Nestorianismus und Adoptianismus: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Nestorianismus''' ist eine nach [[Wikipedia:Nestorius|Nestorius]] benannte [[Christologie|christologische]] Lehre, die [[Wikipedia:431|431]] auf dem [[Konzil von Ephesos|Konzil von Ephesos]] verurteilt wurde.  
Der '''Adoptianismus''' bezeichnet eine [[Wikipedia:Theologie|theologische]] Lehre, die dem [[Nestorianismus]] nahe steht. Demnach sei [[Jesus Christus]] nur ein [[Mensch]] gewesen, der von [[Gott]] gleichsam "adoptiert" wurde.  


== Inhalt der Lehre ==
Der spanische Adoptianismus wurde von dem [[Wikipedia:Metropolit|Metropoliten]] Elipandus von Toledo († nach 800) vorgebracht, ursprünglich um die Menschheit Jesu, wie sie das [[Wikipedia:Konzil von Chalcedon|Konzil von Chalcedon]] (451) neben seiner Göttlichkeit bekundet, zu verteidigen. Die adoptianische Lehre, dass Christus im Hinblick auf seine Menschheit "filius adoptivus" und im Hinblick auf seine Gottheit "filius proprium" sei spricht betont von zwei Naturen Jesus Christus. Diese Aussage widerspricht jedoch dem chalcedonensisch-[[Christologie|christologischen]] Bekenntnis der ''einen'' Person Jesus Christus in [[Wikipedia:Konzil von Chalcedon|hypostatischer Union]].


In den christologischen Diskussionen des [[Wikipedia:5. Jahrhundert|5. Jahrhunderts]] nimmt der Nestorianismus die gegensätzliche Position zum [[Monophysitismus]] ein.
Ferner darf bei der Betrachtung des frümittelalterlichen Adoptianismus nicht die römisch-[[Wikipedia:Karolinger|karolingische]] Überbetonung des Göttlichen in Christus außer Acht gelassen werden, für die die damalige Theologie stand. Diese Gründe gaben Anlass zu den [[Wikioedia:Synode|Synoden]] in [[Wikipedia:Regensburg|Regensburg]] (792), [[Wikipedia:Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]] (794) und in [[Wikipedia:Aachen|Aachen]] (799), die den Adoptianismus als [[Wikipedia:Häresie|Häresie]] verurteilten.
 
Definiert ist der Nestorianismus im Wesentlichen aus den [[Wikipedia:Anathema|Anathemata]] von [[Wikipedia:Kyrill von Alexandria|Kyrill von Alexandria]] und des Konzils von Ephesos. Nach Kyrill besteht der Hauptpunkt des Nestorianismus in der Lehre, dass es in Jesus Christus eine göttliche und eine menschliche Person gegeben habe (eine Person mit einer göttlichen Natur und eine Person mit einer menschlichen Natur). Jedes zugeordnete Attribut und jede Handlung des inkarnierten Christus könne dabei einer dieser Personen zugeordnet werden. Beide Personen seien lediglich durch das Band der Liebe verbunden.
 
Jedoch haben weder Nestorius selbst noch die als seine Anhänger beschuldigten Vertreter der [[Wikipedia:Antiochenische Schule|Antiochenischen Schule]] diese Dinge tatsächlich gelehrt. Vielmehr haben sie, wenn auch zum Teil in unglücklichen Formulierungen, Positionen vertreten die schliesslich im [[Konzil von Chalzedon|Konzil von Chalzedon]] 451 zum Tragen gekommen sind. Problematisch war, dass Nestorius den Gebrauch des Attributs Theotokos ({{ELSalt|Θεοτόκος}} „[[Gottesgebärerin]]“), ein Attribut paganer Göttinen, in Bezug auf [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]], die Mutter Jesu, abgelehnt hat. Es sei besser von einer Christusgebärerin zu sprechen.
 
Auch die von der [[Wikipedia:Orthodoxe Kirchen|orthodoxen]] und [[Wikipedia:Römisch-Katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] oft als Nestorianer bezeichnete [[Wikipedia:Assyrische Kirche des Ostens|Assyrische Kirche des Ostens]] hat nie die vorgeworfenen Lehren vertreten, so dass man vom Nestorianismus lediglich als einem häresiologischen Konstrukt, nicht von einer historischen Bewegung, sprechen kann. Die [[Monophysitismus|monophysitischen]] Kirchen haben den Nestorianismusvorwurf auch auf die Chalzdonensier, also Orthodoxe und Katholiken, ausgedehnt.
 
== Ausbreitung ==
 
Nestorius war bis 431 Patriarch von Konstantinopel, die von ihm vertretene Lehre wurde auf dem Konzil von Ephesos 431 verurteilt.
 
