Tattva und Nirvana: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Tattvas''' ([[Sanskrit|skrt.]] तत्त्व = ''Dasheit'', ''Prinzip'', ''Wirklichkeit'') sind nach [[Urindische Kultur|indisch]]er Lehre die grundlegenden '''Daseinsfaktoren''', aus denen alles [[Sein]] aufgebaut ist. Die Anzahl der Daseinsfaktoren variiert in den verschiedenen philosophischen Systemen. Die Philosophie des  [[Samkhya]] geht von 25 Daseinsfakoren aus, der [[Wikipedia:Shivaismus|Shivaismus]] zählt 36 Faktoren auf. Die “Indischen Materialisten“ lassen nur 4 bzw. 5 Tattvas gelten.
Auf dem '''Nirvanaplan''', im '''Nirvana''' ([[Sanskrit|skrt.]], n., निर्वाण, nirvāṇa; ''Erlöschen'' oder wörtlich „Ver-wehen“, von nis, nir = ''aus'', vā = ''wehen'') bzw. '''Nibbana''' ([[Wikipedia:Pali|Pali]], nibbāna), liegt die Quelle allen aktiven [[Sein]]s. Hier entsprint die [[Schöpfung aus dem Nichts]]. Der Nirvanaplan, der noch über der [[Welt der Vorsehung]], dem [[Buddhiplan]], liegt, ist erfüllt von höchster Tätigkeit. Hier haben zugleich alle Taten, die der [[Mensch]] auf dem [[Physischer Plan|physischen Plan]] vollbringt, ihr geistiges Gegenbild und schreiben sich so in die [[Akasha-Chronik]] ein.  


===Tattva in der Lehre des Samkhya===
<div style="margin-left:20px">
In der Lehre des [[Sankhya]] wird von zwei Grundprinzipen ausgegangen, welche die Welt gestalten. Dies sind die rein geistigen, bewussten, unwandelbaren Seelen ([[Purusha]]) und die unbewusse, aktive Urnatur ([[Prakriti]]).
"Wenn man im Sinne dieser [[Pläne]] den Menschen betrachtet, so wird man sehen, daß jedem Gedanken, den der Mensch denkt, als Reaktion auf dem entsprechenden andern Plan, ein anderer, aktiver Gedanke folgt. Wenn man auf dem niederen Mentalplan einen Gedanken hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem höheren Mentalplan. Wenn man ein Gefühl hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Budhiplan. Wenn man auf dem physischen Plan tätig ist bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Nirvanaplan. Wie früher der aktive Gedanke unser passives Denken geschaffen hat, so schafft sich ein aktiver Gedanke ein entsprechendes passives Gegenbild auf dem höheren Mentalplan und so weiter. Es kann also kein Gedanke von uns gefaßt werden, der nicht sein Gegenbild hätte, ebenso kein Gefühl, keine Handlung.
Aus der Prakriti sollen in einem Prozess der “Entfaltung“ alle weiteren Daseinsfaktoren entstehen. Zusammen mit dem Purusha und der Prakriti  ergeben sich so eine Aufzählung von 25  '''tattvas''' (Daseinsfakoren) aus denen  der Gestaltungsprozess der Welt erklärt wird. Diese 25 tattvas sind:


