Karl Ballmer und Sphinx: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Karl Ballmer um 1930.jpg|thumb|200px|Karl Ballmer (ca. 1930)]]
[[Bild:Sphinx MET 11 185.jpg|thumb|200px|Griechische Sphinx, [[Wikipedia:Attika|Attika]], ca. 530 v. Chr.]]
'''Karl Ballmer''' (* [[Wikipedia:23. Februar|23. Februar]] [[Wikipedia:1891|1891]] in [[Wikipedia:Aarau|Aarau]]; † [[Wikipedia:7. September|7. September]] [[Wikipedia:1958|1958]] in [[Wikipedia:Lugano|Lugano]]) war ein [[Schweiz]]er [[Malerei|Kunstmaler]] und philosophischer [[Schriftsteller]].
[[Datei:Karnak sphynxes.jpg|miniatur|200px|Widder-Sphingen ([[Wikipedia:Karnak-Tempel|Karnak-Tempel]])]]
Die '''Sphinx''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] σφίγξ, von σφίγγειν, sphíngein = ''erwürgen''; möglicherweise auch abgeleitet von [[Wikipedia:Ägyptische Sprache|altägypt.]] spanch = ''was das Leben empfängt''; der überlieferte altägyptische Name der Sphinx lautete allerdings nicht so, sondern '''Hu''' = ''Beschützer'') ist ein [[Wikipedia:Mischwesen|Mischwesen]] mit einem Menschenkopf und einem meist geflügelten Tierkörper, das sich dem [[Hellsehen|hellsichtigen]] Blick zeigen kann. Im Idealfall kann man das '''Viergetier''' (auch ''Viergestalt'' oder ''Tetramorph'' genannt) erblicken, das alle vier [[Sphinxtiere]] in sich vereinigt, also [[Mensch]], [[Adler]], [[Löwe]] und [[Stier]]. Gelegentlich sieht man sogar noch einen [[Drache]]n- oder Reptilienschwanz, der auf eine sehr frühe Entwicklungsstufe des Menschen zurückweist. In [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|Ägypten]] waren allerdings auch Sphinxgestalten mit [[Wikipedia:Schafe|Widder]]-, [[Wikipedia:Falken|Falken]]- und [[Wikipedia:Sperber (Art)|Sperberköpfe]] verbreitet.


== Leben ==
== Die Sphinx als vieldeutiges Symbol ==
Karl Ballmer wurde als Sohn eines Bankangestellten in Aarau geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters betrieb die Mutter eine Pension.
<div style="margin-left:20px">
"Der Hellseher hat in der Tat das vor sich, was in der Sphinx festgehalten ist, wo die Sphinx
insbesondere den ausgeprägten Löwenleib hat, dann die Adlerflügel, aber auch etwas
Stierartiges – bei den ältesten Darstellungen der Sphinx war sogar der Reptilienschwanz
vorhanden, der auf die alte Reptiliengestalt hinweist –, und nach vorne haben
wir die Menschengestalt, die die anderen Teile harmonisiert." {{Lit|{{G|106|102}}}}
</div>


Die Schulzeit an der Bezirksschule, dann der [[Wikipedia:Alte Kantonsschule Aarau|Kantonsschule Aarau]] beschreibt Ballmer als ''„eher trostlos“''. Als 16-Jähriger bewies er sein Zeichentalent, indem er seinen Gesangslehrer karikierte. Als der Rektor ihm zur Strafe eine Ohrfeige gab, diktierte Ballmer seiner Mutter die Austrittserklärung und begann eine Zeichnerlehre bei einem Architekten.
Gleich allen [[Wikipedia:Religion|religiösen]] [[Symbol]]en können auch die vier [[Sphinxtiere]] vieldeutig aufgefasst werden. Im höchsten Sinn sind es die vier [[Cherubim]], die die tragenden Säulen des [[Tierkreis]]es darstellen. Sie können aber auch als die niederen [[Astral]]kräfte angesehen werden, aus denen sich erst allmählich die [[Mensch]]engestalt herauswindet und entsprechen derart zugleich den vier [[Gruppenseele]]n des [[Lemuria|lemurischen]] und [[Atlantis|atlantischen]] Menschen.


Ballmer setzte den Weg einer künstlerischen Ausbildung fort, zuletzt an der [[Wikipedia:Akademie der bildenden Künste München|Kunstakademie München]] und arbeitete von 1913 bis 1914 als Grafiker in [[Wikipedia:Bern|Bern]] und [[Wikipedia:Zürich|Zürich]]. Von 1915 bis 1916 war er als [[Wikipedia:Redakteur|Redakteur]] für Presseagenturen tätig und hoffte, im [[Wikipedia:Journalismus|Journalismus]] Fuß zu fassen. ''„Meine Existenz, seit ich im Frühjahr 1911 von [[Wikipedia:München|München]] nach Aarau zurückkehrte, war bis in den Herbst 1918 eine einzige schwerste Krisis. Nicht so sehr, dass mir die Mittel fehlten zu einem ruhigen Studium war der tiefere Grund einer grauenvollen Verzweiflung. Vielmehr war es die Verzweiflung, der menschlichen Existenz, so wie ich sie damals empfand, überhaupt einen tragenden Sinn abzugewinnen.“''
== Die Sphinxgestalt und der kleine Hüter der Schwelle ==
Die Gestalt der Sphinx hängt auch eng zusammen mit dem [[Kleiner Hüter der Schwelle|kleinen Hüter der Schwelle]]:


Dies änderte sich nachhaltig, als er 1917 durch seinen Freund [[Roman Boos]] die [[Anthroposophie]] und 1918 [[Rudolf Steiner]] persönlich kennenlernte. Ballmer sagte später, dass er Steiner buchstäblich sein Leben verdanke, und setzte sein ganzes weiteres Leben für den Versuch ein, die gebildete Welt auf ''„das Ereignis Rudolf Steiner“'' – wie er die Anthroposophie nannte – aufmerksam zu machen. In einem Brief an [[Marie Steiner]] vom 2. September 1932 schrieb Ballmer:
<div style="margin-left:20px">
"Nicht alles
Physische am Menschen ist bestimmt, erlöst zu werden. Es bleibt
vom Menschen eine Schlacke zurück. Diese Schlacke, die da zurückbleibt,
ist im Menschen fortwährend vorhanden, daher steht er
unter dem Einfluß der astralischen Elementarwesen; das dazugehörige
Elementarwesen hängt ihm an. Der Mensch ist daher in fortwährender
Verbindung mit dem, was ein hemmender Feind, ein
Störenfried seiner Entwicklung ist. Die Wesenheiten, die sich dem
Menschen anhängen, nannte man in der deutschen Mythologie die
Alben. Sie treten in einer unbestimmten Gestalt auf im sogenannten
Alptraum. Diese Träume äußern sich etwa so, daß man glaubt,
ein Wesen setzt sich einem auf die Brust. Wenn man astral sehend
wird, sieht man zuerst diese Wesen (The Dweller on the Threshold
in Bulwers «Zanoni»). Es ist die Widerspiegelung der astralen Bekanntschaft
des Menschen mit seinem Alb, ein Sich-Wehren des
Menschen gegen seinen Feind. Das Wesen ist die Projektion eines
astralen Wesens in uns selbst. Es ist der [kleine] Hüter der Schwelle.
Der Mensch, der die Furcht vor dem inneren Feinde nicht überwinden
kann, der kehrt gewöhnlich um beim Tor der Initiation.


{{Zitat|Ich verdanke Rudolf Steiner meine Existenz (buchstäblich). Ich war von meinem 20. bis 27. Lebensjahr aus Verzweiflung an einem Sinn des Lebens der Fall eines höchst gefährlichen Selbstmordkandidaten. Eigentlich muss ich es wie ein Wunder ansehen, dass eine Reihe gravierendster tätlicher Selbstvernichtungs-Attacken negativen Erfolg hatten. Im 27. Lebensjahr stieß ich durch meinen Züricher Freund Roman Boos erstmals auf Rudolf Steiner...
Auf dem höheren Gebiet des astralen Planes ist es [das Bild] der
Sphinx, die in den Abgrund gestürzt werden muß, ehe man weiterschreiten
kann. Der Mensch, der sich entwickeln muß, geht diesem
Augenblick entgegen. Aber nicht jeder Mensch muß diese Entwicklungsstufe
in gleicher Weise durchmachen. Es ist möglich, daß
er wie mit verbundenen Augen hindurchgeführt wird. Dadurch,
daß wir unsere moralische Natur entwickeln, können wir überwinden.
Wenn man die moralische Natur vorher höherbringen kann,
ehe man in der Astralwelt sehend wird, wird die Erscheinung des
Hüters der Schwelle weniger furchtbar." {{Lit|{{G|089|134f}}}}
</div>


Vorsichtig brachte Boos mir - ich war dann inzwischen von
== Sphinxgestalt im Ätherleib des Menschen ==
Bern nach Zürich übersiedelt - als einem rabiaten Skeptiker
Vorstellungen über Rudolf Steiner bei. Schnell indessen fiel bei
mir die Entscheidung: Boos hatte mir die Nachschriften von
Vorträgen Rudolf Steiners zum Lesen gegeben und ich begriff
und deklarierte: das ist Wissenschaft als ''Kunst''. Nun konnte
für mich die Orientierung am Sinn des Lebens beginnen. Ich
lernte diesen Sinn für mich dann auch bald persönlich kennen
in Rudolf Steiner. - Es ist buchstäblich wahr, dass ich Rudolf
Steiner meine gegenwärtige ''Existenz'' verdanke und es ist mein
heiliger Wille, meine ganze Substanz an die Verantwortung
für das Werk und Wirken Rudolf Steiners einzusetzen. Dies
der Sinn meines Karma.|Karl Ballmer|''Brief an Marie Steiner'' (2. September 1932)|ref=<ref>zit. nach Swassjan, S. 27f</ref>}}


