Atom und Apostel: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Textbox|<poem>Geboren aus dem dunkelsten Alter
[[Datei:Leonardo da Vinci (1452-1519) - The Last Supper (1495-1498).jpg|thumb|500px|[[Christus]] und die zwölf Apostel:<br />[[Wikipedia:Leonardo da Vinci|Leonardo da Vinci]]: ''Das letzte Abendmahl'', 1495-1498, [[Wikipedia:Santa Maria delle Grazie (Mailand)|Santa Maria delle Grazie]] (Mailand)]]
Des Aberglaubens ist das alte Glaubensbekenntnis
Dass Materie der Feind des Guten ist,
Verflucht und verhaßt dem Unendlichen;
Denn jedes Atom ist ein lebendiger Gedanke,
Gefallen aus den Meditationen eines Gottes,
Sein Wesen ist die unsterbliche Liebe
Der fleischgewordenen Gottheit; und all
Die innersten Impulse der materiellen Dinge
Sind Mittel für die Pulse seines Willens.
<div align="right"><small>[[Alfred Russel Wallace]]: ''The World of Life'' (1914)<ref>Born from the darkest age
Of superstition is that ancient creed
That matter is the enemy of good,
Accursed and hateful to the Infinite ;
For every atom is a living thought,
Dropped from the meditations of a God,
Its every essence an immortal love
Of the incarnate Deity ; and all
The inmost pulses of material things
Are mediums for the pulses of His will.
                [[Alfred Russel Wallace]]: ''The World of Life'' (1914) [https://archive.org/stream/worldoflifemanif00walliala*page/n5/mode/2up]
</ref></small></div></poem>}}


'''Atome''' (von [[Griechische Sprache|griech.]] {{lang|gr|ἄτομος}}, ''átomos'', „das Unteilbare“), die nach gegenwärtiger populärer Auffassung der [[Materie]] als die kleinsten Bausteine der [[Chemisches Element|chemischen Elemente]] zugrunde liegen, sind nach [[Rudolf Steiner]] ''[[struktur]]ell'' aufzufassen als ''[[idee]]lle'' [[Raum]]inhalte; das Inhaltliche ist das Ergebnis einander begegnender Kräfterichtungen<ref>vgl. {{G|320|192}}</ref>. [[Kraft]] wird dabei verstanden als einseitig räumliche ([[luziferisch]]e<ref>vgl. {{G|176|239f}}</ref>) Offenbarung des [[Geist]]es.  
Als '''Apostel''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]]: απόστολος/''apóstolos'' bzw. [[Wikipedia:Aramäische Sprache|aramäisch]]: ''saliah'' „Gesandter, Sendbote“) werden im weitesten Sinn all jene '''Jünger''' des [[Jesus Christus]] bezeichnet, die direkt von ihm selbst als „Gesandte“ beauftragt wurden. So werden etwa im [[Lukasevangelium]] - und nur dort - siebzig oder zweiundsiebzig Jünger erwähnt {{Bibel|Lk|10|1–24|LUT}}. Den engeren Schülerkreis des [[Christus]] bildeten die '''zwölf Apostel''', kurz '''die Zwölf''' (vgl. {{B|Mk|6|7-13|LUT}}).


Anders ausgedrückt: Atome sind, wie auch die moderne [[Quantentheorie]] bestätigt, ''keine'' materiellen [[Objekt]]e, sondern regulativ wirkende [[Idee]]n - nämlich die Summe aller [[Naturgesetz|physikalischen Gesetzmäßigkeiten]], denen die [[Naturkräfte]] gehorchen, die den geordneten Zusammenhang aller wahrnehmbaren bzw. messbaren [[Erscheinung]]en im Bereich der kleinsten räumlich fassbaren Einheiten eines spezifischen chemischen Elementes - [[indeterministisch]] - regeln. Solche messbaren Erscheinungen bzw. [[Eigenschaft]]en sind etwa die [[#Atommasse|Atommasse]], die [[Wertigkeit (Chemie)|chemische Wertigkeit]], die [[Elektronegativität]] oder das für das jeweilige Element typische [[Atomspektrum]].
== Die zwölf Apostel ==


{{Zitat|Das Atom ist ein Begriff menschlicher Handlungsmöglichkeiten. Vermutlich gibt es Atome nur für uns. Vielleicht auch nur für uns Physiker am Ende des zweiten Jahrtausends der christlichen Aera.|[[Carl Friedrich von Weizsäcker]]|''Der Mensch in seiner Geschichte'', S. 102}}
{{GZ|Die
Namengebung, um die es sich in der Bibel handelt, ist genommen
von der inneren Wesenheit der Menschen. Ein Beispiel dafür sind
die Namen der zwölf Apostel. Sie weisen hin auf die Beziehung
zwischen ihnen und dem Herrn, dem Christus, der das Haupt ist
und als Zeichen den Widder oder das Lamm hat. Johannes bedeutet
der die Budhi Verkündende. Sie können den Menschen in zwölf
Teile einteilen, der ganze Mensch ist eine Zwölfheit. Der Mensch so,
wie er jetzt ist, entstand allmählich. Jedesmal, wenn die Sonne in ein
neues Sternbild trat, entwickelte sich ein neues Organ im Menschen.
Als die Sonne im Zeichen des Löwen stand, bildete sich zum Beispiel
das Herz aus. Wenn der Mensch höher aufsteigt, involviert er
in sich eine Gruppenseele. Das nun, was die Teile des Menschen
sind, finden Sie wieder in den Namen der zwölf Apostel, da sind sie
hineingeheimnißt. Was in einem gewöhnlichen Leib die zwölf Wesensbestandteile
sind, bedeuten die zwölf Apostel im Kollektivleib
Christi. Der Teil, der das Ich darstellt, in welchem der Egoismus
herrscht, der dem Christus den Tod bringt, der ist genannt Judas
Ischariot. Hinzugesetzt wurde bei dieser Namengebung noch, daß
er den Beutel hatte, das Geld, das niedere Habsuchtsprinzip.|94|291f}}


== Die Geschichte der Atomtheorie im Überblick ==
{{GZ|Erinnern Sie sich, wie da, wo gleich
im Beginne des Markus-Evangeliums von der Bestellung der Zwölf
geredet wird und wo die Rede ist von der Namengebung, wie er da zwei
von seinen Aposteln die «Donnerssöhne» nennt (3, 17). Das ist nicht
etwas, über das man einfach hinweglesen darf; das ist etwas, was man
wohl beachten muß, wenn man das Evangelium verstehen will. Warum
nennt er sie die Donnerssöhne? Weil er, damit sie seine Diener
werden, ein Element in sie verpflanzen will, das nicht von der Erde
ist, das von außerhalb der Erde herkommt, weil es das Evangelium
aus den Reichen der Angeloi und Archangeloi ist, weil es ein ganz
Neues ist und weil es nicht mehr genügt, bloß von den Menschen zu
sprechen, sondern von einem himmlischen, überirdischen Element,
dem Ich, und weil es notwendig ist, dies zu betonen. Er nennt sie
Donnerssöhne, um zu zeigen, daß auch die Seinigen eine Beziehung zu
dem überirdischen Element haben. Die nächste Welt, die an die unsrige
angeknüpft ist, ist die elementarische Welt, durch die erst erklärlich
wird, was in unsere Welt hereinspielt. Und der Christus gibt seinen Jüngern
Namen, durch die gesagt wird, daß unsere Welt an eine nächste
übersinnliche angrenzt. Er gibt ihnen die Beinamen von den Eigenschaften
der elementarischen Welt. Dasselbe ist der Fall, wenn er Simon
den «Felsenmann» nennt (3, 16). Wieder ist dabei auf ein Übersinnliches
hingewiesen. So wird durch das ganze Evangelium angekündigt
das Hereintreten des «Angelium», der Impulse aus der geistigen Welt.


=== Die philosophische Grundlage ===
Um das zu verstehen, braucht man nur richtig zu lesen, braucht man
[[Datei:Democritus2.jpg|miniatur|[[Demokrit]], Kupferstich nach antiker Büste, 18. Jahrhundert]]
nur die Voraussetzung zu machen, daß das Evangelium zugleich ein
[[Datei:Hand voll Reis.jpg|thumb|left|Eine Hand voll [[Wikipedia:Reis|Reis]] - zur Atomlehre des [[Kaṇāda]].]]
Buch ist, aus dem die tiefste Weisheit herauszuholen ist. Der ganze
[[Datei:A New System of Chemical Philosophy fp.jpg|miniatur|Verschiedene Atome und Moleküle, wie sie in ''A New System of Chemical Philosophy'' (1808) von [[Wikipedia:John Dalton|John Dalton]] abgebildet sind.]]
Fortschritt, der gemacht worden ist, besteht darin, daß die Seelen individualisiert
[[Datei:Pyrite-290488.jpg|thumb|[[Wikipedia:Pyrit|Pyrit]]]]
werden, daß sie nicht mehr bloß auf dem Umwege durch
[[Datei:Rudjer Boskovic.jpg|miniatur|[[Rudjer Josip Bošković]], Gemälde von R. Edge Pine, 1760]]
die Gruppenseelenhaftigkeit, sondern durch das Element der Individualseele
[[Datei:Boscovich-1763-Fig8-1.gif|mini|Fig. 8-1 aus Rugjer Josip Bošković: ''Theoria philosophiae naturalis redacta ad unicam legem virium in natura existentium'', 2. Auflage Venedig 1763]]
ihre Beziehung zur übersinnlichen Welt haben. Und der,
[[Datei:John Dalton.jpeg|thumb|[[Wikipedia:John Dalton|John Dalton]], Porträt von Joseph Allen, 1814]]
welcher so vor die Menschheit hintritt, daß er innerhalb der Erdenwesen
[[Datei:Johann Josef Loschmidt.jpg|miniatur|[[Wikipedia:Josef Loschmidt|Josef Loschmidt]]]]
erkannt wird, aber auch erkannt wird von den übersinnlichen
Die ersten [[Philosophie|philosophischen]] Ansätze des '''Atomismus''' bzw. der '''Atomistik''' wurden schon kurz nach Beginn der [[Griechisch-Lateinische Kultur|griechisch-lateinischen Zeit]], dem Zeitalter der [[Verstandes- oder Gemütsseele]], entwickelt.  
Wesenheiten, er bedarf, um hineinzuversenken in die Seelen derer,
die ihm dienen sollen, etwas von einem übersinnlichen Element,
dazu des besten Menschenelementes. Derjenigen Menschen bedarf er,
die es nach der alten Art in ihren Seelen selbst schon am weitesten gebracht
haben.


Den Gegensatz zum Atomismus bildet das heute als [[Holismus]] bezeichnete [[Ganzheitliches Denken|ganzheitliche Denken]], das schon [[Aristoteles]] in den Satz von der [[Übersummativität]] fasste, wonach ''das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile'':
Es ist im höchsten Sinne interessant, den seelischen Werdegang derjenigen
zu verfolgen, die der Christus Jesus um sich versammelt, die
er beruft zu seinen Zwölfen, die, man möchte sagen, wenn sie einem
in ihrer Einfachheit entgegentreten, am allergrandiosesten das durchgemacht
haben, was ich Ihnen gestern zeigen wollte bei mehr auseinanderliegenden
Inkarnationen von Menschenseelen. Der Mensch muß
sich erst hineinfinden in das Individuelle. Er kann da zunächst sich
selber schwer zurechtfinden, wenn er von dem, was in seiner Seele im
Element des Volkstums gewurzelt hat, versetzt wird in das Auf-sichselbst-
Gestelltsein. Die Zwölf waren es. Sie wurzelten tief in einem
Volkstum, das sich gerade wieder in der grandiosesten Weise als Volkstum
erfaßt hatte. Und sie waren wie mit nackter Seele, mit einfacher
Seele dastehend, als der Christus sie wiederfand. Man hat es dabei mit
ganz unregelmäßigen Zwischenzeiten zwischen den Inkarnationen zu
tun. Richten konnte sich der Blick des Christus auf die Zwölf: Diejenigen
Seelen erschienen wieder, die in den sieben Makkabäersöhnen<ref name="Makkabäer>''in den sieben Makkabäersöhnen'' und ''den sieben Söhnen der Makkabäermutter'': Hier liegen offensichtlich Fehler in der Nachschrift vor. Gemeint sind die sieben Brüder aus
2.Makkabäer 7. Diese hießen früher gewöhnlich die sieben makkabäischen Brüder, weil
sie in der makkabäischen Zeit den Tod erlitten und dieser in den Büchern der
Makkabäer erzählt ist; sie sind aber keine Makkabäer - als Makkabäer werden die
Mitglieder der Familie des Mattathias bezeichnet und später werden auch die Anhänger
des Judas Makkabäus, des dritten Sohnes des Mattathias, Makkabäer genannt.</ref>
und in den fünf Söhnen des Mattathias, in Judas und seinen Brüdern,
verkörpert waren; daraus setzte sich das Apostolat zusammen. Sie
waren hineingeworfen in das Element der Fischer und der einfachen
Leute; aber sie waren in der Zeit, als das jüdische Element zu einem
Kulminationspunkt hinaufgestiegen war, von dem Bewußtsein durchdrungen,
daß dieses Element zu dieser Zeit höchste Kraft war, aber
nur Kraft, während es jetzt individualisiert auftrat, als es sich um den
Christus herumgruppierte.


{{Zitat|Das was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist, dass es ein einheitliches Ganzes bildet, ist nicht nach Art eines Haufens, sondern wie eine Silbe, das ist offenbar mehr als bloss die Summe seiner Bestandteile. Eine Silbe ist nicht die Summe ihrer Laute: ba ist nicht dasselbe wie b plus a, und Fleisch ist nicht dasselbe wie Feuer plus Erde.|Aristoteles|''Metaphysik'', Buch 8.6. 1045a: 8-10.}}
Man könnte sich vorstellen, daß jemand ein ganz Ungläubiger wäre
und nur künstlerisch das ins Auge fassen wollte, wie am Ende des
Alten Testamentes Sieben und Fünf auftreten und wie Zwölf wieder
am Anfange des Neuen Testamentes zu finden sind. Wenn man dies
rein als künstlerisch-kompositionelles Element nimmt, kann man schon
von der Einfachheit und der künstlerischen Größe des Bibelbuches ergriffen
sein, ganz abgesehen davon, daß die Zwölfsich zusammensetzen
aus den fünf Söhnen des Mattathias und den sieben Söhnen der
Makkabäermutter<ref name="Makkabäer></ref>. Man wird lernen müssen, die Bibel auch als Kunstwerk
zu nehmen; dann wird einem erst das Gefühl für die Größe aufgehen,
die in die Bibel als Kunstwerk hineingelegt ist. Und man wird
ein Gefühl dafür erhalten, worauf sich das, was da künstlerisch hineingelegt
ist, eben beziehen muß.


==== Indien ====
Nun darf vielleicht noch auf eines aufmerksam gemacht werden.
Unter den fünf Söhnen des Mattathias ist einer, der schon im Alten
Testament Judas heißt. Er ist damals derjenige, welcher am kräftigsten
kämpft für sein Volk, der ganz und gar mit seiner Seele seinem
Volkstum hingegeben ist, und dem es auch gelingt, einen Bund mit
den Römern zu schließen gegen den König Antiochus von Syrien
(i. Makk. 8). Dieser Judas ist derselbe, welcher später die Prüfung
durchzumachen hat, den Verrat zu begehen, weil er, der am
allerinnigsten verbunden ist mit dem spezifisch althebräischen Element,
nicht gleich den Übergang zu dem christlichen Element finden
kann und erst die harte Prüfung braucht durch den Verrat. Es
steht, wenn man wieder das rein Künstlerisch-Kompositionelle betrachtet,
ganz wunderbar da die, man möchte sagen, grandiose Gestalt
des Judas in den letzten Kapiteln des Alten Testamentes und die Gestalt
des Judas im Neuen Testament. Und merkwürdig ist in diesem
symptomatischen Vorgang, daß der Judas des Alten Testamentes einen
Bund mit den Römern schließt, alles das vorbildet, was später geschehen
ist, nämlich den Weg, den das Christentum genommen hat
durch das Römertum, um in die Welt einzutreten. Das ist, möchte man
sagen, die weitere Ausgestaltung. Und wenn Ich hinzufügen würde,
was auch gewußt werden kann, was aber doch nicht in einem Vortrage
vor einem so großen Zuhörerkreise gesagt werden kann, so würden
Sie sehen, wie eigentlich gerade durch die spätere Wiederverkörperung
dieses Judas<ref>[[Augustinus]]</ref> die Verschmelzung geschieht des römischen Elementes
mit dem christlichen Element und wie der wiederverkörperte Judas
der erste ist, der sozusagen den großen Erfolg hat in der Ausbreitung
des romanisierten Christentums, und wie der Bündnisabschluß des
Judas des Alten Testamentes mit den Römern die prophetische Vortatsache
ist dessen, was ein Späterer tut, der dem Okkultisten wiedererscheint
als der wiederverkörperte Judas, der da durchgehen mußte
durch die harte Seelenprüfung des Verrates. Und was sich dann durch
sein späteres Wirken zeigt als Christentum im Römertum und Römertum
im Christentum zugleich, das erscheint wie eine ins Geistige umgesetzte
Erneuerung des Bündnisses des alttestamentlichen Judas mit
den Römern.|139|42ff}}


Das vermutlich erste Atomkonzept geht auf den [[Indische Philosophie|indischen]] Weisen [[Kaṇāda]] ([[Sanskrit]]: '''कणाद'''; ''Korn-Esser'') zurück, der wahrscheinlich im [[Wikipedia:6. Jahrhundert v. Chr.|6. Jahrhundert v. Chr.]] <ref name="anu">Anu and Parmanu - Indian ideas about Atomic physics, http://www.newsfinder.org/site/more/anu_and_parmanu_indian_ideas_about_atomic_physics/</ref> <ref>"Kaṇāda," Dilip M. Salwi, http://www.4to40.com/legends/index.asp?id=183</ref> <ref>nach anderen Quellen lebte Kanada erst im [[Wikipedia:2. Jahrhundert v. Chr.|2. Jahrhundert v. Chr.]]; vgl. dazu: Oliver Leaman, ''Key Concepts in Eastern Philosophy.'' Routledge, 1999, page 269.</ref> lebte und der Begründer der indisch-philosphischen [[Vaisheshika]]-Schule war. Nach Kaṇāda gibt es 4 Atomarten mit jeweils ganz charakteristischen Eigenschaften, die den 4 [[physisch]]en Elemementen [[Erde]] (''prithivi''), [[Wasser]] (''apa''), [[Feuer]] (''teja'') und [[Luft]] (''vayu'') entsprechen. Darüber hinaus nennt Kaṇāda noch als fünftes Element den [[Äther]] (''akasha''), der aber nicht mehr materiell, sondern Träger des [[Ton]]s (''shabda''), also des [[Klangäther]]s, ist. Alle Atome eines bestimmten Elements gleichen einander dabei aufs Haar. Diese kleinsten ''dinghaften'', noch ''räumlich'' fassbaren Einheiten der Materie nannte Kaṇāda [[Anu]] (im [[Sanskrit]] eine gebräuchliche Vorsilbe mit vielschichtiger Bedeutung <ref>vgl. z.B. → http://srimadbhagavatam.com/a/anu</ref>: ''nach'', ''nahe'', ''unter'', ''untergeordnet'', ''immer'', ''leicht'', ...; seit Kaṇāda auch im Sinne von ''Atom'' gebraucht, als das, was der sichtbaren Materie zugrundeliegt). Kaṇāda geht aber noch weiter, denn eigentlich sind nicht die räumlich fassbaren ''Anus'' die kleinsten Einheiten, sondern die sogenannten [[Paramanu]]s (zusammengesetzt aus ''param'' und ''anu'' - was soviel bedeutet wie: ''jenseits des Atoms''). Sie entstanden am Anfang der [[Schöpfung]] als [[gestalt]]lose, ''punktförmige'', ''nicht''-räumliche Ureinheiten. Daraus bildeten sich zunächst Dyaden (''dwinuka'') aus zwei ''paramanus'' oder Tetraden (''Chaturanuka'') aus 2 Dwinukas oder vier Paramanus - und damit traten erst die räumlich fassbaren ''anus'' hervor. Die sind immer noch zu klein, um gesehen werden zu können, aber indem sie sich weiter zu noch größeren Gebilden zusammenlagern, treten sie schließlich in die Sichtbarkeit. Kaṇāda steht damit bereits erstaunlich nahe der modernen [[Physik|physikalischen]] Atomlehre, nach der alle Materie letztlich aus punktförmig gedachten, nicht dinghaften [[Elementarteilchen]] ([[Leptonen]] und [[Quark (Physik)|Quarks]]) besteht.
{{GGZ|Nun hatte die Menge, die dem Christus Jesus gegenüberstand, von
dem alten Hellsehertum zwar nur noch letzte Reste; aber die Seelen
waren noch dazu geschickt, zuzuhören, wenn in Bildern gesprochen
wurde von dem Hergang des Seins und des Menschheitswerdens. Und
wie zu jemand, der sich noch die letzte Erbschaft des alten Hellsehens
erhalten hatte und hineingetragen hatte in das gewöhnliche Seelenleben,
so sprach der Christus Jesus zur Menge.


Etwa zur selben Zeit bildete [[Pakudha Katyayana]], über dessen Leben kaum etwas bekannt ist, seine atomistische Lehre ([[Sanskrit|skrt.]] ''Anuvada'') aus, nach der der [[Mensch]] aus [[sieben]] unzerstörbaren, unveränderlichen, ewig gleich bleibenden Elementen besteht, die eben darum auch unteilbar und in diesem Sinn ''Atome'' sind und auch nach dem [[Tod]] des Menschen fortbestehen. Die vier grundlegenden Elemente [[Erde]], [[Wasser]], [[Luft]] und [[Feuer]] bilden dabei den [[Körper]], darüber steht die höhere Dreiheit von [[Freude]], [[Schmerz]] und [[Seele]]. Katyayana leugnete also keineswegs die Existenz der ''Seele'', war aber entgegen den Grundlehren des [[Wikipedia:Brahmanismus|Brahmanismus]] überzeugt, dass diese durch die Handlungen des Körpers, da sie ja unveränderlich sei, in keiner Weise berührt wird. Damit hätten aber auch gute und schlechte Taten keinerlei Einfluss auf ihr künftiges Schicksal. Katyayana wies darum auch die [[Karma]]-Lehre entschieden zurück.
Und welches waren die intimen Schüler? Wir haben gehört, wie sie
sich zu den Zwölfen zusammensetzten aus den sieben Söhnen der
Makkabäermutter und den fünf Söhnen des Mattathias. Wir haben gehört,
wie sie aufgerückt waren durch das ganze althebräische Volk
hindurch zu der starken Betonung des unsterblichen Ich. Sie waren
die wirklich ersten, die der Christus Jesus sich auswählen konnte, um
an das zu appellieren, was in jeder Seele lebt, so lebt, wie es werden
sollte zu einem neuen Ausgangspunkt für das Menschenwerden. Zur
Menge sprach er, indem er voraussetzte, daß sie das verstehe, was sich
als Erbschaft von dem alten Hellsehen erhalten hat; zu seinen Jüngern
sprach er so, daß er von ihnen voraussetzen konnte, daß sie die ersten
seien, die schon etwas von dem verstehen konnten, wie wir heute von
den höheren Welten zu den Menschen sprechen. Es war also durch
den ganzen Zeitenwendepunkt geboten, daß der Christus Jesus in verschiedener
Weise sprach, wenn er zur Menge sprach und wenn er zu
denen sprach, die seine intimen Schüler waren. Mitten hinein in die
Menge stellt er sie, die er als die Zwölf an sich zog. Was für die Folgezeit
allgemeines Menschengut werden sollte, verstehen, vernunftgemäß
verstehen, was sich auf die höheren Welten und auf die Geheimnisse
der Menschheitsevolution bezieht, das war die Aufgabe des
engeren Schülerkreises des Christus Jesus. Er sprach - nehmen Sie nur
das Ganze, was er da sagte bei der Auslegung des Gleichnisses für
seine Schüler ~, man möchte sagen, auch in sokratischen Worten. Denn
das, was er da sprach, das holte er aus jeder Seele selber heraus, nur daß
Sokrates sich mehr beschränkte auf die irdischen Verhältnisse, man
möchte sagen, auf die gemeine Logik, während der Christus Jesus über
die spirituellen Angelegenheiten sprach. Aber er sprach über die spirituellen
Angelegenheiten, wenn er zu seinen intimen Schülern sprach,
auf sokratische Art. Wenn Buddha zu seinen Schülern sprach, dann
sprach er so, daß er ihnen die spirituellen Angelegenheiten klarlegte,
aber so klarlegte, wie es die Erleuchtung gibt, wie es also nur der Aufenthalt
der Menschenseele in den höheren Welten gibt. Wenn der
Christus zur Menge sprach, dann sprach er so, wie es die gewöhnliche
Menschenseele in früheren Zeiten in den höheren Welten erlebt hat.
Zur Menge sprach er, man möchte sagen, wie ein populärer Buddha;
zu seinen intimen Schülern sprach er wie ein höherer Sokrates, wie ein
spiritualisierter Sokrates. Sokrates holte die individuelle, irdische Vernunft
aus den Seelen seiner Schüler heraus; der Christus holte die
himmlische Vernunft aus den Seelen seiner Schüler heraus. Der Buddha
gab seinen Schülern die himmlische Erleuchtung; der Christus gab
der Menge die irdische Erleuchtung in seinen Gleichnissen.