Die Summe von all diesen Gegengedanken, Gegenerlebnissen, Gegenhandlungen nennt man [[Akasha-Chronik]]. Man kann also alle Gedanken des Menschen lesen auf dem höheren Mentalplan, alle Gefühle und Erlebnisse auf dem Budhiplan und alle Handlungen auf dem Nirvanaplan. Die Wesenheiten, welche nun den Zusammenhang zwischen den Gegenbildern und dem Menschen regeln, haben eine große Bedeutung. Die Gedanken lebt der Mensch auf dem Mentalplan aus. Was der Mensch in Gedanken abmacht, geschieht alles auf dem Mentalplan. Dort, im Devachan, baut er sich zwischen Tod und neuer Geburt den Charakter seines Gedankenkörpers für das neue Leben auf. Dort sind die Gegenbilder seiner früheren Gedanken. Die zieht er an seinen vom Physischen und Astralen befreiten Mentalkörper heran und bildet sich so seinen künftigen Mentalkörper nach den von ihm geschaffenen Gedankenbildern. Dagegen würde er nicht von selbst die Gegenbilder seiner Erlebnisse und Handlungen mit sich verbinden können. Das unterliegt von außen regelnden Wesenheiten, den Herren des Karma, den [[Lipikas]], die die geschaffenen Gegenbilder der Gefühle und Taten des Menschen auf dem Budhi- und dem Nirvanaplan mit ihm - der schon wieder die kamische und andere Hüllen um sich hat - in Zusammenhang bringen für die folgenden Inkarnationen." {{Lit| GA 89, S 174ff}}
</div>


{| class="prettytable" width="800px"
Aus dem Nirvanaplan stammt auch der [[geist]]ige [[Wesen]]skern des [[Mensch]]en, die [[Monade]], und wo er aus der vollen [[Freiheit]] seines [[Ich]]s tätig wird, handelt er aus dem Nirvana. Solche Taten haben weder karmische Ursachen, noch schaffen sie neues [[Karma]].
|'''Sanskrit''' ||'''Transliteration [[Wikipedia:IAST|IAST]]''' ||'''Bedeutung'''|| '''Daseinsgruppe''' ||'''Daseinsfaktor'''||
|-
| पुरुष||[[Purusha|puruṣa]] ||Seele, Bewusstsein || || eins ||
|-
| प्रकृति||[[Prakriti|prakṛti]] ||aktive Urnatur || || zwei||
|-
|बुद्धि|| [[buddhi]] || Intelligenz ||  || drei ||
|-
| अहंकार||[[ahaṃkāra]] || Ich-Bewusstsein ||  || vier ||
|-
| मनस् ||[[manas]]||  sinnengebundenes Denken||  || fünf ||
|-
|  शृनोति ||śṛnoti|| hören|| Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) || sechs||
|-
|त्वच् || tvac || berühren || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya) || sieben ||
|-
|चक्षण ||cakṣaṇa || sehen || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya)  || acht ||
|-
| रस ||rasa|| schmecken || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya)  || neun ||
|-
| घ्राण||ghrāṇa|| riechen || Erkenntnisvermögen (buddhîndriya)  || zehn ||
|-
|वाच् ||vāc|| sprechen || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || elf ||
|-
|पाणि ||pāṇi || greifen || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || zwölf ||
|-
|पाद ||pāda || Gehbewegung || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || dreizehn ||
|-
|पायु ||pāyu || Ausscheidung || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || vierzehn ||
|-
|उपस्थ ||upastha ||  Zeugung || Handlungsfähigkeit (karmendriya) || fünfzehn ||
|-
| शब्द ||śabda ||Klang ||subtiles Element (tanmātra) || sechzehn ||
|-
| स्पर्श ||sparśa ||Berührung ||subtiles Element (tanmātra) || siebzehn ||
|-
| रूप || rūpa|| Form ||subtiles Element (tanmātra) || achtzehn ||
|-
| रस ||rasa || Geschmack|| subtiles Element (tanmātra)|| neunzehn ||
|-
|गन्ध || gandha||Geruch ||subtiles Element (tanmātra) || zwanzig ||
|-
| आकाश ||ākāśa ||Raum, Äther ||grobstoffliches Element (mahābhūta)  ||einundzwanzig ||
|-
|वयु ||vayu ||Luft ||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| zweiundzwanzig ||
|-
|तेजस् ||tejas ||Feuer||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| dreiundzwanzig ||
|-
| अप् ||ap ||Wasser ||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| vierundzwanzig ||
|-
|पृथिवी ||pṛthivī  ||Erde ||grobstoffliches Element (mahābhūta)|| fünfundzwanzig ||
|-
|}


