Gnosis und Kuratorien: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Gnosis''' (von [[Wikipedia:Altgriechisch|griech.]] ''γνῶσις, gnōsis'', „die [Er-]Kenntnis“), oft auch als '''Gnostizismus''' oder '''Gnostik''' bezeichnet, ist eine sehr heterogene [[Wikipedia:Synkretismus|synkretistische]], weitgehend [[esoterisch]] gehaltene [[geist]]ige Strömung, die ihre Blütezeit in der [[Wikipedia:Spätantike|spätantiken]] Welt des 2. und 3. nachchristlichen Jahrhunderts hatte und das alte [[Mysterien]]wissen mit dem [[Wikipedia:Philosophie|philosophischen]] [[Denken]] der [[Wikipedia:Antike|Antike]] und vielfach auch mit [[christlich]]em Gedankengut zu verbinden suchte. Großen Einfluss auf die Formulierung der gnostischen Lehren hatte der zur selben Zeit weit verbreitete [[Neuplatonismus]]. Es gab [[christlich]]e, [[Judentum|jüdische]], [[Heidentum|heidnische]] und zugleich meist stark [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistisch]] geprägte Gnostiker, die sich selbst als ''Wissende'' bezeichneten und sich oft auf eigene unmittelbare geistige Erfahrungen beriefen. Wie viele antike Lehrer verbreiteten sie den [[okkult]]en Kern ihrer Lehre nicht oder nur selten öffentlich. Vielfach wurde die gnostische [[Mystik]] auch als [[Mathesis]] aufgefasst, weil sie mit der selben [[Gedanke]]nklarheit wie die [[Mathematik]] nach geistiger [[Erkenntnis]] strebte.
Als '''Kuratorien''' wurden von den Nachfolgern [[Rudolf Steiner]]s (vgl z.B. Wilhelm Schmundt, Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze, Achberg 1975, S. 22ff) jene Institutionen bezeichnet, die im Freien Geistesleben [[Schenkungsgeld]]er sowie die Aufgaben im Freien Geistesleben organisieren und verteilen. Darüber hinaus sollen die Kuratorien des Freien Geisteslebens anstelle der Nachfolge durch Erbe den Übergang vom jeweiligen vorherigen Unternehmensleiter zu seinem geeignetsten und fähigsten Nachfolger bewerkstelligen.


== Hauptmerkmale ==
"In meinen «Kernpunkten der sozialen Frage» habe ich versucht,
Auf dem Kongreß über die «Ursprünge des Gnostizismus» 1966 in [[Wikipedia:Messina|Messina]] wurden folgende, allen gnostischen Systemen gemeinsame «zusammenhängende Charakteristika» genannt:
zu zeigen, dass eine wahrhaft soziale Denkungsart nicht
anstreben kann die Überführung der Kapitalverwaltung durch
den einzelnen oder durch die Menschengruppe in diejenige
durch die Gemeinschaft; sondern dass, im Gegenteil, der
einzelne die Möglichkeit haben müsse, ungehemmt seine
Fähigkeiten durch Kapitalverwertung in den Dienst der
Gemeinschaft zu stellen, und dass, wenn dieser einzelne seine
Fähigkeiten nicht mehr auf die Kapitalverwertung wenden will
oder kann, diese übertragen werden müsse auf einen andern,
der gleiche Fähigkeiten hat. Diese Übertragung soll nicht durch
staatliche Bevorrechtung oder wirtschaftliche Macht bewirkt
werden, sondern durch das auf Grund der Erziehung im freien
Geistesleben erworbene Herausfinden desjenigen als
Nachfolger, der vom sozialen Gesichtspunkte der geeigneteste
ist." (Rudolf Steiner, GEISTESPFLEGE UND WIRTSCHAFTSLEBEN,
Erstveröffentlichung in: Die Dreigliederung des sozialen Organismus,
I. Jg. 1919/20, Heft 13, Oktober 1919 (GA 24, S. 70-74) hier S. 73)


