Zufall und Spektroskopie: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Zufall''' ([[Wikipedia:Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''zuoval''; {{ELSalt|τύχη}}, ''tyche'') erscheinen Ereignisse oder das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse, für die keine [[kausal]]e Begründung erkennbar ist, die also in diesem Sinn [[kontingent]] sind, und die trotz gleicher Vorbedingungen, sofern solche überhaupt hergestellt werden können, nicht mit gleichem Ausgang wiederholbar sind. Derartige Ereignisse werden als «[[Kontingenz|kontingent» bezeichnet. Offen bleibt dabei, ob der Zufall einem [[Wikipedia:Ontologie|ontologischen]] [[Indeterminismus]] entspringt, oder nur auf der Unkenntnis der zu Grunde liegenden Gesetzmäßigkeiten beruht. Von den [[Mystik]]ern des [[Wikipedia:14. Jahrhundert|14. Jahrhundert]]s wurde das Wort "Zufall" als [[Wikipedia:Lehnübersetzung|Lehnübersetzung]] für [[Latein|lat.]] ''[[accidens]]'' im Sinn eines bloß ''äußerlich Hinzukommendem'', einem ''nicht'' [[Wesenhaft]]em, gebraucht.
Als '''Spektroskopie''' oder '''Spektrometrie''' werden verschiedene [[physik]]alische Verfahren bezeichnet,durch die innerhalb eines spezifischen Erscheinungsbereiches (z.B. [[Licht]], [[Wärme]], [[Masse]], etc.) eine nach einer bestimmten Eigenschaft aufgefächerte, geordnete Intensitäts- bzw. Häufigkeitsverteilung, das [[Spektrum]], beobachtet bzw. registriert werden kann.  
 
Als Voraussetzung für die Veröffentlichung grundlegender Wahrheiten der [[Rosenkreuzer]] soll [[Christian Rosenkreutz]] laut [[Rudolf Steiner]] die vorläufige Lösung folgender Probleme durch die äußere Naturwissenschaft bezeichnet haben, zu denen auch die '''Spektralanalyse''' zählt {{Lit|{{G|262|23}}}}:


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"In der physischen Welt von «Zufall» sprechen, ist gewiß
::#Die Entdeckung der Spektralanalyse, wodurch die materielle Konstitution des Kosmos an den Tag kam.
nicht unberechtigt. Und so unbedingt der Satz gilt: «Es gibt
::#Die Einführung der materiellen Evolution in die Wissenschaft vom Organischen.
keinen Zufall», wenn man alle Welten in Betracht zieht, so
::#Die Erkenntnis der Tatsache eines anderen als des gewöhnlichen Bewusstseinszustandes durch die Anerkennung des Hypnotismus und der Suggestion.  
unberechtigt wäre es, das Wort «Zufall» auszumerzen, wenn
bloß von der Verkettung der Dinge in der physischen Welt
die Rede ist. Der Zufall in der physischen Welt wird nämlich
dadurch herbeigeführt, daß sich in dieser Welt die Dinge im
sinnlichen Raume abspielen. Sie müssen, insofern sie sich in
diesem Raume abspielen, auch den Gesetzen dieses Raumes
gehorchen. In diesem Raume aber können äußerlich Dinge zusammentreffen,
die zunächst innerlich nichts miteinander zutun
haben." {{Lit|{{G|034|362f}}}}
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== Spektralanalyse ==
Die [[Wikipedia:1859|1859]] von [[Wikipedia:Gustav Robert Kirchhoff|Gustav Robert Kirchhoff]] und [[Wikipedia:Robert Wilhelm Bunsen|Robert Wilhelm Bunsen]] entwickelte ''Spektralanalyse'' ermöglicht es, alle [[Chemisches Element|chemischen Elemente]] eindeutig durch ihr Absorptions- oder Emissionsspektrum zu identifizieren.


