Sicherheit

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Sicherheit (lat. sēcūritās zurückgehend auf sēcūrus „sorglos“, aus sēd „ohne“ und cūra „(Für-)Sorge“) bezeichnet einen Zustand, der frei von unvertretbaren Risiken ist oder als gefahrenfrei angesehen wird. Andernfalls liegt eine Unsicherheit vor. Mit dieser Definition ist Sicherheit sowohl auf ein einzelnes Individuum als auch auf andere Lebewesen, auf unbelebte reale Objekte oder Systeme wie auch auf abstrakte Gegenstände bezogen.

Einführung

In komplexen Systemen ist es unmöglich, Risiken völlig auszuschließen. Das vertretbare Risiko für jede mögliche Art der Beeinträchtigung hängt von vielen Faktoren ab und wird zudem subjektiv und kulturell verschieden bewertet. Im Allgemeinen werden höhere Wahrscheinlichkeiten für Beeinträchtigungen mit steigendem Nutzen (beispielsweise Aktien-Spekulation, Teilnahme am Straßenverkehr, Betreiben von Wagnissport) als vertretbar angesehen.

Um den Zustand von Sicherheit zu erreichen, werden Sicherheitskonzepte erstellt und umgesetzt. Sicherheitsmaßnahmen sind erfolgreich, wenn sie dazu führen, dass mit ihnen sowohl erwartete als auch unerwartete Beeinträchtigungen abgewehrt bzw. hinreichend unwahrscheinlich gemacht werden.

Begriffspräzisierung: Angriffssicherheit, Betriebssicherheit

Anders als im angloamerikanischen Sprachraum wird im Deutschen normalerweise nicht zwischen den beiden Themen Security („Angriffssicherheit“) und Safety („Betriebssicherheit“) unterschieden, beide Begriffe werden stattdessen allgemein unter „Sicherheit“ zusammengefasst. Während „Safety“ den Schutz der Umgebung vor einem Objekt, also eine Art Isolation beschreibt, handelt es sich bei „Security“ um den Schutz des Objektes vor der Umgebung, d. h. die Immunität bzw. Sicherung.

Dementsprechend reicht es nicht, an einer Fluchttür lediglich „Sicherheit“ zu fordern. Im Sicherheitskonzept sind die Anforderungen zu spezifizieren. Eine „Safety“-Anforderung wäre hier die Gewährleistung eines möglichst gefahrlosen Flucht- und Rettungsweges für Betroffene beziehungsweise hilfeleistende Kräfte, während Forderungen zur Vermeidung einer unberechtigten Nutzung der Tür im Normalbetrieb dem Bereich „Security“ zuzuordnen sind.

Sicherheit als relativer Zustand

Allgemein wird Sicherheit jedoch nur als relativer Zustand der Gefahrenfreiheit angesehen, der stets nur für einen bestimmten Zeitraum, eine bestimmte Umgebung oder unter bestimmten Bedingungen gegeben ist. Im Extremfall können sämtliche Sicherheitsvorkehrungen versagen, etwa bei Vorkommnissen, die sich nicht beeinflussen oder voraussehen lassen (beispielsweise einem Naturereignis). Sicherheit bedeutet daher nicht, dass Beeinträchtigungen vollständig ausgeschlossen sind, sondern nur, dass sie hinreichend (beispielsweise im Vergleich zum allgemeinen „natürlichen“ Risiko einer schweren Erkrankung) unwahrscheinlich sind.

Ein prägnantes Modell für die Relativität von Sicherheitsmaßnahmen ist das Kraftfahrzeugwesen, in dem es zahlreiche sicherheitstechnische Vorschriften und auch regelmäßige Überprüfungen gibt. Dennoch können weder Vorschriften noch Prüfungen verhindern, dass mit dem Kraftfahrzeug absichtlich, böswillig oder unabsichtlich gefährliche Zustände herbeigeführt werden oder dass Teile des Kraftfahrzeugs in gefährlicher Weise nicht mehr funktionieren.

