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| Die '''Gnosis''' (von [[Wikipedia:Altgriechisch|griech.]] ''γνῶσις, gnōsis'', „die [Er-]Kenntnis“), oft auch als '''Gnostizismus''' oder '''Gnostik''' bezeichnet, ist eine sehr heterogene [[Wikipedia:Synkretismus|synkretistische]], weitgehend [[esoterisch]] gehaltene [[geist]]ige Strömung, die ihre Blütezeit in der [[Wikipedia:Spätantike|spätantiken]] Welt des 2. und 3. nachchristlichen Jahrhunderts hatte und das alte [[Mysterien]]wissen mit dem [[Wikipedia:Philosophie|philosophischen]] [[Denken]] der [[Wikipedia:Antike|Antike]] und vielfach auch mit [[christlich]]em Gedankengut zu verbinden suchte. Großen Einfluss auf die Formulierung der gnostischen Lehren hatte der zur selben Zeit weit verbreitete [[Neuplatonismus]]. Es gab [[christlich]]e, [[Judentum|jüdische]], [[Heidentum|heidnische]] und zugleich meist stark [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistisch]] geprägte Gnostiker, die sich selbst als ''Wissende'' bezeichneten und sich oft auf eigene unmittelbare geistige Erfahrungen beriefen. Wie viele antike Lehrer verbreiteten sie den [[okkult]]en Kern ihrer Lehre nicht oder nur selten öffentlich. Vielfach wurde die gnostische [[Mystik]] auch als [[Mathesis]] aufgefasst, weil sie mit der selben [[Gedanke]]nklarheit wie die [[Mathematik]] nach geistiger [[Erkenntnis]] strebte.
| | Als '''Kuratorien''' wurden von den Nachfolgern [[Rudolf Steiner]]s (vgl z.B. Wilhelm Schmundt, Zeitgemäße Wirtschaftsgesetze, Achberg 1975, S. 22ff) jene Institutionen bezeichnet, die im Freien Geistesleben [[Schenkungsgeld]]er sowie die Aufgaben im Freien Geistesleben organisieren und verteilen. Darüber hinaus sollen die Kuratorien des Freien Geisteslebens anstelle der Nachfolge durch Erbe den Übergang vom jeweiligen vorherigen Unternehmensleiter zu seinem geeignetsten und fähigsten Nachfolger bewerkstelligen. |
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| == Hauptmerkmale ==
| | "In meinen «Kernpunkten der sozialen Frage» habe ich versucht, |
| Auf dem Kongreß über die «Ursprünge des Gnostizismus» 1966 in [[Wikipedia:Messina|Messina]] wurden folgende, allen gnostischen Systemen gemeinsame «zusammenhängende Charakteristika» genannt:
| | zu zeigen, dass eine wahrhaft soziale Denkungsart nicht |
| | anstreben kann die Überführung der Kapitalverwaltung durch |
| | den einzelnen oder durch die Menschengruppe in diejenige |
| | durch die Gemeinschaft; sondern dass, im Gegenteil, der |
| | einzelne die Möglichkeit haben müsse, ungehemmt seine |
| | Fähigkeiten durch Kapitalverwertung in den Dienst der |
| | Gemeinschaft zu stellen, und dass, wenn dieser einzelne seine |
| | Fähigkeiten nicht mehr auf die Kapitalverwertung wenden will |
| | oder kann, diese übertragen werden müsse auf einen andern, |
| | der gleiche Fähigkeiten hat. Diese Übertragung soll nicht durch |
| | staatliche Bevorrechtung oder wirtschaftliche Macht bewirkt |
