Anthroposophie-Kritik und Nam June Paik: Unterschied zwischen den Seiten

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Seit ihrem Bestehen hat die [[Anthroposophie]] als "Wissenschaft vom Übersinnlichen" nicht nur eine große Anhängerschaft, sondern auch eine ebenso aktive Gegnerschaft. Dabei sind der Streitpunkt meist die nach dem heutigen Naturwissenschaftsbegriff nicht belegbaren Lehren Steiners. Gedanklich nachvollziehen könne die Anthroposophie jeder Mensch, der sie vorurteilsfrei prüft, behauptet Steiner. Um eigene [[Übersinnliche Welt|übersinnliche]] Erkenntnisse zu erlangen, muss, folgt man [[Rudolf Steiner|Steiner]], allerdings das persönliche spirituelle Erkenntnisvermögen entwickelt werden. Der Aufforderung, sich auf die Anthroposophie denkend einzulassen oder gar das persönliche Erkenntnisvermögen durch [[Meditation]] weiterzuentwickeln, um sie zu verstehen, wird derjenige nicht folgen, der Übersinnliches ohne Belege im naturwissenschaftlichen Sinn von vornherein nicht gelten lassen will. In der heutigen Zeit ist eine solche Forderung für viele wissenschaftlich vorgeschulte und skeptisch beziehungsweise materialistisch eingestellte Menschen allerdings eine Zumutung und sie kommen ihr in der Regel nicht nach. Anthroposophie wird auch daran gemessen werden, wie sie mit solcher, aus unserer Zeitbildung durchaus verständlicher Kritik, sachlich und konkret umzugehen weiß.  
'''Nam June Paik''' (* [[20. Juli]] [[1932]] in Seoul, Südkorea; † [[29. Januar]] [[2006]] in Miami Beach, Florida) war ein aus Südkorea stammender US-amerikanischer Komponist und bildender [[Künstler]] und gilt als ein Begründer der [[Videokunst|Video-]] und [[Medienkunst]].


Anthroposophie-Kritik wird und wurde erfahrungsgemäss auf folgende Gebiete bezogen:
== Bedeutung ==
Nam June Paik war ein Pionier der Videokunst, der nach eigenen Aussagen von [[Karl Otto Götz]] dazu angeregt wurde, sich auf künstlerische Art und Weise mit dem Medium Fernsehen auseinanderzusetzen.<ref>{{Internetquelle| url=http://www.medienkunstnetz.de/werke/exposition-of-music/bilder/12/ | titel=Nam June Paik: »Exposition of Music – Electronic Television« | zugriff=2013-02-22}}</ref> Er war ursprünglich [[Komponist]] und studierte unter [[Karlheinz Stockhausen]] in Köln. Erst später, als Mitglied der [[Fluxus]]-Bewegung, wurde er bildender Künstler. 1962 folgten Fluxus-Konzerte und [[Performance (Kunst)|Performances]] in Wiesbaden, Amsterdam, Kopenhagen, Paris und Düsseldorf. 1963 installierte er in der [[Wuppertal]]er Galerie [[Rolf Jährling|Parnass]] 12 Fernsehgeräte mit technisch manipulierten Schirmbildern. Nam June Paik war von 1979 bis 1996 Professor an der [[Kunstakademie Düsseldorf]], lebte aber hauptsächlich in [[New York City|New York]]. Paik wird immer wieder als „Vater der Videokunst“ bezeichnet. Doch schuf [[Les Levine]] 1968 mit der Arbeit ''Iris'' die erste [[Videoüberwachungsanlage|Closed-Circuit-Installation]], und auch [[Wolf Vostell]] arbeitete zeitgleich an der technischen Manipulation von Bildröhren. Paik verband östliches Denken mit westlicher Avantgarde. Er griff Impulse aus Musik und bildender Kunst sowie technische Innovationen auf und setzte sie in seiner Kunst um.


*[[Wissenschaft]]
== Leben ==
*[[Religion]]
[[Datei:Frankfurt Medien Denkmal.jpg|miniatur|Nam June Paiks Skulptur ''Pre-Bell-Man'' vor dem [[Museum für Kommunikation Frankfurt|Museum für Kommunikation]] in Frankfurt am Main]]
*[[Politik]]
[[Datei:1993 Video Sculpture.jpg|thumb|''Video Sculpture'' (1993), Trenton, NJ]]
*[[Waldorfpädagogik]]
Nam June Paik war Sohn eines koreanischen Textil- und Stahlunternehmers. Seine Familie floh zu Beginn des [[Koreakrieg]]es 1950 über [[Hongkong]] nach [[Tokio]]. Hier studierte Paik von 1952 bis 1956 westliche Ästhetik, [[Musikwissenschaft]] und [[Kunstwissenschaft]]en. Gegenstand seiner Abschlussarbeit war das Werk des österreichischen Komponisten [[Arnold Schönberg]]. Im selben Jahr setzte Paik sein Musikwissenschaftstudium an der [[Universität München|Münchner Universität]] fort und studierte darüber hinaus Komposition bei [[Wolfgang Fortner]] an der [[Hochschule für Musik Freiburg]]. Von 1958 bis 1963 arbeitete er mit [[Karlheinz Stockhausen]] im Kölner [[Studio für elektronische Musik (Köln)|Studio für elektronische Musik]] des [[Westdeutscher Rundfunk|WDR]]. In Aufführungen von Stockhausens Komposition ''Originale'' 1961 wirkte Paik als Musiker mit. Hierbei entwickelte er das Konzept der „Aktionsmusik“, bei der er auch Instrumente zertrümmerte und zufällige Geräusche mit klassischen Klängen mischte, die u.&nbsp;a. auch aus Tonbandgeräten kamen.<ref>Decker 1988, S. 44.</ref> Inspiriert wurde er dabei von dem US-amerikanischen Komponisten [[John Cage]], dem er bei einer Aufführung seiner Komposition ''[[Etude for Piano Forte]]'' 1960 die Krawatte abschnitt.<ref>Herzogenrath 1980, S. 44.</ref> Zeitlebens blieb Paik seinen künstlerischen Anfängen im Rheinland verbunden, insbesondere der [[Jean-Pierre Wilhelm#Galerie 22|Galerie 22]] in Düsseldorf und der Kölner Künstlerin [[Mary Bauermeister]], in deren Atelier in der Lintgasse 28 er seine frühesten Arbeiten zu Gehör brachte.


Als Mitglied von [[Fluxus]] trat er in den frühen 1960er Jahren mit diversen [[Performance (Kunst)|Performances]] auf, gelangte auf diesem Weg zur experimentellen Kunst und schließlich zur Arbeit mit Fernsehern als Kunstobjekten. Zunächst arbeitete er nicht mit Video, sondern manipulierte Fernseher, so dass sie das vorhandene Fernsehprogramm verändert und verzerrt wiedergaben. Er baute auch Klanginstallationen mit experimentell modifizierten Schallplattenspielern und Tonbandgeräten. Als [[Sony]] in den späten 1960er Jahren erschwingliche Videokameras und -rekorder auf den Markt brachte, ging er dazu über, auch Videobänder zu produzieren.


