Russland

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Russland (russisch Россия [rɐˈsʲijə], Transkription Rossija) bzw. die Russische Föderation (oder der russischen Bezeichnung entsprechend Russländische Föderation; russisch Российская Федерация, Transkription Rossijskaja Federazija) ist ein interkontinentaler, föderativer Staat im nordöstlichen Eurasien und flächenmäßig der größte Staat der Erde. Nach der russischen Verfassung sind die beiden Bezeichnungen Russland und Russische bzw. Russländische Föderation gleichwertig. Russland zählt mit seinen rund 144 Millionen Einwohnern auf etwa 17 Millionen km² zu den weltweit am dünnsten besiedelten Flächenstaaten. Davon leben rund 104 Millionen Menschen im europäischen Teil des Landes, der asiatische Osten ist deutlich dünner besiedelt. Die Hauptstadt Russlands ist Moskau. Als weiteres wichtiges Zentrum gilt Sankt Petersburg, das zwischen 1712 und 1918 Hauptstadt war und eine architektonische und kulturelle Brücke Russlands nach Westeuropa bildet. Die nächstgrößeren Millionenstädte Russlands sind Nowosibirsk in Sibirien, Jekaterinburg im Ural und Nischni Nowgorod an der Wolga.

Das heutige Russland entwickelte sich aus dem Großfürstentum Moskau, einem Teilfürstentum des früheren ostslawischen Reiches Kiewer Rus, zu einem über einhundert Ethnien zählenden Vielvölkerstaat, wobei ethnische Russen heute fast 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die föderale Gliederung Russlands besteht aus acht Föderationskreisen und 85 Föderationssubjekten.

Die Russische Föderation ist „Fortsetzerstaat[1] der Sowjetunion in internationalen Organisationen, Atommacht und ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrates. Nach der Erholung von der postkommunistischen Transformationskrise der 1990er Jahre wurde Russland die nach Kaufkraftparität sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt, zwischen Deutschland und Brasilien (Schätzung für 2016).[2] Russland ist ein Schwellenland oberen mittleren Einkommens.[3] Im Human Development Index der Vereinten Nationen stand Russland 2016 auf Platz 49.[4]

Das Regierungssystem Russlands wird von der Politikwissenschaft entsprechend der Verfassung meist formal als Verbindung präsidentieller und parlamentarischer Formen beschrieben, in der politischen Wirklichkeit aber als defekte Demokratie eingeordnet, in der der Präsident eine fast autokratische Funktion innehat.[5][6] In Russland selbst wird für diesen Sachverhalt der Begriff „Gelenkte Demokratie“ benutzt.

Seit der Annexion der Krim im März 2014 gelten Russlands Beziehungen zum Westen als belastet. Der russischen Regierung wird vorgeworfen, die europäische Friedensordnung zu verletzen.[7] Im September 2015 entsandte Präsident Wladimir Putin die russische Luftwaffe zur Unterstützung des syrischen Präsidenten Assad nach Syrien.[8] Seither greift Russland damit aktiv in den dortigen Bürgerkrieg ein.

