ordnete. Dieses Prinzip wurde fortgesetzt und vermeintlich jeweils perfektioniert von weiteren Herausgebern, deren bekanntester Léon Brunschvicg mit seiner Ausgabe von 1897 bis 1904 wurde.
In den USA erfolgt der Erwerb von Stadtrechten über die Anerkennung einer eigenständigen Stadtverwaltung durch die nächsthöhere Verwaltungsorganisation. Eine Gemeinde gründet sich hierbei selbst und meldet die Selbstverwaltung als ''Municipal Corporation'' an.


Um 1930 trennte sich die Forschung von dem etablierten Irrtum, dass Pascals Zettel letztlich nicht geordnet gewesen seien. Vielmehr erkannte man, dass zumindest 27 Bündel (nach der 1. Kopie bzw. 28 nach der 2. Kopie, d.&nbsp;h. rund 400 Zettel) ebensovielen von Pascal intendierten Kapiteln entsprachen und durchaus eine interne Ordnung aufweisen. Auch andere Bündel stellten sich als homogener und geordneter heraus als bis dahin gedacht, so dass man zu Editionen überging (insbes. Louis Lafuma, 1952 u.ö. nach der sog. 1. Kopie; 1976 Philippe Sellier nach der 2. Kopie, die – da in fortlaufender Folge geschrieben – den Nachlasszustand genauer wiedergibt als die in einzelnen Faszikeln zu Editionszwecken angefertigte erste Kopie), die im Text den Autographen entsprechen und in der Anordnung weitgehend den beiden Abschriften folgen (denn 1710/11 hatte Pascals Neffe Louis Périer in bester Absicht alle Zettel umsortiert und auf große Bögen geklebt). Neuere Forschungen haben zudem mit philologischen Mitteln (Wasserzeichenanalyse etc.) auch den Entstehungszusammenhang der Fragmente deutlicher herausarbeiten können (Pol Ernst, 1991).
=== Stadtstatus ===
In Deutschland unterscheidet man rechtlich
* kreisangehörige Städte, die ebenso wie sonstige [[Gemeinde (Deutschland)|Gemeinden]] Träger der kommunalen Selbstverwaltung sind. Die Aufgaben und Rechte und Kompetenzen kreisangehöriger Städte unterscheiden sich nicht von denen der Gemeinden ohne Stadtrecht. Die Stadt, in deren Sitz die Kreisverwaltung (Landratsamt) liegt, wird auch als [[Kreisstadt]] bezeichnet. In einigen Bundesländern gibt es kreisangehörige Städte und Gemeinden mit bestimmten Sonderrechten ([[Sonderstatusstadt]], [[Große Kreisstadt]], [[Große kreisangehörige Stadt]] oder [[selbständige Gemeinde]]). Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden sind im [[Deutscher Städte- und Gemeindebund|Deutschen Städte- und Gemeindebund]] organisiert.
Alle zusammen, auch die kreisfreien Städte, sind Gemeinden.
* [[Kreisfreie Stadt|kreisfreie Städte]], das sind solche Städte, die keinem [[Landkreis]] angehören. Sie bilden sozusagen einen eigenen Kreis. Im Gegensatz zu kreisangehörigen Städten haben kreisfreie Städte zusätzliche Aufgaben. So sind sie unter anderem untere staatliche Aufsichtsbehörde oder Aufgabenträger für den öffentlichen Nahverkehr. Diese Aufgaben werden bei Gemeinden (und damit auch kreisangehörigen Städten) von den Landkreisen wahrgenommen.


Diese neueren Editionen sind Rekonstruktionen des Nachlasszustandes und des Denkens sowie der Ordnungsabsichten Pascals für das Material zu diesem Zeitpunkt. Die Frage, wie das Werk ausgesehen hätte, wenn Pascal es hätte vollenden können (und ob er es je hätte fertigstellen können), bleibt offen.
Auf amtlichen [[Topografische Karte|topografischen Karten]] Deutschlands werden Städte in [[Versal]]ien beschriftet. Diese Konvention wurde weithin von Herstellern von [[Straßenatlas|Straßenatlanten]] übernommen, jedoch in den digitalen Kartenangeboten nicht mehr fortgeführt.


=== Inhaltlicher Überblick ===
In Österreich unterscheidet man zwischen Städten mit [[Statutarstadt (Österreich)|eigenem Statut]] (sind Gemeinden die zugleich die Aufgaben eines Bezirkes übernehmen) und sonstigen Städten (sind Gemeinden, die zu einem Bezirk gehören). Eine Stadt mit eigenem Statut ist meist auch Sitz der [[Bezirkshauptmannschaft]] des Umland-Bezirks, der auch in den meisten Fällen so heißt (zum Beispiel Innsbruck Stadt und Innsbruck Land). Heute kann jede Stadt mit mehr als 20.000 Einwohnern ein eigenes Statut anfordern. Eine der kleinsten Städte überhaupt ist das niederösterreichische [[Hardegg (Niederösterreich)|Hardegg]]: mit allen eingemeindeten Orten hat es 1384 Einwohner, die eigentliche ursprüngliche Stadt jedoch nur 78. Die tatsächlich kleinste Stadt Österreichs ist [[Rattenberg (Tirol)|Rattenberg]] mit 405 Einwohnern.
Die erwähnten 27 bzw. 28 Kapitel zeigen den Weg, den Pascal in der Argumentation seiner Apologie des Christentums verfolgen wollte. Die Apologie ist zweigeteilt: „Erster Teil: Elend des Menschen ohne Gott. Zweiter Teil. Glückseligkeit des Menschen mit Gott“ (Laf. 6). Die Kapitel zeichnen zuerst unter den Überschriften „Nichtigkeit – Elend – Langeweile – Gegensätze – Zerstreuung“ usw. ein dramatisches Bild der menschlichen Lage, mit brillanten paradoxen, ironischen Formulierungen ausgeführt, wenden sich dann den Philosophen auf der Suche nach dem „höchsten Gut“ zu und finden die Auflösung der Aporien der menschlichen Existenz im Christentum. Der folgende historisch-theologische Teil nutzt ausführlich die Elemente der Exegese der Kirchenväter, wie sie Port-Royal – allerdings in einer „modernen“, sehr historisierenden Form – übermittelte, und steht damit nicht auf dem Boden neuzeitlich historisch-kritischer Bibelexegese, die damals allerdings erst mit [[Richard Simon]] entstand. Pascal argumentiert mit der Kontinuität der in der Heiligen Schrift bezeugten Heilsgeschichte, der typologischen Auslegung der Prophezeiungen (als Hinweise auf das Erscheinen des Christus/Messias), der „Beständigkeit“ der jüdischen Religion (das Prinzip, dass die wahre Religion von Anfang der Schöpfung an vorhanden sein muss, vgl. [[Augustinus von Hippo]], Retractationes 1,12,3) und dem hermeneutischen Prinzip der Liebe als Schlüssel der Heiligen Schrift (Laf. 270). Der „Beweis“ führt nicht direkt zum Glauben, er ist allerdings ein „Werkzeug“ (Laf. 7) der Gnade. Ziel der Apologie Pascals ist die Bekehrung von Atheisten oder Zweiflern.


Im geordneten Material der ''Pensées'' finden sich die großen ausgearbeiteten anthropologischen Texte „Mißverhältnis des Menschen“ (Laf. 199) über die Lage des Menschen zwischen dem unendlich Kleinen und dem unendlich Großen, „Zerstreuung“ (Laf. 136) über die Ablenkung vom Nachdenken über die wirkliche, durch Elend und Tod geprägte Lage durch Vergnügen und Zerstreuung u.&nbsp;a. Die Einheit des Pascalschen Denkens von seinen mathematischen bis zu seinen theologischen Schriften macht das berühmte Fragment über die drei Ordnungen der Körper, des Geistes und der Liebe beziehungsweise Heiligkeit (Laf. 308) deutlich. Nicht in eines der 27 bzw. 28 Kapitel eingeordnet findet sich die [[Pascalsche Wette]], gemäß der der Glaube an Gott nicht nur richtig, sondern auch vernünftig ist, denn: „Wenn Ihr gewinnt, so gewinnt Ihr alles, und wenn Ihr verliert, so verliert Ihr nichts“ (Laf. 418). Nach Pascals Notizen (Laf. 11) ist sie wie der „Einleitungs-Text“ über die Suche nach Gott (Laf. 427) dem Gedankengang voranzustellen (Vgl. Selliers Ausgabe der Penséss „d'après l'«ordre» pascalien“, 2004).
In der Schweiz gelten Ortschaften dann als Stadt, wenn sie entweder mehr als 10'000 Einwohner haben (Stadt im statistischen Sinne) oder wenn ihnen im Mittelalter das Stadtrecht verliehen wurde (Stadt im historischen Sinne). Verwaltungsrechtliche Bedeutung hat der Begriff Stadt in der Schweiz nicht.