'''Siehe zu diesem Thema auch [[FAQ-Vorwürfe]]'''
Bei dem ''[[Rolf Jährling#24-Stunden-Happening 1965|24-Stunden-Happening]]'', am 5. Juni 1965 in der [[Rolf Jährling|Galerie Parnass]] in Wuppertal, führte Paik seine ''Robot Opera'' auf. Dabei verkündete er: „Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert, jetzt schlagen wir zurück“. Weitere Teilnehmer waren [[Joseph Beuys]], [[Bazon Brock]], [[Charlotte Moorman]], [[Eckart Rahn]], [[Tomas Schmit]] und [[Wolf Vostell]]. Im Anschluss an das Happening erklärten sie die Fotografin der Aktion, [[Ute Klophaus]], zur Mitautorin und Aktionsteilnehmerin.<ref>Finkh 2009, S.&nbsp;331.</ref>


== Wie widerlegt man Geistesforschung? ==
Gemeinsam mit dem japanischen Ingenieur [[Shuya Abe]] entwickelte Paik einen analogen [[Videosynthesizer]], mit dem Fernseh- und Videobilder technisch – z.&nbsp;B. mit Farbveränderungen – manipuliert werden konnten. Die so erzeugten Bilder wurden Grundlage seiner Videoinstallationen und Videobänder. Sein Video ''Global Groove'' von 1973 nahm die Ästhetik des [[Musikvideo]]s vorweg. Der bekennende [[Buddhist]] Paik ironisierte 1974 seinen Glauben mit ''[[TV-Buddha]]'', einer Closed Circuit Video-Installation mit einem bronzenen Buddha, der gegenüber einem Bildschirm sitzt und scheinbar über seine Live-Aufnahme meditiert, die allerdings ein seitenrichtiges Abbild zeigt.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.paikstudios.com/gallery/1.html |titel=TV Buddha (1974) Closed Circuit video installation with bronze sculpture |werk= |hrsg= |datum= |offline=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20121023043359/http://www.paikstudios.com/gallery/1.html |archiv-datum=2012-10-23 |zugriff=2013-02-22 |sprache=}}</ref>


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Eine seiner wichtigsten Kooperationspartnerinnen war seit den späten 1960er und frühen 1970er Jahren die amerikanische Cellistin [[Charlotte Moorman]]. Bei einer Performance 1967 in New York, bei der beide Künstler mit nackten Oberkörpern aufgetreten waren, wurden sie von der Polizei festgenommen.
"Es liegt in der Natur der Tatsachen, daß diese Geistesforschung
in unserer Gegenwart infolge des Standes unserer
Zeitbildung und infolge mancherlei anderer Tatsachen viele
Gegnerschaft nach sich zieht. Aber nichts wäre gerade dieser
Geisteswissenschaft unangemessener, als wenn sie in Fanatismus
verfallen würde und sozusagen nur das sehen
wollte, was von dem Gesichtspunkte ihrer Vertreter an
Gründen für sie aufgebracht werden kann. Fanatismus muß
gerade - und wir werden sehen, aus welchen Gründen -
dieser Geistesforschung völlig fernliegen. Daher muß sie,
mehr als dies vielleicht von irgendeinem anderen Standpunkt
aus nötig ist, darauf bedacht sein, die Einwände
ihrer Gegner zu verstehen, ja, sie muß sie in einem gewissen
Sinne geradezu tolerieren, und begreiflich muß es ihr erscheinen,
daß eine ganze Anzahl gerade ehrlicher Wahrheitssucher
der Gegenwart nicht mit ihr gehen können. Es
ist ja meine Gewohnheit gewesen — die verehrten Besucher
der früheren Vorträge werden das wissen, und diese Gewohnheit
soll auch in der Folge fortgesetzt werden -, bei
den einzelnen Vorbringungen zugleich auf die möglichen
Einwände Rücksicht zu nehmen. Heute sollen sozusagen
bedeutungsvollere, gewichtigere Einwände vorweggenommen
werden. Denn Einwände gegen das, was von dem
Standpunkte der Geistesforschung zu sagen ist, ergeben sich
wahrlich nicht bloß von den Gegnern her, sondern bei einem
gewissenhaften Betriebe der Geistesforschung fühlt sich die
Seele, die einem solchen Betriebe hingegeben ist, auf Schritt
und Tritt selber vor diese möglichen Einwände gestellt.
Weil ja die Wahrheiten der Geistesforschung in der Seele
errungen, erkämpft werden müssen, so muß die Seele in
einer gewissen Weise dem Gegner in bezug auf solche Einwände,
die in der Seele selbst geltend gemacht werden, auch
gewachsen sein, und viel besser wird man auf diesem Gebiete
fortkommen, wenn man sich von vornherein darüber
klar ist, was alles eingewendet werden kann." {{Lit|{{G|062|9f}}}}
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===Anthroposophie als Geheim-Wissenschaft===
Seit 1980 erstellte Nam June Paik hauptsächlich Multi-Monitor-Videoinstallationen, in denen er Fernsehmonitore zu Skulpturen anordnete und zum simultanen Abspielen mehrerer Videosequenzen nutzte. 1982 erregte Paik durch eine spektakuläre Installation aus 384 Monitoren im Pariser [[Centre Pompidou]] Aufsehen.
Die Anthroposophie fußt auf Rudolf Steiners Werk. Er wird als ihr Begründer und bis heute maßgeblicher [[Esoterik|Esoteriker]] verstanden. Der Begriff '''Geheimwissenschaft''' ist eine von Steiner verwendete Bezeichnung für seine eigene Lehre der Dinge, deren [[Erkenntnis]] über das bloße [[Verstand]]esdenken hinausgeht, also die "Wissenschaft vom Übersinnlichen". Kritikern wird oft entgegnet, Steiners Werke seien von der Kritik selbst nicht hinreichend verstanden oder der Beurteiler verfüge nicht über die erforderlichen Urteilsgrundlagen.


Ein Ziel seiner Geheim- oder Geisteswissenschaft ist nach Steiner die Ausbildung und Förderung der moralischen und geistigen Entwicklung und die Zusammenarbeit von Menschen, die an ihr interessiert sind. Die anthroposophische Schulung wird als moderner und Jedermann zugänglicher Weg zur Entwicklung höherer geistiger Fähigkeiten beschrieben. Ab einer bestimmten Stufe wird seine Lehre von Anthroposophen als Ausdruck eines [[Hellsehen|übersinnlichen Wahrnehmungsvermögens]] verstanden. Eine sog. „Richtigkeit“ seiner übersinnlichen Wahrnehmungen könne ein Schüler Rudolf Steiners demnach mit einem sog. [[Evidenz]]erlebnis“ feststellen, welches im Zusammenhang mit der Wahrnehmung auftrete. Durch Vergleich mit Aussagen vertrauenswürdiger Quellen übersinnlicher Wahrnehmung sei eine Überprüfung ebenfalls möglich. Hierzu nennt Steiner unter anderem die von ihm selbst dokumentierten Schilderungen, insbesondere Beschreibungen der Weltentstehung und -entwicklung bis in früheste Zeiten, Schilderungen von [[Reinkarnation]], [[Karma]] und [[Präexistenz|vorgeburtlicher]] sowie [[Leben nach dem Tod|nachtodlicher]] Vorgänge. Die Beschreibung "höherer [[Wesensglieder]]" des Menschen und ihr Zusammenwirken sowie umfangreiche Ausführungen zur [[Christologie]] seien ebenso zu berücksichtigen wie seine Beschreibungen über geistige Wesenheiten der [[Hierarchienlehre]] und [[Engel]]lehre oder [[Naturgeist]]er.
1984 nahm er an der Ausstellung [[Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf]] teil. Bei den [[Olympische Sommerspiele 1988|Olympischen Sommerspielen 1988]] in Seoul präsentierte der Koreaner mit einem Medienturm aus 1.003 Monitoren mit dem Titel ''The More The Better'' ein noch größeres Kunstobjekt.


