Ohmsches Gesetz und Kirchhoffsche Regeln: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''ohmsche Gesetz''' postuliert folgenden Zusammenhang: Wird an ein Objekt eine veränderliche [[elektrische Spannung]] angelegt, so verändert sich der hindurchfließende [[Elektrischer Strom|elektrische Strom]] in seiner [[Stromstärke|Stärke]] [[Proportionalität|proportional]] zur Spannung. Mit anderen Worten: Der als Quotient aus Spannung und Stromstärke definierte [[Elektrischer Widerstand|elektrische Widerstand]] ist konstant, also unabhängig von Spannung und Stromstärke.
Die '''Kirchhoffschen Regeln''' werden im Rahmen der elektrischen [[Schaltungstechnik]] bei der [[Netzwerkanalyse (Elektrotechnik)|Netzwerkanalyse]] verwendet. Sie unterteilen sich in zwei grundlegende und zusammenhängende Sätze, den Knotenpunktsatz und den Maschensatz, und beschreiben jeweils den Zusammenhang zwischen mehreren [[Elektrischer Strom|elektrischen Strömen]] und zwischen mehreren [[Elektrische Spannung|elektrischen Spannungen]] in elektrischen Netzwerken. Sie wurden 1845 von [[Gustav Robert Kirchhoff]] formuliert<ref>Gustav Robert Kirchhoff: ''Ueber den Durchgang eines elektrischen Stromes durch eine Ebene, insbesondere durch eine kreisförmige.'' In: ''[[Annalen der Physik|Annalen der Physik und Chemie]].'' Band LXIV, 1845, S. 513 ([https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k151490/f525.item Gallica]).</ref>, nachdem sie bereits 1833 von [[Carl Friedrich Gauß]] entdeckt worden waren.<ref>Dunnington: ''Gauss&nbsp;– Titan of Science.'' American Mathematical Society, S.&nbsp;161.</ref>


Tatsächlich gilt das Gesetz nur in engem Rahmen und nur für einige Stoffe&nbsp;insbesondere für Metalle unter der Voraussetzung konstanter Temperatur. Dennoch ist es die Basis für das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Stromstärke und Spannung in elektrischen Stromkreisen.
== Der Knotenpunktsatz (Knotenregel)<br /> 1. Kirchhoffsches Gesetz ==
''In einem Knotenpunkt eines elektrischen Netzwerkes ist die Summe der zufließenden Ströme gleich der Summe der abfließenden Ströme.''


Die Bezeichnung des Gesetzes ehrt [[Georg Simon Ohm]], der diesen Zusammenhang für einige einfache elektrische Leiter als Erster schlüssig nachweisen konnte.
Bepfeilt man alle anliegenden Zweigströme so, dass alle zugehörigen [[Zählpfeil]]e zum Knoten hin oder alle zugehörigen Pfeile vom Knoten weg zeigen, so kann man den Knotenpunktsatz für einen Knoten mit <math>n</math> Zweigströmen folgendermaßen aufschreiben:


== Beschreibung ==
: <math>\sum_{k=1}^n {I}_k = 0</math>
[[Datei:Ohm's law knopf.anim.2.opt.150px.gif|mini|hochkant=0.7|[[Merkspruch|Merkhilfe]] für den [[Zweisatz]]; anwendbar auf die drei Schreibweisen der aus dem ohmschen Gesetz folgenden Gleichung mit dem [[Akronym]] URI: Horizontal: [[Multiplikation]], Vertikal: [[Division (Mathematik)|Division]] ([[Bruchrechnung|Bruch]]).
Mathematische Herleitung: <math>\frac U {R \cdot I} = 1</math>]]
Dieses Verhältnis einer an einem elektrischen Leiter (Widerstand) anliegenden [[Elektrische Spannung|elektrischen Spannung]] <math>U</math> zur [[Stromstärke|Stärke]] <math>I</math> des hindurchfließenden [[Elektrischer Strom|elektrischen Stromes]] wird definiert als die Größe ''elektrischer Widerstand,''<ref name="IEV">IEC 60050, siehe {{Webarchiv|url=http://www.dke.de/de/Online-Service/DKE-IEV/Seiten/IEV-Woerterbuch.aspx?search=131-12 |wayback=20151208120115 |text=DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE: ''Internationales Elektrotechnisches Wörterbuch''}}; Eintrag 131-12-04</ref> die mit dem Formelzeichen <math>R</math> bezeichnet wird. Bei zeitlich veränderlichen Größen sind [[Augenblickswert]]e zu verwenden.<ref>EN 80000-6, ''Größen und Einheiten − Teil 6: Elektromagnetismus'', 2008; Eintrag 6-46</ref> Das ohmsche Gesetz betrachtet den Widerstand als eine von <math>U</math> und <math>I</math> unabhängige Konstante und ist insofern eine Idealisierung. Damit gilt:
:<math>R = \frac UI = \mathrm{const.}</math>


Eine passive [[elektrische Schaltung]] mit einer [[Proportionalität]] zwischen Stromstärke und Spannung hat ein ''ohmsches Verhalten'' und weist einen konstanten elektrischen Widerstand auf, der ''[[ohmscher Widerstand]]'' genannt wird. Auch bei nicht-ohmschem Verhalten ist die Größe ''Widerstand'' als Verhältnis <math>U/I</math> definiert, dann liegt allerdings eine Abhängigkeit des Widerstands z.&nbsp;B. von der Spannung vor. Etwa eine [[Glühlampe#Elektrische Eigenschaften|Glühlampe]] und eine [[Diode#Kennlinie|Diode]] verhalten sich nichtlinear.
Diese Regel gilt zunächst für Gleichstromnetzwerke.
Für die Beschreibung solchen Verhaltens kann der Begriff [[Elektrischer Widerstand#Differentieller Widerstand|differentieller Widerstand]] hilfreich sein, der den Zusammenhang zwischen einer kleinen Spannungsänderung <math>\Delta U</math> und der zugehörigen Stromstärkeänderung <math>\Delta I</math> angibt.