Von den Anthroposophen in [[Dornach]], wo Steiner ihn zur Mitarbeit an der künstlerischen Ausgestaltung des ersten [[Goetheanum]]s gebeten hatte, war Ballmer jedoch offenbar abgeschreckt. Um zu einem selbständigen Standpunkt der Anthroposophie gegenüber zu gelangen, „flüchtete“ er aus Dornach und studierte als Autodidakt an deutschen Bibliotheken – nach einigen Zwischenstationen vor allem ab 1922 in [[Wikipedia:Hamburg|Hamburg]].
Dem [[Hellsehen|hellsichtigen]] Blick zeigt sich die Sphinxgestalt, ähnlich wie etwa auch der [[Kentaur]], im [[Ätherleib]] des Menschen:


Hamburg ist zu Ballmers geliebter Wahlheimat geworden, der er später nachgetrauert hat. Neben den intensiven philosophischen Privatstudien malte er. Die zeitgenössische Künstleravantgarde, die sich in Hamburg gerade als [[Wikipedia:Hamburgische Sezession|Hamburgische Sezession]] formiert hatte, wurde in dieser Zeit auf ihn aufmerksam. Insbesondere der Leiter des Museums für Kunst und Gewerbe, [[Wikipedia:Max Sauerlandt|Max Sauerlandt]], war ab 1930 ein wichtiger Förderer. Die Anerkennung, die Ballmer hier genoss, zeigt sich darin, dass seine Bilder in Ausstellungen zusammen mit Klee und Kandinsky gezeigt wurden und auch von den Preisveranschlagungen her ähnlich geschätzt waren. 1932 trat Ballmer in die Sezession ein. Im intensiven Austausch mit anderen Künstlern wie [[Wikipedia:Rolf Nesch|Rolf Nesch]], [[Wikipedia:Richard Haizmann|Richard Haizmann]] und [[Wikipedia:Willem Grimm|Willem Grimm]] trug Ballmer dazu bei, die Arbeit der Hamburgischen Sezession auf hohem künstlerischen Niveau weiterzuentwickeln.
<div style="margin-left:20px">
"Wenn Sie ein Pferd hellseherisch betrachten, dann sehen Sie den Ätherkopf
als eine Lichtgestalt über die Pferdeschnauze sich auftürmen. Nicht so stark, aber
ähnlich so war der Ätherkopf bei dem alten Atlantier vorhanden, später ging er immer
mehr in den Kopf hinein, so daß er heute ungefähr gleich ist an Größe und
Form. Aber dafür war auch der physische Kopf, der nur teilweise erst vom Ätherkopf
beherrscht war, der noch viele Kräfte draußen hatte, die heute im Inneren sind,
nicht in jenem hohen Grade menschenähnlich; er bildete sich erst heraus, man
sah sozusagen noch etwas von einer niederen tierischen Kopfform. Wie war es, wenn
der alte Atlantier einen seiner Genossen bei Tag ansah? Da sah er eine weit zurückliegende
Stirn, weit hervortretende Zähne, etwas, was noch an das Tier erinnerte.
Wenn dann abends der Mensch einschlief, wenn das atlantische Hellsehen begann,
dann richtete der Blick sich nicht nur auf die tierähnliche Gestalt, sondern es wuchs
schon die ätherische menschliche Kopfform, und zwar eine weit schönere Form, als
sie heute ist, heraus aus dem physischen Kopfe. Da war dem nächtlichen Anschauen
das Tierähnliche undeutlich geworden, und es wuchs heraus die schöne Menschengestalt.
Und in noch entlegenere Zeiten konnte der atlantische Hellseher zurückschauen,
in Zeiten, wo der Mensch noch mehr tierähnlich war, aber verbunden mit
einem ganz und gar menschenähnlichen Ätherleib; viel schöner war dieser Ätherleib
als der heutige physische Menschenleib, der sich angepaßt hat den starken dichten
Kräften. Diese Erinnerung, plastisch ausgestaltet: das ist die Sphinx." {{Lit|{{G|105|27f}}}}
</div>


Ballmers schriftstellerische Versuche, eine intellektuelle Verständigung zwischen Anthroposophie und zeitgenössischer Philosophie zu etablieren, fand dagegen auf beiden Seiten kaum Resonanz. Seine Interpretation der Anthroposophie als autonomistisches Ideenkunstwerk Steiners machte ihn auch bei dessen Anhängern zum [[Wikipedia:enfant terrible|enfant terrible]]. Als er in den 50er Jahren zunehmend Kritik an anthroposophischen Veröffentlichungen äußerte, die seiner Meinung nach in ihrer Scheinwissenschaftlichkeit den Kern der Steinerschen Sache verrieten und dessen Ansehen schädigten, wurde er geradezu geächtet und totgeschwiegen.
== Die Vision des Ezechiel ==
[[Bild:Ezekiel-Vision-Merkaba.jpg|thumb|left|200px|Die Vision des [[Wikipedia:Ezechiel|Ezechiel]] {{Bibel|Hes|1|1|LUT}} nach der Darstellung in den "Icones Biblicae" des Matthaeus (Matthäus) Merian (1593-1650).]]
Der [[jüdisch]]e [[Prophet]] [[Wikipedia:Ezechiel|Ezechiel]] (Hesekiel) schaut in seiner großen [[Vision]] durch das Viergetier die Herrlichkeit des HERRN:


Als die Nazis nach ihrer Machtübernahme damit anfangen wollten, die Hamburgische Sezession auf ihre Linie zu bringen, erklärte Ballmer seinen Austritt. Die Künstlergruppe selbst löste sich etwas später, am 16. Mai 1933, durch eigenen Beschluss auf und setzte das Vereinsvermögen in Champagner um, den sie am gleichen Abend vertrank. Mit der Selbstauflösung  reagierten die Künstler und Künstlerinnen auf Repressionen der Nazis gegenüber jüdischen sowie politisch unbeugsamen nicht-jüdischen Mitgliedern der Sezession. So hatten die Nazis von der Sezession gefordert, alle jüdischen Mitglieder auszuschließen. Dieser Demütigung der KollegInnen und der vorhersehbaren Zwangsauflösung wollten die Künstler zuvorkommen.
[[Bild:Raffael Die Vision des Hesekiel 1518.jpg|thumb|250px|Die Vision des Hesekiel, [[Wikipedia:Raffael|Raffael]] (1518)]]
<div style="margin-left:20px">
1 Im dreißigsten Jahr am fünften Tage des vierten Monats, als ich unter den Weggeführten am Fluss Kebar war, tat sich der Himmel auf, und Gott zeigte mir Gesichte. 2 Am fünften Tag des Monats - es war das fünfte Jahr, nachdem der König Jojachin gefangen weggeführt war -, 3 da geschah das Wort des HERRN zu Hesekiel, dem Sohn des Busi, dem Priester, im Lande der Chaldäer am Fluss Kebar. Dort kam die Hand des HERRN über ihn. 4 Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige Wolke und loderndes Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie blinkendes Kupfer. 5 Und mitten darin war etwas wie vier Gestalten; die waren anzusehen wie Menschen. 6 Und jede von ihnen hatte vier Angesichter und vier Flügel. 7 Und ihre Beine standen gerade, und ihre Füße waren wie Stierfüße und glänzten wie blinkendes, glattes Kupfer. 8 Und sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; die vier hatten Angesichter und Flügel. 9 Ihre Flügel berührten einer den andern. Und wenn sie gingen, brauchten sie sich nicht umzuwenden; immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter. 10 Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren und hinten gleich einem Adler bei allen vieren. 11 Und ihre Flügel waren nach oben hin ausgebreitet; je zwei Flügel berührten einander und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 12 Immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter; wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 13 Und in der Mitte zwischen den Gestalten sah es aus, wie wenn feurige Kohlen brennen, und wie Fackeln, die zwischen den Gestalten hin und her fuhren. Das Feuer leuchtete und aus dem Feuer kamen Blitze. 14 Und die Gestalten liefen hin und her, dass es aussah wie Blitze. 15 Als ich die Gestalten sah, siehe, da stand je ein Rad auf der Erde bei den vier Gestalten, bei ihren vier Angesichtern. 16 Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und waren alle vier gleich, und sie waren so gemacht, dass ein Rad im andern war. 17 Nach allen vier Seiten konnten sie gehen; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 18 Und sie hatten Felgen, und ich sah, ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier Rädern. 19 Und wenn die Gestalten gingen, so gingen auch die Räder mit, und wenn die Gestalten sich von der Erde emporhoben, so hoben die Räder sich auch empor. 20 Wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie, und die Räder hoben sich mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 21 Wenn sie gingen, so gingen diese auch; wenn sie standen, so standen diese auch; und wenn sie sich emporhoben von der Erde, so hoben sich auch die Räder mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 22 Aber über den Häuptern der Gestalten war es wie eine Himmelsfeste, wie ein Kristall, unheimlich anzusehen, oben über ihren Häuptern ausgebreitet, 23 dass unter der Feste ihre Flügel gerade ausgestreckt waren, einer an dem andern; und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 24 Und wenn sie gingen, hörte ich ihre Flügel rauschen wie große Wasser, wie die Stimme des Allmächtigen, ein Getöse wie in einem Heerlager. Wenn sie aber stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen 25 und es donnerte im Himmel über ihnen. Wenn sie stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen. 26 Und über der Feste, die über ihrem Haupt war, sah es aus wie ein Saphir, einem Thron gleich, und auf dem Thron saß einer, der aussah wie ein Mensch. 27 Und ich sah, und es war wie blinkendes Kupfer aufwärts von dem, was aussah wie seine Hüften; und abwärts von dem, was wie seine Hüften aussah, erblickte ich etwas wie Feuer und Glanz ringsumher. 28 Wie der Regenbogen steht in den Wolken, wenn es geregnet hat, so glänzte es ringsumher. So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen. Und als ich sie gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht und hörte einen reden. {{Bibel|Hes|1|1|LUT}}
</div>