Steiner nennt den von ihm beschriebenen Schulungsweg selbst ''wissenschaftlich'', da dieser, richtig ausgeführt, jederzeit mit wachem [[Bewusstsein]] begleitet werde. Kritiker vermeiden dabei nach Ansicht von Anthroposophen seine Auseinandersetzung mit seinem eigenen erkenntniswissenschaftlichen Ansatz, den er als notwendige Voraussetzung seiner Geisteswissenschaft bezeichnete.
Nam June Paik wurde US-Bürger und heiratete 1977 die japanisch-amerikanische Videokünstlerin [[Shigeko Kubota]]. Im selben Jahr nahm er an der [[documenta 6]] in Kassel teil.


''"Sie will über Nichtsinnliches in derselben Art sprechen, wie die Naturwissenschaft über Sinnliches spricht. Während die Naturwissenschaft im Sinnlichen mit dieser Forschungsart und Denkweise stehenbleibt, will Geheimwissenschaft die seelische Arbeit an der Natur als eine Art Selbsterziehung der Seele betrachten und das Anerzogene auf das nichtsinnliche Gebiet anwenden. Sie will so verfahren, daß sie zwar nicht über die sinnlichen Erscheinungen als solche spricht, aber über die nichtsinnlichen Weltinhalte so, wie der Naturforscher über die sinnenfalligen. Sie hält von dem naturwissenschaftlichen Verfahren die seelische Verfassung innerhalb dieses Verfahrens fest, also gerade das, durch welches Naturerkenntnis Wissenschaft erst wird. Sie darf sich deshalb als Wissenschaft bezeichnen."''<ref>Rudolf Steiner, Die Geheimwissenschaft im Umriss, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 1989, Seite 36</ref>
Eingeladen durch den damaligen Kommissar für den Deutschen Pavillon der [[Biennale Venedig|Biennale von Venedig]], [[Klaus Bußmann]], erhielt Paik als ''Kulturnomade'' 1993 zusammen mit dem in New York lebenden deutschen Künstler [[Hans Haacke]] den Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon. Nam June Paik war auch Teilnehmer der [[documenta 8]] im Jahr 1987 in Kassel.[[Datei:Nam June Paik d8 1997.jpg|miniatur|240px|Sonderbriefmarke der Deutschen Post zur [[Documenta X]] 1997 – Motiv: Videowand von Nam June Paik zur Documenta 8]]


===Anthroposophie und Christentum===
Sein Schaffen wurde mit zahlreichen Einzelausstellungen und Preisen gewürdigt. Viele seiner Objekte und Installationen sind in Museen zu besichtigen. Sein Neffe Ken Paik Hakuta leitet das Nam June Paik Studio in New York City.
[[Christus]] ist für die Anthroposophie eine der höchsten Gottheiten (siehe [[Hierarchien]]). Er nimmt in der [[Dreifaltigkeit|Trinität]] den Platz des Sohnes ein. Sein Opfer für die Erde sei es gewesen, sich mit den Menschen und ihrem Planeten zu verbinden um ihnen weitere geistige Entwicklung zu ermöglichen. So habe er sich für drei Jahre im Menschen Jesus [[Inkorporation (esoterisch)|inkorporiert]] und in ihm den irdischen Tod erlitten.  
Durch das Opfer dieses hohen Sonnenwesens, sei die geistige Entwicklung des Menschen und der Erde in eine dem "Weltenplan" entsprechende Richtung ermöglicht worden. Die [[Auferstehung]] bezeichnet Steiner als das "Mysterium von Golgatha", welches aber nicht als Auferstehung des Fleisches gewertet, sondern als vollkommene Gestalt des gekreuzigten Wesens (Wiederherstellung des [[Phantom]]leibs) gesehen wird. Christus wurde nach der Anthroposophie zum [[Ich]] der neu werdenden Erde. Ihre [[Aura]] verändere sich ständig und betrete dadurch einen Weg der Vergeistigung, bei dem ihr der zukünftige Mensch helfen soll. Die Wiederkunft Christi geschehe stufenweise, als [[ätherisch|ätherischer]], [[astral|astraler]] und [[kosmisch|kosmischer]] Christus. Steiner sah in [[Jesus]] von Nazareth einen hochstehenden [[Juden|jüdischen]] "Eingeweihten", der während der Jordan-Taufe den Christus-Geist in sich aufgenommen habe. ''Siehe auch: [[Christengemeinschaft#Unterschiede zu den Lehren der großen christlichen Kirchen|Christengemeinschaft]]''


Die Amtskirchen, deren Glauben auf dem [[Auferstehung|Auferstehungsgedanken]] und der [[Erlösung]] durch [[Sünde|Sündenvergebung]] beruht, distanzieren sich von Steiners Reinkarnationslehre. In der Anthroposophie steht die Erlösung nicht am Ende eines einzigen, sondern am Ende einer Reihe vieler Leben. Erlösung stelle sich ein, wenn sich der Mensch durch viele Verkörperungen hindurch zu dem '''wahren Menschen''', einem Wesen, dass einen eigenen Platz in den himmlischen [[Hierarchien]] einnimmt, entwickelt habe.
1996 erlitt er einen [[Schlaganfall]] und war seitdem [[Plegie#Hemiplegie|halbseitig gelähmt]] und auf einen Rollstuhl angewiesen. Seine Kreativität war jedoch ungebrochen, er realisierte seine künstlerischen Ideen mit Hilfe von Assistenten. 1999 wählte ihn das ARTnews magazine zu den einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seit 2002 wird der nach ihm benannte [[Nam June Paik Award]] für Medienkunst vergeben.


Wiederholt wurde sowohl von Anthroposophen als auch von anthroposophisch orientierten Theologen das Gespräch mit der evangelischen und katholischen [[Kirche]] gesucht.
Die Kyonggi Cultural Foundation lud 2003 zu einem internationalen Architekturwettbewerb ein, mit dem Ziel, ein Paik-Museum in Yongin (Provinz [[Gyeonggi-do]]) zu realisieren. Die Vollendung des Museums erlebte Paik nicht mehr; er starb am 29. Januar 2006 in Miami. Gemäß Paiks testamentarischer Verfügung fand eine Feuerbestattung statt, und die Urne wurde nach Korea überführt.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://touchingharmstheart.com/obituary-nam-june-paik-1932-2006/ |titel=Obituary Nam June Paik |werk= |hrsg= |datum= |offline=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20131004221903/http://touchingharmstheart.com/obituary-nam-june-paik-1932-2006/ |archiv-datum=2013-10-04 |zugriff=2013-02-22 |sprache=}}</ref>