Auch im Sport, vermehrt im Erlebnis-, Abenteuer- und Wagnissport, gilt die Regel der relativen Sicherheit:[1] Die intensive physische und psychische, oft bis an Leistungsgrenzen gehende Beanspruchung sowie die objektive äußere Gefährdungssituation, in die sich der Sportler begibt, enthalten hohe Verletzungsrisiken, die nur bedingt beherrschbar sind. Im Sinne des intensiven Sporterlebens müssen diese unvermeidbaren Restrisiken und Schädigungsmöglichkeiten jedoch einkalkuliert und damit akzeptiert werden. Wagnissport lässt sich nicht mit Sicherheitsgarantie betreiben, da Wagnisse das Eingehen von Risiken per definitionem implizieren. Verantwortliches Handeln versucht jedoch, das Gefahrenpotenzial in vertretbaren Grenzen zu halten. Der Wagende unterscheidet sich insofern vom sogenannten „Risiker“, der seine Sicherheit mehr einem ihm gewogenen Schicksal als seiner Wagniskompetenz anvertraut.[2]

Spannungsverhältnis Sicherheit und Freiheit

Der Wunsch nach größtmöglicher Sicherheit einerseits und möglichst weitgehender individueller Freiheit andererseits stehen in einem starken Spannungsverhältnis. So muss der einzelne sich im Alltagsleben einer großen Zahl von Vorschriften und Einschränkungen fügen, die vom Staat oder von Institutionen „aus Sicherheitsgründen“ erlassen werden. Vor allem Kritiker aus dem liberalen Spektrum warnen davor, dass die dazu in als unsicher empfundenen Zeiten hohe Bereitschaft verstärkt auch ausgenutzt werde, um eine stärkere Überwachung der Bürger durchzusetzen und damit die allgemeinen Bürgerrechte zu schwächen.[3] Angebliche „Sicherheitsgründe“ seien mitunter lediglich vorgeschoben oder zumindest im Vergleich zur tatsächlich drohenden Gefahr unverhältnismäßig.[4] Moral, Sexualität, Jugendschutz, Kriminalität, und Terrorismus würden als Argumente für eine Beschränkung der Grundrechte herangezogen.[5] Im Übrigen sei das Motiv einschränkender Vorschriften häufig weniger im Schutz des Einzelnen vor Gefahren zu suchen, als vielmehr darin, den Staat oder eine Institution von juristischen Schadensersatzansprüchen freizuhalten.

Technische und zwischenmenschliche Sicherheiten

Technische Sicherheiten unterscheiden sich grundsätzlich von zwischenmenschlichen Sicherheiten: Das Vertrauen in Mechanismen ist ein Vertrauen in ihre Gleichgültigkeit und Interesselosigkeit (Ein Geldautomat z. B. behandelt alle Benutzer gleich und hat kein Interesse an ihnen). Einem Menschen oder einer Personengruppe vertraut man dagegen in dem Glauben, individuell und loyal behandelt zu werden. Dieser immanente Widerspruch führt in allen soziotechnischen Systemen zu interessanten Paradoxien – Die soziale Sicherheit etwa hat sich im Laufe der Geschichte von einer vorwiegend zwischenmenschlichen zu einer mehrheitlich technischen gewandelt.

Aspekte der Sicherheit

Individuelle Sicherheit

Die Sicherheit einer Person kann in physische und wirtschaftliche Sicherheit unterschieden werden. Die physische Sicherheit beschreibt die unmittelbare körperliche Unversehrtheit und Bedrohungsfreiheit, die wirtschaftliche Sicherheit die dauerhafte Gewährleistung der existentiellen Basis, welche die Zukunft der Person absichern.

Sicherheit für den Menschen bezeichnet nicht nur objektive Gefahren- oder Risikofreiheit wie z. B. eine geschützte Unterbringung mit einer gewährleisteten Versorgung aller Bedürfnisse, sondern auch die subjektive Empfindung der Geborgenheit, unabhängig davon, ob sie zutrifft. Dieses Gefühl kann einzelne Personen oder ganze Bevölkerungsgruppen einnehmen.

