Lazarus und Pluralismus (Theologie): Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Bondone_Erweckung_des_Lazarus.jpg|thumb|[[Wikipedia:Giotto di Bondone|Giotto di Bondone]], Erweckung des Lazarus (um 1425), Fresko in der Magadalenen-Kapelle in der Unterkirche von San Francesco in Assisi.]]
Der '''religionstheologische Pluralismus''' (auch pluralistische Religionstheologie) ist ein Modell der [[Religionstheologie]], also eine Form der [[Theologie|theologischen]] Beurteilung anderer [[Religion]]en, die auf Gleichwertigkeit abzielt.
'''Lazarus''' von '''Bethanien''' ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griechisch]] Lazaros, [[Wikipedia:Hebräische Sprache|hebräisch]] אֶלְעָזָר = Elʿazar) war nach dem Zeugnis des [[Johannes-Evangelium]]s der Bruder der [[Wikipedia:Martha von Bethanien|Martha]] und der [[Wikipedia:Maria von Bethanien|Maria]] von [[Bethanien]] und zählte mit diesen zum engsten Schülerkreis des Christus.


Von den kanonischen [[Evangelium|Evangelien]] schildert einzig das [[Johannesevangelium]] die [[Totenerweckung]] des Lazarus ([http://www.bibel-online.net/buch/43.johannes/11.html#11,1 Joh 11,1]). Ein ähnlicher, aber etwas erweiterter Bericht der Auferweckung des Lazarus findet sich darüber hinaus noch in dem sog. [[Wikipedia:Geheimes_Markusevangelium|Geheimen Markusevangelium]]<ref name="Lazarus">Das [[Wikipedia:Geheimes Markusevangelium|Geheime Markusevangelium]] ist eine erweiterte Textvariante des kanonischen [[Markus-Evangelium]]s, die nur in zwei Fragmenten überliefert ist, die sich in einem Brief befinden, der [[Wikipedia:Clemens von Alexandria|Clemens von Alexandria]] zugeschrieben wird, der jedoch nur in einer Abschrift aus dem 18. Jahrhundert erhalten ist. Diese Abschrift wurde von Morton Smith (1915-1991) im Kloster Mar Saba nahe Jerusalem entdeckt und 1973 veröffentlicht. Die Echtheit des Dokuments gilt nicht als gesichert, doch lassen philologische Untersuchungen die Autorschaft des Clemens als durchaus möglich erscheinen. Die fragliche Stelle soll zwischen [http://www.bibel-online.net/buch/41.markus/10.html#10,34 Mk 10,34] und 35 eingefügt sein und lautet:
Während der [[Exklusivismus]] nur die eigene Religion für wahr hält und der [[Inklusivismus]] zwar andere Religionen teilweise anerkennt, die eigene Religion jedoch als in irgendeiner Weise vorrangig, überlegen oder zentraler betrachtet, sieht der Pluralismus zumindest einige Religionen als prinzipiell möglicherweise gleichwertige Wege an. Das heißt jedoch nicht, dass alle Religionen oder religiösen Lehren, Praktiken etc. letztlich gleich wären und auch nicht, dass alle Religionen theologisch gleichwertig sind. Beispielsweise wird die Möglichkeit offen gehalten, dass für einen bestimmten Menschen eine gegebene Religion tatsächlich einen Weg eröffnet, eine andere gegebene Religion aber nicht. Ebenso können sich manche Religionen oder Kulte auch als destruktiv erweisen. Religiöser Pluralismus ist also nicht mit [[Relativismus]] gleichzusetzen. Die Konzeptionen eines religionstheologischen Pluralismus werden von unterschiedlichen Standpunkten her und aus verschiedenen Gründen kritisiert.