{{Zitat|... die Vorstellung von der Gegenwart eines göttlichen ‹Funkens› im Menschen ..., welcher aus der göttlichen Welt
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung]][[Kategorie:Freies Geistesleben]]
hervorgegangen und in diese Welt des Schicksals, der Geburt
und des Todes gefallen ist und der durch das göttliche Gegenstück
seiner selbst wiedererweckt werden muß, um endgültig
wiederhergestellt zu sein. Diese Vorstellung ... gründet sich
ontologisch auf die Anschauung von einer Abwärtsentwicklung
des Göttlichen, dessen äußerster Rand (oftmals ''sophia'' oder
''ennoia'' genannt) schicksalhaft einer Krise anheimfallen und —
wenn auch nur indirekt — diese Welt hervorbringen mußte, an
welcher es dann insofern nicht desinteressiert sein kann, als es
den göttlichen ‹Funken› (oft als ''pneuma'', ‹Geist›, bezeichnet)
wieder herausholen muß.|Ursprünge des Gnostizismus|Messina 1966<ref>zit. nach: Rudolph, S 65f</ref>}}
 
Gemeinsam ist den Gnostikern eine weitgehend weltabgewandte Geisteshaltung, die das [[Heil]] des [[Mensch]]en darin sieht, sich von der Befleckung durch [[sinnlich]]-[[materiell]]e Welt zu reinigen. Im Zentrum steht der „unbekannte Gott“, der sich aller Vorstellungskraft entzieht, umgeben von einer Fülle (''[[pleroma]]'') von [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]], die er aus seinem unergründlichen Urgrund [[emaniert]]. Der [[Ethik|ethisch]]-[[Religion|religiöse]] Dualismus, wie ihn auch die [[Manichäer]] vertreten, der das Weltgeschehen als den Kampf von [[Gut]] und [[Böse]], zwischen [[Licht]] und [[Finsternis]], ansieht, ist auch für die Gnosis von zentraler Bedeutung. Die Materie ist Ausdruck des Bösen; sie ist das Reich der Finsternis, das dem göttlichen Licht entgegensteht. Oft wird schon das [[körper]]liche [[Dasein]] als solches negativ beurteilt. Die [[christlich]]en Gnostiker wussten daher viel über das [[geist]]ige [[Wesen]] des [[Christus]] zu sagen, konnten jedoch für die eigentliche [[Menschwerdung Gottes]] und für die [[Auferstehung]], die aber der entscheidende Mittelpunkt des Christuswirkens ist, kein rechtes Verständnis entwickeln.
 
{{Zitat|Man geht
nicht fehl, wenn man darunter eine aus mehreren Schulen und
Richtungen bestehende dualistische Religion sieht, die zu Welt
und damaliger Gesellschaft in einer betont ablehnenden Haltung
stand und eine Befreiung («Erlösung») des Menschen eben aus
den Zwängen des irdischen Seins durch die «Einsicht» in seine —
zeitweise verschüttete — wesenhafte Bindung, sei es als «Seele»
oder «Geist», an ein überirdisches Reich der Freiheit und der
Ruhe verkündet hat.|Kurt Rudolph|''Die Gnosis'', S 7}}
 
== Rudolf Steiner über die Gnosis ==
 
[[Rudolf Steiner]] sagt über die Gnosis:
 