Kollektive Sicherheit

Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit: Objektschutz durch die Polizei

Die kollektive Sicherheit bedeutet in Konfliktsituationen, dass nicht die Sicherheit der einen Seite zu Lasten der anderen erhöht wird (etwa indem sich eine Seite Waffen besorgt), sondern in dem man gemeinsam Maßnahmen entwickelt, die die Sicherheit für beide Seiten verbessert (Multilaterale Sicherheit), etwa, in dem sich beide Seiten verpflichten, ihre Konflikte friedlich zu lösen und einen unbeteiligten Dritten als Schiedsrichter einschalten. Der Begriff kollektive Sicherheit stammt aus der Außenpolitik und wurde für eine kooperative Form der Konfliktlösung verwendet, wie sie exemplarisch im Vertrag von Locarno zum Ausdruck kam. Im Kontrast dazu sind Innere Sicherheit und Äußere Sicherheit der Schutz, den eine Gemeinschaft aufbaut. Er umfasst die Mitglieder ad hoc, aber nicht Außenstehende.

Wirtschaftliche Sicherheit

Wirtschaftliche Sicherheit bezeichnet einen Zustand, bei dem das Vorhandensein der materiellen oder finanziellen Mittel für die Existenz oder für vorgesehene oder geplanten Abläufe und Vorhaben im vorgesehenen Zeitraum für ein Wirtschaftssubjekt gewährleistet ist. Dies kann sowohl das einzelne Individuum betreffen als auch Kollektive (betriebswirtschaftliche Unternehmen oder ganze Staaten).[6]

Um gegen unabweisbare Gefahren gesichert zu sein, können Versicherungen abgeschlossen werden, zum Beispiel Unfallversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Versicherung erhöht zwar nicht objektiv die Sicherheit, wohl aber kann sie subjektiv zum Sicherheitsgefühl beitragen und im Eintrittsfall eine Behebung oder anderweitigen Ausgleich des Schadens ermöglichen.

Spezielle wirtschaftliche Sicherheitsaspekte:

Objektive versus subjektive Sicherheit

Während die objektive Sicherheit die statistisch und wissenschaftlich nachweisbare Sicherheit meint (beispielsweise in Bezug auf Unfalldaten), meint die subjektive Sicherheit die „gefühlte“ Sicherheit. Insbesondere im ÖPNV gibt es hier Untersuchungen und Überlegungen der zuständigen Stellen, auch die subjektive Sicherheit zu erhöhen. Im Themenfeld des Erlebnissports beschreibt die objektive Sicherheit, die durch Geräte, Persönliche Schutzausrüstung etc. gewährleistete Unfallprophylaxe. Während Letztere zum Ziel hat Verletzungen und/oder Unfälle zu verhindern und sich somit stets auf einem aktuellen Stand bewegen sollte, wird die subjektive Sicherheit durch verschiedene Hilfsmittel (Höhe, Dunkelheit etc.) herabgesetzt, um ein Risikoerlebnis zu erzeugen.

Der Sicherheitsbegriff in der Politikwissenschaft

Entwicklung des Sicherheitsbegriffs

In der akademischen Diskussion wird der Sicherheitsbegriff sehr kontrovers behandelt. Generell gibt es keinen Konsens über die Spannweite des Begriffs. Traditionell beschäftigen sich Sicherheitsstudien mit der Identifikation von und Reaktion auf bedrohliche Aktionen für einen Nationalstaat. Die ursprünglich militärische Definition stellt den Nationalstaat und militärische Reaktionsschemata in den Vordergrund. Im nationalstaatlichen Kontext können Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatssouveränität durch eine äußere Bedrohung konfrontiert werden.[7] Spätestens mit der tief greifenden Veränderung der internationalen Realität und einer weltweiten Regionalisierung nach dem Kalten Krieg rückt das Referenzobjekt Nationalstaat zunehmend in den Hintergrund. Der Sicherheitsbegriff wird allgemeiner gefasst und auf verschiedenste Lebensbereiche ausgedehnt, so z. B. auf die Ölkrise in den 70ern, den Kriegsschulden der USA und dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-System im Bereich Wirtschaft, in den 90ern mit der Rio-Konferenz (Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung) auf den Bereich Umwelt und spätestens mit dem UNDP-Report 1994 auf den Bereich Humanitäre Angelegenheiten (Menschliche Sicherheit).