==== Griechenland und Rom ====
Ich bitte Sie, nehmen Sie diese drei Bilder: drüben im Ganges-Lande
Im [[Wikipedia:5. Jahrhundert v. Chr.|5. Jahrhundert v. Chr.]] wurde unabhängig davon im [[Antikes Griechenland|antiken Griechenland]] eine anfängliche Atomvorstellung von dem [[Philosoph]]en [[Leukipp]] formuliert und von seinem Schüler [[Demokrit]] systematisch weiterentwickelt. Demokrit führte auch den [[Begriff]] ''átomos'' für die seiner Ansicht nach "unzerschneidbaren" Grundbausteine der Welt ein, wobei er sich die Atome selbst als regelmäßig geformte geometrische Körper vorstellte, durch deren Bewegung alle Welterscheinungen zustande kommen sollten. Die [[Seele]] erschien ihm dabei als zusammengesetzt aus den feinsten kugelförmigen Atomen.
den Buddha mit seinen Schülern - das Gegenbild des Sokrates;
drüben in Griechenland den Sokrates mit seinen Schülern - das Gegenbild
des Buddha. Und dann diese merkwürdige Synthese, diese
merkwürdige Verbindung vier bis fünf Jahrhunderte später. Da
haben Sie den gesetzmäßigen Werdegang der Menschheitsevolution
an einem der größten Beispiele vor Ihrer Seele stehen.|139|84f}}


{{Zitat|Nur scheinbar hat ein Ding eine Farbe, nur scheinbar ist es süß oder bitter; in Wirklichkeit gibt es nur Atome im leeren Raum.|Demokrit|<ref>[[Wikipedia:Wilhelm Capelle|Wilhelm Capelle]]: ''Die Vorsokratiker'', Fragmente und Quellenberichte - Leipzig: Kröner, 1935. (Kröners Taschenausgabe Band 119) - S. 399</ref>}}
{{GZ|Die Sonnenhelden verließen also während der Einweihung
ihren Leib; hatten sie sich mit diesen Kräften erfüllt, dann traten
sie wiederum in ihren Leib zurück. Wenn sie zurückgekehrt waren,
dann hatten sie die Kräfte in ihrer Seele, welche die Arbeit eines Volkes
herausführen konnten in die ganze Entwickelung der Menschheit.
Und was erlebten diese Sonnenhelden während der dreieinhalb Tage
ihrer Einweihung? Während sie - wir können es schon so nennen -
wandelten nicht auf der Erde, sondern auf der Sonne, was erlebten
sie? Die Gemeinsamkeit mit dem Christus, der vor dem Mysterium
von Golgatha noch nicht auf der Erde war! Alle alten Sonnenhelden
waren so in die Sonnensphäre hinaufgegangen, denn nur da konnte
man in den alten Zeiten die Gemeinsamkeit mit dem Christus erleben.
Aus dieser Welt, in die hinaufsteigen mußten während ihrer Einweihung
die alten Eingeweihten, ist der Christus herabgestiegen auf
die Erde. Wir können also sagen: Dasjenige, was durch die ganze
Prozedur der Einweihung in alten Zeiten für einzelne Wenige hat erreicht
werden können, das wurde erreicht wie durch ein naturgemäßes
Ereignis in den Piingsttagen von denjenigen, welche die
Apostel des Christus waren. Während früher die Menschenseelen
hatten hinaufsteigen müssen zu dem Christus, war jetzt der Christus
zu den Aposteln herabgestiegen. Und die Apostel waren in gewisser
Weise solche Seelen geworden, die in sich trugen jenen Inhalt, den
die alten Sonnenhelden in ihren Seelen gehabt haben. Die geistige
Kraft der Sonne hatte sich ausgegossen über die Seelen dieser Menschen
und wirkte fortan weiter in der Menschheitsevolution. Damit
dies geschehen konnte, damit das Wirken einer ganz neuen Kraft auf
die Erde kommen konnte, mußte das Ereignis von Palästina, mußte
das Mysterium von Golgatha sich vollziehen.|148|46f}}


Worauf schon [[Aristoteles]] kritisch bemerkte:
== Anmerkungen ==


{{Zitat|Die Frage nach der Bewegung aber, woher und wo sie an die Dinge kommt, haben auch sie, ganz ähnlich wie die anderen, ohne sich über sie den Kopf zu zerbrechen, beiseite liegen lassen.|Aristoteles|<ref>''Aristoteles: Metaphysik, Erste Abteilung, Einleitung, II. Die Lehre von den Prinzipien bei den Früheren, A: Die älteren Philosophen, [http://www.zeno.org/Philosophie/M/Aristoteles/Metaphysik/Erste+Abteilung.+Die+Hauptst%C3%BCcke/Einleitung/II.+Die+Lehre+von+den+Prinzipien+bei+den+Fr%C3%BCheren/A%3A+Die+%C3%A4lteren+Philosophen?hl=dagegen+lehrt+nun+leukippos letzter Absatz].</ref>}}
<references />


[[Epikur]] baute die Atomlehre im [[Wikipedia:4. Jahrhundert v. Chr.|4. Jahrhundert v. Chr.]] bereits auf rein [[materialistisch]]er Basis weiter aus. Im [[Wikipedia:1. Jahrhundert|1. Jahrhundert]] wurde sie in dieser Form dann von dem [[Römisches Reich|römischen]] Philosophen [[Lukrez]] aufgegriffen. Lukrez war davon überzeugt, dass die [[mensch]]liche [[Seele]] vergänglich sei und die Götter keine Möglichkeit hätten, in das menschliche Leben einzugreifen; dadurch erst könne der Mensch wahre [[Gemütsruhe]] im Sinne Epikurs entwickeln und die Furcht vor dem [[Tod]] und vor den [[Götter]]n überwinden.
== Literatur ==
 
#Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
==== Mittelalter ====
#Rudolf Steiner: ''Das Markus-Evangelium'', GA 139 (1985), ISBN 3-7274-1390-5 {{Vorträge|139}}
 
#Rudolf Steiner: ''Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium'', [[GA 148]] (1992), ISBN 3-7274-1480-4 {{Vorträge|148}}
Im [[Mittelalter]] geriet die Atomlehre weitgehend in Vergessenheit und spielte auch noch darüber hinaus bei den [[Alchemist]]en keine wesentliche Rolle.
 
==== Neuzeit ====
 
Erst mit dem Beginn des [[Bewusstseinsseelenzeitalter]]s und dem damit verbundenen zunehmenden Verlust des [[ganzheit]]lichen Denkens wurde der Atomismus allmählich zur führenden [[Weltanschauung]].
 
{{GZ|So bis ins 13., 14. Jahrhundert herein legte man gar keinen so
großen Wert darauf, im menschlichen Denken ein Ganzes aus seinen
Teilen zusammenzusetzen. Das kam erst später auf. Der Baumeister
baute viel mehr aus der Idee des Ganzen heraus und gliederte in die
Teile, als daß er aus Teilen ein Gebäude zusammengesetzt hätte. Das
Zusammensetzen aus Teilen kam eigentlich erst später in die Menschheitszivilisation
hinein. Und das hat dann dazu geführt, daß die
Menschen überhaupt angefangen haben, alles aus kleinsten Teilen
sich zusammengesetzt zu denken. Daraus kam die atomistische
Theorie in der Physik. Die kommt nur aus der Erziehung. Unsere
hohen Gelehrten würden gar nicht so sprechen von diesen winzigen
kleinen Karikaturen von Dämonen - denn es sind Karikaturen von
Dämonen -, von den Atomen, wenn man sich nicht in der Erziehung
daran gewöhnt hätte, aus Teilen alles zusammenzusetzen. So ist der
Atomismus gekommen. Wir kritisieren heute den Atomismus; aber
eigentlich sind die Kritiken ziemlich überflüssig, weil die Menschen
nicht loskommen von dem, was sie sich seit vier bis fünf Jahrhunderten
angewöhnt haben verkehrt zu denken: Statt von dem Ganzen
in die Teile hinein zu denken, von den Teilen auf das Ganze zu
denken.|311|84f}}
 
=== Erste experimentelle Befunde ===
 
[[Wikipedia:1661|1661]] vertrat der [[Wikipedia:Irland|irische]] Naturforscher [[Robert Boyle]] (1626-1691) in seinem epochemachenden Werk [[WikipediaEN:The Sceptical Chymist|The Sceptical Chymist]] [http://www.gutenberg.org/files/22914/22914-h/22914-h.htm] die Meinung, dass die [[Materie]] nicht aus den alchemistischen [[Vier Elemente|vier Elementen]], sondern aus verschiedensten Kombinationen kleinster Teilchen (''corpuscules'') aufgebaut sei. Er wurde damit zum Wegbereiter des modernen [[Chemische Elemente|Element]]- und Atombegriffs.
 
[[Wikipedia:1758|1758]] beschrieb der [[Jesuit]] [[Rugjer Josip Bošković]] (1711-1787), den [[Werner Heisenberg]] als „''kroatischen Leibniz''“ bezeichnete, in seiner in Wien veröffentlichten «''Theoria philosophiae naturalis''» die Atome als nicht ausgedehnte unteilbare [[Massepunkt]]e, zwischen denen, abhängig von ihrer Distanz, [[Rhythmus|rhythmisch]] wechselnde abstoßende und anziehende [[Kraft|Kräfte]] wirken.
 
[[1789]] formulierte schließlich [[Antoine Lavoisier]] (1743-1794) den [[Begriff]] des [[Chemische Elemente|chemischen Elements]]<ref>{{Internetquelle| url=http://web.lemoyne.edu/~GIUNTA/EA/LAVPREFann.HTML | titel=Lavoisier's Elements of Chemistry | werk=Elements and Atoms | hrsg=Le Moyne College, Department of Chemistry | zugriff=2007-12-18 |sprache=en}}</ref> und [[1803]] griff der farbenblinde [[England|englische]] Lehrer und Naturforscher [[Wikipedia:John Dalton|John Dalton]] (1766-1844) auf das Atomkonzept zurück, um das mittlerweile experimentell von [[Wikipedia:Joseph-Louis Proust|Joseph-Louis Proust]] (1754-1826) bei [[Chemische Reaktion|chemischen Reaktionen]] entdeckte [[Gesetz der konstanten Proportionen]] zu erklären, wonach [[chemische Elemente]] immer in ganz bestimmten Mengenverhältnissen miteinander reagieren, wobei einzelne Elementen oft mehrere unterschiedliche Verbindungen bilden, bei denen sich die relativen Mengen des Elements nach dem von Dalton aufgefundenen [[Gesetz der multiplen Proportionen]] nur im Verhältnis kleiner [[Ganze Zahlen|ganzer Zahlen]] voneinander unterscheiden (z.B. [[Wikipedia:Eisen(II)-sulfid|Eisensulfid]] FeS und [[Wikipedia:Pyrit|Pyrit]] FeS<sub>2</sub>). Dalton ging dabei davon aus, dass jedes Element aus einer Vielzahl vollkommen identischer Atome gleicher [[Masse (Physik)|Masse]] besteht, für die er den Begriff des [[Atomgewicht]]s einführte. Als Bezugspunkt wählte er den [[Wasserstoff]], dem er willkürlich den Wert 1 zuwies.
 
Etwa um diese Zeit unterschied [[Goethe]] zwischen einer ''dynamischen'' und einer ''atomistischen'' [[Vorstellung]]sart:
 
{{Zitat|Zweierlei Vorstellungsarten: dynamisch und atomisch [...] Aus verschiedenen Vorstellungsarten entsteht ein neues Resultat; jeder hat die seine; jeder neigt mehr zu der einen oder der anderen herüber. Lukrez, Epikur bekannten sich zu der Vorstellungsart, die wir die atomistische oder chemische nennen möchten; in den realen Stoffen der Materie suchten sie Entstehung und Ordnung durch Hilfe des Zufalls. Andere suchten es in einer unsichtbaren höheren Gewalt, in anregenden Kräften.|Goethe|Gespräche 1805/1806: ''Aus den naturwissenschaftlichen
Vorträgen für Damen'' (240) [http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Gespr%C3%A4che/%5BZu+den+Gespr%C3%A4chen%5D/1805]}}
 
[[1811]] leitete [[Wikipedia:Amadeo Avogadro|Amadeo Avogadro]] (1776-1856) aus dem von [[Wikipedia:Gay Lussac|Gay Lussac]] gefundenen [[Wikipedia:Gay-Lussac-Gesetz|Gesetz]], das besagt, dass das Volumen [[Ideales Gas|idealer Gase]] bei gleichbleibendem Druck und gleichbleibender Stoffmenge direkt proportional zur Temperatur ist (d.h. V/T = const), ab, dass in einem gleichen Gasvolumen bei gleichem Druck und gleicher Temperatur auch gleich viele Gasteilchen enthalten sein müssen ([[Wikipedia:Avogadrosches Gesetz|Avogadrosches Gesetz]]). Avogadro unterschied dabei zwischen Atomen (''molécules élémentaires'') und [[Molekül]]en (''molécules intégrantes'') und vermutete, dass die chemischen Elemente in der Gasphase nicht als einzelne Atome, sondern als zweiatomige Moleküle vorliegen. Seine Ansichten gerieten aber für längere Zeit in Vergessenheit. Erst seinem Schüler [[Wikipedia:Stanislao Cannizzaro|Stanislao Cannizzaro]] (1826-1910) gelang der Nachweis, dass [[Wasserstoff]] im Gaszustand als H<sub>2</sub>-Molekül vorliegt. Das gilt analog auch für andere elementare Gase wie [[Stickstoff]] (N<sub>2</sub>) oder [[Sauerstoff]] (O<sub>2</sub>). Nur die erst später erforschten [[Edelgase]] sind atomare Gase. Mit dieser Entdeckung konnte die Tabelle der [[Atomgewicht]]e, die bislang für viel Verwirrung gesorgt hatte, auf konsistente Werte korrigiert werden.
 
Noch hatte man aber keine Vorstellung von der tatsächlichen Größe der Atome und der Anzahl der Teilchen in einem gegebenen Gasvolumen. Erst [[1866]] gelang es dem Wiener Physiklehrer [[Wikipedia:Johann Josef Loschmidt|Johann Josef Loschmidt]] (1821-1895), die ''Größe der Luftmolecüle'' zu bestimmen. Er stützte sich dabei auf die von [[James Clerk Maxwell]] aus der [[Wikipedia:Kinetische Gastheorie|kinetischen Gastheorie]] abgeleitete Formel, in die er die von [[Wikipedia:George Gabriel Stokes|George Gabriel Stokes]] gemessenen Werte für die [[Wikipedia:Innere Reibung|innere Reibung]] der Luft einsetzte.<ref name="luftmolekuele">Loschmidt: ''Zur Grösse der Luftmoleküle.'' In: ''Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien.'' Band 52, 1866, Abt. II, S. 395–413. [http://books.google.de/books/about/Zur_Gr%C3%B6sse_der_Luftmolec%C3%BCle.html?hl=de&id=zZw5AAAAcAAJ]</ref> Daraus ergab sich für [[Ideales Gas|ideale Gase]] die Anzahl der Teilchen pro Volumseinheit die später nach ihm benannte [[Wikipedia:Loschmidt-Konstante|Loschmidt-Konstante]] zu ''N''<sub>L</sub>&nbsp;=&nbsp;2,686&nbsp;7805&nbsp;(24)&nbsp;·&nbsp;10<sup>25</sup>&nbsp;m<sup>−3</sup>. Seine Ergebnisse für die Teilchengröße lagen bereits im richtigen Bereich von 0,1 bis 1 [[Nanometer|nm]].
 
=== Atommasse ===
[[Datei:Atom-schematic de.svg|mini|Schematische Darstellung des Atoms mit Kern und Elektronenhülle (nicht maßstäblich, sonst wäre der untere Pfeil ca. 50&nbsp;m lang).]]
[[Datei:Rutherford Scattering.svg|mini|Versuchsaufbau des Rutherfordschen Streuversuchs: 1: Radioaktives Radium, 2: Bleimantel zur Abschirmung, 3: Alpha-Teilchenstrahl, 4: Leuchtschirm bzw. Fotografieschirm 5: Goldfolie 6: Punkt, an dem die Strahlen auf die Folie treffen,
7: Teilchenstrahl trifft den Schirm, nur wenige Teilchen werden abgelenkt.]]
 
Atome verfügen über eine messbare [[Masse (Physik)|Masse]], die '''Atommasse''', die wie jede andere Masse in der [[Internationales Einheitensystem|SI]]-Einheit [[Kilogramm]] (kg) angegeben werden kann. Meist wird für Berechnungen aber nicht diese '''absolute Atommasse''' verwendet, sondern die auf die [[Atomare Masseneinheit]] '''u''' bezogene '''relative Atommasse''', die früher fälschlich auch als ''Atomgewicht'' bezeichnet wurde. Die atomare Masseneinheit ist der zwölfte Teil der Masse eines Atoms des [[Kohlenstoff]]-Isotops [[Wikipedia:Liste der Isotope/2. Periode*6 Kohlenstoff|<sup>12</sup>C]], die in SI-Einheiten 1,660&nbsp;538&nbsp;921[[Wikipedia:Messunsicherheit|(73)]]&nbsp;×&nbsp;10<sup>−27</sup>&nbsp;kg<ref>[http://physics.nist.gov/cgi-bin/cuu/Value?u 2010 CODATA recommended values], abgerufen am 12. Dezember 2011.</ref> entspricht. Die erste Tabelle mit relativen Atommassen wurde von [[Wikipedia:John Dalton|John Dalton]] aus Massenverhältnissen bei chemischen Reaktionen abgeleitet und [[1805]] veröffentlicht, wobei er den [[Wasserstoff]], das leichteste Atom, als Masseneinheit benutzte.
 
[[Rudolf Steiner]] hat allerdings darauf hingewiesen, dass die Atommassen („Atomgewichte“) keine absolut konstanten Größen seien, sondern periodisch um einen Mittelwert schwankten, da Atome keine starren Objekte seien. In einer Fragenbeantwortung nach einem am 13. März 1920 in [[Wikipedia:Stuttgart|Stuttgart]] gehaltenen Vortrag von [[Eugen Kolisko]] sagte er:
 
<div style="margin-left:20px">
"Nicht wahr, wir reden von den Atomgewichten dieser Stoffe. Aber diese Atomgewichte gibt es ja in Wirklichkeit gar nicht. Sie haben das Atomgewicht von Blei aufzufinden: 207. Das ist schon richtig, daß das Atomgewicht von Blei 207 ist, aber wenn Sie es suchen, finden Sie eigentlich nicht 207 in Wirklichkeit, sondern Sie finden eigentlich eine Zahl: 207 + x in unbestimmter Weise. Das, was man wirklich findet, das schwankt hin und her, und die Atomgewichtszahl für unsere Elemente ist eigentlich so, daß man sagen kann: Würde man den Zustand, der die Atomgewichtszahl repräsentiert, festhalten wollen, so müßte man hier eine pendelnde Bewegung, nicht einen Punkt zeigen. Und wir dürften das periodische System auch nicht so beschreiben, wie es ist, sondern in Zitterbewegungen müßten wir es haben, in innerer Zitterbewegung. Es ist so, daß wir durchaus nicht sagen können, aus dem Atomgewicht gehe hervor, daß wir es nun wirklich zu tun haben mit festen Elementen. Diese Vorstellung eines starren Atoms - denken Sie, was das bedeutet, was Herr Dr. Kolisko eben gesagt hat: Wasser ist nicht mehr Wasser bei einer bestimmten Temperaturhöhe. Der Atomist von heute ist aber genötigt, Wasserstoff und Sauerstoff, die im Wasser sind, wenn das Wasser nicht mehr da ist, unverändert vorzustellen, wenn er richtig Atome vorstellt. Also man kommt dazu, solch eine Eigenschaft der Materie als das eigentlich Maßgebende zu betrachten: diese Starrheit, die schon da, wo das Element entsteht, nicht vorhanden ist. Das Element ist noch nicht vorhanden, sondern das Element ist etwas, was einem schon aus der Hand fällt, wenn man es fassen will. Denn Atomgewichte strikte festzustellen, ist ein Unding. Es gibt kein Atomgewicht, sondern es gibt Mittelzustände, um die herum das Atomgewicht variiert, und man sage: im Mittelzustand ist das Atomgewicht so und so. Es gibt geradeso wenig Atomgewichte, wie es beim Weizenkorn eine bestimmte Größe gibt. Es gibt natürlich für das Weizenkorn eine mittlere Größe, aber die Größe schwankt hin und her. So ist es auch mit dem Atomgewicht; es ist nur ein Mittelzustand." {{Lit|{{G|73a|490}}}}
</div>
 
=== Atomkern ===
 
Durch den von [[Wikipedia:Ernest Rutherford|Ernest Rutherford]] (1871-1937) und seinen Mitarbeiter von 1909 bis 1913 an der [[Wikipedia:University of Manchester|University of Manchester]] durchgeführten [[Wikipedia:Rutherford-Streuung|Steuversuch]] kam man zu der Annahme, dass sich der größte Teil der Atommasse in einem winzigen, elektrisch positiv geladenen '''Atomkern''' zusammendrängt, der von einer vergliechsweise riesigen Hülle von leichten [[Elektron|Elektronen]] umgeben ist. Zu diesem Zweck bestrahlte man eine hauchdünne [[Gold]]folie mit (positiv geladener) [[Wikipedia:Alphastrahlung|Alphastrahlung]] und stelle fest, dass der größte Teil der Strahlung die Folie praktisch ungehindert durchdringt. Nur eine geringer Teil der Strahlung wurde von den im Kern konzentrierten positiven Ladungsträgern zurück reflektiert.
 
=== Atomhülle ===
[[Datei:Single electron orbitals.jpg|mini|400px|Schematische Darstellung verschiedener Atomorbitale]]
[[Datei:Hydrogen Density Plots.png|mini|400px|Elektronendichteverteilung in der Hülle des [[Wasserstoff]]-Atoms]]
Aufgrund der geringen [[Masse (Physik)|Masse]] der Elektronen ist die '''Elektronenhülle''' eines Atoms enstsprechend der 1927 von [[Werner Heisenberg]] formulierten [[Unbestimmtheitsrelation]] etwa 10.000 bis 150.000 mal größer als der Atomkern. Gemäß der [[Quantenhypothese]] unterliegen die Elektronen dem [[Welle-Teilchen-Dualismus]] und können daher weder als genau lokalisierbare materielle [[Teilchen]] aufgefasst werden, noch kann ihnen eine definierte Bahn um den Atomkern zugeschrieben werden. Vielmehr halten sie sich nur mit einer quantenmechanisch berechenbaren [[Aufenthaltswahrscheinlichkeit]] in bestimmten räumlichen Bereichen auf, den [[Atomorbital]]en, deren Form und Ausdehnung durch verschiedene '''Quantenzahlen''' bestimmt ist. Experimentell kann die Verteilung der '''Elektronendichte''' bei [[kristall]]isierbaren Materialien bis zu einem gewissen Grad mittels  [[Röntgenstrukturanalyse]] bestimmt werden.
 