Die aus dem ohmsche Gesetz folgende Gleichung lässt sich (durch [[Äquivalenzumformung|äquivalente Umformungen]]) in drei Schreibweisen darstellen:
Für Wechselstromnetzwerke gilt sie unter der Bedingung, dass man nur konzentrierte Bauelemente verwendet und somit beispielsweise Ladungsspeicherungseffekte in den Knoten und Leitungen aufgrund der dort vorhandenen Kapazitäten ausbleiben.


:<math>R = \frac U I \quad\Leftrightarrow\quad U =R\cdot I \quad\Leftrightarrow\quad I=\frac U R</math>
Anstelle der Zeitwerte kann man auch die Zeigerdarstellungen der Ströme betrachten:


Vielfach wird schon allein die Definition der Größe ''Widerstand'' als Quotient von Spannung und Stromstärke als „ohmsches Gesetz“ bezeichnet, obwohl einzig die ''Konstanz'' des Widerstands die Kernaussage des ohmschen Gesetzes ist.
: <math>\sum_{k=1}^n \underline{I}_k = 0</math>


== Lokale Betrachtungsweise ==
Für ein Netzwerk mit <math>m</math> Knoten lassen sich <math>m - 1</math> linear unabhängige Knotengleichungen aufstellen.
In einer lokalen Betrachtung wird das ohmsche Gesetz durch den linearen Zusammenhang zwischen dem [[Elektrische Stromdichte|Stromdichte]]-[[Vektorfeld]] <math>\mathbf{\vec J}_m</math> und dem elektrischen Feldstärke-Vektorfeld <math>\mathbf{\vec E}_n</math> mit der [[Elektrische Leitfähigkeit|elektrischen Leitfähigkeit]] <math>\mathbf{\sigma}</math> als Proportionalitätsfaktor beschrieben:


:<math>\mathbf{\vec{J}}_m = \mathbf{\sigma}_{mn} \, \mathbf{\vec{E}}_n</math>
=== Erweiterung ===
Sofern man von konzentrierten Bauelementen ausgeht, gilt die Knotenregel nicht nur für einzelne Knoten, sondern auch für ganze Schaltungen. Allerdings wird davon ausgegangen, dass der Knoten elektrisch neutral bleibt. Möchte man z.&nbsp;B. nur eine Kondensatorplatte betrachten (und nicht den ganzen Kondensator), ist diese Forderung nicht mehr erfüllt. Man müsste die Betrachtung in diesem Fall um den sogenannten [[Verschiebungsstrom]], der zwischen den Kondensatorplatten fließt, erweitern. Zur Beschreibung dieser nicht mehr quellenfreien Felder muss das [[Ampèresches Gesetz|ampèresche Gesetz]] benutzt werden.


In [[Isotropie|isotropen]] Materialien kann der [[Tensor]] <math>\sigma_{mn}</math> durch einen [[Skalar (Mathematik)|Skalar]] ersetzt werden, und es gilt:
=== Beispiel eines Knotens ===
[[Datei:Stromknoten.svg|mini|hochkant=0.5|Stromknoten mit zu- und abfließenden Strömen]]
Wie auf dem Bild zu erkennen ist, fließen die Ströme <math>I_1</math> und <math>I_3</math> in den Knoten hinein und die Ströme <math>I_2</math>, <math>I_4</math> und <math>I_5</math> aus dem Knoten heraus. Nach der Knotenregel ergibt sich folgende Formel:


:<math>\vec J = \mathbf{\sigma}\,\vec{E}</math>
: <math>I_1 + I_3 - I_2 - I_4 - I_5 = 0</math>
oder umgeformt:
: <math>I_1 + I_3 = I_2 + I_4 + I_5</math>
<div style="clear:both;"></div>


Wird die Bewegung der freien Elektronen analog der ungeordneten Molekülbewegung in einem idealen Gas betrachtet, so erscheint die Konstanz der elektrischen Leitfähigkeit plausibel: Die [[Zähldichte]] <math>n</math> der Elektronen ist dann innerhalb des Leiters konstant. Für die mittlere Geschwindigkeit <math>\bar v</math> der Elektronen gilt:
=== Beispiel eines Netzwerkknotens ===
[[Datei:Netzwerkknoten.png|mini|Netzwerk mit zu- und abfließenden Strömen]]
Auch ganze Netzwerke können als Knoten angesehen werden. Im Beispiel fließen die Wechselströme <math>\underline{I}_1</math> und <math>\underline{I}_2</math> in den Knoten hinein und der Strom <math>\underline{I}_3</math> aus dem Knoten heraus.


:<math>\bar v=10{,}6\cdot 10^6\,\frac{\mathrm{m}}{\mathrm{s}}</math>
Es gilt also:
: <math>\underline{I}_1 + \underline{I}_2 - \underline{I}_3 = 0</math>


Die mittlere Wegstrecke <math>\lambda</math> zwischen zwei Stößen an Ionen im Metall wird in einer typischen Zeit <math>\tau_s</math> zurückgelegt:
Sind für die zufließenden Ströme folgende komplexe Effektivwerte gegeben (mit der in der Elektrotechnik üblichen [[Imaginäre Zahl|imaginären Einheit]] <math>\mathrm j</math>):
: <math>\underline{I}_1 = \mathrm{3\,A \cdot e^{j\cdot 15^\circ}}</math>
: <math>\underline{I}_2 = \mathrm{1\,A \cdot e^{-j\cdot 35^\circ}}</math>
So ergibt sich für den abfließenden Strom aus der Knotenregel:
: <math>\underline{I}_3 = \underline{I}_1 + \underline{I}_2 = \mathrm{3\,A \cdot e^{j\cdot 15^\circ} + 1\,A \cdot e^{-j\cdot 35^\circ} \approx 3{,}73\,A\cdot e^{j\cdot 3{,}12^\circ}}</math>
<div style="clear:both;"></div>


:<math>\lambda=\bar{v}\,\tau_s</math>
== Der Maschensatz (Maschenregel) – 2. Kirchhoffsches Gesetz ==
[[Datei:Masche und Knoten.svg|mini|Beispiel für die Anwendung des Maschensatzes: Die Teilspannungen ''U''<sub>1</sub> bis ''U''<sub>5</sub> addieren sich zu null. Die in der Darstellung verwendeten Spannungspfeile legen die Zählrichtung für das Vorzeichen fest.]]
Alle [[Elektrische Spannung|Teilspannungen]] eines Umlaufs bzw. einer Masche in einem elektrischen Netzwerk addieren sich zu null. Die Richtung des Umlaufes kann beliebig gewählt werden; sie legt dann aber die Vorzeichen der Teilspannungen fest. Soweit [[Zählpfeil]]e entgegen der Umlaufrichtung zeigen, sind die Spannungen mit umgekehrten Vorzeichen einzusetzen.


