Negative Theologie und Solarer Klimawandel: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''negative Theologie''' ist aus dem Versuch hervorgegangen, den religiösen Glauben mit der Philosophie und der Vernunft zu vereinbaren und darüber auszulegen. Darin gleicht sie der  [[Natürliche Theologie|natürlichen Theologie]], doch im Gegensatz zu dieser bestreitet die negative Theologie die Möglichkeit zur objektiven Erkenntnis und zum Beweis eines Gottes. Alle Eigenschaften, Benennungen oder Definitionen des Göttlichen werden hier konsequent negiert, so dass das Göttliche ein unvorstellbares und nicht beweisbares "Nichts" jenseits der Welt ist und bleibt. Ihm wird in dieser Weise selbst das Sein abgesprochen.
Es ist nach wie vor völlig ungeklärt, wie hoch der anthropogene Anteil am Klimawandel ist, und wie hoch der solare Anteil. In diesem Artikel soll es um Aspekte des solaren Klimawandels gehen.


Die negative Theologie trat schon in der Antike stets im Zusammenhang mit der griechischen Philosophie auf und hier besonders mit dem [[Neuplatonismus]] ([[Dionysius Areopagita]]). Bedeutendster Vertreter einer negativen Theologie im Mittelalter ist [[Meister Eckhart]], der den personalen dreieinigen Gott zusammen mit allen weltlichen Phänomenen zum unerkennbaren ''Einen'' hin transzendiert.  
== Der Einfluss der Erdbahnparameter ==
[[Datei:Bild x 166.jpg|thumb|480px|Abb. 1: Skizze der wesentlichen Änderungen in Position und Umlaufbahn der Erde mit den jeweiligen Periodendauern]]
Die Erde bewegt sich nicht gleichmäßig wie ein Uhrwerk um die Sonne, sondern weist aufgrund der Anziehungskraft durch andere Planeten und den Mond regelmäßige und daher berechenbare Abweichungen davon auf, die sich auf die Einstrahlung der Sonne auswirken. Diese [[Erdbahnparameter]] sind der wesentliche Anstoß für den Wechsel von Kalt- und Warmzeiten in den [[Eiszeitalter]]n der Erde, bei denen die globale Mitteltemperatur um ca. 5 °C schwankt. Die wichtigsten Änderungen der Erdbahnparameter sind erstens Abweichungen der elliptischen Erdbahn von der Kreisbahn, die sog. ''Exzentrizität'', zweitens Variationen in der Neigung der Erdachse gegen die Erdbahnebene die ''Obliquität'', und drittens Pendelbewegungen der Achse der Erde, die ''Präzession'' (Abb. 1).


== Die antiken Wurzeln der negativen Theologie ==
Die Abweichung der elliptischen Erdbahn von der Kreisbahn, besitzt mit 2,4 W/m<sup>2</sup> der Solarkonstanten den geringsten Effekt auf die [[Sonnenenergie|Solarstrahlung]], der sich allerdings auf den gesamten Globus und nicht nur auf bestimmte Breiten auswirkt. Einen größeren Einfluss hat mit ca. 20 W/m<sup>2</sup> bei z.B. 50 °N die Variation in der Neigung der Erdachse gegen die Erdbahnebene, allerdings nur in den höheren Breiten und so, dass die Effekte auf Nord- und Südhalbkugel sich weitgehend ausgleichen. Noch größer ist mit 70 bis 100 W/m<sup>2</sup> bei 50 °N der Effekt der ''Präzession'', die die Jahreszeiten auf der Erdbahn um die Sonne wandern lässt, so dass manchmal der Nord-Winter den sonnenächsten Punkt (Perihel) durchläuft, manchmal der Nord-Sommer.


=== Alexandria: Philo, Kirchenväter ===
In der Summe kommt es zu komplizierten Überlagerungen und Abhängigkeiten der einzelnen Effekte. So ist die Präzession von der Exzentrizität abhängig und verstärkt deren Wirkung, so dass der Wechsel von Warm- und Kaltzeiten im wesentlichen die 100.000-Jahresperiode der Exzentrizität widerspiegelt. Obliquität und Präzession sind für die globale Temperatur allein wenig wirksam, da die gegensätzlichen Wirkungen auf Nord- und Südhemisphäre sich im globalen Mittel aufheben und die atmosphärische und ozeanische Zirkulation für einen verhältnismäßig raschen Energieausgleich sorgt. Um eine Eiszeit herbeizuführen ist aber nicht die mittlere Bestrahlung entscheidend, sondern die sommerliche Einstrahlung auf der Nordhalbkugel. Im Winter ist es ohnehin kalt genug für [[Meereis|Eis in der Arktis]]. Wenn zusätzlich aber die Sommer so kalt sind, dass weniger Eis schmilzt als sich im Winter gebildet hat, wachsen die Eismassen im nächsten Winter, und es kommt es zu einer [[Eiszeitalter|Eiszeit]].


Die negative Theologie hat ihre Wurzeln in der von  [[Wikipedia:Alexander der Große|Alexander dem Großen]] gegründeten ägyptischen Hafenstadt [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]], die danach die Hauptstadt des Reiches der griechischen [[Wikipedia:Ptolemäer|Ptolemäer]] wurde. In Alexandria lag das geistige Zentrum des östlichen Mittelmeerraumes in den Jahrhunderten um die Zeitenwende mit der ersten Universität im modernen Sinn. In der sogenannten  [[Wikipedia:Alexandrinische Schule|Alexandrinischen Schule]] kam es zu einer Verschmelzung verschiedener Geistesrichtungen, insbesondere der  [[Wikipedia:Philosophie der Antike|griechischen Philosophie]] und dem [[Judentum]] unter Anteil weiterer orientalischer Elemente.
Auch die Unterschiede zwischen einzelnen Warm- und Kaltzeiten sind durch die Erdbahnparameter bedingt. So lag die Sonneneinstrahlung vor 125 000 Jahren, in der letzten Warmzeit, dem Eem, auf der Nordhemisphäre der Erde im Sommer um ca. 10–20 % höher als heute. Das Eem war daher im globalen Mittel um etwa 2 °C wärmer als das [[Holozän]]. Vor allem in den mittleren und höheren Breiten der Nordhalbkugel war es wesentlich wärmer als heute. Das arktische [[Meereis]] war weitgehend abgeschmolzen.<ref name="Cubasch 2009">U. Cubasch (2009): [http://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2012/11/12_cubasch.pdf Die Rolle der Sonne im Klimasystem], Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin 103, 149–158</ref> 
Wegweisend war hier zunächst der ''Jude  [[Philo von Alexandria|Philo]]''. Bei dieser Verschmelzung entledigte Philo den alttestamentlichen Gott aller weltlichen Eigenschaften und Bestimmungen. Der eine jüdische Gott wurde bei Philo für die Welt und den Menschen schlechthin unerkennbar und unbestimmbar, was den Beginn einer negativen Theologie markierte. Diese Verschmelzung des griechischen systematischen und kritischen Denkens mit dem jüdischen Glauben an den einen Gott kann darüber hinaus als Geburt der wissenschaftlichen [[Wikipedia:Theologie|Theologie]] an sich angesehen werden.


Als Vermittler zu diesem unbestimmbaren Gott zog Philo die griechische Logos-Vorstellung heran und nannte diese weltdurchwaltende Vernunft den Sohn dieses Gottes. Diese das jüdische Gottesbild verändernden Gedanken hatten einen maßgebenden Einfluss auf die kurz danach entstehende christliche Theologie.  
Allerdings sind die Unterschiede in der [[Sonnenenergie|Sonneneinstrahlung]] durch die Schwankungen der Erdbahnparameter viel zu schwach, um das ganze Ausmaß der Temperaturunterschiede zwischen Kalt- und Warmzeiten zu erklären. Tatsächlich lässt sich aus ihnen nur ein Temperaturunterschied von höchstens 0,5 °C ableiten, während der wirkliche Unterschied typischerweise bei 5 °C lag. Es muss also Prozesse im Klimasystem selbst geben, die durch positive Rückkopplungen den solaren Antrieb wesentlich verstärkt haben. Dabei handelt es sich um die [[Albedo]], vor allem der [[Eis-Albedo-Rückkopplung|Eis-Albedo]], und zweitens die Wirkung der [[Treibhausgase]]n der Atmosphäre, vor allem von [[Kohlendioxid]].


