Nicht ich, sondern der Christus in mir: Unterschied zwischen den Versionen

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"Solche Leute, die da gerade dasjenige verurteilen, was Geisteswissenschaft über den Christus und über das Mysterium von Golgatha zu sagen hat, die lehnen sich wenig an das schöne Paulinische Wort an: Nicht ich, sondern der Christus in mir. - Geisteswissenschaft ist sich klar darüber, daß der Christus aus übersinnlichen Höhen hineingezogen ist in diese Erdenentwicklung und daß er mit dieser Erdenentwicklung so verbunden ist, daß der heutige Mensch nicht aus passivem Hoffen heraus in den kommenden Tag hineinleben kann, sondern daß er in seinem eigenen Innern die Kraft als Mensch entwickeln muß, die diesen kommenden Tag herbeiführen wird. Weil aber die Kraft des Christus durch das Mysterium von Golgatha in die Menschheitsentwicklung eingezogen ist, so wird derjenige, der sich mit dieser Christuskraft verbindet, in dem Christus nicht bloß haben den «Erlöser des sündigen Menschen», der passiv rechnet auf seinen Erlöser, sondern er wird in sich haben den Helfer bei dem Herbeiführen des kommenden Tages. Er wird in Wahrheit sagen: Nicht ich, sondern der Christus in mir -, aber der Christus nicht bloß als Sündenerlöser, sondern der Christus als Anfeurer und Auferwecker all der Kräfte, die in der Folgezeit als Kräfte des Menschheitsfortschrittes werden hervortreten können. Und diejenigen, die da glauben, sich aus Bekenntnissen heraus gegen so etwas auflehnen zu müssen, die mißverstehen vielleicht die allerernstesten Forderungen des kommenden Tages, denn sie verstehen nichts vom wirklichen Sinn dieses Paulinischen Wortes. «Der Christus in mir» ist nicht bloß etwas passiv Geglaubtes, sondern eine aktive Kraft, die mich als Mensch vorwärtsbringt. Nicht ich, sondern der Christus in mir -, so sagt die Geisteswissenschaft. Die andern aber, die diese Geisteswissenschaft bekämpfen, die sagen gar nicht: Nicht ich, sondern der Christus in mir -, sondern sie sagen: Nicht ich, sondern die alten Meinungen, die ich haben will über den Christus in mir. - Nicht sagen sie: Der Christus in mir -, sondern: meine altgewohnten Meinungen in mir; meine altgewohnten Vorstellungen über den Christus in mir. - Das richtige Verständnis des Paulinischen Wortes, das ist es, was eine ernsteste Forderung gerade auch des christlichen Fortschrittes erfüllen wird." {{Lit|{{G|335|76f|56}}}}
"Solche Leute, die da gerade dasjenige verurteilen, was Geisteswissenschaft über den Christus und über das Mysterium von Golgatha zu sagen hat, die lehnen sich wenig an das schöne Paulinische Wort an: Nicht ich, sondern der Christus in mir. - Geisteswissenschaft ist sich klar darüber, daß der Christus aus übersinnlichen Höhen hineingezogen ist in diese Erdenentwicklung und daß er mit dieser Erdenentwicklung so verbunden ist, daß der heutige Mensch nicht aus passivem Hoffen heraus in den kommenden Tag hineinleben kann, sondern daß er in seinem eigenen Innern die Kraft als Mensch entwickeln muß, die diesen kommenden Tag herbeiführen wird. Weil aber die Kraft des Christus durch das Mysterium von Golgatha in die Menschheitsentwicklung eingezogen ist, so wird derjenige, der sich mit dieser Christuskraft verbindet, in dem Christus nicht bloß haben den «Erlöser des sündigen Menschen», der passiv rechnet auf seinen Erlöser, sondern er wird in sich haben den Helfer bei dem Herbeiführen des kommenden Tages. Er wird in Wahrheit sagen: Nicht ich, sondern der Christus in mir -, aber der Christus nicht bloß als Sündenerlöser, sondern der Christus als Anfeurer und Auferwecker all der Kräfte, die in der Folgezeit als Kräfte des Menschheitsfortschrittes werden hervortreten können. Und diejenigen, die da glauben, sich aus Bekenntnissen heraus gegen so etwas auflehnen zu müssen, die mißverstehen vielleicht die allerernstesten Forderungen des kommenden Tages, denn sie verstehen nichts vom wirklichen Sinn dieses Paulinischen Wortes. «Der Christus in mir» ist nicht bloß etwas passiv Geglaubtes, sondern eine aktive Kraft, die mich als Mensch vorwärtsbringt. Nicht ich, sondern der Christus in mir -, so sagt die Geisteswissenschaft. Die andern aber, die diese Geisteswissenschaft bekämpfen, die sagen gar nicht: Nicht ich, sondern der Christus in mir -, sondern sie sagen: Nicht ich, sondern die alten Meinungen, die ich haben will über den Christus in mir. - Nicht sagen sie: Der Christus in mir -, sondern: meine altgewohnten Meinungen in mir; meine altgewohnten Vorstellungen über den Christus in mir. - Das richtige Verständnis des Paulinischen Wortes, das ist es, was eine ernsteste Forderung gerade auch des christlichen Fortschrittes erfüllen wird." {{Lit|{{G|335|76f|56}}}}
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Was wir Sinne dieses Paulus-Wortes tun, wird nach unserem [[Tod]] durch den [[Christus]] zum fruchtbaren Gemeingut der ganzen [[Menschheit]]:
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"Aber noch etwas anderes kann Wirklichkeit werden, Wirklichkeit
werden in einer menschlich ungeheuer bedeutungsvollen Art, von dem,
was diese Menschenseele, die sich durchchristet fühlt, sich in diesem
Leben sagen kann: das paulinische Wort «Nicht ich, sondern der
Christus in mir». Weiß man es so zu denken, daß es innere Wahrheit
ist, dieses Wort «Nicht ich, sondern der Christus in mir», dann verwirklicht
es sich nach dem Tode in einer gewaltigen, in einer bedeutsamen
Weise. Denn was wir unter diesem Lebensgesichtspunkte in
der Welt aufnehmen, unter dem Lebensgesichtspunkte des «Nicht ich,
sondern der Christus in mir», das wird so unser Eigentum, das wird
so unsere innere Natur zwischen dem Tode und einer neuen Geburt,
daß wir durch das, was so unsere innere Natur geworden ist, es als
Frucht der ganzen Menschheit zuerteilen dürfen. Was wir so aufnehmen,
daß wir es aufnehmen unter dem Gesichtspunkte «Nicht
ich», das macht der Christus zum Gemeingut der ganzen Menschheit.
Was ich aufnehme unter dem Gesichtspunkte «Nicht ich», von dem
darf ich nach dem Tode sagen und fühlen: Nicht mir allein, sondern
allen meinen Menschenbrüdern! Und dann allein darf ich das Wort
aussprechen: Ja, ich habe ihn geliebt über alles, auch über mich selbst,
deshalb habe ich gehorcht dem Gebote: «Liebe deinen Gott über alles.»
«Nicht ich, sondern der Christus in mir.»
Und ich habe es erfüllt, das andere Gebot: «Liebe deinen Nächsten
als dich selbst.» Denn dasjenige, was ich mir selbst erworben habe,
das wird dadurch, daß es der Christus in die Realität trägt, Gemeingut
der ganzen Erdenmenschheit." {{Lit|{{G|155|174f}}}}
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== Literatur ==
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Christus und die menschliche Seele'', [[GA 155]] (1994), ISBN 3-7274-1550-9 {{Vorträge|155}}
#Rudolf Steiner: ''Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken'', [[GA 335]] (2005), ISBN 3-7274-3350-7 {{Vorträge|335}}
#Rudolf Steiner: ''Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken'', [[GA 335]] (2005), ISBN 3-7274-3350-7 {{Vorträge|335}}