<div style="margin-left:20px">
"Deshalb ist es für die Menschen so schwierig, sich in die Gedanken
der Gnosis hineinzuversetzen. Denn die Gnosis setzt wahrhaftig
alles, was gar nicht irgendwie an das Materielle erinnert, zunächst
an den Ausgangspunkt ihrer Weltbetrachtung. Vielleicht
wird sich sogar ein Geist, der so recht in der Gegenwartsbildung
drinnensteckt, eines leisen Lächelns nicht enthalten können, wenn
ihm im Sinne der Gnosis zugemutet wird, zu denken, daß die Welt,
in der er sich befindet, die er mit seinem Darwinismus so herrlich
schön erklärt, daß diese Welt gar nichts zu tun haben soll mit dem,
was in Wirklichkeit die Urgründe unserer Welt darstellt. Eines
leisen Lächelns wird sich der heutige Mensch, der in der Gegenwartsbildung
drinnensteckt, wirklich nicht enthalten können, wenn
ihm zugemutet wird, zu denken, die Urgründe der Welt seien bei
jenen Weltenwesen, zu denen überhaupt Begriffe zunächst nicht
reichen, zu denen nichts reicht von all dem, was man heute aufwendet
zum Weitenverständnis: In dem göttlichen Urvater liegt
das, was der Weltengrund genannt werden kann. Und gleichsam
von ihm ausgehend, ihm zur Seite, ist erst dasjenige, wozu die Seele
sich hindurchringen kann, wenn sie abseits aller materialistischen
Vorstellungen ein wenig nur ihr Tiefstes sucht: Schweigen, das
unendliche Schweigen, in dem noch nicht Zeit und Raum ist, sondern
nur Schweigsamkeit ist. Zu dem Paar des Urvaters der Welt
und des Schweigens, das noch vor Raum und Zeit ist, schaute der
Gnostiker auf, und dann ließ er hervorgehen gleichsam aus der
Vermählung des Urvaters mit dem Schweigen andere — man kann
sie ebensogut Welten wie Wesen nennen. Und aus diesen wieder
andere und wieder andere und wieder andere, und so durch dreißig
Stufen hindurch. Und auf der dreißigsten Stufe steht erst das, was
unserem Gegenwartssinn vorliegt, und was mit dem Darwinismus
so herrlich nach diesem Gegenwartssinn erklärt wird. Auf der
dreißigsten Stufe steht es erst, eigentlich auf der einunddreißigsten;
denn dreißig solche Wesenheiten, die man ebensogut Welten wie
Wesenheiten nennen kann, gehen voran dieser Welt. Äon ist der
Ausdruck, den man gewöhnlich annimmt für diese dreißig unserer
Welt vorangehenden Wesenheiten oder Welten.
 
Man bekommt nur dann eine Vorstellung von dem, was mit dieser
Äonenwelt gemeint ist, wenn man sich klar und deutlich sagt:
Nicht nur das, was die Sinne wahrnehmen, was du deine Welt um
dich herum nennst, gehört sozusagen der einunddreißigsten Welt an,
sondern auch das, was du aufbringst als physischer Mensch mit deinen
Gedanken als Erklärungen dieser Welt, gehört dieser einunddreißigsten
Stufe an. Es ist ja noch leicht, sich abzufinden mit einer
spirituellen Weltanschauung, wenn man sagt: Nun ja, die äußere
Welt ist ja allerdings Maja, aber durch unser Denken dringen wir
in die geistige Welt ein —, und wenn man dann die Hoffnung hat,
daß dieses Denken wirklich hinaufkommen kann in die geistigen
Welten. Das war aber nach der Ansicht der Gnostiker nicht der
Fall. Dieses Denken gehört zum einunddreißigsten Äon, zur physischen
Welt, nach der Ansicht der Gnostiker. So daß zunächst nicht
nur der sinnlich wahrnehmende, sondern auch der denkende Mensch
herausversetzt war aus den dreißig Äonen, die stufenweise aufwärts
angeschaut werden können durch die geistige Entwicklung und
die in immer größerer und größerer Vollkommenheit sich darstellen.
Man braucht wirklich nur sich einmal hineinzuversetzen in das
Lächeln, das einem heutigen, auf der Höhe seiner Zeit stehenden
Monisten sich abringt, wenn man ihm zumutet, zu glauben: Dreißig
Welten gehen voran, in denen etwas ganz anderes ist, als du
selbst zu denken vermagst. — Das aber war die Anschauung der
Gnostiker.
 
Und dann fragten sie sich: Wie ist es denn eigentlich in dieser
Welt?
 
