Zwölftonmusik und Bluestonleiter: Unterschied zwischen den Seiten

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Mit den Begriffen '''Zwölftontechnik''' und '''Reihentechnik''' bzw. '''Dodekaphonie''' (griech. ''dodeka'' = 12, ''phone'' = Stimme) und '''Zwölftonmusik''' werden kompositorische Verfahren zusammengefasst, die von einem Kreis Wiener Komponisten um [[Arnold Schönberg]], der sogenannten „Schönberg-Schule“ oder „[[Wiener Schule (Moderne)|Wiener Schule]]“, in den Jahren um 1920 entwickelt wurden.
Die '''Bluestonleiter''' ist eine [[Tonleiter]], die aus der [[Blues]]-[[Musik]] stammt und die charakteristischen [[Blue Note]]s (Bluestöne) enthält.  


== Allgemeines ==
== Zum thema "Bildung" [der Bluestoneliter] siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Bluestonleiter#Bildung}}


Grundlage der Zwölftontechnik ist die Methode des Komponierens ''mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen''.<ref>Arnold Schönberg: ''Stil und Gedanke.'' Fischer, Frankfurt a.&nbsp;M. 1995 S.&nbsp;75.</ref> Die [[Zwölftonreihe]] und ihre regelrechten Modifikationen wurden zum neuen Ordnungsprinzip des musikalischen Materials und lösten in der Folge die keinen spezifischen Regeln unterworfene [[Atonale Musik|freie Atonalität]] ab.
== Anwendung ==
Die Bluestonleiter ist ein Versuch, sich dem beabsichtigten Klang anzunähern bzw. deren Klang in Art einer Tonleiter darzustellen. In der musikalischen Praxis gibt es verschiedene Wege, sich diesem Ideal zu nähern. Ein Sänger kann natürlicherweise die Tonhöhe beliebig anpassen. Aber auch auf sehr vielen Instrumenten ist es möglich, Töne außerhalb der chromatischen Stimmung zu erzeugen.


Die „Totalität der Zwölftontechnik“ im Verständnis von Schönberg erfuhr im musiktheoretischen Diskurs der Folgezeit vielfache Erweiterungen. Als „Reihentechnik“ oder „serielle Technik“ beschäftigte sie sich auch mit nicht zwölftönigen Reihen. Die Ausdehnung des Reihenprinzips auf alle [[Parameter (Musik)|Parameter des Tones]] erweiterte die Zwölftontechnik zur [[Serielle Musik|seriellen Technik]], die sich in den frühen 1950er Jahren im französisch-, italienisch- und deutschsprachigen Raum verbreitete.
=== Saiten-Instrumente ===
Beim Melodiespiel auf der Gitarre ist es möglich, den gegriffenen Ton zu ''ziehen'' und dadurch dessen Tonhöhe zu erhöhen. Dieses [[Bending]] ermöglicht u.&nbsp;a. das Spielen von Blue-Notes. (Man spielt also zur Darstellung der Blue-Note nicht beide Töne, sondern greift den unteren, und zieht diesen auf die erforderliche Höhe. Diese Technik wird von versierten Gitarristen auch unbewusst eingesetzt.)


Die ''Erfindung'' der Zwölftontechnik hat Arnold Schönberg allein sich selbst zugeschrieben. Gleich ihm haben aber auch Komponisten wie [[Josef Matthias Hauer]], [[Herbert Eimert]], [[Anton Webern]], [[Josef Rufer]] und [[Alban Berg]] in den frühen Jahren wichtige Beiträge zur Entwicklung der Zwölftontechnik geleistet. Josef Matthias Hauer hat 1919 von allen als Erster mit seiner 12-tönigen Komposition ''Nomos'', op. 19 in diesem System komponiert.<ref>''Joseph Matthias Hauer''. In: ''Riemann Musiklexikon''. Schott-Mainz, 2012, Band 4, S. 343.</ref>
Bei nicht [[Bund (Saiteninstrument)|bundierten]] Instrumenten (z.&nbsp;B. Violine) ist diese Technik ebenfalls möglich, jedoch kann hier der gewünschte Ton auch direkt gegriffen werden.


