Nous: Unterschied zwischen den Versionen

Aus AnthroWiki
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(10 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Als '''Nous''', ([[Wikipedia:Altgriechische Sprache|griech.]] {{Polytonisch|νοῦς}} ''{{lang|grc-Latn|nous}}'') wird schon bei [[Wikipedia:Homer|Homer]] das [[mensch]]liche [[Erkenntnis]]vermögen bezeichnet.
Als '''Nous''' ({{ELSalt|νοῦς}}, ''{{lang|grc-Latn|nous}}'' „[[Geist]], [[Intellekt]], [[Verstand]], [[Vernunft]]“) wird schon bei [[Wikipedia:Homer|Homer]] das [[mensch]]liche [[Erkenntnis]]vermögen bezeichnet. [[Wikipedia:Parmenides|Parmenides]] und [[Wikipedia:Demokrit|Demokrit]] setzten den ''nous'' weitgehend mit der [[Psyche]] ([[Seele]]) gleich und [[Platon]] und [[Aristoteles]] verstanden darunter den erhabensten, göttlichen Teil der derselben. [[Aristoteles]] hat dafür den [[Begriff]] [[Dianoetikon]] geprägt, der im wesentlichen mit dem der [[Bewusstseinsseele]] identisch ist. Im [[Trichotomie|trichotomen]] Menschenbild des [[Wikipedia:Spätantike|spätantiken]] [[Neuplatonismus]], nach dem der [[Mensch]] als aus [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]] bestehend angesehen wurde, bildete der ''nous'' die oberste, geistige Instanz. Durch seinen ''nous'' ist der Mensch unsterblicher, unvergänglicher Bürger der [[Geistige Welt|geistigen Welt]], die seine eigentliche und oberste [[Wesen]]sheimat ist, aus der er nur zeitweilige in die Niederungen des vergänglichen [[Dasein]]s versetzt wird.  


[[Kategorie:Philosophie]]
[[Wikipedia:Xenophanes|Xenophanes]] sprach als erster von einer [[objektiv]] waltenden [[Weltvernunft]], die von [[Wikipedia:Anaxagoras|Anaxagoras]] ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] Αναξαγόρας, * [[Wikipedia:499 v. Chr.|499 v. Chr.]]; † [[Wikipedia:428 v. Chr.|428 v. Chr.]]) mit dem ''nous'' gleichgesetzt wurde und ein Hinweis auf die allgegenwärtige [[kosmische Intelligenz]] ist, die von dem [[Erzengel]] [[Michael]] verwaltet wird. Dass der Begriff der Weltvernuft gerade zu dieser Zeit auftrat, ist kein Zufall, denn damals hatte gerade das letzte vorchristliche [[Michael-Zeitalter]] begonnen.
 
Was die griechischen Philosophen als ''nous'' bezeichneten, steht in enge Beziehung zu dem in der Welt [[schöpferisch]] wirkenden [[Logos]] ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] {{Polytonisch|λόγος}}, ''Wort, Rede, Sinn''). Der ''nous'' ist gleichsam die äußere geistige Erscheinungsform dessen, was seinem innersten [[Wesen]]skern nach der ''Logos'' ist, der in Wahrheit identisch mit dem [[Christus]] ist. Das Verhältnis von [[Wort]] und [[Denken]], wie wir es aus dem alltäglichen [[Seelenleben]] des [[Mensch]]en kennen, erscheint hier in umgekehrter Ordnung.
 
Aus dem [[objektiv]] waltenden und [[subjektiv]] erscheinenden ''nous'' hat sich der Begriff der [[mensch]]lichen [[Vernunft]] herausgebildet, die als leitende Instanz dem [[Verstand]] übergeordnet ist. Die Vernunft wurde ursprünglich nicht als ein rein menschliches [[Denken|Denkvermögen]] aufgefasst, sondern in ihr konnte man noch den waltenden [[Weltgeist]] selbst durch [[Inspiration]] als innerlich erlebtes [[Wort]] ver''nehmen''.
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Gnosis]]

Version vom 25. Juli 2016, 22:11 Uhr

Als Nous (griech. νοῦς, nousGeist, Intellekt, Verstand, Vernunft“) wird schon bei Homer das menschliche Erkenntnisvermögen bezeichnet. Parmenides und Demokrit setzten den nous weitgehend mit der Psyche (Seele) gleich und Platon und Aristoteles verstanden darunter den erhabensten, göttlichen Teil der derselben. Aristoteles hat dafür den Begriff Dianoetikon geprägt, der im wesentlichen mit dem der Bewusstseinsseele identisch ist. Im trichotomen Menschenbild des spätantiken Neuplatonismus, nach dem der Mensch als aus Leib, Seele und Geist bestehend angesehen wurde, bildete der nous die oberste, geistige Instanz. Durch seinen nous ist der Mensch unsterblicher, unvergänglicher Bürger der geistigen Welt, die seine eigentliche und oberste Wesensheimat ist, aus der er nur zeitweilige in die Niederungen des vergänglichen Daseins versetzt wird.

Xenophanes sprach als erster von einer objektiv waltenden Weltvernunft, die von Anaxagoras (griech. Αναξαγόρας, * 499 v. Chr.; † 428 v. Chr.) mit dem nous gleichgesetzt wurde und ein Hinweis auf die allgegenwärtige kosmische Intelligenz ist, die von dem Erzengel Michael verwaltet wird. Dass der Begriff der Weltvernuft gerade zu dieser Zeit auftrat, ist kein Zufall, denn damals hatte gerade das letzte vorchristliche Michael-Zeitalter begonnen.

Was die griechischen Philosophen als nous bezeichneten, steht in enge Beziehung zu dem in der Welt schöpferisch wirkenden Logos (griech. λόγος, Wort, Rede, Sinn). Der nous ist gleichsam die äußere geistige Erscheinungsform dessen, was seinem innersten Wesenskern nach der Logos ist, der in Wahrheit identisch mit dem Christus ist. Das Verhältnis von Wort und Denken, wie wir es aus dem alltäglichen Seelenleben des Menschen kennen, erscheint hier in umgekehrter Ordnung.

Aus dem objektiv waltenden und subjektiv erscheinenden nous hat sich der Begriff der menschlichen Vernunft herausgebildet, die als leitende Instanz dem Verstand übergeordnet ist. Die Vernunft wurde ursprünglich nicht als ein rein menschliches Denkvermögen aufgefasst, sondern in ihr konnte man noch den waltenden Weltgeist selbst durch Inspiration als innerlich erlebtes Wort vernehmen.