Helmuth Johannes Ludwig von Moltke und Jupiterjahr: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Gw moltke 01.jpg|miniatur|Helmuth Johannes Ludwig von Moltke]]
#WEITERLEITUNG [[Jupiter#Das große Jupiterjahr und die Erscheinung des Christus Jesus auf Erden]]
'''Helmuth Johannes Ludwig von Moltke''', genannt Moltke der Jüngere (d. J.) (* [[Wikipedia:25. Mai|25. Mai]] [[Wikipedia:1848|1848]] in [[Wikipedia:Biendorf (Mecklenburg)|Gersdorf]]; † [[Wikipedia:18. Juni|18. Juni]] [[Wikipedia:1916|1916]] in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]]) war ein  [[Wikipedia:Generaloberst|Generaloberst]] der [[Wikipedia:Preußische Armee|preußischen Armee]] und von 1906 bis 14. September 1914 Chef des [[Wikipedia:Großer Generalstab‎|Großen Generalstabes]].
 
== Leben ==
Helmuth Johannes Ludwig von Moltke stammte aus dem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht [[Wikipedia:Moltke (Adelsgeschlecht)|Moltke]] und war der Neffe des [[Wikipedia:Generalfeldmarschall|Generalfeldmarschall]]s [[Wikipedia:Helmuth Karl Bernhard von Moltke|Helmuth Karl Bernhard von Moltke]] (Moltke d. Ä.). Er und seine Frau Eliza waren [[Christliche Wissenschaft]]er, seine Frau betrachtete sich durch die Gebete einer Ausüberin der Christlichen Wissenschaft – [[Wikipedia:Frances Thurber Seal|Frances Thurber Seal]] – als von einer Krankheit geheilt. Beide hatten auch Kontakt zu [[Rudolf Steiner]], dessen esoterische Schülerin Eliza von Moltke war. Die in diesem Kontext entstandenen „Post-mortem-Mitteilungen“ von Moltkes sind seit ihrer Herausgabe 1993 erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Die beiden Bände enthalten u. a. die seinerzeit für seine Frau erstellte und nicht veröffentlichte Einschätzung der Kriegsschuldfrage durch von Moltke. Die Mitteilungen werfen ein erhellendes Licht auf die Geschehnisse unmittelbar vor dem und während des [[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] und zur Person des [[Wikipedia:Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Kaisers]].
 
Während des [[Wikipedia:Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieges]] kämpfte er im [[Wikipedia:Grenadier-Regiment „König Wilhelm&nbsp;I.“ (2.&nbsp;Westpreußisches) Nr.&nbsp;7]]. 1880 wurde er Mitglied des [[Wikipedia:Generalstab|Großen Generalstabes]] und 1882 [[Wikipedia:Adjutant|Adjutant]] seines Onkels. Von 1902 bis 1904 war er Kommandeur der [[Wikipedia:1. Garde-Division (Deutsches Kaiserreich)|1.&nbsp;Division]] des [[Wikipedia:Gardekorps|Gardekorps]]. 1904 wurde er Generalquartiermeister und 1906 Nachfolger [[Wikipedia:Alfred von Schlieffen|Alfred von Schlieffen]]s als Chef des Großen Generalstabes in Berlin. Seine Ernennung entstand aus dem Wunsch Kaiser [[Wikipedia:Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelms&nbsp;II.]], einen ''eigenen [[Wikipedia:Moltke (Adelsgeschlecht)|Moltke]]'' zu haben. Zwischen Moltke und Wilhelm&nbsp;II. bestand ein enges Vertrauensverhältnis, das darin gipfelte, dass ihm der Kaiser 1909 den [[Wikipedia:Schwarzer Adlerorden|Schwarzen Adler-Orden]] verlieh.<ref>[[Wikipedia:Olaf Jessen|Olaf Jessen]]: ''Die Moltkes.'' 2. Auflage. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-60499-7, S.&nbsp;270.</ref> Als von Schlieffen 1906 aus dem Amt ausschied, hinterließ er Moltke eine Denkschrift, welche die Grundzüge des [[Wikipedia:Schlieffen-Plan|Schlieffen-Plan]]s enthielt. Obwohl Schlieffen als Zivilist mehrfach sein Konzept aktualisierte, ging die eigentliche Ausarbeitung der operativen Feldzugspläne von Moltke aus, welcher, anders als von Schlieffen vorgesehen, den linken Heeresflügel zu Ungunsten des rechten verstärkte.
 
[[Wikipedia:Wilhelm Filchner|Wilhelm Filchner]] benannte 1912 während der zweiten deutschen Antarktisexpedition eine Gruppe von eisfreien Felskliffs in der Antarktis ''[[Wikipedia:Moltke-Nunataks|Moltke-Nunataks]]'' zu Ehren von Helmuth und seinem Bruder [[Wikipedia:Friedrich von Moltke|Friedrich von Moltke]].
 
