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[[Bild:Steiner_zeichen_violett.gif|left|Symbol, entworfen von Rudolf Steiner]]
[[Bild:Goethes Farbenkreis.jpg|thumb|right|250px|[[Farbkreis]], Zeichnung von [[Johann Wolfgang von Goethe]].]]
[[Bild:Steiner.jpg|thumb|[[Rudolf Steiner|Rudolf Steiner (1861-1925)]]]]
'''Sinnesqualitäten''' oder '''Sinnesempfindungen''' wie Farben, Töne, Gerüche usw. sind das [[seelisch]]e Spiegelbild einer [[Übersinnliche Welt|übersinnlichen Wirklichkeit]], die von der [[Untersinnliche Welt|untersinnlichen Welt]] zurückgeworfen wird (siehe auch → [[Sinneswahrnehmung]]).


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Mit der untersinnlichen Welt ist hier die [[ahrimanisch]]e Welt gemeint, die der [[physisch]]en [[Materie]] zugrunde liegt und die übersinnliche Welt ist die Gesamtheit der übersinnlichen, sinnlich nicht unmittelbar erfassbaren Weltbereiche, also die eigentliche [[Geistige Welt|geistige Welt]], die [[Ätherische Welt|ätherische Welt]] und insbesondere die [[Astralwelt|Astral- oder Seelenwelt]]. Denn die Sinnesqualitäten gehören ihrer wahren Natur nach gerade dieser Astralwelt an, und hier namentlich der sog. [[Region der fließenden Reizbarkeit]]. Sie bilden einen von aller Gegenständlichkeit losgelösten Strom von flutenden [[Klang|Klängen]], von [[Wärme]] und [[Kälte]], von [[Farben]] und [[Geschmack]]s- und [[Geruch]]sempfindungen. Nur beseelten Wesen sind diese Sinnesqualitäten zugänglich. Rein physikalische Apparate erfahren zwar die ''physikalischen'' Wirkungen des [[Licht]]es oder des [[Wikipedia:Schall|Schall]]s, aber sie erleben dabei keine Farben oder Töne. Das niedere [[astral]]e [[Hellsehen]] malt seine [[Imagination]]en gerade mithilfe dieser Ströme flutender Reizbarkeit.
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|"[[Anthroposophie]] ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen möchte."
[[Bild:DuBois-Reymond.jpg|thumb|250px|[[Emil Heinrich du Bois-Reymond]] prägte 1872 den berühmten Ausspruch „Ignoramus et ignorabimus“]]
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Für die gegenwärtige [[Naturwissenschaft]], [[Wikipedia:Psychologie|Psychologie]] und [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]] erscheint die [[Existenz]] dieser [[Wikipedia:Qualia|Qualia]] als ungelöststes und vielfach auch für unlösbar gehaltenes Problem. Darauf hat schon [[Wikipedia:1872|1872]] der [[Physiologie|Physiologe]] [[Emil du Bois-Reymond]] in seiner berühmten [[Ignoramus et ignorabimus|Ignorabimusrede]] hingewiesen:
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{{Zitat|Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter Atome in meinem Gehirn einerseits, andererseits den für mich ursprünglichen, nicht weiter definierbaren, nicht wegzuleugnenden Tatsachen: "Ich fühle Schmerz, ruhte Lust; ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot," und der ebenso unmittelbar daraus fließenden Gewißheit: "Also bin ich"? Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, daß es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden. Es ist in keiner Weise einzusehen, wie aus ihrem Zusammensein Bewußtsein entstehen könne.|Emil du Bois-Reymond|''Über die Grenzen des Naturerkennens'', S 458}}
 
An dieser resignierenden Feststellung hat sich bislang nichts grundsätzlich geändert. Tatsächlich eröffnet sich der Blick für die [[Wirklichkeit]] der Qualia erst der [[Imagination|imaginativen]] [[Anschauung]], die durch entsprechende [[Schulungsweg|geistige Übungen]] erreicht werden kann.
 
