Ehebruch und Kategorie:Vorlage:Einleitung: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Man and woman undergoing public exposure for adultery in Japan-J. M. W. Silver.jpg|thumb|Anprangerung eines des Ehebruchs für schuldig befundenen Paares im alten Japan]]
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'''Ehebruch''' wird in der [[wikipedia:Ethnologie|Ethnologie]] und der [[wikipedia:Anthropologie|Anthropologie]] als das Eingehen gesellschaftlich nicht geduldeter außerehelicher Beziehungen definiert.
[[Kategorie:Vorlage]]
 
Vor allem in Gesellschaften mit [[wikipedia:Patrilinearität|patrilinearen]] Gesellschaftsordnungen wird Ehebruch der Frau streng bestraft. In [[wikipedia:Matrilinearität|matrilinearen]] Gesellschaften hingegen, in denen der biologischen [[wikipedia:Vaterschaft|Vaterschaft]] keine große Bedeutung beigemessen wird, gilt der Ehebruch meist als minder schweres Delikt.
 
In derselben Gesellschaft können unterschiedliche, teilweise sogar sich gegenseitig ausschließende Konzepte des Ehebruchs vorkommen.<ref>{{cite web
| url = http://www.univie.ac.at/Voelkerkunde/cometh/glossar/heirat/f.htm
| title = Ehebruch
| author = Helmut Lukas, Vera Schindler, Johann Stockinger
| work = Interaktives Online-Glossar: Ehe, Heirat und Familie
| publisher = Universität Wien
| date = 1993-1997
| accessdate = 2013-03-29
}}</ref> Trotz mitunter sehr schwerer Strafen kommt Ehebruch in allen von Anthropologen untersuchten Gesellschaften vor.<ref>{{Literatur
| Autor = [[wikipedia:Helen Fisher|Helen Fisher]]
| Titel = Anatomy of Love – A natural History of Mating, Marriage, and why we stray
| Verlag = Random House
| Ort = New York
| Jahr = 1992
| ISBN = 0-449-90897-6
| Kommentar = S. 87: „There exists no culture in which adultery is unknown, no cultural device or code that extinguishes philandering.“
}}</ref> Gegen Ehebruch zu sein, lässt nicht auf ein Bekenntnis zur [[wikipedia:Monogamie|Monogamie]] und gegen [[wikipedia:Polygamie|Polygamie]] schließen.<ref>{{cite web
| url = http://www.welt.de/politik/ausland/article13412169/Wie-tuerkische-Frauen-unter-der-Vielweiberei-leiden.html
| title = Wie türkische Frauen unter der Vielweiberei leiden
| author = Boris Kálnoky
| publisher = Die Welt
| date = 2011-06-04
| accessdate = 2013-03-29
}}</ref>
 
== Aussagen in der Bibel zum Ehebruch ==
 
Matthäus 19,9: "Ich sage Euch: Wer sich von seinem Weibe scheidet, außer wegen Unzucht, bricht die Ehe, wenn er ein anderes Weib nimmt" (Übersetzung Emil Bock)<ref>Luther: "Ich aber sage euch, wer sich von seinem Weibe scheidet, (es sei denn um der Hurerei wegen), und freiet eine andere, der bricht die Ehe. Und wer die Abgeschiedene freiet, der bricht auch die Ehe".</ref><ref> Elberfelder 1905:"Ich sage euch aber, daß, wer irgend sein Weib entlassen wird, nicht wegen Hurerei, und eine andere heiraten wird, Ehebruch begeht; [und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.]"</ref>"Außer wegen Unzucht" ist nach Aussagen der Bibelforschung<ref>Quelle</ref> keine authentische Aussage Jesu bzw. des Matthäus, sondern eine spätere Hinzufügung in den Text. Sofern der Zusatz "außer wegen Unzucht" Gültigkeit hätte, eräbe sich daraus die Frage, ob sich dann ein Mann, wie beim Witwertum, respektive die Frau, ein neues Weib oder einen Mann nehmen dürfe, und dies dann gemäß der Überlieferung kein Ehebruch sei, wie es nicht als Ehebruch gilt, eine Witwe oder einen Witwer zu heiraten (Röm. 7,3).
 
