Orchideen (Orchidaceae) und Datei:512px-Emojione 1F605.svg.png: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(== Beschreibung == Importing file)
Markierung: Serverseitig hochgeladene Datei
 
Zeile 1: Zeile 1:
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
== Beschreibung ==
{{Taxobox
Importing file
| Taxon_Name      = Orchideen
| Taxon_WissName  = Orchidaceae
| Taxon_Rang      = Familie
| Taxon_Autor      = [[Wikipedia:Antoine Laurent de Jussieu|Juss.]]
| Taxon2_Name      = Spargelartige
| Taxon2_WissName  = Asparagales
| Taxon2_Rang      = Ordnung
| Taxon3_Name      = Monokotyledonen
| Taxon3_Rang      = ohne
| Taxon4_Name      = Bedecktsamer
| Taxon4_WissName  = Magnoliopsida
| Taxon4_Rang      = Klasse
| Taxon5_Name      = Samenpflanzen
| Taxon5_WissName  = Spermatophytina
| Taxon5_Rang      = Unterabteilung
| Taxon6_Name      = Gefäßpflanzen
| Taxon6_WissName  = Tracheophyta
| Taxon6_Rang      = Abteilung
| Bild            = PhalaenopsisOphrysPaphiopedilumMaxillaria.jpg
| Bildbeschreibung = ''Phalaenopsis hieroglyphica'' (links oben)<br />Wespen-Ragwurz (''Ophrys tenthredinifera'') (rechts oben)<br />''Paphiopedilum concolor'' (links unten)<br />''Maxillaria tenuifolia'' (rechts unten)
}}
 
Die '''Orchideen''' oder '''Orchideengewächse''' (Orchidaceae) sind eine weltweit verbreitete [[Familie (Biologie)|Pflanzenfamilie]]. Die zwei hodenförmigen Wurzelknollen der [[Wikipedia:Knabenkräuter (Orchis)|Knabenkräuter]] (v. [[Altgriechische Sprache|griech.]] ὄρχις ''orchis'' ‚[[Hoden]]‘) haben der gesamten Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben. Nach den [[Korbblütler]]n (Asteraceae) stellen die Orchideen die zweitgrößte Familie unter den [[Bedecktsamer|bedecktsamigen Blütenpflanzen]] dar. Sie werden als besonders [[Ästhetik|schön]] angesehen, und vielen gilt die Orchidee als ''Königin der Blumen''. Sie gehören innerhalb der [[Klasse (Biologie)|Klasse]] der [[Bedecktsamer]] zu den [[Einkeimblättrige]]n [[Pflanzen]] (Monokotyledonen). Etwa 1000 [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] mit 15.000 bis 30.000 [[Art (Biologie)|Arten]] werden von den [[Botanik]]ern anerkannt.
 
== Merkmale ==
=== Allgemeines ===
[[Datei:Cattleya warscewiczii.jpg|mini|''Cattleya warscewiczii'']]
Die [[Taxon|Pflanzentaxa]] der [[Familie (Biologie)|Familie]] Orchideen unterscheiden sich nur durch einige wenige eindeutige Merkmale von anderen verwandten Pflanzenfamilien der [[Einkeimblättrige Pflanzen|Einkeimblättrigen Pflanzen]]. Dabei gibt es trotz der vielfachen Merkmale, die bei den meisten Orchideenarten zu finden sind, nur sehr wenige, die bei allen vorkommen.<br />
Die Orchideen weisen folgende spezifische Merkmale auf:
* Orchideen besitzen in der Regel eine Säule ([[Gynostemium]]). Durch das teilweise oder vollständige Zusammenwachsen des einzigen fruchtbaren [[Staubblatt]]es (Stamen) und des [[Stempel (Botanik)|Stempels]] entsteht ein einziges Blütenorgan<br />(Pflanzen der Unterfamilie Cypripedioideae mit zwei Stamina und Apostasioideae mit zwei oder drei Stamina)
* die [[Pollen]]körner sind zu den sogenannten [[Pollinium|Pollinien]] zusammengeballt
* Orchideen bilden zahlreiche sehr kleine Samen, die in der Regel nicht ohne [[Symbiose]]pilze keimfähig sind
* das in der [[Symmetrieachse]] gelegene [[Blütenhüllblatt]] des inneren Hüllblattkreises (drittes [[Kronblatt]] = Petalum) unterscheidet sich meist deutlich von den anderen und wird Lippe oder [[Labellum]] genannt. Es steht dem fruchtbaren Staubblatt (Teil der Säule) gegenüber
* die Blüten sind in der Regel [[zygomorph]] (monosymmetrisch, dorsiventral). Ausnahmen finden sich beispielsweise in den Gattungen ''Mormodes'', ''Ludisia'' und ''Macodes''. Die Blüten der meisten Orchideenarten zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich von der Knospenbildung bis zur Blütenentfaltung um 180° drehen. Dies wird als [[Resupination]] bezeichnet. Es gibt auch Arten, bei denen sich der Blütenstiel um 360° dreht (hyper-resupiniert).
[[Datei:Closeup of the blossom of a Phalaenopsis.jpg|mini|hochkant|Nahaufnahme einer Phalaenopsisblüte]]
Orchideen sind in der Regel [[ausdauernde Pflanze]]n, könnten theoretisch je nach Wuchsform unbegrenzt lange weiterwachsen (jedes Jahr ein oder mehrere Neutriebe oder permanentes Weiterwachsen eines Sprosses). Tatsächlich ist aber nur sehr wenig darüber bekannt, welches Alter Orchideen erreichen können.
 
=== Wuchsformen ===
Orchideen können auf verschiedene Art und Weise wachsen. Man unterscheidet dabei folgende Formen:
* [[epiphyt]]isch, auf anderen Pflanzen wachsend (nicht als Schmarotzer)
* terrestrisch, auf der Erde wachsend
* [[lithophyt]]isch, auf Felsen oder Steinen wachsend
 
Mehr als die Hälfte aller tropischen Arten wachsen als Epiphyten auf Bäumen. Sie besitzen spezielle [[Morphologie (Biologie)|morphologische]] ([[Velamen radicum]], [[Pseudobulbe]]n) und physiologische ([[CAM-Mechanismus]]) Besonderheiten, um mit den teilweise widrigen Bedingungen wie Trockenheit und Nährstoffmangel im [[Baumkrone|Kronenraum]] zurechtzukommen.
 