==== Quantenzahlen ====
 
Die '''Elektronenkonfiguration''' der Elektronenhülle wird durch vier '''Quantenzahlen''' bestimmt:
 
* Die '''Hauptquantenzahl''' <math>\,n =1,\,2,\,3\,\ldots</math> beschreibt das Hauptenergieniveau bzw. die sog. '''Schale''', in der sich das Elektron aufhält.
* Die '''Nebenquantenzahl''' oder '''Drehimpulsquantenzahl''' <math>l = 0,\, 1,\,2\,\,\ldots<n</math> charakterisiert die [[Symmetrie]] der sog. [[Atomorbitale]], in denen sich die Elektronen aufhalten. Da es sich bei der Elektronenbewegung im Prinzip um [[Schwingung]]svorgänge bzw. um stehende [[Welle]]n handelt, die mathematisch durch die [[Schrödingergleichung]] beschrieben werden, ähneln sie nicht zufällig den [[Chladnische Klangfiguren|Chladnischen Klangfiguren]]. Die '''Orbitale''' werden dabei üblicherweise mit folgenden Buchstaben bezeichnet, die historisch aus der [[Spektroskopie]] übernommen wurden:
** '''s''' für <math>l = 0</math> (ursprünglich für ‚scharf‘, z.&nbsp;B. „'''s'''-Zustand“) - kugelsymmetrisch
** '''p''' für <math>l = 1</math> (ursprünglich für engl. {{lang|en|‚principal‘}}, ‚Haupt‘-Zustand) - hantelförmig
** '''d''' für <math>l = 2</math> (ursprünglich für ‚diffus‘) - gekreuzte Doppelhantel
** '''f''' für <math>l = 3</math> (ursprünglich für ‚fundamental‘) - rosettenförmig
** '''g''' für <math>l = 4</math> (alphabetische Fortsetzung) - rosettenförmig
** '''h''' für <math>l = 5</math> (alphabetische Fortsetzung) - rosettenförmig
* Die '''magnetische Quantenzahl''' oder '''Richtungsquantenzahl''' <math>m_l = -l, \, -(l-1), \, \ldots, \, -1, \, 0, \, 1, \ldots, (l-1), \, l</math> bestimmt die räumliche Orientierung der Orbitale.
* Die '''Spinquantenzahl''' <math>s</math> kann für Elektronen nur die Werte <math>-\frac1{2}</math> und <math>+\frac1{2}</math> annehmen und charakterisiert den abstrakt-formalen ''Eigendrehimpuls'', den [[Spin]], des Elektrons.
 
Die Konfiguration der äußersten '''Elektronenschale''', der sogenannten '''Valenzschale''', welche die '''Valenzelektronen''' (auch: '''Außenelektronen''') enthält, bestimmt die [[Chemie|chemischen Eigenschaften]] und den Platz im [[Periodensystem der chemischen Elemente]].
 
==== Pauli-Prinzip ====
Nach dem 1925 von [[Wolfgang Pauli]] formulierten und für alle [[Fermionen]] gültigen '''Pauli-Prinzip''' (auch '''Pauli-Verbot''' oder '''Paulisches Ausschließungsprinzip''') dürfen dabei die Elektronen der Hülle nicht in allen Quantenzahlen übereinstimmen. Jedes Atomorbital kann daher von maximal zwei Elektronen besetzt werden, die sich durch ihren Spin unterscheiden. Die Elektronen können sich daher nicht im untersten, energieärmsten Atomorbital zusammendrängen, sondern müssen sich auch auf höhere, ausgedehntere und energiereichere Orbitale verteilen und bedingen dadurch die relativ große Ausdehnung der Elektronenhülle, die oben schon durch die [[Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation]] gerechtfertigt wurde. Das Pauli-Prinzip folgt aus der Tatsache, dass die Elektronen - wie alle gleichartigen [[Quantenobjekt]]e - prinzipiell [[ununterscheidbar]] sind, was nochmals verdeutlicht, dass Elektronen nicht als materielle, sondern als ideelle „Objekte“, also als [[Idee]]n aufzufassen sind, die das Auftreten bestimmter [[Messung|messbarer]] Eigenschaften („[[Observable]]n“) wie z.B. der [[Elektrische Ladung|elektrischen Ladungsdichte]] [[Naturgesetz|gesetzmäßig]] regeln.
 
== Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe ==
 
Seine fundamentale Kritik des ihm [[in sich]] widersprüchlich erscheinenden Atom-Begriffs hat [[Rudolf Steiner]] schon als 21-jähriger Student in seinem Aufsatz «Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe» dargestellt:
 
<div style="margin-left:20px">
"Wie auch die Meinungen im einzelnen auseinandergehen mögen, zuletzt kommt
doch der Atomismus darauf hinaus, alle sinnlichen Qualitäten als: Ton, Wärme,
Licht, Geruch usw., ja, wenn man auf die Art und Weise sieht, wie die mechanische
Wärmetheorie das Mariottesche Gesetz ableitet, sogar den Druck als bloßen
Schein, bloße Funktion der Atomenwelt anzusehen. Das Atom allein gilt als letzter
Wirklichkeitsfaktor. Diesem muß man nun folgerichtig jede sinnliche Qualität absprechen,
weil sonst ein Ding aus sich selbst erklärt würde. Man hat zwar, wenn
man daran ging, ein atomistisches Weltsystem aufzubauen<ref>Hierher gehören die Andeutungen, welche [[Du Bois-Reymond]] über ein solches System gibt, sowie die ausgeführten Versuche von Wießner, Schrann u. a.</ref>, dem Atome allerlei
sinnliche Qualitäten, obwohl nur in ganz spärlicher Abstraktion, beigelegt. Bald
betrachtet man dasselbe als ausgedehnt und undurchdringlich, bald als bloßes
Kraftzentrum usw. Damit beging man aber die größte Inkonsequenz und zeigte,
daß man das Obige, welches ganz klar zeigt, daß überhaupt gar keine sinnlichen
Merkmale dem Atome beigelegt werden dürfen, nicht bedacht hat. Die Atome
müssen eine der sinnlichen Erfahrung unzugängliche Existenz haben. Andrerseits
sollen aber auch sie selbst und auch die in der Atomwelt vor sich gehenden Prozesse,
speziell Bewegungen, nichts bloß Begriffliches sein. Der Begriff ist ja bloß Allgemeines,
das ohne räumliches Dasein ist. Das Atom soll aber, wenn auch nicht selbst
räumlich, doch im Räume da sein, doch etwas Besonderes darstellen. Es soll in
seinem Begriffe noch nicht erschöpft sein, sondern über denselben hinaus eine Form
der Existenz im Räume haben. Damit ist in den Begriff des Atomes eine Eigenschaft
aufgenommen, die ihn vernichtet. Es soll analog den Gegenständen der äußeren
Wahrnehmung existieren, doch nicht wahrgenommen werden können. ''In seinem
Begriffe ist die Anschaulichkeit zugleich bejaht und verneint.''
 
Außerdem kündigt sich das Atom sofort als ein bloßes Produkt der Spekulation
an. Wenn man von den vorhin erwähnten, demselben ganz ungerechtfertigterweise
beigelegten sinnlichen Qualitäten absieht, so bleibt für dasselbe nichts
mehr übrig als das bloße «Etwas», das natürlich unveränderlich ist, weil an ihm
nichts ist, also auch nichts zerstört werden kann. Der Gedanke des bloßen Seins,
der in den Raum versetzt wird, ein bloßer Gedankenpunkt, im Grunde nur das beliebig
vervielfachte Kantische «Ding an sich» tritt uns entgegen.
 
Man könnte dagegen etwa einwenden, daß es denn doch ganz gleichgültig sei,
was unter Atom verstanden wird, man solle den Naturhistoriker ruhig damit operieren
lassen - denn zu vielen Aufgaben der mathematischen Physik sind ja atomistische
Vorstellungen doch vom Vorteile - ; der Philosoph wisse ja schließlich
doch, daß man es nicht mit einer räumlichen Realität zu tun hat, sondern mit einer
Abstraktion gleich andern mathematischen Vorstellungen. Gegen die Annahme des
Atomes in dieser Hinsicht sich zu wenden, wäre allerdings verfehlt. Aber darum
handelt es sich nicht. Es ist den Philosophen um jenen Atomismus zu tun, dem Atom
und Kausalität<ref>* Vergleiche Vischer, Altes und Neues, 2. Teil.</ref> die einzig möglichen Triebfedern der Welt sind, der entweder
alles nicht Mechanische leugnet oder doch als über unser Erkenntnisvermögen hinausgehend
für unerklärlich hält<ref>Diese Ansicht vertritt Du Bois-Reymond in «Über die Grenzen des Naturerkennens» und «Die
sieben Welträtsel», Leipzig 1882.</ref>. Es ist ein anderes, das Atom als bloßen Gedankenpunkt
anzusehen, ein anderes, darinnen das Grundprinzip alles Daseins sehen zu
wollen. Der erstere Standpunkt geht mit demselben nie über die mechanische Natur
hinaus, der zweite hält alles für eine mechanische Funktion.
Wer von der Unschädlichkeit der atomistischen Vorstellungen sprechen wollte,
dem könnte man ruhig die Konsequenzen, welche aus denselben gezogen worden
sind, vorhalten, um ihn zu widerlegen. Es sind vorzüglich zwei notwendige Konsequenzen:
erstens, daß das Prädikat der ursprünglichen Existenz an weiter ganz
unbestimmte, gegeneinander schlechthin gleichgültige geistlose Einzelsubstanzen
verschwendet wird, in deren Wechselwirkung nur mechanische Notwendigkeit
herrscht, so daß die ganze übrige Erscheinungswelt als leerer Dunst derselben
besteht und dem bloßenZufall das Entstehen verdankt; zweitens ergeben sich daraus
unüberschreitbare Grenzen unseres Erkennens. Für den menschlichen Verstand
ist, wie wir gezeigt haben, der Begriff des Atomes etwas ganz Leeres, das bloße
«Etwas». Da aber mit diesem Inhalte die Atomisten sich nicht zufrieden geben
können, sondern einen tatsächlichen Gehalt verlangen, diesen aber so bestimmen,
wie er nirgends gegeben werden kann, so müssen sie die Unerkennbarkeit des eigentlichen
Wesens des Atomes proklamieren.
 
Bezüglich der anderen Grenze des Wissens ist folgendes zu bemerken. Wenn
man das Denken auch als eine Funktion der Wechselwirkung gleichgültig gegeneinander
bleibender Atomkomplexe ansieht, so ist durchaus nicht zu verwundern,
warum der Zusammenhang zwischen Bewegung der Atome einer-, Denken und
Empfindung andrerseits nicht zu begreifen ist<ref>Du Bois-Reymond: «Ober die Grenzen des Naturerkennens (s. S. 7, Fußnote).</ref>, welches der Atomismus daher als
eine Grenze unserer Erkenntnis ansieht. Allein zu begreifen ist nur da etwas, wo
ein begrifflicher Übergang besteht. Wenn man aber vorher die Begriffe so begrenzt,
daß in der Sphäre des einen sich nichts findet, was den Übergang in die
Sphäre des andern ermöglichen würde, so ist das Begreifen von vorneherein ausgeschlossen.
Außerdem müßte dieser Übergang ja nicht bloß spekulativer Natur,
sondern er müßte ein realer Prozeß sein, sich also demonstrieren lassen. Dies wird
aber wieder durch die Unsinnlichkeit der atomistischen Bewegung verhindert. Mit
dem Aufgeben des Atombegriffes fallen diese Spekulationen über die Grenze unseres
Wissens von selbst weg. Man muß sich vor nichts mehr als solchen Grenzbestimmungen
hüten, denn jenseits der Grenze ist dann für alles mögliche Platz. Der
vernunftwidrigste Spiritismus ebensosehr wie das unsinnigste Dogma könnte sich
hinter solchen Annahmen verstecken. Dieselben sind in jedem einzelnen Falle ganz
leicht zu widerlegen, indem man zeigt, daß immer der Fehler zugrunde liegt, eine
bloße Abstraktion für mehr anzusehen als sie ist, oder bloß relative Begriffe für absolute
zu halten und ähnliche Irrtümer. Eine große Anzahl falscher Vorstellungen
ist namentlich durch die unrichtigen Begriffe von Raum und Zeit in Umlauf gekommen<ref>Vischer sprach wiederholt die Notwendigkeit einer Korrektur unseres Zeitbegriffes aus (Krit. Gänge, 1873, Altes und Neues, 3. Teil).</ref>." {{Lit|{{BE|63|7ff}}}}
</div>
 
Verfehlt schien Steiner dabei auch, [[Raum]] und Zeit als von den [[sinnlich]]en [[Ding]]en und [[Prozess]]en abgesonderte [[Entität]]en zu betrachten:
 
<div style="margin-left:20px">
„Der Raum, abgesehen von den Dingen der Sinnenwelt, ist ein Unding. Wie der
Raum nur etwas an den Gegenständen, so ist auch die Zeit nur an und mit den
Prozessen der Sinnenwelt gegeben. Sie ist denselben immanent. An sich sind beide
bloße Abstraktionen. Konkrete Gebilde der Sinnenwelt sind nur die sinnlichen
Dinge und Prozesse. Sie stellen Begriffe und Gesetze in Form äußeren Daseins vor.
Daher müssen sie in ihrer einfachsten Form Grundpfeiler der empirischen Naturlehre
sein. Die einfache sinnliche Qualität und nicht das Atom, die Grundtatsache
und nicht die hinterempirische Bewegung sind die Elemente derselben. Damit ist
ihr eine Richtung gegeben, welche die einzig mögliche ist. Wenn man sich darauf
stützt, wird man gar nicht versucht werden, von Grenzen des Erkennens zu sprechen,
weil man es nicht mit Dingen zu tun hat, denen man willkürliche negative
Merkmale wie übersinnlich und dergleichen beilegt, sondern mit wirklich gegebenen
konkreten Gegenständen.“ {{Lit|{{BE|63|10}}}}
</div>
 
=== Die Atomistik und ihre Widerlegung ===
 
In dem [[1890]] geschriebenen Aufsatz «Die Atomistik und ihre Widerlegung» hat sich Rudolf Steiner noch schärfer gegen die Auffassung gewendet, dass die Atome real existierende [[Objekt]]e seien, wohingegen die unmittelbar erlebbaren [[Sinnesqualitäten]] bloß [[subjekt]]ive Erscheinungen wären: In Wahrheit wäre es genau umgekehrt.
 
<div style="margin-left:20px">
"Wir sehen also, worauf diese ganze Lehre hinaus will. Alles, was
wir in der Welt mit den Sinnen wahrnehmen: Farben, Töne usw. soll
nicht wirklich existieren, sondern nur in unserem Gehirne auftreten,
wenn in der Außenwelt bestimmte schwingende Bewegungsformen vorhanden
sind. Wenn ich Hitze wahrnehme, so ist dies nur deshalb, weil
der Äther um mich herum in Bewegung ist und die Atheratome an meine
Hautnerven anschlagen; wenn ich Licht empfinde, weil dieselben
Ätheratome an meinen Sehnerven herankommen usw.
 
Daher sagt der moderne Physiker: Es gibt in Wirklichkeit nichts
als schwingende, sich bewegende Atome; alles übrige ist nur ein Geschöpf
meines Gehirnes, das sich dieses bildet, wenn es von der Bewegung
in der Außenwelt berührt wird [...]
 
Die Sache hat aber eine noch viel bedenklichere Seite. Wenn es in
der wirklichen Welt überhaupt nichts gibt als schwingende Atome, dann
kann es auch keine wahrhaft objektiven Ideen und Ideale geben. Denn
wenn ich eine Idee fasse, so kann ich mich fragen: was bedeutet diese
Idee außer meinem Bewußtsein. Nichts weiter als eine Bewegung meiner
Hirnmoleküle. Weil meine Hirnmoleküle in diesem Momente so
und so schwingen, gaukelt mir mein Gehirn irgend eine Idee vor. Alles
Wirkliche in der Welt wäre Bewegung, das andere leerer Dunst, Erzeugnis
dieser Bewegung [...]
 
Der Fehler, der den Schlüssen dieser Naturwissenschaft zu Grunde
liegt, ist so einfach, daß man in der Tat nicht begreifen kann, wie die
ganze gelehrte Welt der Gegenwart in diesen grenzenlosen Irrtum verfallen
konnte.
 
Wir können durch ein einfaches Beispiel die Sache klar machen.
Nehmen wir einmal an, jemand gibt in dem Orte A ein Telegramm an
mich auf. Wenn mir das Telegramm überbracht wird, habe ich nichts
vor mir als Papier und Schriftzeichen. Indem ich diese Dinge mir aber
gegenüberhalte und zu lesen verstehe, erfahre ich wesentlich mehr, als
was Papier und Schriftzeichen sind, nämlich einen ganz bestimmten
Gedankeninhalt. Kann ich nun sagen: ich habe diesen Gedankeninhalt
erst in meinem Gehirne erzeugt, und das einzig Wirkliche seien nur
Papier und Schriftzeichen? Gewiß nicht. Denn der Inhalt, den ich
jetzt in mir habe, ist genau ebenso auch im Orte A enthalten. Dieses Beispiel
ist sogar das treffendste, das man wählen kann. Denn es ist doch
auf sichtbare Weise nicht das Allergeringste von A herüber zu mir gekommen.
Wer wollte behaupten, daß die Telegraphendrähte wirklich
die Gedanken von einem Orte zum andern tragen? Genau ebenso ist es
mit unseren Sinnesempfindungen. Wenn eine Reihe von Ätherteilchen,
die in einer Sekunde 589 billionenmal hin- und herschwingen, an mein
Auge kommen und den Sehnerv erregen, so tritt bei mir allerdings z. B.
die Empfindung des Grün auf. Aber die Ätherwellen sind, wie oben beim
Telegramm Papier und Schriftzeichen, nur die Träger des Grün, das an
dem Körper wirklich ist. Der Vermittler ist ja doch nicht das Wirkliche
der Sache. So wie beim Telegramm Draht und Elektrizität, so wird hier
der schwingende Äther als Vermittler benützt. Man darf aber deshalb,
weil wir durch und vermittelst des schwingenden Äthers das Grün erfassen,
nicht sagen: Grün sei einfach dasselbe wie der schwingende
Äther.
 
Diese grobe Verwechslung von Vermittler und Inhalt, der vermittelt
wird, liegt der ganzen modernen Naturwissenschaft zu Grunde.
 
Man muß annehmen, das Grün sei eine Eigenschaft der Körper;
dieses Grün errege eine schwingende Bewegung von 589 Billionen
Schwingungen in der Sekunde, diese Bewegung kommt an den Sehnerv
und dieser sei so eingerichtet, daß er weiß: wenn 589 Billionen Schwingungen
ankommen, dann können diese nur von einer grünen Fläche ausgegangen
sein.
Ebenso ist es mit allen unsern andern Vorstellungen beschaffen.
Wenn ich einen bestimmten Gedanken, Idee, Ideal habe, so muß derselbe
natürlich auch auf reale Weise in unserem Gehirne gegenwärtig
sein. Dies ist nur so möglich, daß die Gehirnteile in einer bestimmten
Weise sich bewegen. Denn ein im Räume ausgedehntes Wesen kann
keine anderen Veränderungen als Bewegungen erleiden. Aber es wäre
eine arge Verwechslung von dem Inhalte der Idee und der Art, wie sie
im Körper auftritt, wenn man sagen wollte: die Bewegung selbst sei die
Idee. Nein, die Bewegung bietet nur die Möglichkeit, daß die Idee Gestalt,
räumliches Dasein, gewinnt.
 
Wir können aber die Sache noch von einer ganz anderen Seite anfassen.
Es gibt für uns Menschen überhaupt nichts, worinnen wir so
ganz gegenwärtig sind, wie unsere Ideen, Ideale und Vorstellungsmassen.
In ihnen leben und weben wir. Wenn wir im Dunkeln, in lautloser
Stille sind, so daß wir gar keine Sinneseindrücke haben, was ist das,
wessen wir uns da ganz und voll bewußt sind? Unsere Gedanken und
Ideen. Nach diesen kommt dann alles, was ich durch die Sinne wahrnehme.
Dieses habe ich gegeben, wenn ich meine Sinnesorgane der
Außenwelt gegenüber offen und empfänglich halte. Außer Ideen, Idealen
und Sinneseindrücken ist mir aber nichts gegeben. Alles übrige
könnte nur erschlossen, d. h. auf Grund der Sinneseindrücke und Ideen
als bestehend angenommen werden.
 
Darf ich eine solche Annahme in bezug auf bewegte Atome machen?
Wenn Bewegung stattfindet, so muß doch etwas da sein, welches sich
bewegt. Woher kenne ich die Bewegung? Doch nur daher, daß ich sehe,
daß die Körper ihren Ort im Räume verändern. Was aber sich da vor
mir bewegt, das sind Körper mit allen Eigenschaften von Farbe usw,
Was will also der Physiker erklären? Sagen wir die Farbe. Er sagt:
sie sei Bewegung. Was bewegt sich? Ein farbloser Körper. Oder er will
die Wärme erklären. Er sagt wieder: sie ist Bewegung usf. Was bewegt
sich? Ein wärmeloser Körper. Kurz: wenn wir alle Eigenschaften der
Körper durch Bewegung erklären, so müssen wir zuletzt doch annehmen,
daß jenes, was sich bewegt, keine Eigenschaften habe. Denn alle
Eigenschaften entstehen ja erst aus der Bewegung.
 
Wir rekapitulieren: Der Physiker erklärt alle durch die Sinne wahrzunehmenden
Eigenschaften durch Bewegung. Was sich bewegt, kann
somit noch keine Eigenschaften haben. Was aber keine Eigenschaften
hat, kann sich überhaupt nicht bewegen. Folglich ist das Atom, das die
Physiker annehmen wollen, ein Ding, das vor der scharfen Beurteilung
in Nichts zerfließt.
 
Die ganze Erklärungsweise zerfällt damit. Wir müssen den Farben
sowie der Wärme, den Tönen usw. geradeso eine objektive Existenz zuschreiben
wie der Bewegung. Damit haben wir die Physiker widerlegt
und die objektive Realität der Erscheinungs- und Ideenwelt nachgewiesen." {{Lit|{{BE|063|15ff}}}}
</div>
 
=== Atome als Gedankenbilder - der materialistische Aberglaube ===
 
{{GZ|Die Ursachen, welche die Physiker
und Chemiker zu den Erscheinungen ''hinzudenken'', sind
aber nichts anderes als Gedankenbilder. Denn bewegte
Atome, Molekulatkräfte usw. sind Vorstellungen, welche aus
der gewöhnlichen Sinnenwelt entlehnt und in eine nicht sinnlieh
wahrnehmbare Welt hineingedichtet sind. Wenn der
Physiker an solche Erdichtungen glaubt als an wahre Wirklichkeiten,
so huldigt er einem Aberglauben, der in vieler
Hinsicht tiefer steht als die Fetischanbetung niederer sogenannter
Naturvölker. Unsere gegenwärtige Naturwissenschaft,
sofern sie Theorien baut und sich nicht auf die bloße
Beobachtung beschränkt, ist voll von Götzendienst und
Aberglauben. Nichts weiter als Aberglaube ist die Atomtheorie,
wenn sie als mehr genommen wird denn als eine vorläufige,
brauchbare Arbeitshypothese.
 