== Rezeption ==
In den Niederlanden ist der Stadtbegriff nicht an den Gemeindestatus gebunden. So werden oft Zentren von Großstädten und eingemeindete Orte aus historischen Gründen weiterhin als Städte bezeichnet.  
Während einer Epoche, die bereits klar auf der Trennung von Glauben und Wissen bestand, vertrat Pascal in seinem Leben und Werk das Prinzip der Einheit allen Seins. Für ihn bedeutete die Beschäftigung sowohl mit naturwissenschaftlichen Problemen als auch mit philosophischen und theologischen Fragen keinerlei Widerspruch; alles das diente ihm zur unmittelbaren Vertiefung seiner Kenntnisse. Seine Wahrnehmung der „intelligence/raison du coeur“ – nur das Zusammenspiel von Verstand und Herz könne Grundlage menschlichen Erkennens sein – als wesentlichste Form der umfassenden Erkenntnis wird von seinen Anhängern als visionär und über die Zeiten hinweg beispielgebend erfasst.


Bis heute gilt Pascal als wortgewaltiger [[Apologet]] des Christentums und Verfechter einer tiefen christlichen Ethik. Kritiker des Christentums wie der [[Jean Meslier|Abbé Meslier]] oder [[Voltaire]] haben ihn daher früh als hochrangigen Gegner attackiert. 1793 wurde sein Grab in der Kirche [[St-Étienne-du-Mont]] geschändet.
Im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] unterscheidet man zwischen ''City'' und ''Town''. Ein Ort darf erst dann als ''City'' bezeichnet werden, wenn die Königin oder der König diese zu einer solchen ernennt. In der Regel vergibt der Monarch diesen Titel erst dann, wenn die Siedlung eine Kathedrale besitzt. Die Großstadt [[Stockport]] ist beispielsweise keine City, sondern Town, wohingegen die Stadt [[Sunderland (Durham)|Sunderland]] eine City ist. Der Verwaltungsbezirk [[Greater London]] ist keine City, aber innerhalb dieser Gebietskörperschaft gibt es die ''[[City of London]]'' und die ''[[City of Westminster]]''.


[[Johann Wolfgang von Goethe]] autorisierte in seiner „[[Ausgabe letzter Hand|Werkausgabe letzter Hand]]“ eine 1772 gedruckte - wahrscheinlich nicht von ihm stammende - Rezension mit der Aussage: „Wir müssen es einmal sagen: Voltaire, [[David Hume|Hume]], [[Julien Offray de La Mettrie|La Mettrie]], [[Claude Adrien Helvétius|Helvetius]], [[Jean-Jacques Rousseau|Rousseau]] und ihre ganze Schule, haben der Moralität und der Religion lange nicht so viel geschadet, als der strenge, kranke Pascal und seine Schule.“<ref>in [[Frankfurter Gelehrte Anzeigen]] vom 8. September 1772, siehe ''Goethes Werke: Vollstandige Ausgabe letzter Hand.'' Band 33, Verlag Cotta, 1830, [https://books.google.de/books?id=vZBlNFAh7FoC&pg=PA85&dq=Pascal S. 85]; „von Schlosser ''{[[Johann Georg Schlosser]]}'' stammend“: Hrsg. Elke Richter, Georg Kurscheidt: ''Johann Wolfgang Goethe : Briefe : Historisch-kritische Ausgabe. Band 1 von Johann Wolfgang von Goethe: Briefe.'' Verlag Walter de Gruyter, 2008, [https://books.google.de/books?id=8LbmBQAAQBAJ&pg=PA436&dq=Bekehrungsgeschichte S. 436]</ref>
In [[Schweden]] ging man bei der Gemeindereform von 1971 einen anderen Weg. Die Begriffe Stadt ''(stad)'' und [[Minderstadt]] ''(köping)'' wurden aus der verwaltungstechnischen Terminologie gestrichen und durch Ortschaft ''([[tätort]])'' ersetzt. Im allgemeinen Sprachgebrauch existiert die Bezeichnung ''stad'' für größere Siedlungen aber weiterhin.


[[Friedrich Nietzsche]] setzte sich zeitlebens mit Pascal auseinander. Für ihn ist Pascal „der bewunderungswürdige ''Logiker'' des Christenthums“;<ref>F. Nietzsche: Nachlass. [[Nietzsche-Ausgabe#Die Colli-Montinari-Ausgabe|KSA]] 12, 10[58], S. 531.</ref> „Pascal, den ich beinahe liebe, weil er mich unendlich belehrt hat: der einzige logische Christ“<ref>Brief Nietzsches an [[Georg Brandes]], 20. November 1888. KSB 8, Nr. 1151, S. 483.</ref>. Es finden sich Urteile, die sowohl Bewunderung als auch Ablehnung ausdrücken: Nietzsche sah in Pascal, wie auch in [[Arthur Schopenhauer|Schopenhauer]], so etwas wie einen würdigen Gegner. Er sah auch eine inhaltliche Verbindung zwischen diesen beiden: „''ohne den christlichen Glauben'', meinte Pascal, werdet ihr euch selbst, ebenso wie die Natur und die Geschichte, ‚un monstre et un chaos‘. Diese Prophezeiung haben wir ''erfüllt'': nachdem das schwächlich-optimistische 18. Jahrhundert den Menschen ''verhübscht'' und ''verrationalisiert'' hatte […] in einem wesentlichen Sinn ist ''Schopenhauer'' der Erste, der die Bewegung ''Pascals'' wieder ''aufnimmt'' […] ''unsre Unfähigkeit, die Wahrheit zu erkennen'', ist die Folge unsrer ''Verderbniß'', unsres moralischen ''Verfalls'': so Pascal. Und so im Grunde Schopenhauer.“<ref>F. Nietzsche: Nachlass. KSA 12, 9[189], S. 445.</ref> In Pascal kann Nietzsche seine Kritik des Christentums lokalisieren: „Man soll es dem Christenthum nie vergeben, daß es solche Menschen wie Pascal zugrunde gerichtet hat. […] Was wir am Christenthum bekämpfen? Daß es die Starken zerbrechen will, daß es ihren Muth entmuthigen, ihre schlechten Stunden und Müdigkeiten ausnützen, ihre stolze Sicherheit in Unruhe und Gewissensnoth verkehren will […] bis die Starken an den Ausschweifungen der Selbstverachtung und der Selbstmißhandlung zu Grunde gehn: jene schauerliche Art des Zugrundegehens, deren berühmtestes Beispiel Pascal abgiebt.“<ref>F. Nietzsche: Nachlass. KSA 13, 11[55], S. 27&nbsp;f.</ref>
=== Siedlungsstruktur ===
{{Hauptartikel|Raumordnung}}


Moderne Kritiker wie der sonst vergleichsweise zurückhaltende [[Aldous Huxley]] gingen in ihrer Kritik weiter, allerdings in psychologisierender Weise. Pascal habe aus seiner Not – seinen körperlichen Gebrechen sowie seiner Unfähigkeit, echte Leidenschaft zu empfinden – eine Tugend gemacht und dies mit heiligen Worten getarnt. Schlimmer noch: er habe seinen beachtlichen Verstand dazu benutzt, um andere dazu zu ermuntern, eine gleichermaßen diesseits-feindliche Weltanschauung einzunehmen. Zitate von Pascal wie: „Vom Mittelweg abweichen heißt von der Menschheit abweichen“ und andere mehr verleiteten lediglich dazu, ihn als gemäßigten Denker im aristotelischen Sinne zu verstehen. Huxley vertritt die Auffassung, dass dies nur eine theoretische Seite Pascals gewesen sei. Im eigentlichen Leben, also so, wie es sich in dessen Lebensalltag auch nachweislich darstellte, sei Pascal sehr konsequent gewesen – heute würde man sagen: fundamentalistisch. Worte aus der Feder Pascals wie: „Siechtum ist der Naturzustand eines Christen; denn erst im Siechtum ist der Mensch so, wie er immer sein ''sollte''“ würden die düstere Haltung des Philosophen wiedergeben. Pascal würde aufgrund seiner brillanten Formulierungen und den beeindruckend geschilderten spirituellen Erlebnissen als „Vorkämpfer einer hehren Sache“ gelten, während er – was seine christlich-philosophische Seite anbelangt – nur ein kranker Asket gewesen sei. Im Gegensatz zu Nietzsche habe er sich nicht gegen seine Gebrechen gestemmt, sondern sie als willkommene Indizien für ein wertloses irdisches Leben benutzt, so Huxley.
Der Begriff Siedlungsstruktur beschreibt die Struktur der menschlichen Siedlungen. Darin ist die Verteilung der Bevölkerung im Raum, die Art und Dichte der Bebauung, Nutzungen, Infrastruktur und zentrale Einrichtungen enthalten.<ref name="BBR-Siedlungsstruktur">Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung</ref>


