Ain Soph und Martinismus: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Ain Soph''' ({{HeS|אין סוף|nicht endlich}}) ist in der [[Kabbala|kabbalistischen]] [[Mystik]] das undefinierbare und unbestimmte Urlicht, aus dem nach der Lehre [[Isaak Luria]]s die [[Schöpfung]] entstanden ist. Am Anfang war alles von dem verborgenen Wesen Gottes, dem grenzenlosen, eigenschaftslosen Urlicht erfüllt. Durch Selbstbeschränkung entstand ein leerer [[Raum]], in den das Urlicht als [[Schöpfungsblitz]] hineinstrahlte und die geschaffene Welt hervorbrachte.
Der '''Martinimus''' ist eine [[Mystik|mystische]] Strömung, die Mitte des 18. Jahrhunderts in [[Wikipedia:Frankreich|Frankreich]] entstand. [[Louis Claude de Saint-Martin]], der Unbekannte Philosoph, gab dieser Bewegung ihren Namen. Die Philosophie der Martinisten ist eine Synthese aus [[Theosophie|theosophisch]]-[[Freimaurerei|freimaurerischem]] Gedankengut und entsprang aus der Zeit der [[Aufklärung]]. Besonders bedeutend für den Martinismus sind die Werke Saint-Martins, der unter anderem mit „Irrtümer und Wahrheit“ den damalige Nerv der kulturellen Elite Frankreichs traf. Darin erklärt er dem Suchenden oder auch ''Hommes de désir'', den göttlichen Ursprung durch den Weg des Herzens wiederzufinden. Der Mensch wird aufgefordert sich nicht im Alltag dahin treiben zu lassen, sondern bewusst die Gegenwart wahrzunehmen und sie zu gestalten.


{{Zitat|Wisse, bevor die Emanationen emaniert wurden und das Erschaffene erschaffen war, erfüllte ein höchstes einfaches Licht alle Wirklichkeit, so dass es überhaupt keinen freien Ort im Sinne eines leeren, hohlen Raums gab, sondern alles war von jenem einfachen Licht des En Sof erfüllt. [...] Und als es in seinem einfachen Willen aufstieg, die Welten zu erschaffen und die Emanationen zu emanieren, um damit die Vollkommenheit seiner Werke, seiner Namen und seiner Attribute erkennbar zu machen, welches der Grund für die Erschaffung der Welten war [...], da kontrahierte sich das En Sof am mittleren Punkt, wahrhaft in der Mitte seines Lichts. Es kontrahierte das Licht und entfernte sich nach allen Seiten rund um den Mittelpunkt. Dadurch blieb um den Mittelpunkt ein freier Platz, ein leerer, hohler Raum übrig [...] Diese Kontraktion (Zimzum) war rings um den leeren [virtuellen] Mittelpunkt von absoluter Gleichheit, und zwar so, dass der leere Raum die Form einer vollkommenen sphärischen Kugel hatte [...] weil sich das En Sof in der Form einer vollkommenen Kugel von allen umgebenden Seiten in sich selbst zusammengezogen hatte. Der Grund dafür war, dass das Licht des En Sof von vollkommener absoluter Gleichheit ist [...]|Sefer Ez Chajim<ref>Sefer Ez Hajjim, Hechal I, Scha'ar I, zitiert nach Karl Erich Grözinger, ''Jüdisches Denken. Theologie – Philosophie – Mystik'', Band 2, S. 626 f.</ref>}}
Saint-Martin erklärte später selbst einmal, dass ihm zwei Meister in seinem Leben begneten, die ihn die ''höhere Schau'' ermöglichten. Zum einen war es [[Martinez de Pasqually]], Begründer des [[Elus Coën]] Ordens, und der deutsche Schuhmacher und Philosoph [[Jakob Böhme]]. Letzterer begnete ihm nur noch durch seine Werke, die Louis Claude noch teilweise ins Französische übersetzte.