Wir wollen eine Weile davon absehen, was wir selbst über diese
Welt gesagt haben im Sinne des Beginnes des zwanzigsten Jahrhunderts.
Das, was ich jetzt sage, soll nicht für uns als irgendeine uns
etwa überzeugende Ideenwelt dargestellt werden - in der Anthroposophie
des zwanzigsten Jahrhunderts wird selbstverständlich die
Gnosis zu überwinden sein —, aber wir wollen uns in diese Gnosis
versetzen. Die umliegende Welt, auch mit dem, was der Mensch
über sie denken kann, warum ist sie denn abgeschlossen von den
dreißig Äonen? — Da muß man hinblicken, sagte sich der Gnostiker,
auf den untersten, aber noch rein geistigen Äon. Was ist da
vorhanden? Da ist vorhanden die göttliche Sophia, die göttliche
Weisheit. In geistiger Art abstammend durch die 29 Stufen hindurch,
zu dem höchsten Äon schaute sie hinauf innerhalb der geistigen
Welt, zu dieser Reihe der geistigen Wesenheiten oder Welten.
Aber es wurde ihr eines Tages, eines Weltentages, klar, daß sie etwas
von sich auszusondern habe, wenn sie den freien Ausblick erhalten
wollte in die geistige Welt der Äonen. Und sie sonderte von sich
aus dasjenige, was in ihr vorhanden war als Begierde. Und das, was
fortan nicht mehr in ihr vorhanden ist, in dieser göttlichen Sophia,
in dieser göttlichen Weisheit, das irrt nunmehr herum in der Raumeswelt,
das durchdringt alles Werden der Raumeswelt. Es lebt
nicht nur in der Sinneswahrnehmung, es lebt auch im Menschendenken,
lebt da mit der Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt
aber doch wie ausgeworfen in die menschlichen Seelen. Gleichsam
als die andere Seite, das Ebenbild, aber als das in die Außenseite
geworfene Ebenbild der göttlichen Sophia lebt die Begierde, die in
alles hineingeworfen ist, die Welt durchdringend: Achamod. Schaust
du in deine Welt, ohne dich aufzuschwingen in die geistigen Welten,
so schaust du in die begierdenerfüllte Welt von Achamod. Weil
sie die von Begierden erfüllte Welt ist, deshalb kann sich in ihr zunächst
nicht darstellen, was sich als Ausblick ergibt in die Welt der
Äonen.
 
Weit, weit zurückliegend in der Welt der Äonen, erzeugt aus der
reinen Geistigkeit der Äonen heraus, dachte sich die Gnosis, was sie
nannte den Sohn des Vatergottes, und auch das, was sie nannte den
reinen, Heiligen Geist. So daß wir in ihnen gleichsam eine andere
Generationsreihe, eine andere Reihe der Entwickelung haben als
diejenige, die dann zu der göttlichen Sophia geführt hat. Wie sich
im physischen Leben in der Fortpflanzungsströmung die Geschlechter
sondern, so sonderte sich einmal im Fortgang der Äonen, durchaus
auf einer Hochstufe der geistigen Welt, eine andere Strömung
heraus, die Strömung des vom Vater stammenden Sohngeistes und des
Heiligen Geistes. So daß man fließend hat in der Welt der Äonen das,
was auf der einen Seite zur göttlichen Sophia führte und auf der anderen
Seite zum Sohngeist und Heiligen Geist. Wenn man hinaufgeht
durch die Äonen, so begegnet man einmal einem Äon, von dem abstammt
auf der einen Seite die Äonenfolge, die dann zur göttlichen
Sophia hinführte, wie auf der anderen Seite die Äonenfolge, von der
abstammen der Gottessohn und der Heilige Geist. Dann kommen
wir hinauf zum Vatergott und dem göttlichen Schweigen.
 
Dadurch nun, daß die menschliche Seele mit Achamod versetzt
ist in die materielle Welt, dadurch lebt in ihr im Sinne der Gnosis
die Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt in ihr vor allen Dingen
die Sehnsucht nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit,
von der sie aber durch ihr Erfülltsein mit Achamod getrennt
ist. Dieses Gefühl der Trennung von der göttlichen Äonenwelt,
dieses Gefühl, nicht in dem Göttlich-Geistigen zu sein, das wird
nach der Anschauung der Gnostiker als die materielle Welt empfunden.
Und abstammend von der göttlich-geistigen Welt, doch
verbunden mit Achamod, erscheint der Gnosis das, was man nennen
könnte, an die griechische Sprache sich anlehnend, den Weltenbaumeister,
den Demiurgos. Dieser Demiurgos, dieser Weltenbaumeister,
ist der eigentliche Durchschöpfer und Durcherhalter dessen,
was von Achamod und dem Materiellen durchzogen ist. In
seine Welt sind einverflochten die Menschenseelen. Die Menschenseelen
sind einverflochten mit ihrer Sehnsucht zunächst nach der
göttlichen Sophia, und in der Welt der Äonen erscheint rein göttlich-
geistig, wie in der Ferne, der Gottessohn und der Heilige Geist,
aber nur für den, der — im Sinne der Gnosis — sich erhebt über all
das, in das hinein Achamod, die im Raume schweifende Begierde,
einverleibt ist.
 
