Scharia: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Scharia''' (auch '''Scharīʿa'''; {{arS|شريعة |d=šarīʿa}} im Sinne von „Weg zur Tränke, Weg zur Wasserquelle, deutlicher, gebahnter Weg“; auch: „religiöses Gesetz“, „Ritus“; abgeleitet aus dem Verb {{arF| شرع|d=šaraʿa |b= den Weg weisen, vorschreiben (auch Gesetz)}}<ref>Im ''[[Wikipedia:Tafsir (Bibelübersetzung)|Tafsir]],'' der arabischen Bibelübersetzung von [[Wikipedia:Saadia Gaon|Saadia Gaon]] aus dem 10. Jahrhundert, wird der Begriff Scharia bzw. die Pluralform Schara’i’ an zahlreichen Stellen zur Übersetzung des hebräischen Begriffs [[Wikipedia:Tora|Tora]] verwendet, obwohl dafür an einigen Stellen auch die arabische Entsprechung [[Wikipedia:Taurat|Taurat]] verwendet wird. Im Sinne von ''Gesetz'' erscheint ''Scharia'' zum Beispiel in {{B|Ex|13|9}}: (''scharīʿatu ’llāh'' für ‚das Gesetz Gottes‘) und in {{B|Dtn|4|44}}: (''wa-hādhihi ’sch-scharīʿatu ’llatī..:'' „Und dies ist das Gesetz, das…“); siehe: ''The Encyclopaedia of Islam,'' Bd. IX, S.&nbsp;321.</ref>) ist die Gesamtheit der religiösen Gesetze des [[Islam]], die in einer islamischen Gesellschaft zu beachten und erfüllen sind. Grundlage ist der [[Wikipedia:Koran|Koran]] und die in der [[Wikipedia:Hadith|Hadith]] überlieferte [[Wikipedia:Sunna|Sunna]] ({{arF|سنة |w=sunna |d=sunna |b=eig. Brauch, Gewohnheit, Handlungsweise}})<ref>Über die Bedeutung und Anwendung des Begriffes siehe: [[Wikipedia:Max Bravmann|Max Bravmann]]: ''The spiritual background of early Islam''. Studies in ancient Arab concepts. Brill, Leiden 1972</ref>, der Summe der überlieferten Äußerungen und Handlungen des [[Prophet]]en [[Mohammed]]. „Die Scharia basiert auf dem Koran und auf der sich ab der Mitte des 7. Jahrhunderts herausbildenden Überlieferung vom normsetzenden Reden und Handeln Mohammeds“<ref>[[Wikipedia:Tilman Nagel|Tilman Nagel]]: ''Kann es einen säkularisierten Islam geben?'' in: Reinhard C. Meier-Walser und Rainer Glagow (Hrsg.):''Die islamische Herausforderung – eine kritische Bestandsaufnahme von Konfliktpotenzialen'', aktuelle Analysen 26, München, 2001, Hanns-Seidel-Stiftung e.V., Akademie für Politik und Zeitgeschehen, ISBN 3-88795-241-3, S.&nbsp;9–21, [http://www.hss.de/downloads/aktuelle_analysen_26.pdf Online] (PDF; 742&nbsp;kB)</ref>. Dabei ist die Scharia keine fixierte Gesetzessammlung, wie etwa die deutschen Gesetzestexte im [[Wikipedia:Bürgerliches Gesetzbuch|Bürgerlichen Gesetzbuch]] oder im [[Wikipedia:Strafgesetzbuch|Strafgesetzbuch]], sondern eine [[Methode]] und [[Methodologie]] der Rechtsschöpfung.<ref>Peter Heine: Ein System großer Flexibilität – Der Begriff „Scharia“ provoziert ständige Missverständnisse. Herder Korrespondenz 65, 12/2011, S.&nbsp;613–617.</ref>.