Der Geheimforscher aber vermag von den sogenannten
Naturkräften zu den wirklichen Ursachen der sinnlichen Tatsachen
aufzusteigen. Er findet dann, daß elektrische Erscheinungen
nichts weiter sind als die Ergebnisse der Handlungen
gewisser Wesen, welche in höheren Welten ihr Dasein
haben. Wie das Tier einen Tisch sieht, ohne weiter über den
Verfertiger des Tisches eine zutreffende Vorstellung sich
machen zu können, so hat der auf die Sinnenwelt beschränkte
Beobachter die elektrischen Tatsachen vor sich, ohne sich
einen rechten Begriff von den höheren Wesenheiten bilden
zu können, deren Taten diese Erscheinungen sind. Es entsprechen
wirklich den Wärmeerscheinungen gewisse die
Wärme erzeugende Wesenheiten. Ebenso gibt es Lichtwesen,
von denen die Licht- und Farbenwelt und so weiter
geregelt wird. Man kann zur Erkenntnis dieser Wesenheiten
nicht durch Spekulation kommen, sondern nur durch Entwickelung
eigener höherer Fähigkeiten, welche dann denjenigen
der höheren Wesen ähnlich sind, so wie auch das Tier die
Natur des Menschen nur begreifen könnte, wenn es sich
eben selbst einen menschlichen Verstand aneignete.
 
Zugeben wird das der Mensch allerdings erst in dem Augenblicke,
in dem er sich die Einsicht angeeignet hat, daß eine
Höherentwickelung des Menschen möglich ist. Vorher wird
er naturgemäß das Sprechen von Licht-, Wärme- und Elektrizitätsgeistern
für ein « Zurückfallen in die abergläubischen
Vorstellungen der Mythologie» ansehen. Wer aber sich wirkliehe
Erkenntnis erwirbt, der muß eben umgekehrt die Atomtheorie
usw. gleichstellen mit der Anbetung eines Holz- oder
Steinklotzes. Die afrikanischen Neger haben den Götzendienst
in der Religion, wir im Abendlande haben den Götzendienst
in der materialistischen Wissenschaft. Der Mystiker
spottet über den letzteren Götzendienst und Aberglauben sowenig
wie über den ersteren, sondern er ''begreift'' das eine so
wie das andere. Wie gewisse Völker notwendig auf einer Entwickelungsstufe
zum Fetischismus kommen mußten, so die
europäischen wissenschaftlichen Materialisten zum Atomismus.|34|383ff}}
 
=== Materie und Zeit ===
 
Die Annahme einer ewigen, unzerstörbaren [[Materie]], wie sie etwa von [[Isaac Newton]] postuliert wurde, beruht auf einem verfehlten [[Zeit]]begriff.
 
<div style="margin-left:20px">
"Aber nur einer
ganz verfehlten Auffassung des Zeitbegriffes verdankt der
Begriff der Materie seine Entstehung. Man glaubt die Welt
zum wesenlosen Schein zu verflüchtigen, wenn man der
veränderlichen Summe der Geschehnisse nicht ein in der Zeit
Beharrendes, ein Unveränderliches untergelegt dächte, das
bleibt, während seine Bestimmungen wechseln. Aber die
Zeit ist ja nicht ein Gefäß, in dem die Veränderungen sich
abspielen; sie ist nicht vor den Dingen und außerhalb derselben
da. Die Zeit ist der sinnenfällige Ausdruck für den
Umstand, daß die Tatsachen ihrem Inhalte nach voneinander
in einer Folge abhängig sind. Nehmen wir an, wir
hätten es mit dem wahrzunehmenden Tatsachenkomplex a1
b1 c1 d1 e1 zu tun. Von diesem hängt mit innerer Notwendigkeit
der andere Komplex a2 b2 c2 d2 e2 ab; ich sehe den
Inhalt dieses letzteren ein, wenn ich ihn ideell aus dem
ersteren hervorgehen lasse. Nun nehmen wir an, beide
Komplexe treten in die Erscheinung. Denn was wir früher
besprochen haben, ist das ganz unzeitliche und unräumliche
Wesen dieser Komplexe. Wenn a2 b2 c2 d2 e2 in der
Erscheinung auftreten soll, dann muß a1 b1 c1 d1 e1 ebenfalls
Erscheinung sein, und zwar so, daß nun a2 b2 c2 d2 e2
auch in seiner Abhängigkeit davon erscheint. D. h. die Erscheinung
a1 b1 c1 d1 e1 muß da sein, der Erscheinung a2 b2
c2 d2 e2 Platz machen, worauf diese letztere auftritt. Hier
sehen wir, daß die Zeit erst da auftritt, wo das Wesen einer
Sache in die Erscheinung tritt. Die Zeit gehört der Erscheinungswelt
an. Sie hat mit dem Wesen selbst noch nichts zu
tun. Dieses Wesen ist nur ideell zu erfassen. Nur wer diesen
Rückgang von der Erscheinung zum Wesen in seinen Gedankengängen
nicht vollziehen kann, der hypostasiert die
Zeit als ein den Tatsachen Vorhergehendes. Dann braucht
er aber ein Dasein, welches die Veränderungen überdauert.
Als solches faßt er die unzerstörbare Materie auf. Damit
hat er sich ein Ding geschaffen, dem die Zeit nichts anhaben
soll, ein in allem Wechsel Beharrendes. Eigentlich aber
hat er nur sein Unvermögen gezeigt, von der zeitlichen Erscheinung
der Tatsachen zu ihrem Wesen vorzudringen, das
mit der Zeit nichts zu tun hat. Kann ich denn von dem
Wesen einer Tatsache sagen: es entsteht oder vergeht? Ich
kann nur sagen, daß ihr Inhalt einen andern bedingt, und
daß dann diese Bedingung als Zeitenfolge erscheint. Das
Wesen einer Sache kann nicht zerstört werden; denn es ist
außer aller Zeit und bedingt selbst die letztere. Damit haben
wir zugleich eine Beleuchtung auf zwei Begriffe geworfen,
für die noch wenig Verständnis zu finden ist, auf
[[Wesen]] und [[Erscheinung]]. Wer die Sache in unserer Weise
richtig auffaßt, der kann nach einem Beweis von der Unzerstörbarkeit
des Wesens einer Sache nicht suchen, weil
die Zerstörung den Zeitbegriff in sich schließt, der mit dem
Wesen nichts zu tun hat.
 
Nach diesen Ausführungen können wir sagen: '''''Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie.'''''" {{Lit|{{G|1|272ff}}}}
</div>
 
=== Materie und Sinnesqualitäten ===
 
<div style="margin-left:20px">
"Das, was vor dreißig Jahren noch ein sicherer Begriff
war, wie Äther, Materie, das zerstiebt heute vor den weiteren
Forschungen. Und was bleibt uns übrig von dem, was
in der Außenwelt an uns herantritt? Das, was wir sehen
und hören, Ton, Farbe, Wärme und so weiter: das, was
wir wahrnehmen. So gut wir nur können, sollen wir uns
aufschwingen zu der Anschauung, daß hinter der Wärme,
hinter dem Ton, hinter dem Licht nichts ist von diesem
schrecklich brutalen Wirbeln von Atomen, das während
der langen Zeit des Materialismus das einzig Wirkliche
war. Wirklich ist in diesem Sinne das, was wir sehen, was
wir hören, was wir als Wärme empfinden. Und wenn wir
hinter die Farbe, hinter den Ton, hinter die Wärme, wie
wir sie empfinden, schauen, was finden wir dahinter? Wir
finden dahinter, wenn wir den Ton nehmen, solange er in
der sinnlichen Welt bleibt, bewegte Luft. Aber wir dürfen
nicht ''hinter'' die sinnliche Welt gehen mit unseren Spekulationen.
Wir müssen in der Sinneswelt stehenbleiben. Ein
gewaltiges Wort hat wiederum einer ausgesprochen, der
von den Gelehrten nicht für voll genommen wird, der nicht
nur Dichter, sondern auch Denker war, das große Wort:
«'''''Man suche nur nichts hinter den Phänomenen; sie selbst sind die Lehre.'''''»
 
Wenn wir hinter den Ton, hinter das Licht gehen, so finden
wir nicht materielle Atome, welche in unsere Netzhaut
eintauchen, sie imprägnieren und durch dieses Imprägnieren
die Vorstellung der Farbe und des Lichtes hervorbringen.
Wenn wir wirklich dahinterschauen, was finden wir
da? - Geist! Farbe verhält sich zum Geist wie Eis zu Wasser.
Ton verhält sich zum Geist wie Eis zu Wasser. Statt
jener phantastischen Welt von durcheinanderwirbelnden
Atomen findet der wahre Denker und Geistesforscher hinter
dem, was er sieht und hört, Geist, geistige Wirklichkeit,
so daß die Frage nach dem Wesen der Materie allen Sinn
verliert. Denn wie beantwortet sidi die Frage nach dem
Wesen der Materie für den Geistesforscher? Was ist dasjenige,
dem Wesen nach, was uns draußen in der Welt umgibt
und uns als Materie erscheint? Geist ist es! Und den
Geist kennen wir! Wir müssen sein Wesen in uns selbst aufsuchen.
Was wir selbst sind in unserem innersten Wesen,
das sind alle Dinge draußen in der Welt, nur in anderer
Form. Sie sind es in solcher Form, daß man sie von außen
ansehen kann, wenn der Geist sich eine Oberfläche gibt.
Lassen Sie mich ein Wort aussprechen, das jeder Naturforscher
als Tollheit ansehen wird: Wenn der Geist nach
außen geht, dann erscheint er als Farbe, als Ton. Nichts
anderes ist Farbe und Ton als lauter Geist, ganz dasselbe,
was wir in uns selber finden, wenn wir uns richtig verstehen.
So ist uns in der Geisteswissenschaft ein jedes
Mineral Geist. Das niederste Glied der menschlichen Wesenheit,
das, was wir den physischen Leib oder den physischen
Körper nennen, ist für uns in seiner wahren Wesenheit
nichts anderes als Geist in der Form, in der er eben
auch vorhanden ist in der scheinbar leblosen Natur." {{Lit|{{G|056|69ff}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Sobald man ausgeht von atomistischen Vorstellungen,
steckt man schon in einem in den Untergang hineinführenden
Materialismus darinnen. Zurecht kommt man mit der Wahrnehmungswelt
nur, wenn man sie als Phänomen, als Erscheinungswelt auffaßt.
Was uns durch die Sinne entgegentritt, ist etwas, worinnen die
Materie gar nicht ist. Also die Empfindung müssen wir in uns entwickeln
- und wir können sie entwickeln durch die Ergebnisse, die
niedergelegt sind in unserer anthroposophischen Literatur -, daß wir,
wenn wir hinausschauen durch unsere Augen und den gesamten Sternenhimmel
erblicken, die Wolkenkonfiguration erblicken, die Inhalte
der drei Reiche, des Mineralischen, Pflanzlichen und Tierischen, aber
auch des vierten Reiches, des Menschenreiches erblicken, daß wir in
alledem, was wir so wahrnehmungsgemäß an uns herantreten finden,
nicht suchen dürfen irgend etwas von Materie. Dahinter steckt keine
Materie! Das sind durchaus solche Erscheinungen, solche Phänomene,
wie zum Beispiel der [[Regenbogen]] selbst, wenn sie auch sonst derber
auftreten als dieser Regenbogen. So wie niemand den Regenbogen als
irgendeine äußere Realität - als eine wirkliche Brücke meinetwegen,
die da gespannt ist in sieben Farben - anschauen soll, sondern als ein
Phänomen, als eine Erscheinung, so soll jeder dasjenige, was ihm äußerlieh
entgegentritt durch die Sinne, als ein Phänomen, als eine Erscheinung
auffassen, wenn es auch noch so derb auftritt. Auch beim [[Quarz]]kristall,
wenn wir ihn auch greifen können - beim Regenbogen würden
wir ja durchgreifen -, wenn auch der Gefühlssinn dabei affiziert ist,
so müssen wir doch auch beim Quarzkristall nur sprechen von einem
Phänomen; wir dürfen nicht hineinphantasieren irgendeine materielle
Realität, gleichgültig wie es sich auch die heute auf Abwegen wandelnde
Naturanschauung vorstellt. Also was wir als «materielle» Erscheinungen
vorfinden, sind gar keine materiellen Erscheinungen, ist
gar keine Materie in Wirklichkeit. Das sind eben nur Erscheinungen;
sie sind das, was kommt und geht aus einer andern Wirklichkeit heraus,
die wir nicht fassen, wenn wir sie uns nicht geistig denken können.
Das ist die eine Empfindung, die wir entwickeln müssen: nicht die
Materie in der äußeren Welt zu suchen!
 
Daher verfehlen das wirkliche Ziel anthroposophischer Entwickelung
gerade diejenigen am allermeisten, die die äußere Materialität verachten,
die sagen: Ach, das, was man äußerlich wahrnimmt, ist ja nur
Materie, darüber muß man sich erheben! - Das ist eben gerade falsch." {{Lit|{{G|197|98f}}}}
</div>
 
== Zusammenbruch des klassischen Materiebegriffs ==
 
{{GZ|Wenn auch die wenigsten Menschen das heute noch beachten, so muß man doch sagen: die letzten zwanzig Jahre haben eigentlich gerade auf dem Gebiete der Physik die denkbar größte Revolution hervorgerufen. Vorstellungen, die vor dreißig Jahren noch als unerschütterlich galten, sind heute durchaus revolutioniert. Man braucht nur den Namen Einstein zu nennen oder den Namen Lorentz, des holländischen Physikers, und man kann, indem man diese Namen nennt, hinweisen auf eine ganze Fülle von Tatsachen und Auseinandersetzungen, welche die Physik, wie sie noch vor dreißig Jahren war, durchaus revolutioniert, erschüttert haben. Es kann das, was hier vorliegt, natürlich von mir nicht in den Einzelheiten ausgeführt werden. Aber auf diese Tatsache der Revolutionierung der Physik, die ja in gewissen Kreisen schon bekannt genug ist, muß doch hingewiesen werden. Nun aber kann man sagen: Während zum Beispiel etwas so Bedeutsames vorliegt wie die Revolutionierung des alten Masse- und Materiebegriffes durch die neuere Strahlungstheorie der Elektrizität, finden unsere wissenschaftlichen Vorstellungsarten keine Möglichkeit, zurechtzukommen mit dem, was da eigentlich durch die Fülle der Experimente dem Menschen entgegengetreten ist. Aus der Anschauung der strahlenden Materie im Glasvakuum konnte man sehen, daß dieselben Eigenschaften, die man früher der Materie beigelegt hat, zum Beispiel eine gewisse Geschwindigkeit und Beschleunigung, man nunmehr genötigt ist, der strahlenden Elektrizität beizulegen; man hat also sozusagen den Materiebegriff unter den Fingern verloren. Das stellte sich aus der Anschauung der Fülle von Experimenten heraus, daß nicht irgend etwas hätte gesetzt werden können an die Stelle des alten Materiebegriffes; und aus der Einsteinschen Relativitätstheorie mit ihren furchtbar kalten Abstraktionen läßt sich auch so etwas nicht herausgewinnen wie eine wirkliche Anschauung desjenigen, mit dem man es eigentlich in der äußeren Natur zu tun hat.|73a|30}}
 
== Atome sind nicht winzige materielle Dinge, sondern das Ergebnis von gestaltbildenden Kräften ==
[[Datei:Max Planck (1858-1947).jpg|miniatur|[[Max Planck]] um 1930]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild183-R57262, Werner Heisenberg.jpg|miniatur|[[Werner Heisenberg]] 1933, im Jahr zuvor hatte er den Nobelpreis für Physik erhalten.]]
[[Datei:Erwin Schrödinger (1933).jpg|mini|[[Erwin Schrödinger]] (1933)]]
[[Bild:Kraft.gif|thumb|Rudolf Steiner: Das Atom als Ergebnis einander begegnender Kräfterichtungen]]
[[Datei:Roger Penrose 9560.JPG|mini|Sir [[Roger Penrose]] (2011)]]
 
Die moderne [[Quantenmechanik]], deren Grundlagen im Jahre [[1900]] von [[Max Planck]] entdeckt wurden, hat deutlich gezeigt, dass Atome keine winzig kleinen materiellen Dinge sind. So bekannte schon Planck selbst:
 
<div style="margin-left:20px">
"Meine Herren, als Physiker, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden.
 
Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich.
 
Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält. Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt - es ist der Menschheit nicht gelungen, das heißersehnte Perpetuum mobile zu erfinden - so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewußten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche - denn die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht - , sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre! Da es aber Geist an sich ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen zugehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen. Da aber auch Geistwesen nicht aus sich selber sein können, sondern geschaffen werden müssen, so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu benennen, wie ihn alle Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben: Gott! Damit kommt der Physiker, der sich mit der Materie zu befassen hat, vom Reiche des Stoffes in das Reich des Geistes. Und damit ist unsere Aufgabe zu Ende, und wir müssen unser Forschen weitergeben in die Hände der Philosophie." {{Lit|Archiv der Max-Planck-Gesellschaft}}
</div>
 
Auch nach [[Erwin Schrödinger]], der 1926 die nach ihm benannte [[Schrödingergleichung]] zur Berechnung quantenmechanischer Phänomene formulierte, sind Atome keine [[stoff]]lichen Gebilde, sondern reine [[Form]]:
 
{{LZ|Bis in die jüngste Zeit
haben, soviel mir bekannt, die Atomtheoretiker aller Jahrhunderte
die in Rede stehende Charakteristik von den
sichtbaren und greifbaren Teilen der Materie auf die Atome
übertragen, welche sie weder sehen, noch tasten, noch sonstwie
einzeln beobachten konnten. Heute sind wir in der Lage,
einzelne Elementarteilchen zu beobachten, wir sehen ihre
Bahnspuren in der Nebelkammer sowie - bei Versuchen,
von denen oben nicht die Rede war - in einer photographischen
Emulsion, wir stellen die praktisch gleichzeitigen
Entladungen fest, die ein einzelnes schnelles Teilchen in
zwei oder drei Geigerschen Zählrohren auslöst, welche in
mehreren Metern Entfernung hintereinander aufgestellt
sind. Dennoch sind wir genötigt, dem Teilchen die Würde
eines schlechthin identifizierbaren Individuums abzuerkennen.
Wenn früher ein Physiker gefragt wurde, aus welchem
Stoff denn die Atome selbst bestünden, durfte er lächeln
und ausweichend antworten. Wenn aber der Frager durchaus
wissen wollte , ob er sie sich als kleine unveränd erliche
Stückchen von gewöhnlicher Materie vorstellen dürfe, so
wie sie sich dem vorwissenschaftlichen Denken darstellten,
durfte man ihm sagen, das habe zwar wenig Sinn, aber es
könne nichts verschlagen. Die ehedem bedeutungslose Frage
hat heute Sinn bekommen. Die Antwort ist ein entschiedenes
Nein. Dem Atom fehlt das allerprimitivste Merkmal, an das
wir bei einem Stück Materie im gewöhnlichen eben denken.
Manche ältere Philosophen würden, wenn ihnen der Fall
vorgelegt werden könnte, sagen: eure neumodischen Atome
bestehen überhaupt aus keinem Stoff, sie sind reine Form.|Schrödinger, S. 135f}}
 
Der Quantenphysiker [[Hans-Peter Dürr]], ein langjähriger enger Mitarbeiter von [[Werner Heisenberg]], einem der Pioniere der modernen [[Quantenmechanik]], bringt es auf den Punkt:
 
:«In der schwerer begreifbaren Tiefe sind in der Welt des Kleinsten die "Dinge" überberhaupt keine Dinge - deshalb will die Revolution nicht in die Köpfe: "Es gibt keine Dinge, es gibt nur Form und Gestaltveränderung: Die Materie ist nicht aus Materie zusammengesetzt, sondern aus reinen Gestaltwesen und Potentialitäten. Das ist wie beim Geist", schließt Dürr etwas riskant: "Im Grunde gibt es nur Geist, aber er verkalkt, und wir nehmen nur den Kalk wahr, als Materie."» {{lit|Dürr 1998}}
 
Sehr ähnlich drückt sich auch [[Rudolf Steiner]] aus:
 
<div style="margin-left:20px">
"Und dann wird man noch weitergehen müssen, daß man in allem verdichteten und gebildeten Geist zu sehen hat. Materie gibt es nicht! Was Materie ist, verhält sich zum Geist wie Eis zum Wasser. Lösen Sie das Eis auf, so gibt es Wasser. Lösen Sie Materie auf, so verschwindet sie als Materie und wird Geist. Alles, was Materie ist, ist Geist, ist die äußere Erscheinungsform des Geistes." {{Lit|{{G|056|59}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Das wird
diese Menschheit gegen die Zukunft hin aufnehmen. Dann wird sie nicht
begreifen können, wie einmal ein Zeitalter hat dazu kommen können,
zu sagen: Da breitet sich eine Sinneswelt aus, in dieser Sinneswelt
wirken Atome, wirken Moleküle, kleine Körperchen, deren Aneinanderstoßen
durch gewisse Bewegungen des Lichtes oder der Elektrizität
hervorgerufen werden sollen. — Nein, da wirken nicht Atome und Moleküle,
da wirken geistige Kräfte! Hinter dem, was sinnlich ist, wirkt der
Geist. Das wird der große Umschwung sein, daß der Mensch nicht mehr
glauben wird, er ginge durch eine Nebelwolke von Atomen und Molekülen,
sondern daß er sich bewußt sein wird, er geht mit jedem Schritt
durch geistige Welten, und geistige Welten sind es, die in ihm leben,
geistige Welten sind es, die ihn aufbauen, die ihn umgestalten." {{Lit|{{G|199|289f}}}}
</div>
 
Im Einklang damit sieht Steiner Atome als das Ergebnis einander begegnender formbildender [[Kraft|Kräfte]] an:
 
<div style="margin-left:20px;">
"z.B. Kräfterichtung a  b  c  wirken im Raume; durch ihre Begegnung wird eine Kräfteresultante bewirkt, die als Atom von tetraedrischem Charakter wirkt.
[[Chemische Elemente|Elemente]] sind der Ausdruck bestimmter Kraftbegegnungen; dass sie sich als solche offenbaren, beruht darauf, dass die eine Kraft in ihrer Begegnung mit einer andern eine Wirkung hervorbringt; während andere Kraftwirkungen gegen einander unwirksam sind.
 
[[Kristall|Krystalle]] sind die Ergebnisse complizierterer Kraftbegegnungen; Atome die der einfacheren.
 
'''Amorphe Massen''' ergeben sich durch die Neutralisierung der Kraftrichtungen." {{lit|{{G|320|192}}}}
</div>
 
[[Oskar Schmiedel]] berichtete von einem am 16. Februar 1920 mit Rudolf Steiner geführten Gespräch. In den Notizen dazu heißt es:
 
:"Atome - was man so nennen kann - sind Kreuzungspunkte von Kraftlinien." {{Lit|{{BE|122|25}}}}
 
[[Datei:D122 025.gif|center|200px|Das Atom als Kreuzungspunkt von Kraftlinien]]
 
[[Bild:Wolfgang_pauli.jpg|thumb|Wolfgang Pauli (1900 - 1958)]]
Hinter der physischen Wirklichkeit stehen also nicht Atome im räumlich-dinglichen Sinn, wie man noch zur Zeit des klassischen Materialismus im 19. Jahrhundert dachte, sondern man kann hier im Sinne Steiners nur von einer objektiven kräftewirksamen [[Gedanke]]nwelt sprechen, die den Naturerscheinungen zugrunde liegt. [[Werner Heisenberg]] meinte:
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Elementarteilchen können mit den regulären Körpern in Platos "[[Timaios]]" verglichen werden. Sie sind die Urbilder, die Ideen der Materie." {{Lit|Heisenberg, S 281}}
</div>
 
Für den [[England|englischen]] Mathematiker und [[Theoretische Physik|theoretischen Physiker]] Sir [[Roger Penrose]] (* 1931) ist die primäre und höchste [[Wirklichkeit]] der platonisch-mathematische [[Logos]], von dem die Welt der uns gegebenen [[physikalisch]]en [[Realität]] nur eine kleine Teilmenge sei, da auch noch ganz andere [[Naturgesetz]]e denkbar wären. Die Fähigkeit, diesen Logos - in Form [[geometrisch]]-[[mathematisch]]er Ideen - zumindest prinzipiell im menschlichen [[Bewusstsein]] erfassen zu können, erscheint Penrose dabei besonders wichtig.
 