Die alexandrinischen ''Kirchenväter [[Wikipedia:Origenes|Origenes]] und [[Wikipedia:Clemens von Alexandria|Clemens]]'' vertraten eine negative christliche Theologie und standen wie Philo dem griechischen Denken sehr nahe. So ist für Origenes Christus nicht nur alleiniger Erlöser, sondern auch Vorbild, d.h. für ihn zeigte sich der göttliche Logos genau wie für Clemens auch in der heidnischen, also griechischen Philosophie und hier besonders bei Platon.
== Der Einfluss der Sonnenaktivität ==
[[Datei:ZZ8.gif|thumb|520px|Abb. 2: Der aktuelle Schwabe-Zyklus: Sonnenflecken zwischen 1985 und 2015]]
=== Solarzyklen ===


=== Gnosis ===
Die Änderungen der [[Erdbahnparameter]] sind für Schwankungen der [[Sonnenenergie|Sonneneinstrahlung]] auf Zeitskalen von mehreren tausend Jahren verantwortlich. Die Schwankungen der Solarstrahlung auf kurzen Zeitskalen von Jahrzehnten hängen dagegen von den Aktivitäten auf der Sonne selbst ab. In den letzten 1200 Jahren haben sich die Erdbahnparameter aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wesentlich verändert. Unterschiedliche Sonneneinstrahlung wurde in diesem Zeitraum hauptsächlich durch eine verschiedene Abstrahlung von der Sonnenoberfläche verursacht, deren elektromagnetische und Partikelstrahlung gewissen Zyklen unterliegt. Von besonderer Bedeutung ist der 11jährige [[Schwabe-Zyklus]] (Abb. 2). Daneben gibt es den Gleissberg-Zyklus mit einer Periode von ca. 80 Jahren.


Das [[Wikipedia:Apokryphon des Johannes|Apokryphon des Johannes]] beinhaltet die Aussagen, daß man über Gott nur negativ sprechen kann, daß Gott jenseits der Zeit und daß seine Existenz unbeweisbar ist.
Die Änderungen der Strahlungs-Zyklen sind jedoch verhältnismäßig klein und besitzen daher auch nur geringe Auswirkungen auf das Klima. Die mittlere Sonneneinstrahlung an der [[Aufbau der Atmosphäre|Obergrenze der Atmosphäre]] beträgt 239 W/m<sup>2</sup>. Die 11-jährige Schwankung bewirkt daran eine Änderung von nur 0,17 W/m<sup>2</sup> oder 0,07 % zwischen Maximum und Minimum. Von größerer Bedeutung sind längerfristige Änderungen der Strahlung über mehrere Zyklen hinweg. So wird über die letzten 30 Jahre eine Änderung von 0,017 W/m<sup>2</sup> pro Jahrzehnt angenommen. Zum Vergleich ist der [[Strahlungsantrieb]] durch Treibhausgase mit 0,30 W/m<sup>2</sup> pro Jahrzehnt in diesem Zeitraum etwa 17 Mal höher.<ref name="Gray 2010">Gray, L.J., et al. (2010):  Solar influence on climate, Reviews of Geophysics 48, doi:10.1029/2009RG000282</ref>  Auch die längerfristigen Trends der Solarstrahlung sind in der Größenordnung von Jahrhunderten relativ klein in ihrer Wirkung. So wird vom IPCC 2007 die Zunahme der Solarstrahlung seit 1750 auf 0,12 % geschätzt, was einem Strahlungsantrieb von 0,3 W/m<sup>2</sup> entspricht. Der anthropogene Strahlungsantrieb durch langlebige Treibhausgase beträgt dagegen 2,6 W/m<sup>2</sup>.<ref>IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 2.7.1.2</ref>


=== Gemeinsamkeiten von negativer Theologie und Neuplatonismus ===
===Die letzten 1000 Jahre===
Die quantitativen Abschätzungen früherer Schwankungen der Sonneneinstrahlung sind mit großen Unsicherheiten behaftet. Direkte Messungen der Sonneneinstrahlung an der Obergrenze der Atmosphäre durch Satelliten gibt es erst seit November 1978. Für die Zeit davor stützt man sich auf de Zählung von Sonnenflecken, die bis 1610 zurückreicht. Die frühere Sonnenaktivität wird durch die Radionuklide 10Be und 14C in Eiskernen und Baumringen als Proxy-Daten mit der sog. Radiokohlenstoffmethode abgeschätzt.  Je weiter man in die Vergangenheit zurückgeht, desto unsicherer werden daher die gewonnenen Daten.
[[Bild:Solar temp 1000.jpg|thumb|580px|Abb. 3: Sonneneinstrahlung und Vulkanismus in den letzten 1000 Jahren]]
Die beiden auffälligsten vorindustriellen [[Klima der letzten 1000 Jahre|Klimaschwankungen der letzten 1000 Jahre]] auf der Nordhalbkugel, die Mittelalterliche Warmzeit und die Kleine Eiszeit, können dennoch durch die Sonneneinstrahlung bis zu einem gewissen Grad erklärt werden. So wurden während des sog. Maunder-Minimums, der kältesten Phase der Kleinen Eiszeit von 1645 bis1715, so gut wie keine Sonnenflecken beobachtet. Auch im 15. und 16. Jahrhundert war die Sonnenfleckenzahl vermutlich sehr gering, worüber aber keine Beobachtungen vorliegen. Während der Mittelalterlichen Warmzeit war die Sonneneinstrahlung dagegen wahrscheinlich ähnlich hoch wie im 20. Jahrhundert. Der [[Strahlungsantrieb]] während der Kleinen Eiszeit war allerdings nur um 0,2 W/m<sup>2</sup> geringer als heute.<ref>IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change,  9.2.1.3</ref><ref name="Gray 2010" />
[[Bild:Sunspot Numbers 1600-2000.png|thumb|580px|Abb. 4: Anzahl der Sonnenflecken seit dem Maunder-Minimum]]
Neben den Schwankungen der Sonneneinstrahlung gab es noch andere Einflüsse auf das Klima, vor allem [[Vulkanismus|Vulkanausbrüche]]. Eine Kombination aus Schwankungen der Sonneneinstrahlung und Vulkanausbrüchen kann die Änderungen der globalen Oberflächentemperatur weitgehend erklären.<ref name="Gray 2010" />  Hinzu kommen [[Natürliche Klimaschwankungen|interne Schwankungen]] des [[Klimasystem]]s und Rückkopplungsmechanismen, wie z.B. die [[Eis-Albedo-Rückkopplung]]. Auch die Änderung der Bodenbedeckung durch die Umwandlung von Wald in Ackerland kann eine Rolle gespielt haben. Manche Forscher halten es sogar für möglich, dass die Abkühlung des Klimas der Nordhalbkugel vom Mittelalter bis zur Kleinen Eiszeit zum größeren Teil durch die Änderung der [[Landnutzung]] verursacht wurde.<ref>Govindasamy, B., P. B. Duffy, and K. Caldeira (2001): Land use changes and Northern Hemisphere cooling, Geophys. Res. Lett., 28, 291- 294; Goosse, H. et al. (2006): The origin of the European ''Medieval Warm Period'', Climate of the Past 2, 99-113</ref>