Die fünf untersten Tattvas (21 bis 25) bilden die als [[Pentagramm]] organisierten fünf Hauptströmungen des [[mensch]]lichen [[Ätherleib]]s {{Lit|{{G|266a|173ff}}}}
<div style="margin-left:20px">
"Und nun denken Sie sich einen Menschen, der zunächst durch Karma bestimmt wird; durch Handlungen, Gedanken, Gefühle aus der Vergangenheit. Man denke sich ihn dann so weit vorgeschritten, daß er alles Karma ausgelöscht hat, also dem Nichts gegenübersteht. Wenn er dann noch handelt, sagt man im Okkultismus: Er handelt aus dem Nirvana heraus. - Aus dem Nirvana heraus erfolgten zum Beispiel die Handlungen eines Buddha, eines Christus, wenigstens zum Teil. Der gewöhnliche Mensch nähert sich dem nur dann, wenn er künstlerisch, religiös oder weltgeschichtlich inspiriert wird.


===Tattva in der Lehre des Shivaismus===
Das intuitive Schaffen kommt aus dem «Nichts». Wer dazu kommen will, muß völlig frei von Karma werden. Er kann dann seine Impulse nicht mehr aus dem nehmen, woraus der Mensch sie gewöhnlich nimmt. Die Stimmung, die ihn dann überkommt, ist die der Gottseligkeit, die als Zustand auch Nirvana genannt wird." {{Lit|GA 93a, S 123f}}
</div>


Der Shivaismus bedient sich der 25 Prinzipien des Sankhya und versieht sie mit einem Überbau von 11 weiteren, deren Urgrund [[Shiva]] ist.
Im [[Buddhismus]] bezeichnet Nirvana jenen Zustand, in dem der [[Mensch]] durch die [[Erleuchtung]] ([[Bodhi]]) den Wahn des äußeren [[Dasein]]s und seiner eigenen [[Selbstheit]] überwunden hat und dadurch aus dem [[Rad der Wiedergeburten]] ([[Samsara]]) endgültig heraustritt und sich künftig nicht mehr auf [[Erde (Planet)|Erden]] [[Inkarnation|inkarnieren]] muss. Alles irdische [[Karma]] ist dann endgültig ausgelöscht.


===Tattva in der Lehre der Materialisten===
Als der [[Buddha]] in das Nirvana einging, hatte er damit einen Zustand erreicht, der der [[Verklärung]] [[Christi]] entspricht. Um im Nirvana aufgehen zu können, muss man das [[Ego]], das im [[Egoismus]] verhärtete nieder [[Ich]], in dem zugleich die Quelle des [[Das Böse|Bösen]] liegt, vollkommen überwunden haben. Das eigentliche, höhere Ich wird dadurch aber keineswegs ausgelöscht, wie aus einer falschen Interpretation der buddhistischen Lehre des [[Anatta]], des [[Nicht-Ich]], vielfach gefolgert wird, sondern vielmehr gestärkt. Als einer der wenigen westlichen Interpreten des Buddhismus ging [[Georg Grimm]] (1868 - 1945), ein Pionier des [[Wikipedia:Buddhismus in Deutschland|Buddhismus in Deutschland]], davon aus, dass der Buddha nicht lehren wollte, dass es im letzten Sinn kein Ich gibt, sondern dass er im Gegenteil das wahre und unsterbliche Ich des Menschen offenlegen wollte {{Lit|Grimm}}. Grimm wurde dafür von führenden Indologen stark angefeindet.