===[[Rassismus]]vorwurf===
Der Siegerentwurf der Berliner Architektin [[Kirsten Schemel]] wurde bis Ende 2008 rund 30 Kilometer südlich von Seoul in Zusammenarbeit mit der ebenfalls aus Berlin stammenden Architektin [[Marina Stankovic]] und nach mehrfacher Überarbeitung erbaut.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.kopenhagen.diplo.de/Vertretung/kopenhagen/de/06/Kulturelles__Leben__in__Deutschland/seite__deutsche__architekten__im__ausland.html |titel=Wand des Lichts: Nam June Paik Museum in Yong-In |werk= |hrsg=Deutsche Botschaft Kopenhagen |datum=2007 |offline=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110809004100/http://www.kopenhagen.diplo.de/Vertretung/kopenhagen/de/06/Kulturelles__Leben__in__Deutschland/seite__deutsche__architekten__im__ausland.html |archiv-datum=2011-08-09 |zugriff=2013-02-22 |sprache=}}</ref> Die feierliche Eröffnung, bei der auch die Witwe Paiks zugegen war, fand im Oktober 2008 statt.<ref>{{Internetquelle | url=http://derstandard.at/Text/?id=1220460304457 | titel=Nam June Paik-Museum wurde eröffnet | werk=[[Der Standard]] | datum=2008-10-08 | zugriff=2013-02-22}}</ref>
Der Rassismusvorwurf, beruht auf einem Mißverständnis der Schilderung von Weltentwickelungsstufen mit demjenigen, was allgemein unter dem Begriff der Rasse heute verstanden wird.
Steiner gliedert die Menschheitsentwicklung in unterschiedliche Epochen, die von je einer "[[Wurzelrasse]]" dominiert waren: der "[[Polarische Zeit|polarischen]] Wurzelrasse", der "[[Hyperboräische Zeit|hyperboräischen]] Wurzelrasse", "[[Lemurische Zeit|Lemuriern]]", "[[Atlantis|Atlantiern]]", der "arischen-" (nicht zu verwechseln mit dem [[Wikipedia:Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Begriff "Arier") oder "nachatlantischen Wurzelrasse", welche die gegenwärtige Entwicklungsphase (seit etwa [[Wikipedia:7000 v. Chr.|7000 v. Chr.]]) repräsentiert. Wobei der Begriff "Rasse" hier laut Anthroposophen nur im übertragenen Sinne aufgefaßt werden darf, da nur drei der fünf von ihm benannten Wurzelrassen auf der Erde [[inkarnation|verkörpert]] gewesen seien. Statt von Wurzelrassen solle man daher von großen menschheitlichen und erdgeschichtlichen "Entwicklungsepochen" sprechen. Tatsächlich hat Rudolf Steiner diese noch aus der [[Theosophie|Theosophischen Gesellschaft]] stammende Terminologie später kaum mehr benutzt. Seine Anhänger begründen das mit seiner Ablehnung des damals aufkommenden [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]]. Die Entstehung verschiedener Rassen sei für die Erdenentwicklung nötig gewesen, damit sich Menschenseelen mit bestimmten Aufgaben und Fähigkeiten in bestimmten Kulturen [[inkarnation|inkarnieren]] könnten um dort wichtige Impulse zu ermöglichen oder aufzunehmen.


Zitat: ''"Der Mensch ist Mensch dadurch, daß (...) dieses Ich sich im Laufe der aufeinanderfolgenden [[Inkarnation]]en weiter entwickelt durch verschiedene Menschengemeinschaften, durch Völker und Zeiträume hindurch, bis die Erde am Ziel ihrer Entwickelung angelangt sein wird"'' (Rudolf Steiner, Das Geheimnis des Todes, Dornach 1999, S. 203)
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Nam June Paik}}


Der Rassenbegriff Steiners ist nach Ansicht seiner Vertreter gegenüber dem des faschistischen Rassismus grundlegend anders motiviert. Während der Rassenbegriff des [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] aus der materialistischen Evolutionstheorie [[Charles Darwin|Darwins]] abgeleitet ist, verstehe Steiner die "Wurzelrassen" nicht als ethnische Zuordnung, sondern als in große Zeitepochen von mehreren tausend Jahren einzuordnende menschliche Entwicklungsstadien. So sei z.B. die nachatlantische Wurzelrasse zu den Anfängen der nachatlantischen Kulturepochen noch prägend. Steiner sieht für die gegenwärtige fünfte nachatlantische Kulturepoche die leiblichen Rassenunterschiede und insbesondere Höher- und Minderwertigkeiten einzelner Rassen als überwunden an. Er sieht die Bedeutung der Rassen seit Tausenden von Jahren schwinden, da die typischen Eigenschaften bestimmter Rassen immer mehr abnähmen und die zukünftige Menschenmission rassenübergreifend sein würde.
== Literatur ==
* Wulf Herzogenrath (Hrsg.): ''Nam June Paik. Werke 1946–1976. Musik, Fluxus, Video.'' 2. Auflage. Wienand, Köln 1980 (Ausstellungskatalog, Köln, Kölnischer Kunstverein, 19. November 1976 – 9. Januar 1977).
* Edith Decker: ''Paik, Video.'' DuMont, Köln 1988, ISBN 3-7701-2157-0 (Zugleich: Hamburg, Univ., Diss., 1985).
* Wulf Herzogenrath, Sabine Maria Schmidt (Hrsg.): ''Nam June Paik – Fluxus/Video.'' Kunsthalle Bremen, Bremen 1999, ISBN 3-9804084-9-3 (Ausstellungskatalog, Bremen, [[Kunsthalle Bremen]], 14. November 1999 – 23. Januar 2000).
* Willi Blöß: ''Nam June Paik. Electric warrior.'' Willi Blöß Verlag, Aachen 2006, ISBN 3-938182-12-1.
* Wulf Herzogenrath, [[Andreas Kreul]] (Hrsg.): ''Nam June Paik. There is no rewind button for life. Hommage für Nam June Paik.'' DuMont Literatur und Kunst, Köln 2007, ISBN 978-3-8321-7780-5.
* Gerhard Finckh (Hrsg.): ''„Privat“. Wuppertaler Sammler der Gegenwart im Von der Heydt-Museum.'' [[Von der Heydt-Museum]], Wuppertal 2009, ISBN 978-3-89202-073-8 (Ausstellungskatalog, Wuppertal, Von der Heydt-Museum, 8. März – 24. Mai 2009).


Zitat:''"Es ist von einer ganz besonderen Wichtigkeit, daß gerade in unserer Zeit in unbefangner Weise auch gesprochen wird über dasjenige, was wir die Mission der einzelnen [[Volksseele]]n der Menschheit nennen, weil die nächsten Schicksale der Menschheit in einem viel höheren Grade als das bisher der Fall war, die Menschen zu einer gemeinsamen Menschheitsmission zusammenführen werden."'' (Steiner in Kristiania 7. Juni 1910, GA 121, S.13)
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|118739018}}
* {{DDB|Person|118739018}}
* {{documenta Archiv|000002015}}
* {{DHM-HdG|Bio=nam-june-paik|HDG=1|Titel=Nam June Paik}}
* [http://www.paikstudios.com/ Nam June Paik-Studios]
* [http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Nam-June-Paik-Museum_in_Seoul_eingeweiht_215720.html Nam June Paik Museum]
* [http://www.ubu.com/film/paik.html Nam June Paik – Zen For Film (Video)]
* [http://njp.kr/ie_eng.html Nam June Paik Art Center]
* [http://creative.arte.tv/de/space/Neuer_Berliner_Kunstverein_Video-Forum/message/3745/Nam_June_Paik___Study_I__Mayor_Lindsay___1965_/ Nam June Paik: ''Study I: Mayor Lindsay'' (1965)]


Sehr nachdrücklich habe Rudolf Steiner immer wieder betont, dass die konstatierbaren Rassemerkmale nichts über das Wesen des individuellen Menschen aussagen:
'''Artikel'''
 
* [http://www.zeit.de/1999/49/199949.paik_.xml ''Und ewig flimmern die Monitore''.] In: ''Die Zeit'', Nr. 49/1999; über eine Retrospektive in der Kunsthalle Bremen
Zitat:''"...ich bitte das nicht mißzuverstehen, was eben gesagt wird; es bezieht sich nur auf den Menschen, insofern er von den physisch-organisatorischen Kräften abhängig ist, von den Kräften, die nicht sein Wesen als Mensch ausmachen, sondern in denen er lebt..."'' (GA 121, 4.Vortrag)
* [http://www.taz.de/pt/2006/01/31/a0185.1/text ''Monitore blicken zurück''.] In: ''taz'', 31. Januar 2006; Nachruf
 
* {{Webarchiv | url=http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1083959 | wayback=20060308165827 | text=''Eier geworfen und Hosen runtergelassen''.}} In: ''Stuttgarter Zeitung'', 31. Januar 2006; Nachruf
Das Rassedenken müsse genauso wie die Rassen überwunden werden:
* [http://www.nytimes.com/2006/01/31/arts/design/31paik.html?ex=1296363600&en=6ed40374b36cb9a8&ei=5088&partner=rssnyt&emc=rss ''Nam June Paik, 73, Dies; Pioneer of Video Art Whose Work Broke Cultural Barriers''.] In: ''New York Times'', 31. Januar 2006, Obituary (englisch)
 