Damit verschieben sich auch die Referenzpunkte für den Sicherheitsbegriff, im militärischen Bereich: vom Nationalstaat zur Umwelt; wirtschaftlich und bei humanitären Angelegenheiten zudem das Individuum: die Menschheit, die Region usw. Der Begriff der Sicherheit wird damit aus dem militärischen Bereich losgelöst, allerdings ohne die ehemals rein militärischen Reaktionsschemata aufzugeben. Man spricht daher auch vom erweiterten Sicherheitsbegriff.

Kritik der Kopenhagener Schule

Die Kopenhagener Schule um Buzan, Waever und de Wilde argumentiert für einen konstruktivistischen Sicherheitsbegriff und fordert damit sowohl die traditionelle, als auch die um Erweiterung des Objekts bemühte Sichtweise heraus, da sie die generelle Objektivität des Begriffs hinterfragt und Sicherheit als „Sprechakt“ definiert. Mit der Assoziation eines Lebensbereiches mit Sicherheit entstehe eine soziale Wirklichkeit. Dieser „Sprechakt“ konstruiere in diesem Lebensbereich einen Ausnahmezustand, rechtfertige außerordentliche Maßnahmen und setze bestehende Entscheidungswege außer Kraft. Die Kopenhagener Schule um Buzan und Waever fordert eine sozial konstruktivistische Herangehensweise, bei der der Prozess der Versicherheitlichung und Entsicherheitlichung in den Vordergrund rückt. Entscheidend sei, die Reaktionen auf den „Sprechakt Sicherheit“ zu untersuchen. Obwohl noch kein Konsens über die Konzeptionalisierung von Versicherheitlichung und Entsicherheitlichung besteht, existiert bereits eine Anzahl an empirischen Studien bzw. politischen Kommentaren zur Versicherheitlichung einzelner Themengebiete.

Technische Sicherheit, Betriebssicherheit

Definition

Bei technischen Konstruktionen oder Objekten bezeichnet Sicherheit den Zustand der voraussichtlich störungsfreien und gefahrenfreien Funktion. Im technischen Bereich ist „Sicherheit“ oft davon abhängig, wie sie definiert ist oder welcher Grad von Unsicherheit für die Nutzung der technischen Funktion akzeptiert wird. Tritt bei einer möglichen Störung keine Gefährdung auf, so spricht man einfach nur von Zuverlässigkeit. Die Norm IEC 61508 definiert Sicherheit als „Freiheit von unvertretbaren Risiken“ und verwendet den Begriff der funktionalen Sicherheit als Teilaspekt der Gesamtsicherheit eines technischen Systems.

Gesetzliche Vorschriften der Sicherheitstechnik dienen in erster Line der Arbeitssicherheit, also der Sicherheit und dem Gesundheitsschutz bei der Arbeit, und dem Umweltschutz.

Primäre Grundlage für die Betriebssicherheit ist die Bauteilzuverlässigkeit, das heißt, Bauteile dürfen nicht durch Überbelastung oder Materialversagen ihre Funktionsfähigkeit verlieren. Zunehmende Bedeutung für Sicherheit von technischen Systemen erlangt die Software. Um Software für sicherheitskritische Systeme zu entwickeln, muss ein hoher Aufwand für die Sicherstellung der Fehlerarmut der Software betrieben werden. Im Allgemeinen müssen strenge Maßstäbe an den Softwareentwicklungsprozess gelegt werden. Für verschiedene Industrien, z. B. die Luftfahrtindustrie, sind die Anforderungen an sicherheitsgerichtete Softwareentwicklungsprozesse in Normen festgelegt. Für die Eisenbahn ist das die Norm EN 50128.