Siehe auch

Literatur

Allgemeines
  • Volker Ullrich (Hrsg.): Russland und der Kaukasus. Reihe: Fischer Weltalmanach aktuell, 72303. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-72303-5[9]
Aktuelle Politik
  • Margareta Mommsen: Wer herrscht in Russland? Der Kreml und die Schatten der Macht. 2. durchg. und erw. Auflage, Beck, München 2004, ISBN 3-406-51118-X.
  • Peter Patze: Wie demokratisch ist Russland?. Ein tiefenorientierter Ansatz zur Messung demokratischer Standards (= Schriftenreihe „Demokratiestudien“. Bd. 2). Nomos, Baden-Baden 2011, ISBN 978-3-8329-6255-5.
  • Heiko Pleines, Hans-Henning Schröder (Hrsg.): Länderbericht Russland (Memento vom 10. Februar 2013 im Webarchiv archive.is), Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe, 1066. Bonn 2010, ISBN 3-8389-0066-9.[10]
  • Dmitri Stachow, Lilia Shevtsova, Roland Götz, Jutta Scherrer, Eva-Maria Auch: Russland, Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2006 (PDF).
Geschichte
  • Orlando Figes: Hundert Jahre Revolution. Russland und das 20.Jahrhundert. Hanser, München 2015, ISBN 978-3-446-24775-8.
  • Christoph Schmidt: Russische Geschichte 1547–1917. 2. Auflage, Oldenbourg, München 2009, ISBN 3-486-56704-7.
  • Carsten Goehrke: Russland. Eine Strukturgeschichte. Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 978-3-506-76763-9 (Rezension).
  • Richard Pipes: Russland vor der Revolution. Staat und Gesellschaft im Zarenreich. Beck, München 1984, ISBN 3-406-06720-4
  • Abraham Ascher: Geschichte Russlands. Magnus, Essen 2005, ISBN 3-88400-432-8.
  • Tim Guldimann: Moral und Herrschaft in der Sowjetunion. Erlebnis und Theorie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-11240-6.
  • Andreas Kappeler: Russland als Vielvölkerreich. Entstehung, Geschichte, Zerfall. 2. durchgesehene Auflage, C.H. Beck, München 2008, ISBN 3-406-36472-1.
  • Andreas Kappeler: Russische Geschichte, 4. aktualisierte Auflage, Beck, München 2005, ISBN 3-406-47076-9.
  • Tanja Wagensohn: Russland nach dem Ende der Sowjetunion. Pustet, Regensburg 2001, ISBN 3-7917-1751-0
Soziologie und Kultur
  • Norbert Franz (Hrsg.): Lexikon der russischen Kultur. Primus, Darmstadt 2002, ISBN 3-89678-413-7.
  • Carsten Goehrke: Russischer Alltag. Chronos, Zürich 2003, ISBN 3-0340-0583-0.
  • Orlando Figes: Nataschas Tanz. Eine Kulturgeschichte Russlands. Berlin Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-8270-0487-X.
  • Dorothea Redepenning: Geschichte der russischen und sowjetischen Musik. Das 19. und 20. Jahrhundert in 2 Bänden. Laaber-Verlag, Laaber 1994, ISBN 978-3-89007-206-7.