[[Datei:Baunilha1.jpg|mini|links|hochkant|Monopodial:<br />''Vanilla planifolia'']]
[[Datei:Lycaste Xytriophora.jpg|mini|Sympodial:<br />''Lycaste xytriophora'' mit Pseudobulben]]
 
=== Habitus ===
Man unterscheidet [[Monopodium|monopodial]] wachsende Orchideen, die eine an der Spitze weiterwachsende einheitliche [[Sprossachse]] besitzen (teilweise auch mit Verzweigungen) und [[Sympodium|sympodial]] wachsende Orchideen, die durch Verzweigung nacheinanderfolgende Sprossglieder mit begrenztem Spitzenwachstum ausbilden. Bei den monopodial wachsenden Orchideen dienen Blätter und/oder Wurzeln als Speicherorgane, während die sympodial wachsenden Orchideen dazu mehr oder weniger dicke ein- oder mehrgliedrige Pseudobulben ausbilden. Einige Orchideengattungen bilden auch unterirdische Speicherorgane ([[Kormus]]). Neben den beiden angeführten Wachstumsformen gibt es aber auch seltene Abwandlungen, die nicht dem normalen Schema monopodialen vs. sympodialen Wachstums entsprechen. So bilden etwa viele Arten der Pleurothallidinae (Bsp. ''Pleurothallis'', ''Lepanthes'') trotz sympodialen Wuchses keine Pseudobulben aus, sondern haben stattdessen fleischige Blätter.
<div style="clear:left;"></div>
 
=== Wurzeln ===
Orchideen bilden keine Primärwurzel (Pfahlwurzel) aus, sondern nur sekundäre Wurzeln, die dem Spross entspringen. In ihrer Dicke unterscheiden sie sich teilweise ziemlich deutlich. Beim überwiegenden Teil der Orchideen weisen die Wurzel ein [[Velamen radicum|Velamen]] auf. Neben ihrer Funktion als Aufnahmeorgan für Wasser und Nährstoffe dienen sie oft auch als Haft- und Halteorgan. Dies ist besonders bei epiphytisch wachsenden Arten von Bedeutung. Die Form der Wurzeln hängt im Wesentlichen davon ab, wo sie wachsen. Während die frei in der Luft hängenden Wurzeln der Epiphyten bzw. die Wurzeln, die völlig in den Boden wachsen, meist zylindrisch sind, weisen die Haft- und Haltewurzeln, die auf den Oberflächen wachsen, eine eher abgeflachte Form auf. Bei einigen Arten sind die Wurzeln chlorophylltragend, um auch während klimatisch bedingtem Blattabwurf weiterhin Nährstoffe verarbeiten zu können. Die Wurzeln der Orchideen verzweigen eher selten. Sie haben eine Lebensdauer, die von verschiedenen Umweltfaktoren abhängt und kürzer ist als die des Sprosses. Die Neubildung von Wurzeln erfolgt in der Regel mit dem Wachstum des neuen Sprosses zum Ende der [[Vegetationsperiode]]n oder auch während der Wachstumsphase. Bei vielen terrestrischen Orchideenarten bilden sich an den Wurzeln Speicherorgane oder knollenähnliche Gebilde.<br />
Bei einigen Gattungen ist es möglich, dass sich an den Wurzeln Adventivknospen bilden, aus denen neue Sprosse entstehen.
 
Neben der [[Mykorrhiza]], die für die embryonale Entwicklung aus einem Samen notwendig ist, gibt es auch in den Wurzeln Mykorrhiza. Dabei wachsen die Pilzfäden in die äußeren oder unteren Zellschichten der Wurzeln oder [[Rhizom (Botanik)|Rhizomen]]. Die Orchideen nehmen auch in diesem Fall durch Verdauung von Pilzteilen oder -ausscheidungen Nährstoffe auf. Da der Pilz, der das [[Protokorm]] (Keimknöllchen) befällt, in der Regel nicht mit den neuen Wurzeln nach außen wächst, muss die Mykorrhiza jedes Jahr von neuem (mit der Bildung neuer Wurzeln) ausgebildet werden. Bei ausreichendem Angebot von Licht und Nährstoffen sind Orchideen in der Regel nicht auf diese Mykorrhiza angewiesen. Ausnahmen sind die [[Mykotrophie|myko-heterotroph]] lebenden Orchideen.
 
=== Blätter ===
Der überwiegende Teil der Orchideen besitzt [[Blattader|parallelnervige]] Blätter mit kaum sichtbaren Querverbindungen. Sie sitzen in der Regel zweireihig, abwechselnd an den entgegengesetzten Seiten des Sprosses. Viele Orchideen bilden nur ein einziges richtiges Blatt aus, die Anlagen der Blätter sind jedoch ebenfalls zweireihig. Die Form der Blätter und Blattspitzen, die Festigkeit, die Färbung und der Blattaufbau variieren sehr stark.
[[Datei:Blattformen toapel.jpg|mini|Blattformen verschiedener Orchideen]]
* Blattformen (Auswahl): kreisrund, elliptisch, eiförmig, verkehrt-eiförmig, nierenförmig, spatelig, spießförmig, länglich, borstenförmig
* Form der Blattspitzen (Auswahl): abgerundet, stumpf, spitz, dreispitzig, eingekerbt, eingeschnitten, ungleich scharf gezähnt
* Blattränder: in der Regel glatt, teilweise leicht gewellt, nur selten deutlich gekräuselt (''Lepanthes calidictyon'')
* Blattaufbau: mit und ohne Blattstiel
* Festigkeit der Blätter: variiert von dünn und weich über fleischig fest bis hin zu sukkulenten Blättern
* Blattfarbe: in der Regel Grün in den unterschiedlichsten Abstufungen (von Hell- bis tiefem Dunkelgrün), aber auch vollständig bzw. zum Teil (Unterseiten) rötlich bis rotbraun, oder chlorophyllarm oder -frei vollständig oder zum Teil hell bis weiß
 
Viele Arten verlieren klimatisch bedingt ihre Blätter, um sie zu Beginn des nächsten [[Vegetationszyklus]] neu auszubilden. Während bei dem überwiegenden Teil dieser Arten die Blätter tatsächlich nur einjährig sind, gibt es ebenso Arten, die ihre Blätter nur unter widrigen Standortbedingungen abwerfen bzw. unter günstigen Bedingungen behalten. Es gibt aber auch Arten, die völlig blattlos wachsen (''Dendrophylax lindenii''). Dafür besitzen sie [[chlorophyll]]tragende Wurzeln.
 