1937 beschlagnahmten die Nazis in der Aktion „[[Wikipedia:Entartete Kunst|Entartete Kunst]]“ Werke von Ballmer und belegten ihn mit Berufsverbot. Im selben Jahr heiratete Ballmer seine Lebensgefährtin, die Anthroposophin Katharina van Cleef, und zog mit ihr in ein neugebautes Atelierhaus in [[Wikipedia:Glinde|Glinde]] bei Hamburg. Unter den Gästen des Richtfestes war der junge [[Wikipedia:Samuel Beckett|Samuel Beckett]], der Ballmer in seinem Atelier besucht hatte und ihn noch Jahrzehnte später als „großen unbekannten Maler“ pries. Doch war das Paar – van Cleef stammte aus einer jüdischen Familie – auch im ländlichen Glinde nicht sicher vor den Anfeindungen der Nazis und ihrer Sympathisanten. Es flüchtete deshalb im September 1938 in die Schweiz. Nach einigen Monaten in Basel ließen sich Ballmer und seine Frau im [[Wikipedia:Kanton Tessin|Tessin]], zunächst in [[Wikipedia:Melide TI|Melide]], ab November 1941 in [[Wikipedia:Lamone|Lamone]] bei Lugano nieder.
== Die apokalyptische Vision des Daniel ==


Bis zu seinem Tod lebte Ballmer hier in relativer Abgeschiedenheit. Den Anschluss an die Schweizer Kunstszene fand er nicht – er suchte ihn auch nicht offensiv –, malte jedoch weiterhin. 1947 hatte ihn die wiedergegründete Hamburgische Sezession eingeladen, Mitglied zu werden und an einer Ausstellung teilzunehmen. Es kam jedoch zu keiner dauerhaften Zusammenarbeit mehr.
[[Bild:Daniels_Vision.jpg|thumb|left|400px|Die [[apokalyptisch]]e [[Vision]] des [[Prophet]]en [[Wikipedia:Buch Daniel|Daniel]] {{Bibel|Dan|7|1|LUT}}.]]
Auch [[Wikipedia:Buch Daniel|Daniel]] schildert, allerdings in modifizierter Form, die vier Sphinxtiere in seiner [[apokalyptisch]]en Vision:


Unermüdlich studierte er alle ihm erreichbaren Neuerscheinungen über Philosophie, Theologie und Anthroposophie, nahm über Pressedienste und Radio am kulturellen Leben des deutschsprachigen Raumes teil und meldete sich immer wieder über Zeitungsartikel und Briefe an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu Wort.
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"1 Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum und Gesichte auf seinem Bett; und er schrieb den Traum auf und dies ist sein Inhalt: 2 Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer auf. 3 Und vier große Tiere stiegen herauf aus dem Meer, ein jedes anders als das andere. 4 Das erste war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben. 5 Und siehe, ein anderes Tier, das zweite, war gleich einem Bären und war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul zwischen seinen Zähnen drei Rippen. Und man sprach zu ihm: Steh auf und friss viel Fleisch! 6 Danach sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich einem Panther, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken und das Tier hatte vier Köpfe, und ihm wurde große Macht gegeben. 7 Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner. 8 Als ich aber auf die Hörner Acht gab, siehe, da brach ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem drei der vorigen Hörner ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul; das redete große Dinge. 9 Ich sah, wie Throne aufgestellt wurden, und einer, der uralt war, setzte sich. Sein Kleid war weiß wie Schnee und das Haar auf seinem Haupt rein wie Wolle; Feuerflammen waren sein Thron und dessen Räder loderndes Feuer. 10 Und von ihm ging aus ein langer feuriger Strahl. Tausendmal Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht wurde gehalten und die Bücher wurden aufgetan. 11 Ich merkte auf um der großen Reden willen, die das Horn redete, und ich sah, wie das Tier getötet wurde und sein Leib umkam und ins Feuer geworfen wurde. 12 Und mit der Macht der andern Tiere war es auch aus; denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes leben sollte. 13 Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. 14 Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende. 15 Ich, Daniel, war entsetzt, und dies Gesicht erschreckte mich. 16 Und ich ging zu einem von denen, die dastanden, und bat ihn, dass er mir über das alles Genaueres berichtete. Und er redete mit mir und sagte mir, was es bedeutete. 17 Diese vier großen Tiere sind vier Königreiche, die auf Erden kommen werden. 18 Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich empfangen und werden's immer und ewig besitzen. 19 Danach hätte ich gerne Genaueres gewusst über das vierte Tier, das ganz anders war als alle andern, ganz furchtbar, mit eisernen Zähnen und ehernen Klauen, das um sich fraß und zermalmte und mit seinen Füßen zertrat, was übrig blieb; 20 und über die zehn Hörner auf seinem Haupt und über das andere Horn, das hervorbrach, vor dem drei ausfielen; und es hatte Augen und ein Maul, das große Dinge redete, und war größer als die Hörner, die neben ihm waren. 21 Und ich sah das Horn kämpfen gegen die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie, 22 bis der kam, der uralt war, und Recht schaffte den Heiligen des Höchsten und bis die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich empfingen. 23 Er sprach: Das vierte Tier wird das vierte Königreich auf Erden sein; das wird ganz anders sein als alle andern Königreiche; es wird alle Länder fressen, zertreten und zermalmen. 24 Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen, der wird ganz anders sein als die vorigen und wird drei Könige stürzen. 25 Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit. 26 Danach wird das Gericht gehalten werden; dann wird ihm seine Macht genommen und ganz und gar vernichtet werden. 27 Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen. 28 Das war das Ende der Rede. Aber ich, Daniel, wurde sehr beunruhigt in meinen Gedanken und jede Farbe war aus meinem Antlitz gewichen; doch behielt ich die Rede in meinem Herzen. {{Bibel|Dan|7|1|LUT}}
</div>


Die geistige Leidenschaft Karl Ballmers – wie sie aus den tausenden Briefen und Manuskriptblättern spricht, die im Staatsarchiv des Kantons Aargau liegen – galt der Formulierung einer universellen Weltanschauung, die er auf höchst eigenwillige Art aus der Anthroposophie entwickelte. An welcher philosophischen, theologischen oder auch physikalischen Einzelfrage er auch anknüpfte, stets ging es ihm ums Ganze, um die (jedoch anti-theistisch verstandene) Gottesfrage, um das mit Steiner geteilte Anliegen, ''„den Menschen von den Fundamenten her aufzuerbauen“''. Seine Antworten und Fragen – er vertrat die These, erst aus aufgefundenen Antworten könnten Fragen entwickelt werden – können sich dabei an keine Disziplingrenzen halten. Ballmers dichte, holzschnittartige Sprache ist schwer verständlich und will sich nicht an akademischen Kriterien messen lassen. Die ''„Wirklichkeit des Widerspruchs“'', in traditionell-abendländischer Wissenschaft verdrängt oder marginalisiert, ist ihm geradezu Wahrheitskriterium.
== Sphinx und Christentum ==