Weblinks

Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Russland – Themenüberblick
Commons: Russland - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: Russland – Quellen und Volltexte
 Wiktionary: Russland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Nach h.M. ist der Inhalt dieses Begriffes synonym mit „völkerrechtlicher Identität“ zu verstehen, womit sich dieser Begriff und die Bezeichnung „Nachfolgestaat“ wechselseitig ausschließen; vgl. dazu Andreas Zimmermann, Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge, S. 91; weiterführend S. 85–97 mzN. Schweisfurth hingegen meint, dass sich der Begriff „Fortsetzerstaat“ wie die Zirkularnote vom 13. Januar 1992 lediglich „auf die ‚Fortsetzung‘ der Verträge der UdSSR bezog, nicht aber auf die Fortsetzung (Kontinuität) der UdSSR.“ (Zit. in: Ders., Völkerrecht, Mohr Siebeck, Tübingen 2006, S. 343 f.)
  2. „Report for Selected Country Groups and Subjects (PPP valuation of country GDP)“. IMF. Abgerufen am 29. November 2016.
  3. Schwellenländer: Russland stark dank Rohstoffen. Abgerufen am 30. Juni 2017.
  4. Human Development Reports. Abgerufen am 30. Juni 2017 (english).
  5. Aurel Croissant, Peter Thiery: Defekte Demokratie. Konzept, Operationalisierung und Messung. In: Hans-Joachim Lauth, Gert Pickel, Christian Welzel (Hrsg.): Demokratiemessung. Konzepte und Befunde im internationalen Vergleich. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-13438-8, S. 89–111, hier S. 89.
  6. Bundeszentrale für politische Bildung: Verfassungsordnung versus politische Realität | bpb. In: www.bpb.de. Abgerufen am 3. Dezember 2016.
  7. Kritik zum OSZE-Jubiläum, NZZ, 12. Juli 2015; Zitat Burkhalter: grobe Verletzung der Grundsätze der OSZE; Befreiung als Verpflichtung, NZZ, 9. Mai 2015; Hanns W. Maull: Über kluge Machtpolitik, Stiftung Wissenschaft und Politik, 14. November 2014; „Putins Machtspiele haben zudem die Grundfesten der gesamteuropäischen Ordnung zerrüttet“; Jan C. Behrends: Russland betreibt wieder sowjetische Aussenpolitik, NZZ, 14. August 2014 Die Annexion der Krim bedeute die Rückkehr Russlands zur Breschnew-Doktrin, schreibt der Historiker Jan C. Behrends. Putin verfolge eine Außenpolitik alt-sowjetischer Schule, die militärische Gewalt als zentrales Instrument begreift; Jeffrey D. Sachs: Putins gefährlicher Kurs. In: NZZ. 9. Mai 2014; Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-67019-0, S. 351; Politische Auf- und Absteiger: Wer war top, wer war flop? - Wladimir Putin. In: FAZ. 14. Dezember 2014; „Nachkriegsordnung aus den Angeln gehoben“; Europas Alptraum-Nachbar. In: The Spectator. 8. März 2014; „brings to an end the Pax Americana and the post-Cold War world that began in 1989“; Putin hat für lange Zeit alles Vertrauen zerstört, Die Welt 13. Mai 2014; Was würde Willy Brandt tun?, Die Zeit, 28. November 2014; Putins Annexion der Krim wirft gleich vier europäische Abkommen über den Haufen – die KSZE-Schlussakte von 1975, die Charta von Paris 1990, das Budapester Memorandum 1994 und die Nato-Russland-Grundakte 1997. Putin hat in einem Tarnkappenkrieg europäische Grenzen verschoben. Das ist genau das Gegenteil von dem, was die Sowjetunion 1975x in Helsinki erreichen wollte – die Anerkennung und Verlässlichkeit von Grenzen. Hier ist der entscheidende Unterschied zwischen Breschnew und Putin: Der eine wollte die Nachkriegsordnung zementiert wissen, der andere will sie umgraben. Breschnew wollte den Status quo, Putin möchte Revision. Deshalb war Brandts Ostpolitik mit Breschnew möglich, mit Putin steht alles dahin. Mr Putin has driven a tank over the existing world order. In: The Economist; Merkel kritisiert Russland mit deutlichen Worten. In: SRF. 1. September 2014; „Mit diesem Vorgehen verletze Russland die Grundfesten der europäischen Nachkriegsordnung, so Merkel. Ein solcher Bruch des Völkerrechts dürfe nicht ohne Folgen bleiben“; Krim-Annexion: Bundesregierung weist Putins Tempelberg-Vergleich zurück. In: Der Spiegel. 