=== Blütenstand ===
[[Datei:Oncidium flexuosum.jpg|mini|Ausschnitt aus einem verzweigten Blütenstand von ''[[Oncidium flexuosum]]'']]
Die Blütenstände der Orchideen sind in der Regel traubenförmig, an denen sich je nach Art bis zu hundert und mehr Blüten ausbilden können. Wachsen verzweigte Blütenstände (rispenförmig), so ist die Traubenform jeweils an den äußersten Zweigen zu finden. Neben den trauben- oder rispenförmigen Blütentrieben gibt es aber auch eine Vielzahl von Orchideen, die nur einblütig sind. Bei einigen Arten bilden sich nacheinander mehrere Blüten an demselben Blütentrieb, wobei jedoch nie mehr als eine Blüte geöffnet ist (z.&nbsp;B. ''Psychopsis papilio''). Die Blütenstände können an jeder Stelle des Sprosses der Orchidee entspringen. Dabei wird zwischen endständigen (terminal (an der Triebspitze), apikal (zentral am Triebansatz)) und seitenständigen (lateral) Blütenständen unterschieden. Meist entspringen die Blütentriebe einer Blattachsel. Aufgrund der Wuchsrichtung sind die Blütenstände der monopodialen Orchideen immer seitenständig. Die einzelnen Blüten werden stets von einer Braktee (Tragblatt) gestützt, die meist unauffällig ist.
 
=== Blüte ===
[[Datei:Labelle orchidee.png|mini|'''P:''' Petalen<br />'''S:''' Sepalen<br />'''L:''' Labellum]]
[[Datei:VanillaFlowerLongitudinalSection-de.png|mini|''Vanilla planifolia'' Blütenanalyse]]
[[Datei:Orchis flowerdiagram.png|mini|Blütendiagramm von ''Orchis'']]
Keine andere Pflanzenfamilie hat ein solches Spektrum, was Formen und Farben der Blüten anbelangt, wie die Familie der Orchideen. Die Größe der Blüten variiert von einigen Millimetern (Beispiel ''Lepanthes calodictyon'') bis zu 20 Zentimetern und mehr pro Blüte (Beispiel ''Paphiopedilum hangianum''). Das Farbspektrum reicht dabei von zartem Weiß über Grün- und Blautöne bis zu kräftigen Rot- und Gelbtönen. Viele der Orchideenblüten sind mehrfarbig.
 
Außer bei einigen Gattungen (zum Beispiel ''[[Catasetum]]'') sind die dreizähligen Blüten der Orchideen zwittrig. Die [[Blütenhülle]] (Perianth) besteht aus zwei Kreisen. Es gibt einen äußeren Hüllblattkreis, der aus drei [[Kelchblatt|Kelchblättern]] (Sepalen) besteht und einen inneren Hüllblattkreis, der aus drei [[Kronblatt|Kronblättern]] (Petalen) besteht. Die Blütenblätter können frei oder zu einem gewissen Grad miteinander verwachsen sein. Bei einigen Orchideengattungen, so etwa in der Unterfamilie [[Cypripedioideae]] oder bei ''[[Acriopsis]]'', sind die unteren beiden Sepalen komplett verwachsen. Das in der Symmetrieachse gelegene Blütenhüllblatt des inneren Hüllkreises ist in der Regel deutlich abweichend was Größe, Farbe und Form betrifft. Es bildet die Lippe ([[Labellum]]) der Orchideenblüte. Bei vielen Orchideen ist die Lippe auf der Rückseite zu einem schlauchigen bis sackigen Gebilde verlängert, dem so genannten Sporn (Beispiele ''Aeranthes'', ''Aerangis''). In ihm befindet sich entweder Nektar oder er ist leer. Andere Arten bilden aus der Lippe einen „Schuh“ (zum Beispiel die Gattungen der Unterfamilien Cypripedioideae). Außerdem sind Säule ([[Gynostemium]]) und der [[Fruchtknoten]] wesentliche Bestandteile der Blüten. Im Grundaufbau unterscheidet man monandrische (ein [[Fruchtbarkeit|fertiles]] Staubblatt, Beispiele ''[[Cattleya]]'', ''[[Phalaenopsis]]'') und diandrische (zwei fertile Staubblätter, Beispiel ''[[Paphiopedilum]]'', ''[[Cypripedium]]'') Orchideen. Der Fruchtknoten ist bei Orchideen unterständig. Die anderen Blütenteile (Sepalen und Petalen, Säule, Lippe) sind mit diesem vollständig verwachsen und stehen über ihm. In der Regel ist der Fruchtknoten nur sehr schmal und schwillt erst nach der Bestäubung an (Ausbildung der Samenkapsel).
Die Blüten der Orchideen sind mit Ausnahme einiger Gattungen (Beispiel ''Cycnoches'', ''Mormodes'') bilateral-symmetrisch (zygomorph). Das heißt, dass man durch die Mitte der Blüte eine Spiegelachse legen kann, und zwar nur eine einzige (monosymmetrisch).
 
Eine zentrale Rolle in der Fortpflanzung von Orchideen spielen die besonderen Pollenanhäufungen. Die von den Staubblättern gebildeten Pollen sind zu zwei lockeren oder festen Bündeln verklebt (Pollinien). Diese beiden Klumpen hängen auf einem mehr oder weniger langen Schaft mit einer Klebscheibe (Viscidium), sie haftet an dem Bestäuber durch eine Flüssigkeit aus der Klebdrüse (Rostellum).
 
=== Früchte ===
[[Datei:Kapselquerschnitte Orchideen.png|mini|links|Kapselquerschnitte]]
Fast alle Orchideen[[Frucht|früchte]] sind [[Kapselfrucht|Kapseln]]. Sie unterscheiden sich in Größe, Form und Farbe deutlich. Epiphyten besitzen eher dickere Früchte mit fleischigen Wänden, terrestrische Arten oft dünnwandige trockene Früchte. Es gibt dreieckige, rundliche mit einer mehr (bis 9) oder weniger (bis 3) großen Anzahl von Rippen oder auch geschnäbelte Früchte. Manche sind behaart oder stachelig oder besitzen eine warzige Oberfläche. Die Früchte entwickeln sich aus dem bereits im Knospenstadium am Boden der Blüte vorgebildeten Fruchtknoten, welcher aus drei [[Fruchtblätter]]n besteht. Bei eintretender Reife platzen die meisten Orchideenfrüchte der Länge nach auf, ohne sich an der Spitze vollständig zu trennen. Dabei bilden sich in der Regel drei oder sechs Längsspalten, bei manchen auch nur eine oder zwei. Fast immer werden die Samen dabei trocken verstreut.
 
== Vermehrung ==
[[Datei:Paphiopedilum godefroyae toapel.jpg|mini|''Paphiopedilum godefroyae'']]
Orchideen können auf unterschiedliche Weise vermehrt werden. Es gibt die Vermehrung durch Samen als auch die [[vegetative Vermehrung]]. Unter künstlichen Bedingungen ist auch die Vermehrung durch [[Meristem]]e möglich.
 