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"Naturgesetze
"Denken Sie sich, wir verbrennen einen metallartigen Körper, bringen
anerkennen, die in den chemischen, in den physikalischen
ihn immer mehr und mehr zur Erhitzung, so daß dieser
Vorgängen wirken, das ist ein Mut, der ja da ist, den die Menschen
metallartige Körper sehr heiß wird. Dann wird dieser metallartige
haben, und er soll ihnen nicht abgesprochen werden; aber er ist billig.
Körper zunächst, wie Sie ja wissen, rotglühend, zuletzt weißglühend,
Denn die Welt läßt sich nicht leicht als eine bloße Zufälligkeit betrachten,
wie man sagt. Also denken Sie sich, wir haben eine Art von
insofern man es mit Naturtatsachen zu tun hat. Aber der Mut
Flamme dadurch hervorgerufen, daß wir, ich möchte sagen, eigentlich
verdunstet gegenüber den Dingen, die man gewöhnlich als zufällig
eine Metallflamme da haben. Aber es ist nicht eine eigentliche
bezeichnet, wo der Mensch gerade stark sein sollte - nämlich dem
Flamme, es ist ein glühendes Metall, ein Metall, das ganz
Zufall gegenüber - und sich sagen sollte: Da treten mir in einer gewissen
glüht. Wenn man nun ein solches Metall, das ganz glüht, durch ein
Sphäre Ereignisse gegenüber, welche sich scheinbar sinnlos
sogenanntes Prisma anschaut, dann sieht man nicht eine weißglühende
zusammenschließen; ich werde einen tieferen Sinn darin suchen. -
Masse, sondern man sieht dieselben sieben Farben wie beim
Hineintragen den Sinn in die äußere Zufälligkeit, das hieße, sich mit
Regenbogen.
starker Seele den äußeren Zeichen entgegenwerfen, so daß der Mut
 
auch andauerte gegenüber den scheinbar zufälligen Ereignissen. So
Ich werde das jetzt schematisch zeichnen (siehe Zeichnung).
daß also das heutige Phantasieren gegenüber dem Zufall aus einer
Denken Sie sich, da hier wäre dieses glühende Metall, und nun
inneren Schwäche stammt, weil sich der Mensch nicht getraut gegenüber
habe ich hier ein solches Prisma. Sie wissen ja, was ein Prisma ist.
den Dingen, die er heute Zufall nennt, ein Gesetz anzuerkennen.
Da ist es von der Seite gezeichnet, so ein dreieckiges Glas. Da ist
Das ist etwas, was man bezeichnen darf als wissenschaftliche Feigheit,
mein Auge. Jetzt schaue ich da durch. Da sehe ich jetzt nicht einen
als Feigheit der Wissenschaft gegenüber dem Zufall: stehenzubleiben
weißen Körper, sondern ich sehe die sieben Farben des Regenbogens,
und nicht den Mut zu haben, in das, was sich als ein bloßes wirres
die sieben aufeinanderfolgenden Farben Rot, Orange, Gelb,
Chaos darbietet, die Gesetze hineinzutragen, weil das Gesetz sich nicht
Grün, Blau, Indigoblau, Violett. Also durch das Prisma sehe ich
selbst anbietet und dazu zwingt, es aus innerem Mut hineinzutragen.
dasjenige, was eigentlich weiß ist, was weißglühend ist, in sieben
Daher muß entgegentreten der mutiosen Wissenschaft, die sich heute
Farben. Daraus geht Ihnen hervor, daß man dasjenige, was weißglühend
bloß auf Naturgesetze ausdehnen will, die mutvolle, starke, kühne
ist, in den Regenbogenfarben schimmern sehen kann.
Wissenschaft des Geistes, welche die innere Seele so belebt, daß in das
 
scheinbare Chaos der Zufälligkeiten Gesetz und Ordnung hineingebracht
[[Datei:GA291a 109.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 291a, S 109]]
wird. Und das ist diejenige Seite der Geisteswissenschaft, von
 
der man sagen muß: Der Mensch soll durch sie stark werden, um
Nun kann man noch etwas anderes machen, was ganz außerordentlich
nicht bloß dort Gesetzmäßigkeiten anzuerkennen, wo die äußeren
interessant ist. Sehen Sie, eine solche weißglühende Masse
Verhältnisse zu Stärke und Mut zwingen, sondern auch dort, wo er
kann man nur hervorrufen, wenn man ein Metall, überhaupt einen
sein Inneres aufrufen muß, um so zu sprechen, wie sonst nur die Naturereignisse
festen Körper, glühend macht. Wenn ich aber ein Gas habe und
mit ihrem Zwange zu ihm sprechen." {{Lit|{{G|133|53f}}}}
verbrenne das Gas, dann bekomme ich, wenn ich durchs Prisma
</div>
schaue, nicht die sieben Farben, nicht ein solches Siebenfarbenband,
sondern etwas ganz anderes.
 