:"Und sie kamen nach Bethanien, und eine gewisse Frau, deren Bruder gestorben war, war dort. Und herzu kommend, warf sie sich vor Jesus nieder und sagte zu ihm: 'Sohn Davids, habe Erbarmen mit mir.' Aber die Jünger wiesen sie zurück. Und Jesus, der in Wut geriet, ging mit ihr in den Garten, wo das Grab war, und sogleich wurde ein lauter Schrei aus dem Grab gehört. Und näher tretend, rollte Jesus den Stein vom Eingang des Grabes weg. Und sogleich ging er hinein, wo der Jüngling war, streckte seine Hand aus und zog ihn hoch, indem er dessen Hand ergriff. Aber der Jüngling, als er ihn ansah, liebte ihn und fing an, ihn anzuflehen, daß er bei ihm sein möge. Und sie gingen aus dem Grab heraus und kamen in das Haus des Jünglings, denn er war reich. Und nach sechs Tagen sagte ihm Jesus, was er tun solle, und am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes. Und von da erhob er sich und ging auf die andere Seite des Jordans zurück." [http://www-user.uni-bremen.de/~wie/Secret/secmark.html]
Aus der Perspektive des Neuansatzes einer [[Theologie Interreligiöser Beziehungen]] erscheinen pluralistische Religionstheologien als zu [[Kognition|kognitiv]] ausgerichtet. Sie unterschätzen die in interreligiösen Beziehungen bedeutenden Medien, Räume und Zeiten, stellen religiöse Menschen wesentlich individualistisch dar und unterschätzen die Tatsache, dass Beziehungen nicht monolinear funktionieren, sondern sich in einer Mehrzahl von Beziehungsebenen und sozialen Vernetzungen ereignen.<ref>Henning Wrogemann: ''Theologie Interreligiöser Beziehungen. Religionstheologische Denkwege, kulturwissenschaftliche Anfragen und ein methodischer Neuansatz.'' Gütersloh 2015, ISBN 978-3-579-08143-4.</ref>


Danach folgt im kanonischen Markus-Evangelium ein Gespräch des Christus mit den beiden Zebedäussöhnen Jakobus und Johannes über das Herrschen und Dienen. Das zweite überlieferte Fragment des Geheimen Evangeliums schließt direkt daran an und fügt nach den Worten "Und er kommt nach Jericho" in [http://www.bibel-online.net/buch/41.markus/10.html#10,46 Mk 10,46] noch hinzu:
Während für viele Vertreter einer pluralistischen Religionstheologie die Frage nach dem endzeitlichen Heil zentral ist, wird von anderen eingewendet, dass diese Betonung des Erlösungsgedankens die Frage nach der objektiven Wahrheit der Religionen ausblende oder verkürze, so beispielsweise von [[Armin Kreiner]] und [[Max Seckler]].


:"Und die Schwester des Jünglings, den Jesus liebte, und seine Mutter und Salome [Frau des Zebedäus und Mutter des Johannes] waren dort, und Jesus empfing sie nicht".
Bekannte christliche Theologen, die einen religionstheologischen Pluralismus vertreten, sind [[John Hick]], [[Perry Schmidt-Leukel]], [[Eugen Drewermann]] und [[Paul F. Knitter]].


Dann folgt die Heilung eines Blindgeborenen bei [[Wikipedia:Jericho|Jericho]].</ref>, dessen Echtheit aber umstritten ist.
Das Modell [[John Hick]]s führt hierbei den Begriff des „Ewigen Einen“ als inhaltliche Komponente aller Religionen ein. Unterschiedliche religiöse Ansichten und Praktiken fußen hierbei auf dem jeweiligen menschlichen Betrachten der transzendentalen göttlichen Realität. Somit schreibt Hick jeder Religion ein gewisses Maß an Wahrheit, aber auch an partikularen Traditionen und historisch geprägten Konstruktionen zu.