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"Mit Bezug auf die Sinneswahrnehmungen ist man
aber in eine wahre wissenschaftliche Verwirrung gekommen.
Die Menschen meinen vielfach - die Physiologen
haben sich in dieser Beziehung sogar den Erkenntnistheoretikern
und Philosophen im 19. Jahrhundert angeschlossen
-, wenn wir zum Beispiel Rot sehen, so ist
der äußere Vorgang irgendein Schwingungsvorgang, der
sich fortpflanzt bis zu unserem Sehorgan, bis zum Gehirn.
Dann wird ausgelöst das eigentliche Rot-Erlebnis.
Oder es wird durch den äußeren Schwingungsvorgang
ausgelöst der Ton Cis auf dieselbe Weise. Hier ist man in
Verwirrung geraten, weil man dasjenige, was in uns, in
unserer Körperbegrenzung lebt, gar nicht mehr von dem
Äußeren unterscheiden kann. Hier spricht man durchaus
davon, daß alle Sinnesqualitäten, Farben, Töne, Wärmequalitäten,
eigentlich nur subjektiv seien; daß das äußere
Objektive etwas ganz anderes sei.
 
Wenn wir nun geradeso, wie wir die drei Raumesdimensionen
zunächst aus uns heraus bilden, um sie an
und in den Dingen wieder zu finden, wenn wir ebenso
dasjenige, was in uns sonst als Sinnesempfindung auftritt,
aus uns selbst schöpfen und dann außer uns versetzen
könnten, dann würden wir das erst in uns Gefundene
in den Dingen ebenso finden, ja, auf uns zurückschauend,
es wiederfinden, wie wir das als Raum in uns
Erlebte in der Außenwelt finden und auf uns zurückschauend,
uns selbst diesem Räume angehörend finden.
Wir würden, wie wir die Raumeswelt um uns haben, eine
Welt von ineinanderfließenden Farben und Tönen um
uns haben. Wir würden sprechen von einer objektivierten
farbigen, tönenden Welt, einer flutenden, farbigen,
tönenden Welt, so wie wir von dem Räume um uns
herum sprechen.
 
Das kann der Mensch aber durchaus erreichen, daß
er diese Welt, die sonst für ihn nur vorliegt als die Welt
der Wirkungen, kennenlernt als die Welt seiner eigenen
Bildung. Wie wir unbewußt, einfach aus unserer
menschlichen Natur heraus, uns die Raumesgestalt ausbilden,
um sie dann in der Welt wiederzufinden, indem
wir sie erst metamorphosiert haben, so kann der Mensch
durch gewisse Übung - das muß er jetzt bewußt ausführen
- dazu kommen, aus sich heraus den gesamten
Umfang der Qualitäten enthaltenden Welt zu finden, um
sie dann wiederzufinden in den Dingen, wiederzufinden
zurückschauend auf sich selbst.
 
Was ich Ihnen hier schildere, das ist das Aufsteigen zu
der sogenannten imaginativen Anschauung." {{Lit|{{G|082|58f}}}}
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=== Ziel dieser Seiten ===
Die Sinnesqualitäten sind rein seelischer und ''nicht'' [[physisch]] Natur, aber wir erfahren sie zunächst nicht in ihrer reinen Gestalt, sondern nur abgeschattet ''an'' der Materie. Als das alte Hellsehen in der [[Menschheit]] allmählich erlosch, legten sie sich gleichsam, und das gilt ganz besonders für die Farben, wie ein abgedunkelter Schleier über die Oberfläche der physischen Gegenstände und verwehrten so den unmittelbaren Einblick in die niedere Seelenwelt. Andere Sinnesqualitäten, wie etwa der [[Ton]], scheinen mehr aus dem Inneren der physischen Dinge und [[Wesen]] hervorzudringen, aber das Prinzip bleibt das selbe.
ist eine ''neutrale'' und ''sachliche'' enzyklopädische Darstellung der von [[Rudolf Steiner]] entwickelten [[Anthroposophie|anthroposophischen Geisteswissenschaft]] und ihrer praktischen Anwendung in verschiedensten Lebensbereichen, sowie ihrer Beziehung zu anderen spirituellen Traditionen. Wir hoffen damit auf Grundlage der [[Rudolf Steiner Gesamtausgabe]] eine Verständnishilfe aufzubauen, die ''Kritikern'' und ''Befürwortern'' der [[Anthroposophie]] gleichermaßen für eine fundierte und fruchtbare Auseinandersetzung dienen kann. Eine solches Werk kann nur durch die Zusammenarbeit vieler begeisterter und sachkundiger Menschen geschehen. Unser Projekt basiert daher auf der [[Wikipedia:Wiki|Wiki]]-Technologie, die es grundsätzlich jedem erlaubt, sich an der Weiterentwicklung dieser Seiten zu beteiligen, wobei aber folgende Einschränkung gilt:
 
Wie die [[sinnliche Wahrnehmung]] genau zustande kommt, hat [[Rudolf Steiner]] sehr deutlich am Beispiel des [[Farbwahrnehmungsprozeß|Farbwahrnehmungsprozesses]] geschildert.
 