Die '''Scharia''' (auch '''Scharīʿa'''; {{arS|شريعة |d=šarīʿa}} im Sinne von „Weg zur Tränke, Weg zur Wasserquelle, deutlicher, gebahnter Weg“; auch: „religiöses Gesetz“, „Ritus“; abgeleitet aus dem Verb {{arF| شرع|d=šaraʿa |b= den Weg weisen, vorschreiben (auch Gesetz)}}<ref>Im ''[[Wikipedia:Tafsir (Bibelübersetzung)|Tafsir]],'' der arabischen Bibelübersetzung von [[Wikipedia:Saadia Gaon|Saadia Gaon]] aus dem 10. Jahrhundert, wird der Begriff Scharia bzw. die Pluralform Schara’i’ an zahlreichen Stellen zur Übersetzung des hebräischen Begriffs [[Wikipedia:Tora|Tora]] verwendet, obwohl dafür an einigen Stellen auch die arabische Entsprechung [[Wikipedia:Taurat|Taurat]] verwendet wird. Im Sinne von ''Gesetz'' erscheint ''Scharia'' zum Beispiel in {{B|Ex|13|9}}: (''scharīʿatu ’llāh'' für ‚das Gesetz Gottes‘) und in {{B|Dtn|4|44}}: (''wa-hādhihi ’sch-scharīʿatu ’llatī..:'' „Und dies ist das Gesetz, das…“); siehe: ''The Encyclopaedia of Islam,'' Bd. IX, S.&nbsp;321.</ref>) ist die Gesamtheit der religiösen Gesetze des [[Islam]], die in einer islamischen Gesellschaft zu beachten und erfüllen sind. Grundlage ist der [[Wikipedia:Koran|Koran]] und die in der [[Wikipedia:Hadith|Hadith]] überlieferte [[Wikipedia:Sunna|Sunna]] ({{arF|سنة |w=sunna |d=sunna |b=eig. Brauch, Gewohnheit, Handlungsweise}})<ref>Über die Bedeutung und Anwendung des Begriffes siehe: [[Wikipedia:Max Bravmann|Max Bravmann]]: ''The spiritual background of early Islam''. Studies in ancient Arab concepts. Brill, Leiden 1972</ref>, der Summe der überlieferten Äußerungen und Handlungen des [[Prophet]]en [[Mohammed]]. „Die Scharia basiert auf dem Koran und auf der sich ab der Mitte des 7. Jahrhunderts herausbildenden Überlieferung vom normsetzenden Reden und Handeln Mohammeds“<ref>[[Wikipedia:Tilman Nagel|Tilman Nagel]]: ''Kann es einen säkularisierten Islam geben?'' in: Reinhard C. Meier-Walser und Rainer Glagow (Hrsg.):''Die islamische Herausforderung – eine kritische Bestandsaufnahme von Konfliktpotenzialen'', aktuelle Analysen 26, München, 2001, Hanns-Seidel-Stiftung e.V., Akademie für Politik und Zeitgeschehen, ISBN 3-88795-241-3, S.&nbsp;9–21, [http://www.hss.de/downloads/aktuelle_analysen_26.pdf Online] (PDF; 742&nbsp;kB)</ref>. Dabei ist die Scharia keine fixierte Gesetzessammlung, wie etwa die deutschen Gesetzestexte im [[Wikipedia:Bürgerliches Gesetzbuch|Bürgerlichen Gesetzbuch]] oder im [[Wikipedia:Strafgesetzbuch|Strafgesetzbuch]], sondern eine [[Methode]] und [[Methodologie]] der Rechtsschöpfung.<ref>Peter Heine: Ein System großer Flexibilität – Der Begriff „Scharia“ provoziert ständige Missverständnisse. Herder Korrespondenz 65, 12/2011, S.&nbsp;613–617.</ref>.