Sie können nun sagen: Wie bekommt man denn ein glühendes
Gas? - Ja , ein glühendes Gas kann man sehr einfach bekommen.
Denken Sie sich zum Beispiel, ich habe das gewöhnliche Kochsalz.
In dem gewöhnlichen Kochsalz sind zwei Stoffe drinnen,
erstens ein metallartiger Stoff, den man Natrium nennt, und dann
ist noch Chlor drinnen. Das ist ein Gas, das, wenn man es irgendwo
ausbreitet, wenn es irgendwo ist, einem gleich scharf in
die Nase faucht. Das ist dasselbe Gas, das man zum Beispiel zum
Bleichen von Wäsche verwendet. Die Wäschestücke werden gebleicht
davon, wenn man Chlor darüberstreichen läßt.
 
Wenn man also Natrium und Chlor zusammen hat, als einen
Körper, ist es unser gewöhnliches Kochsalz, mit dem wir unsere
Speisen salzen. Wenn man das Chlor wegnimmt und das Natrium,
das dann weißlich ist, in eine Flamme gibt, so wird die Flamme
ganz gelb. Woher kommt das? Ja, meine Herren, das kommt
davon her, weil das Natrium, wenn die Flamme heiß genug ist,
zum Gas wird, und dann verbrennt das Natriumgas gelb, gibt eine
gelbe Flamme. Wir haben also jetzt nicht nur einen richtig glühenden
Metallkörper, sondern wir haben eine gasige Flamme. Wenn
ich jetzt dieses durch mein Prisma anschaue, dann wird das nicht
in derselben Weise siebenfarbig, sondern es bleibt im wesentlichen
gelb. Nur auf der einen Seite hat es - da muß man aber schon sehr,
sehr scharf zuschauen - etwas Bläuliches und etwas Rötliches.
Aber im ganzen bemerkt man das eigentlich nicht; man sieht da
auch nur das Gelbe.
 
[[Datei:GA291a 110.gif|center|300px|Zeichnung aus GA 291a, S 109]]