Auch der österreichische Physiker und Mitbegründer der Quantentheorie [[Wolfgang Pauli]] hat sehr deutlich etwas davon geahnt, wenn er schreibt:
 
<div style="margin-left:20px;">
"Wenn man die vorbewusste Stufe der Begriffe analysiert, findet man immer Vorstellungen, die aus «symbolischen» Bildern mit im allgemeinen starkem emotionalen Gehalt bestehen. Die Vorstufe des Denkens ist ein malendes Schauen dieser inneren Bilder, deren Ursprung nicht allgemein und nicht in erster Linie auf Sinneswahrnehmungen ... zurückgeführt werden kann ....
 
Die archaische Einstellung ist aber auch die notwendige Voraussetzung und die Quelle der wissenschaftlichen Einstellung. Zu einer vollständigen Erkenntnis gehört auch diejenige der Bilder, aus denen die rationalen Begriffe gewachsen sind. ... Das Ordnende und Regulierende muss jenseits der Unterscheidung von «physisch» und «psychisch» gestellt werden - so wie [[Plato]]s «Ideen» etwas von Begriffen und auch etwas von «Naturkräften» haben (sie erzeugen von sich aus Wirkungen). Ich bin sehr dafür, dieses «Ordnende und Regulierende» «Archetypen» zu nennen; es wäre aber dann unzulässig, diese als psychische Inhalte zu definieren. Vielmehr sind die erwähnten inneren Bilder («Dominanten des kollektiven Unbewussten» nach Jung) die psychische Manifestation der Archetypen, die aber auch alles Naturgesetzliche im Verhalten der Körperwelt hervorbringen, erzeugen, bedingen müssten. Die Naturgesetze der Körperwelt wären dann die physikalische Manifestation der Archetypen. ... Es sollte dann jedes Naturgesetz eine Entsprechung innen haben und umgekehrt, wenn man auch heute das nicht immer unmittelbar sehen kann." {{lit|Meyenn, S 496; zit. nach Atmanspacher, S 219}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Wer über die Philosophie Platos meditiert, weiß, daß die Welt durch Bilder bestimmt wird." {{Lit|Heisenberg, S 287}}
</div>
 
== Atome als ahrimanische Kräfte ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Überall an der Stelle, wo der Mensch Materie
hinträumt, da ist in Wahrheit Ahriman. Und die größte Verführung
ist die materialistische Theorie der Physik, sind die materiellen
Atome; denn diese sind nichts anderes in Wirklichkeit als die
Kräfte des Ahriman." {{Lit|{{G|145|161}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Stoffler - so nennen wir sie
einfach - stellen sich vor, die Welt bestände aus Atomen. Was zeigt uns
Geisteswissenschaft? Gewiß, die Naturerscheinungen führen uns auf
solche Atome zurück, aber was sind sie, diese Atome? Sobald die erste
Stufe der schauenden Erkenntnis eintritt, die allererste Stufe, die imaginative
Stufe, da entpuppen sich die Atome als dasjenige, was sie
sind. Ich habe ja vor vielen Jahren schon in öffentlichen Vorträgen
darauf hingewiesen, als was sie sich entpuppen, in verschiedenen Zusammenhängen.
Sie entpuppen sich nämlich in einer ganz eigentümlichen
Weise, diese Atome. Nach den Stofflern ist der Raum leer, und
da drinnen, da wackeln die Atome herum. Also sie sind das Alierfesteste.
Aber so ist es nicht, das Ganze beruht auf Täuschung. Die
Atome sind nämlich Blasen vor der imaginativen Erkenntnis, und da,
wo der leere Raum ist, da ist die Wirklichkeit; und die Atome bestehen
gerade darin, daß sie zu Blasen aufgetrieben sind. Blasen sind
das. Da ist gerade nichts, gegenüber ihrer Umgebung. Wissen Sie, wie
in einer Selterswasserflasche die Perlen: es ist nichts im Wasser, wo die
Perlen sind, aber man sieht dort die Perlen. So sind die Atome Blasen.
Da ist der Raum hohl, da ist nichts drinnen. Ja, aber man kann doch
darauf stoßen! Das Daraufstoßen, das besteht aber gerade darin, daß
man an die Hohlheit stößt, und daß einem die Hohlheit, indem man
darauf stößt, eine Wirkung verursacht. Ja, aber das Nichts soll eine
Wirkung verursachen? Nehmen Sie einmal den fast luftleeren Raum
in dem Luftpumpen-Rezipienten, da können Sie sehen, wie die Luft
hineinfließt in das Nichts. Wenn Sie es falsch interpretieren wollen,
können Sie das, was in der Glocke der Luftpumpe nicht darinnen ist,
eine Substanz nennen und sagen, es schieße die Luft herein.
 
Gerade dieselbe Täuschung besteht in bezug auf die Atome. Es ist
gerade das Gegenteil wahr. Sie sind leer - und doch wiederum nicht
leer. Es ist doch etwas darinnen, in diesen Blasen. Was ist in diesen
Blasen darinnen? Nun, auch darüber habe ich schon Betrachtungen
angestellt, was in diesen Blasen darinnen ist, das ist nämlich die Substanz
des Ahriman, da steckt er drinnen, da ist er eigentlich in seinen
einzelnen Teilen drinnen, Ahriman. Das ganze Atomsystem ist ahrimanische
Substantialität, Ahriman. Denken Sie, zu welcher merkwürdigen
Metamorphose der Stoffleridee wir da kommen. Wir müssen an
diejenigen Stellen des Raumes, wohin die Stoffler ihren Stoff setzen,
den Ahriman setzen. Da ist überall Ahriman." {{Lit|{{G|176|237f}}}}
</div>
 
== Ganzheitlichkeit und Atomismus ==
 
Sehr deutlich hat Rudolf Steiner betont, dass die Atome, ähnlich wie die Zellen eines belebten [[Organismus]], keine ursprünglichen Erscheinungen sind, sondern sich erst nach und nach durch die Einwirkung [[Äther|ätherischer Kräfte]] und namentlich auch durch den verhärtenden Einfluss der [[Mond]]enkräfte, als [[Mond]] und [[Erde (Planet)|Erde]] noch zu einem Himmelskörper vereinigt waren, aus dem Ganzen herausgegliedert haben:
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Materien heben sich als einzelne Stoffe aus der undifferenzierten, großen Materie heraus. Es fangen die Erdenstoffe an zu tanzen unter dem Einfluß der Weltenmusik. Das ist die Differenzierung der Stoffe in lauter organische Stoffe, zum Beispiel in Eiweiß. So entstand organische Materie, das Protoplasma, unter dem Einfluß der Weltenmusik, ähnlich wie heute die Chladnischen Klangfiguren. Diese Stoffe, eiweißartige, leimige Substanz, werden hineingeschoben in die früheren Kraftlinien der Menschenanlage. Die Zellen, die man heute als das erste in der Entwickelungsgeschichte der Organismen ansieht, entstanden viel später. Sie wurden erst geboren von gewissen Wesenheiten. Auch das Atom ist nie das ursprüngliche, ist immer das, was aus dem Ganzen herausfällt. Niemals setzt sich das Ganze aus den Zellen zusammen. Gefördert wurde der ganze Vorgang da durch, daß der Mond noch in dem Erdenkörper darin war." {{Lit|{{G|098|215}}}}
</div>
 
In der Physik ist es, wie oben besprochen,  üblich geworden, die atomistischen Phänomene mit den Mitteln der Quantenmechanik zu behandeln, was aber nichts anderes bedeutet, als daß diese Erscheinungen als Schwingungsvorgänge oder Klangphänomene im übertragenen Sinn verstanden werden. Der Quantentheorie liegt eigentlich nichts anderes zugrunde als eine simple, passend modifizierte Wellengleichung und es wird gezeigt, wie bestimmte Wirkungen durch Resonanz verstärkt, andere durch eine Art Interferenz ausgelöscht werden. Bemerkenswert ist dabei die nicht-kausale Natur der Phänomene. Der Ausgang entsprechender Experimente läßt sich nicht eindeutig aus den lokal gegebenen Versuchsbedingungen ableiten. Die Quantentheorie liefert immer nur Wahrscheinlichkeitsaussagen, und es wird immer deutlicher, daß das daran liegt, daß wir es im atomaren und subatomaren Bereich niemals mit bloß lokalen Wechselwirkungen innerhalb eines eng beschränkten räumlichen und zeitlichen Bereichs zu tu haben, sondern daß an jedem einzelnen atomistischen Phänomen letztendlich der ganze Kosmos mitbeteiligt ist und umgekehrt jedes lokale Ereignis seinen Widerhall im ganzen Universum findet (Stichwort: [[Wikipedia:EPR-Effekt|EPR-Experimente]], [[Wikipedia:Bellsche Ungleichung|Bellsche Ungleichung]], [[Wikipedia:GHZ-Experiment|GHZ-Experiment]] usw.). Atome und ihre Bestandteile sind im Sinne der Quantentheorie keine [[real]] [[Existenz|existierenden]] [[Objekt]]e. Ihre Eigenschaften, die durch entsprechende Messinstrumente registriert werden können, bestehen gar nicht ''vor'' und ''unabhängig'' von der Messung, sondern werden erst durch diese selbst realisiert. Hans-Peter Dürr hat es so formuliert:
 
<div style="margin-left:20px">
"Der Bruch in unserem Verständnis der Wirklichkeit, den die neue Physik fordert, ist radikal. Deutet diese Physik doch darauf hin, daß die eigentliche Wirklichkeit, was immer wir darunter verstehen, im Grunde keine Realität im Sinne einer dinghaften Wirklichkeit ist...
 
Die <Unschärfe> (d.h. die nichtkausale Natur der atomaren Phänomene) ist Ausdruck einer holistischen, einer ganzheitlichen Struktur der Wirklichkeit...
 
So steht das Getrennte (etwa durch die Vorstellung isolierter Atome) nach neuer Sichtweise nicht am Anfang der Wirklichkeit, sondern näherungsweise Trennung ist mögliches Ergebnis einer Strukturbildung, nämlich: Erzeugung von Unverbundenheit durch Auslöschung im Zwischenbereich (Dürr 1992). Die Beziehungen zwischen Teilen eines Ganzen ergeben sich also nicht erst sekundär als Wechselwirkung von ursprünglich Isoliertem, sondern sind Ausdruck einer primären Identität von allem. Eine Beziehungsstruktur entsteht also nicht nur durch Kommunikation, einem wechselseitigen Austausch von Signalen, verstärkt durch Resonanz, sondern gewissermaßen auch durch Kommunion, durch Identifizierung...
 
Die [[holistisch]]en Züge der Wirklichkeit, wie sie in der neuen fundamentalen Struktur der Materie zum Ausdruck kommen, bieten hierbei die entscheidende Voraussetzung dafür, daß die für uns wesentlichen Merkmale des Lebendigen dabei nicht zu mechanistischen Funktionen verstümmelt werden." {{Lit|Dürr 1997}}
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Oder an anderer Stelle:
 
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"Aus quantenmechanischer Sicht gibt es also keine zeitlich durchgängig existierende objektivierbare Welt, sondern diese Welt ereignet sich gewissermaßen in jedem Augenblick neu. Die Welt erscheint hierbei als eine Einheit, als ein einziger Zustand, der sich nicht als Summe von Teilzuständen deuten läßt. Die Welt «jetzt» ist nicht mit der Welt im vergangenen Augenblick substantiell identisch. Aber die Welt im vergangenen Augenblick präjudiziert die Möglichkeiten zukünftiger Welten auf solche Weise, daß es bei einer gewissen vergröberten Betrachtung so scheint, als bestünde sie aus Teilen und als bewahrten bestimmte Erscheinungsformen, zum Beispiel Elementarteilchen/Atome, ihre Identität in der Zeit." {{Lit|Dürr 1989}}
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Diese nicht-lokalen Wirkungen, die keiner direkten räumlichen Vermittlung bedürfen, scheinen aus geisteswissenschaftlicher Sicht sehr deutlich mit [[Astral|astralen Kräften]] zusammenzuhängen. Nicht nur wird der Begriff "Astral" zurecht mit der Sternenwelt, also mit dem ganzen Kosmos in Beziehung gesetzt, typisch für alle astralen Zusammenhänge ist ja, daß dadurch verschiedene kosmische Regionen untereinander und mit der Erdenwelt unmittelbar über alle räumliche Trennung hinweg verbunden sind.
 
Es ist natürlich immer sehr heikel, naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit der geisteswissenschaftlichen Forschung zu vermengen. Das sollte man tunlichst vermeiden, aber eine Zusammenschau kann nützlich sein - man lernt dann gleichsam das Phänomen von zwei verschiedenen Seiten her kennen. Und soviel kann man angesichts der modernen Physik jedenfalls sagen, dass hier die submikroskopischen Quantenphänomene in immer stärkerer Beziehung zu den makrokosmischen Gegebenheiten gesehen werden. Was uns als atomistische Materie erscheint, ist dementsprechend nichts anderes als ein lokales Zentrum, als ein Brennpunkt, in dem sich spezifische kosmische Wirkungen widerspiegeln. Und diese Materie ist zugleich wiederum die Quelle der [[Gravitation]]skräfte. Die Physiker verstehen zwar noch nicht im Detail, wie Quantenmechanik und Gravitation zusammenhängen, aber daß hier eine notwendige Beziehung besteht, ist schon sehr deutlich. Gravitationskräfte treten gleichsam immer dort auf, wo die nichtlokalen kosmischen Wirkungen in einen engen raumzeitlichen Bereich gefesselt werden.
 
Wir kommen hier in einen Bereich, der sich nur durch die fortgesetzte Meditation über "Punkt und Umkreis" nach und nach erhellen läßt: wie läßt sich der Punkt, das lokale Zentrum, als Spiegelbild und Wirkung der ganzen kosmischen Peripherie begreifen? Wie sich das auf die materiellen Verhältnisse auswirkt, hat Rudolf Steiner ja an anderer Stelle angedeutet:
 
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"Und jetzt sage ich, selbstverständlich mit vollem Bewußtsein, daß es ein Gesetz von der Erhaltung der Kraft gibt, aber auch im vollen Bewußt sein der jedem Okkultisten bekannten Tatsachen: es drängt sich die Materie gegen den Mittelpunkt immer mehr und mehr zusammen, und das Eigenartige ist, daß die Materie im Mittelpunkte ver schwindet.
 
Um es ganz anschaulich zu machen: denken Sie sich, Sie hätten ein Stück Materie, das würde immer mehr und mehr in den Mittelpunkt hineingedrängt - im Mittelpunkt verschwindet es; es wird nicht nach der anderen Seite hinübergedrängt, es verschwindet tat sächlich im Mittelpunkt in nichts! So daß Sie sich vorstellen kön nen, daß die ganze Erde einstmals, indem sich die materiellen Teile gegen den Mittelpunkt zusammendrängen, in den Mittelpunkt hin ein verschwindet. Das ist aber nicht alles. In demselben Maße, wie das in den Mittelpunkt hinein verschwindet, in demselben Maße erscheint es im Umkreise. Da draußen tritt es wieder auf. An einer Stelle des Raumes verschwindet die Materie, und von außen tritt sie wieder auf. Alles, was in den Mittelpunkt hinein verschwindet, kommt vom Umkreise wiederum herein, wird herangezogen, und zwar so, daß hineingearbeitet ist jetzt in diese Materie alles das, was die Wesen, die auf dem Planeten gearbeitet haben, der Materie ein geprägt haben; natürlich nicht in seiner heutigen Form, aber in einer Form, wie sie ihm eben durch diese Umwandlung gegeben wird. Sie werden so den Kölner Dom, indem seine materiellen Teilchen in den Mittelpunkt hinein verschwinden, von der anderen Seite wie der ankommen sehen. Nichts, nichts geht verloren von dem, was gearbeitet wird auf einem Planeten, sondern es kommt wieder von der anderen Seite her.
 
Dasjenige, was da angekommen war im Beginne unserer Erdenentwickelung vor der Saturnentwickelung, das müßten wir auswärts setzen, außerhalb des Tierkreises. Die Urweltweisheit hat es genannt den Kristallhimmel, und in diesem Kristallhimmel waren deponiert die Taten der Wesen einer früheren Evolution. Sie bildeten sozu sagen dasjenige, auf Grund dessen die neuen Wesenheiten zu schaffen begannen.
 
Wie gesagt, das ist für einen Gegenwartsverstand außerordentlich schwer zu fassen, weil der daran gewöhnt ist, nur das Materielle ins Auge zu fassen, weil er nicht gewohnt ist, einzusehen, daß an einer Stelle aus dem dreidimensionalen Raum das Materielle verschwin den kann und an einer anderen Stelle, nachdem es durch andere Dimensionen gegangen ist, wieder zurückkommt. Solange Sie mit Ihrem Vorstellen im dreidimensionalen Raum bleiben, können Sie das nicht fassen, denn das geht aus dem dreidimensionalen Raum heraus. Daher ist es nicht zu sehen, bis es von der anderen Seite in den dreidimensionalen Raum wieder hereinkommt. In der Zwischenzeit ist es eben in einer anderen Dimension. Das ist so eine Sache, die wir auch nunmehr fassen müssen, denn es hängen überhaupt die Dinge unserer Weltentstehung in der mannig faltigsten Weise zusammen, und etwas, was an einem Orte ist, hängt zuweilen recht kompliziert mit etwas anderem zusammen, was sich an einem ganz anderen Orte im dreidimensionalen Raume befindet."  {{Lit|{{G|110|157ff}}}}
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== Das Atom als gefrorene Elektrizität ==
[[Datei:Gasentladungsrohr.jpg|thumb|250px|left|[[Elektrisch]]e Entladung in einer [[Wikipedia:Gasentladungsröhre|Gasentladungsröhre]].]]
''Substanziell'' sind diese einander begegnenden Kräfterichtungen, von denen Rudolf Steiner spricht, etwas, das sich beschreiben lässt als gefangenes [[Licht]], das als kondensierte [[Elektrizität]] erscheint. Dieselbe substanzielle Natur liegt auch den objektiv in der Welt wirksamen [[Gedanke]]n zugrunde.
 
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"Letztes Mal habe ich Ihnen aus einer Rede des englischen Premierministers Balfour<ref name=Balfour>In der von Steiner erwähnten Rede  [[Wikipedia:Arthur Balfour|Balfours]] heißt es:
 
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"Wir stehen vor einer ganz außerordentlichen Umwälzung. Vor zweihundert Jahren
schien Elektrizität nichts weiter als ein Gelehrtenspielzeug. Und heute wird sie schon von vielen für das Wesen der Dinge angesehen, deren sinnlich wahrnehmbarer Ausdruck die Materie ist. Kaum ein Jahrhundert ist vergangen, seit auch der Äther von ernster Seite einen Platz im Weltall zugewiesen erhielt. Und gegenwärtig wird schon die Möglichkeit diskutiert, daß er geradezu der Urstoff ist, aus welchem sich die ganze Welt zusammensetzt. Auch die weiteren, aus dieser Auffassung des Weltalis sich ergebenden Schlüsse lauten nicht minder frappierend. Man hielt beispielsweise Masse bis her für eine Grundeigenschaft der Materie, die sich weder erklären ließ, noch der Erklärung bedurfte; die ihrem Wesen nach unveränderlich war, weder Zuwachs noch Einbuße erfuhr, mochte welche Kraft immer auf sie einwirken; und die untrennbar jedem, auch dem kleinsten Teil der Materie, anhaftete, ohne Rücksicht auf dessen Gestalt, Volumen, chemische oder physische Beschaffenheit.
 
Akzeptiert man aber die neue Theorie, dann müssen auch diese Doktrinen berichtigt werden. Masse wird dann nicht nur einer Erklärung fähig, sondern diese findet sich vielmehr ohne Verzug. Masse ist keine der Materie anhaftende Ureigenschaft. Sie entspringt vielmehr, wie bereits gesagt, den Wechselbeziehungen, die zwischen den elektrischen Monaden, aus denen sich die Materie zusammensetzt, und dem Ather bestehen, in den erstere wie in ein Bad getaucht sind. Sie ist keineswegs unveränderlich. Im Gegenteil ist sie, wenn sie überaus rasch fortbewegt wird, bei jedem Wechsel in ihrer Geschwindigkeit Veränderungen unterworfen. - Die elektrische Theorie, die wir besprochen haben, führt uns . . . auf ein völlig neues Gebiet . . . . Sie löst . . . die Materie, mag sie nun molare oder molekulare Gestalt besitzen, in etwas auf, was gar nicht mehr Materie ist. Das Atom ist jetzt nichts weiter als der relativ weite Raum, in dem winzige Monaden ihren geordneten Kreislauf vollziehen; die Monaden selbst gelten nicht mehr als Substanzeinheiten, sondern als elektrische Einheiten, so daß diese Theorie die Materie nicht nur erklärt, sondern sie
sofort hinwegexpliziert." {{Lit|Balfour, S 15f und 27}}
</div>
</ref> vorgelesen {{lit|{{G|034|}}}}. Es ist da bereits aufmerksam darauf gemacht, daß gewisse Dinge heute physikalische Wahrheiten sind, die uralte okkulte Erkenntnisse sind. Wenn Sie in Blavatskys «Geheimlehre» nachlesen, werden Sie dort eine Stelle finden über die Elektrizität, welche buchstäblich dasselbe besagt wie das, worauf die Physiker jetzt nach und nach kommen. Was Sie aber finden, ist eine bloße Ahnung von dem, um was es sich handelt. Es handelt sich um das physikalische Atom. Bis vor vier, fünf Jahren ist von aller äußeren - nicht der okkultistischen - Wissenschaft dieses verkannt worden. Man hat es für eine raumerfüllende Masse gehalten. Heute fängt man an, dieses physikalische Atom als dasjenige zu erkennen, was es wirklich ist. Man kommt darauf, daß dieses physikalische Atom sich so verhält zur Kraft der Elektrizität, wie sich ein Klumpen Eis verhält zum Wasser, aus dem es gefroren ist. Wenn Sie sich Wasser vorstellen, das zu Eis gefriert, so ist das Eis auch Wasser. Und so ist das physikalische Atom nichts anderes als gefrorene Elektrizität. Wenn Sie dies ganz begreifen und die Mitteilungen, die bis vor wenigen Jahren in sämtlichen wissenschaftlichen Schriften über die Atome enthalten waren, durchgehen und sie für Blech ansehen, dann werden Sie ungefähr die richtige Vorstellung gewinnen. Erst seit dieser kurzen Zeit kann sich die Physik eine Vorstellung bilden von dem, was das physikalische Atom ist. Es verhält sich nämlich wie ein Eisklumpen zu der Wassermenge, aus der er gefroren ist. Das physikalische Atom ist kondensierte Elektrizität. Die Rede von Balfour betrachte ich als etwas außerordentlich Wichtiges.
 
Es ist ... [Lücke] etwas, was seit dem Jahr 1875 [1879?] herausgebracht ist. Die Tatsache ist bei den Okkultisten schon seit Jahrtausenden bekannt. Nun fängt man an zu wissen, daß das physikalische Atom kondensierte Elektrizität ist. Aber es handelt sich noch um ein zweites: zu wissen, was Elektrizität selber ist. Das ist noch unbekannt. Sie wissen nämlich eines nicht: wo das Wesen der Elektrizität gesucht werden muß. Dieses Wesen der Elektrizität kann nicht gefunden werden durch irgendwelche äußere Experimente oder durch äußere Anschauung. Das Geheimnis, welches gefunden werden wird, ist, daß Elektrizität genau dasselbe ist - wenn man auf einem gewissen Plan zu beobachten versteht -, was der menschliche Gedanke ist. Der menschliche Gedanke ist dasselbe Wesen wie die Elektrizität: das eine Mal von innen, das andere Mal von außen betrachtet.
 
Wer nun weiß, was Elektrizität ist, der weiß, daß etwas in ihm lebt, das in gefrorenem Zustande das Atom bildet. Hier haben Sie die Brücke vom menschlichen Gedanken zum Atom. Man wird die Bausteine der physischen Welt kennenlernen, es sind kleine kondensierte Monaden, kondensierte Elektrizität. In dem Augenblicke, wo die Menschen diese elementarste okkulte Wahrheit von Gedanke, Elektrizität und Atom erkannt haben werden, in dem Augenblicke werden sie etwas erkennen, was das Wichtigste sein wird für die Zukunft und für die ganze sechste Unterrasse. Sie werden mit den Atomen bauen können durch die Kraft des Gedankens.
 