Ballmers „postmodern“ anmutende Thesen lassen fast an den späteren [[Radikaler Konstruktivismus|Radikalen Konstruktivismus]] denken, haben aber gleichzeitig ein eindeutig sensualistisches Moment, was sicherlich auf Steiners Antikantianismus und letzten Endes auf Goethe zurückgeht. In den letzten Lebensjahren bezeichnete er seine Philosophie sogar in Gänze als eine ''„schlichte Lehre vom Sinneswahrnehmungswesen“'', oder in Anknüpfung an [[Wikipedia:Herman Schmalenbach|Herman Schmalenbach]] als ''„Lehre vom Sichwahrnehmbarmachen des Logos“''.
Das Viergetier bildet auch die Grundlage der [[Evangelistensymbole]] und in der christlichen Tradition wird oftmals der [[Christus]] mit dem ''Viergetier'' in Zusammenhang gebracht, so etwa bei den [[Wikipedia:Kirchenväter|Kirchenväter]]n [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (2. Jh.) und [[Wikipedia:Hippolyt|Hippolyt]]. Der Christus sei Mensch in der [[Geburt]], „Stierkalb“ im [[Kreuzigung|Opfertod am Kreuz]], „Löwe“ in der [[Auferstehung]] und „Adler“ durch die [[Himmelfahrt]]. Das ist allerdings dahingehend zu verstehen, dass der Christus - als [[Menschheitsrepräsentant]] und [[Urbild]] des [[Mensch]]en schlechthin - die [[tier]]ischen Kräfte im Menschenwesen vollkommen überwindet. Die Sphinxgestalt als solche ist eine [[luziferisch]]e Erscheinung, die durch den [[Sündenfall]] in den Menschen eingezogen ist und nur durch die Opfertat des Christus überwunden werden kann.
[[Bild:Louvre 032008 48.jpg|thumb|left|250px|Ägyptische Sphinx]]
<div style="margin-left:20px">
"Wenn der [[Ätherleib]] des Menschen durch die Energie des Atmens sich ausweitet, taucht
ein luziferisches Wesen in der Seele auf. Es lebt in diesem Ätherleibe nicht die
menschliche Gestalt, sondern die luziferische Gestalt, die Sphinxgestalt. So steht der
Mensch dadurch, daß er in seinem Atmungsprozeß dem Kosmos geöffnet ist, der
Sphinxnatur gegenüber. Dieses Grunderlebnis ging besonders in der 4. nachatlantischen,
der [[Griechisch-Lateinische Kultur|griechisch-lateinischen Kulturperiode]] auf. Und in der Ödipus-Sage sehen
wir, wie der Mensch der Sphinx gegenübersteht, wie die Sphinx sich an ihn kettet, zur
Fragepeinigerin wird. Der Mensch und die Sphinx, oder wir können auch sagen, der
Mensch und das Luziferische im Weltall sollten gleichsam als ein Grunderlebnis der
4. nachatlantischen Kulturperiode so hingestellt werden, daß, wenn der Mensch sein
äußeres normales Leben auf dem physischen Plan nur ein wenig durchbricht, er mit
der Sphinxnatur in Berührung kommt. Da tritt Luzifer in seinem Leben an ihn heran,
und er muß mit Luzifer, mit der Sphinx fertig werden." {{Lit|{{G|158|102f}}}}
</div>


== Werk und Rezeption ==
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Ballmers malerisches Werk erlangte kurz vor und dann nach seinem Tod vor allem in der Schweiz wieder Bekanntheit. Die große Retrospektive zum 100. Geburtstag umfasste den größten Teil des zugänglichen Werkes und ist in einem Bildband hervorragend dokumentiert. Auch umfangreiche biographische Informationen sind hier enthalten.
"In der Zukunft blickt das Menschenantlitz in verklärter Gestalt hervor aus dem abgesonderten,
hinuntergestoßenen Bösen des Tierischen. Denken wir uns das verklärte
Menschenantlitz, das heute wie ein Rätsel schlummert in der tierischen Materie, abgesondert
von dem Tierisch-Bösen und symbolisch dargestellt – die ägyptische
Sphinx. Sie ist nicht etwas, was nur auf die Vergangenheit hinweist, sondern sie weist
auch auf die Zukunft hin." {{Lit|{{G|093a|239}}}}
</div>


Im Zuge der historischen Wiederentdeckung der Hamburgischen Sezession und überhaupt der von den Nazis zerstörten jungen noch unetablierten künstlerischen Bestrebungen (als „Verlierer der Kunstgeschichte“) ist Ballmer auch in Deutschland seit den 90er Jahren wieder als Maler entdeckt worden.
== Ödipus und das Rätsel der Sphinx ==
[[Bild:Gustave Moreau Oedipus.jpg|thumb|Ödipus und die Sphinx, [[Wikipedia:Gustave Moreau|Gustave Moreau]], 1864]]
Nach der der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] galt die Sphinx als unheilbringendes Wesen und galt als eine Tochter von [[Wikipedia:Typhon (Mythologie)|Typhon]] und [[Wikipedia:Echidna (Mythologie)|Echidna]] und damit zugleich eine Schwester von [[Wikipedia:Hydra (Mythologie)|Hydra]], [[Wikipedia:Chimäre|Chimära]], [[Wikipedia:Kerberos (Mythologie)|Kerberos]] und [[Wikipedia:Orthos|Orthos]]. Das [[Fragemotiv]] ist ein wesentlicher Bestandteil der [[Ödipus]]-Sage, nach der die Sphinx auf Berg außerhalb [[Wikipedia:Theben (Griechenland)|Thebens]] hauste und den vorüberkommenden Reisenden ein Rätsel aufgab, das folgendermaßen lautete: ''„Was geht am Morgen auf vier Füßen, am Mittag auf zweien und am Abend auf dreien?“'' (τί ἐστιν ὃ μίαν ἔχον φωνὴν τετράπουν καὶ δίπουν καὶ τρίπουν γίνεται). Wer dieses Rätsel nicht zu lösen vermochte, wurde von der Sphinx erwürgt und gefressen. Erst Ödipus erkannte, dass damit auf den Menschen selbst hingewiesen ist: Als Kind krabbelt er auf allen vieren, als Erwachsener geht er auf zwei Beinen und im Alter gebraucht er einen Stock als drittes Bein - das ist aber nur die triviale [[exoterisch]]e Antwort. Tatsächlich weist das Rätsel der Sphinx noch auf eine tiefere [[okkult]]e Wahrheit. Sie ist ein Hinweis auf die menschheitliche Entwicklung von tierähnlichen Wesen, allerdings nicht im Sinn der modernen [[Materialismus|materialistischen]] Evolutionslehre, zum heutigen Menschen und weiter zum künftigen [[Neue Venus|Venus]]- oder [[Vulkan]]-Menschen mit drei "Fortbewegungsorganen", nämlich den beiden „Flügeln“ der [[Zweiblättrige Lotosblume|zweiblättrigen Lotosblume]] an der Nasenwurzel und der zur [[Hand]] umgebildeten linken Körperhälfte<ref name="Ödipus">[[Rudolf Steiner]] sagt dazu:


Die schriftstellerische Hinterlassenschaft führt eher ein Dornröschendasein. Ballmer gründete 1953 mit Hilfe seines Freundes Hans Gessner den „Verlag Fornasella“, der inzwischen nach Deutschland umgesiedelt ist und weiterhin Schriften Ballmers herausgibt. Seit 1994 gibt der deutsch-französische Verlag [[Wikipedia:Edition LGC|Edition LGC]] Schriften aus dem umfangreichen Nachlass heraus.
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"Später werden nur noch drei Organe da sein: Das [[Herz]] als [[Buddhi]]organ, die [[zweiblättrige Lotusblume]] in der Augenmitte und die linke [[Hand]] als Bewegungsorgan. Auf diese Zukunft bezieht sich auch die Angabe [[Blavatsky]]s
von einer [[Zweite Wirbelsäule|zweiten Wirbelsäule]]. Die [[Zirbeldrüse]] und die [[Schleimdrüse]] organisieren eine zweite Wirbelsäule, die sich später mit der anderen vereinigt. Die zweite Wirbelsäule wird vom Kopf vorn heruntergehen." {{Lit|{{G|093a|37f}}}}
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== Werke ==
Diese Angabe bezieht sich nach [[Rudolf Steiner]] auf das künftige [[Neue Venus|Venusdasein]] bzw. vielleicht sogar erst auf das künftige [[Vulkan]]dasein {{Lit|{{G|094|70ff}}}}
*''Anthroposophen und soziale Frage'', 1919, 2. Aufl. 2004, ISBN 978-3-945357-05-7
*''Drei Vorträge über Kunst'', gehalten zu Dornach 1920, 2. Aufl. 1996, ISBN 978-3-945357-19-4
*''Rudolf-Steiner-Blätter Nr. 1'', Hamburg 1928, 2. Aufl. 2005, ISBN 978-3-945357-36-1
*''Rudolf-Steiner-Blätter Nr. 2'', Hamburg 1928, 2. Aufl. 2005, ISBN 978-3-945357-37-8
*''Rudolf-Steiner-Blätter Nr. 3/4'', Hamburg 1929, 2. Aufl. 2005, ISBN 978-3-945357-38-5
*''Rudolf Steiner und die jüngste Philosophie, Heft 5 der Rudolf-Steiner-Blätter'', Hamburg 1929, 2. Aufl. 1990, ISBN 978-3-945357-39-2
*''Ernst Haeckel und Rudolf Steiner'', Hamburg 1929, 3. Aufl. 2003, ISBN 978-3-945357-25-5
*''Das Goetheanum Rudolf Steiners'', in: ''Bau-Rundschau'', Hamburg 1930, 2. Aufl. 2004, ISBN 978-3-945357-10-1
*''Aber Herr Heidegger! Zur Freiburger Rektoratsrede Martin Heideggers''. Mit einem Vorwort von [[Friedrich Eymann|Fritz Eymann]], Basel 1933, ISBN 978-3-945357-02-6
*''Der Macher bin ich, den Schöpfer empfange ich'', 1933, 3. Aufl. 2007, ISBN 978-3-945357-13-2
*''Rembrandt oder die Tragödie des Lichts'', 1933, 2. Aufl. 2000, ISBN 978-3-945357-33-0
*''[[Alois Emanuel Biedermann|A. E. Biedermann]] heute! Zur theologischen Aufrüstung'', Bern 1941, ISBN 978-3-945357-01-9
*''Abgefertigt durch Karl Ballmer'', 1941, ISBN 978-3-945357-03-3
*''Das Christentum der Berner Universität'', Aarau 1941, ISBN 978-3-945357-08-8
*''Ein Schweizerischer Staatsrechtslehrer: [[Wikipedia:Karl Barth|Karl Barth]]'', Melide 1941, ISBN 978-3-945357-22-4
*''Das Christus-Buch des Freisinns'', 1941, ISBN 978-3-945357-09-5
*''Römerzug in Germanien?'', Aarau 1941, 2. Aufl. 2015, ISBN 978-3-945357-35-4
*''Der erste Rektor der Zürcher Universität'', Zürich 1946, 3. Aufl. 2005, ISBN 978-3-945357-12-5
*''Requiem (zum Tode von Eberhard Grisebach)'', Zürich 1946, 3. Aufl. 2005, ISBN 978-3-945357-34-7
*''„Wissenschaft“'', Aarau 1946, 2. Aufl. 1996, ISBN 978-3-945357-42-2
*''Marginalien 1 - Zum Problem der Wiederverkörperung'', 1949, 2. Aufl. 2005, ISBN 978-3-945357-28-6
*''Elf Briefe über Wiederverkörperung'', Besazio 1953, ISBN 978-3-945357-23-1
*''Briefwechsel über die motorischen Nerven'', Besazio 1953, ISBN 978-3-945357-07-1
*''Editorin [[Marie Steiner]]'', Besazio 1954, ISBN 978-3-945357-20-0
*''Philologin Marie Steiner'', Besazio 1954, ISBN 978-3-945357-30-9
*''Eure "Wiedervereinigung", Brief nach Deutschland'', 1956, enthalten in: Hans Gessner ''Die Rolle der Persönlichkeit im Weltgeschehen'', 2. Aufl. 2004, ISBN 978-3-945357-48-4
*''Die erste Mitteilung über soziale Dreigliederung'' (enthalten in ''Zur sozialen Frage'', s. unten), Besazio 1957