Das letzte große System der griechischen Philosophie war der [[Neuplatonismus]], der ca. 150 Jahre nach Philo ebenfalls in Alexandria und der alexandrinischen Schule seinen Anfang nahm und den Grundgedanken Philos fortführte. Für den Begründer [[Wikipedia:Ammonios Sakkas|Ammonios Sakkas]] und dessen Schüler [[Plotin]] war das Göttliche das Eine oder Erste, das genau wie bei Philo jenseits aller Bestimmungen und Gegensätze stand. Grundlage war für Plotin zwar weiterhin das Denken der griechischen Philosophie, doch im Unterschied zu der vorangegangenen griechischen Philosophie lag das Höchste für Plotin außerhalb des Denkens und konnte von und in dem begrifflichen Denken in keiner Weise mehr erfasst werden. Dieser Grundgedanke der absoluten Unvorstellbarkeit und Nichtbestimmbarkeit des Höchsten oder Göttlichen in der alexandrinischen Schule bedingt und begründet die negative Theologie.
Auch in der industriellen Ära, die der Weltklimarat [[IPCC]] um 1750 beginnen lässt, hat die Sonne einen Einfluss auf das Klima. Er fällt jedoch über die gesamte Zeit von 1750 bis 2005 mit 0,12 W/m<sup>2</sup> im Vergleich zu dem Nettoantrieb durch den Menschen von 1,6 W/m<sup>2</sup> sehr gering aus.
In diesem Grundgedanken sind negative jüdische bzw. später negative christliche Theologie und philosophischer Neuplatonismus aufs engste miteinander verbunden und enthalten in dieser Unbestimmbarkeit eines Höchsten, Einen gleichzeitig ein mystisches Element. Das mystische Element bedingt sich vor allem durch die Nichtfassbarkeit im begrifflichen Denken und Vorstellen, geht in dieser Nichtfassbarkeit aber noch tiefer. Sie gründet auf einer strikten Trennung der Strukturen von Welt und jenseitigem Einen, wobei dem Einen bei Plotin und später besonders auch bei [[Meister Eckhart]] neben den Kategorien Raum und Zeit selbst die des Seins abgesprochen wird. Die weltlichen Phänomene, die Materie und die Welt selbst gelten in Anlehnung an [[Platon]]s Schatten hier nur noch als aus der Seele oder dem Geist ausquellende Erscheinungen, so dass Plotin in seiner Abhandlung über Ewigkeit und Zeit zu der Aussage gelangt, dass „es außer der Seele keinen anderen Ort für dieses All gibt“. Während in der Neuzeit [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]] in seinem [[Idealismus]] die Erscheinungshaftigkeit der weltlichen Phänomene nur feststellt, ist die geistige Rückkehr in dieses jenseitige Eine das letztendliche Ziel des Neuplatonismus und der mit ihm verbundenen negativen christlichen Theologie, insbesondere später bei Meister Eckhart. Diese Rückkehr kann als dieser Vorgang in oder mit den erscheinungshaften Strukturen der Welt aber weder erreicht noch erkannt werden kann, wodurch sich sowohl das Negative als auch das Mystische in der Konsequenz dieser Theologie ergibt.


=== Das Ende der negativen Theologie in der Antike ===
===20. Jahrhundert und Gegenwart===
[[Bild:Temp solar 20Jh.jpg|thumb|480px|Abb. 5: Anzahl der Sonnenflecken und Temperaturentwicklung seit 1900 ]]
Die [[Aktuelle Klimaänderungen|globale Erwärmung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts]] ist z.T durch eine zunehmende Sonneneinstrahlung bedingt, die wahrscheinlich auch der dominierende Faktor war. Die Abb. zeigt zwischen 1910 und 1940 bei Temperatur und Sonnenfleckenzahl etwa dieselbe Entwicklung. Danach aber folgen beide Faktoren sehr unterschiedlichen Trends. Die Sonnenfleckenzahl der Maxima des 11jährigen [[Schwabe-Zyklus]] nimmt bis etwa 1960 weiterhin stark zu, die Temperaturentwicklung stagniert jedoch bis in die 1970er Jahre. Ab 1980 zeigen die Sonnenfleckenmaxima einen abfallenden Trend, während die globale Mitteltemperatur kräftig ansteigt. Der fehlende Temperaturanstieg nach 1950 wird im allgemeinen durch anthropogene [[Aerosole]] erklärt. Seit etwa 1950 überwiegen eindeutig die anthropogenen Einflüsse, die allerdings durch natürliche Einflussfaktoren wie die Solarstrahlung, [[Vulkanismus|Vulkanausbrüche]] und [[Natürliche Klimaschwankungen|interne Klimaschwankungen]] moduliert werden.


Problematisch war schon damals, dass die negative Theologie dem mehr emotionalen religiösen Verehrungsglauben das Objekt und die Grundlage entzog. Das und die Nähe zu der als heidnisch angesehenen Philosophie war besonders für fundamentalistische Juden und Christen eine Häresie an ihrem jeweiligen vorstellbaren, bildhaften und benennbaren Glauben. Einen der vielen Höhepunkte dieser oft gewalttätigen Auseinandersetzungen in Alexandria stellte die grausame Ermordung der neuplatonischen Philosophin [[Hypatia]] durch die Christen dar.  
In den letzten ca. 30 Jahren sind die Sonnenzyklen durch Satelliten gut belegt.  Die Maxima der [[Schwabe-Zyklus|Schwabe-Zyklen]] zeigen eine deutliche, die Minima eine leichte abnehmende Tendenz. Über den Zeitraum von Ende der 1970er Jahre bis 2000 ist die globale Mitteltemperatur allerdings deutlich um 0,16 °C pro Jahrzehnt angestiegen.<ref name="Lean 2010"> J.L. Lean (2010): Cycles and trends in solar irradiance and climate, WIREs Climate Change 1, 111-122</ref>  Die Sonneneinstrahlung kann diese Temperaturzunahme nicht erklären. Sie ist allenfalls zusammen mit dem starken [[El Niño 1997/98]] an der Erwärmung Ende der 1990er Jahre beteiligt. Ebenso ist davon auszugehen, dass der deutliche Abschwung des Schwabe-Zyklus zwischen 2002 und 2009 einen Einfluss darauf hatte, dass es im neuen Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts trotz weiterhin steigender [[Treibhausgase|Treibhausgaskonzentration]] keine weitere Zunahme der [[Globale Mitteltemperatur|globalen Mitteltemperatur]] gegeben hat.<ref name="Lean 2010" />  Für die ausbleibende Erwärmung der letzten zehn Jahre werden jedoch auch [[Natürliche Klimaschwankungen|interne Klimaschwankungen]] diskutiert, so die vorherrschenden [[ENSO|La-Niña]]-Bedingungen und schwachen El-Niño-Phasen im Pazifik und die Meeresoberflächentemperaturen (SST) im Nordatlantik.<ref name="Latif 2011a">Mojib Latif (2011): Klimavariabilität, El Nino/Southern Oszillation, die Nordatlantische und die Atlantische Multidekadische Oszillation - Mit Anmerkungen zur Vorhersagbarkeit, in: J.L. Lozán, H. Graßl, L. Karbe, K. Reise: Warnsignal Klima: Die Meere - Änderungen & Risiken, Hamburg 2011, 78-89</ref>


Ein durchgehend prägendes Kennzeichen der negativen Theologie ist die Nähe zur [[Wikipedia:Griechische Philosophie|griechischen Philosophie]], besonders in dem damaligen Wissenschaftszentrum [[Wikipedia:Alexandria|Alexandria]],  während die positive christliche Theologie stets mehr vom Wesen des jüdischen Gottesglaubens geprägt ist. Ganz im Gegensatz zur toleranten negativen Theologie, die jedwede Gottesbilder zwar als ein erstes Hilfsmittel akzeptierte, sie letztlich aber restlos alle verleugnete und in Hinsicht auf das wahre Göttliche eben negierte, ist es das Wesen der positiven Theologie, ein ganz bestimmtes Gottesbild als einzig wahr und heilig anzusehen und alle anderen dementsprechend abzuwerten. Als es dann die Vertreter der positiven christlichen Theologie schafften, im Römischen Reich ihren Glauben zur [[Wikipedia:Staatsreligion|Staatsreligion]] zu erheben, wurden entsprechend dieser positiven Theologie alle konkurrierenden, [[Gnostizismus|gnostischen]] Richtungen und hier besonders der [[Neuplatonismus]] und die mit ihm eng verwandte negative Theologie verfolgt und unterdrückt. Im Jahre [[Wikipedia:529|529]] n. Chr. schloss Kaiser  [[Wikipedia:Justinian I.|Justinian]] schließlich die in Athen seit Platon bestehende [[Wikipedia:Platonische Akademie|Akademie]] und verbot jeden weiteren Unterricht in griechischer Philosophie.
== Siehe auch ==
* [https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Sonneneinstrahlung_und_Klima%C3%A4nderungen Sonnenstrahlung und Klimaerwärmung] Artikel im Bildungsserver-Wiki