Die Zwölftontechnik hat sowohl in der kompositorischen Praxis als auch im analytischen Denken vielfältige und tiefgreifende Auswirkungen auf die Musik der Moderne und der Avantgarde gehabt. Sie zählt zu den einflussreichsten musikgeschichtlichen Entwicklungen in der westlichen Musik des 20. Jahrhunderts. Da sie sich vom frühesten Anfang an in die verschiedensten Schulen und Individualstile verästelt hat, werden in diesem Artikel Diskussionen und Nachwirkungen nicht geschlossen an den Schluss gestellt, sondern im Zusammenhang mit ihren jeweiligen Auslösern besprochen.
=== Mundharmonika ===
Auch auf der [[Mundharmonika]], einem sehr typischen Instrument des Blues, lassen sich durch das [[Bending#Blues-Harp|Bending]] mit speziellen Blas- und Zugtechniken ebenfalls die Tonhöhen der Blue notes verändern.


== Zu vielen weiten Themen siehe auch ==
== Weitere Bluestonleitern ==
* {{WikipediaDE|Zwölftonmusik}}
Analog zur auf der Moll-Pentatonik aufgebauten Bluestonleiter gibt es eine Dur-Bluestonleiter, die auf der Dur-Pentatonik aufbaut und, auf C bezogen, die Töne c, d, es, e, g, a und b hat.
 
Daneben gibt es die Blues-[[Rock ’n’ Roll|Rock-and-Roll]]-Skala (Moll-Pentatonik und Dur-Pentatonik addiert incl. Tritonus: c, d, es, e, f, ges, g, a, b) und die so genannte [[B. B. King|B.-B.-King]]-Blues-Skala (c, es, f, ges, g, a), die nicht ganz so „mollig“ wirkt wie die Moll-Bluestonleiter.
 
== Schematische Darstellung ==
{|
|[[Bild:Interval diagram blues scala minor.svg|mini|90px|Blues-Moll ([[:Bild:Tonleiter bildlich schema.png|Erläuterung]])]]
|[[Bild:Interval diagram blues scala major.svg|mini|90px|Blues-Dur ([[:Bild:Tonleiter bildlich schema.png|Erläuterung]])]]
|[[Bild:Interval diagram blues scala 2.svg|mini|90px|Rock'n'Roll-Skala ([[:Bild:Tonleiter bildlich schema.png|Erläuterung]])]]
|}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Zwölftonmusik}}
* {{WikipediaDE|Bluestonleiter}}
* {{WikipediaDE|Zwölftonmusik}}
* {{WikipediaDE|Allintervallreihe}}
* {{WikipediaDE|Liste von Zwölftonkomponisten}}