Die Lehre der Indischen Materialisten, die auch als [[Wikipedia:Charvaka|Charvaka]]s bezeichnet werden, nehmen eine Vielheit von ewig existierenden Elementen an, die durch Vermischung alles hervorbringen. Als Grundlage gelten die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft (die [[Mahabhuta|Mahābhūta]]) und eventuell als [[fünftes Element]] [[Akasha]], wie etwa im [[Vaisheshika]] des [[Kanada (Hinduismus)|Kanada]], der auch die indische [[Kanada (Hinduismus)#Atomlehre|Atomlehre]] begründete.
<div style="margin-left:20px">
"Das Böse* ist nichts anderes, als das nach außen geworfene, im Inneren des
Menschen notwendige Chaos*. Und in diesem Chaos, in dem, was im Menschen
sein muß, aber auch in ihm bleiben muß als ein Herd des Bösen, in dem muß das
menschliche Ich, die menschliche Egoität erhärtet werden. Diese menschliche
Egoität kann nicht jenseits der menschlichen Sinnessphäre in der Außenwelt leben.
Daher verschwindet das Ich-Bewußtsein im Schlafe, und wenn es auftritt in den
Träumen, so erscheint es sich oftmals fremd oder geschwächt. Das Ich, das da in
dem Herd des Bösen im Inneren eigentlich erhärtet wird, das kann da nicht hinein
jenseits der Sphäre der Sinneserscheinungen. Daher die Anschauung des altorientalischen
Weisen, daß man nur durch Hingabe, durch Liebe, durch Aufgabe des Ich da
eindringen kann, und daß, wenn man ganz eindringt, man nicht mehr lebt in einer
Welt des Vana, des Webens in dem Gewohnten, sondern in der Welt, wo dieses gewohnte
Dasein verweht ist, Nirvana ist. Diese Auffassung des Nirvana, des höchstgesteigerten
Hingebens des Ich, wie es im Schlafe vorhanden ist, war so in vollbewußter
Erkenntnis vorhanden für die Schüler der altorientalischen Zivilisation." {{Lit|GA 207, S 27}}
</div>
 
Nirvana zu erleben bedeutet, dass das [[Bewusstsein]] bis zum Nirvanaplan hinauf reicht. Nirvana wird erfahren als absoulte [[Leerheit]] ([[Sanskrit|skrt.]] [[Shunyata]]), als Negation jeglichen [[sinnlich]]en ''und'' [[übersinnlich]]en [[Sein]]s. Alles [[Schöpfung|Geschaffene]] ist überwunden und das [[Bewusstsein]] erwacht, nun von jeglichem [[Objekt]]- und [[Subjekt]]bezug gereinigt, im Zustand seiner eigentlichen [[Soheit]] ([[Sanskrit|skrt.]] [[Tathata]]) inmitten der schöpferischen Quelle des [[Geist]]es. Der so verstandene [[Begriff]] der Leerheit, als die das Nirvana erlebt wird, weist auf die wahre [[Wirklichkeit]] des [[Geist]]es, wie sie auch aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht aufgefasst wird. Der Geist kann nicht als ein in irgendeiner Form definierbares, d.h. abgrenzbares [[Sein]] beschrieben werden, hier gibt es nicht ''klein'' und ''groß'', kein ''oben'' und ''unten'' usw., sondern er verwirklicht sich im beständigen [[Schaffen aus dem Nichts|Schaffen und Selbsterschaffen aus dem Nichts]]. Der Nirvanaplan ist so schwer in Worten zu beschreiben, dass dafür bis heute noch keine zutreffende Bezeichnung in den europäischen Sprachen gefunden hat:
 