In dieser Zeit erfahren die Elektronen eine [[Beschleunigung]]
In einem Umlauf mit <math>n</math> Teilspannungen eines elektrischen Netzes gilt folgende Formel:
: <math>\sum_{k=1}^n U_k = 0</math>
Auch diese Regel gilt für beliebig zeitlich abhängige Ströme und für Netzwerke mit nichtlinearen Bauelementen.


:<math>a=\frac{e\,E}{m_\mathrm e}</math>
In Wechselstromnetzwerken kann die Summe der komplexen [[Effektivwert]]e oder [[Komplexe Amplitude|komplexen Amplituden]] der Spannung betrachtet werden:
: <math>\sum_{k=1}^n \underline{U}_k = 0</math>
Die Maschengleichung gilt in diesem Fall jedoch nur für die Klemmenspannungen. Diese entspricht nicht der elektrischen Feldstärke in den Bauelementen selbst (beispielsweise innerhalb des Spulendrahtes).


durch das angelegte elektrische Feld, wobei <math>e</math> die [[Elementarladung]] und <math>m_\mathrm e</math> die [[Elektronenmasse]] ist. Die Elektronen erreichen somit eine [[Driftgeschwindigkeit]] <math>v_\mathrm d</math> mit <math>v_\mathrm d = a \tau_s</math>. Setzt man dies in die Gleichung für <math>\sigma</math> ein, so erhält man:
Ein Netzwerk mit <math>z</math> Zweigen und <math>m</math> unabhängigen Knotengleichungen hat <math>z - m</math> unabhängige Maschengleichungen.


:<math>\sigma = \frac JE = \frac{n\,e\,v_\mathrm d}E = \frac{n\,e\,a\,\tau_s}E = \frac{n\,e^2\tau_s}{m_\mathrm e} = \frac{n\,e^2\lambda}{m_\mathrm e\,\bar v}</math>
== Hintergrund ==
[[Datei:Maschenregel.svg|mini|Ein einfacher Stromkreis]]
Beide kirchhoffschen Regeln sind Schlussfolgerungen aus physikalischen [[Erhaltungssatz|Erhaltungssätzen]], der 1. und 3. [[Maxwellsche Gleichungen|maxwellschen Gleichung]]:


Die Größen <math>\lambda</math> und <math>\bar v</math> hängen nur von der Geschwindigkeitsverteilung innerhalb der „Elektronenwolke“ ab. Da die Driftgeschwindigkeit aber circa 10 [[Größenordnung]]en kleiner ist als die mittlere Geschwindigkeit <math>\bar v</math>, ändert sich die Geschwindigkeitsverteilung durch das Anlegen eines elektrischen Feldes nicht, und <math>\lambda</math> und <math>\tau_s</math> und somit der ganze Ausdruck für <math>\sigma</math> sind konstant.
* Die Knotenpunktregel beschreibt die Erhaltung der [[Elektrische Ladung|elektrischen Ladung]] und sagt aus, dass in den Knoten weder Ladungen vernichtet noch zwischengespeichert werden.


== Geschichte ==
* Die Maschenregel beschreibt die Erhaltung der elektrischen Energie in der [[Elektrostatik]]. Darin gilt, dass eine Ladung <math>Q</math> bei einem einmaligen Umlauf des Stromkreises insgesamt keine Arbeit am elektrischen Feld verrichtet. So bewegen sich in dem nebenstehenden einfachen Stromkreis die Ladungen innerhalb des [[Elektrischer Widerstand|Widerstandes]] mit dem elektrischen Feld, und innerhalb der [[Spannungsquelle]] bewegen sie sich dem Feld entgegen.
[[Datei:Pila di Volta a corona di tazze - Daneell.png|miniatur|[[Daniell-Element]]e. Jedes Gefäß enthält eine [[Kupfer]]- und eine [[Zink]]platte, die in Wasser oder einer dünnen [[Säure]] stehen.]]
[[Georg Simon Ohm]] suchte nach einem mathematischen Zusammenhang – einer Formel – zur Berechnung der „Wirkung fließender Elektrizität“ (heutiger Begriff: Stromstärke) in Abhängigkeit vom Material und von den Dimensionen eines Drahtes. Dabei ist er nicht zufällig auf das nach ihm benannte Gesetz gestoßen, sondern hat viel Zeit und viel zielgerichtete Arbeit investiert. Die von ihm gefundene Gesetzmäßigkeit in der Form <math>I = \frac U R</math> erscheint uns nahezu als Trivialität: Je größer die [[elektrische Spannung]] <math>U</math> bzw. je kleiner der [[Elektrischer Widerstand|elektrische Widerstand]] <math>R</math> ist, umso größer ist die [[Stromstärke]] <math>I</math>. Diese Zusammenhänge lassen sich heute mit Versuchsgeräten, die in jeder Schule vorhanden sind, mit ausreichend geringen Toleranzen sehr einfach zeigen.