5. Dezember 2014; Während der russische Außenminister Sergei Lawrow andeutete, man müsse sich Gedanken machen, ob die europäischen Strukturen noch angemessen seien, betonte Steinmeier, Deutschland werde an den Grundsätzen der vor knapp 40 Jahren verabschiedeten Helsinki-Schlussakte festhalten. Die Prinzipien der territorialen Integrität und der Selbstbestimmung seien weder überkommen noch verhandelbar. Didier Burkhalter, OSZE-Vorsitzender: Eröffnung der parlamentarischen Versammlung der OSZE. 5. Oktober 2014; „Die Verletzungen der Souveränität und der territorialen Unversehrtheit der Ukraine sowie die illegale Annexion der Krim durch Russland wirken sich weit über die Ukraine hinaus aus. Sie stellen das Fundament der europäischen Sicherheit in Frage, die in der Charta von Paris gestützt auf die Schlussakte von Helsinki definiert wird.“; Merkel kann zerrüttetes Verhältnis zu Russland kitten, Sputnik, 13. November 2014; Rede von Bundeskanzlerin Merkel im Wortlaut, Die Zeit, 17. November 2014; „Dennoch müssen wir erleben, dass es auch in Europa immer noch Kräfte gibt, die sich dem gegenseitigen Respekt und einer Konfliktlösung mit demokratischen und rechtsstaatlichen Mitteln verweigern, die auf das angebliche Recht des Stärkeren setzen und die Stärke des Rechts missachten. Genau das ist mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland zu Beginn dieses Jahres geschehen. Russland verletzt die territoriale Integrität und die staatliche Souveränität der Ukraine. Ein Nachbarstaat Russlands, die Ukraine, wird als Einflusssphäre angesehen. Das stellt nach den Schrecken zweier Weltkriege und dem Ende des Kalten Krieges die europäische Friedensordnung insgesamt infrage. Das findet seine Fortsetzung in der russischen Einflussnahme zur Destabilisierung der Ostukraine in Donezk und Lugansk.“; Annul Russia’s Annexation of Crimea – Hegemonic overturning of world peace order impermissible: Shii, Kommunistische Partei Japans, 19. März 2014
  8. Russland will mit Luftwaffe gegen den IS kämpfen
  9. Analysen und Reportagen aus Die Zeit; sowie „Zahlen, Daten und Fakten“ aus dem Weltalmanach.
  10. Inhalt: Jörg Stadelbauer, Russlands Geografie. Landschaftszonen, Bodenschätze, Klimawandel und Bevölkerung; Stefan Plaggenburg, Das Erbe. Von der Sowjetunion zum neuen R.; Margareta Mommsen, Das politische System unter Jelzin. Ein Mix aus Demokratie, Oligarchie, Autokratie und Anarchie; Petra Stykow, Die autoritäre Konsolidierung des politischen Systems in der Ära Putin; Wladimir Gelman, Föderalismus, regionale Politik und kommunale Selbstverwaltung; Uwe Halbach, Brennpunkt Nordkaukasus; Angelika Nußberger, Rechtswesen und Rechtskultur; Cornelia Rabitz, Ohne Zensur und doch nicht frei. Russlands Medienlandschaft; Jens Siegert, Zivilgesellschaft; Dmitrij Trenin, Die Entwicklung der russischen „Westpolitik“ und ihre Lehren; Andrej Zagorskij, R. im postsowjetischen Raum; Sabine Fischer, R. und die Europäische Union, EU; Angela Stent, Die russisch-deutschen Beziehungen von 1992 bis 2008; Hannes Adomeit, Militär- und Sicherheitspolitik; Pekka Sukela, Die russische Wirtschaft von 1992 bis 2008. Entwicklungen und Herausforderungen; Ksenia Gonchar, Wettbewerbsfähigkeit und Innovationen in der russischen Industrie; Pleines, Energiewirtschaft und Energiepolitik; Peter Lindner, Die russische Landwirtschaft. Privatisierungs-Experiment mit offenem Ausgang; Schröder, Gesellschaft im Umbruch. Schichtung, demografische Entwicklung und soziale Ungleichheit; Jewgenij Gontmacher, Sozialpolitik. Entwicklungen und Perspektiven; Stefan Meister, Bildung und Wissenschaft; Lew Gudkow, Die politische Kultur des post-sowjetischen Russland im Spiegel seiner öffentlichen Meinung; Thomas Bremer, Die orthodoxe Kirche als gesellschaftlicher Faktor; Halbach, Islam in Russland; Elisabeth Cheauré, Frauen in Russland; Ulrich Schmid, Alltagskultur und Lebensstil. Statistische Daten auf S. 529–550.
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