<div style="margin-left:20px">
"Wenn wir die europäischen Ausdrücke gebrauchen, nennen wir
den physischen Plan die Welt des Verstandes, das Astralische die Welt des Elementarischen,
das untere Devachan die himmlische Welt und das obere Devachan die Vernunftwelt.
Und weil der europäische Geist sich erst nach und nach heraufarbeitet,
um in seiner Sprache die entsprechenden wirklichen Ausdrücke zu haben, so hat er
dasjenige, was über der devachanischen Welt liegt, einen religiös
gefärbten Ausdruck bekommen und heißt die «Welt der Vorsehung», was darüber ist,
das konnte das alte Hellsehen zwar überblicken und alte Überlieferungen konnten
es der Menschheit geben, aus den europäischen Sprachen heraus konnte ihm aber
kein Name gegeben werden, weil heute erst der Seher sich wieder dazu heraufarbeitet.
So daß über der Welt der Vorsehung eine Welt liegt, für die es in ganz ehrlicher
und richtiger Weise den Namen in den europäischen Sprachen noch nicht geben
darf, denn es kann auch nicht ein beliebiger Name gefunden werden für das, was
sonst im Orientalischen «Nirvana» genannt wird und was über der Welt der Vorsehung,
dem Buddhiplan liegt." {{Lit|GA 116, S 31f}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band I: 1904 – 1909'', [[GA 266a]] (1995), ISBN 3-7274-2661-6 {{Schule|266a}}
#Georg Grimm: ''Die Lehre des Buddho. Die Religion der Vernunft und der Meditation.'', Hrsg. v. Maya Keller-Grimm u. Max Hoppe, Aurum Verlag, Freiburg 1988
#Rudolf Steiner: ''Bewusstsein, Leben, Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie.'', [[GA 89]] (2001)
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987)
#Rudolf Steiner: ''Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewusstseins'', [[GA 116]] (1982)
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophie als Kosmosophie – Erster Teil'', [[GA 207]] (1990)
 
{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Hinduismus]]  
[[Kategorie:Grundbegriffe]] [[Kategorie:Geistige Welt]] [[Kategorie:Nirvana]] [[Kategorie:Buddhismus]]
[[Kategorie:Indische Philosophie]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 21. Mai 2008, 09:10 Uhr

Auf dem Nirvanaplan, im Nirvana (skrt., n., निर्वाण, nirvāṇa; Erlöschen oder wörtlich „Ver-wehen“, von nis, nir = aus, vā = wehen) bzw. Nibbana (Pali, nibbāna), liegt die Quelle allen aktiven Seins. Hier entsprint die Schöpfung aus dem Nichts. Der Nirvanaplan, der noch über der Welt der Vorsehung, dem Buddhiplan, liegt, ist erfüllt von höchster Tätigkeit. Hier haben zugleich alle Taten, die der Mensch auf dem physischen Plan vollbringt, ihr geistiges Gegenbild und schreiben sich so in die Akasha-Chronik ein.

"Wenn man im Sinne dieser Pläne den Menschen betrachtet, so wird man sehen, daß jedem Gedanken, den der Mensch denkt, als Reaktion auf dem entsprechenden andern Plan, ein anderer, aktiver Gedanke folgt. Wenn man auf dem niederen Mentalplan einen Gedanken hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem höheren Mentalplan. Wenn man ein Gefühl hegt, bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Budhiplan. Wenn man auf dem physischen Plan tätig ist bewirkt dies ein Gegenbild auf dem Nirvanaplan. Wie früher der aktive Gedanke unser passives Denken geschaffen hat, so schafft sich ein aktiver Gedanke ein entsprechendes passives Gegenbild auf dem höheren Mentalplan und so weiter. Es kann also kein Gedanke von uns gefaßt werden, der nicht sein Gegenbild hätte, ebenso kein Gefühl, keine Handlung.

Die Summe von all diesen Gegengedanken, Gegenerlebnissen, Gegenhandlungen nennt man Akasha-Chronik. Man kann also alle Gedanken des Menschen lesen auf dem höheren Mentalplan, alle Gefühle und Erlebnisse auf dem Budhiplan und alle Handlungen auf dem Nirvanaplan. Die Wesenheiten, welche nun den Zusammenhang zwischen den Gegenbildern und dem Menschen regeln, haben eine große Bedeutung. Die Gedanken lebt der Mensch auf dem Mentalplan aus. Was der Mensch in Gedanken abmacht, geschieht alles auf dem Mentalplan. Dort, im Devachan, baut er sich zwischen Tod und neuer Geburt den Charakter seines Gedankenkörpers für das neue Leben auf. Dort sind die Gegenbilder seiner früheren Gedanken. Die zieht er an seinen vom Physischen und Astralen befreiten Mentalkörper heran und bildet sich so seinen künftigen Mentalkörper nach den von ihm geschaffenen Gedankenbildern. Dagegen würde er nicht von selbst die Gegenbilder seiner Erlebnisse und Handlungen mit sich verbinden können. Das unterliegt von außen regelnden Wesenheiten, den Herren des Karma, den Lipikas, die die geschaffenen Gegenbilder der Gefühle und Taten des Menschen auf dem Budhi- und dem Nirvanaplan mit ihm - der schon wieder die kamische und andere Hüllen um sich hat - in Zusammenhang bringen für die folgenden Inkarnationen." (Lit.: GA 89, S 174ff)