* [http://blog.lib.umn.edu/rabin001/8300/2006/02/obit_for_nam_june_paik.html ''Nam June Paik, 74; Free-Spirited Video Artist Broke Radical New Ground''.] In: ''Los Angeles Times'', 31. Januar 2006
Zitat:''"Die Menschheit mischt sich, um sich von geistigen Gesichtspunkten aus zu gruppieren. Es war eine Ungezogenheit, in der Theosophie von den Rassen so zu sprechen, als ob sie immer bleiben würden. (...) Wie alles entsteht, so sind auch die Rassen entstanden, und wie alles wieder vergeht, werden auch die Rassen wieder vergehen, und jene, die immer nur von Rassen gesprochen haben, die werden sich daran gewöhnen müssen, ihre Begriffe flüssig zu machen."'' (GA 99, München, 5. Juni 1907)
* [http://www.zeit.de/2006/06/nachruf_Nam_June_Paik ''Germany – my Heimat''.] In: ''Die Zeit'', Nr. 6/2006; Nachruf
 
Die menschliche Zugehörigkeit bezieht sich bei Steiner nicht nur auf die physische Rasse, sondern auf die Volksseele. Zitat: ''"...es vererbten sich Rassenmerkmale in der atlantischen Zeit und bis herein in unsere nachatlantische Epoche. Wir werden sehen, wie in unsere Zeit die Volksmerkmale das sind, was die Rassencharaktere wieder auseinander bringt, was sie wieder auszulöschen beginnt. (...) Die Rassen sind entstanden und werden einmal vergehen, werden einmal nicht mehr da sein."'' (Vortrag Kristiania 10. Juni 1910; GA 121, S.75/76)
 
===Antisemitismus-Vorwurf===
Die Kritik Steiners an dem vom U.S.-Präsidenten Woodrow Wilson initiierten ''Selbstbestimmungsrecht der Völker'' begründet sich auf der Ausgrenzung von Minderheiten innerhalb von ethnisch einheitlichen Nationalstaaten. So richtet sich Steiner gegen eine Ausgrenzung der Juden als Minderheit innerhalb eines ethnisch einheitlichen Nationalstaates. So wie er ethnische Schranken und nationale Grenzen generell als anachronistisch betrachtete, betrachtete er die Idee des Judentums als ethnische Sondergruppe insbesondere in seiner [[Wikipedia:Zionismus|zionistischen]] Spielart als rückschrittlich.
 
Das [[Judentum]] begreift Rudolf Steiner nicht als Rasse, sondern als eine auf religiöser und nationaler Einheit basierende Gemeinschaft, die sich selbst ausgrenzt. Diese habe dadurch eine isolierte [[Kultur]] begründet. Zitat: ''"Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen [[Völker]]lebens, und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten."'' (Steiner-Gesamtausgabe Bd. 32, S. 152)
 
Damit war dennoch Steiners deutliche Ablehnung des Antisemitismus verbunden. Zitat: ''"Mit Schaudern erkennt man, was der Antisemitismus in den Gemütern edler Juden angerichtet hat. Der Antisemitismus ist nicht alleine für die Juden eine Gefahr, er ist es auch für die Nichtjuden. Jede unbestimmte Haltung ist von Übel."'' ( Steiner 1901; GA 31,S.409).
 
In der Diskussion um den Rassenbegriff Rudolf Steiners soll nach Meinung der anthroposophischen Gesellschaft auch berücksichtigt werden, dass Steiner bereits Ende des 19. Jahrhunders als scharfer Kritiker des [[Wikipedia:Antisemitismus|Antisemitismus]] sowie seiner völkischen und alldeutschen Vertreter auftrat. Dies trug ihm die erklärte Feindschaft dieser Gruppen ein (Siehe hierzu bei Ravagli). Sein Denken stimme mit den heutigen Forderungen nach ethnischem Pluralismus überein:<br>
Zitat:"''So wie die Abgründe zwischen den einzelnen Nationen immer mehr und mehr verschwinden, so wie sich die einzelnen Teile der verschiedenen Nationen immer mehr und mehr verstehen, so werden sich auch andere [[Gruppenseele|Gruppenseelenhaftigkeiten]] abstreifen, und immer mehr wird das Individuelle des einzelnen Menschen in den Vordergrund treten. - So können wir sagen, innerhalb der Entwickelung der Menschheit verliert immer mehr und mehr der Begriff, worin sich die Gruppenseelenhaftigkeit am meisten ausdrückt, an Bedeutung, nämlich der Rassenbegriff. Deshalb ist es notwendig, dass diejenige Bewegung, welche die anthroposophische genannt wird, in ihrem Grundcharakter dieses Abstreifen des Rassencharakters aufnimmt, dass sie nämlich zu vereinigen sucht Menschen aus allen Rassen, aus allen Nationen und auf diese Weise überbrückt diese Differenzierung, diese Unterschiede, diese Abgründe, die zwischen den einzelnen Menschengruppen vorhanden sind.''"
Rudolf Steiner 1916 in: "Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit - Goethe und die Krisis des 19. Jahrhunderts" (GA 171), S. 151 f
 
===Historisch-Politische Kritik===
Bereits 1933 begann durch Pressekampagnen, Vortragsreihen und einem in Darmstadt und Berlin inszenierten Theaterstück die öffentliche Hetze gegen den "''Theosophen, Juden, Freimaurer und Kommunisten Rudolf Steiner''". Dieser habe durch seine Suggestionen unmittelbar bewirkt, daß der Generalfeldmarschall von Moltke die Marneschlacht und als Folge davon den Weltkrieg verlor; selbstverständlich alles im Dienste der Entente-Freimaurerei und des Weltjudentums. Steiner belegte bereits im Jahre 1922 einen der ersten 10 Plätze auf der durch die NSDAP geführten Liste der "zu erschiessenden prominenten Persönlichkeiten" und überlebte mehrere Tötungsversuche.
 
Obwohl manche Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft versuchten, eine ideelle Nähe zum Nationalsozialismus vorzutäuschen, scheiterten alle Anbiederungs- und Gleichschaltungsversuche und die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland wurde am 1. November 1935 "''wegen internationaler Einstellung und enger Beziehungen zu ausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten verboten''". Schon vorher hatten unter der Verbotsangst alle jüdischen Amtsinhaber ihre Ämter in der Landesgesellschaft abgegeben und ein Großteil der jüdischen Mitglieder war aus ihr ausgetreten. Nach dem Verbot bemühten sich einige Anthroposophen um eine Wiederzulassung, die Versuche scheiterten 1939 endgültig, als Rudolf Heß die "''Gleichbehandlung mit ehemaligen Freimaurern''" anordnete. Im gleichen Jahr entschied [[Wikipedia:Adolf Hitler|Adolf Hitler]], nach Bericht von Martin Bormann: "''Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft sind wie Logen-Angehörige zu behandeln; sie sind nach Meinung des Führers oft noch gefährlicher als Logen-Angehörige, weil sie mit ihren Ideen viel mehr Leute anstecken.''"
 
Sechs der acht [[Waldorfschule|Waldorfschulen]] mussten bis 1940 wegen erdrückender Auflagen schliessen, die anderen beiden wurden (1938 Stuttgart und 1941 Dresden) verboten.
 
Von den acht anthroposophischen [[Heilpädagogik|heilpädagogischen]] Heimen, in denen das "lebensunwerte Leben" stattfand, wurden nur drei massiv bedroht, davon zwei geschlossen. Dennoch konnten alle Schutzbefohlenen vor der Deportation gerettet werden. Obwohl die Auswanderländer keine behinderten Kinder einreisen liessen, bot das anthroposophische Heim in der Schweiz "Sonnenhof" vielen jüdischen Behinderten Asyl.
 