== Literatur ==
== Literatur ==
chronologisch
* Hal Crook: ''How to Improvise. An approach to practicing improvisation.'' Advance Music, Rottenburg 1991, ISBN 3-89221-031-4.
* Arnold Schönberg: ''Harmonielehre.'' Wien 1911.
* Richard Graf, Barrie Nettles: ''Die Akkord-Skalen-Theorie & Jazz-Harmonik.'' Advance Music, Rottenburg 1997, ISBN 3-89221-055-1.
* Anton Webern: ''Der Weg zur Neuen Musik'' (16 Vorträge 1932). Universal Edition, Wien 1960.
* Frank Haunschild: ''Die neue Harmonielehre. Ein musikalisches Arbeitsbuch für Klassik, Rock, Pop und Jazz.'' Band 1: ''Die harmonischen Grundlagen.'' Erweiterte und überarbeitete Neuauflage. AMA, Brühl 1997, ISBN 3-927190-00-4.  
* Arnold Schönberg: ''Stil und Gedanke.'' In: ''Gesammelte Schriften&nbsp;1. Stil und Gedanke, Aufsätze zur Musik.'' Hg. von Ivan Vojtech. Frankfurt am Main 1976. (Auch als Fischer Taschenbuch, 1992) Darin vor allem:
* Axel Jungbluth: ''Jazz-Harmonielehre. Funktionsharmonik und Modalität'' (= ''Edition Schott.'' 6911). Schott, Mainz u. a. 1981, ISBN 3-7957-2412-0.
** ''Brahms der Fortschrittliche.'' Vortrag vom 12.&nbsp;Februar 1933 im Frankfurter Rundfunk (liegt nicht mehr vor), englische Fassung datiert vom 28.&nbsp;Oktober 1947 ''(Brahms the Progressive)''.
* Frank Sikora: ''Neue Jazz-Harmonielehre. Verstehen, Hören, Spielen. Von der Theorie zur Improvisation.'' 3. Auflage. Schott Music, Mainz 2003, ISBN 3-7957-5124-1 (mit 2 CDs).
** ''Komposition mit zwölf Tönen.'' Vortrag gehalten zuerst 1935 in der University of Southern California ''(Composition With Twelve Tones)''.
* Gerald Smrzek: ''The Book Of Scales.'' Edition Canticum, Wien 2004.
* René Leibowitz: ''Schoenberg et son école'' (1947). Janin, Paris 1947.
* René Leibowitz: ''Introduction a la musique de douze sons'' (1949). L’Arche, Paris 1949.
* Theodor W. Adorno: ''Philosophie der neuen Musik.'' Tübingen 1949.
* Ernst Krenek: ''Studies in Counterpoint'' (1940), deutsch: ''Zwölfton-Kontrapunkt-Studien.'' Schott, Mainz 1952.
* Herbert Eimert: ''Lehrbuch der Zwölftontechnik''. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1952.
* Josef Rufer: '' Die Komposition mit zwölf Tönen.'' Berlin/Wunsiedel 1952.
* Luigi Nono: ''Die Entwicklung der Reihentechnik.'' In: ''Darmstädter Beiträge zur neuen Musik.'' Mainz 1958.
* György Ligeti: ''Die Komposition mit Reihen.'' In: ''Österreichische Musikzeitschrift.'' Nr. XVI, Wien 1961.
* Eberhard Klemm: ''Zur Theorie einiger Reihen-Kombinationen.'' In: ''Archiv für Musikwissenschaft.'' XXIII, 1966 S.&nbsp;170–212.
* Hanns Jelinek: ''Anleitung zur Zwölftonkomposition'' (1952–58), 2 Teile in 4 Bänden. Wien 1967 (= ''UE.'' 1967 2teA).
* Michael Beiche: Artikel ''Zwölftonmusik'' im ''Handwörterbuch der musikalischen Terminologie'', herausgegeben von Hans Heinrich Eggebrecht (jetzt: Albrecht Riethmüller). Steiner, Wiesbaden 1971&nbsp;ff. ([http://daten.digitale-sammlungen.de/0007/bsb00070514/images/index.html?fip=193.174.98.30&seite=647&pdfseitex= Digitalisat]).
* Eberhard Freitag: ''Schönberg''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1973.
* ''Arnold Schönberg. Gedenkausstellung 1974'' (Katalog, Redaktion Ernst Hilmar) Universal Edition, Wien 1974.
* Christian Möllers: ''Reihentechnik und musikalische Gestalt bei Arnold Schönberg. Eine Untersuchung zum III.&nbsp;Streichquartett op.&nbsp;30'' (=&nbsp;''Beihefte zum Archiv für Musikwissenschaft'', Band&nbsp;XVIII). Wiesbaden 1977.
 
== Weblinks ==
* [http://www.aeiou.at/aeiou/musikkolleg/schoenberg/sb-entwi.htm Zur Entwicklungsgeschichte der Zwölftonmusik]
* [http://www.musiker.at/sengstschmidjohann/werkeinfuehrungen-stichwortverzeichnis.php3 Fachbegriffe zum Thema Klangreihenmusik/Dodekaphonie]
* [http://www.andreaslehmann.com/musik-tools/reihenquadrat/ Ein Reihenquadrat zur automatischen Berechnung aller Transpositionen einer Zwölftonreihe]
* [http://www.uni-graz.at/~fripert/db/ Datenbank von Tonreihen und Tropen]


== Einzelanchweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{SORTIERUNG:Zwolftontechnik}}
[[Kategorie:Tonleiter]]
[[Kategorie:Zwölftontechnik|!]]
[[Kategorie:Arnold Schönberg]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 2. Januar 2021, 18:26 Uhr

Die Bluestonleiter ist eine Tonleiter, die aus der Blues-Musik stammt und die charakteristischen Blue Notes (Bluestöne) enthält.