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"Die Sinnesempfindung besteht darin -
ich kann dies heute nur als Ergebnis anführen - , daß, indem
die äußere Umgebung das Ätherische aus dem Materiellen
in unsere Sinnesorgane hineinsendet, jene Golfe macht, von
denen ich vorgestern sprach, so daß das, was draußen ist,
innerhalb unseres Sinnenbereiches auch innerlich wird, wir
zum Beispiel einen Ton haben gewissermaßen zwischen
Sinnesleben und Außenwelt. Dann wird dadurch, daß der
äußere Äther eindringt in unsere Sinnesorgane, dieser äußere
Äther abgetötet. Und indem der äußere Äther abgetötet in
unsere Sinnesorgane hereinkommt, wird er, indem der
innere Äther vom ätherischen Leibe ihm entgegenwirkt,
wieder belebt. Darin haben wir das Wesen der Sinnesempfindung.
Wie Ertötung und Belebung im Atmungsprozeß
entsteht, indem wir den Sauerstoff einatmen, und
ausatmen die Kohlensäure, so besteht eine Wechselwirkung
zwischen gewissermaßen erstorbenem Äther und belebtem
Äther in der Sinnesempfindung.
 
Dies ist eine außerordentlich wichtige Tatsache, die sich
der Geisteswissenschaft ergibt. Denn das, was keine philosophischen
Spekulationen finden, woran die philosophische
Spekulation der letzten Jahrhunderte so unzählige Male
gescheitert ist, das kann nur auf dem Wege der Geisteswissenschaft
gefunden werden. Sinnesempfindung kann so
erkannt werden als eine feine Wechselwirkung zwischen
äußerem und innerem Äther; als Belebung des im Sinnesorgan
ertöteten Äthers vom inneren Äther leibe aus. So daß
dasjenige, was die Sinne uns aus der Umgebung abtöten,
innerlich durch den Ätherleib wieder belebt wird, und wir
dadurch zu dem kommen, was eben Wahrnehmung der
Außenwelt ist.
 
Dies ist außerordentlich wichtig, denn es zeigt, wie der
Mensch, schon wenn er der Sinnesempfindung sich hingibt,
nicht nur lebt im physischen Organismus, sondern im
ätherisch Übersinnlichen, wie das ganze Sinnesleben ein
Leben und Weben im Ätherisch-Unsichtbaren ist." {{Lit|{{G|066|166f}}}}
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Damit das so Belebte aber auch [[bewusst]] [[Erfahrung|erfahren]] wird, muss es auch noch vom [[Astralleib]] ergriffen werden:
 
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"Man kommt aber, [...]
wenn man sich bloß erhebt vom physischen zu dem
ätherischen Leibe, doch nicht zurecht; sondern man kommt
da nur an eine gewisse Grenze, die aber überschritten werden
muß; denn jenseits des Ätherischen liegt erst das Seelisch-
Geistige. Und das Wesentliche ist, daß eben dieses SeelischGeistige
nur durch die Vermittlung des Ätherischen mit
dem Physischen in eine Beziehung kommen kann. So haben
wir das eigentlich Seelische des Menschen erst in dem zu
suchen, was nun völlig überätherisch arbeitet und kraftet im
Ätherischen, so daß das Ätherische wiederum das Physische
gestaltet, wie es selbst gestaltet, durchkraftet, durchlebt
ist von dem Seelischen." {{Lit|{{G|066|169f}}}}
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# Emil du Bois-Reymond: ''Über die Grenzen des Naturerkennens'', 1872, Nachdruck u.a. in: Emil du Bois-Reymond: ''Vorträge über Philosophie und Gesellschaft'', Hamburg, Meiner, 1974.
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# Ders.: ''Die sieben Welträthsel'', 1880, Nachdruck u.a. in: Emil du Bois-Reymond: ''Vorträge über Philosophie und Gesellschaft'', Hamburg, Meiner, 1974.
# Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Bd. 3: Der Ignorabimus-Streit, hg. v. Kurt Bayertz et al., Hamburg, Meiner, 2007.
#Rudolf Steiner: ''Geist und Stoff, Leben und Tod'', [[GA 66]] (1988), ISBN 3-7274-0660-7 {{Vorträge|066}}
#Rudolf Steiner: ''Damit der Mensch ganz Mensch werde'', [[GA 82]] (1994), ISBN 3-7274-0820-0 {{Vorträge|082}}