== Taoismus ==
== Weblinks ==
* Heinz Wanner: [https://naturwissenschaften.ch/service/publications/76016-ist-die-sonne-schuld-am-klimawandel- Ist die Sonne schuld am Klimawandel?], dort zum Download: [http://naturwissenschaften.ch/uuid/425c3884-bfd0-5064-97bb-2bc42f840c81?r=20180809175703_1527106433_778f8a15-6601-5306-93f8-b3dd4529a010 Ist die Sonne schuld am Klimawandel?] (PDF; 10 Seiten)


Da Gott in der negativen Theologie weder Name, Personalität noch vorstellbare Eigenschaften hat, ist Gott der negativen Theologie kaum unterscheidbar von Tao, dem zu Beginn des [Tao Te King] auch alle vorstellbaren Eigenschaften abgesprochen werden.
* Georg Feulner/Toralf Staud: [http://klimafakten.de/behauptungen/behauptung-wegen-sinkender-sonnenaktivitaet-wird-der-klimawandel-demnaechst-pausieren Selbst wenn die Sonnenaktivität zurückgehen sollte, wären die Folgen für die Erderwärmung marginal] - Diskussion bei [http://klimafakten.de klimafaken.de]
* Umweltbundesamt (2012): [http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4247.html Sonne, Treibhausgase, Aerosole, Vulkanausbrüche – gibt es einen Favoriten bei Klimaänderungen?]
* U. Cubasch (2009): [https://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2012/11/12_cubasch.pdf Die Rolle der Sonne im Klimasystem], Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin 103, 149–158
<!--- INVALIDE URL ==>
* [http://www.pmodwrc.ch/basecamp/DieVariabilitaetderSonne.html Die Variabilität der Sonne] Animationsfilm des Physikalisch-Meteorologischen Observatoriums Davos
* [http://www.swpc.noaa.gov/SolarCycle/ Solar Cycle Progression] Der jüngste Solarcyklus (NOAA) --->
* [http://solarscience.msfc.nasa.gov/images/ssn_predict_l.gif Cycle 24 Sunspot Number Prediction] Der jüngste Solarcyklus (NASA)
* [http://sidc.oma.be/sunspot-index-graphics/sidc_graphics.php Sunspot index graphics] Solar Influences Data Analysis Center (Belgien)
* Florian Freistetter  (ScienceBlogs, 12.07.2017  Klimawandel-Mythen 04): [http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2017/07/12/schuld-am-klimawandel-ist-die-sonnenaktivitaet-klimawandel-mythen-04/ Schuld am Klimawandel ist die Sonnenaktivität!]


== Die negative Theologie im Mittelalter ==
== Einzelnachweise ==
<references/>


=== Eine neue Blüte durch Meister Eckhart ===
== Lizenzhinweis ==
Diesser Artikel steht unter eine [https://creativecommons.org/licenses/?lang=de CC-Lizenz].


Trotz Verfolgung und Verbots lebte die negative Theologie auch in der Spätantike und im Mittelalter fort. Das entscheidende Bindeglied zum Mittelalter hin war ein, wohl wegen der widrigen Umstände, unbekannt bleibender Autor, der unter dem Pseudonym [[Dionysius Areopagita]] verschiedene Schriften veröffentlichte, in denen er erneut versuchte, das Christentum mit der heidnischen griechischen Philosophie zu verbinden, so wie es schon Philo 500 Jahre zuvor mit dem Judentum getan hatte. Da Dionysius mit einem in der Apostelgeschichte genannten gleichnamigen Athener verwechselt wurde (oder verwechselt werden sollte), wurden seine Schriften im Mittelalter intensiv gelesen und kommentiert. Besonders bei [[Meister Eckhart]] gelangte die negative Theologie auf diese Weise zu einer neuen Blüte.
[[Kategorie:Klimawandel]]


Meister Eckhart erklärt ausdrücklich, dass die Heilige Schrift mit der Philosophie und damit auch dem Naturerkennen übereinstimmt, weil es nur eine einzige „Quelle und Wurzel der Wahrheit“ geben kann. Eckharts Ansatz und Methode ist es daher, genau wie bei Philo und Dionysius, den religiösen Glauben durch die Vernunftgründe der Philosophen auszulegen. In seinen lateinischen Werken sagt Eckhart: „Demgemäß wird also die Hl. Schrift sehr angemessen so erklärt, dass mit ihr übereinstimmt, was die Philosophen über die Natur der Dinge und ihre Eigenschaften geschrieben haben, zumal aus einer Quelle und einer Wurzel der Wahrheit alles hervorgeht, was wahr ist, sei es im Sein, sei es im Erkennen, in der Schrift und in der Natur“ (Meister Eckhart, Lat. Werke III, S. 154-155). 
(Dieser Artikel basiert auf dem Artikel [https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Sonneneinstrahlung_und_Klima%C3%A4nderungen Sonneneinstrahlung und Klimaänderung] aus dem [https://www.bildungsserver.de/Bildungsserver-Wikis-5277-de.html Bildungsserver-Wiki]]. Der Artikel unterliegt einer [https://creativecommons.org/licenses/?lang=de CC-Lizenz]. Eine Liste der Autoren findet sich in der [https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php?title=Sonneneinstrahlung_und_Klima%C3%A4nderungen&action=history Versionsgeschichte des Artikels].)
 
Meister Eckhart überwindet in seiner Theologie dabei die personale, dreieinige Gottesvorstellung hin zu dem unvorstellbaren „einigen Einen“. Auch in seinen Aussagen zum Wesen der Welt wird Eckharts Nähe zum Neuplatonismus deutlich, wie etwa in Predigt 43 (nach der Predigt-Zählung der Diogenes-Ausgabe von J. Quint): „Dort, wo niemals Zeit eindrang, niemals ein Bild hineinleuchtete: im Innersten und im Höchsten der Seele erschafft Gott die ganze Welt“.
 
In der Sohn-Erkenntnis wird bei Eckhart dieses Eine nur in einem, wie er es in Predigt 57 (Quint) ausdrückt, „nichterkennenden Erkennen“ erfasst, so dass die negative Theologie selbst in der Sohn-Erkenntnis nicht aufgehoben wird, ja das ist gerade der entscheidende Aspekt der Sohn-Erkenntnis. Denn das höchste Eine ist für Meister Eckhart letztlich, wie er es in Predigt 23 (Quint) nennt, „das verborgene Dunkel der ewigen Gottheit und ist unerkannt und ward nie erkannt und wird nie erkannt werden.“
 