Warum ist in den Seelen, die in die Welt der Achamod versetzt
sind, doch die Sehnsucht? Warum fühlen sie nach der Trennung
von der göttlich-geistigen Welt die Sehnsucht nach der göttlichgeistigen
Welt? Auch diese Frage legte sich die Gnosis vor, und sie
sagte: Achamod ist herausgeworfen aus der göttlichen Weisheit, der
göttlichen Sophia; aber bevor sie diese völlig materielle Welt wurde,
in der der Mensch jetzt lebt, kam ihr wie eine kurze Überstrahlung
ein Licht von dem Gottessohn, das gleich wieder verschwand. Das
ist ein wichtiger Begriff der Gnostiker, daß Achamod, wie sie in den
Menschenseelen lebt, ansichtig wurde in urferner Vergangenheit
des Gotteslichtes, das ihr nur gleich wiederum entschwunden war.
Aber die Erinnerung lebt jetzt in der Menschenseele, wie sehr sie
auch verstrickt sein kann in die materielle Welt. In der Welt der
Achamod lebe ich — so hätte eine solche Seele sagen können — in
der materiellen Welt. Mit einer Hülle bin ich umgeben, die dieser
materiellen Welt entnommen ist. Aber indem ich mich in mich versenke,
lebt in mir eine Erinnerung auf. Das, was mich gefesselt hält
an die materielle Welt, sehnt sich nach der göttlichen Sophia, nach
der göttlichen Weisheit, weil das Wesen Achamod, das in mir lebt,
einstmals überleuchtet worden ist von dem Gottessohn, der in der
Welt der Äonen lebt. — Man mache sich diese Verfassung einer
Seele, die sozusagen eine Schülerseele der Gnostiker war, einmal
klar. Solche Seelen lebten; sie sind nicht eine hypothetische Konstruktion,
sie lebten. Und die verständig schauenden Geschichtsforscher
werden durch äußere Dokumente darauf kommen, daß zahlreiche
solche Seelen gelebt haben in jener Zeit, von der wir eben
sprechen." {{Lit|{{G|149|18ff}}}}
</div>
 
=== Gnosis und Anthroposophie ===
 
<div style="margin-left:20px">
"Anthroposophie will durchaus keine Erneuerung dessen, was man
als Gnosis bezeichnet, sein. Die Gnosis ist die letzte Phase der alten
atavistischen Wissenschaft, während die Anthroposophie die erste
Phase einer vollbewußten Wissenschaft darstellt. Es ist eine Verleumdung,
wenn man beide zusammenwirft. Da ich das vorausgeschickt
habe, darf ich doch sagen, daß jene Gnosis es zuerst war, welche
versucht hat, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Und es war
eine tiefe geistige Wissenschaft - wenn auch instinktiver, atavistischer
Art —, welche dazumal versuchte, das Mysterium von Golgatha zu
verstehen. Diese Gnosis, die dazumal ausgebreitet war, ist ja dann
vollständig ausgerottet worden. Sie ist so vollständig ausgerottet
worden, daß nur weniges in positiver Weise übrig geblieben ist, nur
wenige Schriften, die noch dazu wenig besagen. Die allmählich ganz
römisch gewordene Form des Christentums, die das Christentum
durchsetzt hat mit den römischen Staatsbegriffen, hat dafür gesorgt,
daß alles, was von der ersten Auffassung des durchgeistigten Christentums
in der Gnosis vorhanden war, mit Stumpf und Stiel ausgerottet
worden ist. Und wenn heute die Theologen von der Gnosis
sprechen, kennen sie sie nur von den Gegnern." {{Lit|{{G|342|191f}}}}
</div>
 
== Gnosis als Weltanschauungsstimmung ==
 
Die Gnosis ist auch eine der [[sieben]] grundlegenden [[Weltanschauungsstimmungen]], die [[Rudolf Steiner]] unterschieden und den sieben [[Planetensphären]] zugeordnet hat; die Gnosis entspricht der [[Saturnsphäre]].
 
<div style="margin-left:20px">
"Man ist ein Gnostiker, wenn man daraufhin gestimmt ist,
durch gewisse in der Seele selbst liegende Erkenntniskräfte, nicht
durch die Sinne oder dergleichen, die Dinge der Welt kennenzulernen.
Man kann ein Gnostiker sein und zum Beispiel eine gewisse
Neigung haben, sich bescheinen zu lassen von dem Geistes-Tierkreisbilde,
das wir hier als Spiritualismus bezeichnet haben. Dann
wird man in seiner Gnostik tief hineinleuchten können in die Zusammenhänge
der geistigen Welten.
 