Zum gleichen Thema gibt es die Frage der Anwendung des sechsten Gebotes auf auf Verfehlungen wie Wollust, Unkeuschheit usw.
Matthäus 5, 27,28: "Ihr habt das Wort gehört, das zu den Menschen der Vergangenheit gesprochen worden ist: 'Du sollst nicht die Ehe brechen'. Aus dem Ich heraus jedoch sage ich euch: Schon wer ein Weib mit begierdevollem Blick betrachtet, hat sich in seinem Herzen mit ihr ehebrecherisch verbunden." (Übersetzung Emil Bock)<ref>Luther: "Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen:"</ref>. (vgl. auch Markus 10,11; Lukas 16,18, Matthäus 5,32)<ref>vgl. auch [[Schiller]], Ästhetische Briefe für eine moderne Interpretation.</ref>.
 
Die Unterscheidung zwischen [[natürliches Verlangen|natürlichem Verlangen]]<ref>Wunsch nach Beiwohung, Begattungsinteresse, Sehnsucht nach einem Kind usw., auch der begehrliche Blick aus dem Bewußtsein, einer Ergänzung durch die ergänzende, bessere Hälfte bedürftig zu sein, sind natürlich veranlagt und haben wohl nichts mit Ehebruch usw. zu tun.</ref>, [[Begierde]], [[Wollust]], [[Unzucht]] und Ehebruch ist auch insofern unklar, als es Wollust und Unzucht in den gegebenen Bestimmungen als Empfindung und Verhalten auch unabhängig von der Ehefrage und so definiertem Ehebruch gibt<ref>Auch wenn eine sinngemäße Übersetzung sprachlich möglich sein könnte, was Jesus damit meinte; so kann die Aussage doch nicht auch für uns heute ohne weiteres gelten, ohne etwa die Differenz, was denn eine gierische Regung im Altertum bedeutete, im Vergleich zu solchen Vorkommnissen bei uns heutigen, zu untersuchen. Zudem muß auch der patriachalistische Aspekt beachtet werden, der zwar nicht den Worten Jesu selbst zuzuschreiben ist, aber dem Gesamtkontext der Bibel, der so, wie er überliefert ist, bekanntlich patriarchalische Auffassungen transportiert.</ref>. Auch Johannes 4,16-18 bringt darüber keine Klarheit:
 
In Johannes 4,16-18 sagt Jesus am Brunnen zu der Samariterin: "Geh, rufe deinen Mann, und komm dann wieder her. Da sprach die Frau: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht: Du sagst mit Recht, du habest keinen Mann. Fünf Männer hattest du, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann." (Übersetzung Emil Bock).
 
Es ist zwar nach dem Sinn nicht ausgeschlossen, daß e iner der vier vorherigen Männer der Samariterin ihr Ehemann gewesen sei. Wenn das aber so gewesen wäre, warum wird dann von Jesus der Samriterin ein Ehebruch nicht vorgehalten?<ref>Eine andere oder zusätzliche tiefere Bedeutung wird von Rudolf Steiner u.a. in [[GA 103]], S.98 erläutert.</ref>
 
== Rudolf Steiner über den Ehebruch ==
In den Vorträgen über die [[10 Gebote]] äußert sich Rudolf Steiner dahin gehend, daß die Ehe nicht gebrochen werden solle, weil die Ehe ein Zentrum der [[Ich]]kraft sei:
 
<div style="margin-left:20px">
"Durch die Ehe wird ein Zentrum für die Ich-Kraft begründet.
Wer die Ehe zerstört, wird daher in demjenigen geschwächt, was der
Ich-Kraft zufließen soll." {{Lit|{{G|107|129}}}}
</div>
 
== Ethische Aspekte ==
Aus der anthroposophischen Perspektive überzeugt nicht die spärliche Aussage von Rudolf Steiner zum sechsten Gebot, im Kontrast zu den Verlautbarungen in der Bibel, daß wer sich mit einer Hure zusammentut, mit ihr "ein Fleisch" werde. Diese Problematik ist, wenn sie mit den Aussagen zur "Ichkraft" mit bestimmt sein soll, doch sehr vage durch die Aussagen Rudolf Steiners bestimmt. Die teilweise scheinbar etwas überzogenen Worte von [[Paulus]] zum Thema geben ebenfalls keine ethische bzw. moralische Stütze.-
 
Das Verständnis der Bedeutung des sechsten Gebotes ist erschwert durch korrespondierende in der Traditon gewachsene soziale Gesetze oder überkommene Regeln bezüglich Erbfolge, Sorge für den Aufwuchs usw. Diese eher dem Überleben einer sozialen Gruppe dienenden Regeln, es kann sich dabei auch um das Überleben einer Affenhorde handeln, können nicht direkt, als ein Grund für die allgemeine Geltung des sechsten Gebotes angenommen werden. Es ist allerdings im Interesse der Kinder, die aus einer fleischlichen Verbindung entstehen, ethisch etwa die Scheidung zu bedenken. Aber die Rücksichtnahme auf den Nachwuchs hat nichts zu tun mit einem sog. Ehebruch, wie er in der Bibel, und sonst wo definiert ist.
 