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Aber das ist nun alles noch nicht das Interessante. Das Allerinteressanteste
"Ahriman ist das Prinzip, das sich in unsere Wahrnehmungen mischt
ist das: Wenn ich die ganze Geschichte hier aufstelle,
und von außen in uns hineinzieht. Nun wirkt Ahriman am allerstärksten
die gelbe Flamme hier hereingebe (Zeichnung Seite 109) und nun
in den Fällen, wo wir das Gefühl haben: Hier kommst du mit deinem
wieder durch mein Prisma gucke, was werden Sie sagen? Sie
Denken nicht mehr nach; da stehst du an einem kritischen Punkt
werden sagen: Wenn ich da durchgucke, habe ich da Rot, Orange,
mit deinem Denken, da fängt sich das Denken wie in einem Gedankenknäuel.
Gelb, Grün und so weiter. Da ist auch Gelb, werden Sie sagen.
- Da ergreift das ahrimanische Prinzip die Gelegenheit, um wie
Also wenn ich da durchgucke, wird das Gelbe hier besonders
durch einen Spalt der Außenwelt in uns einzudringen. Wenn wir den
stark sein, werden Sie sagen, es wird ein besonders helles Gelb
Gang der Weltereignisse verfolgen und die mehr offenbaren Ereignisse
sein, ein recht leuchtendes Gelb. - Ja, sehen Sie, das ist nicht der
ansehen, wenn wir zum Beispiel die heutige Physik zurückverfolgen bis
Fall. Was da ist, das ist, daß gar kein Gelb erscheint, daß das Gelbe
zu dem Moment, wo Galilei vor der schwingenden Kirchenlampe im
ganz ausgeschieden wird, weggelöscht wird und eine schwarze
Dom zu Pisa saß, so können wir ein Gedankennetz über alle Ereignisse
Stelle da ist. Geradeso wie es eine gelbe Gasflamme geben kann, so
spinnen, das uns die Sache leicht erklärt; überall werden uns die Dinge
gibt es ja auch zum Beispiel eine blaue. Man kann auch Stoffe
erklärlich werden. Da aber, an der Stelle, wo wir zu der schwingenden
finden, wie zum Beispiel Lithium, das eine rote Flamme hat.
Kirchenlampe kommen, da verwickeln sich unsere Gedanken. Da ist
Kalium und ähnliche [Stoffe] haben eine blaue Flamme. Wenn Sie
das Fenster, wo die ahrimanischen Kräfte am allerstärksten in uns eindringen,
nun zum Beispiel eine blaue Flamme hier hereinstellen, so ist es
und da hört unser Denken auf, dasjenige aus den Erscheinungen
nicht etwa so, daß das Blau hier stärker erscheint, sondern wiederum
zu begreifen, was Vernunft und Verständnis in die Sache hineinbringen
ist hier eine schwarze Stelle. Das Eigentümliche ist also:
kann. Da sitzt aber auch das, was man den Zufall nennt. Er
Wenn man etwas glühend macht, wenn etwas als fester Körper
sitzt da, wo uns Ahriman am allergefährlichsten wird. Diejenigen Erscheinungen
ganz glüht und nicht Gas ist, sondern glüht, dann bekommt man
nennt der Mensch zufällig, bei denen er durch den ahrimanischen
dieses Farbenband von sieben Farben. Wenn man aber nur ein
Einfluß am allerleichtesten getäuscht werden kann.
brennendes Gas hat, dann bekommt man mehr oder weniger eine
einzelne Farbe, und diese einzelne Farbe löscht dann dasjenige aus
in dem ganzen Farbenband, was sie selber als Farbe hat.


So wird der Mensch verstehen lernen, daß es nicht in der Natur der
Das, was ich Ihnen jetzt erzähle, das wissen die Menschen
Tatsachen liegt, wenn er irgendwo veranlaßt wird, von Zufall zu
verhältnismäßig noch nicht seit sehr langer Zeit, sondern das ist
sprechen, sondern daß es an ihm, an seiner Entwickelung liegen wird.
erst 1859 gefunden worden. 1859 hat man erst gefunden: In einem
Und er wird sich nach und nach dazu erziehen müssen, Maja und Illusion
siebenfarbigen Farbenband, das von einem glühenden festen Körper
zu durchdringen, das heißt, dort die Dinge zu durchdringen, wo
ausgeht, löschen einzelne Farben, die von glühenden Gasen,
Ahriman am stärksten wirkt." {{Lit|{{G|120|111f}}}}
brennenden Gasen herkommen, die entsprechenden Farben aus." {{Lit|{{G|291a|108ff}}}}
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== Literatur ==
== Literatur ==


#Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge1|33}}
#Rudolf Steiner / Marie Steiner-von Sivers: ''Briefwechsel und Dokumente 1901–1925'', 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, [[GA 262]] (2002), ISBN 3-7274-2620-9 {{Briefe|262}}
#Rudolf Steiner: ''Die Offenbarungen des Karma'', [[GA 120]] (1992), ISBN 3-7274-1200-3 {{Vorträge|120}}
#Rudolf Steiner: ''Farbenerkenntnis'', [[GA 291a]] (1990), ISBN 3-7274-2915-1 {{Vorträge|291a}}
#Rudolf Steiner: ''Der irdische und der kosmische Mensch'', [[GA 133]] (1989), ISBN 3-7274-1330-1 {{Vorträge|133}}


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Philosophie]]
== Weblinks ==
{{Commonscat|Spectroscopy|Spektroskopie}}
 
[[Kategorie:Naturwissenschaft]] [[Kategorie:Physik]] [[Kategorie:Chemie]]

Version vom 26. Juni 2015, 16:11 Uhr

Als Spektroskopie oder Spektrometrie werden verschiedene physikalische Verfahren bezeichnet,durch die innerhalb eines spezifischen Erscheinungsbereiches (z.B. Licht, Wärme, Masse, etc.) eine nach einer bestimmten Eigenschaft aufgefächerte, geordnete Intensitäts- bzw. Häufigkeitsverteilung, das Spektrum, beobachtet bzw. registriert werden kann.