Im Jahr 1825 standen Ohm solche Geräte nicht zur Verfügung. [[Voltasäule]]n, Batterien aus [[Daniell-Element]]en und sogenannte [[Trog-Batterie]]n (das sind mehrere in Reihe geschaltete Daniell-Elemente) in verschiedenen Ausführungen dienten damals als [[Spannungsquelle]]n. Die [[Spannungsmessgerät|Spannungs-]] und [[Strommessgerät]]e jener Zeit waren für Ohms hochgestecktes Ziel eher als Nachweisgeräte, nicht aber als ausreichend exakte Messgeräte geeignet, um damit genaue Messwerte für die Entwicklung einer Formel zu erhalten.
Die Maschenregel ist formal eine Schlussfolgerung aus dem [[Induktionsgesetz]]. Sie gilt nur für den Fall, dass innerhalb der Masche keine Änderung des magnetischen Flusses erfolgt (<math>\mathrm d\Phi/\mathrm dt=0</math>) und somit auch auf magnetischem Weg keine Energie in das Netzwerk eingespeist oder von dort entnommen wird. Bei Abwesenheit von magnetischen Wechselfeldern liefert das Induktionsgesetz


Ohms experimentell-innovative Leistungen bestanden darin, bereits entwickelte Gerätekomponenten sowie die Entdeckungen mehrerer zeitgenössischer Forscher geschickt kombiniert zu haben. Die daraus gewonnenen Messdaten hat er dann mathematisch analysiert und ihren physikalischen Zusammenhang interpretiert.
: <math>\oint E \, \mathrm ds = -\frac{\mathrm d \Phi}{\mathrm dt} = 0</math>,


Zunächst veröffentlichte Ohm 1825 in den ''[[Annalen der Physik und Chemie]]'' einen Artikel,<ref>Georg Simon Ohm: ''Vorläufige Anzeige des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten'' sowie ''Späterer Nachtrag''. In: J. C. Poggendorff (Hrsg.) ''Annalen der Physik und Chemie.'' Berlin 1825, Band&nbsp;80, S.&nbsp;79–88. ([http://zs.thulb.uni-jena.de/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00134903/18250800506_ftp.pdf PDF])</ref> in dem er eine von ihm entwickelte Messvorrichtung beschrieb, mit der er zu exakteren Messwerten kam als andere Forscher vor ihm. Ohm nutzte hierfür einerseits die 1820 von [[Hans Christian Ørsted]] beschriebene magnetische Wirkung des elektrischen Stroms<ref>vermutlich der erste Artikel zu Hans Christian Ørsteds Entdeckung in deutscher Sprache: Ludwig Wilhelm Gilbert: ''Ein electrisch-magnetischer Versuch von dem Prof. Oersted.'' In: L. W. Gilbert (Hrsg.): ''Annalen der Physik und Chemie.'' Leipzig 1823, Band&nbsp;73, S.&nbsp;278. (<!--{{Google Buch|BuchID=MAMAAAAAMAAJ|Seite=278}}-->[http://zs.thulb.uni-jena.de/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00134903/18250800506_ftp.pdf PDF])</ref> und andererseits eine sehr sensible Vorrichtung zur [[Kraft]]messung: Er ersetzte in der Messvorrichtung der [[Drehwaage|coulombschen Drehwaage]] den darin vorhandenen Probekörper durch einen kleinen [[Stabmagnet]]en, stellte diese Drehwaage auf einen stromdurchflossenen Draht und maß die Kraftwirkung des Stromes auf den Magneten. Diese Messung führte er mit verschiedenen Drähten durch und suchte dann nach einem mathematischen Zusammenhang zwischen Drähten und Kräften.
was exakt der Aussage der Maschenregel entspricht. Der Ausdruck <math>\oint E \, \mathrm ds</math> bezeichnet dabei die Umlaufspannung für einen Weg, der die Bauelemente umgeht, aber deren [[Elektrischer Pol|Pole]] enthält.<ref name="Feynman">{{BibISBN|9783486581072|Kapitel=Abschnitt 22.3|Seiten=419 f.|URL=http://www.feynmanlectures.caltech.edu/II_22.html#Ch22-S3 The Feynman Lectures on Physics Website}}</ref>


[[Datei:Ohms torsion balance.svg|mini|Ohm'sche Drehwaage]]
Bei der Anwendung der kirchhoffschen Gleichungen ist allgemein zu beachten, dass alle Verbindungen zwischen den einzelnen Stromkreiselementen als ideal leitend vorausgesetzt werden. Außerdem werden die Bauelemente als konzentrierte Bauelemente angesehen. Konzentrierte Bauelemente lassen sich in ihrem elektrischen Verhalten vollständig durch die an den Anschlüssen fließenden Ströme und außen anliegenden Spannungen beschreiben. Sollten in der zu untersuchenden Schaltung nicht konzentrierte Bauelemente vorkommen, so müssen diese durch Ersatzschaltungen konzentrierter Stromkreiselemente ersetzt werden.


Die 1825 im Artikel ''Vorläufige Anzeige des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelectricität leiten'' veröffentlichten Messergebnisse konnten jedoch nicht zu einer allgemeingültigen Formel führen, weil – analysiert mit heutigen Begriffen – die [[elektrische Leistung]] aller damals benutzten Spannungsquellen (unter anderem durch variierende Bildung von Gasbläschen auf den Metallplatten) stark schwankt. Diesen Effekt beschrieb Ohm mehrfach: Die „Wirkung auf die Nadel“ ändere sich während der Einzelmessungen und sei unter anderem auch von der Reihenfolge der vorgenommenen Messungen abhängig.<ref>Georg Simon Ohm: ''Vorläufige Anzeige des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten'' sowie ''Späterer Nachtrag''. In: J. C. Poggendorff (Hrsg.) ''Annalen der Physik und Chemie.'' Berlin 1825, Band&nbsp;80, S.&nbsp;79–88 (speziell S.&nbsp;83 bzw. 87).</ref> Trotzdem leitete er im veröffentlichten Artikel aus seinen Messwerten letztendlich eine Formel ab,<ref>Georg Simon Ohm: ''Vorläufige Anzeige des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten'' sowie ''Späterer Nachtrag''. In: J. C. Poggendorff (Hrsg.) ''Annalen der Physik und Chemie.'' Berlin 1825, Band&nbsp;80, S.&nbsp;79–88 (speziell S.&nbsp;84).</ref> die die angegebenen Messwerte annähernd reproduziert.
Für praktische Anwendungen wurde die Darstellung der allgemeinen kirchhoffschen Regeln verschiedenartig modifiziert. So beschreibt unter anderem der im englischsprachigen Raum gebräuchliche [[Satz von Millman]] ein auf den kirchhoffschen Regeln basierendes Verfahren, um die Summenspannung von mehreren [[Parallelschaltung|parallel]] geschalteten Spannungs- und Stromquellen zu ermitteln.