Der [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|Biologisch-dynamische Landbau]] wurde 1933 in Thüringen verboten. Das reichsweite Verbot konnte durch das Gewinnen des Gartenarchitekten Alwin Seifert, der für die Frau von Rudolf Heß tätig war, für die Biologisch-dynamische Idee verhindert werden. Durch Heß wurden dann mehrere Verbotsversuche vereitelt. Auch Heinrich Himmler, der Diplom-Landwirt und eigentlich größter Verfolger der Anthroposophie im Nationalsozialismus interessierte sich für den Biologisch-dynamischen Landbau und hielt ihn, sofern er "von der Anthroposophie gereinigt werden könne" für nützlich. Die SS-eigene Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung wurde angewiesen, im organisatorischen Zusammenhang mit dem KZ Dachau gärtnerische Versuchsreihen durchzuführen. Nach dem Englandflug von Rudolf Heß 1941 zerschlug Himmler den ''Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise'' und sorgte dafür, dass der Vorsitzende [[Erhard Bartsch]] ins KZ kam. Dennoch erfolgte kein Verbot für die biologisch-dynamische Technik, da er sie selbst ohne ihre anthroposophischen Elemente weiterführen wollte.
 
Auch nach dem [[Wikipedia:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] mussten sich Anthroposophen vielfach mit Vereinnahmungsversuchen auseinandersetzen. So wurde der [[Wikipedia:Priester|Priester]] und ehemalige SS-Angehörige [[Werner Georg Haverbeck]] in den 1950er Jahren aus der [[Christengemeinschaft]] ausgeschlossen. Er veröffentlichte später das als revisionistisch-chauvinistisch umstrittene Buch ''Rudolf Steiner als Anwalt für Deutschland''. Der jüngste Fall eines solchen Vereinnahmungsversuches spiegelt sich in einem Rundbrief des NPD-Aktivisten [[Horst Mahler]] wieder. ''Mehr dazu im Artikel [[Waldorfschule#Aktuell|Waldorfschule]]''.
 
===Sektenvorwurf===
Die Lehre der Anthroposophie, besonders von [[Reinkarnation]] und [[Karma]], wird von vielen christlichen Kirchen nicht anerkannt - nur die [[Christengemeinschaft]] (deren Priester bei der Gründung Steiner um Rat ersuchten) erkennt die Anthroposophie an. Andere neue religiöse Bewegungen sowie der [[Buddhismus]], der [[Wikipedia:Hinduismus|Hinduismus]], das sikhistische [[Yoga]] und der [[Wikipedia:Radhasoami|Radhasoami]]-Weg arbeiten ebenfalls mit dem Konzept der [[Wiederverkörperung]] und sind weltweit durchaus vertreten.
 
Eine Zuordnung der Anthroposophie als Sekte im Sinne der Schaffung von Sonderwirklichkeiten und sozialer Isolierung ihrer Mitglieder ist nicht festzustellen; das gleiche gilt für manipulierende Mitgliederwerbung oder jugendgefährdende Aktivitäten bzw. finanzielle Ausbeutung der Mitglieder oder das Schaffen persönlicher Abhängigkeiten. Sektenvorwüfe an die Adresse der anthroposophischen Bewegung stammen zumeist aus den Reihen stark [[Wikipedia:Konfession|konfessionell]] oder [[Wikipedia:Agnostizismus|agnostisch]] geprägter Beobachter, denen i.d.R. das Grundwissen über [[Anthroposophie]] völlig fehlt. Werke [[Rudolf Steiner]]s finden sich aber auch in einigen Bibliotheken der Amtskirchen. Der katholische Priester [[Pietro Archiati]] nutzte die Schriften [[Rudolf Steiner]]s gar zur Priesterausbildung an einem kath. [[Priesterseminar]] in Südafrika. So schreibt denn auch der Sektenexperte Helmut Langel: "wer Rudolf Steiner nicht gelesen hat, sollte über Anthroposophie lieber schweigen."<ref>Helmut Langel: Destruktive Kulte und Sekten, Vlg. Bonn aktuell, München 1994, ISBN 3-87959-503-8, S. 22</ref>
 
Die [[anthroposophisch]]e Bewegung findet denn auch keine Erwähnung in den Sektenberichten der Kirchen bzw. der kommunalen Trägerschaften im Zusammenhang mit gesellschaftlich geächteten Vorgehensweisen. Es gibt keine Berichte über manipulative Mitgliederwerbung oder ähnliches Sektenverhalten (siehe „Abschlussbericht der Enquete-Kommission Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ [http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/13/109/1310950.pdf] [http://www.sekten.at/enquete/enquete.htm] oder Sektenbericht der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport 2002).


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


==Kritische Weblinks==
{{Normdaten|TYP=p|GND=118739018|LCCN=n/81/89468|VIAF=112271274}}
*[http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/anthro.php Anthroposophie – kritische Reflexionen] Tagung der Humboldt-Universität Berlin zur Anthroposophie und Waldorfpädagogik, Vorträge als downloads
*[http://www.akdh.ch/archiv.html#anthroposophie Sammlung von Artikeln der Schweizer "Aktion Kinder des Holocaust" zum Thema Antisemitismus und Anthroposophie]
*[http://www.vordenker.de/anthroposophiekritik/anthroposophiekritik.htm Kritische Anmerkungen zur Anthroposophie Rudolf Steiners]
*[http://www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/low_hansson.html Ist die Anthroposophie eine Wissenschaft?] Sehr kritische Untersuchung von Sven Ove Hansson, Philosoph am königlichen Institut für Technologie in Stockholm, übersetzt von Marcus Hammerschmitt.
*[http://www.klaus-frisch.de/html/nichtanthroposophie.html Was Anthroposophie nicht ist] Eine Antwort auf Hansson.
*[http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/anthro.php Arier, Atlantis und Akasha – Eine Tagung sucht nach Rudolf Steiners Rassismus] Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 25.07.2006
*[http://anthroblog.anthroweb.info/2013/der-rassismus-und-sein-doppelganger/#.UZnK3qKeNc3 "Der Rassismus und sein Doppelgänger" - Kritik der antirassistischen Vernunft]
*[http://www.zeit.de/2011/08/C-Waldorfschule-Steiner "Rudolf Steiner: Der letzte Prophet" Artikel in "Die Zeit" von Iris Radisch]
*[[Psiram]], Esoterik-Kritische Website ([http://www.psiram.com/ge/index.php/Anthroposophie Artikel zur Anthroposophie], [http://www.psiram.com Hauptseite], [http://blog.psiram.com Blog], [http://www.psiram.com/ge/ Wiki] und [http://forum.psiram.com Forum], mehrsprachig)
 
===Kritische Cyber-Anthroposophen und anthroposophische Blogs===
* [http://www.egoisten.de Die Egoisten.de - Anthroposophie, Kunst und Literatur.]
* [http://jellevandermeulen.blogspot.de/ Blog von Jelle van der Meulen.]
* [http://www.info3.de Info3 - Monatsmagazin für Spiritualität und Zeitfragen]
* [http://www.klaus-frisch.de/html/anthroposophie.html Was ist Anthroposophie?] - Artikel auf der Homepage von ''Klaus Frisch''
* [http://www.anthromedia.net/ Internetportal Anthroposophie] (deutschsprachig)
 