In [[Wikipedia:Bethanien (Israel)|Bethanien]] (abgleitet von Beth-Anu, wörtlich ''Haus der Armut'' oder ''Haus des Todes''), das später Lazarion genannt wurde und heute [[Wikipedia:El-Azarjeh|El-Azarjeh]] ([[Wikipedia:Arabische Sprache|arab.]]) heißt, wurde ein Lazarus-Grab, in dem die Auferweckung erfolgt sein soll, schon seit dem 4. Jahrhundert benannt.
Das [[Bahaitum]] vertritt eine grundlegend pluralistische Position bezüglich religiöser und metaphysischer Lehren.<ref>„Ihre Lehren drehen sich um den Leit- und Grundsatz, daß religiöse Wahrheit nicht absolut, sondern relativ, göttliche Offenbarung fortschreitend und nicht endgültig ist. Unzweideutig, ohne den geringsten Vorbehalt bekennt sie, daß alle anerkannten Religionen göttlich im Ursprung, identisch in ihren Zielen, einander ergänzend in ihren Aufgaben, kontinuierlich in ihrer Zielsetzung und unabdingbar in ihrem Wert für die Menschheit sind“ ({{Literatur|Autor=Shoghi Effendi|Titel=Die Weltordnung Bahá’u‘lláhs|Ort=Hofheim|Jahr=1977|Kapitel=4:5}}). Für eine wissenschaftliche Veröffentlichung siehe Fazel: Religious Pluralism and the Baha'i Faith, Interreligious Insight, 1:3, pages 42-49, 2003-07 oder {{Literatur|Autor=Warburg, Margit|Titel=Citizens of the World. A History and Sociology of the Baha’is from a Globalisation Perspective  |Ort=Leiden|Jahr=2006|Seiten=54}}</ref>


== Lazarus und Johannes ==
== Siehe auch ==
[[Bild:Michelangelo Caravaggio Auferweckung des Lazarus.jpg|thumb|[[Wikipedia:Michelangelo Merisi da Caravaggio|Michelangelo Merisi da Caravaggio]], Auferweckung des Lazarus, 1609]]
* {{WikipediaDE|Religionstheologischer Pluralismus}}
[[Rudolf Steiner]] hat schon in seiner frühen Schrift [[Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums]] (1902) und später immer wieder darauf hingewiesen, dass die im Johannesevangelium geschilderte Totenerweckung des Lazarus in Wahrheit ein durch das [[Schicksal]] eingeleiteter [[Einweihung]]sakt, im Zuge dessen Lazarus, wie es in den alten vorchristlichen [[Mysterien]] gebräuchlich war, durch einen dreieinhalbtägigen Todesschlaf ging, aus dem er durch den [[Christus]] erweckt wurde. Nach seiner Erweckung trug Lazarus den Einweihungsnamen Johannes, der im [[Wikipedia:Hebräische Sprache|Hebräischen]] bedeutet „der HERR ([[JHWH]]) ist gnädig“ und im Judentum als Ausdruck einer als göttliches Geschenk gegebenen Geburt aufgefasst wird. Johannes, der erweckte Lazarus, ist nach Steiner identisch mit dem Schreiber des Johannesevangeliums, dem [[Johannes (Evangelist)|Evangelisten Johannes]].
* {{WikipediaDE|Interiorismus}}
* {{WikipediaDE|Interreligiöser Dialog}}