Es gibt andere Aspekte zum Thema, die hier nicht weiter zu erörtern sind. Fakt ist, daß es in einer gesellschaftlichen Wirklichkeit explizit oder indirekt Gebote gibt, die das Geschlechterverhältnis, Familie, usw. regeln. Dies war auch zur Zeit Jesu so, aber es scheint kaum möglich, ein "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist", auf heute eins zu eins zu übertragen.
 
=== Die zukünftige Einfleischwerdung der Geschlechter ===
Abgesehen von den schon genannten Aspekten, was ein Ehebruch sei, ist auch zu erwähnen, daß prakizierte Ehe auch die zukünfige Werdung der Einfleischlichkeit bewirkt. Wie Paulus sagt, wer sich mit einer Hure verbinde, werde "ein Fleisch" mit ihr.
 
Diese Problematik der Einfleischwerdung ist nicht unmittelbar mit der Erläuterung Rudolf Steiners, man solle die Ehe nicht brechen, weil sie ein Zentrum der Ichkraft sei, in Zusammenhang zu bringen.
 
== Ehebruch, Begattungstrieb und Fortflanzung im Kontrast zur Ernährung, und Essen zum Selbsterhalt ==
Die natürliche Gemeinsamkeit zwischen Ernährung und Begattung ist unmittelbar klar, ebenso der Unterschied im Hinblick auf das Soziale.
 
Soweit der soziale Aspekt außer Acht bleiben kann, ist der Vergleich von Sexualität und Ernährung sehr weit führend. Beides sind Grundbedürfnisse, die, wenn sie in frühen Jahren nicht gerecht befriedigt werden, oder auf falsche Bahnen gelenkt sind, ähnliche, um nicht zu sagen Fehlentwicklungen, so doch von der Normalität abweichende, oft aber nur eingebildete, Versorgungsschwierigkeiten des Individuums, bewirken.
 
Wer als Kind Hunger litt, wird vielleicht niemals eine gewisse Gier, und entsprechendes Verhalten, los. Auch wenn Nahrung überreichlich vorhanden ist, so kommt doch in vielen Situationen das Entbehrungstrauma hoch und bewirkt eine "gierische" Reaktion, z.B. wenn an einem gemeinsamen Mittagstisch auf der Tafel zugelangt werden darf.
 
== Ehe und romantische Liebe ==
Während früher die Ehe (mit) wirtschaflich bestimmt war, so ist sie heute kulturell bestimmt, d.h. sie will "romantische" Liebe sein. Die Einheit von Ehe und romantischer Liebe ist aber ein ganz moderner Versuch. Sowohl die Sehnsucht danach, die Schönheit des Gelingens und die Trauer über das Scheitern haben im sechsten Gebot keine Abbildung, noch scheint aus der Überlieferung der scheinbar groben Worte aus jener Zeit ein Stichwort gegeben zu sein.
 
== Siehe auch ==
[[Ehe]]
 
[[Partnerschaft]]
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
 
== Literatur ==
* Herbert Kretschmer: ''Ehe und Familie. Die Entwicklung von Ehe und Familie im Laufe der Geschichte. Angaben Rudolf Steiners zu Ehe und Familie'', Verlag am Goetheanum (1988) ''(Ein Aufsatz (überarbeiteter Vortrag) Kretschmers, mit einem Literaturverzeichnis und einer stichwortartigen Sammlung von Angaben Rudolf Steiners zu Ehe und Familie)''
* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Menschenkunde'', [[GA 107]] (1988), ISBN 3-7274-1070-1 {{Vorträge|107}}
 
{{GA}}
 
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[[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Ethik]][[Kategorie:Religion]]

Aktuelle Version vom 12. Dezember 2019, 00:45 Uhr