Aus dem Nirvanaplan stammt auch der geistige Wesenskern des Menschen, die Monade, und wo er aus der vollen Freiheit seines Ichs tätig wird, handelt er aus dem Nirvana. Solche Taten haben weder karmische Ursachen, noch schaffen sie neues Karma.

"Und nun denken Sie sich einen Menschen, der zunächst durch Karma bestimmt wird; durch Handlungen, Gedanken, Gefühle aus der Vergangenheit. Man denke sich ihn dann so weit vorgeschritten, daß er alles Karma ausgelöscht hat, also dem Nichts gegenübersteht. Wenn er dann noch handelt, sagt man im Okkultismus: Er handelt aus dem Nirvana heraus. - Aus dem Nirvana heraus erfolgten zum Beispiel die Handlungen eines Buddha, eines Christus, wenigstens zum Teil. Der gewöhnliche Mensch nähert sich dem nur dann, wenn er künstlerisch, religiös oder weltgeschichtlich inspiriert wird.

Das intuitive Schaffen kommt aus dem «Nichts». Wer dazu kommen will, muß völlig frei von Karma werden. Er kann dann seine Impulse nicht mehr aus dem nehmen, woraus der Mensch sie gewöhnlich nimmt. Die Stimmung, die ihn dann überkommt, ist die der Gottseligkeit, die als Zustand auch Nirvana genannt wird." (Lit.: GA 93a, S 123f)

Im Buddhismus bezeichnet Nirvana jenen Zustand, in dem der Mensch durch die Erleuchtung (Bodhi) den Wahn des äußeren Daseins und seiner eigenen Selbstheit überwunden hat und dadurch aus dem Rad der Wiedergeburten (Samsara) endgültig heraustritt und sich künftig nicht mehr auf Erden inkarnieren muss. Alles irdische Karma ist dann endgültig ausgelöscht.

Als der Buddha in das Nirvana einging, hatte er damit einen Zustand erreicht, der der Verklärung Christi entspricht. Um im Nirvana aufgehen zu können, muss man das Ego, das im Egoismus verhärtete nieder Ich, in dem zugleich die Quelle des Bösen liegt, vollkommen überwunden haben. Das eigentliche, höhere Ich wird dadurch aber keineswegs ausgelöscht, wie aus einer falschen Interpretation der buddhistischen Lehre des Anatta, des Nicht-Ich, vielfach gefolgert wird, sondern vielmehr gestärkt. Als einer der wenigen westlichen Interpreten des Buddhismus ging Georg Grimm (1868 - 1945), ein Pionier des Buddhismus in Deutschland, davon aus, dass der Buddha nicht lehren wollte, dass es im letzten Sinn kein Ich gibt, sondern dass er im Gegenteil das wahre und unsterbliche Ich des Menschen offenlegen wollte (Lit.: Grimm). Grimm wurde dafür von führenden Indologen stark angefeindet.