Mehr dazu siehe unter [[Johannes (Evangelist)#Lazarus-Johannes|Lazarus-Johannes]].
== Literatur ==
* Edmund Arens: ''Gottesverständigung. Eine kommunikative Religionstheologie.'' Herder, Freiburg 2007.
* Christian Augustin u. a. (Hrsg.): ''Religiöser Pluralismus und Toleranz in Europa.'' VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14811-7.
* Reinhold Bernhardt: ''Ende des Dialogs? Die Begegnung der Religionen und ihre theologische Reflexion'' (= ''Beiträge zu einer Theologie der Religionen.'' Band 2), Zürich 2006.
* Reinhold Bernhardt: ''Der Absolutheitsanspruch des Christentums. Von der Aufklärung bis zur Pluralistischen Religionstheologie.'' Gütersloher Verlagshaus G. Mohn, Gütersloh 1990.
* Reinhold Bernhardt: ''Literaturbericht „Theologie der Religionen“.'' Zwei Teile. In: ''[[Theologische Rundschau]]'' 72/2, 2007, S. 1–35 und 127–149.
* Reinhold Bernhardt: ''Inter-Religio Das Christentum in Beziehung zu anderen Religionen'' (Beiträge zu einer Theologie der Religionen 16), Zürich 2019.
* Werner Gephart, Hans Waldenfels (Hrsg.): ''Religion und Identität. Im Horizont des Pluralismus.'' Frankfurt am Main, Suhrkamp 1999, ISBN 3-518-29011-8.
* Gerhard Gäde: ''Viele Religionen – ein Wort Gottes. Einspruch gegen John Hicks pluralistische Religionstheologie.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1998.
* Kurt Hübner: ''Das Christentum im Wettstreit der Weltreligionen''. Tübingen 2003.
* Hans Kessler: ''Der universale Christus und die Religionen''. In: ''Theologische Quartalschrift'' 181, 2001, S. 212–237.
* John Hick: ''Gott hat viele Namen.'' In: Ders.: ''Gott und seine vielen Namen.'' Otto Lembeck, Frankfurt a.M.2002, S.&nbsp;44–65.
* John Hick u. a.: ''Four Views on Salvation in a Pluralistic World.'' Zondervan Pub. House, Grand Rapids 1996, ISBN 0-310-21276-6 (kontradiktorische Behandlung von exklusiver, inklusiver und pluralistischer Sicht).
* Paul F. Knitter: ''Horizonte der Befreiung. Auf dem Weg zu einer pluralistischen Theologie der Religionen.'' Bonifatius Verlag, Paderborn 1997.
* Perry Schmidt-Leukel: ''Gott ohne Grenzen. Eine christliche und pluralistische Theologie der Religionen.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005, ISBN 3-579-05219-5.
* Raymund Schwager (Hrsg.): ''Christus allein? Der Streit um die pluralistische Religionstheologie'' (= ''Qaestiones disputatae.'' Band 160). Herder, Freiburg 1996.
* Bertram Stubenrauch: ''Die Theologie und die Religionen.'' In: [[Klaus Müller (Theologe)|Klaus Müller]] (Hrsg.): ''Fundamentaltheologie. Fluchtlinien und gegenwärtige Herausforderungen.'' Regensburg 1998, S. 349–367.
* Klaus von Stosch: ''Komparative Theologie als Wegweiser in der Welt der Religionen.'' Paderborn 2012.
* Henning Wrogemann: ''Theologie Interreligiöser Beziehungen. Religionstheologische Denkwege, kulturwissenschaftliche Anfragen und ein methodischer Neuansatz.'' Gütersloh 2015, ISBN 978-3-579-08143-4.


== Lazarus und [[Osiris]] ==
== Weblinks ==
 
* Saskia Wendel: ''[http://www.theophil-online.de/vielf%E4lt/mff%E4ltig1.htm Jenseits von Absolutheit und Beliebigkeit oder: Zur Möglichkeit, im Pluralismus einen christlichen Standpunkt zu beziehen].'' In: ''Theophil online'', 8. August 2002. Abgerufen am 26. Oktober 2011.
Der Name des Lazarus enthält auch einen Hinweis auf den ägyptischen Gott [[Osiris]], der ins [[Wikipedia:Hebräische Sprache|Hebräische]] ebenfalls als ''El-Asar'' übersetzt wird. Die Wiedererweckung des Osiris findet im ''Haus der Toten'' statt, welches ''Annu'' genannt wurde.  
* Gerhard Ludwig Müller: ''[http://www.mscperu.org/deutsch/Debatte/wider_die_intoleranz.htm Gegen die Intoleranz der Relativisten. Zu der Empörung über die Erklärung der Glaubenskongregation „Dominus Jesus“].'' In: ''Die Tagespost'', 9. September 2000, S. 3. Abgerufen am 26. Oktober 2011.
 
* Ulrich Winkler: ''[http://www.sbg.ac.at/sathz/2006-2/SaThZ-2006-2_10-Winkler.pdf Perry Schmidt-Leukels christliche pluralistische Religionstheologie].'' In: ''SaThZ'' 10, 2006, S. 290–318. Abgerufen am 26. Oktober 2011.
== Anmerkungen ==
* [http://www.theologie-systematisch.de/religion/7pluralismus.htm Aktuelle Literatur zur pluralistischen Religionstheologie] auf [http://www.theologie-systematisch.de theologie-systematisch.de]. Abgerufen am 26. Oktober 2011.


== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


== Literatur ==
[[Kategorie:Religionswissenschaft]]
#Rudolf Steiner: Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums (GA 8);
[[Kategorie:Religionsphilosophie]]
[[Kategorie:Pluralismus]]
[[Kategorie:Theologie]]


{{GA}}
{{Wikipedia}}
 
== Weblinks ==
#[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienL/Lazarus_von_Bethanien.html Lazarus - Ökumenische Heiligenlexikon]

Version vom 29. Juli 2019, 10:03 Uhr

Der religionstheologische Pluralismus (auch pluralistische Religionstheologie) ist ein Modell der Religionstheologie, also eine Form der theologischen Beurteilung anderer Religionen, die auf Gleichwertigkeit abzielt.

Während der Exklusivismus nur die eigene Religion für wahr hält und der Inklusivismus zwar andere Religionen teilweise anerkennt, die eigene Religion jedoch als in irgendeiner Weise vorrangig, überlegen oder zentraler betrachtet, sieht der Pluralismus zumindest einige Religionen als prinzipiell möglicherweise gleichwertige Wege an. Das heißt jedoch nicht, dass alle Religionen oder religiösen Lehren, Praktiken etc. letztlich gleich wären und auch nicht, dass alle Religionen theologisch gleichwertig sind. Beispielsweise wird die Möglichkeit offen gehalten, dass für einen bestimmten Menschen eine gegebene Religion tatsächlich einen Weg eröffnet, eine andere gegebene Religion aber nicht. Ebenso können sich manche Religionen oder Kulte auch als destruktiv erweisen. Religiöser Pluralismus ist also nicht mit Relativismus gleichzusetzen. Die Konzeptionen eines religionstheologischen Pluralismus werden von unterschiedlichen Standpunkten her und aus verschiedenen Gründen kritisiert.

Aus der Perspektive des Neuansatzes einer Theologie Interreligiöser Beziehungen erscheinen pluralistische Religionstheologien als zu kognitiv ausgerichtet. Sie unterschätzen die in interreligiösen Beziehungen bedeutenden Medien, Räume und Zeiten, stellen religiöse Menschen wesentlich individualistisch dar und unterschätzen die Tatsache, dass Beziehungen nicht monolinear funktionieren, sondern sich in einer Mehrzahl von Beziehungsebenen und sozialen Vernetzungen ereignen.[1]

Während für viele Vertreter einer pluralistischen Religionstheologie die Frage nach dem endzeitlichen Heil zentral ist, wird von anderen eingewendet, dass diese Betonung des Erlösungsgedankens die Frage nach der objektiven Wahrheit der Religionen ausblende oder verkürze, so beispielsweise von Armin Kreiner und Max Seckler.

Bekannte christliche Theologen, die einen religionstheologischen Pluralismus vertreten, sind John Hick, Perry Schmidt-Leukel, Eugen Drewermann und Paul F. Knitter.

Das Modell John Hicks führt hierbei den Begriff des „Ewigen Einen“ als inhaltliche Komponente aller Religionen ein. Unterschiedliche religiöse Ansichten und Praktiken fußen hierbei auf dem jeweiligen menschlichen Betrachten der transzendentalen göttlichen Realität. Somit schreibt Hick jeder Religion ein gewisses Maß an Wahrheit, aber auch an partikularen Traditionen und historisch geprägten Konstruktionen zu.