Dies wird die geistige Strömung sein, die wieder hineingegossen werden muß in die Formen, die seit Jahrtausenden von den Okkultisten geschaffen worden sind. Aber weil die menschliche Rasse die Verstandesentwickelung durchmachen mußte und absehen mußte von der eigentlichen inneren Arbeit, sind sie Hülsen geworden, aber als Formen geblieben, und es wird die richtige Erkenntnis hineingegossen werden müssen.
 
Der okkulte Forscher gewinnt die Wahrheit von der einen Seite, der physische Forscher von der anderen Seite. Ebenso wie die Maurerei aus der Werkmaurerei, aus dem Dom- und Tempelbau hervorgegangen ist, ebenso wird man künftig bauen müssen mit den kleinsten Bausteinen, mit den kondensierten Elektrizitätsmengen. Das wird eine neue Maurerei nötig haben. Dann wird sich die Industrie nicht mehr so abspielen können wie jetzt. Sie wird so chaotisch werden und nur auf reinen Kampf ums Dasein hinarbeiten können, solange man nicht weiß ... [Lücke]. Dann würde möglich sein, daß in Berlin jemand mit der Droschke in der Stadt fahren kann, während in Moskau stattfindet das Unheil, das er von Berlin aus verursacht hat. Und kein Mensch würde eine Ahnung davon haben, daß dieser Mensch das verursacht hat. Die drahtlose Telegraphie ist ein Anfang davon. Was ich ausgeführt habe, ist Zukunft. Nur zwei Möglichkeiten sind vorhanden: Entweder die Dinge gehen chaotisch weiter, so wie die Industrie und Technik bisher vorgegangen ist. Dann führt es dazu, daß der, welcher im Besitze dieser Dinge ist, großes Unheil anrichten kann, oder es wird in die moralische Form der Maurerei gegossen.*" {{lit|{{G|93|112ff}}}}
</div>
 
<small>* Dieser letzte Satz lautet in den Notizen von Marie Steiner-von Sivers: «Diese Dinge gehen entweder chaotisch so weiter wie bisher Industrie und Technik, oder harmonisch, wie es das Ziel der Maurerei ist, dann wird die höchste Entwickelung erreicht.»</small>
 
=== Atom, Elektrizität und Gedanke ===
 
{{GZ|Wir gehen
einer Zeit entgegen, in der, wie ich neulich schon andeutete, das Verständnis
bis ins Atom hinein kommen wird. Man wird begreifen - auch
in der populären Meinung -, daß das Atom nichts anderes ist als geronnene
Elektrizität. Der Gedanke selbst ist aus derselben Substanz.
 
Man wird in der Tat so weit kommen, noch ehe die fünfte Unterrasse
zu Ende geht, daß man imstande sein wird, bis ins Atom hineinzuwirken.
Wenn man nur erst die Stofflichkeit zwischen dem Gedanken
und dem Atom begreifen kann, so wird man auch bald das Hineinwirken
ins Atom verstehen. Und nichts wird mehr für gewisse
Wirkungsarten verschlossen sein: Ich werde hier stehen und unbemerkt
auf einen Knopf, den ich in der Tasche trage, drücken können,
um einen Gegenstand in weiter Ferne, sagen wir in Hamburg,
in die Luft zu sprengen, so wie Sie jetzt schon drahtlos telegraphieren
können, indem Sie hier eine Wellenbewegung hervorbringen und sie
an einer anderen bestimmten Stelle in bestimmter Weise zum Ausdruck
bringen können. Das wird in dem Momente eintreten können,
wo die okkulte Wahrheit, daß Gedanke und Atom aus derselben Substanz
bestehen, im praktischen Leben durchgeführt sein wird.|93|122f}}
 
== [[Licht]], [[Elektrizität]], Atome und [[Moral]] ==
 
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"Sehen Sie, als Leute meines Alters noch junge
Dachse waren, da ist es keinem Menschen eingefallen, auf dem Gebiete
der Physik etwa von Atomen anders zu reden, als daß kleine,
unelastische oder auch meinetwillen elastische Kügelchen seien, die
sich gegenseitig stoßen und dergleichen, und man hat dann die Ergebnisse
dieser Stöße ausgerechnet. Es wäre dazumal noch niemandem
eingefallen, das Atom so ohne weiteres vorzustellen, wie man
es heute vorstellt: als ein Elektron, als eine Wesenheit, die eigentlich
ganz und gar aus Elektrizität besteht.
 
Der Gedanke der Menschen ist ganz eingesponnen worden von
der Elektrizität, und das seit noch gar nicht langer Zeit. Heute reden
wir von den Atomen als von etwas, wo sich um eine Art kleiner
Sonne, um einen Mittelpunkt herum, die Elektrizität lagert; von
Elektronen reden wir. Wenn wir also hineinschauen in das Weltengetriebe,
so vermuten wir überall Elektrizität. Da hängt schon die
äußere Kultur mit dem Denken zusammen. Menschen, die nicht
auf den elektrischen Bahnen fahren würden, würden sich auch die
Atome nicht so elektrisch vorstellen.
 
Und wenn man nun hinschaut auf die Vorstellungen, die man
vor dem Zeitalter der Elektrizität gehabt hat, so kann man von ihnen
sagen: Sie haben dem Naturdenker noch die Freiheit gegeben,
das Geistige in die Natur wenigstens abstrakt hineinzudenken. - Ein
kleiner winziger Rest des scholastischen Realismus war noch vorhanden.
Aber die Elektrizität ist dem modernen Menschen auf die
Nerven gegangen und hat aus den Nerven alles, was Hinlenkung
zum Geistigen ist, herausgeschlagen.
 
Es ist ja noch weiter gekommen. Das ganze ehrliche Licht, das
durch den Weltenraum flutet, ist ja nach und nach verleumdet worden,
auch so etwas Ähnliches zu sein wie die Elektrizität. Wenn
man heute so über diese Dinge redet, dann kommt es natürlich jemandem,
der mit seinem Kopf ganz untergetaucht ist in die elektrische
Kulturwelle, so vor, als ob man lauter Unsinn redete. Aber das
ist deshalb, weil dieser Mensch eben mit dem Kopf, der das als Unsinn
anschaut, eben mit herausgehaltener Zunge wie der Hund,
dem es ganz warm geworden ist, und mit der Geschichtslast auf
dem Buckel, sich hinschleppt und mit historischen Begriffen belastet
ist und nicht aus der unmittelbaren Gegenwart heraus reden
kann.
 
Denn sehen Sie, mit der Elektrizität betritt man ein Gebiet, das
sich dem imaginativen Anschauen anders darstellt als andere Naturgebiete.
Solange man im Licht, in der Welt der Töne, also in Optik
und Akustik geblieben war, so lange brauchte man nicht dasjenige
moralisch zu beurteilen, was einem Stein, Pflanze, Tier, im Lichte
als Farben, in der Gehörwelt als Töne kundgaben, weil man einen
wenn auch schwachen Nachklang von der Realität der Begriffe und
Ideen hatte. Aber die Elektrizität trieb einem diesen Nachklang aus.
Und wenn man auf der einen Seite heute für die Welt der moralischen
Impulse nicht imstande ist, die Realität zu finden, so ist man
andererseits auf dem Felde dessen, was man heute als das wichtigste
Ingrediens der Natur ansieht, erst recht nicht imstande, das Moralische
zu finden.
 
Wenn heute einer den moralischen Impulsen reale Wirksamkeit
zuschreibt, so daß sie die Kraft in sich haben, wie ein Pflanzenkeim
später sinnliche Realität zu werden, dann gilt er als ein halber Narr.
Wenn aber etwa heute jemand kommen würde und Naturwirkungen
moralische Impulse zuschreiben würde, dann gälte er als ein ganzer
Narr. Und dennoch, wer jemals mit wirklicher geistiger Anschauung den elektrischen Strom bewußt durch sein Nervensystem
gehen gefühlt hat, der weiß, daß Elektrizität nicht bloß eine Naturströmung
ist, sondern daß Elektrizität in der Natur zu gleicher Zeit
ein Moralisches ist, und daß in dem Augenblicke, wo wir das Gebiet
des Elektrischen betreten, wir uns zugleich in das Moralische hineinbegeben.
Denn wenn Sie Ihren Fingerknöchel irgendwo in einen
geschlossenen Strom einschalten, so fühlen Sie sogleich, daß sie Ihr
Innenleben in ein Gebiet des Innenmenschen hineinerweitern, wo
zugleich das Moralische herauskommt Sie können die Eigenelektrizität,
die im Menschen liegt, in keinem andern Gebiete suchen, als
wo zugleich die moralischen Impulse herauskommen. Wer die Totalität
des Elektrischen erlebt, der erlebt eben zugleich das Naturmoralische.
Und ahnungslos haben eigentlich die modernen Physiker
einen sonderbaren Hokuspokus gemacht. Sie haben das Atom
elektrisch vorgestellt und haben aus dem allgemeinen Zeitbewußtsein
heraus vergessen, daß sie dann, wenn sie das Atom elektrisch
vorstellen, diesem Atom, jedem Atom einen moralischen Impuls
beilegen, es zugleich zu einem moralischen Wesen machen.
Aber ich spreche jetzt unrichtig. Man macht nämlich das Atom, indem
man es zum Elektron macht, nicht zu einem moralischen Wesen,
sondern man macht es zu einem unmoralischen Wesen. In der
Elektrizität sind allerdings schwimmend die moralischen Impulse,
die Naturimpulse - aber das sind die unmoralischen, das sind die Instinkte
des Bösen, die durch die obere Welt überwunden werden
müssen.
 
Und der größte Gegensatz zur Elektrizität ist das Licht. Und
es ist ein Vermischen des Guten und des Bösen, wenn man das Licht
als Elektrizität ansieht. Man hat eben die wirkliche Anschauung des
Bösen in der Naturordnung verloren, wenn man sich nicht bewußt
ist, daß man eigentlich die Atome, indem man sie elektrifiziert, zu
den Trägern des Bösen macht, nicht nur, wie ich im letzten Kursus
ausgeführt habe, zu den Trägern des Toten, sondern zu den Trägern
des Bösen. Zu den Trägem des Toten macht man sie, indem man
sie überhaupt Atome sein läßt, indem man die Materie atomistisch
vorstellt. In dem Augenblicke, wo man diesen Teil der Materie elektrifiziert, in demselben Augenblicke stellt man sich die Natur als das
Böse vor. Denn elektrische Atome sind böse, kleine Dämonen." {{Lit|{{G|220|189ff}}}}
</div>
 
== Radioaktivität ==
 
Entgegen der vorherrschenden [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftlichen]] Auffassung trat nach Ansicht [[Rudolf Steiner]]s das [[Phänomen]] des [[Radioaktivität|radioaktiven Zerfalls]] erst verhältnismäßig spät in der [[Erdentwicklung]] auf:
 
<div style="margin-left:20px">
"Sieben Formzustände bilden zusammen eine Runde. Die Erde
macht jetzt ihre vierte Runde durch, und diese ist die mineralische.
Die Aufgabe des Menschen ist es, während dieser Zeit das Mineralreich
zu verarbeiten. Es ist schon Arbeit am Mineralreich, wenn
der Mensch einen Feuerstein nimmt und einen Keil zurechthämmert,
mit dem er andere Dinge bearbeitet. Wenn er Felsen abträgt und
aus den Steinen Pyramiden baut, wenn er aus Metallen Werkzeuge
macht, wenn er den elektrischen Strom in einem Netz über die Erde
führt, bearbeitet der Mensch das Mineralreich. So verwendet der
Mensch das ganze Mineralreich in seinem Dienst. Er macht die Erde
vollständig zu einem Kunstwerk. Wenn der Maler Farben nach seinem
Manas kombiniert, bearbeitet er auch das Mineralreich. Wir
sind jetzt in der Mitte dieser Tätigkeit und in den nächsten Rassen
(Hauptzeitaltern) wird es ganz umgearbeitet werden, so daß zuletzt
kein Atom mehr auf der Erde sein wird, das nicht vom Menschen
bearbeitet worden ist. Früher haben sich diese Atome immer mehr
verfestigt; jetzt aber treten sie wieder immer mehr auseinander. Die
Radioaktivität hat es früher gar nicht gegeben, daher konnte man sie
früher gar nicht entdecken. Die gibt es erst seit einigen Jahrtausenden,
weil jetzt die Atome sich immer mehr zersplittern." {{Lit|{{G|093a|76}}}}
</div>
 
Bei einem Besuch Dr. Steiners auf dem Gut Tannbach bei Gutau, unteres Mühlviertel, das Graf Polzer gehörte, wurde eine nachweislich radioaktive Quelle aufgesucht und geschmacklich gekostet. Im anschließenden Gespräch sagte Rudolf Steiner, dass die [[Radioaktivität]] erst seit dem [[Mysterium von Golgatha]] in der Erde sei {{Lit|Polzer-Hoditz, 8. Juni 1918}}.
 
== Kernenergie ==
[[Datei:Versuchsaufbau Hahn Deutsches Museum1.jpg|thumb|350px|Die Versuchsapparaturen, mit denen [[Wikipedia:Otto Hahn|Otto Hahn]], [[Wikipedia:Lise Meitner|Lise Meitner]] und [[Wikipedia:Fritz Straßmann|Fritz Straßmann]] von 1935 bis 1938 nach Transuranen suchten, und Otto Hahn und sein Assistent Fritz Straßmann am 17. Dezember 1938 die Kernspaltung entdeckten. Deutsches Museum, München.]]
[[Datei:Nagasakibomb.jpg|mini|350px|Explosion von „[[Wikipedia:Fat Man|Fat Man]]“ über Nagasaki. Die dabei freigesetzte gewaltige Energiemenge entspricht nach der bekannten [[Albert Einstein|Einsteinschen]] [[Formel]] E = mc<sup>2</sup> dem [[Äquivalenz von Masse und Energie|Energieäquivalent]] von nur etwa 1 Gramm Materie - kaum mehr als ein erbsengroßes Stück Tafelkreide.]]
Auf die Frage, ob nach der [[Albert Einstein|Einsteinsche]] Theorie, dass in einem Kilogramm Masse gemäß der Formel E = mc<sup>2</sup> eine ungeheure [[Energie]] aufgespeichert ist<ref>Mit der [[Wikipedia:Lichtgeschwindigkeit|Lichtgeschwindigkeit]] c = 3 x 10<sup>5</sup> km/s = 3 x 10<sup>8</sup> m/s folgt daraus für eine Masse von 1 kg die Energie E = 9 x 10<sup>16</sup> [[Wikipedia:Joule|J]]. Für 1 g ist demgemäß die Energie E = 9 x <sup>13</sup> [[Wikipedia:Joule|J]]. Mit dem [[Wikipedia:TNT-Äquivalent|TNT-Äquivalent]] von 1&nbsp;kT (Kilotonne TNT) = 4,184&nbsp;·&nbsp;10<sup>12</sup>&nbsp;[[Wikipedia:Joule|J]] entspricht damit 1 g Materie, also etwa ein erbsengroßes Stück Tafelkreide, einer Sprengkraft von ungefähr 21,5 Kilotonnen TNT. Etwa diese Sprengkraft hatte auch die am [[Wikipedia:9. August|9. August]] [[Wikipedia:1945|1945]] über [[Wikipedia:Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki|Nagasaki]] abgeworfene [[Wikipedia:Atombombe|Atombombe]] „[[Wikipedia:Fat Man|Fat Man]]“. Die erste, „[[Wikipedia:Little Boy|Little Boy]]“ genannte Atombombe, die bereits am [[Wikipedia:6. August|6. August]] 1945 über [[Wikipedia:Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki|Hiroshima]] abgeworfen worden war, hatte „nur“ eine Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT. Die bislang stärkste, in [[Russland]] erstmals 2007 getestete konventionelle chemische Bombe, „[[Wikipedia:Vater aller Bomben|Vater aller Bomben]]“ genannt, erreicht vergleichsweise bescheidene 44 Tonnen TNT.</ref>, durch Auflösung, also Vergeistigung, der [[Materie]] eine neue Kraftquelle erschlossen werden könne, hat [[Rudolf Steiner]] geantwortet:
 
<div style="margin-left:20px">
"Hinter diesen Sachen steckt sehr viel, aufzusuchen die Kraft, die man bekommt, wenn man Masse zersplittert. Da handelt es sich dann darum - das Theoretische bietet ja keine besonderen Schwierigkeiten -, ob man diese Kraft technisch ausnützen kann. Und da würde es darauf ankommen, ob man diese Riesenkräfte, wenn man sie bloßlegt, verwerten kann. Denn wenn der Motor, durch den man sie ver­werten will, sogleich durch die Energie dieser Kräfte zersplittert wird, kann man sie nicht verwerten. Es handelt sich darum, daß man die Möglichkeit gewinne, diese Energien auch in mechanischen Maschinensystemen zu verwerten. Dann ist erst der Weg gefunden.
Rein theoretisch gedacht, brauchen wir, wenn wir die höchste Strahlungsenergie - oder eine hohe Strahlungsenergie - irgend einer Materie bloßlegen können, um sie verwerten zu können in einem mechanischen System, eine Materie, die einen Widerstand leistet gegen diese Energie. Die Möglichkeit, diese Energie frei­zumachen, ist vorhanden, sie liegt näher, als die Energie auszunützen." {{Lit|{{G|324a|146}}}}
</div>
 
[[Datei:Kernspaltung.svg|mini|240px|Durch thermische [[Neutron]]en ausgelöste Spaltung eines <sup>235</sup>U-Kerns.]]
Die [[Wikipedia:Kernspaltung|Kernspaltung]], die [[Wikipedia:1938|1938]] gemeinsam von [[Wikipedia:Otto Hahn|Otto Hahn]] und [[Wikipedia:Fritz Straßmann|Fritz Straßmann]] und im Kontakt mit [[Wikipedia:Lise Meitner|Lise Meitner]] entdeckt wurde, war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Auf Grundlage der theoretischen Vorarbeiten von [[Wikipedia:Leó Szilárd|Leó Szilárd]] gelang schließlich [[Wikipedia:Enrico Fermi|Enrico Fermi]] am [[Wikipedia:2. Dezember|2. Dezember]] [[Wikipedia:1942|1942]] um 15:25 Uhr an der [[Wikipedia:University of Chicago|University of Chicago]] am weltweit ersten [[Wikipedia:Kernreaktor|Kernreaktor]], dem [[Wikipedia:Chicago Pile|Chicago Pile No. 1]], die erste [[Wikipedia:Kettenreaktion|kontrollierte nukleare Kettenreaktion]]. Am [[16. Juli]] [[1945]] wurde beim sogenannten [[Wikipedia:Trinity Test|Trinity Test]] - der Name wurde mit bewusstem Anklang an die christliche [[Trinität]] gewählt - die erste [[Wikipedia:Kernwaffe|Atombombe]] gezündet und schon am [[6. August]] fiel die Bombe auf [[Wikipedia:Hiroshima|Hiroshima]] und am [[9. August]] eine weitere auf [[Wikipedia:Nagasaki|Nagasaki]].
 
== Das Atom als verkleinertes und vervielfältigtes Abbild früherer [[Weltentwicklungszustände]] ==
 
Das Wesen der Atome und ihrer Struktur lässt sich noch umfassender verstehen als (einseitiges) Spiegelbild des ganzen Kosmos. Wir kommen hier in einen Bereich, der sich nur durch die fortgesetzte Meditation über "Punkt und Umkreis" nach und nach erhellen lässt: wie lässt sich der Punkt, das lokale Zentrum, als Spiegelbild und Wirkung der ganzen kosmischen Peripherie begreifen? Wie sich das auf die materiellen Verhältnisse auswirkt, hat Rudolf Steiner ja an anderer Stelle angedeutet:
 
<div style="margin-left:20px;">
"So daß Sie sich vorstellen können, daß die ganze Erde einstmals, indem sich die materiellen Teile gegen den Mittelpunkt zusammendrängen, in den Mittelpunkt hinein verschwindet. Das ist aber nicht alles. In demselben Maße, wie das in den Mittelpunkt hinein verschwindet, in demselben Maße erscheint es im Umkreis. Da draußen tritt es wieder auf. An einer Stelle des Raumes verschwindet die Materie, und von außen tritt sie wieder auf. Alles, was in den Mittelpunkt hinein verschwindet, kommt vom Umkreise wiederum herein, wird herangezogen, und zwar so, daß hineingearbeit ist jetzt in diese Materie alles das, was die Wesen, die auf dem Planeten gearbeitet haben, der Materie eingeprägt haben; natürlich nicht in seiner heutigen Form, aber in einer Form, wie sie ihm eben durch diese Umwandlung gegeben wird...
 
Solange Sie mit Ihrem Vorstellen im dreidimensionalen Raum bleiben, können Sie das nicht fassen, denn das geht aus dem dreidimensionalen Raum heraus. Daher ist es nicht zu sehen, bis es von der anderen Seite in den dreidimensionalen Raum wieder hereinkommt. In der Zwischenzeit ist es eben in einer anderen Dimension. Das ist so eine Sache, die wir auch nunmehr fassen müssen, denn es hängen überhaupt die Dinge unserer Weltentstehung in der mannigfaltigsten Weise zusammen, und etwas, was an einem Orte ist, hängt zuweilen recht kompliziert mit etwas anderem zusammen, was sich an einem ganz anderen Orte im dreidimensionalen Raum befindet." {{lit|{{G|110|158f}}}}
</div>
 
Dabei dürfen wir aber nicht nur auf den ''gegenwärtigen'' Kosmos blicken. Laut Rudolf Steiner  wird beispielsweise der [[Neuer Jupiter|neue Jupiter]] seine materielle Grundlage durch "Atome" erhalten, von denen jedes gewissermaßen ein verkleinertes Abbild unserer ganzen jetzigen [[Erdentwicklung]] darstellt. Atome sind gleichsam die verkleinerten und vervielfältigten Abbilder der vorangegangenen [[Weltentwicklungsstufen|planetarischen Entwicklungsstufen]] der [[Erde]]. Sie spiegeln also nicht nur so, wie es die Physik heute annimmt, den gegenwärtigen Kosmos wider, sondern vor allem auch vergangene kosmische Entwicklungsstufen, die längst aus der äußeren physischen Erscheinung verschwunden sind. Den Atomen unserer Erdenwelt liegen also Abbilder des [[Alter Mond|alten Mondes]], der [[Alte Sonne|alten Sonne]] und des [[Alter Saturn|alten Saturn]] zugrunde. In der Tiefe der atomaren Welt wird so an vergangenen Entwicklungszuständen festgehalten. Hier wirken die [[Widersacher]]mächte [[Luzifer]], [[Ahriman]] und auch die [[Asuras]]. Werden die gegenwärtigen [[Lichtäther]]kräfte von den alten Mondenkräften Luzifers erfaßt, entsteht derart die [[Elektrizität]]. Ahriman raubt sich entsprechend die [[Klangäther]]kräfte und zwingt sie auf die alte Sonnenstufe zurück, wodurch der [[Magnetismus]] entsteht. Die Asuras schließlich fesseln den [[Lebensäther]] in die älteste "archäologische Schicht" der "Atome" im weitesten Sinn und erzeugen jene Phänomene, die mit der von Rudolf Steiner erwähnten "[[Dritte Kraft|dritten Kraft]]" zu tun haben.
 
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"Wenn man über das Atom nachdenkt, so fällt uns ein, daß das Atom ein sehr kleines Ding ist. Jedem ist klar, daß das kleine Ding, das man Atom nennt, niemals von irgendeinem Mikroskop, selbst wenn es sehr vollkommen ist, gesehen worden ist. Die okkulten Bücher geben aber Beschreibungen der Atome, Bilder von Atomen. Wo sind diese Bilder hergenommen? Wie kann man nun als Okkultist etwas über die Atome wissen?
 