Man kann aber auch zum Beispiel ein Gnostiker des Idealismus
sein; dann wird man eine besondere Veranlagung haben, die Ideale
der Menschheit und die Ideen der Welt klar zu sehen. Der Unterschied
ist ja vorhanden zwischen dem einen und dem anderen Mensehen
auch in bezug auf den Idealismus, den die beiden Menschen
haben können. So ist der eine ein idealistischer Schwärmer, der immer
davon redet, daß er Idealist ist, der nur immer das Wort Ideal,
Ideal, Ideal im Munde führt, aber nicht viele Ideale kennt, der nicht
die Fähigkeit hat, in scharfen Konturen und mit innerlichem Schauen
wirklich die Ideale vor seine Seele zu rufen. Ein solcher unterscheidet
sich dann von dem anderen, der nicht nur von Idealen redet, sondern
die Ideale in seiner Seele so zu zeichnen weiß wie ein scharf hingemaltes
Bild. Der letztere, der den Idealismus ganz konkret innerlich
ergreift, so intensiv ergreift, wie man mit der Hand äußere Dinge ergreift,
der ist auf dem Gebiete des Idealismus ein Gnostiker. Man
könnte auch so sagen: Er ist überhaupt ein Gnostiker, aber er läßt
sich insbesondere von dem Geistes-Tierkreisbilde des Idealismus
bescheinen.
 
Es gibt Menschen, welche sich besonders stark bescheinen lassen
von dem Weltanschauungsbilde des Realismus, die aber so durch die
Welt gehen, daß sie durch die ganze Art, wie sie die Welt empfinden,
wie sie der Welt gegenübertreten, den andern Menschen viel,
viel sagen können von dieser Welt. Sie sind weder Idealisten noch
Spirituaüsten; sie sind ganz gewöhnliche Realisten. Sie sind imstande,
wirklich fein zu empfinden, was in der äußeren Realität um
sie herum ist, sie sind fein empfänglich für die Eigentümlichkeiten
der Dinge. Sie sind Gnostiker, richtige Gnostiker; nur sind sie Gnostiker
des Realismus. Solche Gnostiker des Realismus gibt es, und
manchmal sind Spirituaüsten oder Idealisten gar nicht Gnostiker des
Realismus. Wir können sogar finden, daß Leute, die sich gute Theosophen
nennen, durch eine Bildergalerie durchgehen und gar nichts
zu sagen haben über die Bilder, während andere, die gar nicht Theosophen
sind, die aber Gnostiker des Realismus sind, unendlich Bedeutungsvolles
dadurch zu sagen wissen, daß sie mit ihrer ganzen
Persönlichkeit in Berührung sind mit der ganzen Realität der Dinge.
Oder wie viele Theosophen gehen hinaus in die Natur und wissen gar
nicht das ganz Erhabene und Große der Natur mit der ganzen Seele
aufzufassen: sie sind nicht Gnostiker des Realismus. Es gibt Gnostiker
des Realismus.
 
Es gibt auch Gnostiker des Materialismus. Das sind allerdings
sonderbare Gnostiker. Aber ganz in dem Sinne, wie man Gnostiker
des Realismus ist, kann man Gnostiker des Materialismus sein; aber
es sind das Menschen, die nur Sinn und Gefühl und Empfinden
haben für alles Stoffliche, die das Stoffliche durch die unmittelbare
Berührung kennenzulernen suchen, wie der Hund, der die
Stoffe beriecht und dadurch intim kennenlernt und der eigentlich
in bezug auf die materiellen Dinge ein ausgezeichneter Gnostiker
ist.
 
[[Datei:GA151 051.gif|center|600px]]
 
Man kann Gnostiker sein für alle zwölf Weltanschauungsbilder.
Das heißt, wenn wir die Gnosis richtig hineinstellen wollen, müssen
wir es so machen, daß wir einen Kreis zeichnen und daß uns der
ganze Kreis bedeutet: Die Gnosis kann herumwandeln durch alle
zwölf Weltanschauungsbilder. Wie ein Planet die zwölf Tierkreisbilder
durchwandelt, so kann die Gnosis alle zwölf Weltanschauungsbilder
durchwandeln.
 