Das Bahaitum vertritt eine grundlegend pluralistische Position bezüglich religiöser und metaphysischer Lehren.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Edmund Arens: Gottesverständigung. Eine kommunikative Religionstheologie. Herder, Freiburg 2007.
  • Christian Augustin u. a. (Hrsg.): Religiöser Pluralismus und Toleranz in Europa. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14811-7.
  • Reinhold Bernhardt: Ende des Dialogs? Die Begegnung der Religionen und ihre theologische Reflexion (= Beiträge zu einer Theologie der Religionen. Band 2), Zürich 2006.
  • Reinhold Bernhardt: Der Absolutheitsanspruch des Christentums. Von der Aufklärung bis zur Pluralistischen Religionstheologie. Gütersloher Verlagshaus G. Mohn, Gütersloh 1990.
  • Reinhold Bernhardt: Literaturbericht „Theologie der Religionen“. Zwei Teile. In: Theologische Rundschau 72/2, 2007, S. 1–35 und 127–149.
  • Reinhold Bernhardt: Inter-Religio Das Christentum in Beziehung zu anderen Religionen (Beiträge zu einer Theologie der Religionen 16), Zürich 2019.
  • Werner Gephart, Hans Waldenfels (Hrsg.): Religion und Identität. Im Horizont des Pluralismus. Frankfurt am Main, Suhrkamp 1999, ISBN 3-518-29011-8.
  • Gerhard Gäde: Viele Religionen – ein Wort Gottes. Einspruch gegen John Hicks pluralistische Religionstheologie. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1998.
  • Kurt Hübner: Das Christentum im Wettstreit der Weltreligionen. Tübingen 2003.
  • Hans Kessler: Der universale Christus und die Religionen. In: Theologische Quartalschrift 181, 2001, S. 212–237.
  • John Hick: Gott hat viele Namen. In: Ders.: Gott und seine vielen Namen. Otto Lembeck, Frankfurt a.M.2002, S. 44–65.
  • John Hick u. a.: Four Views on Salvation in a Pluralistic World. Zondervan Pub. House, Grand Rapids 1996, ISBN 0-310-21276-6 (kontradiktorische Behandlung von exklusiver, inklusiver und pluralistischer Sicht).
  • Paul F. Knitter: Horizonte der Befreiung. Auf dem Weg zu einer pluralistischen Theologie der Religionen. Bonifatius Verlag, Paderborn 1997.
  • Perry Schmidt-Leukel: Gott ohne Grenzen. Eine christliche und pluralistische Theologie der Religionen. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005, ISBN 3-579-05219-5.
  • Raymund Schwager (Hrsg.): Christus allein? Der Streit um die pluralistische Religionstheologie (= Qaestiones disputatae. Band 160). Herder, Freiburg 1996.
  • Bertram Stubenrauch: Die Theologie und die Religionen. In: Klaus Müller (Hrsg.): Fundamentaltheologie. Fluchtlinien und gegenwärtige Herausforderungen. Regensburg 1998, S. 349–367.
  • Klaus von Stosch: Komparative Theologie als Wegweiser in der Welt der Religionen. Paderborn 2012.
  • Henning Wrogemann: Theologie Interreligiöser Beziehungen. Religionstheologische Denkwege, kulturwissenschaftliche Anfragen und ein methodischer Neuansatz. Gütersloh 2015, ISBN 978-3-579-08143-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Henning Wrogemann: Theologie Interreligiöser Beziehungen. Religionstheologische Denkwege, kulturwissenschaftliche Anfragen und ein methodischer Neuansatz. Gütersloh 2015, ISBN 978-3-579-08143-4.
  2. „Ihre Lehren drehen sich um den Leit- und Grundsatz, daß religiöse Wahrheit nicht absolut, sondern relativ, göttliche Offenbarung fortschreitend und nicht endgültig ist. Unzweideutig, ohne den geringsten Vorbehalt bekennt sie, daß alle anerkannten Religionen göttlich im Ursprung, identisch in ihren Zielen, einander ergänzend in ihren Aufgaben, kontinuierlich in ihrer Zielsetzung und unabdingbar in ihrem Wert für die Menschheit sind“ ( Shoghi Effendi: Die Weltordnung Bahá’u‘lláhs. Hofheim 1977, 4:5.). Für eine wissenschaftliche Veröffentlichung siehe Fazel: Religious Pluralism and the Baha'i Faith, Interreligious Insight, 1:3, pages 42-49, 2003-07 oder  Warburg, Margit: Citizens of the World. A History and Sociology of the Baha’is from a Globalisation Perspective. Leiden 2006, S. 54.


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