Häufig stehen kostenaufwändige Sicherheitsmaßnahmen den wirtschaftlichen Belangen zum Kapitalgewinn entgegen.

Sicherheitstechnik

Untersuchungen zu Problemen und Lösungen der Sicherheit in der Technik führt die Sicherheitstechnik durch. Die Maßnahmen, mit denen die Sicherheit von technischen Objekten, Anlagen oder Systemen erreicht werden soll, sind im Grunde Spezialfälle zur Gewährleistung entweder von individueller oder kollektiver Sicherheit der beteiligten Menschen, oder sie sind wirtschaftlich motiviert, um z. B. kostspielige Reparaturen oder Produktionsausfälle oder aber rechtlich begründete Sanktionen bei Schadensfällen zu vermeiden.

Die Sicherheitstechnik unterscheidet:

  • unmittelbare Sicherheit bezeichnet Lösungen, bei denen die Gefahrenentstehung verhindert wird. Dabei gibt es den safe-life-Ansatz, bei dem durch Klärung aller äußeren Einflüsse, sicherem Bemessen und weiterer Kontrolle ein Versagen ausgeschlossen wird. Der fail-safe-Ansatz bewirkt, dass bei einem beschränkten Versagen noch eine gefahrlose Außerbetriebnahme möglich ist. Ein weiterer Ansatz ist die redundante Anordnung von Baugruppen, so dass bei einem Ausfall eines Teils dennoch die Gesamtfunktion weiterhin gewährleistet ist.
  • mittelbare Sicherheit bezeichnet Lösungen, mit denen zusätzliche Schutzeinrichtungen eine mögliche Gefährdung abweisen. So verhindern zum Beispiel Maschinenverkleidungen bei Drehmaschinen eine Gefahr durch die bewegten Teile und verhindern gefährliche Eingriffe von außen. Andere Schutzsysteme arbeiten mit Sensoren. So wird etwa eine Fahrstuhltür nicht geschlossen, wenn Personen sich im Bereich der Tür befinden.
  • hinweisende Sicherheit ist die schwächste und rechtlich geringste Form von Sicherheitsmaßnahmen. Hier wird lediglich auf die Gefahren hingewiesen (Gefahrenhinweis), etwa durch Gefahrensymbole (etwa auffällige Warnhinweise bei elektrischen Anlagen) oder Verkehrszeichen an Gefahrenpunkten. Des Weiteren gehören dazu auch Sicherheitshinweise in Bedienungsanleitungen von elektrischen Geräten sowie die Verwendung auffälliger Signalfarben oder Reflektoren an gefährdeten Objekten, zum Beispiel Fußgängern bei Nacht.

Beim Einsatz innovativer Sicherheitssysteme ist stets auch mit unbeabsichtigten Folgen zu rechnen, die den angestrebten Sicherheitsgewinn zunichtemachen können. Beispiele dafür sind der Einsatz von Antiblockiersystemen, solange nur wenige Autos damit ausgerüstet sind, der Einsatz von sensorgesteuerten automatischen Bremssystemen bei fahrerlosen Transportfahrzeugen, die das Erschrecken und Weglaufen von Mitarbeitern provozieren[8] oder der Einsatz des Radars, das die Kollisionshäufigkeit an einigen Brennpunkten des Weltschifffahrtsverkehrs zunächst sogar erhöhte.[9] Ursachen dafür sind ungeplante Interaktionen zwischen den Akteuren eines Systems, die erst durch die Einführung der Abschalt-, Warn- usw. -systeme zustandekommen oder systembedingt unterschiedliche Warn- und Reaktionszeiten der Akteure, aber vor allem auch bewusst riskantere Verhaltensweisen (Titanic-Effekt aufgrund angenommener Unsinkbarkeit des Schiffes). So zeigt Cramer, dass der Ausbau komplexer Sicherheitssysteme in der küstennahen Schifffahrt des 19. Jahrhunderts (Leuchtfeuer, Fahrwasserbetonnung, Wetterdienste) in Verbindung mit der Optimierung der Kursplanung durch Nutzung großräumiger Windverhältnisse zu riskanteren Segelstrategien führte.[10] Auch heute wird der auf Prognosen setzenden ingenieurwissenschaftlichen Sicherheitsforschung vorgeworfen, dass sie die empirische Beobachtung der Systeme vernachlässige.[11]