Postum erschienen sind:
Eine entsprechende Stelle bei Blavatsky lautet
*''Deutschtum und Christentum in der Theosophie des Goetheanismus'', Besazio 1966, 2. Aufl. 1995, ISBN 978-3-945357-14-9
 
*''[[Wikipedia:Ignaz Paul Vitalis Troxler|Troxlers]] Auferstehung'', Besazio 1966, ISBN 978-3-945357-40-8
<div style="margin-left:20px">
*''Zur sozialen Frage'' (enthält den Aufsatz ''Die erste Mitteilung über soziale Dreigliederung''), Besazio 1966, 2. Aufl. 2002/2004, ISBN 978-3-945357-43-9
"Am Ende der nächsten Runde wird die Menschheit wieder mannweiblich
*''Die Judenfrage'', Besazio 1975, 2. Aufl. 2003, ISBN 978-3-945357-16-3
werden, und dann werden zwei Rückenmarke sein. In der siebenten Rasse werden die zwei
*''Die Zukunft des deutschen Idealismus'', Besazio 1975, z.Zt. vergriffen
in die eine verschmelzen. Die Evolution entspricht den Rassen, und mit der Evolution der Rassen
*''Marginalien 2 (Sinnenwirkung)'', Besazio 1975, 2. Aufl. 2005, ISBN 978-3-945357-29-3
entwickelt sich der sympathische Nerv in ein echtes Rückenmark. Wir kehren den Bogen aufwärts
*''Erlösung der Tiere durch [[Eurythmie]]. Zu Rudolf Steiners „Eurythmie“'', Besazio 1976, 2. Aufl. 2010, ISBN 978-3-945357-24-8
steigend zurück, nur mit Hinzutritt des Selbstbewusstseins." {{Lit|Geheimlehre, III. Band, S 545}}
*''Die Aktie, Symbol der Schande'', Besazio 1976, 2. Aufl. 2000, ISBN 978-3-945357-15-6
</div>
*''„Geistige Landesverteidigung?“'', Besazio 1976, 2. Aufl. 2005, ISBN 978-3-945357-27-9
</ref>.  
*''Philosophische Plaudereien, minima contra gentiles'', Besazio 1976, 2. Aufl. 2000, ISBN 978-3-945357-31-6
 
*''Fünf Aufsätze, die soziale Frage betreffend'', Besazio 1976, 2. Aufl. 2009, ISBN 978-3-945357-26-2
Nachdem Ödipus das Rätsel gelöst hatte, stürzte sich die Sphinx in den Abgrund und starb. Theben war befreit und Ödipus eilte seinem weiteren tragischen [[Schicksal]] entgegen.
*''Das Konfessionenproblem in der Schweiz'', Besazio 1977, 2. Aufl. 2004, ISBN 978-3-945357-11-8
 
*''Begegnung mit Bruder Klaus'', Besazio 1978, 2. Aufl. 2015, ISBN 978-3-945357-06-4
<div style="margin-left:20px">
*''Problem der Physik'', Besazio 1978, 2. Aufl. 2002, ISBN 978-3-945357-32-3
"Es ist in der griechischen Sage das richtige Gefühl ausgedrückt, das der Hellseher
*''Rudolf Steiners Philosophie der Freiheit als Analyse des Christusbewusstseins'' (enthalten in: ''Deutschtum und Christentum in der Theosophie des Goetheanismus''), Besazio 1979, z.Zt. vergriffen
noch während der alten ägyptischen Zeit und in den griechischen Mysterien
*''Von der Natur zur Schöpfung. Thomismus und Goetheanismus'', Besazio 1979, 2. Aufl. 2003, ISBN 978-3-945357-41-5
hatte, wenn er so weit war, daß ihm die Sphinx vor das Auge trat. Was war es denn,
*''Anthroposophie und Christengemeinschaft'' (aus: ''Rudolf-Steiner-Blätter Nr. 3/4''), Besazio 1980, z.Zt. vergriffen
was ihm da vor das Auge trat? Etwas Unfertiges, etwas, was werden sollte. Er sah
**Siegen 1995, ISBN 3-930964-52-X
diese Gestalt, die in gewisser Beziehung noch tierische Formen hatte, im Ätherkopf
*''Abschied vom „Leib-Seele-Problem“'', Siegen 1994, ISBN 3-930964-21-X
sah er, was hineinwirken sollte in die physische Form, um diese menschenähnlicher
*''Die moderne Physik, ein philosophischer Wert?'', Siegen 1994, ISBN 3-930964-20-1
zu gestalten. Wie dieser Mensch werden sollte, welch eine Aufgabe die
*''Synchronizität. Gleichzeitigkeit, Akausalität und „Schöpfung aus dem Nichts“ bei [[Carl Gustav Jung|C. G. Jung]] und Rudolf Steiner'', Siegen 1995, ISBN 3-930964-25-2
Menschheit in der Entwickelung hatte, diese Frage stand lebendig vor ihm als eine
*''Das Ereignis Rudolf Steiner'', Siegen 1995, ISBN 3-930964-51-1
Frage der Erwartung, der Sehnsucht, der Entfaltung des Kommenden, wenn er die
*''[[Max Stirner]] und Rudolf Steiner''. Vier Aufsätze, Siegen 1995, ISBN 3-930964-24-4
Sphinx sah. Daß alle menschliche Forschung und Philosophie aus der Sehnsucht heraus entsteht, ist ein griechischer Ausspruch, aber zugleich auch ein hellseherischer.
*''Deutsche Physik – von einem Schweizer'', Siegen 1995, ISBN 3-930964-50-3
Man hat vor sich eine Gestalt, die nur mit astralischem Bewußtsein wahrgenommen
*''Anknüpfend an eine Bemerkung über [[Wikipedia:James Joyce|James Joyce]]'', Siegen 1996, ISBN 3-930964-23-6
wird, aber sie quält einen, sie gibt einem Rätsel auf: das Rätsel, wie man
*''Die Überwindung des Theismus als Gegenwartsaufgabe'', Siegen 1996, ISBN 3-930964-53-8
werden soll.
*''Umrisse einer Christologie der Geisteswissenschaft''. Texte und Briefe, hg. v. [[Karen Arajewitsch Swassjan|Karen Swassjan]]. Verlag am Goetheanum, Dornach 1999, ISBN 3-7235-1072-8
 
*''Die Karma-Orientierung der Erkenntnisfrage'', Besazio 2004, ISBN 978-3-945357-17-0
Nunmehr hat sich diese Äthergestalt, die in der atlantischen Zeit da war und in der
*''Ehrung – des Philosophen Herman Schmalenbach'', Siegen 2006, ISBN 3-930964-56-2
ägyptischen Zeit in der Erinnerung lebte, mehr und mehr dem menschlichen Wesen
*''Ein neuer Galilei?'', Besazio 2006, ISBN 978-3-945357-21-7
einverleibt, und sie erscheint auf der anderen Seite in der Menschennatur wieder, sie
*''[http://www.interesting-books-selector.com/?m=select&id=3930964228 Briefwechsel über die motorischen Nerven — Erweiterte Neuausgabe]'', [http://www.edition-lgc.de www.edition-lgc.de], Siegen, 2013
erscheint in all den religiösen Zweifeln, in dem Unvermögen unserer Kulturepoche gegenüber
der Frage: Was ist der Mensch? – In all den unbeantworteten Fragen, in all den
Aussprüchen, die sich um das «Ignorabimus» drehen, erscheint die Sphinx wieder. Daher
kann der Mensch so schwer zu einer Überzeugung von der geistigen Welt kommen,
weil die Sphinx, die früher außen war, nachdem gerade in dem mittleren Zeitraum
sich der gefunden hat, der das Rätsel gelöst, der sie in den Abgrund, in das eigene
Innere des Menschen gestürzt hat, weil diese Sphinx jetzt im Inneren des Menschen
erscheint." {{Lit|{{G|105|187f}}}}
</div>
 