=== Samen ===
Fast alle Orchideen haben winzige [[Same (Pflanze)|Samen]]. Jede Pflanze produziert Hunderttausende bis Millionen von Samen in einer Samenkapsel. Durch ihre geringe Größe sind die Samen von Orchideen nur noch auf eine Hülle und den in ihr liegenden [[Embryo (Pflanze)|Embryo]] reduziert. Im Gegensatz zu anderen Samen fehlt ihnen das Nährgewebe oder [[Endosperm]], das für eine erfolgreiche Keimung nötig ist. Nur bei wenigen Gattungen ist dieses noch vorhanden (z.&nbsp;B. Bletilla). Orchideen sind deshalb auf eine [[Symbiose]] mit [[Pilze]]n angewiesen. Bei diesem als [[Mykorrhiza]] bezeichneten Vorgang wird der mit der Keimung beginnende Embryo durch das Eindringen von [[Myzel|Pilzfäden]] in den Samen [[Infektion|infiziert]]. Der Embryo bezieht über diese Verbindung Nährstoffe ([[Mykotrophie]]), indem er Teile des Pilzkörpers oder Ausscheidungen des Pilzes verdaut. Sobald der Sämling zur [[Photosynthese]] fähig ist, übernimmt diese die Versorgung der Pflanze mit Nährstoffen und die Mykotrophie ist zur weiteren Entwicklung nicht mehr notwendig. Es gibt aber einige Orchideenarten, die aufgrund des fehlenden oder nur in unzureichenden Mengen vorhandenen Chlorophylls zeitlebens auf die Mykotrophie angewiesen sind (Bsp. [[Korallenwurz]]). Dies betrifft alle vollkommen myko-heterotroph lebenden Arten.
 
Während der überwiegende Teil der Orchideen trockene Samen verstreut, gibt es einige Gattungen (Bsp. ''[[Vanille (Gattung)|Vanilla]]''), bei denen die Samen von einer feuchten Masse umgeben sind.
 
==== Bestäubung ====
[[Datei:Diuris drummondii 280403.jpg|mini|links|''Diuris drummondii'']]
[[Datei:Doritis.jpg|mini|''Dendrobium bigibbum'']]
Die Bestäubung der Orchideen erfolgt in der Natur hauptsächlich durch [[Insekten]] (z.&nbsp;B. [[Ameisen]], [[Käfer]], [[Fliegen]], [[Bienen]], [[Schmetterlinge]]), aber auch durch [[Vögel]] (z.&nbsp;B. [[Kolibris]]), [[Fledermäuse]] oder [[Froschlurche|Frösche]]. Dabei haben sich teilweise Art-Art-Bindungen (z.&nbsp;B. ''Drakea glyptodon'' und ''Zapilothynus trilobatus'' oder die einheimische ''Orchis papilionacea'' und ''Eucera tuberculata'') oder Gattungs-Gattungs-Bindungen (z.&nbsp;B. wird die Orchideengattung ''Chloraea'' von Bienen der Gattung ''Colletes'' bestäubt) herausgebildet. Diese Spezialisierung ist in der Regel nur einseitig, da keine Insektenart auf die Bestäubung einer einzigen Orchideenart beschränkt ist. Innerhalb der Familie gibt es aber auch einige Gattungen, bei denen sich einige oder alle Arten auf [[asexuell]]em Weg durch Selbstbestäubung fortpflanzen. Dazu zählen unter anderem die Gattungen ''Apostasia'', ''Wullschlaegelia'', ''Epipogium'' und ''Aphyllorchis''. Von der Art ''Microtis parviflora'' ist bekannt, dass sie sich ebenfalls selbstbestäuben kann, wenn die Bestäubung durch Ameisen ausbleibt. Die Bestäuber sind bei einer Vielzahl von Orchideengattungen jedoch unbekannt oder nur wenig erforscht.
 
Orchideen sind in der Regel nicht selbststeril.
 
In der Natur entstehen teilweise durch die Bestäuber Hybriden zwischen zwei verwandten Arten (seltener über Gattungsgrenzen hinweg), diese werden ''Naturhybriden'' genannt.
 
==== Bestäubungsmechanismen ====
[[Datei:Cephalanthera longifolia plant100604.jpg|mini|hochkant=0.8|[[Schwertblättriges Waldvöglein]] (''Cephalanthera longifolia'')]]
Im Vergleich zu anderen Blütenpflanzen fällt auf, dass beispielsweise nicht-tropische Orchideen häufig keine Belohnung in Form von Nahrung anbieten, sondern ihr Ziel durch [[Mimikry]] oder Täuschung erreichen. Werden Belohnungen angeboten, bestehen diese oft nicht aus Nahrung, sondern aus Duftstoffen (zum Beispiel Sexuallockstoffe für Insekten wie es bei manchen Wespenarten der Fall ist) oder Wachs.
 
Durch die evolutionäre [[Phylogenese|Entwicklung]] verschiedener Blütenformen ergab sich eine zunehmende Spezialisierung auf bestimmte Bestäubergruppen und somit auch auf die Art und Weise, wie die Blüten bestäubt werden. Im Folgenden werden einige Bestäubungssysteme und -mechanismen erläutert.
 