| | werden, sondern durch das auf Grund der Erziehung im freien |
| | Geistesleben erworbene Herausfinden desjenigen als |
| | Nachfolger, der vom sozialen Gesichtspunkte der geeigneteste |
| | ist." (Rudolf Steiner, GEISTESPFLEGE UND WIRTSCHAFTSLEBEN, |
| | Erstveröffentlichung in: Die Dreigliederung des sozialen Organismus, |
| | I. Jg. 1919/20, Heft 13, Oktober 1919 (GA 24, S. 70-74) hier S. 73) |
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| {{Zitat|... die Vorstellung von der Gegenwart eines göttlichen ‹Funkens› im Menschen ..., welcher aus der göttlichen Welt
| | [[Kategorie:Soziale Dreigliederung]][[Kategorie:Freies Geistesleben]] |
| hervorgegangen und in diese Welt des Schicksals, der Geburt
| |
| und des Todes gefallen ist und der durch das göttliche Gegenstück
| |
| seiner selbst wiedererweckt werden muß, um endgültig
| |
| wiederhergestellt zu sein. Diese Vorstellung ... gründet sich
| |
| ontologisch auf die Anschauung von einer Abwärtsentwicklung
| |
| des Göttlichen, dessen äußerster Rand (oftmals ''sophia'' oder
| |
| ''ennoia'' genannt) schicksalhaft einer Krise anheimfallen und —
| |
| wenn auch nur indirekt — diese Welt hervorbringen mußte, an
| |
| welcher es dann insofern nicht desinteressiert sein kann, als es
| |
| den göttlichen ‹Funken› (oft als ''pneuma'', ‹Geist›, bezeichnet)
| |
| wieder herausholen muß.|Ursprünge des Gnostizismus|Messina 1966<ref>zit. nach: Rudolph, S 65f</ref>}}
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| Gemeinsam ist den Gnostikern eine weitgehend weltabgewandte Geisteshaltung, die das [[Heil]] des [[Mensch]]en darin sieht, sich von der Befleckung durch [[sinnlich]]-[[materiell]]e Welt zu reinigen. Im Zentrum steht der „unbekannte Gott“, der sich aller Vorstellungskraft entzieht, umgeben von einer Fülle (''[[pleroma]]'') von [[Geistige Wesen|geistigen Wesen]], die er aus seinem unergründlichen Urgrund [[emaniert]]. Die äußere [[sinnlich]]-[[materiell]]e Welt ist ''nicht'' seine [[Schöpfung]], sondern die einer untergeordneten Wesenheit, des [[Demiurg]]en, der negativ und sogar als gefallener [[Engel]], als böser [[Widersacher]] empfunden wird (vgl. → [[Jaldabaoth]]). Der [[Ethik|ethisch]]-[[Religion|religiöse]] Dualismus, wie ihn auch die [[Manichäer]] vertreten, der das Weltgeschehen als den Kampf von [[Gut]] und [[Böse]], zwischen [[Licht]] und [[Finsternis]], ansieht, ist auch für die Gnosis von zentraler Bedeutung. Die Materie ist Ausdruck des Bösen; sie ist das Reich der Finsternis, das dem göttlichen Licht entgegensteht. Oft wird schon das [[körper]]liche [[Dasein]] als solches negativ beurteilt. Die [[christlich]]en Gnostiker wussten daher viel über das [[geist]]ige [[Wesen]] des [[Christus]] zu sagen, konnten jedoch für die eigentliche [[Menschwerdung Gottes]] und für die [[Auferstehung]], die aber der entscheidende Mittelpunkt des Christuswirkens ist, kein rechtes Verständnis entwickeln.