== Anmerkungen ==
 
<references/>


== Literatur ==
== Literatur ==
*Erwin Rehmann: ''Karl Ballmer 1891-1958''. Katalog zur Ausstellung vom 7. Mai - 4. Juni 1960. Aargauer Kunsthaus, Aarau 1960
#H. P. Blavatsky: Die Geheimlehre (The Secret Doctrine), Band I: Kosmogenesis, Band II: Anthropogenesis, Band III: Esoterik (posthum zusammengestellt von Annie Besant), Band IV: Index, deutsche Gesamtausgabe Leipzig 1919, Nachdruck Hannover 1999.
*Hans Gessner: ''Karl Ballmer. Maler und Denker 1891–1958''. Verlag Fornasella, Besazio 1971
#Rudolf Steiner: ''Bewußtsein – Leben – Form '', [[GA 89]] (2001), ISBN 3-7274-0890-1 {{Vorträge|089}}
*''Karl Ballmer. 1891-1958. Der Maler''. Verlag Lars Müller, Baden 1990 <small>(Bildband)</small>
#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987)
*Karen Swassjan: ''Die Karl-Ballmer-Probe''. Mit zwei Aufsätzen (''Marginalien'') von Karl Ballmer. 2. Auflage, Edition LGC, Siegen 2013, ISBN 978-3930964802
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001)
*Johannes Spallek: ''Karl und Katharina Ballmer. Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft''. In: ''Jahrbuch für den Kreis Stormarn'', 2006 (24. Jahrgang), herausgegeben vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund, Kreisverband Stormarn. M+K Hansa Verlag, Ahrensburg, ISBN 3-920610-79-2
#Rudolf Steiner: ''Welt, Erde und Mensch '', [[GA 105]] (1983)
* Peter Wyssling (LGC): Die Auferstehung Europas, März 2004 ( http://www.juraferien.ch/fileadmin/kamo/auferstehung%20europas%20(p.%20wyssling).pdf )
#Rudolf Steiner: ''Ägyptische Mythen und Mysterien'', [[GA 106]] (1992)
#Rudolf Steiner: ''Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt'', [[GA 158]] (1993)


== Ausstellung ==
{{GA}}
*''Geflohen aus Deutschland. Hamburger Künstler im Exil 1933–1945''. [[Wikipedia:Museum für Hamburgische Geschichte|Museum für Hamburgische Geschichte]], Hamburg 2007


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.edition-lgc.de Edition LGC] - Informationen rund um Karl Ballmer
*{{Wikipedia3|Sphinx (ägyptisch)}}
*[http://www.fornasella.de Verlag Fornasella] - Schriften von Karl Ballmer und Hans Gessner zur Anthroposophie Rudolf Steiners.
*{{Wikipedia3|Sphinx (griechisch)}}
*[http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=29 Biographischer Eintrag von Karen Swassjan] in der Online-Dokumentation der anthroposophischen ''Forschungsstelle Kulturimpuls''
*[http://www.menschenkunde.com/ballmer/ballmer_downloads.html Einige Texte von Karl Ballmer im PDF-Format] auf www.Menschenkunde.com
* [http://schaukasten.sub.uni-hamburg.de/beckett/beckett_d/index.php?k_ballmer.php Karl Ballmer] in der Online-Ausstellung ''[[Wikipedia:Samuel Beckett|Becket]] in Hamburg 1936'' der [[Wikipedia:Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg|Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg]]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{DEFAULTSORT:Ballmer, Karl}}
[[Kategorie:Anthroposoph]]
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Künstler]]
[[Kategorie:Maler]]
[[Kategorie:Schriftsteller]]
[[Kategorie:Autor (Philosophie)]]
[[Kategorie:Schweizer]]
[[Kategorie:Geboren 1891]]
[[Kategorie:Gestorben 1958]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Mythologie]] [[Kategorie:Menschheitsentwicklung]]

Version vom 2. Mai 2013, 00:41 Uhr

Griechische Sphinx, Attika, ca. 530 v. Chr.
Widder-Sphingen (Karnak-Tempel)

Die Sphinx (griech. σφίγξ, von σφίγγειν, sphíngein = erwürgen; möglicherweise auch abgeleitet von altägypt. spanch = was das Leben empfängt; der überlieferte altägyptische Name der Sphinx lautete allerdings nicht so, sondern Hu = Beschützer) ist ein Mischwesen mit einem Menschenkopf und einem meist geflügelten Tierkörper, das sich dem hellsichtigen Blick zeigen kann. Im Idealfall kann man das Viergetier (auch Viergestalt oder Tetramorph genannt) erblicken, das alle vier Sphinxtiere in sich vereinigt, also Mensch, Adler, Löwe und Stier. Gelegentlich sieht man sogar noch einen Drachen- oder Reptilienschwanz, der auf eine sehr frühe Entwicklungsstufe des Menschen zurückweist. In Ägypten waren allerdings auch Sphinxgestalten mit Widder-, Falken- und Sperberköpfe verbreitet.

Die Sphinx als vieldeutiges Symbol

"Der Hellseher hat in der Tat das vor sich, was in der Sphinx festgehalten ist, wo die Sphinx insbesondere den ausgeprägten Löwenleib hat, dann die Adlerflügel, aber auch etwas Stierartiges – bei den ältesten Darstellungen der Sphinx war sogar der Reptilienschwanz vorhanden, der auf die alte Reptiliengestalt hinweist –, und nach vorne haben wir die Menschengestalt, die die anderen Teile harmonisiert." (Lit.: GA 106, S. 102)

Gleich allen religiösen Symbolen können auch die vier Sphinxtiere vieldeutig aufgefasst werden. Im höchsten Sinn sind es die vier Cherubim, die die tragenden Säulen des Tierkreises darstellen. Sie können aber auch als die niederen Astralkräfte angesehen werden, aus denen sich erst allmählich die Menschengestalt herauswindet und entsprechen derart zugleich den vier Gruppenseelen des lemurischen und atlantischen Menschen.

Die Sphinxgestalt und der kleine Hüter der Schwelle

Die Gestalt der Sphinx hängt auch eng zusammen mit dem kleinen Hüter der Schwelle:

"Nicht alles Physische am Menschen ist bestimmt, erlöst zu werden. Es bleibt vom Menschen eine Schlacke zurück. Diese Schlacke, die da zurückbleibt, ist im Menschen fortwährend vorhanden, daher steht er unter dem Einfluß der astralischen Elementarwesen; das dazugehörige Elementarwesen hängt ihm an. Der Mensch ist daher in fortwährender Verbindung mit dem, was ein hemmender Feind, ein Störenfried seiner Entwicklung ist. Die Wesenheiten, die sich dem Menschen anhängen, nannte man in der deutschen Mythologie die Alben. Sie treten in einer unbestimmten Gestalt auf im sogenannten Alptraum. Diese Träume äußern sich etwa so, daß man glaubt, ein Wesen setzt sich einem auf die Brust. Wenn man astral sehend wird, sieht man zuerst diese Wesen (The Dweller on the Threshold in Bulwers «Zanoni»). Es ist die Widerspiegelung der astralen Bekanntschaft des Menschen mit seinem Alb, ein Sich-Wehren des Menschen gegen seinen Feind. Das Wesen ist die Projektion eines astralen Wesens in uns selbst. Es ist der [kleine] Hüter der Schwelle. Der Mensch, der die Furcht vor dem inneren Feinde nicht überwinden kann, der kehrt gewöhnlich um beim Tor der Initiation.

Auf dem höheren Gebiet des astralen Planes ist es [das Bild] der Sphinx, die in den Abgrund gestürzt werden muß, ehe man weiterschreiten kann. Der Mensch, der sich entwickeln muß, geht diesem Augenblick entgegen. Aber nicht jeder Mensch muß diese Entwicklungsstufe in gleicher Weise durchmachen. Es ist möglich, daß er wie mit verbundenen Augen hindurchgeführt wird. Dadurch, daß wir unsere moralische Natur entwickeln, können wir überwinden. Wenn man die moralische Natur vorher höherbringen kann, ehe man in der Astralwelt sehend wird, wird die Erscheinung des Hüters der Schwelle weniger furchtbar." (Lit.: GA 089, S. 134f)

Sphinxgestalt im Ätherleib des Menschen

Dem hellsichtigen Blick zeigt sich die Sphinxgestalt, ähnlich wie etwa auch der Kentaur, im Ätherleib des Menschen:

