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Als '''Zwischenzustand''' wird sowohl in der [[Wikipedia:Buddhismus in Tibet|tibetanisch-buddhistischen Lehre]] als auch in der [[Wikipedia:Christliche Theologie|christlichen Theologie]] der Zustand im [[Leben nach dem Tod]] bezeichnet. Die Detail werden allerdings sehr unterschiedlich aufgefasst. In der tibetisch-buddhistischen Lehre wird damit auf den Zustand zwischen zwei [[irdisch]]en [[Inkarnation]]en verwiesen, während nach christlich-theologischer Anschauung damit der Zeitraum zwischen dem [[Tod]] und der [[Auferstehung]] der [[Tote]]n beim [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]] gemeint ist.
Als '''Zwischenzustand''' ([[Wikipedia:Tibetische Sprache|tibet.]] བར་དོ, ''[[Bardo (Yoga)|Bardo]]''; [[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] ''Mesopsychodochismus'') wird sowohl in der [[Wikipedia:Buddhismus in Tibet|tibetanisch-buddhistischen Lehre]] als auch in der [[Wikipedia:Christliche Theologie|christlichen Theologie]] der Zustand im [[Leben nach dem Tod]] bezeichnet. Die Detail werden allerdings sehr unterschiedlich aufgefasst. In der tibetisch-buddhistischen Lehre wird damit auf den Zustand zwischen zwei [[irdisch]]en [[Inkarnation]]en verwiesen, während nach christlich-theologischer Anschauung damit der Zeitraum zwischen dem [[Tod]] und der [[Auferstehung]] der [[Tote]]n beim [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]] gemeint ist.


==Buddhistische Tradition==
==Buddhistische Tradition==

Version vom 24. Juli 2011, 11:58 Uhr

Als Zwischenzustand (tibet. བར་དོ, Bardo; griech. Mesopsychodochismus) wird sowohl in der tibetanisch-buddhistischen Lehre als auch in der christlichen Theologie der Zustand im Leben nach dem Tod bezeichnet. Die Detail werden allerdings sehr unterschiedlich aufgefasst. In der tibetisch-buddhistischen Lehre wird damit auf den Zustand zwischen zwei irdischen Inkarnationen verwiesen, während nach christlich-theologischer Anschauung damit der Zeitraum zwischen dem Tod und der Auferstehung der Toten beim Jüngsten Gericht gemeint ist.

Buddhistische Tradition

Das Tibetische Totenbuch kennt den Begriff Bardo, der so viel wie "Zwischenzustand" bedeutet. Das Totenbuch enthält Unterweisungen über den Prozess des Sterbens und der Wiedergeburt in drei Zwischenzuständen sowie die Möglichkeit, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Es beinhaltet den tibetischen Glauben an die Reinkarnation (Wiedergeburt), auch als ein anderes Lebewesen (beispielsweise als Tier). Die drei Zwischenzustände (tibet. Bardo) gliedern sich vereinfacht in:

  • Moment vor dem Tod: Das Wesen des eigenen Geistes strahlt in hellem Licht.
  • Essenz der höchsten Wirklichkeit: Die friedvollen und rasenden Gottheiten erscheinen als sich entfaltendes Mandala.
  • Zwischenzustand des Werdens: Das persönliche Karma (Schicksal) und die Taten des Lebens werden durchlebt.

Es erfolgt der Eintritt in die sechs Bereiche der Wiedergeburt.

Literatur
  • Frasch, Albrecht: "Die Befreiung durch Hören im Zwischenzustand - Das sogenannte ´Tibetische Totenbuch`", Tashi Verlag, Berlin 1999 ISBN 3-9806802-1-5
  • Thurman, Robert A.F.: Das Tibetische Totenbuch oder Das große Buch der natürlichen Befreiung durch Verstehen im Zwischenzustand, Frankfurt am Main 2000

Gnosis

Neuere Gnosis
Literatur
  • Besant, Annie Wood: Der Tod - und was dann? Eine detaillierte Studie über die Vorgänge beim Tod, im Zwischenzustand u. bei d. Wiedergeburt, Stuttgart 1984

Christlich-jüdische Tradition

Alte Kirche und Mittelalter

Erste Auseinandersetzungen mit der Vorstellung eines Zwischenzustandes findet man in der frühchristlichen Grabeskunst. Theologisch wurde zunächst von Justin und Irenäus, dann vor allem von Tertullian der Begriff des Refrigerium interim geprägt (De monogamia 100.10.), der allerdings von Purgatoriums-Vorstellungen zu unterscheiden ist, wie sie zum Beispiel Augustinus verbreitet hat. Aus den biblischen und patristischen Motiven heraus entwickelte die mittelalterliche Scholastik dann eine Lehre

Die mittelalterliche Scholastik entwickelte aus biblischen und patristischen Motiven einen Komplex von Vorstellungen, der der Frage nach einem ‚Ort‘ für die Toten eine klare Antwort gab.

Siehe auch
Literatur
  • Stuiber: Refrigerium interim. Die Vorstellungen von Zwischenzustand und die frühchristliche Grabeskunst, Bonn 1957
  • Finé, Heinz: Die Terminologie der Jenseitsvorstellungen bei Tertullian. Ein semasiologischer Beitrag zur Dogmengeschichte des Zwischenzustandes (Theophaneia Bd. 12), Bonn 1958

Katholische Theologie des 20. Jahrhunderts

Mit dem Zwischenzustand wird in Strömungen der katholischen Theologie bzw. der klassischen Schultheologie jener Zeitraum bezeichnet, der sich zwischen Tod und Jüngstem Gericht vollzieht. In der neueren Theologie ist dies umstritten, weil z.B. die Zeit-Ewigkeits-Problematik und das Paradoxon einer leiblosen Seele dem entgegenstehen.

Gerade und besonders in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts entzündete sich eine hitzige Diskussion um diese Frage: Die beiden Gegenpole waren Joseph Kardinal Ratzinger als Verteidiger des kirchlichen Traditionsverständnisses und Gisbert Greshake als Vertreter der "Auferstehung im Tod".

Literatur

Evangelische Theologie des 20. Jahrhunderts

In der evangelischen Theologie wird kaum von Zwischenzustand gesprochen, sondern vielmehr vom Hin-einsterben in die Zeitlosigkeit Gottes (Carl Stange/Emil Brunner), vom Todesschlaf (Oskar Cullmann) oder vom Aufgehobensein im Willen Gottes (Paul Althaus) ausgegangen. Evangelischerseits beteiligte sich an der Diskussion vor allem Jürgen Moltmann und lehnte dabei das Konzept Ratzingers ab.

Literatur
  • Moltmann, Jürgen: Im Ende – der Anfang. Eine kleine Hoffnungslehre, Gütersloh 2003
  • Remenyi, Matthias: Um der Hoffnung willen. Untersuchungen zur eschatologischen Theologie Jürgen Moltmanns, 2005 (mit Darstellung der Positionen Greshakes und Ratzingers)


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