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| {{Zitat|Man geht
| |
| nicht fehl, wenn man darunter eine aus mehreren Schulen und
| |
| Richtungen bestehende dualistische Religion sieht, die zu Welt
| |
| und damaliger Gesellschaft in einer betont ablehnenden Haltung
| |
| stand und eine Befreiung («Erlösung») des Menschen eben aus
| |
| den Zwängen des irdischen Seins durch die «Einsicht» in seine —
| |
| zeitweise verschüttete — wesenhafte Bindung, sei es als «Seele»
| |
| oder «Geist», an ein überirdisches Reich der Freiheit und der
| |
| Ruhe verkündet hat.|Kurt Rudolph|''Die Gnosis'', S 7}}
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| == Rudolf Steiner über die Gnosis ==
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| [[Rudolf Steiner]] sagt über die Gnosis:
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| <div style="margin-left:20px">
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| "Deshalb ist es für die Menschen so schwierig, sich in die Gedanken
| |
| der Gnosis hineinzuversetzen. Denn die Gnosis setzt wahrhaftig
| |
| alles, was gar nicht irgendwie an das Materielle erinnert, zunächst
| |
| an den Ausgangspunkt ihrer Weltbetrachtung. Vielleicht
| |
| wird sich sogar ein Geist, der so recht in der Gegenwartsbildung
| |
| drinnensteckt, eines leisen Lächelns nicht enthalten können, wenn
| |
| ihm im Sinne der Gnosis zugemutet wird, zu denken, daß die Welt,
| |
| in der er sich befindet, die er mit seinem Darwinismus so herrlich
| |
| schön erklärt, daß diese Welt gar nichts zu tun haben soll mit dem,
| |
| was in Wirklichkeit die Urgründe unserer Welt darstellt. Eines
| |
| leisen Lächelns wird sich der heutige Mensch, der in der Gegenwartsbildung
| |
| drinnensteckt, wirklich nicht enthalten können, wenn
| |
| ihm zugemutet wird, zu denken, die Urgründe der Welt seien bei
| |
| jenen Weltenwesen, zu denen überhaupt Begriffe zunächst nicht
| |
| reichen, zu denen nichts reicht von all dem, was man heute aufwendet
| |
| zum Weitenverständnis: In dem göttlichen Urvater liegt
| |
| das, was der Weltengrund genannt werden kann. Und gleichsam
| |
| von ihm ausgehend, ihm zur Seite, ist erst dasjenige, wozu die Seele
| |
| sich hindurchringen kann, wenn sie abseits aller materialistischen
| |
| Vorstellungen ein wenig nur ihr Tiefstes sucht: Schweigen, das
| |
| unendliche Schweigen, in dem noch nicht Zeit und Raum ist, sondern
| |
| nur Schweigsamkeit ist. Zu dem Paar des Urvaters der Welt
| |
| und des Schweigens, das noch vor Raum und Zeit ist, schaute der
| |
| Gnostiker auf, und dann ließ er hervorgehen gleichsam aus der
| |
| Vermählung des Urvaters mit dem Schweigen andere — man kann
| |
| sie ebensogut Welten wie Wesen nennen. Und aus diesen wieder
| |
| andere und wieder andere und wieder andere, und so durch dreißig
| |
| Stufen hindurch. Und auf der dreißigsten Stufe steht erst das, was
| |
| unserem Gegenwartssinn vorliegt, und was mit dem Darwinismus
| |
| so herrlich nach diesem Gegenwartssinn erklärt wird. Auf der
| |
| dreißigsten Stufe steht es erst, eigentlich auf der einunddreißigsten;
| |
| denn dreißig solche Wesenheiten, die man ebensogut Welten wie
| |
| Wesenheiten nennen kann, gehen voran dieser Welt. Äon ist der
| |
| Ausdruck, den man gewöhnlich annimmt für diese dreißig unserer
| |
| Welt vorangehenden Wesenheiten oder Welten.
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| Man bekommt nur dann eine Vorstellung von dem, was mit dieser
| |
| Äonenwelt gemeint ist, wenn man sich klar und deutlich sagt:
| |
| Nicht nur das, was die Sinne wahrnehmen, was du deine Welt um
| |
| dich herum nennst, gehört sozusagen der einunddreißigsten Welt an,
| |
| sondern auch das, was du aufbringst als physischer Mensch mit deinen
| |
| Gedanken als Erklärungen dieser Welt, gehört dieser einunddreißigsten
| |
| Stufe an. Es ist ja noch leicht, sich abzufinden mit einer
| |
| spirituellen Weltanschauung, wenn man sagt: Nun ja, die äußere
| |
| Welt ist ja allerdings Maja, aber durch unser Denken dringen wir
| |
| in die geistige Welt ein —, und wenn man dann die Hoffnung hat,
| |
| daß dieses Denken wirklich hinaufkommen kann in die geistigen
| |
| Welten. Das war aber nach der Ansicht der Gnostiker nicht der
| |
| Fall. Dieses Denken gehört zum einunddreißigsten Äon, zur physischen
| |
| Welt, nach der Ansicht der Gnostiker. So daß zunächst nicht
| |
| nur der sinnlich wahrnehmende, sondern auch der denkende Mensch
| |
| herausversetzt war aus den dreißig Äonen, die stufenweise aufwärts
| |
| angeschaut werden können durch die geistige Entwicklung und
| |
| die in immer größerer und größerer Vollkommenheit sich darstellen.