Viele seiner Anhänger wanderten schließlich ins [[Wikipedia:Sassanidenreich|Sassanidenreich]] aus, wo es zu dieser Zeit bereits eine relativ große Anzahl von Christen gab (wenn sie auch nie die Mehrheit bildeten). Die sich formierende so genannte ''nestorianische Kirche'' – die mit Nestorios jedoch weniger gemein hatte und besser als ostsyrische Kirche bzw. als [[Wikipedia:Assyrische Kirche des Ostens|Assyrische Kirche des Ostens]] bezeichnet werden sollte – in Persien stand der römischen Reichskirche von nun an feindlich gegenüber, sodass die persischen Könige fortan den persischen Christen wesentlich wohlwollender gegenüber standen. Das nestorianische Zentrum war – nachdem die alten Zentralen wie [[Wikipedia:Konstantinopel|Konstantinopel]], Alexandria und Antiochia nicht erreichbar waren – Edessa, das heutige Urfa (bzw. [[Wikipedia:Şanlıurfa|Şanlıurfa]]) im Südosten der Türkei; Sitz des Katholikos war [[Wikipedia:Ktesiphon|Ktesiphon]]. Trotz mancher Behinderung konnte über die Seidenstraße, deren Arm durch Edessa führte, sich eine Missionstätigkeit entfalten. Die Händler nahmen nicht nur Waren sondern auch ihre Religion, ihre Überzeugung mit nach Osten. Christliche Gemeinden entstanden unter den [[Wikipedia:Turkvolk|Turkvölkern]] in Mittelasien und in [[Wikipedia:Sinkiang|Sinkiang]] (chin. Volksrepublik). Teilweise wurden auch ganze Völker christlich. 779 wurde im westlichen China ein Denkmal errichtet, das von der Einführung der großen „leuchtenden Religion aus Ta-Ch’in (dem Judenlande)” berichtete. Spuren dieser Missionstätigkeit wurden auch in Japan (im 9. Jahrhundert dokumentiert) und auf Sumatra entdeckt. Die [[Wikipedia:Thomaschristen|Thomaschristen]] in Südindien sind die Nachfahren dieses kirchlichen Lebens in Indien.
 
Auf die Blütezeit dieser Kirche im 13. Jahrhundert folgte bald die nahezu vollständige Vernichtung durch den muslimischen Mongolenherrscher [[Wikipedia:Timur Lang|Timur]] Lenk (bzw. Tamerlan) im 14. Jh. Der Jesuitenpater [[Wikipedia:Matteo Ricci|Matteo Ricci]] stieß im 16. Jh. in China auf Reste des Christentums. Als man die obengenannte Stele 1625 in [[Wikipedia:Sianfu|Sianfu]] (heute Xian 西安) fand, hatte man damit die Erklärung, wieso Matteo Ricci bei seiner Missionstätigkeit christliche Elemente vorfinden konnte. Aber zugleich entkräftete dieser Fund den Vorwurf der Chinesen, die Missionare brächten etwas ganz Neues, ganz Fremdes in das Reich der Mitte. Die [[Wikipedia:Stele|Stele]] bewies, dass der christliche Glaube schon vor langer Zeit in China Wurzeln geschlagen hatte.
 
In der mongolischen Hauptstadt [[Wikipedia:Karakorum (Stadt)|Karakorum]] befand sich um [[1250]] eine nestorianische Kirche. Daher kann davon ausgegangen werden, dass das nestorianische Christentum im Mongolenreich bis um 1350 eine verbreitete Glaubensrichtung war.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


* [[Wikipedia:Assyrische Kirche des Ostens|Assyrische Kirche des Ostens]] - korrekte Bezeichnung der oft „nestorianische Kirche“ genannten Kirche
[[Wikipedia:Nicäno-Konstantinopolitanum|Glaubensbekenntnis von Nicäa (325)]]
 
== Literatur ==
 
* Wassilios Klein: ''Das nestorianische Christentum an den Handelswegen durch Kyrgyzstan bis zum 14. Jh.'', Turnhout 2000 (Silk Road Studies III).


[[Kategorie:Theologie]]
[[Kategorie:Theologie]]
{{Wikipedia}}

Version vom 16. September 2006, 16:09 Uhr

Der Adoptianismus bezeichnet eine theologische Lehre, die dem Nestorianismus nahe steht. Demnach sei Jesus Christus nur ein Mensch gewesen, der von Gott gleichsam "adoptiert" wurde.

Der spanische Adoptianismus wurde von dem Metropoliten Elipandus von Toledo († nach 800) vorgebracht, ursprünglich um die Menschheit Jesu, wie sie das Konzil von Chalcedon (451) neben seiner Göttlichkeit bekundet, zu verteidigen. Die adoptianische Lehre, dass Christus im Hinblick auf seine Menschheit "filius adoptivus" und im Hinblick auf seine Gottheit "filius proprium" sei spricht betont von zwei Naturen Jesus Christus. Diese Aussage widerspricht jedoch dem chalcedonensisch-christologischen Bekenntnis der einen Person Jesus Christus in hypostatischer Union.

Ferner darf bei der Betrachtung des frümittelalterlichen Adoptianismus nicht die römisch-karolingische Überbetonung des Göttlichen in Christus außer Acht gelassen werden, für die die damalige Theologie stand. Diese Gründe gaben Anlass zu den Synoden in Regensburg (792), Frankfurt am Main (794) und in Aachen (799), die den Adoptianismus als Häresie verurteilten.

Siehe auch

Glaubensbekenntnis von Nicäa (325)