=== Die Definition der negativen Theologie durch Heinrich Seuse ===
 
Meister Eckharts Schüler [[Heinrich Seuse]] verweist im I. Abschnitt in seinem „Buch der Wahrheit“ auf den „Kern der Heiligen Schrift“, den er im folgenden II. Abschnitt als eine gleichzeitige Definition der negativen Theologie näher erläutert. Darin heißt es, dass es allen Menschen, die wieder in das Eine geführt werden sollen, nützlich ist, den Ursprung von sich und allen Dingen zu wissen, da dort auch ihr letztes Ziel ist. Dieses nützliche Wissen steht für Seuse als Kern der Heiligen Schrift bei Dionysius, der nach Seuses Aussage dieses Eine unverhüllt geschaut hat.
Das, was dort im einigen Einen geschaut wurde, ist aber nun als Kern dieser negativen Theologie vor allem, dass dieses einige Eine „mit allen Namen letztlich ungenannt bleibt“, wobei der Name immer auch die Natur und die Definition des genannten Dinges ausdrückt. Der Kern der Heiligen Schrift und gleichzeitig die Definition der negativen Theologie ist demnach also, dass in dem unverhüllten Schauen des Einen dieses Eine paradoxerweise gerade nicht erkannt, gewusst und benannt werden kann. Die Natur des genannten einfachen Seins ist, wie es bei Seuse heißt, „endlos, unermesslich und unbegreiflich für alles kreatürliche Denken“, so dass „allen gelehrten Theologen bekannt ist, dass eben dieses Wesen, das keine Weise hat, auch ohne Namen ist“. Weiter sagt Seuse hier als konkrete Definition der negativen Theologie über diesen Kern des christlichen Glaubens:
 
:''Und darum sagt Dionysius in dem Buch >Von den göttlichen Namen<, Gott sei ein »Nichtsein« oder ein »Nichts«, und das ist in Bezug auf alles Sein und jedes bestimmte Etwas zu verstehen, das wir ihm nach kreatürlicher Weise zulegen können. Denn »was man ihm in dieser Weise zuschreibt, das ist alles in gewissem Sinn falsch, und seine Verneinung ist wahr«. Und daher könnte man ihn ein »ewiges Nichts« nennen. Andererseits, will man von etwas sprechen, wie erhaben und über alles Verstehen es ist, so muss man ihm irgend einen Namen geben.''
 
Für die negative Theologie sind in dieser Weise alle Aussagen über das jenseitige Eine, Absolute nur austauschbare Hilfsmittel oder Krücken, die als solche der Verehrung nicht wert sind. Letztlich erkennt die negative Theologie keine Aussage über das Göttliche an, geschweige denn ein Dogma. In einer negativen Theologie würden daher alle Widersprüche zwischen und Spaltungen in den Religionen mit einem Schlage behoben. Über etwas, das nicht erkannt, benannt und definiert werden kann, kann auch nicht gestritten werden.
 
=== Das erneute Ende der negativen Theologie durch die Inquisition ===
 
Doch wie schon in der Antike geriet auch im Mittelalter die negative Theologie in Konflikt mit dem Wesen und  [[Wikipedia:Dogma|Dogma]]tismus der positiven Theologie. Meister Eckhart wurde als einziger Theologe von Rang des gesamten Mittelalters vor ein  [[Wikipedia:Inquisition|Inquisition]]sgericht gestellt und verurteilt. Mit diesem Prozess und dem allgemeinen Verbot der Schriften und Gedanken Meister Eckharts fand die negative ''Theologie'' im Mittelalter ihr abruptes Ende.
 
== Die Unterschiede der Theologien von Meister Eckhart und Nikolaus von Kues ==
 
[[Wikipedia:Nikolaus von Kues|Nikolaus von Kues]], der ca. 100 Jahre nach Eckhart an der Schwelle des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit lebte, sah sich als ein Vertreter der negativen Theologie und wird bis heute so verstanden. Doch hinsichtlich Eckarts Theologieverständnis sind bei Nikolaus von Kues entscheidende Abweichungen feststellbar, die das Besondere der negativen Theologie von Meister Eckhart veranschaulichen. Meister Eckhart kennt entsprechend seines neuplatonischen Weltverständnisses kein Gottesreich in der Zeit als nach dieser Welt, in dem dann auch noch andere weltliche Kategorien wie die der Personalität oder die von gut und böse enthalten sind. Er sagt stattdessen: „Nehme ich aber das Nun, so begreift das alle Zeit in sich. Das Nun, in dem Gott die Welt erschuf, das ist dieser Zeit so nahe wie das Nun, in dem ich jetzt spreche, und der jüngste Tag ist diesem Nun so nahe wie der Tag, der gestern war“ (Quint 1979, S. 196). Der Theologe Udo Kern stellt den entscheidenden Aspekt der negativen Theologie Eckharts fest, wenn er sagt: „Der Mensch erreicht hier [in der göttlichen Schau] nach Eckhart die beatitudo. Eine in diesem Sinne noch ausstehende qualitätsmäßig noch zu steigernde beatitudo kennt er nicht. Eckhart dechiffriert die endeschatologischen Aussagen ins Präsentisch-Eschatologische“ (Kern 2003, S. 244).
 
Ganz anders sieht das Nikolaus von Kues. Er spricht in seiner negativen Theologie zwar zunächst auch von der Einheit in Gott als „‚Einer und Alles’ oder ‚Alles in eins’“ (v. Kues, Buch I 2002, S. 97) und sagt: „Im Voraufgehenden wurde erwiesen, dass die Auferstehung der Menschen sich jenseits allen Geschehens, jenseits von Zeit, Quantität, und was sonst der Zeit unterworfen ist, ereignet“ (v. Kues, Buch III 1999, S. 73). Doch mit der Auferstehung verbindet Nikolaus von Kues nicht wie Eckhart allein die Gottesschau im Hier und Jetzt, die darin das geistige Zunichtewerden alles Weltlichen inklusive Raum und Zeit und besonders des Kreatur-Seins zur Voraussetzung hat, sondern die Auferstehung der menschlichen Kreaturen in der Zeit und dem Sein als Kreatur in unendlich viel Zeit. Nikolaus von Kues sagt: „Der Mensch Christus ist auferstanden; deshalb werden alle Menschen, wenn das gesamte zeitlicher Vergänglichkeit unterliegende Geschehen aufhört, durch ihn auferstehen, um in Ewigkeit unvergänglich zu sein“ (v. Kues, Buch III 1999, S. 55-57). Weiter heißt es: „Es werden also alle durch Christus auferstehen [‚Gute wie Schlechte’], aber nicht alle wie Christus und in ihm durch die Vereinigung mit ihm, sondern nur diejenigen, die durch Glaube, Hoffnung und Liebe mit Christus vereint sind“ (v. Kues, Buch III 1999, S. 57), wobei „auch die Strafen der Verdammten gleichfalls alle erdenklichen und beschreibbaren Strafen übersteigen“ (v. Kues, Buch III 1999, S. 73). Eckhart kennt diese Unterscheidungen im göttlichen Jenseits nicht („keinerlei Unterschied“ Quint 1979, S. 186). Unterscheidungen bedingen kein einheitliches Jenseits mehr, sondern sind praktisch eine Erweiterung der Welt ins Jenseitige. Nikolaus von Kues sagt dann etwas Entscheidendes, das zeigt, dass diese unterschiedlichen negativen Theologieverständnisse nicht theoretische Haarspaltereien, sondern gerade heute von zentraler Bedeutung sind: „Du siehst, wenn ich mich nicht täusche, dass es keine vollkommene, die Menschen zum letzten, heißersehnten Ziel des Friedens führende Religion gibt, die Christus nicht als Mittler und Erlöser, als Gott und Mensch, als Weg, Leben und Wahrheit umfasst“ (v. Kues, Buch III 1999, S. 57-59). Nikolaus von Kues beklagt in der weiteren Ausführung dieses Satzes die Unstimmigkeit des Glaubens der Sarazenen oder Mohammedaner, die die Gottheit des Menschen Christus leugnen. „Sie sind in der Tat verblendet, weil sie Unmögliches behaupten“ (v. Kues, Buch III 1999, S. 59). „Mit diesen bekennen die Juden gleicherweise den Messias als größten, vollkommensten und unsterblichen Menschen, dessen Gottheit sie, durch dieselbe teuflische Blindheit gehindert, leugnen“ (v. Kues, Buch III 1999, S. 59).
 