| |
| Man braucht wirklich nur sich einmal hineinzuversetzen in das
| |
| Lächeln, das einem heutigen, auf der Höhe seiner Zeit stehenden
| |
| Monisten sich abringt, wenn man ihm zumutet, zu glauben: Dreißig
| |
| Welten gehen voran, in denen etwas ganz anderes ist, als du
| |
| selbst zu denken vermagst. — Das aber war die Anschauung der
| |
| Gnostiker.
| |
| | |
| Und dann fragten sie sich: Wie ist es denn eigentlich in dieser
| |
| Welt?
| |
| | |
| Wir wollen eine Weile davon absehen, was wir selbst über diese
| |
| Welt gesagt haben im Sinne des Beginnes des zwanzigsten Jahrhunderts.
| |
| Das, was ich jetzt sage, soll nicht für uns als irgendeine uns
| |
| etwa überzeugende Ideenwelt dargestellt werden - in der Anthroposophie
| |
| des zwanzigsten Jahrhunderts wird selbstverständlich die
| |
| Gnosis zu überwinden sein —, aber wir wollen uns in diese Gnosis
| |
| versetzen. Die umliegende Welt, auch mit dem, was der Mensch
| |
| über sie denken kann, warum ist sie denn abgeschlossen von den
| |
| dreißig Äonen? — Da muß man hinblicken, sagte sich der Gnostiker,
| |
| auf den untersten, aber noch rein geistigen Äon. Was ist da
| |
| vorhanden? Da ist vorhanden die göttliche Sophia, die göttliche
| |
| Weisheit. In geistiger Art abstammend durch die 29 Stufen hindurch,
| |
| zu dem höchsten Äon schaute sie hinauf innerhalb der geistigen
| |
| Welt, zu dieser Reihe der geistigen Wesenheiten oder Welten.
| |
| Aber es wurde ihr eines Tages, eines Weltentages, klar, daß sie etwas
| |
| von sich auszusondern habe, wenn sie den freien Ausblick erhalten
| |
| wollte in die geistige Welt der Äonen. Und sie sonderte von sich
| |
| aus dasjenige, was in ihr vorhanden war als Begierde. Und das, was
| |
| fortan nicht mehr in ihr vorhanden ist, in dieser göttlichen Sophia,
| |
| in dieser göttlichen Weisheit, das irrt nunmehr herum in der Raumeswelt,
| |
| das durchdringt alles Werden der Raumeswelt. Es lebt
| |
| nicht nur in der Sinneswahrnehmung, es lebt auch im Menschendenken,
| |
| lebt da mit der Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt
| |
| aber doch wie ausgeworfen in die menschlichen Seelen. Gleichsam
| |
| als die andere Seite, das Ebenbild, aber als das in die Außenseite
| |
| geworfene Ebenbild der göttlichen Sophia lebt die Begierde, die in
| |
| alles hineingeworfen ist, die Welt durchdringend: Achamod. Schaust
| |
| du in deine Welt, ohne dich aufzuschwingen in die geistigen Welten,
| |
| so schaust du in die begierdenerfüllte Welt von Achamod. Weil
| |
| sie die von Begierden erfüllte Welt ist, deshalb kann sich in ihr zunächst
| |
| nicht darstellen, was sich als Ausblick ergibt in die Welt der
| |
| Äonen.