==Literatur==
 
=== Anthroposophische Schriften ===
 
* Ravagli, Lorenzo: ''Unter Hammer und Hakenkreuz. Der völkisch-nationalsozialistische Kampf gegen die Anthroposophie''. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2004, ISBN 3-7725-1915-6
* Bader, Hans-Jürgen, Ravagli, Lorenzo: ''Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit''. Anthroposophie und der Rassismusvorwurf, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2003
* Bader, Hans-Jürgen, Leist, Manfred, Ravagli, Lorenzo: ''Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit''. Anthroposophie und der Antisemitismusvorwurf, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2002
* Archiati, Pietro: ''Die Überwindung des Rassismus durch die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners'', Verlag am Gotheanum, Dornach 1997
* Kugler, Walter: ''Feindbild Steiner'', Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2001
* Swassjan, Karen: ''Aufgearbeitete ANTHROPOSOPHIE. Bilanz einer Geisterfahrt'', Verlag am Goetheanum, Dornach 2007
* Rahel Uhlenhoff (Hg.): ''Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart'', Berliner Wissenschafts-Vlg., Berlin 2011
* Rudolf Steiner: ''Ergebnisse der Geistesforschung'', [[GA 62]] (1988), ISBN 3-7274-0620-8 {{Vorträge|062}}
 
{{GA}}
 
=== Befürwortende oder neutrale Standpunkte ===
 
* Kriele, Martin: ''Anthroposophie und Kirche. Erfahrungen eines Grenzgängers''. Herder Verlag 1996, ISBN 3451239671
* Gut, Taja: ''Wie hast du's mit der Anthroposophie''. Eine Selbstbefragung, Pforte Vlg., Dornach 2010, ISBN 978-3-85636-218-8
* Gerhard Wehr: ''Esoterisches Christentum''. Aspekte - Impulse - Konsequenzen, Klett Vlg., Stuttgart 1975, ISBN 3-12-908600-5
 
=== Aus kritischer Sicht ===
* Erzbistum Köln (Hg.): ''Anthroposophie und Waldorfpädagogik. Eine Orientierungshilfe für Katholiken'', Faltblatt, Köln 2009
* Baumann-Bay, Lydie und Andreas: ''Achtung, Anthroposophie! Ein kritischer Insider-Bericht''. Zürich : Kreuz Verlag, 2000, ISBN 3268002552.
* Klaus Bannach: ''Anthroposophie: Geheimwissenschaft?''. In: Klaus Bannach/Kurt Rommel (Hg.): Religiöse Strömungen unserer Zeit. Eine Einführung und Orientierung, Quell Vlg., Stuttgart 1991, S. 133 - 138
* Bierl, Peter: ''Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister : die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik''. Hamburg : Konkret Literatur Verlag, 1999, ISBN 3-89458-171-9
* Guido und Michael Grandt: ''Waldorf Connection. Rudolf Steiner und die Anthroposophen'', Alibri Vlg., Aschaffenburg 2001, ISBN 3-932710-40-1
* Heisterkamp, Jens: ''Was ist Anthroposophie? Eine Einladung zur Entdeckung des Menschen''. Verlag am Goetheanum, Dornach 2000
* Hellmich, Achim und Teigeler, Peter (Hrsg.): ''Montessoripädagogik, Freinetpädagogik, Waldorfpädagogik - Konzeption und aktuelle Praxis''. Beltz Verlag, 1999. ISBN 3407252188
* Irene Wagner: ''Rudolf Steiners langer Schatten. Die okkulten Hintergründe von Waldorf & Co'', Alibri Vlg., Aschaffenburg 2013, ISBN 978-3-86569-069-2
* Wegener, Franz: ''Heinrich Himmler. Deutscher Spiritismus, französischer Okkultismus und der Reichsführer SS''. Gladbeck 2004, ISBN 3931300153 [zu Steiners Finanzierung einer antisemitischen Schrift Heises]
* Georg Otto Schmid, Anthroposophie, Evangelische Informationsstelle [http://www.relinfo.ch/anthroposophie/info.html relinfo.ch], 1999.
* Wolfgang G. Vögele, ''Der andere Rudolf Steiner'', 2005
* Binder, Andreas: ''Wie christlich ist die Anthroposophie? Standortbestimmungen aus der Sicht eines evangelischen Theologen'', Stuttgart : Urachhaus, 1989, ISBN 3878386117
* Kniebe, Georg: ''Anthroposophie und christliche Kirchen  - Ein Gespräch?''. Stuttgart : Urachhaus, 1992, ISBN 3878389477
* Zander, Helmut: ''Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945''. 2 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-55452-4. (Habilitationschrift).
 


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Version vom 31. August 2020, 22:40 Uhr

Nam June Paik (* 20. Juli 1932 in Seoul, Südkorea; † 29. Januar 2006 in Miami Beach, Florida) war ein aus Südkorea stammender US-amerikanischer Komponist und bildender Künstler und gilt als ein Begründer der Video- und Medienkunst.

Bedeutung

Nam June Paik war ein Pionier der Videokunst, der nach eigenen Aussagen von Karl Otto Götz dazu angeregt wurde, sich auf künstlerische Art und Weise mit dem Medium Fernsehen auseinanderzusetzen.[1] Er war ursprünglich Komponist und studierte unter Karlheinz Stockhausen in Köln. Erst später, als Mitglied der Fluxus-Bewegung, wurde er bildender Künstler. 1962 folgten Fluxus-Konzerte und Performances in Wiesbaden, Amsterdam, Kopenhagen, Paris und Düsseldorf. 1963 installierte er in der Wuppertaler Galerie Parnass 12 Fernsehgeräte mit technisch manipulierten Schirmbildern. Nam June Paik war von 1979 bis 1996 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, lebte aber hauptsächlich in New York. Paik wird immer wieder als „Vater der Videokunst“ bezeichnet. Doch schuf Les Levine 1968 mit der Arbeit Iris die erste Closed-Circuit-Installation, und auch Wolf Vostell arbeitete zeitgleich an der technischen Manipulation von Bildröhren. Paik verband östliches Denken mit westlicher Avantgarde. Er griff Impulse aus Musik und bildender Kunst sowie technische Innovationen auf und setzte sie in seiner Kunst um.

Leben

Nam June Paiks Skulptur Pre-Bell-Man vor dem Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main
Video Sculpture (1993), Trenton, NJ

Nam June Paik war Sohn eines koreanischen Textil- und Stahlunternehmers. Seine Familie floh zu Beginn des Koreakrieges 1950 über Hongkong nach Tokio. Hier studierte Paik von 1952 bis 1956 westliche Ästhetik, Musikwissenschaft und Kunstwissenschaften. Gegenstand seiner Abschlussarbeit war das Werk des österreichischen Komponisten Arnold Schönberg. Im selben Jahr setzte Paik sein Musikwissenschaftstudium an der Münchner Universität fort und studierte darüber hinaus Komposition bei Wolfgang Fortner an der Hochschule für Musik Freiburg. Von 1958 bis 1963 arbeitete er mit Karlheinz Stockhausen im Kölner Studio für elektronische Musik des WDR. In Aufführungen von Stockhausens Komposition Originale 1961 wirkte Paik als Musiker mit. Hierbei entwickelte er das Konzept der „Aktionsmusik“, bei der er auch Instrumente zertrümmerte und zufällige Geräusche mit klassischen Klängen mischte, die u. a. auch aus Tonbandgeräten kamen.[2] Inspiriert wurde er dabei von dem US-amerikanischen Komponisten John Cage, dem er bei einer Aufführung seiner Komposition Etude for Piano Forte 1960 die Krawatte abschnitt.[3] Zeitlebens blieb Paik seinen künstlerischen Anfängen im Rheinland verbunden, insbesondere der Galerie 22 in Düsseldorf und der Kölner Künstlerin Mary Bauermeister, in deren Atelier in der Lintgasse 28 er seine frühesten Arbeiten zu Gehör brachte.