Meister Eckhart versteht die biblischen Figuren genau wie [[Philo]] nur allegorisch als Kräfte der Seele („»Petrus« besagt soviel wie Erkenntnis“, Quint 1979, S. 165). Auch der Sohn steht bei Eckhart nur allegorisch für die höchste (Selbst-) Erkenntnis des göttlichen Urgrundes in der Seele (auch als „Funke“) und damit nahe dem griechischen Logos-Begriff für die Geschaffenheit und Erscheinungshaftigkeit der Welt und des Seins, nicht dagegen für eine reale und absolute göttliche Person, die darin stets mit weiteren Jenseitsvorstellungen und –erwartungen verbunden ist. Wenn der Mensch in der höchsten Erkenntnis sein Kreatur-Sein und die Welt überwindet, ist er bei Eckhart Sohn, wobei gilt: „Wo der Vater seinen Sohn in mir gebiert, da bin ich derselbe Sohn und nicht ein anderer“ (Quint 1979, S. 172). Doch auch dieses relativierte Sohn-Sein wird bei Eckhart noch überstiegen, wenn er sagt: „es will in den einfaltigen Grund, in die stille Wüste, in die nie Unterschiedenheit hineinlugte, weder Vater noch Sohn noch Heiliger Geist“ (Quint 1979, S. 316). Meister Eckhart negiert in seiner negativen Theologie im Gegensatz zu Nikolaus von Kues die christlichen Jenseitsvorstellungen nicht nur auf der begrifflichen Ebene, sondern auch auf der Ebene des Seins, d.h. restlos alle religiösen Vorstellungen sind nicht dogmatisch als real und absolut zu nehmen, sondern als bloße und im Grunde austauschbare Hilfsmittel (im Sinne von Dionysius: „Andererseits, will man von etwas sprechen, wie erhaben und über alles Verstehen es ist, so muss man ihm irgend einen Namen geben“). Bestätigt wird das dadurch, dass Eckhart oft heidnische Meister in einem zustimmenden Sinn zitiert und deren Aussagen manchmal sogar über die der Schrift stellt (Quint 1979, S. 219). Eckharts negative Theologie besitzt bezüglich der von Nikolaus von Kues nicht nur ein anderes Sohn-Verständnis, sondern eine völlig andere [[Wikipedia:Eschatologie|Eschatologie]]. Bei Eckhart geht es um die Erkenntnis des wahren Wesens der Welt, ihres verborgenen Urgrundes und um die Identifikation mit diesem einheitlichen Urgrund, nicht dagegen um die Rettung der Kreaturen und des weltlichen Selbstverständnisses in diesen Urgrund. Dabei wird Eckharts negative Theologie im Gegensatz zu der von Nikolaus von Kues mit dessen realen göttlichen Sohn nicht von der [[Wikipedia:Religionskritik|Religionskritik]] von Kant berührt, sondern besitzt über den Neuplatonismus vielmehr eine gemeinsame Wurzel mit Kants idealistischer Philosophie. In dem Verständnis der negativen Theologie als Folge der widerspruchsfreien Vereinigung der Religion mit der Philosophie und der menschlichen Vernunft, wie es von Philo angestoßen wurde und für die heute statt Platon Kant als wichtigster und entscheidender philosophischer Bezug angesehen werden kann, kann die Theologie von Nikolaus von Kues nicht als Fortgang der antiken und mittelalterlichen negativen Theologie verstanden werden. Es ist nach Kants Religionskritik nicht vernünftig, eine bestimmte göttliche oder metaphysische Vorstellung als real (und darin immer auch „positiv“) zu nehmen, wobei uns das „die Vernunft aus der Natur der Handlungen selbst lehrt“ (Kant 1787, B 847).
 
== Die Bedeutung einer negativen Theologie in der heutigen Welt ==
 
In der modernen, [[Wikipedia:Globalisierung|globalisierten]] Welt prallen die verschiedenen [[Kultur]]en und [[Wikipedia:Religion|Religion]]en mit ihren [[Wikipedia:Gottesbild|Gottesbild]]ern aufeinander und bilden oftmals das Motiv oder den Hintergrund gewalttätiger Auseinandersetzungen (Schlagwort [[Wikipedia:Kampf der Kulturen|Kampf der Kulturen]]). Weder die [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]] noch die moderne [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Naturwissenschaft]] kann dabei eines dieser einander widersprechenden Gottesbilder als wahr bestätigen, um so den religiös geprägten Auseinandersetzungen den Boden zu entziehen. Die negative Theologie bietet hier allein aufgrund ihrer Entstehung in der Alexandrinischen Philosophie, sowie ihrer Nähe zum Neuplatonismus und der damit gegebenen Verwandtschaft zum neuzeitlichen Idealismus noch am ehesten die Chance nicht nur zu einem [[Wikipedia:Interreligiöser Dialog|interreligiösen Dialog]], sondern auch einer  interdisziplinären Verständigung und Problemlösung. So lehnt etwa [[Wikipedia:Immanuel Kant|Kant]] in seiner [[Religionskritik]] die Gottesvorstellungen und -bilder nicht gänzlich ab. Er sagt aber, dass sie nur dazu geschaffen worden sind, den notwendigen moralischen Gesetzen "Effekt zu geben" (Kant, ''KRV'', B 846). Wenn dagegen die Vorstellungen oder Ideen eines höchsten Wesens als "unmittelbare Kenntnis neuer Gegenstände“ oder als reales Sein verstanden werden, von denen dann umgekehrt die moralischen Gesetze erst abgeleitet werden, so ist das nach Kant "schwärmerisch oder wohl gar frevelhaft" und muss "die letzten Zwecke der Vernunft verkehren und vereiteln" (Kant, ''KRV'', B 847). Das Absolute kann für Kant nicht bestimmt werden, obwohl er es selbst hinter den Phänomenen der Welt voraussetzt.
 
Manche Autoren, die sich in der Bewältigung drängender religiöser Probleme der Gegenwart engagierten, wie besonders der Philosoph [[Wikipedia:Willi Oelmüller|Willi Oelmüller]] in seiner philosophischen Rede von Gott, gehen davon aus, dass die drei abrahamitischen Religionen die aufklärerische Kritik an anthropomorphen Gottesbildern und Gottesvorstellungen durch die gemeinsame Tradition des Bilderverbotes immer schon in sich tragen und vorweggenommen haben - jedenfalls in einem Teil ihrer Überlieferungen. Da dieses Bilderverbot der negativen Theologie zugeordnet werden kann, heißt das, dass eine mit einer neuzeitlichen aufklärerischen Philosophie verbundene negative Theologie auch so verstanden werden kann, dass sie den Religionen nicht schaden, sondern sie vielmehr zu ihren eigentlichen Wurzeln führen würde. Nichts anderes war auch früher schon die Absicht so wichtiger Vertreter der negativen Theologie wie Philo von Alexandria und Meister Eckhart, indem sie einen vorhandenen Glauben mit Philosophie als einem kritischen und logischen Denken zu einer dadurch negativen Theologie verbanden.
 
== Kritik ==
Die Grenzen einer rein negativen Theologie liegen, wie besonders [[Wikipedia:Karl Rahner|Karl Rahner]] betont hat, in ihrer anthropologischen Grundentscheidung. Das Ziel, Gott und Göttliches von raum-zeitlicher und verbal-rationaler Einengung und Besitzbarkeit frei zu halten, steht im unauflösbaren Widerspruch zum Bedürfnis vieler Menschen, das Transzendente gemeinschaftlich, verbal und rituell zu verehren. Negative Theologie, die sich nicht als Korrektiv, sondern absolut versteht, muss dieses Bedürfnis anerkennen und ernst nehmen. Einige Theologen gehen demgegenüber von einem Konzept der Selbstmitteilung des Göttlichen aus. Einigen Kritikern zufolge geschieht dies um den Preis interreligiöser Rechthaberei, der immer wieder konfliktträchtig sei.
 