Ohms Veröffentlichung in den ''Annalen der Physik und Chemie'' wurde vom Herausgeber der Zeitschrift durch eine Fußnote ergänzt.<ref>Georg Simon Ohm: ''Vorläufige Anzeige des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten'' sowie ''Späterer Nachtrag''. In: J. C. Poggendorff (Hrsg.) ''Annalen der Physik und Chemie.'' Berlin 1825, Band&nbsp;80, S.&nbsp;79–88 (speziell S.&nbsp;83, Fußnote).</ref> Sie weist auf die Entdeckung des [[Thermoelement]]s durch [[Thomas Johann Seebeck]] hin, über die 1823 ein von Ørsted verfasster Bericht in den ''Annalen'' abgedruckt wurde<ref>Ludwig Wilhelm Gilbert: ''Notiz von neuen electrisch-magnetischen Versuchen des Herrn Seebeck in Berlin, mitgetheilt von Hrn Oersted.'' In: L. W. Gilbert (Hrsg.): ''Annalen der Physik und Chemie.'' Leipzig 1823, Band&nbsp;73, S.&nbsp;430–432. ([<!--http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?u=1&num=430&seq=6&view=image&size=100&id=mdp.39015051409962 online-->http://zs.thulb.uni-jena.de/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00134666/18230730410_ftp.pdf PDF])</ref> und Ohm zu seinem experimentellen Durchbruch verhalf.
== Erfassung zeitveränderlicher externer Magnetfelder ==
Wenn durch die Maschen eines Netzwerks mit feldkapselnden<ref>Gemeint sind Elemente, deren elektromagnetische Felder sich allenfalls durch vernachlässigbare Streueffekte nach außen bemerkbar machen.</ref> passiven oder aktiven Elementen (z.&nbsp;B. Widerstände, Kondensatoren, Spulen, Dioden, Elektromotoren, Kraftwerksgeneratoren, elektrochemische Zellen, Thermoelemente, Photozellen usw.) externe (nicht durch die Ströme des Netzwerks erregte) zeitveränderliche Flüsse <math>\Phi(t)</math> treten, ist die Hauptvoraussetzung des Kirchhoff'schen Maschensatzes (nämlich <math>\mathrm{d}\Phi(t)/\mathrm{d}t=0</math>) verletzt. Dann gilt für eine Masche die mit dem [[Elektromagnetische Induktion#Allgemeines|Induktionsgesetz]] herleitbare Spannungsgleichung


In ''Bestimmung des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten''<ref>Georg Simon Ohm: ''Bestimmung des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten, nebst einem Entwurfe zur Theorie des Voltaischen Apparates und des Schweiggerschen Multiplikators.'' In: J. S. C. Schweigger (Hrsg.): ''Journal für Chemie und Physik.'' Halle 1826, Band&nbsp;46, S.&nbsp;137–166. ([http://www2.ohm-hochschule.de/bib/textarchiv/Ohm.Bestimmung_des_Gesetzes.pdf PDF])</ref> beschrieb Ohm 1826 zunächst kritisch das „beständige Wogen der Kraft“ in seinen vorhergehenden Versuchen.<ref>Georg Simon Ohm: ''Bestimmung des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten, nebst einem Entwurfe zur Theorie des Voltaischen Apparates und des Schweiggerschen Multiplikators.'' In: J. S. C. Schweigger (Hrsg.): ''Journal für Chemie und Physik.'' Halle 1826, Band&nbsp;46, S.&nbsp;137–166 (speziell S.&nbsp;139).</ref> Es folgt die Beschreibung<ref>Georg Simon Ohm: ''Bestimmung des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten, nebst einem Entwurfe zur Theorie des Voltaischen Apparates und des Schweiggerschen Multiplikators.'' In: J. S. C. Schweigger (Hrsg.): ''Journal für Chemie und Physik.'' Halle 1826, Band&nbsp;46, S.&nbsp;137–166 (speziell S.&nbsp;144–149).</ref> einer von ihm entworfenen „Drehwaage“,<ref>Georg Simon Ohm: ''Bestimmung des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten, nebst einem Entwurfe zur Theorie des Voltaischen Apparates und des Schweiggerschen Multiplikators.'' In: J. S. C. Schweigger (Hrsg.): ''Journal für Chemie und Physik.'' Halle 1826, Band&nbsp;46, S.&nbsp;137–166 (speziell Tafel&nbsp;3, Figur&nbsp;1). ([http://www2.ohm-hochschule.de/bib/textarchiv/Ohmsche.Drehwaage.pdf PDF])</ref> die er von einem Handwerker anfertigen ließ (siehe Abbildung). Das bügelförmige Bauelement <math>a,b,b',a'</math> ist ein [[Thermoelement]] aus einem [[Bismut|Wismutbügel]], an dessen Schenkeln jeweils ein [[Kupfer]]streifen befestigt ist. Ein Schenkel wurde mit [[sieden]]dem Wasser erwärmt, der andere mit [[Eis]]wasser gekühlt. (Die Gefäße für die Temperaturbäder sind nicht dargestellt.) Ohm führte seine Experimente im Januar 1826 durch.
:<math>\sum\limits_{k=1}^n{} U_k = -\frac{\mathrm{d}\Phi}{\mathrm{d}t}</math>.