Das göttliche Licht zog sich nach dem [[Zimzum]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]] צמצום), dem Prozess der Zusammenziehung und Selbstbeschränkung [[Gott]]es zurück und gab einen kreisförmigen ({{HeS|עִגּוּל}}, igul = ''Kreis''; Plural: {{he|עִגּוּלים}}, igulim) Leerraum ({{HeS|חלל}}, chalal = ''Raum'') frei, in dem sich die Schöpfung entfalten und gestalten konnte. In diesen begrenzten Raum wurde das zum feinen Lichtstrahl [[Kav]] (''oder'' Qav) ([[Hebräische Sprache|hebr.]] קו, ''Linie [des Lichts]'') verdichte schöpferische Licht in rhythmischen Pulsen hineingeworfen, aus dem ein weiterer Kreis hervortrat, dann noch einer usw., bis schließlich durch eine Folge weiterer Selbstbeschränkungen Gottes (Zimzum''im'', Plural) 10 Schöpfungskreise, die 10 [[Sephiroth]], in einem ''streng geordneten Entwicklungslauf'' ([[Seder Hishtalshelut]], {{HeS|סדר הִשְׁתַּלְשְׁלוּת}}) entstanden waren. Doch konnten die inneren sechs Sephiroth, von [[Chesed]] abwärts bis [[Jesod]], der Gewalt dieses zum Strahl geformten göttlichen Lichts nicht standhalten. Es kam zum ''Bruch der Gefäße'' ([[Schvirat ha-Kelim]]) und ihre Scherben blieben in der Welt erhalten als leere, geistverlassene "Schalen" (''[[Qelipot|Qlīpōt]]'') und bildeten derart die Grundlage des [[Das Böse|Bösen]].
Nachdem sein Werk „Irrtümer und Wahrheit“ 1782 von [[Wikipedia:Matthias Claudius|Matthias Claudius]] ins Deutsche übersetzt worden war, folgten weitere Bücher und Schriften:


Im kabbalistischen [[Lebensbaum]] wird Ain Soph über der [[Sephiroth|Sephira]] [[Kether]] dargestellt, wobei bei einigen Darstellungen Ain Soph dreigeteilt dargestellt wird, als '''Ain''' ({{He|אין}}), '''Ain Soph''' ({{He|אין סוף}}) und '''Ain Soph Aur''' ({{He|אין סוף אוֹר}}). In dieser Dreiteilung wird Ain als ''[[Nichts]]'' verstanden, Ain Soph als das ''Grenzenlose'', sinngemäß verwandt dem [[Apeiron]] ([[Wikipedia:Griechische Sprache|griech.]] άπειρον, ''das Unendliche'', ''das Unbegrenzte'') des [[Wikipedia:Anaximander|Anaximander]], und Ain Soph Aur (wörtlich das "''nicht endliche Licht''") als ''grenzenloses Licht''. Es sind dies die ''drei Schleier des Absoluten'' oder ''die drei Schleier der negativen Existenz'', aus denen sich Kether zum bewussten Zentrum verdichtet. Dem dreigliedrigen Ain Soph entspricht aus [[christlich]]er Sicht sinngemäß die [[Trinität]] und nach indisch-theosophischer Anschauung die drei Ebenen des [[Nirvana]], also der [[Nirvanaplan]] im engeren Sinn, der [[Parinirvanaplan]] und der [[Mahaparinirvanaplan]].
* ''L'Homme de désir - Der Suchende'', (1790)
* ''Ecce homo - Seht welch ein Mensch'', (1792)
* ''Le Nouvel Homme - Der neue Mensch'', (1792)
* ''Le crocodile, ou la guerra du Bien et du Mal - Das Krokodil oder der Kampf zwischen Gut und Böse'', (1799)
* ''Le Ministère de l'homme-esprit - Der Dienst des Geistmenschen'', (1802)


Manche Kabbalisten setzen Ain Soph auch mit [[Gott]] gleich, als dem absoluten, nur durch sich selbst bedingten, aber alles bedingenden, unbegreiflichen Urgrund der Schöpfung.
Als Louis Claude de Saint-Martin 1803 starb, nannten sich die Nachfolger seiner Philosophie und [[Theosophie]] fortan Martinisten. Sie pflegten seine Lehren und Zeremonien und gaben diese an nachfolgende Generationen weiter.