Philosophiebezogen ist [[Karl Löwith]]s Wiederaufnahme der Kritik Voltaires und seine Beschäftigung mit der „Apologie“ oder die Pascal kritisch interpretierende Einstellung seines Werks in die Geschichte der modernen Funktionsontologie durch [[Heinrich Rombach]].<ref>Rombach: Substanz – System – Struktur, Band&nbsp;2. Freiburg 1966</ref> Theologisch gewichtig ist etwa die große Interpretation [[Hans Urs von Balthasar]]s in seinem Werk „Herrlichkeit“.<ref>Von Balthasar: ''Herrlichkeit'', Bd. 2, Einsiedeln 1962</ref> Die letztgenannten Interpreten machen keine punktuellen Bemerkungen zu ausgewählten Fragestellungen von Person und Werk, sondern beschäftigen sich mit dem gesamten hinterlassenen Œuvre. Eine umfangreiche Pascal-Forschung gibt es nicht nur in Frankreich, sondern etwa auch in den Vereinigten Staaten oder in Japan.
Eine grundlegende Theorie zur Verteilung zentraler Nutzungen im Raum stammt von [[Walter Christaller]]. Anhand von Untersuchungen in Süddeutschland entwickelte er 1933 die [[System der Zentralen Orte|Zentrale-Orte-Theorie]]. „Zentrale Orte“ besitzen einen Bedeutungsüberschuss: Sie sind Standort von Angeboten (zum Beispiel Einkaufsmöglichkeiten), die nicht nur von den eigenen Bewohnern, sondern regelmäßig auch von Einwohnern der Nachbargemeinden genutzt werden. Christaller entwickelte ein hierarchisches System zentraler Orte mit zehn Stufen. Orte höherer Hierarchie-Stufe besitzen weitere solcher Einrichtungen: Eine Großstadt besitzt nicht nur Einkaufsmöglichkeiten, sondern häufig auch eine Universität und spezialisierte Kliniken, die ein weiteres Umfeld versorgen. Das heute von der Raumordnung und Landesplanung genutzte System zentraler Orte besitzt (je nach Bundesland) vier bis fünf Stufen.<ref>Landesplanungsgesetz der Bundesländer</ref>


Die [[Evangelische Kirche in Deutschland]] ehrt Pascal mit einem Gedenktag im [[Evangelischer Namenkalender|Evangelischen Namenkalender]] am [[19. August]].<ref>[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Blaise_Pascal.html Blaise Pascal im Ökumenischen Heiligenlexikon]</ref> Im Juli 2017 erregte die Nachricht Aufsehen, [[Papst Franziskus]] befürworte eine Seligsprechung von Pascal.<ref>{{Internetquelle|url= http://religion.orf.at/stories/2854702/|titel= Papst anscheinend für Seligsprechung Blaise Pascals|werk= religion.orf.at|datum= 2017-07-13|zugriff= 2017-11-30}}</ref>
Die Siedlungsstruktur wird entsprechend dem föderalen Staatsaufbau in Deutschland auf mehreren Ebenen geplant:<ref>ROG, BauGB</ref>
* Raumordnung (auf Bundesebene insbesondere durch das Raumordnungsgesetz ROG)
* Landesplanung (umfassen das Bundesland, werden vom Landtag beschlossen)
* Regionalplanung (umfassen in Nordrhein-Westfalen Teile der Regierungsbezirke, in Süddeutschland mehrere Landkreise, beschlossen von der Regionalversammlung)
* Flächennutzungspläne (umfassen die Gesamtfläche einer Kommune, werden vom Stadt- oder Gemeinderat beschlossen).


== Werke (Auswahl) ==
=== Stadtstruktur ===
* ''Essai pour les coniques.'' (1640)
Die Strukturen einer Stadt bestehen aus baulichen Elementen und aus Netzen. Sie müssen auf die Ausweitung und auf die Änderungen der Kapazitätsanforderungen der Stadt durch Ergänzungen, Komplettierungen oder Korrekturen angepasst werden. Lage, Bevölkerungsveränderungen, Bauwerke, Verkehrsstruktur, Netzwerke und Geschichte bestimmen und formen die Stadtentwicklung und die Eigenart der Stadt.
* ''Expériences nouvelles touchant le vide.'' (1647)
* ''Récit de la grande expérience de l’équilibre des liqueurs.'' (1648)<ref>Als Anhang veröffentlicht in: ''Traitez de l’équilibre des liqueurs et de la pesanteur de la masse de l’air'', Paris 1663 ([http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k577191 Digitalisat]), S.&nbsp;165&nbsp;ff.</ref>
* ''Traité du triangle arithmétique.'' (1654)<ref>[http://books.google.de/books?id=UqgUAAAAQAAJ&printsec=frontcover&dq=%22Trait%C3%A9+du+Triangle+Arithm%C3%A9tique%22&source=bl&ots=FTKoQqo3qi&sig=iSUkxfV461057o1AT_bshBXlgT0&hl=de&ei=0vMqTO6mDoieOJih3LID&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=7&ved=0CD4Q6AEwBg#v=onepage&q&f=false Digitalisat einer Ausgabe von 1665]</ref>
* ''Les Provinciales.'' (Briefe 1656–1657)
* ''Élément de géométrie.'' (1657)
* ''De l’Esprit géométrique et de l’Art de persuader.'' (1657)
* ''Histoire de la roulette.'' (1658)
* ''L’Art de persuader.'' (1660)
* ''Pensées sur la religion et autres sujets'' (1669, posthum)


=== Deutsche Übersetzungen ===
'''Die baulichen Elemente einer Stadtstruktur sind:'''
Eine Gesamtübersetzung des literarischen Werkes (ohne die naturwissenschaftlichen Schriften) existiert nur in elektronischer Form:
* Baulich: Die Gebäude, die Baublöcke und die zuzuordnenden Grundstücke
* ''Pascal im Kontext. Werke auf CD-ROM – Französisch/Deutsch.'' Übersetzt von Ulrich Kunzmann. Worm, Berlin 2003 (=&nbsp;''Literatur im Kontext auf CD-ROM'' 19), ISBN 3-932094-35-2.
* Organisatorisch und Stadtplanerisch: Das [[Stadtviertel|Quartier]], der [[Ortsteil]], der [[Stadtteil]] und ggf. der [[Stadtbezirk]], der [[Stadtkern]]
Die derzeit maßgeblichen Buchausgaben des literarischen Werks auf Deutsch:
* Infrastrukturell mit
* {{Literatur|Herausgeber=Jean-Robert Armogathe|Titel=Gedanken über die Religion und einige andere Themen / Blaise Pascal|Übersetzer=Ulrich Kunzmann|Ort=Stuttgart|Verlag=Reclam (RUB 1622)|Jahr=1997|ISBN=3-15-001622-3|Seiten=571}}
** dem [[Verkehrssystem]] mit
* ''Gedanken.'' Übersetzt von Ulrich Kunzmann. Kommentar von Eduard Zwierlein. Suhrkamp (=&nbsp;''Suhrkamp Studienbibliothek.'' Bd.&nbsp;20), Berlin 2012, ISBN 978-3-518-27020-2.
*** dem [[Öffentlicher Personennahverkehr|öffentlichen Personennahverkehr]] mit [[Bahn (Verkehr)|Bahn]], [[Omnibus|Bus]], [[Taxi]]s etc.
* {{Literatur|Titel=Briefe in die Provinz = Lettres provinciales (u.&nbsp;a.)|Übersetzer=Karl August Ott, auch Herausgeber|Ort=Heidelberg|Verlag=Schneider|Jahr=1990|ISBN=3-7953-0603-5|Kommentar=Band 3 der Werke}}
*** dem [[Straßennetz]] mit [[Autobahn]]en, [[Ringstraße]]n, Tangenten, [[Hauptstraße (allgemein)|Haupt-]] und Nebenstraßen, Wohnerschließungs- und [[Wohnstraße]]n
* {{Literatur|Übersetzer=Wolfgang Rüttenauer|Titel=Briefe des Blaise Pascal|Ort=Leipzig|Verlag=Hegner|Jahr=1935}}
*** dem [[Radverkehrsanlage|Radwegenetz]]
* {{Literatur|Herausgeber=Albert Raffelt|Titel=Kleine Schriften zur Religion und Philosophie|Übersetzer=Ulrich Kunzmann|Ort=Hamburg|Verlag=Meiner|Jahr=2005|ISBN=3-7873-1769-4|Kommentar=Philosophische Bibliothek 575}}
*** den [[Gehweg]]en und [[Fußgängerzone]]n
* ''Oeuvres théologiques et philosophiques, theolog. u. philosoph. Werke.'' Berlin 1840–1841
** den Ver- und Entsorgungsnetzen für [[Wasser]], [[Abwasser]], [[Elektrischer Strom|Strom]], [[Gas]], [[Telekommunikation]], [[Müllentsorgung]]
 