Nun, stellen Sie sich vor, wenn es möglich wäre, das, was ein Atom ist, zum Wachsen zu bringen, so daß es immer größer und größer werden würde, bis es so groß ist wie die Erde, dann würde man eine sehr komplizierte Welt finden. Innerhalb dieses kleinen Dinges würde man viele Bewegungen und mancherlei Erscheinungen wahrnehmen. Man halte diesen Vergleich fest, daß das Atom so vergrößert wäre wie die Erde. Wenn es wirklich möglich wäre, das Atom so zum Wachsen zu bringen, so könnten wir alle einzelnen Vorgänge darin beobachten. Nur der Okkultist ist imstande, das Atom so zum Wachsen zu bringen und es im Inneren zu betrachten.
 
Betrachten wir zweitens alles menschliche Treiben auf der Erde, von den untersten Bildungsstufen des Menschen angefangen, mit seinen Trieben und Leidenschaften, aufsteigend zu sittlichen Idealen, Religionsgemeinschaften und so weiter, so sehen wir, daß die Menschen gleichsam Fäden zwischen sich spinnen, die sich von Mensch zu Mensch schlingen und immer höhere und höhere Gemeinschaften entstehen: die Familie, der Stamm und weiter ethnische und staatliche Gemeinschaften, und schließlich Religionsgemeinschaften. In diesen kommt schon zum Ausdruck die Wirkung der höheren Individualitäten. Solche Gemeinschaften sind aus der Quelle und dem Born der einheitlichen Weltenweisheit heraus entstanden durch einen Religionsstifter. Die Religionen stimmen alle [im tieferen] überein, weil sie Stifter haben, die zu der großen Loge gehören.
 
Es gibt eine besondere weiße Loge, welche zwölf Mitglieder hat, von denen sieben besonders wirken, und von diesen werden dann Religionsgemeinschaften begründet. Solche waren Buddha, Hermes, Pythagoras und so weiter. Der große Plan der ganzen Menschheitsentwickelung wird tatsächlich spirituell ausgebaut in der weißen Loge, die so alt wie die ganze Menschheit ist. Ein gleichmäßiger Plan der Führung des ganzen Menschheitsfortschrittes tritt uns da entgegen. Alle anderen Gemeinschaften sind nur Verzweigung; auch Familiengemeinschaften und so weiter sind alle verknüpft mit dem großen Plan, der uns hinaufführt in die Loge der Meister. Da wird gesponnen und gewoben der Plan, nach dem sich die ganze Menschheit entwickelt.
 
Verfolgen wir alles das, was weiter geschieht. Da müssen wir erst einen Spezialplan, nämlich den Plan unserer Erde, kennenlernen. Betrachten wir die vierte Erdenrunde, in der wir stehen. Sie ist dazu bestimmt, das Reich des Minerals immer mehr und mehr menschlich umzuwandeln. Man bedenke, wie der menschliche Verstand die mineralische Welt schon umgewandelt hat, bis zu der Umwandlung hinauf, die wir im Kölner Dom sehen, bis zur technischen Maschine. Unsere Menschheit hat die Aufgabe, die ganze mineralische Welt zu einem reinen Kunstwerk umzugestalten. Die Elektrizität weist uns schon hin in okkulte Tiefen des Stoffes.
 
Wenn der Mensch die mineralische Welt neu aufgebaut hat aus seinem Inneren heraus, dann wird das Ende unserer Erde gekommen sein; dann ist die Erde ans Ende der physischen Entwickelung gelangt. Der Spezialplan, nach dem das Mineralreich umgewandelt wird, lebt in der Loge der Meister. Heute ist dieser Plan schon fertig, so daß, wenn man diesen einsieht, man sehen kann, was für Wunderbauten, Wundermaschinen und so weiter aus dieser mineralischen Welt noch entstehen werden. Wenn die Erde am Ende des physischen Globus angelangt sein wird, wird die ganze Erde eine innere Struktur, ein inneres Gefüge haben, das der Mensch selbst ihr gegeben hat, so daß sie ein Kunstwerk geworden ist, nach dem Plane der Meister der weißen Loge. Ist das geschehen, dann geht die Erde in ihren astralen Zustand über. Das ist etwas Ähnliches, wie wenn die Pflanze anfängt zu verwelken. Das Physische vergeht; alles geht ins Astrale hinein. Bei dem Hineingehen in die astrale Welt geht das Physische immer mehr zusammen, wird ein immer kleinerer Kern, der umgeben ist vom Astralischen, in den Rupa- und dann in den Arupa-Zustand übergeht und dann verschwindet in einen schlafähnlichen Zustand.
 
Was ist dann vom Physischen übrig? Wenn die Erde in den Arupa-Zustand übergegangen ist, so ist darin noch ganz zusammengedrängt ein kleiner Abdruck der ganzen physischen Entwickelung von dem, was unter dem Plane der Meister aufgebaut, gleichsam eine ganz kleine Miniaturausgabe dessen, was die mineralische Erde einstmals war. Dies ist das, was [vom Physischen] herübergeht. Das Physische ist da nur als diese kleine Miniaturausgabe früherer Entwickelungen vorhanden, das Arupa aber groß. Wenn dies herübergeht aus dem Devachanzustande, vermehrt es sich in unzählige gleiche Dinge nach außen. Und wenn die Erde wieder in den physischen Zustand herübergeht, dann besteht sie aus unzähligen solcher kleinen Kügelchen, welche ein Abdruck sind dessen, was die Erde früher war. Aber alle sind verschieden geartete Kügelchen, führen jedoch auf dasselbe zurück. So wird die neue physische Erde der fünften Runde aus solchen unzähligen kleinen Teilen bestehen, welche alles das enthalten, was die Meister als Ziel der mineralischen Welt, als Plan in ihrer Loge haben. Jedes Atom der fünften Runde enthält den ganzen Plan der Meister. Heute arbeiten die Meister das Atom der fünften Runde im großen aus. Alles was in der Menschheit vorgeht, das wird zusammengedrängt in ein Resultat: das ist das Atom der fünften Runde.
 
Daher, wenn wir den Blick richten auf das Atom, das heute besteht, und gehen zurück in der Akasha-Chronik, dann sehen wir, daß das Atom von heute einen Wachstumsprozeß durchmacht. Es wächst immer mehr und mehr; es geht immer mehr und mehr auseinander ... [Lücke im Text] ... und es enthält die in der dritten Runde durcheinanderwogenden Kräfte der Menschheit. Daran können wir den Plan der Meister der dritten Erdenrunde betrachten. Was erst ganz außerhalb ist, das wird ganz innerhalb, und im kleinsten Atom sehen wir ein Spiegelbild des Planes der Meister. Diese kleinen Spezialplane sind nichts anderes als ein Stück des ganzen Menschheitsplanes. Wenn man das so betrachtet, daß der Plan der einen Runde das Atom der nächsten Runde ist, dann sieht man das Gefüge des großen Weltenplanes. So geht der große Weltenplan hinauf in immer höhere Stufen, zu Wesenheiten, die immer höhere Pläne des Weltenbaues haben.
 
Wenn wir diesen Plan betrachten, so haben wir den dritten Logos. So schlüpft der Logos fortwährend hinein in das Atom. Erst ist er draußen und wird zum Anordnungsplan für das Atom, und dann wird das Atom ein Abbild dieses Planes. Der Okkultist zeichnet einfach den Plan aus der Akasha-Chronik über die früheren Runden auf und erforscht so das Atom.
 
Woher haben nun höhere Wesen diesen Plan? Darauf bekommen wir eine Antwort, wenn wir bedenken, daß es noch höhere Stufen der Entwickelung gibt, wo die Pläne entworfen werden. Da wird die Weltentwickelung vorgezeichnet. Hingewiesen wird auf die höheren Stufen bei den Alten, zum Beispiel bei Dionysius, dem Schüler des Apostels Paulus, und auch bei Nicolaus Cusanus. Er erkannte: Höher als alles Wissen und Erkennen ist das Nichterkennen. Aber dieses Nichtwissen ist ein Überwissen und dieses Nichterkennen ist ein Übererkennen.
 
Wenn wir nicht mehr auf das sehen, was wir als Gedanken und Begriffe von der Welt erhalten, sondern uns zu dem wenden, was hinaufsprießt, zu der Kraft im Inneren, dann finden wir etwas noch Höheres. Die Meister können den [dritten] Logos spinnen, weil sie noch höher gestiegen sind, als es die Natur des Denkens ist. Wenn die höheren Kräfte entwickelt sind, dann erscheint das Gedachte bei solchen Wesenheiten als etwas anderes. Es ist dann so wie bei uns das ausgesprochene Wort. Der Gedanke, der für den Meister die innerste Wesenheit ausmacht, kann selbst der Ausdruck einer höheren Wesenheit sein, wie das Wort der Ausdruck des Gedankens ist. Wenn wir selbst den Gedanken ansehen als das Wort eines noch höheren Wesens, dann nähern wir uns dem Begriff des Logos. Das Wissen, aus dem Gedanken herausgeholt, steht auf einem noch höheren Plan.
 
Auf dem einen Ende der Welt befindet sich das Atom. Es ist ein Abbild des aus der Tiefe des Geistes der Meister hervorgegangenen Planes, der der Logos ist.
 
Wenn wir nun die Umgestaltung der Menschheit selbst in der großen Weltenperiode suchen, dann werden wir wieder hineingeführt in die Welt.
 
Wie der Mensch heruntergestiegen ist, hinabgetaucht bis auf den physischen Plan, so ist es auch mit der ganzen Welt. Was das menschliche Selbst vorwärtsbringt, das liegt um den Menschen herum in der Welt.
 
Dann aber werden wir heruntergeführt in die niederen Pläne, die aber selbst die höheren Pläne enthalten ... die Loge der Meister.
 
Bei den Meistern lebt heute der Geist der Erde, und dieser Geist der Erde wird sein das physische Kleid des nächsten Planeten. Das Kleinste was wir tun, wird seine Wirkung im kleinsten Atom des nächsten Planeten haben. Dies Gefühl gibt uns erst einen vollen Zusammenhang mit der Loge der Meister. Das soll einen Mittelpunkt der Theosophischen Gesellschaft geben, weil wir wissen, was die Wissenden wissen.
 
Wenn Goethe vom Erdgeist spricht, so spricht er eine Wahrheit. Der Erdgeist, er webt an dem Kleide des nächsten Planeten. «In Lebensfluten - im Tatensturm» webt der Geist [der Erde] das Kleid der nächsten planetarischen Gottheit." {{lit|{{G|093|189ff}}}}
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"Sie alle wissen, daß die Erde geführt wird in einer gewissen Beziehung von der sogenannten weißen Loge, in der hochentwickelte Menschen-Individualitäten und Individualitäten noch höherer Art vereinigt sind. Was tun die da? Sie arbeiten; sie führen die Erdenentwickelung ; während der Führung der Erdenentwickelung arbeiten sie einen ganz bestimmten Plan aus. Das ist tatsächlich der Fall, daß während der Entwickelung eines jeden Planeten von den führenden Mächten ein bestimmter Plan ausgebildet wird. Während sich die Erde entwickelt, wird in der sogenannten weißen Loge der Erde der Plan für das Einzelnste dessen aufgestellt, wie sich der Jupiter entwickeln muß, der die Erde ablöst. Der ganze Plan wird in allen Einzelheiten entwickelt. Und darin besteht der Segen und das Heil der Fortentwickelung, daß im Einklang mit diesem Plan gehandelt wird.
 
Wenn nun eine planetarische Entwickelung zu Ende geht, wenn also unsere Erde am Ende ihrer planetarischen Entwickelung angelangt sein wird, dann werden auch die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen fertig sein mit dem Plan, den sie für den Jupiter auszuarbeiten haben. Und jetzt am Ende einer solchen Planetenentwickelung geschieht etwas höchst Eigentümliches.
 
Dieser Plan wird durch eine Prozedur zu gleicher Zeit unendlich verkleinert und unendlich vervielfältigt. So daß von dem ganzen Jupiterplan unendlich viele Exemplare, aber ganz «en miniature», vorhanden sind. So war es auch auf dem Monde: der Plan der Erdenentwickelung war da, unendlich vervielfältigt und verkleinert. Und wissen Sie, was das ist, dieser verkleinerte Plan, was da im Geistigen ausgearbeitet worden ist? Das sind die wirklichen Atome, die der Erde zugrunde liegen. Und die Atome, die dem Jupiter zugrunde liegen werden, sie werden wiederum der ins Kleinste umgesetzte Plan sein, der jetzt in der führenden weißen Loge ausgearbeitet wird. Nur wer diesen Plan kennt, kann auch wissen, was ein Atom ist.
 
Wenn Sie dieses Atom, das der Erde zugrunde liegt, nach und nach erkennen wollen, so werden Ihnen zur Erkenntnis dieses Atoms eben diejenigen Weisheiten entgegentreten, die von den großen Magiern der Welt ausgehen.
 
Nun können wir natürlich über diese Dinge nur andeutungsweise sprechen, aber wir können wenigstens etwas geben, was uns einen Begriff gibt von dem, um was es sich hier handelt.
 
Die Erde ist in gewisser Weise zusammengesetzt aus diesen ihren Atomen. Ein jedes Wesen, Sie selbst alle sind zusammengesetzt aus diesen Atomen. Und Sie stehen dadurch in Einklang mit der ganzen Erdenentwickelung, daß Sie in unendlicher Zahl den verkleinerten Erdenplan in sich tragen, der früher ausgearbeitet worden ist. Dieser Erdenplan konnte auf dem vorhergehenden planetarischen Zustand unserer Erde, dem Monde, nur dadurch ausgearbeitet werden, daß führende Wesenheiten gewirkt haben in Einklang mit der ganzen planetarischen Entwickelung durch Saturn, Sonne, Mond hindurch. Nun handelte es sich aber darum, den unendlich vielen Atomen das mitzugeben, was sie in die richtigen Verhältnisse bringt, sie in der richtigen Weise zusammenordnet. Ihnen das mitzugeben, war den führenden Geistern des Mondes nur möglich, wenn sie die Erdenentwickelung in eine ganz bestimmte Bahn lenkten, was ich öfter schon gesagt habe.
 
Als die Erde nach der Mondentwickelung wieder hervortrat, da war sie eigentlich noch nicht «Erde», sondern Erde plus Sonne plus Mond; ein Körper, den Sie erhalten würden, wenn Sie die Erde mit Sonne und Mond zusammenrührten und einen einzigen Körper daraus machten. Das war die Erde zunächst. Dann trennte sich zuerst die Sonne und damit auch alle diejenigen Kräfte, die für den Menschen zu dünn und geistig waren und unter deren Einfluß er sich viel zu schnell vergeistigt haben würde. Wenn der Mensch nur gestanden haben würde unter dem Einfluß der Kräfte, die in diesem Sonnen-Monden-Erdenkörper zusammen enthalten waren, dann hätte er sich nicht bis in die physische Materialität herunterentwickelt und er hätte dann nicht jenes Selbst-, jenes Ich-Bewußtsein erlangen können, das er erlangen mußte." {{lit|{{G|093|194ff}}, vgl. auch {{G|101|133ff}}}}
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== Die [[Chemische Elemente|chemischen Elemente]] als Resultat des Zusammenwirkens früherer und gegenwärtiger kosmischer Zustände ==
 
Nach heutiger Definition sind die [[Chemische Elemente|chemischen Elemente]], die die Grundlage unserer materiellen Welt bilden, aus Atomen mit gleicher [[Wikipedia:Kernladungszahl|Kernladungszahl]] aufgebaut. Die chemischen Elemete stehen dabei in einem gesetzmäßigen Zusammenhang, der sich im [[Periodensystem der chemischen Elemente]] widerspiegelt. Diese Gesetzmäßigkeit ist nach [[Rudolf Steiner]] ein Ergebnis des Zusammenwirkens früherer und gegenwärtiger kosmischer Zustände:
 
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"Sehen Sie, Sie müssen sich klar sein darüber, daß dasjenige, was in irgendeinem Stoff heute wirksam ist, gestaltbildend ist, Kalium oder Natrium zum Beispiel, das muß nicht notwendigerweise auch heute im Weltall entstehen. Das kann etwas sein, welches irgendwann entstanden ist, gewirkt hat vielleicht vor sehr langer Zeit, und konserviert worden ist, so daß also die ursprünglichen Gestalten, die ursprünglichen Kristallgestalten unserer Elemente - ob es nun ausgesprochene Kristallgestalten sind oder etwas anderes - aus dem Kosmos hereingebildet worden sind in der Vorzeit, nehmen wir an während der Mondperiode, und daß in diesen Elementen die Tendenz geblieben ist, diese Gestalten zu konservieren. Wir müssen uns also klar sein: Auf der einen Seite haben wir es zu tun mit den heutigen, gleichsam in Abdruck erscheinenden Gestalten, die sich gebildet haben in einer sehr frühen Zeit der kosmischen Entwicklung, auf der anderen Seite wiederum mit den Wirkungen desjenigen, was nun aus den um die Erde herum befindlichen Faktoren geworden ist. Wir haben es also nicht etwa zu tun mit unseren Elementgestalten unmittelbar, so daß wir sagen könnten mit einer kosmischen Wirkung.
 
Hier irgendwo wäre die Erde, hier die Planeten, und die Planeten bewirken etwas durch ihre Konstellation. Wenn wir hier meinetwillen Venus, Mars, Merkur haben, so wird nicht heute die Konstellation Venus, Mars, Merkur, wie sie in gegenseitigen Kräfteerscheinungen auf die Erde wirken, einen tetraedrisch gestalteten Körper unmittelbar bewirken, sondern diese Venus, Mars, Merkur werden etwa während der Mondperiode den Tetraeder gestiftet haben; und daß er heute erscheint, das ist, weil sich konserviert hat die Mondenwirkung. Während, wenn heute Merkur und so weiter wirken aus dem Kosmos, so wirken sie gewissermaßen gemäß den Gesetzen der Imponderabilien; sie wirken eigentlich den Ponderabilien entgegen. Die Gestaltung hat also schon ihren kosmischen Ursprung, aber jede Gestaltung, die auftritt auf der Erde, wird gewissermaßen entgestaltet durch dasjenige, was heute ausgeht von denselben kosmischen Planeten, die früher die Gestalten hervorgerufen haben; so daß wir also zum Beispiel eine Verflüchtigung als eine heute existierende kosmische Wirkung auffassen müssen, eine Kristallisation jedoch als eine solche, wo sich das Frühere wiederum herstellt gegen das Heutige. Da haben wir zeitliche Wirkungen, die auseinandergehen.
 
Nun brauchen Sie das, was ich jetzt gewissermaßen schematisch herausgerissen dargestellt habe, nicht so zu denken natürlich, daß gewissermaßen nur ein paar Konstellationen da sind, sondern es sind sehr viele Konstellationen da. Wenn Sie sich das vorstellen, so bekommen Sie natürlich ein kompliziertes System, etwa ein kompliziertes Kurvensystem, das Sie im Kosmos und in der Erde sich vorstellen können.
 
Wenn Sie in der Erde die ursprünglichen Stätten, wo sich die Metallgestalten bilden, zusammenfassen durch Kurven - diese Kurven müssen im Innern der Erde vorgestellt werden, weil da der Mittelpunkt ist; die Metalle kommen ja allerdings in späteren Epochen an die Oberfläche, aber es sind eigentlich im Innern der Erde die Kräfte, durch die die Konservierung stattfindet -, und draußen im Kosmos die Kräfte, die zu den Kristallgestalten führen, dann können wir diese Kräfte in der Umgebung ebenso durch Kurven fassen. Und da haben wir, wenn Sie sich dies jetzt bildhaft vorstellen, eine Kugel und sich in der verschiedensten Weise ineinander verschlingende Kugelschalen und die Resultierende, die daraus entstehen würde, wenn ich die Kräftedifferenz mir bilde zwischen dem, was da konserviert ist, und dem, was heute im Kosmos ist. Wenn ich mir nun die Differenzen der Kräfte in diesen beiden Kräftesystemen denke, bekomme ich eigentlich das, was den gegenwärtigen Zustand der kosmischen Wirkung auf der Erde vorstellt. Und in diesem drinnen muß alles das stecken, was dann im periodischen System zum Vorschein kommt. Das periodische System ist nichts anderes als ein Aufeinanderwirken eines vorirdischen Zustandes mit einem gegenwärtigen, die Erde umspielenden kosmischen Zustand. Es sind dies nur Andeutungen zur Beantwortung, aber ich glaube, man kann es verstehen." {{Lit|{{G|073a|426ff}}}}
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=== Die chemischen Elemente als untersinnliche Spiegelung der [[Sphärenharmonie]] ===
 
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"In der Welt sind eine Anzahl Substanzen, die verbindbar
und trennbar sind. Was wir Chemismus nennen, ist hineinprojiziert
in die physische Welt aus der Welt des Devachan,
der Sphärenharmonie. So daß in der Verbindung zweier
Stoffe nach ihren Atomgewichten wir die Abschattung
haben zweier Töne der Sphärenharmonie. Die chemische
Verwandtschaft zweier Stoffe in der physischen Welt ist
eine Abschattung aus der Welt der Sphärenharmonie. Die
Zahlenverhältnisse der Chemie sind wirklich die Ausdrücke
für die Zahlenverhältnisse der Sphärenharmonie. Diese
letztere ist stumm geworden durch die Verdichtung der
Materie. Würde man die Stoffe tatsächlich bis zur ätherischen
Verdünnung bringen und die Atomzahlen als innerlich
formendes Prinzip wahrnehmen können, so würde man
die Sphärenharmonie hören. Man hat die physische, die
astralische Welt, das untere Devachan und das obere Devachan.
Wenn man nun einen Körper noch weiter hinunterdrückt
als zur physischen Welt, dann kommt man in die
unterphysische Welt, in die unterastralische Welt, das untere
oder schlechte Unterdevachan und das untere oder schlechte
Oberdevachan. Die schlechte Astralwelt ist das Gebiet des
Luzifer, das schlechte untere Devachan ist das Gebiet des
Ahriman und das schlechte obere Devachan ist das Gebiet
der Asuras. Wenn man den Chemismus noch weiter hinunterstößt
als unter den physischen Plan, in die schlechte
untere devachanische Welt, entsteht Magnetismus, und
wenn man das Licht ins Untermaterielle stößt, also um eine
Stufe tiefer als die materielle Welt, entsteht die Elektrizität.
Wenn wir das, was lebt in der Sphärenharmonie, noch
weiter hinabstoßen bis zu den Asuras, dann gibt es eine
noch furchtbarere Kraft, die nicht mehr lange wird geheim
gehalten werden können. Man muß nur wünschen, daß
wenn diese Kraft kommt, die wir uns viel, viel stärker vorstellen
müssen als die stärksten elektrischen Entladungen,
und die jedenfalls kommen wird - dann muß man wünschen,
daß, bevor diese Kraft der Menschheit durch einen
Erfinder gegeben wird, die Menschen nichts Unmoralisches
mehr an sich haben werden!" {{Lit|{{G|130|102f}}}}
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== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Atom}}
* {{WikipediaDE|Atom}}
 