Als Voraussetzung für die Veröffentlichung grundlegender Wahrheiten der Rosenkreuzer soll Christian Rosenkreutz laut Rudolf Steiner die vorläufige Lösung folgender Probleme durch die äußere Naturwissenschaft bezeichnet haben, zu denen auch die Spektralanalyse zählt (Lit.: GA 262, S. 23):

  1. Die Entdeckung der Spektralanalyse, wodurch die materielle Konstitution des Kosmos an den Tag kam.
  2. Die Einführung der materiellen Evolution in die Wissenschaft vom Organischen.
  3. Die Erkenntnis der Tatsache eines anderen als des gewöhnlichen Bewusstseinszustandes durch die Anerkennung des Hypnotismus und der Suggestion.

Spektralanalyse

Die 1859 von Gustav Robert Kirchhoff und Robert Wilhelm Bunsen entwickelte Spektralanalyse ermöglicht es, alle chemischen Elemente eindeutig durch ihr Absorptions- oder Emissionsspektrum zu identifizieren.

"Denken Sie sich, wir verbrennen einen metallartigen Körper, bringen ihn immer mehr und mehr zur Erhitzung, so daß dieser metallartige Körper sehr heiß wird. Dann wird dieser metallartige Körper zunächst, wie Sie ja wissen, rotglühend, zuletzt weißglühend, wie man sagt. Also denken Sie sich, wir haben eine Art von Flamme dadurch hervorgerufen, daß wir, ich möchte sagen, eigentlich eine Metallflamme da haben. Aber es ist nicht eine eigentliche Flamme, es ist ein glühendes Metall, ein Metall, das ganz glüht. Wenn man nun ein solches Metall, das ganz glüht, durch ein sogenanntes Prisma anschaut, dann sieht man nicht eine weißglühende Masse, sondern man sieht dieselben sieben Farben wie beim Regenbogen.

Ich werde das jetzt schematisch zeichnen (siehe Zeichnung). Denken Sie sich, da hier wäre dieses glühende Metall, und nun habe ich hier ein solches Prisma. Sie wissen ja, was ein Prisma ist. Da ist es von der Seite gezeichnet, so ein dreieckiges Glas. Da ist mein Auge. Jetzt schaue ich da durch. Da sehe ich jetzt nicht einen weißen Körper, sondern ich sehe die sieben Farben des Regenbogens, die sieben aufeinanderfolgenden Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigoblau, Violett. Also durch das Prisma sehe ich dasjenige, was eigentlich weiß ist, was weißglühend ist, in sieben Farben. Daraus geht Ihnen hervor, daß man dasjenige, was weißglühend ist, in den Regenbogenfarben schimmern sehen kann.

Zeichnung aus GA 291a, S 109
Zeichnung aus GA 291a, S 109

Nun kann man noch etwas anderes machen, was ganz außerordentlich interessant ist. Sehen Sie, eine solche weißglühende Masse kann man nur hervorrufen, wenn man ein Metall, überhaupt einen festen Körper, glühend macht. Wenn ich aber ein Gas habe und verbrenne das Gas, dann bekomme ich, wenn ich durchs Prisma schaue, nicht die sieben Farben, nicht ein solches Siebenfarbenband, sondern etwas ganz anderes.

Sie können nun sagen: Wie bekommt man denn ein glühendes Gas? - Ja , ein glühendes Gas kann man sehr einfach bekommen. Denken Sie sich zum Beispiel, ich habe das gewöhnliche Kochsalz. In dem gewöhnlichen Kochsalz sind zwei Stoffe drinnen, erstens ein metallartiger Stoff, den man Natrium nennt, und dann ist noch Chlor drinnen. Das ist ein Gas, das, wenn man es irgendwo ausbreitet, wenn es irgendwo ist, einem gleich scharf in die Nase faucht. Das ist dasselbe Gas, das man zum Beispiel zum Bleichen von Wäsche verwendet. Die Wäschestücke werden gebleicht davon, wenn man Chlor darüberstreichen läßt.