"Wenn Sie ein Pferd hellseherisch betrachten, dann sehen Sie den Ätherkopf als eine Lichtgestalt über die Pferdeschnauze sich auftürmen. Nicht so stark, aber ähnlich so war der Ätherkopf bei dem alten Atlantier vorhanden, später ging er immer mehr in den Kopf hinein, so daß er heute ungefähr gleich ist an Größe und Form. Aber dafür war auch der physische Kopf, der nur teilweise erst vom Ätherkopf beherrscht war, der noch viele Kräfte draußen hatte, die heute im Inneren sind, nicht in jenem hohen Grade menschenähnlich; er bildete sich erst heraus, man sah sozusagen noch etwas von einer niederen tierischen Kopfform. Wie war es, wenn der alte Atlantier einen seiner Genossen bei Tag ansah? Da sah er eine weit zurückliegende Stirn, weit hervortretende Zähne, etwas, was noch an das Tier erinnerte. Wenn dann abends der Mensch einschlief, wenn das atlantische Hellsehen begann, dann richtete der Blick sich nicht nur auf die tierähnliche Gestalt, sondern es wuchs schon die ätherische menschliche Kopfform, und zwar eine weit schönere Form, als sie heute ist, heraus aus dem physischen Kopfe. Da war dem nächtlichen Anschauen das Tierähnliche undeutlich geworden, und es wuchs heraus die schöne Menschengestalt. Und in noch entlegenere Zeiten konnte der atlantische Hellseher zurückschauen, in Zeiten, wo der Mensch noch mehr tierähnlich war, aber verbunden mit einem ganz und gar menschenähnlichen Ätherleib; viel schöner war dieser Ätherleib als der heutige physische Menschenleib, der sich angepaßt hat den starken dichten Kräften. Diese Erinnerung, plastisch ausgestaltet: das ist die Sphinx." (Lit.: GA 105, S. 27f)

Die Vision des Ezechiel

Die Vision des Ezechiel (Hes 1,1 LUT) nach der Darstellung in den "Icones Biblicae" des Matthaeus (Matthäus) Merian (1593-1650).

Der jüdische Prophet Ezechiel (Hesekiel) schaut in seiner großen Vision durch das Viergetier die Herrlichkeit des HERRN:

Die Vision des Hesekiel, Raffael (1518)

1 Im dreißigsten Jahr am fünften Tage des vierten Monats, als ich unter den Weggeführten am Fluss Kebar war, tat sich der Himmel auf, und Gott zeigte mir Gesichte. 2 Am fünften Tag des Monats - es war das fünfte Jahr, nachdem der König Jojachin gefangen weggeführt war -, 3 da geschah das Wort des HERRN zu Hesekiel, dem Sohn des Busi, dem Priester, im Lande der Chaldäer am Fluss Kebar. Dort kam die Hand des HERRN über ihn. 4 Und ich sah, und siehe, es kam ein ungestümer Wind von Norden her, eine mächtige Wolke und loderndes Feuer, und Glanz war rings um sie her, und mitten im Feuer war es wie blinkendes Kupfer. 5 Und mitten darin war etwas wie vier Gestalten; die waren anzusehen wie Menschen. 6 Und jede von ihnen hatte vier Angesichter und vier Flügel. 7 Und ihre Beine standen gerade, und ihre Füße waren wie Stierfüße und glänzten wie blinkendes, glattes Kupfer. 8 Und sie hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; die vier hatten Angesichter und Flügel. 9 Ihre Flügel berührten einer den andern. Und wenn sie gingen, brauchten sie sich nicht umzuwenden; immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter. 10 Ihre Angesichter waren vorn gleich einem Menschen und zur rechten Seite gleich einem Löwen bei allen vieren und zur linken Seite gleich einem Stier bei allen vieren und hinten gleich einem Adler bei allen vieren. 11 Und ihre Flügel waren nach oben hin ausgebreitet; je zwei Flügel berührten einander und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 12 Immer gingen sie in der Richtung eines ihrer Angesichter; wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 13 Und in der Mitte zwischen den Gestalten sah es aus, wie wenn feurige Kohlen brennen, und wie Fackeln, die zwischen den Gestalten hin und her fuhren. Das Feuer leuchtete und aus dem Feuer kamen Blitze. 14 Und die Gestalten liefen hin und her, dass es aussah wie Blitze. 15 Als ich die Gestalten sah, siehe, da stand je ein Rad auf der Erde bei den vier Gestalten, bei ihren vier Angesichtern. 16 Die Räder waren anzuschauen wie ein Türkis und waren alle vier gleich, und sie waren so gemacht, dass ein Rad im andern war. 17 Nach allen vier Seiten konnten sie gehen; sie brauchten sich im Gehen nicht umzuwenden. 18 Und sie hatten Felgen, und ich sah, ihre Felgen waren voller Augen ringsum bei allen vier Rädern. 19 Und wenn die Gestalten gingen, so gingen auch die Räder mit, und wenn die Gestalten sich von der Erde emporhoben, so hoben die Räder sich auch empor. 20 Wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie, und die Räder hoben sich mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 21 Wenn sie gingen, so gingen diese auch; wenn sie standen, so standen diese auch; und wenn sie sich emporhoben von der Erde, so hoben sich auch die Räder mit ihnen empor; denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern. 22 Aber über den Häuptern der Gestalten war es wie eine Himmelsfeste, wie ein Kristall, unheimlich anzusehen, oben über ihren Häuptern ausgebreitet, 23 dass unter der Feste ihre Flügel gerade ausgestreckt waren, einer an dem andern; und mit zwei Flügeln bedeckten sie ihren Leib. 24 Und wenn sie gingen, hörte ich ihre Flügel rauschen wie große Wasser, wie die Stimme des Allmächtigen, ein Getöse wie in einem Heerlager. Wenn sie aber stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen 25 und es donnerte im Himmel über ihnen. Wenn sie stillstanden, ließen sie die Flügel herabhängen. 26 Und über der Feste, die über ihrem Haupt war, sah es aus wie ein Saphir, einem Thron gleich, und auf dem Thron saß einer, der aussah wie ein Mensch. 27 Und ich sah, und es war wie blinkendes Kupfer aufwärts von dem, was aussah wie seine Hüften; und abwärts von dem, was wie seine Hüften aussah, erblickte ich etwas wie Feuer und Glanz ringsumher. 28 Wie der Regenbogen steht in den Wolken, wenn es geregnet hat, so glänzte es ringsumher. So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen. Und als ich sie gesehen hatte, fiel ich auf mein Angesicht und hörte einen reden. (Hes 1,1 LUT)

Die apokalyptische Vision des Daniel

Die apokalyptische Vision des Propheten Daniel (Dan 7,1 LUT).

Auch Daniel schildert, allerdings in modifizierter Form, die vier Sphinxtiere in seiner apokalyptischen Vision:

"1 Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum und Gesichte auf seinem Bett; und er schrieb den Traum auf und dies ist sein Inhalt: 2 Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer auf. 3 Und vier große Tiere stiegen herauf aus dem Meer, ein jedes anders als das andere. 4 Das erste war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben. 5 Und siehe, ein anderes Tier, das zweite, war gleich einem Bären und war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul zwischen seinen Zähnen drei Rippen. Und man sprach zu ihm: Steh auf und friss viel Fleisch! 6 Danach sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich einem Panther, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken und das Tier hatte vier Köpfe, und ihm wurde große Macht gegeben. 7 Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner. 8 Als ich aber auf die Hörner Acht gab, siehe, da brach ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem drei der vorigen Hörner ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul; das redete große Dinge. 9 Ich sah, wie Throne aufgestellt wurden, und einer, der uralt war, setzte sich. Sein Kleid war weiß wie Schnee und das Haar auf seinem Haupt rein wie Wolle; Feuerflammen waren sein Thron und dessen Räder loderndes Feuer. 10 Und von ihm ging aus ein langer feuriger Strahl. Tausendmal Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht wurde gehalten und die Bücher wurden aufgetan. 11 Ich merkte auf um der großen Reden willen, die das Horn redete, und ich sah, wie das Tier getötet wurde und sein Leib umkam und ins Feuer geworfen wurde. 12 Und mit der Macht der andern Tiere war es auch aus; denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes leben sollte. 13 Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. 14 Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende. 15 Ich, Daniel, war entsetzt, und dies Gesicht erschreckte mich. 16 Und ich ging zu einem von denen, die dastanden, und bat ihn, dass er mir über das alles Genaueres berichtete. Und er redete mit mir und sagte mir, was es bedeutete. 17 Diese vier großen Tiere sind vier Königreiche, die auf Erden kommen werden. 18 Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich empfangen und werden's immer und ewig besitzen. 19 Danach hätte ich gerne Genaueres gewusst über das vierte Tier, das ganz anders war als alle andern, ganz furchtbar, mit eisernen Zähnen und ehernen Klauen, das um sich fraß und zermalmte und mit seinen Füßen zertrat, was übrig blieb; 20 und über die zehn Hörner auf seinem Haupt und über das andere Horn, das hervorbrach, vor dem drei ausfielen; und es hatte Augen und ein Maul, das große Dinge redete, und war größer als die Hörner, die neben ihm waren. 21 Und ich sah das Horn kämpfen gegen die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie, 22 bis der kam, der uralt war, und Recht schaffte den Heiligen des Höchsten und bis die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich empfingen. 23 Er sprach: Das vierte Tier wird das vierte Königreich auf Erden sein; das wird ganz anders sein als alle andern Königreiche; es wird alle Länder fressen, zertreten und zermalmen. 24 Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen, der wird ganz anders sein als die vorigen und wird drei Könige stürzen. 25 Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit. 26 Danach wird das Gericht gehalten werden; dann wird ihm seine Macht genommen und ganz und gar vernichtet werden. 27 Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen. 28 Das war das Ende der Rede. Aber ich, Daniel, wurde sehr beunruhigt in meinen Gedanken und jede Farbe war aus meinem Antlitz gewichen; doch behielt ich die Rede in meinem Herzen. (Dan 7,1 LUT)

Sphinx und Christentum

Das Viergetier bildet auch die Grundlage der Evangelistensymbole und in der christlichen Tradition wird oftmals der Christus mit dem Viergetier in Zusammenhang gebracht, so etwa bei den Kirchenvätern Irenäus von Lyon (2. Jh.) und Hippolyt. Der Christus sei Mensch in der Geburt, „Stierkalb“ im Opfertod am Kreuz, „Löwe“ in der Auferstehung und „Adler“ durch die Himmelfahrt. Das ist allerdings dahingehend zu verstehen, dass der Christus - als Menschheitsrepräsentant und Urbild des Menschen schlechthin - die tierischen Kräfte im Menschenwesen vollkommen überwindet. Die Sphinxgestalt als solche ist eine luziferische Erscheinung, die durch den Sündenfall in den Menschen eingezogen ist und nur durch die Opfertat des Christus überwunden werden kann.