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# ''Über die Grenzen des Naturerkennens'' [http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/library/data/lit28636 Digitalisat]
*[http://www.anthroposophie.net/lexikon Lexikon Anthroposophie] - bleibt vorerst noch in der bekannten Form online, wird aber künftig durch die freie Wissensdatenbank {{SITENAME}} ersetzt.
# ''Die sieben Welträtsel'' [http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/library/data/lit28646 Digitalisat]
*[http://www.rudolf-steiner-handbuch.de Handbuch zum Werk Rudolf Steiner] - ''Christian Karls'' bewährtes Standardwerk zur Orientierung im [[Gesamtausgabe|Gesamtwerk Steiners]] zum kostenfreien Download als [http://www.adobe.de/products/acrobat/readstep2.html PDF].
# [http://freenet-homepage.de/mvhs.philosophie/Weltraetsel.htm E. Du Bois-Reymond: ''Die sieben Welträtsel'']
*[http://rsv.arpa.ch/cgi-bin/auth.cgi Volltextsuche in der Rudolf Steiner Gesamtausgabe] - umfasst das gesamte Schriftwerk und die meisten Vortragsnachschriften der [[GA]], wird aber derzeit überarbeitet und ist voraussichtlich bis Sommer 2008 nicht zugänglich.
*[http://biographien.kulturimpuls.org Biographien bedeutender Anthroposophen] - [http://www.kulturimpuls.org Forschungsstelle Kulturimpuls] - Biographien, Bilder, biographische Daten und Bibliographien zu mehr als 1300 Anthroposophen.
*[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.thule-italia.net/sitotedesco/Vari/Steiner/(ebook)%20Rudolf%20Steiner%20-%20Lexikon%20Anthroposophie%20(Enzyklopadie%20in%2014%20Banden).pdf Urs Schwendener (Hrsg.): ''Anthroposophie - eine Enzyklopädie in 14 Bänden''] - Zitatensammlung aus dem [[Gesamtausgabe|Werk Steiners]] mit mehr als 7400 Stichworten auf über 6500 Seiten.


[[Kategorie:Allgemein]]
[[Kategorie:Wahrnehmung]] [[Kategorie:Sinne]] [[Kategorie:Sinnesqualitäten]]

Version vom 18. April 2011, 22:58 Uhr

Farbkreis, Zeichnung von Johann Wolfgang von Goethe.

Sinnesqualitäten oder Sinnesempfindungen wie Farben, Töne, Gerüche usw. sind das seelische Spiegelbild einer übersinnlichen Wirklichkeit, die von der untersinnlichen Welt zurückgeworfen wird (siehe auch → Sinneswahrnehmung).

Mit der untersinnlichen Welt ist hier die ahrimanische Welt gemeint, die der physischen Materie zugrunde liegt und die übersinnliche Welt ist die Gesamtheit der übersinnlichen, sinnlich nicht unmittelbar erfassbaren Weltbereiche, also die eigentliche geistige Welt, die ätherische Welt und insbesondere die Astral- oder Seelenwelt. Denn die Sinnesqualitäten gehören ihrer wahren Natur nach gerade dieser Astralwelt an, und hier namentlich der sog. Region der fließenden Reizbarkeit. Sie bilden einen von aller Gegenständlichkeit losgelösten Strom von flutenden Klängen, von Wärme und Kälte, von Farben und Geschmacks- und Geruchsempfindungen. Nur beseelten Wesen sind diese Sinnesqualitäten zugänglich. Rein physikalische Apparate erfahren zwar die physikalischen Wirkungen des Lichtes oder des Schalls, aber sie erleben dabei keine Farben oder Töne. Das niedere astrale Hellsehen malt seine Imaginationen gerade mithilfe dieser Ströme flutender Reizbarkeit.