| |
| | |
| Weit, weit zurückliegend in der Welt der Äonen, erzeugt aus der
| |
| reinen Geistigkeit der Äonen heraus, dachte sich die Gnosis, was sie
| |
| nannte den Sohn des Vatergottes, und auch das, was sie nannte den
| |
| reinen, Heiligen Geist. So daß wir in ihnen gleichsam eine andere
| |
| Generationsreihe, eine andere Reihe der Entwickelung haben als
| |
| diejenige, die dann zu der göttlichen Sophia geführt hat. Wie sich
| |
| im physischen Leben in der Fortpflanzungsströmung die Geschlechter
| |
| sondern, so sonderte sich einmal im Fortgang der Äonen, durchaus
| |
| auf einer Hochstufe der geistigen Welt, eine andere Strömung
| |
| heraus, die Strömung des vom Vater stammenden Sohngeistes und des
| |
| Heiligen Geistes. So daß man fließend hat in der Welt der Äonen das,
| |
| was auf der einen Seite zur göttlichen Sophia führte und auf der anderen
| |
| Seite zum Sohngeist und Heiligen Geist. Wenn man hinaufgeht
| |
| durch die Äonen, so begegnet man einmal einem Äon, von dem abstammt
| |
| auf der einen Seite die Äonenfolge, die dann zur göttlichen
| |
| Sophia hinführte, wie auf der anderen Seite die Äonenfolge, von der
| |
| abstammen der Gottessohn und der Heilige Geist. Dann kommen
| |
| wir hinauf zum Vatergott und dem göttlichen Schweigen.
| |
| | |
| Dadurch nun, daß die menschliche Seele mit Achamod versetzt
| |
| ist in die materielle Welt, dadurch lebt in ihr im Sinne der Gnosis
| |
| die Sehnsucht nach der geistigen Welt, lebt in ihr vor allen Dingen
| |
| die Sehnsucht nach der göttlichen Sophia, nach der göttlichen Weisheit,
| |
| von der sie aber durch ihr Erfülltsein mit Achamod getrennt
| |
| ist. Dieses Gefühl der Trennung von der göttlichen Äonenwelt,
| |
| dieses Gefühl, nicht in dem Göttlich-Geistigen zu sein, das wird
| |
| nach der Anschauung der Gnostiker als die materielle Welt empfunden.
| |
| Und abstammend von der göttlich-geistigen Welt, doch
| |
| verbunden mit Achamod, erscheint der Gnosis das, was man nennen
| |
| könnte, an die griechische Sprache sich anlehnend, den Weltenbaumeister,
| |
| den Demiurgos. Dieser Demiurgos, dieser Weltenbaumeister,
| |
| ist der eigentliche Durchschöpfer und Durcherhalter dessen,
| |
| was von Achamod und dem Materiellen durchzogen ist. In
| |
| seine Welt sind einverflochten die Menschenseelen. Die Menschenseelen
| |
| sind einverflochten mit ihrer Sehnsucht zunächst nach der
| |
| göttlichen Sophia, und in der Welt der Äonen erscheint rein göttlich-
| |
| geistig, wie in der Ferne, der Gottessohn und der Heilige Geist,
| |
| aber nur für den, der — im Sinne der Gnosis — sich erhebt über all
| |
| das, in das hinein Achamod, die im Raume schweifende Begierde,
| |
| einverleibt ist.
| |
| | |
| Warum ist in den Seelen, die in die Welt der Achamod versetzt
| |
| sind, doch die Sehnsucht? Warum fühlen sie nach der Trennung
| |
| von der göttlich-geistigen Welt die Sehnsucht nach der göttlichgeistigen
| |
| Welt? Auch diese Frage legte sich die Gnosis vor, und sie
| |
| sagte: Achamod ist herausgeworfen aus der göttlichen Weisheit, der
| |
| göttlichen Sophia; aber bevor sie diese völlig materielle Welt wurde,
| |
| in der der Mensch jetzt lebt, kam ihr wie eine kurze Überstrahlung
| |
| ein Licht von dem Gottessohn, das gleich wieder verschwand. Das
| |
| ist ein wichtiger Begriff der Gnostiker, daß Achamod, wie sie in den
| |
| Menschenseelen lebt, ansichtig wurde in urferner Vergangenheit
| |
| des Gotteslichtes, das ihr nur gleich wiederum entschwunden war.