Die reproduzierbare Temperaturdifferenz von ca. 100&nbsp;°C zwischen den Schenkeln des Bügels erzeugt eine reproduzierbare „erregende Kraft“,<ref>Georg Simon Ohm: ''Bestimmung des Gesetzes, nach welchem Metalle die Contactelektricität leiten, nebst einem Entwurfe zur Theorie des Voltaischen Apparates und des Schweiggerschen Multiplikators.'' In: J. S. C. Schweigger (Hrsg.): ''Journal für Chemie und Physik.'' Halle 1826, Band&nbsp;46, S.&nbsp;137–166 (speziell S.&nbsp;151).</ref> die nicht unkontrolliert „wogt“, weil hier keine chemischen Reaktionen ablaufen. Laut heutigen Definitionen entspricht diese „erregende Kraft“ einer [[Leerlaufspannung]] von ca. 7,9&nbsp;mV.
Die linke Seite der Gleichung ist genau wie oben (d.&nbsp;h. ''ohne'' äußeres Magnetfeld) mit den ''Klemmen''spannungen der Elemente zu bilden. Dabei kann der Umlaufsinn der Summierung nicht mehr willkürlich gewählt werden, sondern ist [[Orientierte Fläche#Flächen mit Rand|rechtsschraubend]] mit der [[Zählpfeil|Bezugsrichtung]] des magnetischen Flusses zu orientieren.
[[Datei:Ohmsches Gesetz in Georg Simon Ohms Laborbuch.jpg|mini|In seinem Laborbuch<ref>Georg Simon Ohms Laborbuch von 1825/26. Sondersammlung des Deutschen Museums in München.</ref> von 1825/26 notierte Ohm das nach ihm benannte Gesetz in der uns bekannten Struktur. Allerdings veröffentlichte er es in dieser Schreibweise nie.]]
Ohm maß die auf die Magnetnadel wirkenden Kräfte, wenn er die Enden verschieden langer Drähte in die mit [[Quecksilber]] gefüllten „Eierbecher“ <math>m</math> und <math>m'</math> tauchte. Aus den so gewonnenen Messdaten entwickelte er die Formel <math>X = \frac {a} {b + x}</math>. Hierbei steht <math>X</math> für den elektrischen Strom, <math>a</math> für die „erregende Kraft“, <math>b</math> steht für den Leitungswiderstand der Drehwaage (inklusive Spannungsquelle) und <math>x</math> für die Widerstandslänge der benutzten Drähte. In einem weiteren Artikel desselben Jahres<ref>Georg Simon Ohm: ''Versuch einer Theorie der durch galvanische Kräfte hervorgebrachten elektroskopischen Erscheinungen.'' In: J. C. Poggendorff (Hrsg.): ''Annalen der Physik und Chemie.'' Berlin 1826, Band&nbsp;82, S.&nbsp;459–469 (speziell S.&nbsp;459). ([http://zs.thulb.uni-jena.de/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00135011/18260820405_ftp.pdf PDF])</ref> benutzte Ohm den Begriff „elektrische Spannung“ statt „erregende Kraft“.


Mit Hilfe des Thermoelements war es Ohm also gelungen, exakt jene Gleichung zu entwickeln, die wir noch heute für die Beschreibung der Zusammenhänge in einem Stromkreis benutzen:
Der Fall tritt z.&nbsp;B. bei geomagnetisch induzierten Strömen auf.
:<math>I = \frac U{R_\mathrm i + R_\mathrm a}</math>  (<math>R_\mathrm i</math>: [[Innenwiderstand]] der Spannungsquelle; <math>R_\mathrm a</math>: [[Außenwiderstand]] der an die Spannungsquelle angeschlossenen Komponenten)
 
1827 veröffentlichte Ohm das Buch ''Die galvanische Kette, mathematisch bearbeitet''.<ref>Georg Simon Ohm: ''Die galvanische Kette, mathematisch bearbeitet.'' Berlin: Riemann 1827. [http://www.deutschestextarchiv.de/ohm_galvanische_1827 Digitalisat und Volltext] im Deutschen Textarchiv; [http://www2.ohm-hochschule.de/bib/textarchiv/Ohm.Die_galvanische_Kette.pdf Digitalisat als PDF]; [Reprint der Ausgabe, [Riemann], 1827] Saarbrücken 2006, ISBN 3-939962-03-1.</ref>
Auf den ersten Seiten dieser Veröffentlichung postulierte er, dass sich elektrischer Strom analog zur Wärmeleitung in festen Körpern verhält (siehe hierzu [[Wärmeleitung#Fouriersches Gesetz|Fouriersches Gesetz]]). Geometrisch argumentierend leitete er daraus zunächst die - durch seine Messungen von 1826 belegten - Abhängigkeiten des Stroms von der Leiterlänge, vom Leitungsquerschnitt sowie vom Material unterschiedlicher Leiter her. Dabei berücksichtigte er jetzt '''alle''' Bestandteile eines Stromkreises, also auch jene Leiter, aus denen das Thermoelement seiner Drehwaage besteht, und fasste somit die Innen- und Außenwiderstände eines Stromkreises zur Größe <math>L</math> zusammen. Hierdurch verlieh er seiner Entdeckung die mathematische Struktur, die wir heute als '''Ohmsches Gesetz''' kennen:
 
:<math>S = \frac A{L}</math>  (<math>A</math>: „Größe des Stroms“, heute <math>I</math>; <math>A</math>: „Summe aller Spannungen“, heute <math>U</math>; <math>L</math>: Innen- + Außenwiderstände, heute <math>R</math>)<ref>Georg Simon Ohm: ''Die galvanische Kette, mathematisch bearbeitet.'' Berlin: Riemann 1827, S.&nbsp;36.</ref>, also &nbsp;&nbsp;&nbsp;<math>I = \frac U{R}</math>
 
Im darauf folgenden Text leitete Ohm u. a. auch die Zusammenhänge zur [[Reihenschaltung|Reihen-]] und [[Parallelschaltung]] von Leitern - also von Widerständen - schlüssig her.
 