Wenn man also Natrium und Chlor zusammen hat, als einen Körper, ist es unser gewöhnliches Kochsalz, mit dem wir unsere Speisen salzen. Wenn man das Chlor wegnimmt und das Natrium, das dann weißlich ist, in eine Flamme gibt, so wird die Flamme ganz gelb. Woher kommt das? Ja, meine Herren, das kommt davon her, weil das Natrium, wenn die Flamme heiß genug ist, zum Gas wird, und dann verbrennt das Natriumgas gelb, gibt eine gelbe Flamme. Wir haben also jetzt nicht nur einen richtig glühenden Metallkörper, sondern wir haben eine gasige Flamme. Wenn ich jetzt dieses durch mein Prisma anschaue, dann wird das nicht in derselben Weise siebenfarbig, sondern es bleibt im wesentlichen gelb. Nur auf der einen Seite hat es - da muß man aber schon sehr, sehr scharf zuschauen - etwas Bläuliches und etwas Rötliches. Aber im ganzen bemerkt man das eigentlich nicht; man sieht da auch nur das Gelbe.

Zeichnung aus GA 291a, S 109
Zeichnung aus GA 291a, S 109

Aber das ist nun alles noch nicht das Interessante. Das Allerinteressanteste ist das: Wenn ich die ganze Geschichte hier aufstelle, die gelbe Flamme hier hereingebe (Zeichnung Seite 109) und nun wieder durch mein Prisma gucke, was werden Sie sagen? Sie werden sagen: Wenn ich da durchgucke, habe ich da Rot, Orange, Gelb, Grün und so weiter. Da ist auch Gelb, werden Sie sagen. Also wenn ich da durchgucke, wird das Gelbe hier besonders stark sein, werden Sie sagen, es wird ein besonders helles Gelb sein, ein recht leuchtendes Gelb. - Ja, sehen Sie, das ist nicht der Fall. Was da ist, das ist, daß gar kein Gelb erscheint, daß das Gelbe ganz ausgeschieden wird, weggelöscht wird und eine schwarze Stelle da ist. Geradeso wie es eine gelbe Gasflamme geben kann, so gibt es ja auch zum Beispiel eine blaue. Man kann auch Stoffe finden, wie zum Beispiel Lithium, das eine rote Flamme hat. Kalium und ähnliche [Stoffe] haben eine blaue Flamme. Wenn Sie nun zum Beispiel eine blaue Flamme hier hereinstellen, so ist es nicht etwa so, daß das Blau hier stärker erscheint, sondern wiederum ist hier eine schwarze Stelle. Das Eigentümliche ist also: Wenn man etwas glühend macht, wenn etwas als fester Körper ganz glüht und nicht Gas ist, sondern glüht, dann bekommt man dieses Farbenband von sieben Farben. Wenn man aber nur ein brennendes Gas hat, dann bekommt man mehr oder weniger eine einzelne Farbe, und diese einzelne Farbe löscht dann dasjenige aus in dem ganzen Farbenband, was sie selber als Farbe hat.

Das, was ich Ihnen jetzt erzähle, das wissen die Menschen verhältnismäßig noch nicht seit sehr langer Zeit, sondern das ist erst 1859 gefunden worden. 1859 hat man erst gefunden: In einem siebenfarbigen Farbenband, das von einem glühenden festen Körper ausgeht, löschen einzelne Farben, die von glühenden Gasen, brennenden Gasen herkommen, die entsprechenden Farben aus." (Lit.: GA 291a, S. 108ff)

Literatur

  1. Rudolf Steiner / Marie Steiner-von Sivers: Briefwechsel und Dokumente 1901–1925, 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, GA 262 (2002), ISBN 3-7274-2620-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Farbenerkenntnis, GA 291a (1990), ISBN 3-7274-2915-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

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