== Anmerkungen ==
Erst um 1888 wurden die zerstreuten Martinisten durch den französischen Okkultisten [[Gérard Encausse]] alias ''Papus'' wieder in einem Orden, dem '''Ordre Martiniste''', zusammengeführt. Papus Bemühung führten zu einer erneuten Blüte des Martinismus, der unter der Zeit Napoleons kaum noch Beachtung fand.


<references/>
Die Aktivitäten der deutschen Martinisten sind nur schwer in der Geschichte auszumachen.


== Literatur ==
== Siehe auch ==


* [[Papus]] ''Die Kabbala'', Marix Verlag GmbH 2000, ISBN 3937715614
* [[Christliche Mystik]]
* [[Gnosis]]
* [[Freimaurerei]]
* [[Hermetik]]
* [[Wikipedia:Emile Cioran|Emile Cioran]]: ''Über das reaktionäre Denken'', 1957


[[Kategorie:Kabbala]]
== Quellen ==
Kritische Literatur
* ''Neue Rosenkreuzer'', Harald Lamprecht, ISBN 3525565496, [http://www.neue-rosenkreuzer.de www]
* ''Mysterienschulen und Initiatenorden'', Lothar S. Diehl, ISBN 3884680714
 
== Weblinks ==
 
*[http://www.martinism.eu  Informationsseite zum Thema Martinismus]
 
[[Kategorie:Mystik]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 16. November 2017, 02:15 Uhr

Der Martinimus ist eine mystische Strömung, die Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich entstand. Louis Claude de Saint-Martin, der Unbekannte Philosoph, gab dieser Bewegung ihren Namen. Die Philosophie der Martinisten ist eine Synthese aus theosophisch-freimaurerischem Gedankengut und entsprang aus der Zeit der Aufklärung. Besonders bedeutend für den Martinismus sind die Werke Saint-Martins, der unter anderem mit „Irrtümer und Wahrheit“ den damalige Nerv der kulturellen Elite Frankreichs traf. Darin erklärt er dem Suchenden oder auch Hommes de désir, den göttlichen Ursprung durch den Weg des Herzens wiederzufinden. Der Mensch wird aufgefordert sich nicht im Alltag dahin treiben zu lassen, sondern bewusst die Gegenwart wahrzunehmen und sie zu gestalten.

Saint-Martin erklärte später selbst einmal, dass ihm zwei Meister in seinem Leben begneten, die ihn die höhere Schau ermöglichten. Zum einen war es Martinez de Pasqually, Begründer des Elus Coën Ordens, und der deutsche Schuhmacher und Philosoph Jakob Böhme. Letzterer begnete ihm nur noch durch seine Werke, die Louis Claude noch teilweise ins Französische übersetzte.

Nachdem sein Werk „Irrtümer und Wahrheit“ 1782 von Matthias Claudius ins Deutsche übersetzt worden war, folgten weitere Bücher und Schriften:

  • L'Homme de désir - Der Suchende, (1790)
  • Ecce homo - Seht welch ein Mensch, (1792)
  • Le Nouvel Homme - Der neue Mensch, (1792)
  • Le crocodile, ou la guerra du Bien et du Mal - Das Krokodil oder der Kampf zwischen Gut und Böse, (1799)
  • Le Ministère de l'homme-esprit - Der Dienst des Geistmenschen, (1802)

Als Louis Claude de Saint-Martin 1803 starb, nannten sich die Nachfolger seiner Philosophie und Theosophie fortan Martinisten. Sie pflegten seine Lehren und Zeremonien und gaben diese an nachfolgende Generationen weiter.

Erst um 1888 wurden die zerstreuten Martinisten durch den französischen Okkultisten Gérard Encausse alias Papus wieder in einem Orden, dem Ordre Martiniste, zusammengeführt. Papus Bemühung führten zu einer erneuten Blüte des Martinismus, der unter der Zeit Napoleons kaum noch Beachtung fand.

Die Aktivitäten der deutschen Martinisten sind nur schwer in der Geschichte auszumachen.

Siehe auch

Quellen

Kritische Literatur

Weblinks


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