In seinen Veröffentlichungen von 1826/27 erklärte Ohm –&nbsp;damals „nur“ Lehrer für Physik und Mathematik&nbsp;– die Beobachtungen vieler anerkannter Wissenschaftler anders, als sie es getan hatten: Sie stützten ihre Beobachtungen und Überlegungen, indem sie Modelle und Theorien zur Leitung des Stroms formulierten. Ohm hingegen berief sich auf seine Messergebnissen und auf geometrische Überlegungen. Dies mag der Grund dafür sein, dass die Bedeutung seiner Arbeiten von der Wissenschaftlergemeinde nicht sofort akzeptiert wurde: „Erst im Laufe der 30er Jahre wurde sein Gesetz zögernd in Deutschland anerkannt; international wurde es erst nach einer Nachentdeckung im Jahr 1837 zur Kenntnis genommen.“<ref>Jörg Meya u.&nbsp;a.: ''Das fünfte Element. Wirkungen und Deutungen der Elektrizität.'' Reinbek bei Hamburg 1987, ISBN 3-499-17726-9, S.&nbsp;194.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Ohmsches Gesetz}}
* {{WikipediaDE|Kirchhoffsche Regeln}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Georg Simon Ohm: ''Die galvanische Kette.'' Berlin, 1827 ([http://www.deutschestextarchiv.de/ohm_galvanische_1827 Digitalisat und Volltext] im Deutschen Textarchiv).
* {{Literatur
  |Autor=Karl Küpfmüller, Gerhard Kohn
  |Titel=Theoretische Elektrotechnik und Elektronik
  |Auflage=14.
  |Verlag=Springer
  |Datum=1993
  |ISBN=3-540-56500-0}}
* {{Literatur
  |Autor=Gustav Robert Kirchhoff
  |Titel=Ueber den Durchgang eines elektrischen Stromes durch eine Ebene, insbesondere durch eine kreisförmige
  |Sammelwerk=Annalen der Physik und Chemie
  |Band=Band LXIV
  |Datum=1845
  |Seiten=497–514
  |Online=[http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k151490/f509 Gallica]}}
* Gert Hagmann: Grundlagen der Elektrotechnik. 15. Auflage. AULA-Verlag. Wiebelsheim, ISBN 978-3-89104-747-7


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Ohm's law}}
{{Commonscat|Kirchhoff's circuit laws|Kirchhoffsche Regeln}}
 
* [http://www.leifiphysik.de/themenbereiche/komplexere-schaltkreise#Kirchhoff%20-%20Gesetze Kirchhoff – Gesetze] auf Schülerniveau (LEIFI)
* [http://www.sengpielaudio.com/Formelrad-Elektrotechnik.htm Das Formelrad zur Elektrotechnik]
* [http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/0608011.htm elektronik-kompendium]
* [http://www.wisc-online.com/objects/index_tj.asp?objID=DCE5203 wisc-online] (englisch)
* [http://www.facstaff.bucknell.edu/mastascu/elessonshtml/Basic/Basic4Ki.html facstaff.bucknell] (englisch)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references></references>


[[Kategorie:Theoretische Elektrotechnik]]
[[Kategorie:Elektrischer Widerstand]]
[[Kategorie:Artikel mit Animation]]
[[Kategorie:Elektrizitätslehre]]
[[Kategorie:Elektrizitätslehre]]
[[Kategorie:elektrotechnik]]
[[Kategorie:Elektrotechnik]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 9. Juni 2019, 23:20 Uhr

Die Kirchhoffschen Regeln werden im Rahmen der elektrischen Schaltungstechnik bei der Netzwerkanalyse verwendet. Sie unterteilen sich in zwei grundlegende und zusammenhängende Sätze, den Knotenpunktsatz und den Maschensatz, und beschreiben jeweils den Zusammenhang zwischen mehreren elektrischen Strömen und zwischen mehreren elektrischen Spannungen in elektrischen Netzwerken. Sie wurden 1845 von Gustav Robert Kirchhoff formuliert[1], nachdem sie bereits 1833 von Carl Friedrich Gauß entdeckt worden waren.[2]

Der Knotenpunktsatz (Knotenregel)
– 1. Kirchhoffsches Gesetz

In einem Knotenpunkt eines elektrischen Netzwerkes ist die Summe der zufließenden Ströme gleich der Summe der abfließenden Ströme.

Bepfeilt man alle anliegenden Zweigströme so, dass alle zugehörigen Zählpfeile zum Knoten hin oder alle zugehörigen Pfeile vom Knoten weg zeigen, so kann man den Knotenpunktsatz für einen Knoten mit Zweigströmen folgendermaßen aufschreiben:

Diese Regel gilt zunächst für Gleichstromnetzwerke.

Für Wechselstromnetzwerke gilt sie unter der Bedingung, dass man nur konzentrierte Bauelemente verwendet und somit beispielsweise Ladungsspeicherungseffekte in den Knoten und Leitungen aufgrund der dort vorhandenen Kapazitäten ausbleiben.

Anstelle der Zeitwerte kann man auch die Zeigerdarstellungen der Ströme betrachten:

Für ein Netzwerk mit Knoten lassen sich linear unabhängige Knotengleichungen aufstellen.

Erweiterung

Sofern man von konzentrierten Bauelementen ausgeht, gilt die Knotenregel nicht nur für einzelne Knoten, sondern auch für ganze Schaltungen. Allerdings wird davon ausgegangen, dass der Knoten elektrisch neutral bleibt. Möchte man z. B. nur eine Kondensatorplatte betrachten (und nicht den ganzen Kondensator), ist diese Forderung nicht mehr erfüllt. Man müsste die Betrachtung in diesem Fall um den sogenannten Verschiebungsstrom, der zwischen den Kondensatorplatten fließt, erweitern. Zur Beschreibung dieser nicht mehr quellenfreien Felder muss das ampèresche Gesetz benutzt werden.

Beispiel eines Knotens

Stromknoten mit zu- und abfließenden Strömen

Wie auf dem Bild zu erkennen ist, fließen die Ströme und in den Knoten hinein und die Ströme , und aus dem Knoten heraus. Nach der Knotenregel ergibt sich folgende Formel:

oder umgeformt:

Beispiel eines Netzwerkknotens

Netzwerk mit zu- und abfließenden Strömen

Auch ganze Netzwerke können als Knoten angesehen werden. Im Beispiel fließen die Wechselströme und in den Knoten hinein und der Strom aus dem Knoten heraus.

Es gilt also:

Sind für die zufließenden Ströme folgende komplexe Effektivwerte gegeben (mit der in der Elektrotechnik üblichen imaginären Einheit ):

So ergibt sich für den abfließenden Strom aus der Knotenregel:

Der Maschensatz (Maschenregel) – 2. Kirchhoffsches Gesetz

Beispiel für die Anwendung des Maschensatzes: Die Teilspannungen U1 bis U5 addieren sich zu null. Die in der Darstellung verwendeten Spannungspfeile legen die Zählrichtung für das Vorzeichen fest.