'''Die Stadt als Teil von Netzwerken:'''
* Räumlich: [[Umland]], andere Städte, [[Region]]en, [[Staatsgebiet|Land]] und Länder, ggf. auch Europa oder die Welt.
* Funktional: Wirtschaft, Finanzwirtschaft, Handel, Politik, Soziales, Kultur, Sport usw.
* Politisch: Ortsteil- oder Stadtteilbeirat, ggf. Bezirksrat, Stadtrat, Kreis, ggf. Regierungsbezirk, Land, Staat, Europäische Union
* Bevölkerungsspezifisch: Abstammung und Sprache, Religion, Soziale Schicht, Lebensalter
 
== Zu weiteren Themen siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Stadt}}
 
== Siehe auch ==
{{Portal|Planung}}
{{Portal|Architektur und Bauwesen}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Stadt}}
* {{WikipediaDE|Stadt}}
* {{WikipediaDE|Urbanität}}
* {{WikipediaDE|Urbanisierung}}
* Stadttyp: {{WikipediaDE|Kurort|Kurstadt}}
* Größe: {{WikipediaDE|Ortsgröße}}
* Bedeutung: {{WikipediaDE|Hauptstadt}}
* {{WikipediaDE|Sozialgeographie}}
* {{WikipediaDE|Historischer Stadtkern}}
* {{WikipediaDE|Innenstadt}}
* {{WikipediaDE|Großwohnsiedlung}}
 
=== Listen zum Thema Stadt (Auswahl) ===
* {{WikipediaDE|Älteste Städte Deutschlands}}
* {{WikipediaDE|Liste historischer Stadtgründungen}}
* {{WikipediaDE|Liste ehemaliger Städte in Deutschland}}
* {{WikipediaDE|Liste der Städte in Deutschland}}
* {{WikipediaDE|Liste der Städtelisten nach Ländern}}
* {{WikipediaDE|Liste der Groß- und Mittelstädte in Deutschland}}
* {{WikipediaDE|Liste der größten deutschen Städte}}
* {{WikipediaDE|Liste der größten Städte der Welt (historisch)}}
* {{WikipediaDE|Liste der 100 flächengrößten Städte und Gemeinden Deutschlands}}
* {{WikipediaDE|Liste der größten Städte Europas}}
* {{WikipediaDE|Liste der Millionenstädte}}
* {{WikipediaDE|Liste der größten Metropolregionen der Welt}}
* {{WikipediaDE|Liste der Länder nach Urbanisierung}}
* {{WikipediaDE|Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt}}
* {{WikipediaDE|Liste von Städten mit historischem Stadtkern}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Robert Hugo Ziegler: ''Buchstabe und Geist. Pascal und die Grenzen der Philosophie''. V&R unipress, Göttingen 2010. ISBN 978-3-89971-790-7.
* Hans Bahrdt: ''Die moderne Großstadt; Soziologische Überlegungen zum Städtebau.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1961 (= ''rowohlts deutsche enzyklopädie'', Band 127 {{DNB|450210693}}).
* Donald Adamson: ''Blaise Pascal: Mathematician, Physicist and Thinker about God''. Macmillan, London/New York 1995.
* Leonardo Benevolo: ''Die Geschichte der Stadt.'' 7. Auflage. Campus, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-593-34906-X.
* Jean Firges: ''Pascal und Teilhard de Chardin. Zwei Weltbilder im Widerstreit'' (= ''Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie.'' Bd. 32). Sonnenberg, Annweiler am Trifels 2011, ISBN 978-3-933264-65-7.<ref>mit Lit. und Lebenslauf Pascals, unter Betonung seines Jansenismus</ref>
* Raimund Blödt, Frid Bühler, Faruk Murat, Jörg Seifert: ''Beyond Metropolis. Eine Auseinandersetzung mit der verstädterten Landschaft.'' Sulgen, Zürich 2006, ISBN 3-7212-0583-9.
* Lucien Goldmann: ''Der verborgene Gott. Studie über die tragische Weltanschauung in den „Pensées“ Pascals und im Theater Racines''. Dt. zuerst Luchterhand, Neuwied 1971 u. ö.; Suhrkamp, Frankfurt 1985 (stw 491; zuerst Paris 1955)
* Rainer Danielzyk u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Perspektive Stadt''. Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0256-5.
* Manfred Heeß: ''Blaise Pascal: Wissenschaftliches Denken und christlicher Glaube'' (= ''Freiburger Schriften zur romanischen Philologie.'' Bd. 33). Fink, München 1977.
* Ernst Egli: ''Geschichte des Städtebaues, Band 1–3.'' 1959–1967, {{DNB|456511733}}.
* Hans Loeffel: ''Blaise Pascal'' (= ''Vita mathematica.'' Bd. 2). Birkhäuser, Basel 1987.
* Evamaria Engel: ''Die deutsche Stadt im Mittelalter.'' Beck, München 1993, ISBN 3-406-37187-6.
* Hans-Martin Rieger: ''Menschlich denken – Glauben begründen: Blaise Pascal und religionsphilosophische Begründungsmodelle der Moderne''. De Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-024778-7.
* Edith Ennen: ''Die europäische Stadt des Mittelalters.'' Göttingen 1972; 3. Aufl. ebenda 1979.
* Wilhelm Schmidt-Biggemann: ''Blaise Pascal'' (''Beck’sche Reihe Denker''). Beck, München 1999.
* Michael Gehler (Hrsg.): ''Die Macht der Städte. Von der Antike bis zur Gegenwart'', Hildesheim 2010.
* Theophil Spoerri: ''Pascals Hintergedanken.'' Furche, Hamburg 1958.
* Jean-Claude Golvin: ''Metropolen der Antike.'' Konrad Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1941-9.
* ''Pensées de Blaise Pascal''. Renouard, Paris 1812 (2 Bände)
* Carl Haase (Hrsg.): ''Die Stadt des Mittelalters.'' I–III, Darmstadt 1969, 1972 und 1973 (= ''Wege der Forschung'', 243–245)
* Matthias Hardinghaus: ''Zur amerikanischen Entwicklung der Stadt.'' Lang, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-631-52529-X.
* Jürgen Hotzan: ''dtv-Atlas Stadt, Von den ersten Gründungen bis zur modernen Stadtplanung.'' 3. Auflage. dtv, München 2004, ISBN 3-423-03231-6.
* Le Corbusier: ''Entretien avec les étudiants des écoles d’architecture.'' Éditions de Minuit, Paris 1957.
** deutsch von Hugo Seinfeld: ''An die Studenten – Die „Charte d’ Athènes“''. (= ''rowohlts deutsche enzyklopädie'' Band 141), Reinbek bei Hamburg 1962, {{DNB|452741882}}.
* Vittorio Magnago Lampugnani: ''Die Stadt im 20. Jahrhundert. Visionen, Entwürfe, Gebautes.'' Wagenbach, Berlin 2010, ISBN 978-3-8031-3633-6. (2 Bände)
* Alexander Mitscherlich: ''Die Unwirtlichkeit unserer Städte.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1965, {{DNB|453395082}}.
* Wolfgang Müller: ''Städtebau.'' 4. Auflage. Teubner, Stuttgart / Leipzig 1999, ISBN 3-519-35001-7.
* Lewis Mumford: ''Die Stadt, Geschichte und Ausblick.'' (The city in history) Band 1 und 2, dtv, München 1979, 1980, ISBN 3-423-04326-1
* [[Rudolf Steiner]]: ''Über Philosophie, Geschichte und Literatur'', [[GA 51]] (1983), ISBN 3-7274-0510-4 {{Vorträge|051}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Ursprung und Ziel des Menschen'', [[GA 53]] (1981), ISBN 3-7274-0532-5 {{Vorträge|053}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen'', [[GA 92]] (1999), ISBN 3-7274-0920-7 {{Vorträge|092}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988), ISBN 3-7274-1192-9 {{Vorträge|119}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis'', [[GA 191]] (1989), ISBN 3-7274-1910-5 {{Vorträge|191}}
* [[Rudolf Steiner]]: ''Kunstgeschichte als Abbild innerer geistiger Impulse'', [[GA 292]] (2000), ISBN 3-7274-2920-8 {{Vorträge|292}}
 