| |
| Aber die Erinnerung lebt jetzt in der Menschenseele, wie sehr sie
| |
| auch verstrickt sein kann in die materielle Welt. In der Welt der
| |
| Achamod lebe ich — so hätte eine solche Seele sagen können — in
| |
| der materiellen Welt. Mit einer Hülle bin ich umgeben, die dieser
| |
| materiellen Welt entnommen ist. Aber indem ich mich in mich versenke,
| |
| lebt in mir eine Erinnerung auf. Das, was mich gefesselt hält
| |
| an die materielle Welt, sehnt sich nach der göttlichen Sophia, nach
| |
| der göttlichen Weisheit, weil das Wesen Achamod, das in mir lebt,
| |
| einstmals überleuchtet worden ist von dem Gottessohn, der in der
| |
| Welt der Äonen lebt. — Man mache sich diese Verfassung einer
| |
| Seele, die sozusagen eine Schülerseele der Gnostiker war, einmal
| |
| klar. Solche Seelen lebten; sie sind nicht eine hypothetische Konstruktion,
| |
| sie lebten. Und die verständig schauenden Geschichtsforscher
| |
| werden durch äußere Dokumente darauf kommen, daß zahlreiche
| |
| solche Seelen gelebt haben in jener Zeit, von der wir eben
| |
| sprechen." {{Lit|{{G|149|18ff}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| === Gnosis und Anthroposophie ===
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Anthroposophie will durchaus keine Erneuerung dessen, was man
| |
| als Gnosis bezeichnet, sein. Die Gnosis ist die letzte Phase der alten
| |
| atavistischen Wissenschaft, während die Anthroposophie die erste
| |
| Phase einer vollbewußten Wissenschaft darstellt. Es ist eine Verleumdung,
| |
| wenn man beide zusammenwirft. Da ich das vorausgeschickt
| |
| habe, darf ich doch sagen, daß jene Gnosis es zuerst war, welche
| |
| versucht hat, das Mysterium von Golgatha zu verstehen. Und es war
| |
| eine tiefe geistige Wissenschaft - wenn auch instinktiver, atavistischer
| |
| Art —, welche dazumal versuchte, das Mysterium von Golgatha zu
| |
| verstehen. Diese Gnosis, die dazumal ausgebreitet war, ist ja dann
| |
| vollständig ausgerottet worden. Sie ist so vollständig ausgerottet
| |
| worden, daß nur weniges in positiver Weise übrig geblieben ist, nur
| |
| wenige Schriften, die noch dazu wenig besagen. Die allmählich ganz
| |
| römisch gewordene Form des Christentums, die das Christentum
| |
| durchsetzt hat mit den römischen Staatsbegriffen, hat dafür gesorgt,
| |
| daß alles, was von der ersten Auffassung des durchgeistigten Christentums
| |
| in der Gnosis vorhanden war, mit Stumpf und Stiel ausgerottet
| |
| worden ist. Und wenn heute die Theologen von der Gnosis
| |
| sprechen, kennen sie sie nur von den Gegnern." {{Lit|{{G|342|191f}}}}
| |
| </div>
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| | |
| == Gnosis als Weltanschauungsstimmung ==
| |
| | |
| Die Gnosis ist auch eine der [[sieben]] grundlegenden [[Weltanschauungsstimmungen]], die [[Rudolf Steiner]] unterschieden und den sieben [[Planetensphären]] zugeordnet hat; die Gnosis entspricht der [[Saturnsphäre]].
| |
| | |
| <div style="margin-left:20px">
| |
| "Man ist ein Gnostiker, wenn man daraufhin gestimmt ist,
| |
| durch gewisse in der Seele selbst liegende Erkenntniskräfte, nicht
| |
| durch die Sinne oder dergleichen, die Dinge der Welt kennenzulernen.