Verfahren der Sicherheitstechnik:

Spezielle Anwendungsgebiete:

Schutzeinrichtungen

Dies können sein:

Zitate

Siehe auch

Literatur

Zur technischen Sicherheit:

  • Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Informationsdienst Sicherheitstechnik
  • Siegfried Altmann: Bewertung der Elektrosicherheit – Eine Einführung in die Theorie der Elektrosicherheit. Wissenschaftliche Berichte der TH Leipzig 1988, Heft 9, 105 Seiten, ISSN 0138-3809.
  • Siegfried Altmann: Sicherheit elektrotechnischer Betriebsmittel – Eine Entscheidungshilfe für eine quantitative Bewertung. VDE-Fachbericht 50. VDE-Verlag Berlin/Offenbach 1996, S. 43–64.
  • Siegfried Altmann: Elektrosicherheit – Quantitative Bewertungsverfahren. Selbstverlag 2013 und 2014, ISBN 978-3-00-035816-6, Abstracts (deutsch und englisch) mit 105 Seiten, Anlagenband mit 56 eigenen Publikationen, Vertiefungsband (Elektroschutzgüte - Angewandte Qualimetrie) mit 115 Seiten und 26 Anlagen (Inhalte: http://profaltmann.24.eu).

Zum politwissenschaftlichen Sicherheitsbegriff:

  • Brune: Erlebnispädagogik im Schulsport - Konzept einer Lehrerfortbildung. Diplomarbeit. Deutsche Sporthochschule, Köln 2006.
  • Buzan: Change and Insecurity Reconsidered. In: Croft (Hrsg.): Critical Reflections on Security and Change. Introduction, Frank Cass, London 2000.
  • Buzan, Waever: Slippery? Contradictionary? Sociologically untenable? The Copenhagen school replies. In: Review of International Suties. 1997.
  • Buzan, Weaver, de Wilde: A new Framework for analysis. Chapter 1 und 9, Boulder, 2000.
  • Conze, Eckart: Geschichte der Sicherheit. Entwicklung - Themen - Perspektiven, Göttingen Vandenhoeck & Ruprecht 2017, ISBN 978-3-525-30094-7
  • Croft (Hrsg.): Critical Reflections on Security and Change. Introduction, Frank Cass, London 2000.
  • Christopher Daase: Der erweiterte Sicherheitsbegriff. (PDF; 313 kB) Working Paper, 2010.
  • Gleditsch: Peace Research and International Relations in Scandinavia. In: Guzzini, Jung (Hrsg.): Contemporary Security Analysis and Copenhagen Peace Research. Routledge, 2004.
  • Guzzini, Jung: Copenhagen peace research In: Guzzini, Jung (Hrsg.): Contemporary Security Analysis and Copenhagen Peace Research. Routledge, 2004.
  • Kolodziej: Security Studies for the next Millennium: quo vadis? In: Croft (Hrsg.): Critical Reflections on Security and Change. Introduction, Frank Cass, London 2000.
  • Günter Lehder, Reinald Skiba: Taschenbuch Arbeitssicherheit.
  • Lipschutz: On Security. In: Lipschutz (Hrsg.): On Security. Columbia 1995.
  • Mathews: Redefining Security. Foreign Affairs, 1989.
  • Arno Meyna, Olaf H. Peters: Handbuch der Sicherheitstechnik.
  • Adam Merschbacher: Sicherheitsanalyse für Gewerbebetriebe. VdS-Verlag, ISBN 3-936050-04-X.
  • Adam Merschbacher: Sicherheitsanalyse für Haushalte. VdS-Verlag, Köln 2002, ISBN 3-936050-03-1.
  • A. Neudörfer: Konstruieren sicherheitsgerechter Produkte; Methoden und systematische Lösungssammlungen zur EG-Maschinenrichtlinie. Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York 2005, ISBN 3-540-21218-3.
  • Patricia Purtschert, Katrin Meyer, Yves Winter: Gouvernementalität und Sicherheit. Zeitdiagnostische Beiträge im Anschluss an Foucault. transcript, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89942-631-1.
  • D. Proske: Definition of Safety and the existence of “Optimal safety”, ESREL 2008 conference, Safety, Reliability and Risk Analysis: Theory, Methods and Applications. Martorell u. a. (Hrsg.), Taylor & Francis Group, London, S. 2441–2446.
  • Strizel: Towards a Theory of Securitization: Copenhagen and Beyond. In: European Journal of International Relations. 13, 2007
  • Waever: Securitization and Desecuritization. Lipschutz (Hrsg.): On Security. Columbia 1995.
  • Williams: Modernity, identity and security: a comment on the ‚Copenhagen controversy’. In: Review of International Studies. 24, 1998.