* „Röhrenblüten“: Der Aufbau der Blüte ist so gestaltet, dass der Bestäuber eine „Röhre“ unterhalb der Säule betreten muss und so der Pollen meist auf den Rücken der Insekten geheftet wird. Manchmal auch an den Kopf oder an die Unterseite. (Bsp. ''Cattleya'')
* „Schlüssellochblüten“: Die Blüte ist so gebaut, dass der Bestäuber in oder auf der Blüte eine ganz bestimmte Stellung einnehmen muss, bei der der Pollen meist am Kopf oder manchmal sogar direkt am Schnabel oder Rüssel des Bestäubers angeheftet wird. (Bsp. ''Epidendrum'')
* „Fallenblüten“: In dieser Kategorie unterscheidet man in Klapp- oder Kippfallen (Bsp. ''Porroglossum'', ''Bulbophyllum'') und ''Kesselfallen'' (Gattungen der [[Familie (Biologie)|Unterfamilie]] Cypripedioideae). Allen diesen Fallen ist gemein, dass sie die Bestäuber zwingen, durch einen bestimmten Ausgang zu kriechen, bei dem sie meist zuerst die [[Narbe (Botanik)|Narbe]] streifen und danach die Pollinien, die ihnen angeheftet werden. Somit wird eine Selbstbestäubung beim ersten Durchgang verhindert.
* „Pheromonblüten“: Die Form der Blüte ähnelt einem weiblichen Insekt und strömt ggf. auch Pheromone aus. Dadurch werden paarungswillige männliche Insekten angelockt und eine Bestäubung findet während des vermeintlichen Versuchs der Kopulation statt. Pseudokopulation ist eine Variante der [[Mimese]] und bekannt bei der heimischen Gattung ''[[Ophrys]]''.
[[Datei:Phaleanopsis pollinia.jpg|mini|Pollinien einer ''[[Phalaenopsis]]'']]
* „Alarmstoffblüten“: Die Blüten senden Alarmstoffe entweder einer vermeintlichen Beute (z.&nbsp;B. der Honigbiene) aus oder produzieren pflanzeneigene Signalstoffe, die normalerweise anzeigen, dass ein Pflanzenfresser die Pflanze bedroht (z.&nbsp;B. eine Schmetterlingsraupe). Vor allem Wespen- und Hornissenweibchen lassen  sich davon täuschen und reagieren darauf, indem sie sich auf die Orchideenblüte in Erwartung einer leichten Beute stürzen.
Die Pollen sind bei Orchideen zu Pollinien mit angehefteten Viscidien (Viscidium = Klebscheibe, Klebkörper) zusammengeballt (eine Ausnahme bilden dabei beispielsweise die [[Cypripedioideae]]). Dies ermöglicht es, die Pollenpakete exakt zu positionieren, so dass es möglich ist, dass an einem Bestäuber die Pollinien verschiedener Arten befestigt werden können, ohne dass es zu falschen Bestäubungen kommt. An verschiedenen Bienenarten ([[Euglossinae]]) konnten bis zu 13 Anheftungsstellen festgestellt werden. Im Gegensatz zu anderen Blütenpflanzen dient der Orchideenpollen nicht als Nahrung.
 
Eine ungewöhnliche Bestäubungstechnik wendet die [[epiphyt]]isch lebende chinesische Orchideenart ''Holcoglossum amesianum'' an: die [[Antheren]]kappe öffnet sich und die männlichen [[Staubfaden]] drehen sich aktiv und ohne jedes Hilfsmittel um fast 360 Grad in Richtung der weiblichen [[Narbe (Botanik)|Narbe]]. Die an dem biegsamen Staubfaden befestigten Pollenkörner werden anschließend bei Berührung der Narbe freigegeben, so dass eine [[Selbstbefruchtung]] erfolgen kann. Es wird vermutet, dass es sich bei dieser Technik um eine [[Evolutionäre Anpassung|Anpassung]] der Orchidee an ihren trockenen und insektenarmen [[Habitat|Lebensraum]] handelt, die womöglich bei Pflanzen vergleichbarer [[Biotop]]e gar nicht so selten ist ([http://www.wissenschaft.de/wissen/news/266538.html Quelle]). Die bereits bekannte Selbstbestäubung der [[Bienen-Ragwurz]] (''Ophrys apifera'') folgt einem ähnlichen Schema.
 
'''Orchideen und Prachtbienen''': Die bestuntersuchten Blumendüfte sind die von ''Stanhopea'' und ''Catasetum'', die durchdringend nach Ananas, Vanille, Zimt, Kümmel oder Menthol riechen und [[Prachtbienen]]männchen anziehen, wobei diese die Blüten weder bestäuben noch angreifen, sondern lediglich das von der Pflanze produzierte Öl einsammeln und für ihre Balz benutzen wollen. Es gibt sowohl unzählige Prachtbienen- als auch jeweils dazugehörige Orchideen-Arten.
 
=== Vegetative Vermehrung ===
[[Datei:Kindel.jpg|mini|[[Kindel (Pflanze)|Kindelbildung]] bei ''Dendrobium spec.'']]
Verschiedene Arten haben die Möglichkeit, sich durch die Bildung von [[Stolonen]] (Bsp. ''Mexipedium xerophyticum''), [[Pflanzenknolle|Knollen]] (Bsp. ''Pleionen'') oder [[Kindel (Pflanze)|Kindeln]] (Adventiv-Pflanzen; Bsp. ''Phalaenopsis lueddemanniana'') auf vegetativem Weg fortzupflanzen. Die entstehenden Pflanzen sind genetisch identisch.
 
=== Meristeme ===
Die Vermehrung über [[Meristem]]e erfolgt vor allem im Erwerbsgartenbau zur Erzeugung großer Mengen von Orchideen für den Schnitt als auch zum Verkauf als Topfpflanze, welche man häufig in Pflanzencentern oder Baumärkten erwerben kann. Große Produzenten findet man vor allem in den [[Niederlande]]n oder in [[Thailand]]. Außerdem ist es die einzige Möglichkeit, von bestimmten Klonen, beispielsweise prämierten Pflanzen, identische Nachkommen in großen Mengen zu erzeugen, die auch den gleichen Kultivarnamen tragen dürfen. Im Erwerbsgartenbau geht man bei der Massenvermehrung aber immer mehr dazu über, mittels [[In vitro|In-vitro]]-Aussaat von Orchideensamen und Clusterbildung durch Hormongaben den Bedarf zu decken.
 
== Verbreitung ==
[[Datei:Disa cardinalis 250603.jpg|mini|''Disa cardinalis'']]
Orchideen wachsen mit Ausnahme der Antarktis auf jedem Kontinent.
Aufgrund ihrer enormen Vielfalt gibt es Orchideen fast in jeder [[Ökozone]] (nicht in Wüsten). Selbst oberhalb des nördlichen [[Polarkreis]]es oder in [[Patagonien]] und den dem ewigen Eis des [[Südpol]]s vorgelagerten Inseln, z.&nbsp;B. [[Macquarieinsel|Macquarie Island]] gibt es Orchideen. Der Großteil der Arten wächst allerdings in den [[Tropen]] und [[Subtropen]], hauptsächlich in [[Südamerika]] und [[Asien]]. In Europa gibt es etwa 250 Arten.
 