| |
| Man kann ein Gnostiker sein und zum Beispiel eine gewisse
| |
| Neigung haben, sich bescheinen zu lassen von dem Geistes-Tierkreisbilde,
| |
| das wir hier als Spiritualismus bezeichnet haben. Dann
| |
| wird man in seiner Gnostik tief hineinleuchten können in die Zusammenhänge
| |
| der geistigen Welten.
| |
| | |
| Man kann aber auch zum Beispiel ein Gnostiker des Idealismus
| |
| sein; dann wird man eine besondere Veranlagung haben, die Ideale
| |
| der Menschheit und die Ideen der Welt klar zu sehen. Der Unterschied
| |
| ist ja vorhanden zwischen dem einen und dem anderen Mensehen
| |
| auch in bezug auf den Idealismus, den die beiden Menschen
| |
| haben können. So ist der eine ein idealistischer Schwärmer, der immer
| |
| davon redet, daß er Idealist ist, der nur immer das Wort Ideal,
| |
| Ideal, Ideal im Munde führt, aber nicht viele Ideale kennt, der nicht
| |
| die Fähigkeit hat, in scharfen Konturen und mit innerlichem Schauen
| |
| wirklich die Ideale vor seine Seele zu rufen. Ein solcher unterscheidet
| |
| sich dann von dem anderen, der nicht nur von Idealen redet, sondern
| |
| die Ideale in seiner Seele so zu zeichnen weiß wie ein scharf hingemaltes
| |
| Bild. Der letztere, der den Idealismus ganz konkret innerlich
| |
| ergreift, so intensiv ergreift, wie man mit der Hand äußere Dinge ergreift,
| |
| der ist auf dem Gebiete des Idealismus ein Gnostiker. Man
| |
| könnte auch so sagen: Er ist überhaupt ein Gnostiker, aber er läßt
| |
| sich insbesondere von dem Geistes-Tierkreisbilde des Idealismus
| |
| bescheinen.
| |
| | |
| Es gibt Menschen, welche sich besonders stark bescheinen lassen
| |
| von dem Weltanschauungsbilde des Realismus, die aber so durch die
| |
| Welt gehen, daß sie durch die ganze Art, wie sie die Welt empfinden,
| |
| wie sie der Welt gegenübertreten, den andern Menschen viel,
| |
| viel sagen können von dieser Welt. Sie sind weder Idealisten noch
| |
| Spirituaüsten; sie sind ganz gewöhnliche Realisten. Sie sind imstande,
| |
| wirklich fein zu empfinden, was in der äußeren Realität um
| |
| sie herum ist, sie sind fein empfänglich für die Eigentümlichkeiten
| |
| der Dinge. Sie sind Gnostiker, richtige Gnostiker; nur sind sie Gnostiker
| |
| des Realismus. Solche Gnostiker des Realismus gibt es, und
| |
| manchmal sind Spirituaüsten oder Idealisten gar nicht Gnostiker des
| |
| Realismus. Wir können sogar finden, daß Leute, die sich gute Theosophen
| |
| nennen, durch eine Bildergalerie durchgehen und gar nichts
| |
| zu sagen haben über die Bilder, während andere, die gar nicht Theosophen
| |
| sind, die aber Gnostiker des Realismus sind, unendlich Bedeutungsvolles
| |
| dadurch zu sagen wissen, daß sie mit ihrer ganzen
| |
| Persönlichkeit in Berührung sind mit der ganzen Realität der Dinge.
| |
| Oder wie viele Theosophen gehen hinaus in die Natur und wissen gar
| |
| nicht das ganz Erhabene und Große der Natur mit der ganzen Seele
| |
| aufzufassen: sie sind nicht Gnostiker des Realismus. Es gibt Gnostiker
| |
| des Realismus.
| |
| | |
| Es gibt auch Gnostiker des Materialismus. Das sind allerdings
| |
| sonderbare Gnostiker. Aber ganz in dem Sinne, wie man Gnostiker
| |
| des Realismus ist, kann man Gnostiker des Materialismus sein; aber
| |
| es sind das Menschen, die nur Sinn und Gefühl und Empfinden
| |
| haben für alles Stoffliche, die das Stoffliche durch die unmittelbare
| |
| Berührung kennenzulernen suchen, wie der Hund, der die
| |
| Stoffe beriecht und dadurch intim kennenlernt und der eigentlich
| |
| in bezug auf die materiellen Dinge ein ausgezeichneter Gnostiker
| |
| ist.