Allerdings wird die Gnosis die größten Dienste für das Heil der
Seelen dann leisten, wenn die gnostische Stimmung angewendet
wird für den Spiritualismus. Man könnte sagen: Die Gnosis ist im
Spiritualismus so recht zu Hause. Sie ist da in «ihrem» Hause. Sie ist
außer ihrem Hause in den anderen Weltanschauungsbildern. Logisch
hat man nicht die Berechtigung zu sagen, es könnte keine materialistische
Gnostik geben. Die Pedanten der Begriffe und Ideen werden
mit solchen Dingen leichter fertig als die gesunden Logiker, die
es etwas komplizierter haben. Man könnte zum Beispiel sagen: Ich
will nichts anderes Gnosis nennen, als was in den Geist eindringt.
Das ist eine willkürliche Begriffsbestimmung, ist ebenso willkürlich,
wie wenn jemand sagen würde: Veilchen habe ich bis jetzt nur in
Österreich gesehen, also nenne ich Veilchen nur das, was in Österreich
wächst und die Veilchenfarbe hat, anderes nicht. Logisch ist es
ebenso unmöglich zu sagen, Gnosis gebe es nur im Weltanschauungsbilde
des Spiritualismus; denn Gnosis ist ein «Planet», der die
Geistes-Sternbilder durchläuft." {{Lit|{{G|151|49ff}}}}
</div>
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Gnosis|}}
* {{Eisler|Gnosis}}
* {{Kirchner|Gnosis}}
 
== Anmerkungen ==
 
<references/>
 
== Literatur ==
#[[Wikipedia:Hans Jonas|Hans Jonas]]: ''Gnosis uns spätantiker Geist I'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934
#[[Wikipedia:Kurt Rudolph|Kurt Rudolph]]: ''Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
#Rudolf Steiner: ''Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral'', [[GA 149]] (2004), ISBN 3-7274-1490-1 {{Vorträge|149}}
#Rudolf Steiner: ''Der menschliche und der kosmische Gedanke'', [[GA 151]] (1990), ISBN 3-7274-1510-X {{Vorträge|151}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
 
#[http://www.gerd-albrecht.de/schriften.htm Die gnostischen Schriften]] (Gerd Albrecht)
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Gnosis]]

Version vom 12. August 2018, 15:58 Uhr

Als Kuratorien wurden von den Nachfolgern Rudolf Steiners (vgl z.B. Wilhelm Schmundt, Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze, Achberg 1975, S. 22ff) jene Institutionen bezeichnet, die im Freien Geistesleben Schenkungsgelder sowie die Aufgaben im Freien Geistesleben organisieren und verteilen. Darüber hinaus sollen die Kuratorien des Freien Geisteslebens anstelle der Nachfolge durch Erbe den Übergang vom jeweiligen vorherigen Unternehmensleiter zu seinem geeignetsten und fähigsten Nachfolger bewerkstelligen.

"In meinen «Kernpunkten der sozialen Frage» habe ich versucht, zu zeigen, dass eine wahrhaft soziale Denkungsart nicht anstreben kann die Überführung der Kapitalverwaltung durch den einzelnen oder durch die Menschengruppe in diejenige durch die Gemeinschaft; sondern dass, im Gegenteil, der einzelne die Möglichkeit haben müsse, ungehemmt seine Fähigkeiten durch Kapitalverwertung in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, und dass, wenn dieser einzelne seine Fähigkeiten nicht mehr auf die Kapitalverwertung wenden will oder kann, diese übertragen werden müsse auf einen andern, der gleiche Fähigkeiten hat. Diese Übertragung soll nicht durch staatliche Bevorrechtung oder wirtschaftliche Macht bewirkt werden, sondern durch das auf Grund der Erziehung im freien Geistesleben erworbene Herausfinden desjenigen als Nachfolger, der vom sozialen Gesichtspunkte der geeigneteste ist." (Rudolf Steiner, GEISTESPFLEGE UND WIRTSCHAFTSLEBEN, Erstveröffentlichung in: Die Dreigliederung des sozialen Organismus, I. Jg. 1919/20, Heft 13, Oktober 1919 (GA 24, S. 70-74) hier S. 73)