{{GA}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikiquote|Blaise Pascal}}
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* {{DNB-Portal|118591843}}
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* {{DDB|Person|118591843}}
* [http://www.staedtegeschichte.de/ www.staedtegeschichte.de] Das Institut für vergleichende Städtegeschichte bietet umfangreiche Forschungen, Materialien und Projekte zur internationalen und vor allem deutschen Stadtgeschichte
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/pascal/||Desmond Clarke}}
* [http://www.tageo.com/ Verzeichnis mit über 2,5 Millionen Städten weltweit][http://www.stgf.at/ via „Städtebibliographie“: Bibliographie zur Geschichte der Städte Österreichs]
* [http://www.blaise-pascal.de/ bebilderte Biographie, Bibliographie, Texte, Linkliste]
* [http://www.gert-pinkernell.de/romanistikstudium/Internet1.htm „Namen, Titel und Daten der franz. Literatur“ von Gert Pinkernell] (Hauptquelle für den überwiegend biografischen Teil des Artikels)
* {{MacTutor Biography|id=Pascal}}
* Andreas Preussner: [http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/?tx_gbwbphilosophie_main%5Bentry%5D=37&tx_gbwbphilosophie_main%5Baction%5D=show&tx_gbwbphilosophie_main%5Bcontroller%5D=Lexicon&no_cache=1 Artikel „Blaise Pascal“] im UTB-Online-Wörterbuch Philosophie


== Einzelnachweise ==
== Einzelanchweise ==
<references />
<references />


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Version vom 21. April 2022, 14:08 Uhr

Eine Stadt (von ahd. stat ‚Standort‘, ‚Stelle‘; etymologisch eins mit Statt, Stätte; vgl. dagegen Staat) ist eine größere, zentralisierte und abgegrenzte Siedlung im Schnittpunkt größerer Verkehrswege mit einer eigenen Verwaltungs- und Versorgungsstruktur. Damit ist fast jede Stadt zugleich ein zentraler Ort.

Städte sind aus kulturwissenschaftlicher Perspektive der Idealfall einer Kulturraumverdichtung und aus Sicht der Soziologie vergleichsweise dicht und mit vielen Menschen besiedelte, fest umgrenzte Siedlungen (Gemeinden) mit vereinheitlichenden staatsrechtlichen oder kommunalrechtlichen Zügen wie eigener Markthoheit, eigener Regierung, eigenem Kult und sozial stark differenzierter Einwohnerschaft. Das Letztere unterscheidet sie von Lagern wie Arbeitslagern, Straflagern, Winterquartieren von Heeren, das Erstere zum Beispiel vom Dorf.

Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Stadt in ihren Facetten befasst, ist die Urbanistik.

Stadt und Land aus geisteswissenschaftlicher Sicht

In den vorchristlichen altorientalischen Zeiten erschöpften sich die Städte noch nicht in dem, was sie durch ihre physische Realität darstellten, sondern waren Ausdruck der übersinnlichen Welt. Ein höheres Geistiges offenbarte sich in ihnen. Anders wurde das in Rom, mit dessen Gründung die griechisch-lateinische Zeit (747 v. Chr. - 1413 n. Chr.) beginnt. Während die griechischen Städte und Stadtstaaten noch ohne die Beziehung zu dem sie umgebenden Land undenkbar sind, wurde Rom geradezu zum Sinnbild für die gegenüber der Natur und ihrer Geistigkeit gleichgültige, überbordende äußere Zivilisation und dem darin aufblühenden Egoismus. Eine ähnliche Rolle spielt in der Bibel die Stadt Babylon, wie es schon die Erzählung vom Turmbau zu Babel andeutet. Der Hochmut der Menschen wird dort durch die Babylonische Sprachverwirrung bestraft. Im Neuen Testament ist in der Apokalypse des Johannes nicht zufällig von der Hure Babylon die Rede. Im Frühchristentum wurde Babylon schon bald eine Chiffre für Rom und das Römische Reich. Als die Römer schließlich das Christentum übernahmen und sich das Papsttum in Rom festsetzte, wurde Babylon zunehmend auch ein Symbol für die Verfehlungen der Römisch-Katholischen Kirche und die Ausschweifungen und den Machtmissbrauch zahlreicher Päpste. Dante gebrauchte dieses Bild in seiner Göttlichen Komödie im 19. Gesang des Inferno und im 32. Gesang des Purgatorio für seine radikale Kritik an dem wegen seines Hochmuts berüchtigten Papst Bonifaz VIII.

„Auch die alten vorchristlichen orientalischen Kulturen haben, wie Sie wissen, große Städte hervorgebracht. Wir können zurückblicken auf weit ausgebreitete orientalische Kulturen, die auch große Städte hervorgebracht haben. Aber diese großen Städte der alten Kulturen, die hatten eine gewisse Gesinnung neben sich. Alle orientalischen Kulturen hatten das Eigentümliche, daß sie ausbildeten mit dem Leben in den Großstädten die Anschauung, daß eigentlich, wenn der Mensch nicht durchdringt über das Physische zum Überphysischen, er im Leeren, im Nichtigen lebt. Und so konnten sich wirklich die großen Städte Babylon, Ninive und so weiter entwickeln, weil der Mensch durch diese Städte nicht dazu gekommen ist, das, was diese Städte hervorgebracht haben, als das eigentlich Wirkliche anzusehen, sondern dasjenige, was erst hinter alledem ist. Es ist erst in Rom so geworden, daß man die Städtekultur zu einem Regulativ der Wirklichkeitsanschauung gemacht hat. Die griechischen Städte sind undenkbar ohne das sie umgebende Land; sie nähren sich von dem sie umgebenden Land. Wäre unsere Geschichte nicht so sehr eine Fable convenue, wie sie es ist, sondern würde sie die wirkliche Gestalt der früheren Zeiten neu herauf bringen, so würde sie zeigen, wie die griechische Stadt im Land wurzelt. Rom wurzelte nicht mehr im Lande, sondern die Geschichte Roms besteht eigentlich darinnen, eine imaginäre Welt zu einer wirklichen zu machen, eine Welt, die nicht wirklich ist, zu einer wirklichen zu machen. In Rom wurde eigentlich der Bürger erfunden, der Bürger, dieses fürchterliche Karikaturgebilde neben dem Wesen Mensch. Denn der Mensch ist Mensch; und daß er außerdem noch ein Bürger ist, ist eine imaginäre Sache. Daß er ein Bürger ist, das steht irgendwo in den Kirchenbüchern oder in den Rechtsbüchern oder dergleichen. Daß er, außer dem, daß er Mensch ist und als Mensch gewisse Fähigkeiten hat, auch noch einen eingetragenen Besitz hat, einen grundbuchlich eingetragenen Besitz, das ist etwas Imaginäres neben der Wirklichkeit. Das alles aber ist römisch. Ja, Rom hat noch viel mehr zustande gebracht. Rom hat verstanden, alles dasjenige, was sich ergibt aus der Loslösung der Städte vom Lande, vom wirklichen Lande, zu einer Wirklichkeit umzufälschen. Rom hat zum Beispiel verstanden, in die religiösen Begriffe der Alten die römischen Rechtsbegriffe einzuführen. Derjenige, welcher der Wahrhaftigkeit gemäß zu den alten religiösen Begriffen zurückgeht, der findet nicht in diesen alten religiösen Begriffen die römischen Rechtsbegriffe. Römische Jurisprudenz ist eigentlich hineingegangen in die religiöse Ethik. Es ist im Grunde genommen in der religiösen Ethik - durch dasjenige, was Rom daraus gemacht hat - so, als wenn in der übersinnlichen Welt solche Richter dasäßen, wie sie auf unseren Richterstühlen römischer Prägung sitzen und über die menschlichen Handlungen richteten. Ja, wir erleben es sogar, weil die römischen Rechtsbegriffe noch nachwirken, daß da, wo vom Karma die Rede ist, die meisten Menschen, die heute sich zum Karma bekennen, sich die Auswirkung dieses Karma so vorstellen, als wenn irgendeine jenseitige Gerechtigkeit da wäre, welche nach den irdischen Begriffen das, was einer getan hat, belegt mit dieser oder jener Belohnung, dieser oder jener Strafe, ganz nach römischen Rechtsbegriffen. Alle Heiligen und alle überirdischen Wesenheiten leben eigentlich so in diesen Vorstellungen, daß römisch-juristische Begriffe sich in diese überirdische Welt hineingeschlichen haben.“ (Lit.:GA 191, S. 79f)

Mit dem Städtebau ging auch zunehmend die Verbindung zur Natur und den in ihr waltenden geistigen Kräften verloren.