Als Mitglied von Fluxus trat er in den frühen 1960er Jahren mit diversen Performances auf, gelangte auf diesem Weg zur experimentellen Kunst und schließlich zur Arbeit mit Fernsehern als Kunstobjekten. Zunächst arbeitete er nicht mit Video, sondern manipulierte Fernseher, so dass sie das vorhandene Fernsehprogramm verändert und verzerrt wiedergaben. Er baute auch Klanginstallationen mit experimentell modifizierten Schallplattenspielern und Tonbandgeräten. Als Sony in den späten 1960er Jahren erschwingliche Videokameras und -rekorder auf den Markt brachte, ging er dazu über, auch Videobänder zu produzieren.

Bei dem 24-Stunden-Happening, am 5. Juni 1965 in der Galerie Parnass in Wuppertal, führte Paik seine Robot Opera auf. Dabei verkündete er: „Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert, jetzt schlagen wir zurück“. Weitere Teilnehmer waren Joseph Beuys, Bazon Brock, Charlotte Moorman, Eckart Rahn, Tomas Schmit und Wolf Vostell. Im Anschluss an das Happening erklärten sie die Fotografin der Aktion, Ute Klophaus, zur Mitautorin und Aktionsteilnehmerin.[4]

Gemeinsam mit dem japanischen Ingenieur Shuya Abe entwickelte Paik einen analogen Videosynthesizer, mit dem Fernseh- und Videobilder technisch – z. B. mit Farbveränderungen – manipuliert werden konnten. Die so erzeugten Bilder wurden Grundlage seiner Videoinstallationen und Videobänder. Sein Video Global Groove von 1973 nahm die Ästhetik des Musikvideos vorweg. Der bekennende Buddhist Paik ironisierte 1974 seinen Glauben mit TV-Buddha, einer Closed Circuit Video-Installation mit einem bronzenen Buddha, der gegenüber einem Bildschirm sitzt und scheinbar über seine Live-Aufnahme meditiert, die allerdings ein seitenrichtiges Abbild zeigt.[5]

Eine seiner wichtigsten Kooperationspartnerinnen war seit den späten 1960er und frühen 1970er Jahren die amerikanische Cellistin Charlotte Moorman. Bei einer Performance 1967 in New York, bei der beide Künstler mit nackten Oberkörpern aufgetreten waren, wurden sie von der Polizei festgenommen.

Seit 1980 erstellte Nam June Paik hauptsächlich Multi-Monitor-Videoinstallationen, in denen er Fernsehmonitore zu Skulpturen anordnete und zum simultanen Abspielen mehrerer Videosequenzen nutzte. 1982 erregte Paik durch eine spektakuläre Installation aus 384 Monitoren im Pariser Centre Pompidou Aufsehen.

1984 nahm er an der Ausstellung Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf teil. Bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul präsentierte der Koreaner mit einem Medienturm aus 1.003 Monitoren mit dem Titel The More The Better ein noch größeres Kunstobjekt.

Nam June Paik wurde US-Bürger und heiratete 1977 die japanisch-amerikanische Videokünstlerin Shigeko Kubota. Im selben Jahr nahm er an der documenta 6 in Kassel teil.

Eingeladen durch den damaligen Kommissar für den Deutschen Pavillon der Biennale von Venedig, Klaus Bußmann, erhielt Paik als Kulturnomade 1993 zusammen mit dem in New York lebenden deutschen Künstler Hans Haacke den Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon. Nam June Paik war auch Teilnehmer der documenta 8 im Jahr 1987 in Kassel.

Sonderbriefmarke der Deutschen Post zur Documenta X 1997 – Motiv: Videowand von Nam June Paik zur Documenta 8

Sein Schaffen wurde mit zahlreichen Einzelausstellungen und Preisen gewürdigt. Viele seiner Objekte und Installationen sind in Museen zu besichtigen. Sein Neffe Ken Paik Hakuta leitet das Nam June Paik Studio in New York City.

1996 erlitt er einen Schlaganfall und war seitdem halbseitig gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Seine Kreativität war jedoch ungebrochen, er realisierte seine künstlerischen Ideen mit Hilfe von Assistenten. 1999 wählte ihn das ARTnews magazine zu den einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seit 2002 wird der nach ihm benannte Nam June Paik Award für Medienkunst vergeben.

Die Kyonggi Cultural Foundation lud 2003 zu einem internationalen Architekturwettbewerb ein, mit dem Ziel, ein Paik-Museum in Yongin (Provinz Gyeonggi-do) zu realisieren. Die Vollendung des Museums erlebte Paik nicht mehr; er starb am 29. Januar 2006 in Miami. Gemäß Paiks testamentarischer Verfügung fand eine Feuerbestattung statt, und die Urne wurde nach Korea überführt.[6]

Der Siegerentwurf der Berliner Architektin Kirsten Schemel wurde bis Ende 2008 rund 30 Kilometer südlich von Seoul in Zusammenarbeit mit der ebenfalls aus Berlin stammenden Architektin Marina Stankovic und nach mehrfacher Überarbeitung erbaut.[7] Die feierliche Eröffnung, bei der auch die Witwe Paiks zugegen war, fand im Oktober 2008 statt.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Wulf Herzogenrath (Hrsg.): Nam June Paik. Werke 1946–1976. Musik, Fluxus, Video. 2. Auflage. Wienand, Köln 1980 (Ausstellungskatalog, Köln, Kölnischer Kunstverein, 19. November 1976 – 9. Januar 1977).
  • Edith Decker: Paik, Video. DuMont, Köln 1988, ISBN 3-7701-2157-0 (Zugleich: Hamburg, Univ., Diss., 1985).
  • Wulf Herzogenrath, Sabine Maria Schmidt (Hrsg.): Nam June Paik – Fluxus/Video. Kunsthalle Bremen, Bremen 1999, ISBN 3-9804084-9-3 (Ausstellungskatalog, Bremen, Kunsthalle Bremen, 14. November 1999 – 23. Januar 2000).
  • Willi Blöß: Nam June Paik. Electric warrior. Willi Blöß Verlag, Aachen 2006, ISBN 3-938182-12-1.
  • Wulf Herzogenrath, Andreas Kreul (Hrsg.): Nam June Paik. There is no rewind button for life. Hommage für Nam June Paik. DuMont Literatur und Kunst, Köln 2007, ISBN 978-3-8321-7780-5.
  • Gerhard Finckh (Hrsg.): „Privat“. Wuppertaler Sammler der Gegenwart im Von der Heydt-Museum. Von der Heydt-Museum, Wuppertal 2009, ISBN 978-3-89202-073-8 (Ausstellungskatalog, Wuppertal, Von der Heydt-Museum, 8. März – 24. Mai 2009).

Weblinks

Commons: Nam June Paik - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Artikel

Einzelnachweise

  1. Nam June Paik: »Exposition of Music – Electronic Television«. Abgerufen am 22. Februar 2013.
  2. Decker 1988, S. 44.
  3. Herzogenrath 1980, S. 44.
  4. Finkh 2009, S. 331.
  5. TV Buddha (1974) Closed Circuit video installation with bronze sculpture. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 23. Oktober 2012; abgerufen am 22. Februar 2013.
  6. Obituary Nam June Paik. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 4. Oktober 2013; abgerufen am 22. Februar 2013.
  7. Wand des Lichts: Nam June Paik Museum in Yong-In. (Nicht mehr online verfügbar.) Deutsche Botschaft Kopenhagen, 2007, archiviert vom Original am 9. August 2011; abgerufen am 22. Februar 2013.
  8. Nam June Paik-Museum wurde eröffnet. In: Der Standard. 8. Oktober 2008, abgerufen am 22. Februar 2013.


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