Zum thema "Bildung" [der Bluestoneliter] siehe auch

Anwendung

Die Bluestonleiter ist ein Versuch, sich dem beabsichtigten Klang anzunähern bzw. deren Klang in Art einer Tonleiter darzustellen. In der musikalischen Praxis gibt es verschiedene Wege, sich diesem Ideal zu nähern. Ein Sänger kann natürlicherweise die Tonhöhe beliebig anpassen. Aber auch auf sehr vielen Instrumenten ist es möglich, Töne außerhalb der chromatischen Stimmung zu erzeugen.

Saiten-Instrumente

Beim Melodiespiel auf der Gitarre ist es möglich, den gegriffenen Ton zu ziehen und dadurch dessen Tonhöhe zu erhöhen. Dieses Bending ermöglicht u. a. das Spielen von Blue-Notes. (Man spielt also zur Darstellung der Blue-Note nicht beide Töne, sondern greift den unteren, und zieht diesen auf die erforderliche Höhe. Diese Technik wird von versierten Gitarristen auch unbewusst eingesetzt.)

Bei nicht bundierten Instrumenten (z. B. Violine) ist diese Technik ebenfalls möglich, jedoch kann hier der gewünschte Ton auch direkt gegriffen werden.

Mundharmonika

Auch auf der Mundharmonika, einem sehr typischen Instrument des Blues, lassen sich durch das Bending mit speziellen Blas- und Zugtechniken ebenfalls die Tonhöhen der Blue notes verändern.

Weitere Bluestonleitern

Analog zur auf der Moll-Pentatonik aufgebauten Bluestonleiter gibt es eine Dur-Bluestonleiter, die auf der Dur-Pentatonik aufbaut und, auf C bezogen, die Töne c, d, es, e, g, a und b hat.

Daneben gibt es die Blues-Rock-and-Roll-Skala (Moll-Pentatonik und Dur-Pentatonik addiert incl. Tritonus: c, d, es, e, f, ges, g, a, b) und die so genannte B.-B.-King-Blues-Skala (c, es, f, ges, g, a), die nicht ganz so „mollig“ wirkt wie die Moll-Bluestonleiter.

Schematische Darstellung

Blues-Moll (Erläuterung)
Blues-Dur (Erläuterung)
Rock'n'Roll-Skala (Erläuterung)

Siehe auch

Literatur

  • Hal Crook: How to Improvise. An approach to practicing improvisation. Advance Music, Rottenburg 1991, ISBN 3-89221-031-4.
  • Richard Graf, Barrie Nettles: Die Akkord-Skalen-Theorie & Jazz-Harmonik. Advance Music, Rottenburg 1997, ISBN 3-89221-055-1.
  • Frank Haunschild: Die neue Harmonielehre. Ein musikalisches Arbeitsbuch für Klassik, Rock, Pop und Jazz. Band 1: Die harmonischen Grundlagen. Erweiterte und überarbeitete Neuauflage. AMA, Brühl 1997, ISBN 3-927190-00-4.
  • Axel Jungbluth: Jazz-Harmonielehre. Funktionsharmonik und Modalität (= Edition Schott. 6911). Schott, Mainz u. a. 1981, ISBN 3-7957-2412-0.
  • Frank Sikora: Neue Jazz-Harmonielehre. Verstehen, Hören, Spielen. Von der Theorie zur Improvisation. 3. Auflage. Schott Music, Mainz 2003, ISBN 3-7957-5124-1 (mit 2 CDs).
  • Gerald Smrzek: The Book Of Scales. Edition Canticum, Wien 2004.

Einzelnachweise


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