Alle Teilspannungen eines Umlaufs bzw. einer Masche in einem elektrischen Netzwerk addieren sich zu null. Die Richtung des Umlaufes kann beliebig gewählt werden; sie legt dann aber die Vorzeichen der Teilspannungen fest. Soweit Zählpfeile entgegen der Umlaufrichtung zeigen, sind die Spannungen mit umgekehrten Vorzeichen einzusetzen.

In einem Umlauf mit Teilspannungen eines elektrischen Netzes gilt folgende Formel:

Auch diese Regel gilt für beliebig zeitlich abhängige Ströme und für Netzwerke mit nichtlinearen Bauelementen.

In Wechselstromnetzwerken kann die Summe der komplexen Effektivwerte oder komplexen Amplituden der Spannung betrachtet werden:

Die Maschengleichung gilt in diesem Fall jedoch nur für die Klemmenspannungen. Diese entspricht nicht der elektrischen Feldstärke in den Bauelementen selbst (beispielsweise innerhalb des Spulendrahtes).

Ein Netzwerk mit Zweigen und unabhängigen Knotengleichungen hat unabhängige Maschengleichungen.

Hintergrund

Ein einfacher Stromkreis

Beide kirchhoffschen Regeln sind Schlussfolgerungen aus physikalischen Erhaltungssätzen, der 1. und 3. maxwellschen Gleichung:

  • Die Knotenpunktregel beschreibt die Erhaltung der elektrischen Ladung und sagt aus, dass in den Knoten weder Ladungen vernichtet noch zwischengespeichert werden.
  • Die Maschenregel beschreibt die Erhaltung der elektrischen Energie in der Elektrostatik. Darin gilt, dass eine Ladung bei einem einmaligen Umlauf des Stromkreises insgesamt keine Arbeit am elektrischen Feld verrichtet. So bewegen sich in dem nebenstehenden einfachen Stromkreis die Ladungen innerhalb des Widerstandes mit dem elektrischen Feld, und innerhalb der Spannungsquelle bewegen sie sich dem Feld entgegen.

Die Maschenregel ist formal eine Schlussfolgerung aus dem Induktionsgesetz. Sie gilt nur für den Fall, dass innerhalb der Masche keine Änderung des magnetischen Flusses erfolgt () und somit auch auf magnetischem Weg keine Energie in das Netzwerk eingespeist oder von dort entnommen wird. Bei Abwesenheit von magnetischen Wechselfeldern liefert das Induktionsgesetz

,

was exakt der Aussage der Maschenregel entspricht. Der Ausdruck bezeichnet dabei die Umlaufspannung für einen Weg, der die Bauelemente umgeht, aber deren Pole enthält.[3]

Bei der Anwendung der kirchhoffschen Gleichungen ist allgemein zu beachten, dass alle Verbindungen zwischen den einzelnen Stromkreiselementen als ideal leitend vorausgesetzt werden. Außerdem werden die Bauelemente als konzentrierte Bauelemente angesehen. Konzentrierte Bauelemente lassen sich in ihrem elektrischen Verhalten vollständig durch die an den Anschlüssen fließenden Ströme und außen anliegenden Spannungen beschreiben. Sollten in der zu untersuchenden Schaltung nicht konzentrierte Bauelemente vorkommen, so müssen diese durch Ersatzschaltungen konzentrierter Stromkreiselemente ersetzt werden.

Für praktische Anwendungen wurde die Darstellung der allgemeinen kirchhoffschen Regeln verschiedenartig modifiziert. So beschreibt unter anderem der im englischsprachigen Raum gebräuchliche Satz von Millman ein auf den kirchhoffschen Regeln basierendes Verfahren, um die Summenspannung von mehreren parallel geschalteten Spannungs- und Stromquellen zu ermitteln.

Erfassung zeitveränderlicher externer Magnetfelder

Wenn durch die Maschen eines Netzwerks mit feldkapselnden[4] passiven oder aktiven Elementen (z. B. Widerstände, Kondensatoren, Spulen, Dioden, Elektromotoren, Kraftwerksgeneratoren, elektrochemische Zellen, Thermoelemente, Photozellen usw.) externe (nicht durch die Ströme des Netzwerks erregte) zeitveränderliche Flüsse treten, ist die Hauptvoraussetzung des Kirchhoff'schen Maschensatzes (nämlich ) verletzt. Dann gilt für eine Masche die mit dem Induktionsgesetz herleitbare Spannungsgleichung

.

Die linke Seite der Gleichung ist genau wie oben (d. h. ohne äußeres Magnetfeld) mit den Klemmenspannungen der Elemente zu bilden. Dabei kann der Umlaufsinn der Summierung nicht mehr willkürlich gewählt werden, sondern ist rechtsschraubend mit der Bezugsrichtung des magnetischen Flusses zu orientieren.

Der Fall tritt z. B. bei geomagnetisch induzierten Strömen auf.

Siehe auch

Literatur

  •  Karl Küpfmüller, Gerhard Kohn: Theoretische Elektrotechnik und Elektronik. 14. Auflage. Springer, 1993, ISBN 3-540-56500-0.
  •  Gustav Robert Kirchhoff: Ueber den Durchgang eines elektrischen Stromes durch eine Ebene, insbesondere durch eine kreisförmige. In: Annalen der Physik und Chemie. Band LXIV, 1845, S. 497–514 (Gallica).
  • Gert Hagmann: Grundlagen der Elektrotechnik. 15. Auflage. AULA-Verlag. Wiebelsheim, ISBN 978-3-89104-747-7

Weblinks

Commons: Kirchhoffsche Regeln - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Gustav Robert Kirchhoff: Ueber den Durchgang eines elektrischen Stromes durch eine Ebene, insbesondere durch eine kreisförmige. In: Annalen der Physik und Chemie. Band LXIV, 1845, S. 513 (Gallica).
  2. Dunnington: Gauss – Titan of Science. American Mathematical Society, S. 161.
  3. Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/9783486581072 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen Vorlage:Neuer Abschnitt an.
  4. Gemeint sind Elemente, deren elektromagnetische Felder sich allenfalls durch vernachlässigbare Streueffekte nach außen bemerkbar machen.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Kirchhoffsche Regeln aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.