„Der Mensch braucht auch die Eindrücke der Pflanzenwelt hier auf dem physischen Plan, wenn er frisch und gesund in seinem seelischen Leben sein will. Das ist etwas, was nicht genug betont werden kann, denn es zeigt sich sehr bald in der menschlichen Seele als Mangel, wenn sie sich abschließt von dem frischen, belebenden Eindruck der Pflanzenwelt. Derjenige Mensch, der meinetwillen durch das Wohnen in einer großen Stadt in einer gewissen Beziehung abgeschnitten ist von dem unmittelbaren Verhältnis zur Pflanzenwelt, wird dem Tieferblickenden immer einen gewissen Mangel seiner Seele zeigen, und es ist im Grunde genommen durchaus richtig, daß die Seele Schaden nimmt, wenn sie verliert die unmittelbare Freude, die unmittelbare Lust, den Zusammenhalt mit der Pflanzenwelt, mit demjenigen, was die vegetative Natur draußen ist. Neben all den Schattenseiten der modernen Kultur, die sich vorzugsweise in Großstädten entwickelt, muß auch diese stehen, daß wir durch unser Stadtleben abgeschlossen sind von dem unmittelbaren Zusammensein mit der belebenden Pflanzenwelt. Wir wissen, daß es heute schon Menschen gibt, die so aufwachsen, daß sie kaum ein Haferkorn von einem Weizenkorn unterscheiden können. Aber es gehört zur gesunden menschlichen Seelenentwickelung, so sonderbar es klingt, daß man ein Haferkorn von einem Weizenkorn unterscheiden kann. Es ist das symbolisch gesprochen, aber es ist doch etwas damit gesagt. Und man muß mit Bedauern eine Perspektive der Zukunft vor sich sehen, die den Menschen ganz entfernen könnte von dem unmittelbaren Eindruck der Pflanzenwelt. Der Mensch braucht die Pflanzenwelt.“ (Lit.:GA 119, S. 268)

„Das Christentum sollte die Menschheit erziehen, damit auch das Irdische in seiner Bedeutung erfaßt werde. Darum mußte der Mensch erst auf das physische Leben, in moralischer Beziehung, hingelenkt, hinuntergelenkt werden. Dann konnte er erst zu den großen Errungenschaften kommen, die mit der Städtekultur beginnen. Der Fortgang des Mittelalters wird in der Sage geschildert in dem Übergang von der Parzival-Sage zur Lohengrin-Sage. Diese Sage taucht auf in der Zeit, wo in ganz Europa überall Städte gegründet werden, die vorzugsweise dem erwachenden Bürgertum dienen, die nicht mehr auf das geistliche Leben, sondern auf das materielle Leben gegründet sind. In den Städten werden die ganzen materiellen Errungenschaften vorbereitet, so zum Beispiel auch die Buchdruckerkunst. Ohne die Städtekultur hätte sich die moderne Wissenschaft nicht in dieser Weise entwickeln können. Auch die Universitäten sind eine Folge dieser Kultur. Ein Kopernikus, ein Kepler, Newton und so weiter wären ohne sie nicht möglich gewesen. Auch Dantes «Göttliche Komödie» und die Maler der Renaissance führen zurück auf die Städtekultur. Die Sage von dem Zusammenhang Parzivals, des Vaters, mit Lohengrin, dem Sohne, weist hin auf die Bedeutung der Städtekultur. Elsa von Brabant ist die Vertreterin der Städte, das Städtebewußtsein. In aller Mystik wird dasjenige, was der physischen Welt entgegenarbeitet, als etwas Weibliches hingestellt. Goethe spricht von dem «Ewig-Weiblichen»; in Ägypten verehrte man in diesem Sinne die Isis.“ (Lit.:GA 92, S. 154)

„Die großen Impulse für den Fortschritt der Menschheit werden für denjenigen, welcher tiefer hineinschaut in den Entwickelungsgang der Menschheit, der die geistigen Kräfte sieht, die hinter den physischen Erscheinungen stehen, diese tiefen Impulse werden von den großen Eingeweihten gegeben. So hat auch der mittelalterliche Weltanschauungsmensch den großen Eingeweihten zugeschrieben jenen Aufstieg der Seele zu höheren Stufen während des neuen Kulturabschnittes, der durch die Städte bewirkt worden ist. Diese Städteentwickelung wurde dadurch erreicht, daß die Seele einen Ruck vorwärts machte in der Geschichte. Ein Eingeweihter war es, welcher diesen Ruck bewirkte. Alle großen Impulse schrieb man der großen Loge der Eingeweihten, die den Heiligen Gral umgaben, zu. Von dort kamen die großen Eingeweihten, die für den äußeren Menschen nicht sichtbar sind. Und denjenigen, der dazumal die Städtekultur mit einem Impulse versehen hat, nannte man damals im Mittelalter Lohengrin. Das ist der Sendling des Heiligen Grals, der großen Loge. Und die Städteseele, das Weibliche, welches befruchtet werden soll durch die großen Eingeweihten, das ist angedeutet durch Elsa von Brabant. Derjenige, der vermitteln soll, ist der Schwan. Lohengrin wird durch den Schwan herübergebracht in diese physische Welt. Der Eingeweihte darf nicht um seinen Namen gefragt werden. Er gehört einer höheren Welt an. Der Chela, der Schwan, hat diesen Einfluß vermittelt.“ (Lit.:GA 53, S. 276f)

„So entstand in den Städten damals eine reiche Kultur; fast alles, was uns in den Werken der Malerei, der Baukunst, der Erfindungen geschenkt wurde, ist in dieser Zeit der Städtekultur zu danken. Einer solchen reichen italienischen Städtekultur entstammte auch Dante. Auch in Deutschland finden wir bedeutende geistige Leistungen unter dem Einfluß dieser Städtekultur. Zwar waren die ersten bedeutenden Dichter Ritter, wie Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straßburg und so weiter, aber ohne den Rückhalt, den die Städte boten, wären diese Leistungen nicht möglich gewesen. In dieser Zeit, wo eine freie Luft in den Städten weht, entsteht auch das Universitätsleben. Zunächst mußte der Deutsche, wenn er höheres Wissen finden wollte, nach Italien, Frankreich und so weiter. Jetzt entstehen in Deutschland die ersten Universitäten, wie Prag 1348, Wien 1365, Heidelberg 1386. Das Freiheitswesen räumte auf mit dem mittelalterlichen Dünkel.“ (Lit.:GA 51, S. 70)

„In geheimen Mysterien wurde besonders gepflegt das Rätsel des Goldes, wie es sich in den Adern der Erde findet, und das Rätsel des Edelsteins. So sonderbar das klingt, den wirklichen historischen Tatsachen entspricht es. Den Zauber des Zeichens hat sich insbesondere die Kirche angeeignet. Sie suchte aus den Mysterien des dritten nachatlantischen Zeitraumes zu übernehmen den Zauber des Zeichens. Der Zauber des Goldes - da also, wo sich zur besonderen Materie gestaltet dasjenige, was in der Natur vorhanden ist - und der Zauber des Edelsteins - da, wo sich aufhellt dasjenige, was sonst dunkel den Raum ausfüllt, da, wo Licht wird innerhalb des Materiellen, in dem, was sonst als Finsternis waltet im Materiellen -, das war es, dem sich nun nicht die Priesterschaft hingab, sondern dem sich hingab die profane Menschheit, die außerhalb der Kirche stehende Menschheit.

Und so kam es, daß aus gewissen Impulsen, die sehr, sehr alt sind - als die Freie-Städte-Kultur sich begründete in der Art, wie ich das neulich ausgeführt habe, als überall die Freien-Städte-Bildungen entstanden -, daß in diesen Freien-Städte-Bildungen an die Oberfläche kamen, wie durch Wogen des geistigen Lebens an die Oberfläche kamen, die Freude am Edelstein, die Freude am Gold, die Freude an der Bearbeitung des Goldes, die Freude an der Verwendung des Edelsteines. So wie aus Himmelshöhen herunter die Kirche das Zeichen bringen wollte, so wollte aus den Tiefen der Erde heraus dasjenige, was dann Freie-Städte-Kultur geworden ist, das Geheimnis des Goldes, das Geheimnis des Edelsteines bringen. Nicht ein bloßer Zufall, sondern eine tiefe historische Notwendigkeit ist es, daß aus der Städtekultur heraus sich die Goldschmiedekunst entwickelt hat und, ich möchte sagen nur wie ein Annex der Goldschmiedekunst, die andere metallische Kunst, daß sich aber auch die Sehnsucht aus der Städtekultur heraus ergeben hat, den Edelstein zu verwenden, weil Gold und Edelstein den Zauber enthalten, weil der Zauber von unten dem Naturalistischen, das sich vor den Sinnen ausbreitete, entwunden werden sollte.“ (Lit.:GA 292, S. 308f)

Form und Entwicklungen

Stadtgröße und Stadttyp

Je nach Größe, Bedeutung, Verbund oder Funktion einer Stadt unterscheidet man

Definition nach Einwohnerzahl

Während etwa in Dänemark die Untergrenze der Bevölkerungszahl bei einer städtischen Siedlung bei 200 Einwohnern liegt, sind es in Deutschland und Frankreich 2000, in Österreich 5000, in der Schweiz, Italien, Spanien und Großbritannien 10.000 und in Japan 50.000 Einwohner.