== Moltkes Verhalten bei Kriegsausbruch ==
Bereits bei der „militärpolitischen Besprechung“ mit dem Kaiser am 8. Dezember 1912 habe er mit den Worten „je eher, desto besser“ auf einen Kriegsbeginn gedrängt.<ref>G. A. von Müller: ''Aufzeichnungen über die Aera Wilhelms II.'' Hrsg. von W. Görlitz (Göttingen, 1965), S. 124 f.</ref>Gegen Ende der [[Wikipedia:Julikrise|Julikrise]], zum Zeitpunkt höchster politischer Spannung, griff Moltke persönlich in das Geschehen ein. Nachdem [[Wikipedia:Österreich-Ungarn|Österreich-Ungarn]] am 28. Juli [[Wikipedia:Königreich Serbien|Serbien]] den Krieg erklärt hatte, ließ [[Wikipedia:Russisches Kaiserreich|Russland]] am 28. Juli einen Teil seiner Truppen und am 30. Juli das ganze Heer mobilmachen. In der Nacht vom 30. auf den 31. Juli sandte Moltke nun dem österreichisch-ungarischen Generalstabschef [[Wikipedia:Franz Conrad von Hötzendorf|Franz Graf Conrad von Hötzendorf]] ein Telegramm, in dem er die sofortige Mobilmachung gegen Russland verlangte. Ferner forderte er die Ablehnung der britischen Vermittlungsversuche und versicherte, er werde Italien zur Bündnispflicht zwingen. Ausdrücklich garantierte er die Unterstützung Österreich-Ungarns im Kriegsfall durch Deutschland:
 
{{Zitat|Für Österreich-Ungarns Erhaltung ist Durchhalten des europäischen Krieges das letzte Mittel. Deutschland geht unbedingt mit.|ref=<ref>Janusz Piekalkiewicz: ''Der Erste Weltkrieg'', 2007, ISBN 3-8289-0560-9 (S. 28)</ref>}}
 
Damit überschritt er zwar seine Kompetenzen, bestätigte aber Wien, dass es mit Deutschlands militärischer Unterstützung rechnen konnte. Als nicht entscheidungsbefugter Militär hatte er Österreich-Ungarn gegenüber signalisiert, dass Deutschland seine Bündnispflicht erfüllen werde, ganz gleich, was der andere Partner in Bezug auf Serbien tun sollte. Moltke wird von einigen Forschern deshalb als Kriegstreiber gesehen, der in brutaler Sprache zum Zuge gegen die Russen geblasen habe.
 
Trotz neuer strategischer Überlegungen erachtete Moltke den Aufmarschplan seines Vorgängers, Alfred von Schlieffen, weiterhin als die richtige strategische Idee. Dementsprechend trieb er die Planungen zu dessen Umsetzung weiter voran. Unter anderem wollte er den Einmarsch in Belgien um eine Woche vorverlegen. Am Morgen des 3. August teilte er Reichskanzler [[Wikipedia:Theobald von Bethmann Hollweg|Theobald von Bethmann Hollweg]] mit, dass am nächsten Tag deutsche Truppen in Belgien einmarschieren werden und empfahl, dies der belgischen Regierung bekanntzugeben, jedoch ohne Kriegserklärung, weil er hoffte, es könne mit der belgischen Regierung noch zu einer Verständigung kommen.
 
== Moltkes Kriegsführung ==
[[Datei:Invalidenfriedhof, Grab von Moltke.jpg|miniatur|Grab auf dem [[Wikipedia:Invalidenfriedhof|Invalidenfriedhof]], Berlin]]
Als es schließlich zum Krieg kam, musste Moltke für die Durchführung der militärischen Operationen mit dem Ziel eines Sieges gegen gleich mehrere europäische Mächte naturgemäß entscheidende Verantwortung tragen – eine ungeheure Last, die von ihm deutlich als solche empfunden wurde. So drängte er auf den sofortigen Kriegseintritt der [[Wikipedia:Osmanisches Reich|Türkei]], die umgehend Russland angreifen und die islamische Welt gegen die [[Wikipedia:Triple Entente|Entente]] aufwiegeln sollte.
 
Im Verlauf der ersten Kriegswochen brach Moltke nervlich zusammen. Entscheidenden Anteil daran hatte der Kaiser gehabt, der sich am Vorabend der ersten Kampfhandlungen noch der Illusion hingegeben hatte, dass England einer Verletzung der belgischen Neutralität tatenlos zusehen werde, und der daraufhin die planmäßige Entfaltung der deutschen Kräfte für Stunden gestoppt hatte. Von dem als dilettantisch empfundenen Eingreifen in entscheidender Stunde konnte sich Moltke nie wieder ganz erholen.
 