| |
| | |
| [[Datei:GA151 051.gif|center|600px]]
| |
| | |
| Man kann Gnostiker sein für alle zwölf Weltanschauungsbilder.
| |
| Das heißt, wenn wir die Gnosis richtig hineinstellen wollen, müssen
| |
| wir es so machen, daß wir einen Kreis zeichnen und daß uns der
| |
| ganze Kreis bedeutet: Die Gnosis kann herumwandeln durch alle
| |
| zwölf Weltanschauungsbilder. Wie ein Planet die zwölf Tierkreisbilder
| |
| durchwandelt, so kann die Gnosis alle zwölf Weltanschauungsbilder
| |
| durchwandeln.
| |
| | |
| Allerdings wird die Gnosis die größten Dienste für das Heil der
| |
| Seelen dann leisten, wenn die gnostische Stimmung angewendet
| |
| wird für den Spiritualismus. Man könnte sagen: Die Gnosis ist im
| |
| Spiritualismus so recht zu Hause. Sie ist da in «ihrem» Hause. Sie ist
| |
| außer ihrem Hause in den anderen Weltanschauungsbildern. Logisch
| |
| hat man nicht die Berechtigung zu sagen, es könnte keine materialistische
| |
| Gnostik geben. Die Pedanten der Begriffe und Ideen werden
| |
| mit solchen Dingen leichter fertig als die gesunden Logiker, die
| |
| es etwas komplizierter haben. Man könnte zum Beispiel sagen: Ich
| |
| will nichts anderes Gnosis nennen, als was in den Geist eindringt.
| |
| Das ist eine willkürliche Begriffsbestimmung, ist ebenso willkürlich,
| |
| wie wenn jemand sagen würde: Veilchen habe ich bis jetzt nur in
| |
| Österreich gesehen, also nenne ich Veilchen nur das, was in Österreich
| |
| wächst und die Veilchenfarbe hat, anderes nicht. Logisch ist es
| |
| ebenso unmöglich zu sagen, Gnosis gebe es nur im Weltanschauungsbilde
| |
| des Spiritualismus; denn Gnosis ist ein «Planet», der die
| |
| Geistes-Sternbilder durchläuft." {{Lit|{{G|151|49ff}}}}
| |
| </div>
| |
| | |
| == Siehe auch ==
| |
| | |
| * {{WikipediaDE|Gnosis|}}
| |
| * {{Eisler|Gnosis}}
| |
| * {{Kirchner|Gnosis}}
| |
| | |
| == Anmerkungen ==
| |
| | |
| <references/>
| |
| | |
| == Literatur ==
| |
| #[[Wikipedia:Hans Jonas|Hans Jonas]]: ''Gnosis uns spätantiker Geist I'', Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1934
| |
| #[[Wikipedia:Kurt Rudolph|Kurt Rudolph]]: ''Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 ISBN 3-525-52110-3
| |
| #Rudolf Steiner: ''Christus und die geistige Welt. Von der Suche nach dem heiligen Gral'', [[GA 149]] (2004), ISBN 3-7274-1490-1 {{Vorträge|149}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Der menschliche und der kosmische Gedanke'', [[GA 151]] (1990), ISBN 3-7274-1510-X {{Vorträge|151}}
| |
| #Rudolf Steiner: ''Vorträge und Kurse über christlich-religiöses Wirken, I'', [[GA 342]] (1993), ISBN 3-7274-3420-1 {{Vorträge|342}}
| |
| | |
| {{GA}}
| |
| | |
| == Weblinks ==
| |
| | |
| #[http://www.gerd-albrecht.de/schriften.htm Die gnostischen Schriften]] (Gerd Albrecht)
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| [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Gnosis]] | |