== Wichtige Werke ==
* Plotin: ''Über Ewigkeit und Zeit'', übersetzt von W. Beierwaltes, Frankfurt/M. 1995
* H. Seuse: ''Das Buch der Wahrheit'', hrsg. von L. Sturlese, R. Blumrich, Hamburg 1993
* J. Quint: ''Meister Eckehart: Deutsche Predigten und Traktate'', München 1963 (zuletzt als Diogenes-Taschenbuch, Zürich 1990)
* Meister Eckhart, ''Die lateinischen Werke Bd. III'', hrsg. und übers. von Karl Christ u.a., Stuttgart 1994, ISBN 3-17-001085-9
* Nikolaus von Kues: ''Die belehrte Unwissenheit'', Buch 1-3, Hamburg 1999 und 2002
 
== Literatur ==
* M. Clauss: ''Alexandria – Schicksale einer antiken Weltstadt''. Stuttgart 2003
* J. Halfwassen: ''Plotin und der Neuplatonismus'', München 2004
* P. Deussen: ''Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Religionen'', II. Band, Leipzig 1911
* I. Kant: ''Kritik der reinen Vernunft'', B = 2. Auflage 1787, zitiert nach der Ausgabe Meiner, Hamburg 1998
* Udo Kern: ''„Gottes Sein ist mein Leben“ - Philosophische Brocken bei Meister Eckhart'', Berlin 2003
 
[[Kategorie:Christliche Mystik|M]]
[[Kategorie:Negative Theorie]]
[[Kategorie:Meister Eckhart]]
[[Kategorie:Theologie]]
[[Kategorie:Mystik]]
{{Wikipedia}}

Version vom 13. Januar 2020, 17:10 Uhr

Es ist nach wie vor völlig ungeklärt, wie hoch der anthropogene Anteil am Klimawandel ist, und wie hoch der solare Anteil. In diesem Artikel soll es um Aspekte des solaren Klimawandels gehen.

Der Einfluss der Erdbahnparameter

Abb. 1: Skizze der wesentlichen Änderungen in Position und Umlaufbahn der Erde mit den jeweiligen Periodendauern

Die Erde bewegt sich nicht gleichmäßig wie ein Uhrwerk um die Sonne, sondern weist aufgrund der Anziehungskraft durch andere Planeten und den Mond regelmäßige und daher berechenbare Abweichungen davon auf, die sich auf die Einstrahlung der Sonne auswirken. Diese Erdbahnparameter sind der wesentliche Anstoß für den Wechsel von Kalt- und Warmzeiten in den Eiszeitaltern der Erde, bei denen die globale Mitteltemperatur um ca. 5 °C schwankt. Die wichtigsten Änderungen der Erdbahnparameter sind erstens Abweichungen der elliptischen Erdbahn von der Kreisbahn, die sog. Exzentrizität, zweitens Variationen in der Neigung der Erdachse gegen die Erdbahnebene die Obliquität, und drittens Pendelbewegungen der Achse der Erde, die Präzession (Abb. 1).

Die Abweichung der elliptischen Erdbahn von der Kreisbahn, besitzt mit 2,4 W/m2 der Solarkonstanten den geringsten Effekt auf die Solarstrahlung, der sich allerdings auf den gesamten Globus und nicht nur auf bestimmte Breiten auswirkt. Einen größeren Einfluss hat mit ca. 20 W/m2 bei z.B. 50 °N die Variation in der Neigung der Erdachse gegen die Erdbahnebene, allerdings nur in den höheren Breiten und so, dass die Effekte auf Nord- und Südhalbkugel sich weitgehend ausgleichen. Noch größer ist mit 70 bis 100 W/m2 bei 50 °N der Effekt der Präzession, die die Jahreszeiten auf der Erdbahn um die Sonne wandern lässt, so dass manchmal der Nord-Winter den sonnenächsten Punkt (Perihel) durchläuft, manchmal der Nord-Sommer.

In der Summe kommt es zu komplizierten Überlagerungen und Abhängigkeiten der einzelnen Effekte. So ist die Präzession von der Exzentrizität abhängig und verstärkt deren Wirkung, so dass der Wechsel von Warm- und Kaltzeiten im wesentlichen die 100.000-Jahresperiode der Exzentrizität widerspiegelt. Obliquität und Präzession sind für die globale Temperatur allein wenig wirksam, da die gegensätzlichen Wirkungen auf Nord- und Südhemisphäre sich im globalen Mittel aufheben und die atmosphärische und ozeanische Zirkulation für einen verhältnismäßig raschen Energieausgleich sorgt. Um eine Eiszeit herbeizuführen ist aber nicht die mittlere Bestrahlung entscheidend, sondern die sommerliche Einstrahlung auf der Nordhalbkugel. Im Winter ist es ohnehin kalt genug für Eis in der Arktis. Wenn zusätzlich aber die Sommer so kalt sind, dass weniger Eis schmilzt als sich im Winter gebildet hat, wachsen die Eismassen im nächsten Winter, und es kommt es zu einer Eiszeit.

Auch die Unterschiede zwischen einzelnen Warm- und Kaltzeiten sind durch die Erdbahnparameter bedingt. So lag die Sonneneinstrahlung vor 125 000 Jahren, in der letzten Warmzeit, dem Eem, auf der Nordhemisphäre der Erde im Sommer um ca. 10–20 % höher als heute. Das Eem war daher im globalen Mittel um etwa 2 °C wärmer als das Holozän. Vor allem in den mittleren und höheren Breiten der Nordhalbkugel war es wesentlich wärmer als heute. Das arktische Meereis war weitgehend abgeschmolzen.[1]

Allerdings sind die Unterschiede in der Sonneneinstrahlung durch die Schwankungen der Erdbahnparameter viel zu schwach, um das ganze Ausmaß der Temperaturunterschiede zwischen Kalt- und Warmzeiten zu erklären. Tatsächlich lässt sich aus ihnen nur ein Temperaturunterschied von höchstens 0,5 °C ableiten, während der wirkliche Unterschied typischerweise bei 5 °C lag. Es muss also Prozesse im Klimasystem selbst geben, die durch positive Rückkopplungen den solaren Antrieb wesentlich verstärkt haben. Dabei handelt es sich um die Albedo, vor allem der Eis-Albedo, und zweitens die Wirkung der Treibhausgasen der Atmosphäre, vor allem von Kohlendioxid.

Der Einfluss der Sonnenaktivität

Abb. 2: Der aktuelle Schwabe-Zyklus: Sonnenflecken zwischen 1985 und 2015

Solarzyklen

Die Änderungen der Erdbahnparameter sind für Schwankungen der Sonneneinstrahlung auf Zeitskalen von mehreren tausend Jahren verantwortlich. Die Schwankungen der Solarstrahlung auf kurzen Zeitskalen von Jahrzehnten hängen dagegen von den Aktivitäten auf der Sonne selbst ab. In den letzten 1200 Jahren haben sich die Erdbahnparameter aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wesentlich verändert. Unterschiedliche Sonneneinstrahlung wurde in diesem Zeitraum hauptsächlich durch eine verschiedene Abstrahlung von der Sonnenoberfläche verursacht, deren elektromagnetische und Partikelstrahlung gewissen Zyklen unterliegt. Von besonderer Bedeutung ist der 11jährige Schwabe-Zyklus (Abb. 2). Daneben gibt es den Gleissberg-Zyklus mit einer Periode von ca. 80 Jahren.