Einen groben Überblick über die Häufigkeit auf den einzelnen Kontinenten bietet die folgende Auflistung:
* [[Eurasien]] - etwa 40 bis 60 Gattungen
* [[Nordamerika]] - etwa 20 bis 30 Gattungen
* [[Neotropis]] (Mittel- und Südamerika und Karibische Inseln) - etwa 300 bis 350 Gattungen
* tropisches [[Afrika]] - etwa 125 bis 150 Gattungen
* tropisches [[Asien]] - etwa 250 bis 300 Gattungen
* [[Ozeanien]] - etwa 50 bis 70 Gattungen
 
== Systematik ==
In den Anfängen der botanischen Systematik finden sich bei [[Carl von Linné|Linné]] 1753 acht [[Gattung (Biologie)|Gattungen]], die zu den Orchideen gehören. [[Antoine Laurent de Jussieu|Jussieu]] fasste sie 1789 erstmals als [[Familie (Biologie)|Familie]] ''Orchidaceae'' zusammen. In der Folge wurden rasch sehr viele tropische Arten bekannt; so unterschied [[Olof Peter Swartz|Swartz]] im Jahr 1800 schon 25 Gattungen, von denen er selbst zehn neu aufstellte. Swartz publizierte im selben Jahr eine Monographie der Familie und gilt als einer der ersten Spezialisten für die Systematik der Orchideen.<ref name="GO1">{{Literatur |Autor=Finn N. Rasmussen |Hrsg=Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn N. Rasmussen |Titel=The Development of Orchid Classification |Sammelwerk=Genera Orchidacearum |Band=Bd 1 |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=New York/Oxford |Datum=2003 |ISBN=0-19-850513-2 |Seiten=3–12}}</ref>
[[Datei:Bulbophyllum bicoloratum - journal.pone.0072688.g002.jpg|mini|hochkant|''Bulbophyllum bicoloratum'']]
Im 19. Jahrhundert erschienen, bedingt durch die Kenntnis immer neuer tropischer Orchideen, weitere wichtige Arbeiten. [[John Lindley (Botaniker)|Lindley]] veröffentlichte von 1830 bis 1840 ''The Genera and Species of Orchidaceaous Plants'' mit fast 2000 Arten und einer wegweisenden Einteilung in Unterfamilien und [[Tribus (Biologie)|Triben]]. In England erschien 1881 [[George Bentham|Benthams]] Systematik, die auch in seinem zusammen mit [[Joseph Dalton Hooker|Hooker]] herausgegebenen Werk ''Genera Plantarum'' verwendet wurde. Am Heidelberger botanischen Garten entstand 1887 [[Ernst Hugo Heinrich Pfitzer|Pfitzers]] ''Entwurf einer natürlichen Anordnung der Orchideen''. 1926 erschien posthum [[Rudolf Schlechter|Schlechters]] Arbeit ''Das System der Orchidaceen'' mit 610 Gattungen; es wurde für die nächsten Jahrzehnte das Standardwerk.<ref name="GO1" />
 
Im 20. Jahrhundert waren die Publikationen [[Robert Dressler|Dresslers]] einflussreich, vor allem ''The Orchids. Natural History and Classification'' von 1981. Die weitere Entwicklung verläuft über die [[Kladistik|kladistische]] Analyse äußerer Merkmale zur Auswertung genetischer Untersuchungen, die zahlreich etwa von [[Mark W. Chase]] publiziert wurden.<ref name="GO1" />
 
Aus [[Phylogenese|phylogenetischer]] Sicht existieren die fünf primären [[monophyletisch]]e Linien [[Apostasioideae]], [[Cypripedioideae]], [[Vanilloideae]], [[Orchidoideae]] und [[Epidendroideae]], deren Verwandtschaftsverhältnisse in einem [[Kladogramm]] wie folgt dargestellt werden können:
[[Datei:Kladogramm Orchideen.png|300px|Kladogramm der Familie Orchidaceae]]
 
Danach gibt es keine genetischen Anhaltspunkte für die Existenz der Unterfamilien Vandoideae oder Spiranthoideae. Die Unterfamilie Vandoideae ist nach diesen Untersuchungen ein Bestandteil innerhalb der Epidendroideae, die Spiranthoideae ein Bestandteil der Orchidoideae. Die separate Unterfamilie Vanilloideae war „klassisch“ Bestandteil der Epidendroideae.<ref>{{Literatur |Autor=Mark W. Chase, Kenneth M. Cameron, Russell L. Barrett, John V. Freudenstein |Hrsg=K. W. Dixon, S. P. Kell, R. L. Barrett, P. J. Cribb |Titel=DNA data and Orchidaceae systematics, a new phylogenetic classification |Sammelwerk=Orchid conservation |Verlag=Natural History Publications |Ort=Kota Kinabalu Borneo |Datum=2003 |ISBN=983-812-078-2 |Seiten=69–89}}</ref>
 
Innerhalb der [[Einkeimblättrige Pflanzen|einkeimblättrigen Pflanzen]] werden die Orchideen in die Ordnung der [[Spargelartige]]n (Asparagales) gestellt. Auf Basis äußerer Merkmale ließ sich die Frage nach den nächsten Verwandten der Orchideen nur unsicher beantworten, [[Alstroemeriaceae]], [[Philesiaceae]] oder [[Convallariaceae]] wurden vermutet, auch eine Einordnung in die Ordnung der [[Lilienartige]]n (Liliales) schien möglich.<ref>{{Literatur |Autor=Robert L. Dressler |Titel=Phylogeny and Classification of the Orchid Family |Verlag=Cambridge University Press |Datum=1993 |ISBN=0-521-45058-6 |Seiten=59–61}}</ref> Genetische Untersuchungen bestätigten die Zuordnung zu den Spargelartigen und sehen die Orchideen als [[Schwestergruppe]] zu allen anderen Spargelartigen, das heißt, sie haben sich schon früh von den anderen Pflanzen dieser Ordnung entfernt.<ref>{{Literatur |Autor=Mark W. Chase u.&nbsp;a. |Titel=Multigene analysis of monocot relationships - a summary |Sammelwerk=Aliso |Band=Bd 22 |Ort=Claremont |Datum=2006 |Seiten=63–75}} {{ISSN|0065-6275}}</ref>
 