==Literatur==
*Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Abt. Va, Rep. 11 Planck, Nr. 1797
*[[Erwin Schrödinger]]: ''Was ist ein Naturgesetz?: Beiträge zum naturwissenschaftlichen Weltbild'', Oldenburg Verlag, München 1987, ISBN 978-3486586718
*Karl von Meyenn (Hrsg.): ''Wolfgang Pauli. Wissenschaftlicher Briefwechsel, Band III: 1940–1949. Springer. Berlin (1993) Brief *929, S. 496
*H. Atmanspacher, H. Primas, E. Wertenschlag-Birkhäuser (Hrsg.): ''Der Pauli-Jung-Dialog'', Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1995, S 219
*Arthur James Balfour: ''Unsere heutige Weltanschauung. Einige Bemerkungen zur modernen Theorie der Materie. Ein Vortrag, gehalten zu Cambridge am 17. VIII 1904 in der Plenarversammlung der British Association.'', Autoris. Übersetzung von Dr. M. Ernst, 2. durchgesehene Auflage, Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1905
*Interview mit Hans-Peter Dürr in DER STANDARD, 12. November 1998, ''Materie ist Kruste des Geistes''
*[[Hans-Peter Dürr]] (Hrsg.):  ''Rupert Sheldrake in der Diskussion'', Scherz-Verlag, Bern München Wien 1997, S 227ff
*Hans-Peter Dürr: ''Geist und Natur'', Scherz Verlag, Bern, München, Wien 1989, S 38
* [[Werner Heisenberg]]: ''Der Teil und das Ganze'', 7. Aufl. München: Piper, 2002, ISBN 3492222978
* P. C. W. Davies (Hrsg.), J. R. Brown (Hrsg.), Jürgen Koch (Übers.): ''Der Geist im Atom: Eine Diskussion der Geheimnisse der Quantenphysik'', Insel Verlag 1993, ISBN 978-3458331995
* [[Roger Penrose]]: ''Computerdenken. Des Kaisers neue Kleider oder Die Debatte um Künstliche Intelligenz, Bewusstsein und die Gesetze der Natur.'' Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1991, ISBN 3-8274-1332-X.
* Roger Penrose: ''Schatten des Geistes. Wege zu einer neuen Physik des Bewusstseins.'' Spektrum, Heidelberg/ Berlin/ Oxford 1995, ISBN 3-86025-260-7.
* Roger Penrose: ''Das Große, das Kleine und der menschliche Geist.'' Spektrum, Heidelberg/ Berlin 2002
* [[Carl Friedrich von Weizsäcker]]: ''Der Mensch in seiner Geschichte'', Hanser Verlag 1991, ISBN 978-3446163614
*Ludwig Graf Polzer-Hoditz: ''Erinnerungen an den großen Lehrer Dr. Rudolf Steiner. Lebensrückschau eines Oesterreichers'', Prag 1937
*[[Martin Basfeld]]: ''Wärme: Ur-Materie und Ich-Leib: Beiträge zur Anthropologie und Kosmologie.'', Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1998, ISBN 978-3772516306
* Joachim Stiller: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_atomlehre.pdf Atomlehre, Dharmalehre, Monadenlehre] PDF
*Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0 {{Schriften|001}}
*Rudolf Steiner: ''Der englische Premierminister Balfour, die Naturwissenschaft und die Theosophie'' (Lucifer-Gnosis, November 1904), in [[GA 34]] (1987), S 467 ff.
*Rudolf Steiner: ''Lucifer – Gnosis'', [[GA 34]] (1987), ISBN 3-7274-0340-3 {{Vorträge|034}}
*Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
*Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis der Seele und des Geistes'', [[GA 56]] (1985) {{Vorträge|056}}
*Rudolf Steiner: ''Fachwissenschaften und Anthroposophie'', [[GA 73a]] (2005) {{Vorträge|073a}}
*Rudolf Steiner: ''Die Tempellegende und die Goldene Legende'', [[GA 93]] (1982) {{Vorträge|093}}
*Rudolf Steiner: ''Natur- und Geistwesen – ihr Wirken in unserer sichtbaren Welt'', [[GA 98]] (1996) {{Vorträge|098}}
*Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]], Berlin, 21. Oktober 1907) {{Vorträge|101}}
*Rudolf Steiner: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegeling in der physischen Welt'', [[GA 110]] (1981) {{Vorträge|110}}
*Rudolf Steiner: ''Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Menschheit'', [[GA 130]] (1995), ISBN 3-7274-1300-X {{Vorträge|130}}
*Rudolf Steiner: ''Welche Bedeutung hat die okkulte Entwicklung des Menschen für seine Hüllen (physischer Leib, Ätherleib, Astralleib) und sein Selbst?'', [[GA 145]] (2005), ISBN 3-7274-1450-2 {{Vorträge|145}}
*Rudolf Steiner: ''Menschliche und menschheitliche Entwicklungswahrheiten. Das Karma des Materialismus.'', [[GA 176]] (1982), ISBN 3-7274-1760-9 {{Vorträge|176}}
*Rudolf Steiner: ''Gegensätze in der Menschheitsentwickelung'', [[GA 197]] (1989), ISBN 3-7274-1970-9 {{Vorträge|197}}
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltung'', [[GA 199]] (1985), ISBN 3-7274-1990-3 {{Vorträge|199}}
*Rudolf Steiner: ''Lebendiges Naturerkennen. Intellektueller Sündenfall und spirituelle Sündenerhebung'', [[GA 220]] (1982), ISBN 3-7274-2200-9 {{Vorträge|220}}
*Rudolf Steiner: ''Die Kunst des Erziehens aus dem Erfassen der Menschenwesenheit'', [[GA 311]] (1989), ISBN 3-7274-3110-5 {{Vorträge|311}}
*Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwicklung der Physik, I. Erster naturwissenschaftlicher Kurs: Licht, Farbe, Ton - Masse, Elektrizität, Magnetismus'', [[GA 320]] (1987), Anhang (Faksimilie) {{Vorträge|320}}
*Rudolf Steiner: ''Die vierte Dimension'', [[GA 324a]] (1995), ISBN 3-7274-3245-4 {{Vorträge|324a}}
* ''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft 63: ''Rudolf Steiner über den Atomismus. Zwei Aufsätze aus dem Frühwerk'' {{BE|063}}
* ''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft 122: ''Anregungen und Aufgabenstellungen von Rudolf Steiner für naturwissenschaftliche Forschungen (sog. Schiller-Mappe)'' {{BE|122}}


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==Weblinks==
[[Kategorie:Christologie]]
*[http://www.naturphilosophie.org/atom-2/ Atom] - auf [http://www.naturphilosophie.org naturphilosophie.org]
*[http://pluslucis.univie.ac.at/PlusLucis/951/loschm.pdf Ludwig Boltzmann: ''Zur Erinnerung an Josef Loschmidt'']
*[http://wn.rsarchive.org/RelAuthors/UngerGeorge/OccultAtom/OccAtm_index.html George Unger: ''On Nuclear Energy and the Occult Atom'']
*[http://www.anthroposophie.net/steiner/lucifer/bib_steiner_balfour.htm Rudolf Steiner: ''Der englische Premierminister Balfour, die Naturwissenschaft und die Theosophie''] - (Lucifer-Gnosis, November 1904)
*[http://www.anthroposophie.net/steiner/ga/bib_steiner_ga_110.htm Rudolf Steiner: ''Geistige Hierarchien und ihre Widerspiegelung in der physischen Welt''] - der gesamte Text online.
*[http://www.anthroposophie.net/steiner/bib_steiner_nawi_grundbegriffe.htm Rudolf Steiner: ''Über das Wesen einiger naturwissenschaftlicher Grundbegriffe.''] Fragenbeantwortung aus dem Jahre 1919
*[http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Die_Naturwissenschaft_am_Scheidewege.pdf Rudolf Steiner: ''Die Naturwissenschaft am Scheidewege''] - öffentlicher Vortrag in Berlin, 17. Oktober 1907
 
== Einzelhinweise ==
<references/>
 
[[Kategorie:Grundbegriffe]]
[[Kategorie:Philosophie]]
[[Kategorie:Naturwissenschaften]]
[[Kategorie:Physik]]
[[Kategorie:Kernphysik]]
[[Kategorie:Atomphysik]]
[[Kategorie:Atom|!]]
[[Kategorie:Materie]]

Version vom 10. Oktober 2016, 08:06 Uhr

Christus und die zwölf Apostel:
Leonardo da Vinci: Das letzte Abendmahl, 1495-1498, Santa Maria delle Grazie (Mailand)

Als Apostel (griech.: απόστολος/apóstolos bzw. aramäisch: saliah „Gesandter, Sendbote“) werden im weitesten Sinn all jene Jünger des Jesus Christus bezeichnet, die direkt von ihm selbst als „Gesandte“ beauftragt wurden. So werden etwa im Lukasevangelium - und nur dort - siebzig oder zweiundsiebzig Jünger erwähnt (Lk 10,1–24 LUT). Den engeren Schülerkreis des Christus bildeten die zwölf Apostel, kurz die Zwölf (vgl. Mk 6,7-13 LUT).

Die zwölf Apostel

„Die Namengebung, um die es sich in der Bibel handelt, ist genommen von der inneren Wesenheit der Menschen. Ein Beispiel dafür sind die Namen der zwölf Apostel. Sie weisen hin auf die Beziehung zwischen ihnen und dem Herrn, dem Christus, der das Haupt ist und als Zeichen den Widder oder das Lamm hat. Johannes bedeutet der die Budhi Verkündende. Sie können den Menschen in zwölf Teile einteilen, der ganze Mensch ist eine Zwölfheit. Der Mensch so, wie er jetzt ist, entstand allmählich. Jedesmal, wenn die Sonne in ein neues Sternbild trat, entwickelte sich ein neues Organ im Menschen. Als die Sonne im Zeichen des Löwen stand, bildete sich zum Beispiel das Herz aus. Wenn der Mensch höher aufsteigt, involviert er in sich eine Gruppenseele. Das nun, was die Teile des Menschen sind, finden Sie wieder in den Namen der zwölf Apostel, da sind sie hineingeheimnißt. Was in einem gewöhnlichen Leib die zwölf Wesensbestandteile sind, bedeuten die zwölf Apostel im Kollektivleib Christi. Der Teil, der das Ich darstellt, in welchem der Egoismus herrscht, der dem Christus den Tod bringt, der ist genannt Judas Ischariot. Hinzugesetzt wurde bei dieser Namengebung noch, daß er den Beutel hatte, das Geld, das niedere Habsuchtsprinzip.“ (Lit.:GA 94, S. 291f)

„Erinnern Sie sich, wie da, wo gleich im Beginne des Markus-Evangeliums von der Bestellung der Zwölf geredet wird und wo die Rede ist von der Namengebung, wie er da zwei von seinen Aposteln die «Donnerssöhne» nennt (3, 17). Das ist nicht etwas, über das man einfach hinweglesen darf; das ist etwas, was man wohl beachten muß, wenn man das Evangelium verstehen will. Warum nennt er sie die Donnerssöhne? Weil er, damit sie seine Diener werden, ein Element in sie verpflanzen will, das nicht von der Erde ist, das von außerhalb der Erde herkommt, weil es das Evangelium aus den Reichen der Angeloi und Archangeloi ist, weil es ein ganz Neues ist und weil es nicht mehr genügt, bloß von den Menschen zu sprechen, sondern von einem himmlischen, überirdischen Element, dem Ich, und weil es notwendig ist, dies zu betonen. Er nennt sie Donnerssöhne, um zu zeigen, daß auch die Seinigen eine Beziehung zu dem überirdischen Element haben. Die nächste Welt, die an die unsrige angeknüpft ist, ist die elementarische Welt, durch die erst erklärlich wird, was in unsere Welt hereinspielt. Und der Christus gibt seinen Jüngern Namen, durch die gesagt wird, daß unsere Welt an eine nächste übersinnliche angrenzt. Er gibt ihnen die Beinamen von den Eigenschaften der elementarischen Welt. Dasselbe ist der Fall, wenn er Simon den «Felsenmann» nennt (3, 16). Wieder ist dabei auf ein Übersinnliches hingewiesen. So wird durch das ganze Evangelium angekündigt das Hereintreten des «Angelium», der Impulse aus der geistigen Welt.

Um das zu verstehen, braucht man nur richtig zu lesen, braucht man nur die Voraussetzung zu machen, daß das Evangelium zugleich ein Buch ist, aus dem die tiefste Weisheit herauszuholen ist. Der ganze Fortschritt, der gemacht worden ist, besteht darin, daß die Seelen individualisiert werden, daß sie nicht mehr bloß auf dem Umwege durch die Gruppenseelenhaftigkeit, sondern durch das Element der Individualseele ihre Beziehung zur übersinnlichen Welt haben. Und der, welcher so vor die Menschheit hintritt, daß er innerhalb der Erdenwesen erkannt wird, aber auch erkannt wird von den übersinnlichen Wesenheiten, er bedarf, um hineinzuversenken in die Seelen derer, die ihm dienen sollen, etwas von einem übersinnlichen Element, dazu des besten Menschenelementes. Derjenigen Menschen bedarf er, die es nach der alten Art in ihren Seelen selbst schon am weitesten gebracht haben.

Es ist im höchsten Sinne interessant, den seelischen Werdegang derjenigen zu verfolgen, die der Christus Jesus um sich versammelt, die er beruft zu seinen Zwölfen, die, man möchte sagen, wenn sie einem in ihrer Einfachheit entgegentreten, am allergrandiosesten das durchgemacht haben, was ich Ihnen gestern zeigen wollte bei mehr auseinanderliegenden Inkarnationen von Menschenseelen. Der Mensch muß sich erst hineinfinden in das Individuelle. Er kann da zunächst sich selber schwer zurechtfinden, wenn er von dem, was in seiner Seele im Element des Volkstums gewurzelt hat, versetzt wird in das Auf-sichselbst- Gestelltsein. Die Zwölf waren es. Sie wurzelten tief in einem Volkstum, das sich gerade wieder in der grandiosesten Weise als Volkstum erfaßt hatte. Und sie waren wie mit nackter Seele, mit einfacher Seele dastehend, als der Christus sie wiederfand. Man hat es dabei mit ganz unregelmäßigen Zwischenzeiten zwischen den Inkarnationen zu tun. Richten konnte sich der Blick des Christus auf die Zwölf: Diejenigen Seelen erschienen wieder, die in den sieben Makkabäersöhnen[1] und in den fünf Söhnen des Mattathias, in Judas und seinen Brüdern, verkörpert waren; daraus setzte sich das Apostolat zusammen. Sie waren hineingeworfen in das Element der Fischer und der einfachen Leute; aber sie waren in der Zeit, als das jüdische Element zu einem Kulminationspunkt hinaufgestiegen war, von dem Bewußtsein durchdrungen, daß dieses Element zu dieser Zeit höchste Kraft war, aber nur Kraft, während es jetzt individualisiert auftrat, als es sich um den Christus herumgruppierte.

Man könnte sich vorstellen, daß jemand ein ganz Ungläubiger wäre und nur künstlerisch das ins Auge fassen wollte, wie am Ende des Alten Testamentes Sieben und Fünf auftreten und wie Zwölf wieder am Anfange des Neuen Testamentes zu finden sind. Wenn man dies rein als künstlerisch-kompositionelles Element nimmt, kann man schon von der Einfachheit und der künstlerischen Größe des Bibelbuches ergriffen sein, ganz abgesehen davon, daß die Zwölfsich zusammensetzen aus den fünf Söhnen des Mattathias und den sieben Söhnen der Makkabäermutter[1]. Man wird lernen müssen, die Bibel auch als Kunstwerk zu nehmen; dann wird einem erst das Gefühl für die Größe aufgehen, die in die Bibel als Kunstwerk hineingelegt ist. Und man wird ein Gefühl dafür erhalten, worauf sich das, was da künstlerisch hineingelegt ist, eben beziehen muß.

Nun darf vielleicht noch auf eines aufmerksam gemacht werden. Unter den fünf Söhnen des Mattathias ist einer, der schon im Alten Testament Judas heißt. Er ist damals derjenige, welcher am kräftigsten kämpft für sein Volk, der ganz und gar mit seiner Seele seinem Volkstum hingegeben ist, und dem es auch gelingt, einen Bund mit den Römern zu schließen gegen den König Antiochus von Syrien (i. Makk. 8). Dieser Judas ist derselbe, welcher später die Prüfung durchzumachen hat, den Verrat zu begehen, weil er, der am allerinnigsten verbunden ist mit dem spezifisch althebräischen Element, nicht gleich den Übergang zu dem christlichen Element finden kann und erst die harte Prüfung braucht durch den Verrat. Es steht, wenn man wieder das rein Künstlerisch-Kompositionelle betrachtet, ganz wunderbar da die, man möchte sagen, grandiose Gestalt des Judas in den letzten Kapiteln des Alten Testamentes und die Gestalt des Judas im Neuen Testament. Und merkwürdig ist in diesem symptomatischen Vorgang, daß der Judas des Alten Testamentes einen Bund mit den Römern schließt, alles das vorbildet, was später geschehen ist, nämlich den Weg, den das Christentum genommen hat durch das Römertum, um in die Welt einzutreten. Das ist, möchte man sagen, die weitere Ausgestaltung. Und wenn Ich hinzufügen würde, was auch gewußt werden kann, was aber doch nicht in einem Vortrage vor einem so großen Zuhörerkreise gesagt werden kann, so würden Sie sehen, wie eigentlich gerade durch die spätere Wiederverkörperung dieses Judas[2] die Verschmelzung geschieht des römischen Elementes mit dem christlichen Element und wie der wiederverkörperte Judas der erste ist, der sozusagen den großen Erfolg hat in der Ausbreitung des romanisierten Christentums, und wie der Bündnisabschluß des Judas des Alten Testamentes mit den Römern die prophetische Vortatsache ist dessen, was ein Späterer tut, der dem Okkultisten wiedererscheint als der wiederverkörperte Judas, der da durchgehen mußte durch die harte Seelenprüfung des Verrates. Und was sich dann durch sein späteres Wirken zeigt als Christentum im Römertum und Römertum im Christentum zugleich, das erscheint wie eine ins Geistige umgesetzte Erneuerung des Bündnisses des alttestamentlichen Judas mit den Römern.“ (Lit.:GA 139, S. 42ff)

„Nun hatte die Menge, die dem Christus Jesus gegenüberstand, von dem alten Hellsehertum zwar nur noch letzte Reste; aber die Seelen waren noch dazu geschickt, zuzuhören, wenn in Bildern gesprochen wurde von dem Hergang des Seins und des Menschheitswerdens. Und wie zu jemand, der sich noch die letzte Erbschaft des alten Hellsehens erhalten hatte und hineingetragen hatte in das gewöhnliche Seelenleben, so sprach der Christus Jesus zur Menge.

Und welches waren die intimen Schüler? Wir haben gehört, wie sie sich zu den Zwölfen zusammensetzten aus den sieben Söhnen der Makkabäermutter und den fünf Söhnen des Mattathias. Wir haben gehört, wie sie aufgerückt waren durch das ganze althebräische Volk hindurch zu der starken Betonung des unsterblichen Ich. Sie waren die wirklich ersten, die der Christus Jesus sich auswählen konnte, um an das zu appellieren, was in jeder Seele lebt, so lebt, wie es werden sollte zu einem neuen Ausgangspunkt für das Menschenwerden. Zur Menge sprach er, indem er voraussetzte, daß sie das verstehe, was sich als Erbschaft von dem alten Hellsehen erhalten hat; zu seinen Jüngern sprach er so, daß er von ihnen voraussetzen konnte, daß sie die ersten seien, die schon etwas von dem verstehen konnten, wie wir heute von den höheren Welten zu den Menschen sprechen. Es war also durch den ganzen Zeitenwendepunkt geboten, daß der Christus Jesus in verschiedener Weise sprach, wenn er zur Menge sprach und wenn er zu denen sprach, die seine intimen Schüler waren. Mitten hinein in die Menge stellt er sie, die er als die Zwölf an sich zog. Was für die Folgezeit allgemeines Menschengut werden sollte, verstehen, vernunftgemäß verstehen, was sich auf die höheren Welten und auf die Geheimnisse der Menschheitsevolution bezieht, das war die Aufgabe des engeren Schülerkreises des Christus Jesus. Er sprach - nehmen Sie nur das Ganze, was er da sagte bei der Auslegung des Gleichnisses für seine Schüler ~, man möchte sagen, auch in sokratischen Worten. Denn das, was er da sprach, das holte er aus jeder Seele selber heraus, nur daß Sokrates sich mehr beschränkte auf die irdischen Verhältnisse, man möchte sagen, auf die gemeine Logik, während der Christus Jesus über die spirituellen Angelegenheiten sprach. Aber er sprach über die spirituellen Angelegenheiten, wenn er zu seinen intimen Schülern sprach, auf sokratische Art. Wenn Buddha zu seinen Schülern sprach, dann sprach er so, daß er ihnen die spirituellen Angelegenheiten klarlegte, aber so klarlegte, wie es die Erleuchtung gibt, wie es also nur der Aufenthalt der Menschenseele in den höheren Welten gibt. Wenn der Christus zur Menge sprach, dann sprach er so, wie es die gewöhnliche Menschenseele in früheren Zeiten in den höheren Welten erlebt hat. Zur Menge sprach er, man möchte sagen, wie ein populärer Buddha; zu seinen intimen Schülern sprach er wie ein höherer Sokrates, wie ein spiritualisierter Sokrates. Sokrates holte die individuelle, irdische Vernunft aus den Seelen seiner Schüler heraus; der Christus holte die himmlische Vernunft aus den Seelen seiner Schüler heraus. Der Buddha gab seinen Schülern die himmlische Erleuchtung; der Christus gab der Menge die irdische Erleuchtung in seinen Gleichnissen.

Ich bitte Sie, nehmen Sie diese drei Bilder: drüben im Ganges-Lande den Buddha mit seinen Schülern - das Gegenbild des Sokrates; drüben in Griechenland den Sokrates mit seinen Schülern - das Gegenbild des Buddha. Und dann diese merkwürdige Synthese, diese merkwürdige Verbindung vier bis fünf Jahrhunderte später. Da haben Sie den gesetzmäßigen Werdegang der Menschheitsevolution an einem der größten Beispiele vor Ihrer Seele stehen.“ (S. 84f)

„Die Sonnenhelden verließen also während der Einweihung ihren Leib; hatten sie sich mit diesen Kräften erfüllt, dann traten sie wiederum in ihren Leib zurück. Wenn sie zurückgekehrt waren, dann hatten sie die Kräfte in ihrer Seele, welche die Arbeit eines Volkes herausführen konnten in die ganze Entwickelung der Menschheit. Und was erlebten diese Sonnenhelden während der dreieinhalb Tage ihrer Einweihung? Während sie - wir können es schon so nennen - wandelten nicht auf der Erde, sondern auf der Sonne, was erlebten sie? Die Gemeinsamkeit mit dem Christus, der vor dem Mysterium von Golgatha noch nicht auf der Erde war! Alle alten Sonnenhelden waren so in die Sonnensphäre hinaufgegangen, denn nur da konnte man in den alten Zeiten die Gemeinsamkeit mit dem Christus erleben. Aus dieser Welt, in die hinaufsteigen mußten während ihrer Einweihung die alten Eingeweihten, ist der Christus herabgestiegen auf die Erde. Wir können also sagen: Dasjenige, was durch die ganze Prozedur der Einweihung in alten Zeiten für einzelne Wenige hat erreicht werden können, das wurde erreicht wie durch ein naturgemäßes Ereignis in den Piingsttagen von denjenigen, welche die Apostel des Christus waren. Während früher die Menschenseelen hatten hinaufsteigen müssen zu dem Christus, war jetzt der Christus zu den Aposteln herabgestiegen. Und die Apostel waren in gewisser Weise solche Seelen geworden, die in sich trugen jenen Inhalt, den die alten Sonnenhelden in ihren Seelen gehabt haben. Die geistige Kraft der Sonne hatte sich ausgegossen über die Seelen dieser Menschen und wirkte fortan weiter in der Menschheitsevolution. Damit dies geschehen konnte, damit das Wirken einer ganz neuen Kraft auf die Erde kommen konnte, mußte das Ereignis von Palästina, mußte das Mysterium von Golgatha sich vollziehen.“ (Lit.:GA 148, S. 46f)

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 in den sieben Makkabäersöhnen und den sieben Söhnen der Makkabäermutter: Hier liegen offensichtlich Fehler in der Nachschrift vor. Gemeint sind die sieben Brüder aus 2.Makkabäer 7. Diese hießen früher gewöhnlich die sieben makkabäischen Brüder, weil sie in der makkabäischen Zeit den Tod erlitten und dieser in den Büchern der Makkabäer erzählt ist; sie sind aber keine Makkabäer - als Makkabäer werden die Mitglieder der Familie des Mattathias bezeichnet und später werden auch die Anhänger des Judas Makkabäus, des dritten Sohnes des Mattathias, Makkabäer genannt.
  2. Augustinus

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Kosmogonie, GA 94 (2001), ISBN 3-7274-0940-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Das Markus-Evangelium, GA 139 (1985), ISBN 3-7274-1390-5 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium, GA 148 (1992), ISBN 3-7274-1480-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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