Der Begriff Stadt ist rechtlich nicht eindeutig definiert, und so gibt es Gegenbeispiele: Die kleinste Stadt Deutschlands ist mit 278 Einwohnern (2014) Arnis. Es wurde 1934 zur Stadt ernannt, da die Ortsbezeichnung Flecken abgeschafft wurde. Die kleinste Stadt mit altem Stadtrecht (verliehen 1326) ist Neumark in Thüringen mit 453 Einwohnern (2014). Andererseits haben unter anderem Haßloch mit über 20.000[1] und Seevetal mit über 40.000 Einwohnern kein Stadtrecht.[2] Auch der Regierungssitz der Niederlande, Den Haag, ist pro forma keine Stadt, obwohl er sogar über 500.000 Einwohner hat,[3] während Hum in Kroatien pro forma eine Stadt ist, die nur etwa 30 Einwohner zählt.

Stadtplanung, Städtebau

Hauptartikel: Stadtplanung und Städtebau

Mit der Planung von Städten beschäftigt sich die Stadtplanung und der Städtebau. Essenziell für das Funktionieren einer Stadt sind die Stadt- und Verkehrsplanung. Bebauungs- und Flächennutzungspläne beschäftigen sich mit der optimalen Abstimmung von privat, kommerziell und öffentlich genutzten Flächen, Gebäuden und Einrichtungen. Stadtentwicklungspläne geben die Richtung der Stadtentwicklung vor und können negative Auswirkungen gegenwärtiger Probleme und Trends wie Urbanisierung und Suburbanisierung durch geschickte Planung für die Zukunft minimieren.

Stadt und Verstädterung

Die Zahl der Städte nimmt zu, dies kann durch Neugründungen oder Verleihung des Stadttitels geschehen. Typische Gründungsphasen sind Hochmittelalter, Barock (Residenz-/Festungsstädte) und das Industriezeitalter (Wolfsburg, Eisenhüttenstadt). Um 1800 lebten nur etwa 25 % der deutschen Bevölkerung in Städten und 75 % auf dem Land, 2005 wohnt 85 % der Bevölkerung in der Stadt. Eine ähnliche Entwicklung ist in allen Industrienationen zu verzeichnen, in denen heute (2005) zwischen 61 % der Bürger, wie in Irland, und bis zu 97 %, wie in Belgien in der Stadt wohnen. Weitere Angaben: Japan: 66 %, Österreich: 66 %, Italien: 68 %, Russland: 73 %, Schweiz: 75 %, Frankreich: 77 %, Vereinigte Staaten: 81 %, Vereinigtes Königreich: 90 %.

Ausgesprochen niedrig ist der Anteil an der städtischen Bevölkerung in einigen Entwicklungsländern. Auch hierzu einige Daten (2005): Afghanistan: 23 %, Äthiopien: 16 %, Bangladesch: 25 %, Eritrea: 19 %, Kenia: 21 %, Demokratische Republik Kongo: 32 %, Laos 25 %, Niger 17 %, Ruanda 19 %, Sri Lanka 15 %, Tansania: 24 %, Uganda: 13 %, Vietnam: 28 %.

Folgende Anteile der städtischen Bevölkerung in % und im Vergleich dazu folgendes Bruttonationaleinkommen (BNE) in US-$ pro Kopf waren 2004 in den Weltregionen zu verzeichnen:[4]

Weltregionen Bevölkerung in % BNE in US-$
Afrika südl. der Sahara 36 601
Naher Osten und Nordafrika 56 1971
Südostasien 28 594
Ostasien und Pazifik 41 1416
Lateinamerika 77 3576
Europa und Zentralasien 64 3295
Unterentwickelte Welt 27 333
Welt 49 6329

Der Hauptgrund der Verstädterung ist der sich verändernde Anteil der Wertschöpfung in den einzelnen Wirtschaftssektoren und damit der Menschen, die dafür tätig sind (siehe Tabelle). Dazu folgende ausgewählte Länder im Vergleich:[5]

Wirtschaftssektor USA Deutschland Indien Tansania
I. Primär: Landwirtschaft 1,6 % 2,3 % 59 % 80 %
II. Sekundär: Industrie, Bergbau 22 % 30 % 22 % 9 %
III. Tertiärer: Dienstleistung, Handel 77 % 68 % 19 % 11 %
Urbanisierung in Europa 2010

In Deutschland wohnen wesentlich mehr Einwohner in Städten als im weltweiten Durchschnitt. Die Liste der Städte in Deutschland enthält eine vollständige Auflistung aller 2059 Städte in Deutschland. 2004 lebten 25,3 Millionen Einwohner (= 30 %) in 82 Großstädten über 100.000 Einwohner. Die elf Agglomerationsräume mit mehr als einer Million Einwohnern (davon drei mit mehr als drei Millionen Einwohner) zählen allein rund 25,6 Millionen Menschen.

In Österreich existierten im Jahr 2004 über 200 Städte, darunter fünf Großstädte einschließlich Wien, das als Agglomeration fast zwei Millionen Einwohner aufweist, sowie 72 Städte, mit mehr als 10.000 Einwohnern (dazu Liste der Städte in Österreich).

In der Schweiz gab es 2010 rund 230 Städte, darunter sechs Großstädte und 139 Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern (dazu Liste der Städte in der Schweiz).

In Europa (bis zum Ural) befanden sich (2004) etwa 17 Agglomerationen mit mehr als drei Millionen Einwohnern und etwa 35 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern (dazu Liste der größten Städte der Europäischen Union).

Weltweit existieren (2006) über 134 Agglomerationen mit mehr als drei Millionen Einwohnern, mehr als 62 Städte mit mehr als 3 Millionen Einwohnern und über 310 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern. Seit dem Jahr 2006 wohnt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, während 1950 noch 70 % auf dem Land lebten. Nach Prognosen der UNO wird der weltweite Anteil der städtischen Bevölkerung bis 2030 auf über 60 % steigen (siehe Liste der größten Metropolregionen der Welt). Ihre Einwohnerschaft ist oftmals ethnisch, sprachlich, sozial, kulturell, konfessionell sehr vielfältig.

Stadtrecht

Hauptmarkt in Trier mit Marktkreuz; Trier erhielt im Jahr 958 das Marktrecht.

Der historische Stadtbegriff, der sich in Europa aus dem mittelalterlichen Stadtrecht herleitet, hatte als wesentliche Merkmale das Marktrecht, das Recht auf Selbstverwaltung, die Freiheit der Stadtbürger, das Recht auf Besteuerung, der Gerichtsbarkeit, die Aufhebung der Leibeigenschaft, das Zollrecht, das Recht zur Einfriedung und Verteidigung sowie das Münzrecht.

Im heutigen deutschen Sprachraum gibt es kein Stadtrecht mehr im eigentlichen Sinne, d. h. die Selbstverwaltung in den Städten regeln staatliche Grundsätze und Ländergesetze. Bei den Gemeindeordnungen in Deutschland handelt es sich um Landesgesetze, die jeweils vom Parlament eines Bundeslandes erlassen werden. Die Gemeindeordnung ist die „Verfassung“ einer Gemeinde. Die Bezeichnung Stadt ist ein Titel.

Titularstadt nennt man eine Gebietskörperschaft, die formell den Titel Stadt trägt und in der Regel eine eigenständige Gemeinde ist, der jedoch mehrere Elemente einer Stadt fehlen. Titularstadt wird gelegentlich – in Nichtübereinstimmung mit der historischen Bedeutung – ein Ort genannt, der im Zuge einer kommunalen Neugliederung das Stadtrecht verloren hat, z. B. im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt.[6] In Einzelfällen wird der Zusatz aus historischen Gründen oder zur Differenzierung von anderen Orten als Teil des Namens geführt.