Die [[islam]]ische [[Recht]]swissenschaft, die sich mit den religiösen Normen (''al-ahkām asch-scharʿiyya'')<ref>''Al-mausūʿa al-fiqhiyya.'' 1. Auflage. Kuwait 1995. Bd. 32, S. 193</ref> auf Basis der Scharia befasst, wird [[Fiqh]] genannt.  
Die [[islam]]ische [[Recht]]swissenschaft, die sich mit den religiösen Normen (''al-ahkām asch-scharʿiyya'')<ref>''Al-mausūʿa al-fiqhiyya.'' 1. Auflage. Kuwait 1995. Bd. 32, S. 193</ref> auf Basis der Scharia befasst, wird [[Fiqh]] genannt.
 
Die ''Scharia'' ist mit einem säkularen Staat nicht vereinbar.<ref>Vgl. Tilman Nagel: Angst vor Allah? Auseinandersetzungen mit dem Islam, Vlg. Duncker & Humblot, Berlin 2014</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 5. August 2015, 04:04 Uhr

Die Scharia (auch Scharīʿa; arab. شريعة , DMG šarīʿa im Sinne von „Weg zur Tränke, Weg zur Wasserquelle, deutlicher, gebahnter Weg“; auch: „religiöses Gesetz“, „Ritus“; abgeleitet aus dem Verb شرع / šaraʿa /„den Weg weisen, vorschreiben (auch Gesetz)“[1]) ist die Gesamtheit der religiösen Gesetze des Islam, die in einer islamischen Gesellschaft zu beachten und erfüllen sind. Grundlage ist der Koran und die in der Hadith überlieferte Sunna (sunna / سنة / sunna /„eig. Brauch, Gewohnheit, Handlungsweise“)[2], der Summe der überlieferten Äußerungen und Handlungen des Propheten Mohammed. „Die Scharia basiert auf dem Koran und auf der sich ab der Mitte des 7. Jahrhunderts herausbildenden Überlieferung vom normsetzenden Reden und Handeln Mohammeds“[3]. Dabei ist die Scharia keine fixierte Gesetzessammlung, wie etwa die deutschen Gesetzestexte im Bürgerlichen Gesetzbuch oder im Strafgesetzbuch, sondern eine Methode und Methodologie der Rechtsschöpfung.[4].

Die islamische Rechtswissenschaft, die sich mit den religiösen Normen (al-ahkām asch-scharʿiyya)[5] auf Basis der Scharia befasst, wird Fiqh genannt.

Die Scharia ist mit einem säkularen Staat nicht vereinbar.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Im Tafsir, der arabischen Bibelübersetzung von Saadia Gaon aus dem 10. Jahrhundert, wird der Begriff Scharia bzw. die Pluralform Schara’i’ an zahlreichen Stellen zur Übersetzung des hebräischen Begriffs Tora verwendet, obwohl dafür an einigen Stellen auch die arabische Entsprechung Taurat verwendet wird. Im Sinne von Gesetz erscheint Scharia zum Beispiel in Ex 13,9 EU: (scharīʿatu ’llāh für ‚das Gesetz Gottes‘) und in Dtn 4,44 EU: (wa-hādhihi ’sch-scharīʿatu ’llatī..: „Und dies ist das Gesetz, das…“); siehe: The Encyclopaedia of Islam, Bd. IX, S. 321.
  2. Über die Bedeutung und Anwendung des Begriffes siehe: Max Bravmann: The spiritual background of early Islam. Studies in ancient Arab concepts. Brill, Leiden 1972
  3. Tilman Nagel: Kann es einen säkularisierten Islam geben? in: Reinhard C. Meier-Walser und Rainer Glagow (Hrsg.):Die islamische Herausforderung – eine kritische Bestandsaufnahme von Konfliktpotenzialen, aktuelle Analysen 26, München, 2001, Hanns-Seidel-Stiftung e.V., Akademie für Politik und Zeitgeschehen, ISBN 3-88795-241-3, S. 9–21, Online (PDF; 742 kB)
  4. Peter Heine: Ein System großer Flexibilität – Der Begriff „Scharia“ provoziert ständige Missverständnisse. Herder Korrespondenz 65, 12/2011, S. 613–617.
  5. Al-mausūʿa al-fiqhiyya. 1. Auflage. Kuwait 1995. Bd. 32, S. 193
  6. Vgl. Tilman Nagel: Angst vor Allah? Auseinandersetzungen mit dem Islam, Vlg. Duncker & Humblot, Berlin 2014


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