"Das Böse* ist nichts anderes, als das nach außen geworfene, im Inneren des Menschen notwendige Chaos*. Und in diesem Chaos, in dem, was im Menschen sein muß, aber auch in ihm bleiben muß als ein Herd des Bösen, in dem muß das menschliche Ich, die menschliche Egoität erhärtet werden. Diese menschliche Egoität kann nicht jenseits der menschlichen Sinnessphäre in der Außenwelt leben. Daher verschwindet das Ich-Bewußtsein im Schlafe, und wenn es auftritt in den Träumen, so erscheint es sich oftmals fremd oder geschwächt. Das Ich, das da in dem Herd des Bösen im Inneren eigentlich erhärtet wird, das kann da nicht hinein jenseits der Sphäre der Sinneserscheinungen. Daher die Anschauung des altorientalischen Weisen, daß man nur durch Hingabe, durch Liebe, durch Aufgabe des Ich da eindringen kann, und daß, wenn man ganz eindringt, man nicht mehr lebt in einer Welt des Vana, des Webens in dem Gewohnten, sondern in der Welt, wo dieses gewohnte Dasein verweht ist, Nirvana ist. Diese Auffassung des Nirvana, des höchstgesteigerten Hingebens des Ich, wie es im Schlafe vorhanden ist, war so in vollbewußter Erkenntnis vorhanden für die Schüler der altorientalischen Zivilisation." (Lit.: GA 207, S 27)

Nirvana zu erleben bedeutet, dass das Bewusstsein bis zum Nirvanaplan hinauf reicht. Nirvana wird erfahren als absoulte Leerheit (skrt. Shunyata), als Negation jeglichen sinnlichen und übersinnlichen Seins. Alles Geschaffene ist überwunden und das Bewusstsein erwacht, nun von jeglichem Objekt- und Subjektbezug gereinigt, im Zustand seiner eigentlichen Soheit (skrt. Tathata) inmitten der schöpferischen Quelle des Geistes. Der so verstandene Begriff der Leerheit, als die das Nirvana erlebt wird, weist auf die wahre Wirklichkeit des Geistes, wie sie auch aus anthroposophischer Sicht aufgefasst wird. Der Geist kann nicht als ein in irgendeiner Form definierbares, d.h. abgrenzbares Sein beschrieben werden, hier gibt es nicht klein und groß, kein oben und unten usw., sondern er verwirklicht sich im beständigen Schaffen und Selbsterschaffen aus dem Nichts. Der Nirvanaplan ist so schwer in Worten zu beschreiben, dass dafür bis heute noch keine zutreffende Bezeichnung in den europäischen Sprachen gefunden hat:

"Wenn wir die europäischen Ausdrücke gebrauchen, nennen wir den physischen Plan die Welt des Verstandes, das Astralische die Welt des Elementarischen, das untere Devachan die himmlische Welt und das obere Devachan die Vernunftwelt. Und weil der europäische Geist sich erst nach und nach heraufarbeitet, um in seiner Sprache die entsprechenden wirklichen Ausdrücke zu haben, so hat er dasjenige, was über der devachanischen Welt liegt, einen religiös gefärbten Ausdruck bekommen und heißt die «Welt der Vorsehung», was darüber ist, das konnte das alte Hellsehen zwar überblicken und alte Überlieferungen konnten es der Menschheit geben, aus den europäischen Sprachen heraus konnte ihm aber kein Name gegeben werden, weil heute erst der Seher sich wieder dazu heraufarbeitet. So daß über der Welt der Vorsehung eine Welt liegt, für die es in ganz ehrlicher und richtiger Weise den Namen in den europäischen Sprachen noch nicht geben darf, denn es kann auch nicht ein beliebiger Name gefunden werden für das, was sonst im Orientalischen «Nirvana» genannt wird und was über der Welt der Vorsehung, dem Buddhiplan liegt." (Lit.: GA 116, S 31f)

Literatur

  1. Georg Grimm: Die Lehre des Buddho. Die Religion der Vernunft und der Meditation., Hrsg. v. Maya Keller-Grimm u. Max Hoppe, Aurum Verlag, Freiburg 1988
  2. Rudolf Steiner: Bewusstsein, Leben, Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie., GA 89 (2001)
  3. Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1987)
  4. Rudolf Steiner: Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewusstseins, GA 116 (1982)
  5. Rudolf Steiner: Anthroposophie als Kosmosophie – Erster Teil, GA 207 (1990)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.