Version vom 1. März 2013, 10:00 Uhr

«Nicht ich, sondern der Christus in mir» ist ein von Rudolf Steiner öfters zitiertes Wort des Paulus. In der Übersetzung Martin Luthers lautet es:

„Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“

(Gal 2,20 LUT)

"Solche Leute, die da gerade dasjenige verurteilen, was Geisteswissenschaft über den Christus und über das Mysterium von Golgatha zu sagen hat, die lehnen sich wenig an das schöne Paulinische Wort an: Nicht ich, sondern der Christus in mir. - Geisteswissenschaft ist sich klar darüber, daß der Christus aus übersinnlichen Höhen hineingezogen ist in diese Erdenentwicklung und daß er mit dieser Erdenentwicklung so verbunden ist, daß der heutige Mensch nicht aus passivem Hoffen heraus in den kommenden Tag hineinleben kann, sondern daß er in seinem eigenen Innern die Kraft als Mensch entwickeln muß, die diesen kommenden Tag herbeiführen wird. Weil aber die Kraft des Christus durch das Mysterium von Golgatha in die Menschheitsentwicklung eingezogen ist, so wird derjenige, der sich mit dieser Christuskraft verbindet, in dem Christus nicht bloß haben den «Erlöser des sündigen Menschen», der passiv rechnet auf seinen Erlöser, sondern er wird in sich haben den Helfer bei dem Herbeiführen des kommenden Tages. Er wird in Wahrheit sagen: Nicht ich, sondern der Christus in mir -, aber der Christus nicht bloß als Sündenerlöser, sondern der Christus als Anfeurer und Auferwecker all der Kräfte, die in der Folgezeit als Kräfte des Menschheitsfortschrittes werden hervortreten können. Und diejenigen, die da glauben, sich aus Bekenntnissen heraus gegen so etwas auflehnen zu müssen, die mißverstehen vielleicht die allerernstesten Forderungen des kommenden Tages, denn sie verstehen nichts vom wirklichen Sinn dieses Paulinischen Wortes. «Der Christus in mir» ist nicht bloß etwas passiv Geglaubtes, sondern eine aktive Kraft, die mich als Mensch vorwärtsbringt. Nicht ich, sondern der Christus in mir -, so sagt die Geisteswissenschaft. Die andern aber, die diese Geisteswissenschaft bekämpfen, die sagen gar nicht: Nicht ich, sondern der Christus in mir -, sondern sie sagen: Nicht ich, sondern die alten Meinungen, die ich haben will über den Christus in mir. - Nicht sagen sie: Der Christus in mir -, sondern: meine altgewohnten Meinungen in mir; meine altgewohnten Vorstellungen über den Christus in mir. - Das richtige Verständnis des Paulinischen Wortes, das ist es, was eine ernsteste Forderung gerade auch des christlichen Fortschrittes erfüllen wird." (Lit.: GA 335, S. 76f)