Emil Heinrich du Bois-Reymond prägte 1872 den berühmten Ausspruch „Ignoramus et ignorabimus“

Für die gegenwärtige Naturwissenschaft, Psychologie und Philosophie erscheint die Existenz dieser Qualia als ungelöststes und vielfach auch für unlösbar gehaltenes Problem. Darauf hat schon 1872 der Physiologe Emil du Bois-Reymond in seiner berühmten Ignorabimusrede hingewiesen:

„Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter Atome in meinem Gehirn einerseits, andererseits den für mich ursprünglichen, nicht weiter definierbaren, nicht wegzuleugnenden Tatsachen: "Ich fühle Schmerz, ruhte Lust; ich schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot," und der ebenso unmittelbar daraus fließenden Gewißheit: "Also bin ich"? Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, daß es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff-, Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden. Es ist in keiner Weise einzusehen, wie aus ihrem Zusammensein Bewußtsein entstehen könne.“

Emil du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens, S 458

An dieser resignierenden Feststellung hat sich bislang nichts grundsätzlich geändert. Tatsächlich eröffnet sich der Blick für die Wirklichkeit der Qualia erst der imaginativen Anschauung, die durch entsprechende geistige Übungen erreicht werden kann.

"Mit Bezug auf die Sinneswahrnehmungen ist man aber in eine wahre wissenschaftliche Verwirrung gekommen. Die Menschen meinen vielfach - die Physiologen haben sich in dieser Beziehung sogar den Erkenntnistheoretikern und Philosophen im 19. Jahrhundert angeschlossen -, wenn wir zum Beispiel Rot sehen, so ist der äußere Vorgang irgendein Schwingungsvorgang, der sich fortpflanzt bis zu unserem Sehorgan, bis zum Gehirn. Dann wird ausgelöst das eigentliche Rot-Erlebnis. Oder es wird durch den äußeren Schwingungsvorgang ausgelöst der Ton Cis auf dieselbe Weise. Hier ist man in Verwirrung geraten, weil man dasjenige, was in uns, in unserer Körperbegrenzung lebt, gar nicht mehr von dem Äußeren unterscheiden kann. Hier spricht man durchaus davon, daß alle Sinnesqualitäten, Farben, Töne, Wärmequalitäten, eigentlich nur subjektiv seien; daß das äußere Objektive etwas ganz anderes sei.

Wenn wir nun geradeso, wie wir die drei Raumesdimensionen zunächst aus uns heraus bilden, um sie an und in den Dingen wieder zu finden, wenn wir ebenso dasjenige, was in uns sonst als Sinnesempfindung auftritt, aus uns selbst schöpfen und dann außer uns versetzen könnten, dann würden wir das erst in uns Gefundene in den Dingen ebenso finden, ja, auf uns zurückschauend, es wiederfinden, wie wir das als Raum in uns Erlebte in der Außenwelt finden und auf uns zurückschauend, uns selbst diesem Räume angehörend finden. Wir würden, wie wir die Raumeswelt um uns haben, eine Welt von ineinanderfließenden Farben und Tönen um uns haben. Wir würden sprechen von einer objektivierten farbigen, tönenden Welt, einer flutenden, farbigen, tönenden Welt, so wie wir von dem Räume um uns herum sprechen.

Das kann der Mensch aber durchaus erreichen, daß er diese Welt, die sonst für ihn nur vorliegt als die Welt der Wirkungen, kennenlernt als die Welt seiner eigenen Bildung. Wie wir unbewußt, einfach aus unserer menschlichen Natur heraus, uns die Raumesgestalt ausbilden, um sie dann in der Welt wiederzufinden, indem wir sie erst metamorphosiert haben, so kann der Mensch durch gewisse Übung - das muß er jetzt bewußt ausführen - dazu kommen, aus sich heraus den gesamten Umfang der Qualitäten enthaltenden Welt zu finden, um sie dann wiederzufinden in den Dingen, wiederzufinden zurückschauend auf sich selbst.

Was ich Ihnen hier schildere, das ist das Aufsteigen zu der sogenannten imaginativen Anschauung." (Lit.: GA 082, S. 58f)

Die Sinnesqualitäten sind rein seelischer und nicht physisch Natur, aber wir erfahren sie zunächst nicht in ihrer reinen Gestalt, sondern nur abgeschattet an der Materie. Als das alte Hellsehen in der Menschheit allmählich erlosch, legten sie sich gleichsam, und das gilt ganz besonders für die Farben, wie ein abgedunkelter Schleier über die Oberfläche der physischen Gegenstände und verwehrten so den unmittelbaren Einblick in die niedere Seelenwelt. Andere Sinnesqualitäten, wie etwa der Ton, scheinen mehr aus dem Inneren der physischen Dinge und Wesen hervorzudringen, aber das Prinzip bleibt das selbe.

Wie die sinnliche Wahrnehmung genau zustande kommt, hat Rudolf Steiner sehr deutlich am Beispiel des Farbwahrnehmungsprozesses geschildert.