Die Änderungen der Strahlungs-Zyklen sind jedoch verhältnismäßig klein und besitzen daher auch nur geringe Auswirkungen auf das Klima. Die mittlere Sonneneinstrahlung an der Obergrenze der Atmosphäre beträgt 239 W/m2. Die 11-jährige Schwankung bewirkt daran eine Änderung von nur 0,17 W/m2 oder 0,07 % zwischen Maximum und Minimum. Von größerer Bedeutung sind längerfristige Änderungen der Strahlung über mehrere Zyklen hinweg. So wird über die letzten 30 Jahre eine Änderung von 0,017 W/m2 pro Jahrzehnt angenommen. Zum Vergleich ist der Strahlungsantrieb durch Treibhausgase mit 0,30 W/m2 pro Jahrzehnt in diesem Zeitraum etwa 17 Mal höher.[2] Auch die längerfristigen Trends der Solarstrahlung sind in der Größenordnung von Jahrhunderten relativ klein in ihrer Wirkung. So wird vom IPCC 2007 die Zunahme der Solarstrahlung seit 1750 auf 0,12 % geschätzt, was einem Strahlungsantrieb von 0,3 W/m2 entspricht. Der anthropogene Strahlungsantrieb durch langlebige Treibhausgase beträgt dagegen 2,6 W/m2.[3]

Die letzten 1000 Jahre

Die quantitativen Abschätzungen früherer Schwankungen der Sonneneinstrahlung sind mit großen Unsicherheiten behaftet. Direkte Messungen der Sonneneinstrahlung an der Obergrenze der Atmosphäre durch Satelliten gibt es erst seit November 1978. Für die Zeit davor stützt man sich auf de Zählung von Sonnenflecken, die bis 1610 zurückreicht. Die frühere Sonnenaktivität wird durch die Radionuklide 10Be und 14C in Eiskernen und Baumringen als Proxy-Daten mit der sog. Radiokohlenstoffmethode abgeschätzt. Je weiter man in die Vergangenheit zurückgeht, desto unsicherer werden daher die gewonnenen Daten.

Datei:Solar temp 1000.jpg
Abb. 3: Sonneneinstrahlung und Vulkanismus in den letzten 1000 Jahren

Die beiden auffälligsten vorindustriellen Klimaschwankungen der letzten 1000 Jahre auf der Nordhalbkugel, die Mittelalterliche Warmzeit und die Kleine Eiszeit, können dennoch durch die Sonneneinstrahlung bis zu einem gewissen Grad erklärt werden. So wurden während des sog. Maunder-Minimums, der kältesten Phase der Kleinen Eiszeit von 1645 bis1715, so gut wie keine Sonnenflecken beobachtet. Auch im 15. und 16. Jahrhundert war die Sonnenfleckenzahl vermutlich sehr gering, worüber aber keine Beobachtungen vorliegen. Während der Mittelalterlichen Warmzeit war die Sonneneinstrahlung dagegen wahrscheinlich ähnlich hoch wie im 20. Jahrhundert. Der Strahlungsantrieb während der Kleinen Eiszeit war allerdings nur um 0,2 W/m2 geringer als heute.[4][2]

Datei:Sunspot Numbers 1600-2000.png
Abb. 4: Anzahl der Sonnenflecken seit dem Maunder-Minimum

Neben den Schwankungen der Sonneneinstrahlung gab es noch andere Einflüsse auf das Klima, vor allem Vulkanausbrüche. Eine Kombination aus Schwankungen der Sonneneinstrahlung und Vulkanausbrüchen kann die Änderungen der globalen Oberflächentemperatur weitgehend erklären.[2] Hinzu kommen interne Schwankungen des Klimasystems und Rückkopplungsmechanismen, wie z.B. die Eis-Albedo-Rückkopplung. Auch die Änderung der Bodenbedeckung durch die Umwandlung von Wald in Ackerland kann eine Rolle gespielt haben. Manche Forscher halten es sogar für möglich, dass die Abkühlung des Klimas der Nordhalbkugel vom Mittelalter bis zur Kleinen Eiszeit zum größeren Teil durch die Änderung der Landnutzung verursacht wurde.[5]

Auch in der industriellen Ära, die der Weltklimarat IPCC um 1750 beginnen lässt, hat die Sonne einen Einfluss auf das Klima. Er fällt jedoch über die gesamte Zeit von 1750 bis 2005 mit 0,12 W/m2 im Vergleich zu dem Nettoantrieb durch den Menschen von 1,6 W/m2 sehr gering aus.

20. Jahrhundert und Gegenwart

Datei:Temp solar 20Jh.jpg
Abb. 5: Anzahl der Sonnenflecken und Temperaturentwicklung seit 1900

Die globale Erwärmung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist z.T durch eine zunehmende Sonneneinstrahlung bedingt, die wahrscheinlich auch der dominierende Faktor war. Die Abb. zeigt zwischen 1910 und 1940 bei Temperatur und Sonnenfleckenzahl etwa dieselbe Entwicklung. Danach aber folgen beide Faktoren sehr unterschiedlichen Trends. Die Sonnenfleckenzahl der Maxima des 11jährigen Schwabe-Zyklus nimmt bis etwa 1960 weiterhin stark zu, die Temperaturentwicklung stagniert jedoch bis in die 1970er Jahre. Ab 1980 zeigen die Sonnenfleckenmaxima einen abfallenden Trend, während die globale Mitteltemperatur kräftig ansteigt. Der fehlende Temperaturanstieg nach 1950 wird im allgemeinen durch anthropogene Aerosole erklärt. Seit etwa 1950 überwiegen eindeutig die anthropogenen Einflüsse, die allerdings durch natürliche Einflussfaktoren wie die Solarstrahlung, Vulkanausbrüche und interne Klimaschwankungen moduliert werden.

In den letzten ca. 30 Jahren sind die Sonnenzyklen durch Satelliten gut belegt. Die Maxima der Schwabe-Zyklen zeigen eine deutliche, die Minima eine leichte abnehmende Tendenz. Über den Zeitraum von Ende der 1970er Jahre bis 2000 ist die globale Mitteltemperatur allerdings deutlich um 0,16 °C pro Jahrzehnt angestiegen.[6] Die Sonneneinstrahlung kann diese Temperaturzunahme nicht erklären. Sie ist allenfalls zusammen mit dem starken El Niño 1997/98 an der Erwärmung Ende der 1990er Jahre beteiligt. Ebenso ist davon auszugehen, dass der deutliche Abschwung des Schwabe-Zyklus zwischen 2002 und 2009 einen Einfluss darauf hatte, dass es im neuen Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts trotz weiterhin steigender Treibhausgaskonzentration keine weitere Zunahme der globalen Mitteltemperatur gegeben hat.[6] Für die ausbleibende Erwärmung der letzten zehn Jahre werden jedoch auch interne Klimaschwankungen diskutiert, so die vorherrschenden La-Niña-Bedingungen und schwachen El-Niño-Phasen im Pazifik und die Meeresoberflächentemperaturen (SST) im Nordatlantik.[7]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. U. Cubasch (2009): Die Rolle der Sonne im Klimasystem, Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin 103, 149–158
  2. 2,0 2,1 2,2 Gray, L.J., et al. (2010): Solar influence on climate, Reviews of Geophysics 48, doi:10.1029/2009RG000282
  3. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 2.7.1.2
  4. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group I: The Science of Climate Change, 9.2.1.3
  5. Govindasamy, B., P. B. Duffy, and K. Caldeira (2001): Land use changes and Northern Hemisphere cooling, Geophys. Res. Lett., 28, 291- 294; Goosse, H. et al. (2006): The origin of the European Medieval Warm Period, Climate of the Past 2, 99-113
  6. 6,0 6,1 J.L. Lean (2010): Cycles and trends in solar irradiance and climate, WIREs Climate Change 1, 111-122
  7. Mojib Latif (2011): Klimavariabilität, El Nino/Southern Oszillation, die Nordatlantische und die Atlantische Multidekadische Oszillation - Mit Anmerkungen zur Vorhersagbarkeit, in: J.L. Lozán, H. Graßl, L. Karbe, K. Reise: Warnsignal Klima: Die Meere - Änderungen & Risiken, Hamburg 2011, 78-89

Lizenzhinweis

Diesser Artikel steht unter eine CC-Lizenz.

(Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Sonneneinstrahlung und Klimaänderung aus dem Bildungsserver-Wiki]. Der Artikel unterliegt einer CC-Lizenz. Eine Liste der Autoren findet sich in der Versionsgeschichte des Artikels.)