Auch heute noch ist das Überschreiten einer bestimmten Einwohnerzahl in den meisten Ländern nicht automatisch mit der Erhebung zur Stadt verbunden, sondern es bedarf eines ausdrücklichen Beschlusses einer höherrangigen Gebietskörperschaft – in Deutschland und Österreich ist dies das jeweilige Bundesland. Im Bundesland Oberösterreich wird seit 2002 als einziges Kriterium eine Bevölkerungszahl von über 4500 gefordert. In Deutschland gibt es mit dem Deutschen Städtetag eine eigene Organisation,[7] in Österreich wird mit der Statutarstadt auch eine Verwaltungsfunktion festgelegt.

In den USA erfolgt der Erwerb von Stadtrechten über die Anerkennung einer eigenständigen Stadtverwaltung durch die nächsthöhere Verwaltungsorganisation. Eine Gemeinde gründet sich hierbei selbst und meldet die Selbstverwaltung als Municipal Corporation an.

Stadtstatus

In Deutschland unterscheidet man rechtlich

Alle zusammen, auch die kreisfreien Städte, sind Gemeinden.

  • kreisfreie Städte, das sind solche Städte, die keinem Landkreis angehören. Sie bilden sozusagen einen eigenen Kreis. Im Gegensatz zu kreisangehörigen Städten haben kreisfreie Städte zusätzliche Aufgaben. So sind sie unter anderem untere staatliche Aufsichtsbehörde oder Aufgabenträger für den öffentlichen Nahverkehr. Diese Aufgaben werden bei Gemeinden (und damit auch kreisangehörigen Städten) von den Landkreisen wahrgenommen.

Auf amtlichen topografischen Karten Deutschlands werden Städte in Versalien beschriftet. Diese Konvention wurde weithin von Herstellern von Straßenatlanten übernommen, jedoch in den digitalen Kartenangeboten nicht mehr fortgeführt.

In Österreich unterscheidet man zwischen Städten mit eigenem Statut (sind Gemeinden die zugleich die Aufgaben eines Bezirkes übernehmen) und sonstigen Städten (sind Gemeinden, die zu einem Bezirk gehören). Eine Stadt mit eigenem Statut ist meist auch Sitz der Bezirkshauptmannschaft des Umland-Bezirks, der auch in den meisten Fällen so heißt (zum Beispiel Innsbruck Stadt und Innsbruck Land). Heute kann jede Stadt mit mehr als 20.000 Einwohnern ein eigenes Statut anfordern. Eine der kleinsten Städte überhaupt ist das niederösterreichische Hardegg: mit allen eingemeindeten Orten hat es 1384 Einwohner, die eigentliche ursprüngliche Stadt jedoch nur 78. Die tatsächlich kleinste Stadt Österreichs ist Rattenberg mit 405 Einwohnern.

In der Schweiz gelten Ortschaften dann als Stadt, wenn sie entweder mehr als 10'000 Einwohner haben (Stadt im statistischen Sinne) oder wenn ihnen im Mittelalter das Stadtrecht verliehen wurde (Stadt im historischen Sinne). Verwaltungsrechtliche Bedeutung hat der Begriff Stadt in der Schweiz nicht.

In den Niederlanden ist der Stadtbegriff nicht an den Gemeindestatus gebunden. So werden oft Zentren von Großstädten und eingemeindete Orte aus historischen Gründen weiterhin als Städte bezeichnet.

Im Vereinigten Königreich unterscheidet man zwischen City und Town. Ein Ort darf erst dann als City bezeichnet werden, wenn die Königin oder der König diese zu einer solchen ernennt. In der Regel vergibt der Monarch diesen Titel erst dann, wenn die Siedlung eine Kathedrale besitzt. Die Großstadt Stockport ist beispielsweise keine City, sondern Town, wohingegen die Stadt Sunderland eine City ist. Der Verwaltungsbezirk Greater London ist keine City, aber innerhalb dieser Gebietskörperschaft gibt es die City of London und die City of Westminster.

In Schweden ging man bei der Gemeindereform von 1971 einen anderen Weg. Die Begriffe Stadt (stad) und Minderstadt (köping) wurden aus der verwaltungstechnischen Terminologie gestrichen und durch Ortschaft (tätort) ersetzt. Im allgemeinen Sprachgebrauch existiert die Bezeichnung stad für größere Siedlungen aber weiterhin.

Siedlungsstruktur

Der Begriff Siedlungsstruktur beschreibt die Struktur der menschlichen Siedlungen. Darin ist die Verteilung der Bevölkerung im Raum, die Art und Dichte der Bebauung, Nutzungen, Infrastruktur und zentrale Einrichtungen enthalten.[8]

Eine grundlegende Theorie zur Verteilung zentraler Nutzungen im Raum stammt von Walter Christaller. Anhand von Untersuchungen in Süddeutschland entwickelte er 1933 die Zentrale-Orte-Theorie. „Zentrale Orte“ besitzen einen Bedeutungsüberschuss: Sie sind Standort von Angeboten (zum Beispiel Einkaufsmöglichkeiten), die nicht nur von den eigenen Bewohnern, sondern regelmäßig auch von Einwohnern der Nachbargemeinden genutzt werden. Christaller entwickelte ein hierarchisches System zentraler Orte mit zehn Stufen. Orte höherer Hierarchie-Stufe besitzen weitere solcher Einrichtungen: Eine Großstadt besitzt nicht nur Einkaufsmöglichkeiten, sondern häufig auch eine Universität und spezialisierte Kliniken, die ein weiteres Umfeld versorgen. Das heute von der Raumordnung und Landesplanung genutzte System zentraler Orte besitzt (je nach Bundesland) vier bis fünf Stufen.[9]

Die Siedlungsstruktur wird entsprechend dem föderalen Staatsaufbau in Deutschland auf mehreren Ebenen geplant:[10]

  • Raumordnung (auf Bundesebene insbesondere durch das Raumordnungsgesetz ROG)
  • Landesplanung (umfassen das Bundesland, werden vom Landtag beschlossen)
  • Regionalplanung (umfassen in Nordrhein-Westfalen Teile der Regierungsbezirke, in Süddeutschland mehrere Landkreise, beschlossen von der Regionalversammlung)
  • Flächennutzungspläne (umfassen die Gesamtfläche einer Kommune, werden vom Stadt- oder Gemeinderat beschlossen).

Stadtstruktur

Die Strukturen einer Stadt bestehen aus baulichen Elementen und aus Netzen. Sie müssen auf die Ausweitung und auf die Änderungen der Kapazitätsanforderungen der Stadt durch Ergänzungen, Komplettierungen oder Korrekturen angepasst werden. Lage, Bevölkerungsveränderungen, Bauwerke, Verkehrsstruktur, Netzwerke und Geschichte bestimmen und formen die Stadtentwicklung und die Eigenart der Stadt.

Die baulichen Elemente einer Stadtstruktur sind:

Die Stadt als Teil von Netzwerken:

  • Räumlich: Umland, andere Städte, Regionen, Land und Länder, ggf. auch Europa oder die Welt.
  • Funktional: Wirtschaft, Finanzwirtschaft, Handel, Politik, Soziales, Kultur, Sport usw.
  • Politisch: Ortsteil- oder Stadtteilbeirat, ggf. Bezirksrat, Stadtrat, Kreis, ggf. Regierungsbezirk, Land, Staat, Europäische Union
  • Bevölkerungsspezifisch: Abstammung und Sprache, Religion, Soziale Schicht, Lebensalter

Zu weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Planung – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Planung
Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Architektur und Bauwesen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Architektur und Bauwesen

Listen zum Thema Stadt (Auswahl)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Städte - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikiquote: Stadt – Zitate
 Wiktionary: Stadt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelanchweise

  1. Joachim Maschke: Die Bedeutung des Kulturtourismus für städtische Destinationen. In: Kulturtourismus. Grundlagen, Trends und Fallstudien. R. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1999, S. 83–104, auf S. 83.
  2. Walter Marquardt: Harburg – Stadt und Land. Sutton Verlag, Erfurt 2012, S. 25.
  3. Baedeker Reiseführer Niederlande. Verlag Karl Baedeker, 2016, S. 219.
  4. Der Fischer Weltalmanach. 2007, S. 525 und 537.
  5. Der Fischer Weltalmanach. 2008, S. 688.
  6. Kommunalverfassungsgesetz und Kommunalwahlgesetz des Landes Sachsen-Anhalt, S. 12 f. (PDF 682 KB) mi.sachsen-anhalt.de, abgerufen 10. September 2016.
  7. siehe Die Mitgliedsstädte des Deutschen Städtetages
  8. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
  9. Landesplanungsgesetz der Bundesländer
  10. ROG, BauGB


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