"Die Sinnesempfindung besteht darin - ich kann dies heute nur als Ergebnis anführen - , daß, indem die äußere Umgebung das Ätherische aus dem Materiellen in unsere Sinnesorgane hineinsendet, jene Golfe macht, von denen ich vorgestern sprach, so daß das, was draußen ist, innerhalb unseres Sinnenbereiches auch innerlich wird, wir zum Beispiel einen Ton haben gewissermaßen zwischen Sinnesleben und Außenwelt. Dann wird dadurch, daß der äußere Äther eindringt in unsere Sinnesorgane, dieser äußere Äther abgetötet. Und indem der äußere Äther abgetötet in unsere Sinnesorgane hereinkommt, wird er, indem der innere Äther vom ätherischen Leibe ihm entgegenwirkt, wieder belebt. Darin haben wir das Wesen der Sinnesempfindung. Wie Ertötung und Belebung im Atmungsprozeß entsteht, indem wir den Sauerstoff einatmen, und ausatmen die Kohlensäure, so besteht eine Wechselwirkung zwischen gewissermaßen erstorbenem Äther und belebtem Äther in der Sinnesempfindung.

Dies ist eine außerordentlich wichtige Tatsache, die sich der Geisteswissenschaft ergibt. Denn das, was keine philosophischen Spekulationen finden, woran die philosophische Spekulation der letzten Jahrhunderte so unzählige Male gescheitert ist, das kann nur auf dem Wege der Geisteswissenschaft gefunden werden. Sinnesempfindung kann so erkannt werden als eine feine Wechselwirkung zwischen äußerem und innerem Äther; als Belebung des im Sinnesorgan ertöteten Äthers vom inneren Äther leibe aus. So daß dasjenige, was die Sinne uns aus der Umgebung abtöten, innerlich durch den Ätherleib wieder belebt wird, und wir dadurch zu dem kommen, was eben Wahrnehmung der Außenwelt ist.

Dies ist außerordentlich wichtig, denn es zeigt, wie der Mensch, schon wenn er der Sinnesempfindung sich hingibt, nicht nur lebt im physischen Organismus, sondern im ätherisch Übersinnlichen, wie das ganze Sinnesleben ein Leben und Weben im Ätherisch-Unsichtbaren ist." (Lit.: GA 066, S. 166f)

Damit das so Belebte aber auch bewusst erfahren wird, muss es auch noch vom Astralleib ergriffen werden:

"Man kommt aber, [...] wenn man sich bloß erhebt vom physischen zu dem ätherischen Leibe, doch nicht zurecht; sondern man kommt da nur an eine gewisse Grenze, die aber überschritten werden muß; denn jenseits des Ätherischen liegt erst das Seelisch- Geistige. Und das Wesentliche ist, daß eben dieses SeelischGeistige nur durch die Vermittlung des Ätherischen mit dem Physischen in eine Beziehung kommen kann. So haben wir das eigentlich Seelische des Menschen erst in dem zu suchen, was nun völlig überätherisch arbeitet und kraftet im Ätherischen, so daß das Ätherische wiederum das Physische gestaltet, wie es selbst gestaltet, durchkraftet, durchlebt ist von dem Seelischen." (Lit.: GA 066, S. 169f)

Literatur

  1. Emil du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens, 1872, Nachdruck u.a. in: Emil du Bois-Reymond: Vorträge über Philosophie und Gesellschaft, Hamburg, Meiner, 1974.
  2. Ders.: Die sieben Welträthsel, 1880, Nachdruck u.a. in: Emil du Bois-Reymond: Vorträge über Philosophie und Gesellschaft, Hamburg, Meiner, 1974.
  3. Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Bd. 3: Der Ignorabimus-Streit, hg. v. Kurt Bayertz et al., Hamburg, Meiner, 2007.
  4. Rudolf Steiner: Geist und Stoff, Leben und Tod, GA 66 (1988), ISBN 3-7274-0660-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  5. Rudolf Steiner: Damit der Mensch ganz Mensch werde, GA 82 (1994), ISBN 3-7274-0820-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. Qualia - Artikel in der deutschen Wikipedia
  2. Sinn - Artikel in Friedrich Kirchner, Carl Michaëlis: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe (1907)
  3. Über die Grenzen des Naturerkennens Digitalisat
  4. Die sieben Welträtsel Digitalisat
  5. E. Du Bois-Reymond: Die sieben Welträtsel