Was wir Sinne dieses Paulus-Wortes tun, wird nach unserem Tod durch den Christus zum fruchtbaren Gemeingut der ganzen Menschheit:

"Aber noch etwas anderes kann Wirklichkeit werden, Wirklichkeit werden in einer menschlich ungeheuer bedeutungsvollen Art, von dem, was diese Menschenseele, die sich durchchristet fühlt, sich in diesem Leben sagen kann: das paulinische Wort «Nicht ich, sondern der Christus in mir». Weiß man es so zu denken, daß es innere Wahrheit ist, dieses Wort «Nicht ich, sondern der Christus in mir», dann verwirklicht es sich nach dem Tode in einer gewaltigen, in einer bedeutsamen Weise. Denn was wir unter diesem Lebensgesichtspunkte in der Welt aufnehmen, unter dem Lebensgesichtspunkte des «Nicht ich, sondern der Christus in mir», das wird so unser Eigentum, das wird so unsere innere Natur zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, daß wir durch das, was so unsere innere Natur geworden ist, es als Frucht der ganzen Menschheit zuerteilen dürfen. Was wir so aufnehmen, daß wir es aufnehmen unter dem Gesichtspunkte «Nicht ich», das macht der Christus zum Gemeingut der ganzen Menschheit. Was ich aufnehme unter dem Gesichtspunkte «Nicht ich», von dem darf ich nach dem Tode sagen und fühlen: Nicht mir allein, sondern allen meinen Menschenbrüdern! Und dann allein darf ich das Wort aussprechen: Ja, ich habe ihn geliebt über alles, auch über mich selbst, deshalb habe ich gehorcht dem Gebote: «Liebe deinen Gott über alles.» «Nicht ich, sondern der Christus in mir.»

Und ich habe es erfüllt, das andere Gebot: «Liebe deinen Nächsten als dich selbst.» Denn dasjenige, was ich mir selbst erworben habe, das wird dadurch, daß es der Christus in die Realität trägt, Gemeingut der ganzen Erdenmenschheit." (Lit.: GA 155, S. 174f)

Paulus spricht an der genannten Stelle über Gesetzesgehorsam und Glaube:

„11 Als Kephas aber nach Antiochia gekommen war, bin ich ihm offen entgegengetreten, weil er sich ins Unrecht gesetzt hatte. 12 Bevor nämlich Leute aus dem Kreis um Jakobus eintrafen, pflegte er zusammen mit den Heiden zu essen. Nach ihrer Ankunft aber zog er sich von den Heiden zurück und trennte sich von ihnen, weil er die Beschnittenen fürchtete. 13 Ebenso unaufrichtig wie er verhielten sich die anderen Juden, sodass auch Barnabas durch ihre Heuchelei verführt wurde. 14 Als ich aber sah, dass sie von der Wahrheit des Evangeliums abwichen, sagte ich zu Kephas in Gegenwart aller: Wenn du als Jude nach Art der Heiden und nicht nach Art der Juden lebst, wie kannst du dann die Heiden zwingen, wie Juden zu leben? 15 Wir sind zwar von Geburt Juden und nicht Sünder wie die Heiden. 16 Weil wir aber erkannt haben, dass der Mensch nicht durch Werke des Gesetzes gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir dazu gekommen, an Christus Jesus zu glauben, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird niemand gerecht. 17 Wenn nun auch wir, die wir in Christus gerecht zu werden suchen, als Sünder gelten, ist dann Christus etwa Diener der Sünde? Das ist unmöglich! 18 Wenn ich allerdings das, was ich niedergerissen habe, wieder aufbaue, dann stelle ich mich selbst als Übertreter hin. 19 Ich aber bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich für Gott lebe. Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; 20 nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat. 21 Ich missachte die Gnade Gottes in keiner Weise; denn käme die Gerechtigkeit durch das Gesetz, so wäre Christus vergeblich gestorben.“

(Gal 2,11-21 EU)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Christus und die menschliche Seele, GA 155 (1994), ISBN 3-7274-1550-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken, GA 335 (2005), ISBN 3-7274-3350-7 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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