Aufgrund schlechter Verbindungen zu den Armeeführern verlor er im September zusehends den Überblick über die operative Lage im Westen. So musste er den Armeeführern freie Hand lassen und billigte nachträglich auch die von der [[Wikipedia:1. Armee (Deutsches Kaiserreich)|1. Armee]] geänderte Vormarschrichtung. Nachdem durch die [[Wikipedia:Alexander von Kluck|Klucksche]] Schwenkung die deutschen Truppen ohnehin nicht mehr auf der Linie des Schlieffen-Plans vorgedrungen waren und östlich von Paris standen, musste er im Verlauf der [[Wikipedia:Erste Schlacht an der Marne|Marneschlacht]] den Rückzug anordnen und meldete dem Kaiser: „Majestät, wir haben den Krieg verloren!“ Bezeichnenderweise begann der überstürzte deutsche Rückzug am 9. September auf Anordnung von Moltkes Abgesandtem Oberstleutnant [[Wikipedia:Richard Hentsch|Richard Hentsch]], wofür jedoch Moltke die Verantwortung trug.
 
== Abberufung ==
Eine weitere Demütigung erfolgte nach der Marneschlacht, als der Kaiser ihn zwar im Amt beließ, de facto aber bereits kaltstellte. Er musste am 14. September 1914 [[Wikipedia:Erich von Falkenhayn|Erich von Falkenhayn]] im Amt des Chef der [[Wikipedia:Oberste Heeresleitung|Obersten Heeresleitung]] weichen. Der Führungswechsel blieb vorerst geheim, um das Eingeständnis des Misserfolges zu verschleiern. Vorwürfe wurden ihm gemacht, weil er den [[Wikipedia:Schlieffenplan|Schlieffenplan]] verwässert habe, sich von der Front zu weit entfernt gehalten habe und Soldaten in den Osten schickte, als sie dort noch nicht, im Westen aber noch für den Angriff benötigt wurden.
 
Moltke starb 1916 während des Staatsaktes für Generalfeldmarschall [[Wikipedia:Colmar von der Goltz|Colmar von der Goltz]] an einem Schlaganfall in Berlin.
 
== Werke (Auswahl) ==
*''Erinnerungen Briefe Dokumente 1877–1916'', Der Kommende Tag A.-G. Verlag, Stuttgart 1922, [http://www.agraffenverlag.ch/wp-content/uploads/2015/04/Helmuth-von-Moltke-Erinnerungen-Briefe-Dokumente-1877%E2%80%931916-Der-Kommende-Tag-A.-G.-Verlag-Stuttgart-1922_red.pdf PDF des Archiv-Verlags Agraffe]
*''Die Schuld am Kriege'' (s. Lit.:Thomas Meyer)
 
== Literatur ==
* {{NDB|18|17|18|Moltke Helmuth|Heinrich Walle|118854801}}
* [[Wikipedia:David Fromkin|David Fromkin]]: ''Europas letzter Sommer. Die scheinbar friedlichen Wochen vor dem Ersten Weltkrieg''. Blessing 2005, ISBN 3-89667-183-9, 414 S.
: ''(In seiner Betrachtung der [[Wikipedia:Julikrise|Julikrise]] kommt Fromkin zu dem Schluss, dass Moltke der Hauptverantwortliche für den Beginn des Ersten Weltkriegs war.)''
* [[Thomas Meyer]] (Hrsg.): ''Helmuth von Moltke 1848–1916. Dokumente zu seinem Leben und Wirken''. Perseus 1993, ISBN 3-907564-15-4, 2 Bd., 502+368 S.
: Band 1 enthält Moltkes Schrift ''Die Schuld am Kriege''.
* [[Wikipedia:Annika Mombauer|Annika Mombauer]]: ''Helmuth von Moltke and the Origins of the First World War''. Cambridge University Press, 2001, ISBN 0-521-79101-4
* [[Wikipedia:Janusz Piekalkiewicz|Janusz Piekalkiewicz]]: ''Der Erste Weltkrieg'', 2007, ISBN 3-8289-0560-9
* [[Albert Steffen]]: ''Der Chef des Generalstabs'', Drama in fünf Akten. Dornach 1927
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|118854801}}
* {{LeMO|MoltkeHelmuth}}
* [http://www.preussen-chronik.de/_/person_jsp/key=person_helmuth_von%2Bmoltke%2Bder%2Bj%25fcngere.html preussen-chronik.de]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
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{{SORTIERUNG:Moltke, Helmuth von}}
[[Kategorie:Generaloberst (Königreich Preußen)]]
[[Kategorie:Person im Deutsch-Französischen Krieg]]
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[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1848]]
[[Kategorie:Gestorben 1916]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Geschichte]]
 
{{Personendaten
|NAME=Moltke, Helmuth Johannes Ludwig von
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=preußischer Offizier, zuletzt Generaloberst
|GEBURTSDATUM=25. Mai 1848
|GEBURTSORT=[[Gersdorf (Mecklenburg)|Gersdorf]] bei [[Biendorf (Mecklenburg)]]
|STERBEDATUM=18. Juni 1916
|STERBEORT=[[Berlin]]
}}
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 19. Dezember 2020, 13:33 Uhr