Zur Sicherheit im Erlebnis-, Abenteuer-, Wagnissport:

  • Martin Scholz: Erlebnis-Wagnis-Abenteuer. Sinnorientierungen im Sport. Hofmann, Schorndorf 2005, ISBN 3-7780-0151-5.
  • Siegbert A. Warwitz: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Erklärungsmodelle für grenzüberschreitendes Verhalten. 2., erweiterte Auflage, Verlag Schneider, Baltmannsweiler 2016, ISBN 978-3-8340-1620-1.

Weblinks

Commons: Sicherheit (Security) - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikiquote: Sicherheit – Zitate
 Wiktionary: Sicherheit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Martin Scholz: Erlebnis-Wagnis-Abenteuer. Sinnorientierungen im Sport. Hofmann, Schorndorf 2005
  2. Siegbert A. Warwitz: Sensationssucht oder Sinnsuche. Thrill oder Skill, In: Ders.: Sinnsuche im Wagnis. Leben in wachsenden Ringen. Erklärungsmodelle für grenzüberschreitendes Verhalten. 2., erweiterte Auflage, Verlag Schneider, Baltmannsweiler 2016, S. 300–311
  3. Ilija Trojanow, Juli Zeh: Staatliche Überwachung – Sicherheit total. 6. August 2009.
  4. Telepolis: Der Albtraum Sicherheit. 25. Juli 2008.
  5. Gernot Hausar: Sicherheit statt Freiheit – Eine Tour de force durch die Welt der Informationsmanipulation. In: Telepolis. 14. Juni 2009.
  6. Giovanni Arcudi: 'La sécurité entre permanence et changement', Relations Internationales, no. 125, S 97-109, doi:10.3917/ri.125.0097.
  7. Hanne-Margret Birckenbach: Sicherheit. In: Ulrich Albrecht, Helmut Vogler: Lexikon der Internationalen Politik. München, Wien 1997.
  8. Andrea Poy, Hans-Jürgen Weißbach, Michael Florian: Arbeitssicherheit und Funktionssicherheit vernetzter Systeme. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 1994, ISBN 3-531-12570-2.
  9. Charles Perrow: Normale Katastrophen: Die unvermeidlichen Risiken der Großtechnik. Campus, Frankfurt 1987, ISBN 3-593-34125-5.
  10. Stephan Cramer: Riskanter Segeln: Innovative Sicherheitssysteme im 19. Jahrhundert und ihre unbeabsichtigten Folgen am Beispiel der nordwestdeutschen Segelschifffahrt. Hauschild, Bremen 2002, ISBN 3-89757-355-5.
  11. Hans-Jürgen Weißbach u.a.: Technikrisiken als Kulturdefizite: Die Systemsicherheit in der hochautomatisierten Produktion. Sigma, Berlin 1994, ISBN 3-89404-375-X, S. 32.
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