Ägyptische Sphinx

"Wenn der Ätherleib des Menschen durch die Energie des Atmens sich ausweitet, taucht ein luziferisches Wesen in der Seele auf. Es lebt in diesem Ätherleibe nicht die menschliche Gestalt, sondern die luziferische Gestalt, die Sphinxgestalt. So steht der Mensch dadurch, daß er in seinem Atmungsprozeß dem Kosmos geöffnet ist, der Sphinxnatur gegenüber. Dieses Grunderlebnis ging besonders in der 4. nachatlantischen, der griechisch-lateinischen Kulturperiode auf. Und in der Ödipus-Sage sehen wir, wie der Mensch der Sphinx gegenübersteht, wie die Sphinx sich an ihn kettet, zur Fragepeinigerin wird. Der Mensch und die Sphinx, oder wir können auch sagen, der Mensch und das Luziferische im Weltall sollten gleichsam als ein Grunderlebnis der 4. nachatlantischen Kulturperiode so hingestellt werden, daß, wenn der Mensch sein äußeres normales Leben auf dem physischen Plan nur ein wenig durchbricht, er mit der Sphinxnatur in Berührung kommt. Da tritt Luzifer in seinem Leben an ihn heran, und er muß mit Luzifer, mit der Sphinx fertig werden." (Lit.: GA 158, S. 102f)

"In der Zukunft blickt das Menschenantlitz in verklärter Gestalt hervor aus dem abgesonderten, hinuntergestoßenen Bösen des Tierischen. Denken wir uns das verklärte Menschenantlitz, das heute wie ein Rätsel schlummert in der tierischen Materie, abgesondert von dem Tierisch-Bösen und symbolisch dargestellt – die ägyptische Sphinx. Sie ist nicht etwas, was nur auf die Vergangenheit hinweist, sondern sie weist auch auf die Zukunft hin." (Lit.: GA 093a, S. 239)

Ödipus und das Rätsel der Sphinx

Ödipus und die Sphinx, Gustave Moreau, 1864

Nach der der griechischen Mythologie galt die Sphinx als unheilbringendes Wesen und galt als eine Tochter von Typhon und Echidna und damit zugleich eine Schwester von Hydra, Chimära, Kerberos und Orthos. Das Fragemotiv ist ein wesentlicher Bestandteil der Ödipus-Sage, nach der die Sphinx auf Berg außerhalb Thebens hauste und den vorüberkommenden Reisenden ein Rätsel aufgab, das folgendermaßen lautete: „Was geht am Morgen auf vier Füßen, am Mittag auf zweien und am Abend auf dreien?“ (τί ἐστιν ὃ μίαν ἔχον φωνὴν τετράπουν καὶ δίπουν καὶ τρίπουν γίνεται). Wer dieses Rätsel nicht zu lösen vermochte, wurde von der Sphinx erwürgt und gefressen. Erst Ödipus erkannte, dass damit auf den Menschen selbst hingewiesen ist: Als Kind krabbelt er auf allen vieren, als Erwachsener geht er auf zwei Beinen und im Alter gebraucht er einen Stock als drittes Bein - das ist aber nur die triviale exoterische Antwort. Tatsächlich weist das Rätsel der Sphinx noch auf eine tiefere okkulte Wahrheit. Sie ist ein Hinweis auf die menschheitliche Entwicklung von tierähnlichen Wesen, allerdings nicht im Sinn der modernen materialistischen Evolutionslehre, zum heutigen Menschen und weiter zum künftigen Venus- oder Vulkan-Menschen mit drei "Fortbewegungsorganen", nämlich den beiden „Flügeln“ der zweiblättrigen Lotosblume an der Nasenwurzel und der zur Hand umgebildeten linken Körperhälfte[1].

Nachdem Ödipus das Rätsel gelöst hatte, stürzte sich die Sphinx in den Abgrund und starb. Theben war befreit und Ödipus eilte seinem weiteren tragischen Schicksal entgegen.

"Es ist in der griechischen Sage das richtige Gefühl ausgedrückt, das der Hellseher noch während der alten ägyptischen Zeit und in den griechischen Mysterien hatte, wenn er so weit war, daß ihm die Sphinx vor das Auge trat. Was war es denn, was ihm da vor das Auge trat? Etwas Unfertiges, etwas, was werden sollte. Er sah diese Gestalt, die in gewisser Beziehung noch tierische Formen hatte, im Ätherkopf sah er, was hineinwirken sollte in die physische Form, um diese menschenähnlicher zu gestalten. Wie dieser Mensch werden sollte, welch eine Aufgabe die Menschheit in der Entwickelung hatte, diese Frage stand lebendig vor ihm als eine Frage der Erwartung, der Sehnsucht, der Entfaltung des Kommenden, wenn er die Sphinx sah. Daß alle menschliche Forschung und Philosophie aus der Sehnsucht heraus entsteht, ist ein griechischer Ausspruch, aber zugleich auch ein hellseherischer. Man hat vor sich eine Gestalt, die nur mit astralischem Bewußtsein wahrgenommen wird, aber sie quält einen, sie gibt einem Rätsel auf: das Rätsel, wie man werden soll.

Nunmehr hat sich diese Äthergestalt, die in der atlantischen Zeit da war und in der ägyptischen Zeit in der Erinnerung lebte, mehr und mehr dem menschlichen Wesen einverleibt, und sie erscheint auf der anderen Seite in der Menschennatur wieder, sie erscheint in all den religiösen Zweifeln, in dem Unvermögen unserer Kulturepoche gegenüber der Frage: Was ist der Mensch? – In all den unbeantworteten Fragen, in all den Aussprüchen, die sich um das «Ignorabimus» drehen, erscheint die Sphinx wieder. Daher kann der Mensch so schwer zu einer Überzeugung von der geistigen Welt kommen, weil die Sphinx, die früher außen war, nachdem gerade in dem mittleren Zeitraum sich der gefunden hat, der das Rätsel gelöst, der sie in den Abgrund, in das eigene Innere des Menschen gestürzt hat, weil diese Sphinx jetzt im Inneren des Menschen erscheint." (Lit.: GA 105, S. 187f)

Anmerkungen

  1. Rudolf Steiner sagt dazu:

    "Später werden nur noch drei Organe da sein: Das Herz als Buddhiorgan, die zweiblättrige Lotusblume in der Augenmitte und die linke Hand als Bewegungsorgan. Auf diese Zukunft bezieht sich auch die Angabe Blavatskys von einer zweiten Wirbelsäule. Die Zirbeldrüse und die Schleimdrüse organisieren eine zweite Wirbelsäule, die sich später mit der anderen vereinigt. Die zweite Wirbelsäule wird vom Kopf vorn heruntergehen." (Lit.: GA 093a, S. 37f)

    Diese Angabe bezieht sich nach Rudolf Steiner auf das künftige Venusdasein bzw. vielleicht sogar erst auf das künftige Vulkandasein (Lit.: GA 094, S. 70ff)

    Eine entsprechende Stelle bei Blavatsky lautet

    "Am Ende der nächsten Runde wird die Menschheit wieder mannweiblich werden, und dann werden zwei Rückenmarke sein. In der siebenten Rasse werden die zwei in die eine verschmelzen. Die Evolution entspricht den Rassen, und mit der Evolution der Rassen entwickelt sich der sympathische Nerv in ein echtes Rückenmark. Wir kehren den Bogen aufwärts steigend zurück, nur mit Hinzutritt des Selbstbewusstseins." (Lit.: Geheimlehre, III. Band, S 545)

Literatur

  1. H. P. Blavatsky: Die Geheimlehre (The Secret Doctrine), Band I: Kosmogenesis, Band II: Anthropogenesis, Band III: Esoterik (posthum zusammengestellt von Annie Besant), Band IV: Index, deutsche Gesamtausgabe Leipzig 1919, Nachdruck Hannover 1999.
  2. Rudolf Steiner: Bewußtsein – Leben – Form , GA 89 (2001), ISBN 3-7274-0890-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1987)
  4. Rudolf Steiner: Kosmogonie, GA 94 (2001)
  5. Rudolf Steiner: Welt, Erde und Mensch , GA 105 (1983)
  6. Rudolf Steiner: Ägyptische Mythen und Mysterien, GA 106 (1992)
  7. Rudolf Steiner: Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt, GA 158 (1993)
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