== Evolution ==
[[Datei:Bletilla striata 1.jpg|mini|links|hochkant|''Bletilla striata'']]
Die Orchideen wurden häufig als besonders junge Familie angesehen. Anhand eines fossilen Polliniums von ''[[Meliorchis caribea]]'' wurde das Mindestalter des letzten gemeinsamen Vorfahren aller Orchideen auf 76 bis 84 Millionen Jahre bestimmt. Bis zum Ende der [[Kreide (Geologie)|Kreidezeit]] vor 65 Millionen Jahren spalteten sich schon die fünf Unterfamilien auf. Im [[Tertiär (Geologie)|Tertiär]] fand eine große Zunahme der Artenvielfalt der Orchideen statt.<ref>{{Literatur |Autor=Santiago R. Ramírez, Barbara Gravendeel, Rodrigo B. Singer, Charles R. Marshall & Naomi Pierce|Titel=Dating the origin of the Orchidaceae from a fossil orchid with its pollinator |Sammelwerk=Nature |Band=448 |Ort=London |Datum=2007 |Seiten=1042–1042}} [[doi:10.1038/nature06039]] {{ISSN|0028-0836}}</ref> Nach der Methode der „[[Molekulare Uhr|molekularen Uhr]]“ datiert der Ursprung der Orchideen noch früher, vor mindestens 100, wenn nicht sogar 122 Millionen Jahren.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Janssen, Kåre Bremer |Titel=The age of major monocot groups inferred from 800+ rbcL sequences |Sammelwerk=Botanical Journal of the Linnean Society |Band=Bd 146 |Nummer=4 |Ort=Oxford |Datum=2004 |Seiten=385–398}} [[doi:10.1111/j.1095-8339.2004.00345.x]]{{ISSN|0024-4074}}</ref> Es wird angenommen, dass sie sich in einem tropischen Gebiet als erstes entwickelten. Die Verbreitung verschiedener primitiver Orchideen (Bsp. ''[[Vanille (Gattung)|Vanilla]]'', ''[[Corymborkis]]'') und das Vorkommen der primitiven Gattungen (Bsp. ''[[Cypripedium]]'', ''[[Epistephium]]'') in nahezu allen tropischen Gebieten ist ein Indiz dafür, dass die Entwicklung der Orchideen in einer Zeit begonnen haben muss, in der Afrika und Südamerika enger beieinanderlagen ([[Kontinentaldrift]]). Der Hauptteil der [[Evolution]] der Orchideen hat allerdings erst begonnen, als sich die wichtigsten tropischen Regionen schon weiter voneinander entfernt hatten.
 
Die epiphytische Lebensweise vieler Orchideen, vor allem der tropisch und subtropischen Arten, ist das Resultat einer evolutionären Anpassung an verschiedene Bedingungen. Periodisch trockenes Klima oder gut entwässerte Standorte, die bereits zur Entstehung der Orchideen vorhandene Neigung zur Insektenbestäubung sowie der zumindest kurzzeitige Zyklus einer myko-heterotrophen Lebensweise und der damit einhergehenden Entwicklung von kleinen Samen scheinen wesentliche Faktoren gewesen zu sein, dass Orchideen Bäume besiedelten. Andererseits scheint auch die Ausbildung von fleischigen Wurzeln mit Velamen oder von fleischigen Blättern als Anpassung an die periodisch trockenen Standortbedingungen eine Voraussetzung oder eine Möglichkeit gewesen zu sein, von Felsen oder anderen gut entwässerten Standorten auf Bäume überzusiedeln. Ob dabei der Weg über Humusepiphyten und anschließende Besiedlung der ökologischen Nischen in den Baumkronen oder die direkte Besiedlung der Bäume erfolgte, konnte bis heute nicht geklärt werden.
 
Bei der Wuchsform der Orchideen geht man davon aus, dass sich die Vielfalt der heutigen Orchideen aus einer sehr primitiven Form entwickelt hat, die man noch ansatzweise in fast allen Unterfamilien findet. So werden die ersten Orchideen einen sympodialen Wuchs mit schmalen [[Rhizom (Botanik)|Rhizomen]], fleischigen Wurzeln (keine Speicherorgane), gefaltete Blätter und endständige Blütenstände besessen haben. Aufgrund der fehlenden Fossilien lässt sich nur schwer ableiten, auf welchem Weg sich die verschiedenen Wuchsformen herausgebildet haben und welches die Hauptrichtungen der Wuchsevolution sind. Ähnlich verhält es sich bei der evolutionären Entwicklung der verschiedenen Blütenformen. Es wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung und Anpassung der Blüten vor allem mit den bestäubenden Insekten in Verbindung zu bringen ist. Am Anfang stand sicherlich eine lilienähnliche Blüte, die nach und nach ihre [[ventral]]en Staubbeutel verloren hat. Dies hängt wahrscheinlich mit der Art zusammen, wie die Bestäuber in die röhrenförmige Blüte eingedrungen sind. Dabei konnten wohl nur die [[Lage- und Richtungsbezeichnungen|dorsalen]] Staubbeutel ihre Pollen an eine für die Bestäubung sinnvolle Position heften. Die Ausbildung der Lippe resultierte ziemlich wahrscheinlich daraus, dass die Insekten immer wieder auf die gleiche Art und Weise auf den Blüten „gelandet“ sind. Vermutlich konnten Pflanzen mit lippenförmigem unterem Petalum (medianes Blütenhüllblatt des inneren Blütenhüllblattkreises) die jeweiligen Bestäuber besser unterstützen, was ein entscheidender Vorteil in ihrer Evolution gewesen sein dürfte.
 
== Gattungen und Arten ==
Siehe auch: [[Liste der Orchideengattungen]]
[[Datei:Haraella odorata toapel.jpg|mini|''Haraella odorata'']]
Die Schätzungen über die Artenzahl der Orchideen reichen von 15.000 bis 35.000. [[Rafael Govaerts|Govaerts]], der für die [[Royal Botanic Gardens (Kew)|Kew Gardens]] eine Checkliste führt, stellte 2005 einen Stand von 25.158 Arten in 859 Gattungen fest. Im Zeitraum von 1990 bis 2000 wurden pro Jahr 200 bis 500 neue Arten beschrieben. Die artenreichsten Gattungen besitzen eine hauptsächlich tropische Verbreitung, dies sind:<ref>{{Literatur |Autor=P. Cribb, R. Govaerts |Titel=Just how many Orchids are there? |Sammelwerk=Proceedings of the 18th World Orchid Conference |Datum=2005 |ISBN=2-909717-47-X |Seiten=161–172}}</ref>
* ''[[Bulbophyllum]]'' (1800 Arten), ''[[Pleurothallis]]'' (1250), ''[[Dendrobium]]'' (1200), ''[[Epidendrum]]'' (1120), ''[[Lepanthes]]'' (970), ''[[Habenaria]]'' (845), ''[[Maxillaria]]'' (560), ''[[Masdevallia]]'' (545), ''[[Stelis (Orchideen)|Stelis]]'' (525) und ''[[Liparis]]'' (425)
 
In der gemäßigten Zone ist die Artenvielfalt geringer, je etwa 250 Arten sind in Europa, Ostasien und Nordamerika verbreitet. Gattungen der gemäßigten Zone sind unter anderen:
* [[Cypripedium|Frauenschuhe]] (''Cypripedium''), [[Händelwurzen]] (''Gymnadenia''), [[Dingel]] (''Limorodum''), [[Grüne Hohlzunge|Hohlzungen]] (''Coeloglossum''), [[Hundswurzen]] (''Anacamptis''), [[Knabenkräuter]] (''Dactylorhiza, Orchis''), [[Kohlröschen]] (''Nigritella''), [[Nestwurzen]] (''Neottia''), [[Norne (Orchideen)|Nornen]] (''Calypso''), [[Ragwurzen]] (''Ophrys''), [[Stendelwurzen]] (''Epipactis''), [[Waldhyazinthen]] (''Platanthera''), [[Waldvöglein]] (''Cephalanthera''), [[Zweiblatt]] (''Listera''), [[Zwergstendel]] (''Chamorchis'')
 
== Gefährdung der Habitate und Artenschutz ==
[[Datei:Paphiopedilum victoria-regina - from-DC1.jpg|links|mini|''Paphiopedilum victoria-regina'']]
Nur für die wenigsten Gattungen liegen gesicherte Informationen über die Stärke der Populationen vor. Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass die Bestände vieler Arten in der Natur stark gefährdet sind. Dies gilt für die Habitate in allen Regionen der Welt. Vor allem die Abholzung der Regenwälder oder die landwirtschaftliche Nutzung von Gebieten mit Orchideenhabitaten reduzieren die Bestände stetig. Zusätzlich werden sie durch das unkontrollierte Sammeln gefährdet.
Zum Schutz der Pflanzen wurden Vorschriften erlassen, die den Handel und den Umgang mit ihnen regeln. Alle Orchideenarten stehen mindestens im Anhang II des [[Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen]]s (WA). Folgende Gattungen und Arten stehen aufgrund besonders umfangreicher Aufsammlungen in der Vergangenheit und/oder der Gegenwart auf dem Anhang I und unterliegen somit noch strengeren Auflagen:
::: ''Aerangis ellisii'', ''Dendrobium cruentum'', ''Laelia jongheana'', ''Laelia lobata'', ''Peristeria elata'', ''Renanthera imschootiana'';
::: alle Arten der Gattungen ''Paphiopedilum'' und ''Phragmipedium''.
 
Der Rückgang vieler europäischer Arten ist auch auf eine veränderte ländliche Bewirtschaftung zurückzuführen. Durch den enormen Rückgang der Beweidung (Schafe usw.), vor allem in Mitteleuropa, gehen die durch menschlichen Eingriff entstandenen Habitate ([[Trockenrasen]]) in ihren ursprünglichen, wäldlichen Zustand zurück. Orchideenarten, die auf Trockenrasen wachsen, treten in diesen Wäldern kaum noch auf. Es gibt Anlass zur Hoffnung, dass mit steigendem Naturschutz-Bewusstsein auch seltenen Orchideen neue Chancen eingeräumt werden. Im Bereich des [[Lech]]s wird aktuell versucht Restheiden mit neuen Heiden aus zweiter Hand zu verbinden. So bieten die [[Lechtalheiden]] mit ihren speziellen Böden ein wachsendes Rückzugsgebiet für unsere heimischen Orchideenarten.
 
== Zur Kulturgeschichte siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Orchideen}}
 
== Zum Thema wirtschaftliche Bedeutung siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Orchideen}}
 
== Zu weitern Themen siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Orchideen}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Orchideen}}
 
== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Helmut Baumann |Titel=Die Orchideen Deutschlands |TitelErg=Hrsg. v. Arbeitskreis heimischer Orchideen |Verlag=AHO Thüringen |Ort=Uhlstädt-Kirchhasel |Datum=2005 |ISBN=3-00-014853-1}}
* R. Schlechter: ''Die Orchideen.'' 4 Bd.& Regist. Überarb. K. Senghas. Blackwell, Berlin/Wien 2003 (3. Aufl.). ISBN 3-8263-3410-8 (Das Standardwerk zum Thema Orchideen)
* Robert L. Dressler: ''Die Orchideen.'' Bechtermünz, Augsburg 1997. ISBN 3-86047-413-8
* G. Fast (Hrsg.): ''Orchideenkultur.'' Eugen Ulmer, Stuttgart 1995. ISBN 3-8001-6451-5
* H. Bechtel, Ph. Cribb, E. Launert: ''Orchideenatlas.'' Ulmer, Stuttgart 1993 (3. Aufl.). ISBN 3-8001-6199-0 (umfangreiches, gut bebildertes Nachschlagewerk)
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Orchidaceae|Orchideen}}
{{Wiktionary|Orchidee}}
{{Wikisource|Die Blumen des Paradieses}}
'''Allgemein'''
* [http://www.mobot.org/MOBOT/Research/APweb/orders/asparagalesweb.htm#Orchidaceae Beschreibung der Familie der Orchidaceae bei der] [http://www.mobot.org/MOBOT/Research/APweb/welcome.html APWebsite] (engl.)
* [http://www.orchidwire.com/ Weltweite Suche und Links: Orchideen]
* [http://orchidspecies.com/ The Internet Orchid Photo Encyclopedia] (die umfangreiche Orchideen-Enzyklopädie im Netz, englisch)
* [http://www.usenet-replayer.com/webrings/orchids.html Orchideenfotos] die im USENET veröffentlicht wurden (gesammelt in einem durchsuchbaren Archiv)
* [http://www.r-b-o.eu/ RBO] – Reproduktionsbiologie der Orchideen (Web-Portal)
* [http://guenther-blaich.de/weblibr.htm Übersicht:] Im Internet verfügbare historische Literatur zu Orchideen
* [http://www.orchidconservationcoalition.org/index.html Orchideenkonservation] Private Initiative zur Rettung wilder Orchideen
* [http://www.orchideenforum.de/ Orchideenforum.de] Orchideenportal mit vielen Informationen zur Pflege und Haltung.
 
'''Vereine und Gesellschaften'''
* [http://www.orchideen-deutschlands.de/ '''A'''rbeitskreise '''H'''eimische '''O'''rchideen ('''AHO''')]
* [http://www.orchidee.de/ '''D'''eutsche '''O'''rchideen '''G'''esellschaft ('''DOG''')]
* [http://www.orchideen-journal.de/ '''V'''erein '''D'''eutscher '''O'''rchideen'''F'''reunde ('''VDOF''')]
* [http://www.orchideen.at/ Oesterreichische Orchideengesellschaft]
* [http://www.orchid.unibas.ch/ Schweizerische Orchideenstiftung am Herbarium Jany Renz]
* [http://www.ageo.ch/ '''A'''rbeits'''g'''ruppe '''E'''inheimische '''O'''rchideen Aargau ('''AGEO''' Schweiz)]
* {{Webarchiv | url=http://www.orchidclub.ro/ | wayback=20121114155415 | text=Rumänischer Orchideen Klub}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
[[Kategorie:Krautartige Pflanzen]]
[[Kategorie:Blumen]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 11. August 2022, 11:04 Uhr

Beschreibung

Importing file