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[[Datei:Emil und die Detektive Buch Marburg.jpg|mini|Skulptur in Marburg]]
[[Datei:Gray726 central sulcus.svg|mini|300px|Sulcus centralis (aus [[Wikipedia:Gray's Anatomy|Gray's Anatomy]], Tafel 726)]]


'''Emil und die Detektive''' ist ein 1929 erschienener [[Roman]] für Kinder von [[Erich Kästner]].
Als '''Sulcus centralis'''<ref name="FCAT">Federative Committee on Anatomical Terminology (1998). ''Terminologia Anatomica''. Stuttgart: Thieme</ref> ([[Latein|lat.]] für ''Zentralfurche'') wird in der [[Anatomie]] die beim Menschen und höheren Säugetieren vorhandene [[Fissur]] (Furche) bezeichnet, die den [[Frontallappen|Frontal-]] und den [[Parietallappen]] der [[Großhirnrinde]] voneinander trennt. Die unmittelbar vor und hinter ihr liegenden Hirnwindungen heißen ''[[Gyrus praecentralis]]'' beziehungsweise ''[[Gyrus postcentralis]]''. Der Sulcus centralis ist mit dem [[Fissura longitudinalis cerebri|Interhemisphärenspalt]] verbunden und trennt den (frontal liegenden) [[Motorcortex]] vom (parietal liegenden) [[Somatosensorischer Cortex|somatosensorischen Cortex]].


== Rezeption ==
Der Sulcus centralis wurde 1786 erstmals durch den französischen Neuroanatomen [[Wikipedia:Félix Vicq d'Azyr|Vicq d'Azyr]] beschrieben.<ref>Félix Vicq d'Azyr: [http://shinku.nichibun.ac.jp/NOMA/new/books/24/suema000000004he.html ''Traité d'anatomie et de physiologie, avec des planches coloriées représentant au naturel les divers organes de l'homme et des animaux.''] Didot l'Aîné, Paris 1786.</ref> Die Erstbeschreibung wurde jedoch später von [[Wikipedia:François Leuret|François Leuret]] (1797–1851) irrtümlich dem italienischen Anatomen [[Wikipedia:Luigi Rolando|Luigi Rolando]] (1773–1831) zugeordnet. Seither wird der Sulcus centralis besonders im englischen und französischen Sprachraum als ''fissura Rolandi'' oder ''rolandic fissure'' bezeichnet. Die deutsche Entsprechung ''Rolando-Fissur'' gilt als veraltet.
In dem Buch werden Humor, Abenteuer und Milieuschilderung von Kästner bunt gemischt. Der neuartige Ton der Geschichte regte die Kinderliteratur an. Zuvor waren Bücher für Kinder fast durchgehend märchenhaft, moralisierend oder beides zugleich.


== Handlung ==
Der Begriff „Zentralfurche“ wurde durch den deutschen Anatomen [[Wikipedia:Emil Huschke|Emil Huschke]] (1797–1858) geprägt.<ref>Emil Huschke: ''Schädel, Hirn und Seele des Menschen und der Thiere nach Alter, Geschlecht und Race. Dargestellt nach neuen Methoden und Untersuchungen''. Mauke, Jena 1854.</ref>
Der zwölfjährige Emil Tischbein reist aus der heimatlichen Kleinstadt Neustadt erstmals nach Berlin, um Verwandte zu besuchen. Seine Mutter hat ihm 140 Mark zur finanziellen Unterstützung der Großmutter mitgegeben. Dieses Geld wird ihm im Eisenbahnabteil von einem Mitreisenden, der sich Grundeis nennt, gestohlen. Da Emil selbst daheim etwas ausgefressen hat, wagt er nicht, sich an die Polizei zu wenden und verfolgt den Dieb vom Bahnhof an auf eigene Faust. Er wird von dem gleichaltrigen Berliner Jungen ''Gustav mit der Hupe'' angesprochen: „Du bist wohl nicht aus Wilmersdorf?“ Gustav trommelt einige Freunde zusammen, die eine Kriegskasse anlegen und einen Nachrichtendienst organisieren („Parole Emil!“). Die selbst ernannten Detektive beschatten den Dieb quer durch Berlin und sammeln Indizien. Dabei kommt es zum Streit, weil manche Jungen die ihnen übertragene Aufgabe nicht erfüllen wollen. Da Emil per Boten seine Verwandten informiert, gesellt sich auch seine Cousine ''Pony Hütchen'' zu den Detektiven.
 
Als der durch die Verfolgung nervös gemachte Dieb die gestohlenen Geldscheine in einer Bankfiliale umtauschen will, wird er von den Detektiven und einer großen Menge Kinder gestellt und der Polizei übergeben. Bei der Untersuchung kommen zunächst die falschen Namen des Diebes auf den Tisch (Grundeis – Müller – Kießling). Dann werden die bei ihm gefundenen Geldscheine dadurch identifiziert, dass sie feine Löcher aufweisen, weil Emil das Geld in seiner Jackentasche mit einer Nadel festgesteckt hatte. Weitere Ermittlungen ergeben, dass Grundeis ein gesuchter Bankräuber ist. Emil bekommt tausend Mark als Belohnung.
 
== Entstehungsgeschichte ==
Erich Kästner wurde von Edith Jacobsohn, der Witwe Siegfried Jacobsohns und Verlegerin der ''Weltbühne'' angeregt, für den Berliner Kinderbuchverlag Williams & Co. ein Buch zu schreiben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Kästner Gedichte veröffentlicht (''Herz auf Taille'', 1928) und als Redakteur bei Tageszeitungen gearbeitet, Kritiken und Feuilletons verfasst. Innerhalb weniger Wochen entstand die Geschichte von Emil, dem Jungen, der erfolgreich einen Dieb durch Berlin verfolgt.
 
Kästner, der selbst mit erstem Vornamen Emil hieß, ließ sich bei den Figuren Emils und seiner Mutter von seiner Biographie inspirieren und taucht auch selbst in der Handlung auf&nbsp;– in seinem realen Beruf als Zeitungsjournalist. Für die Geschichte griff Kästner auf ein Erlebnis aus seiner Kindheit in Dresden zurück: Dort verfolgte und stellte er eine Betrügerin, die seine Mutter, eine Friseurin, geschädigt hatte. Bei einem Bankeinbruch, der in dem Buch erwähnt wird, handelt es sich wahrscheinlich um den Diskonto-Einbruch der Brüder Sass.
 
Die Illustrationen stammen von Walter Trier. Das Buch erschien im Herbst 1929 und wurde ein großer Erfolg. Es wurde als einziges Werk Kästners zuerst nicht indiziert<ref>Dienstblatt III des Magistrats von Berlin, Nr. 176 (Neuordnung der Stadt-, Volks- und sonstigen städtischen Büchereien), darin: Schwarze Liste, unter K: „Kaestner, Erich: alles a u ß e r : Emil“.</ref> oder bei der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland verbrannt. Erich Kästner war als einziger der verfemten Schriftsteller bei der Verbrennung seiner eigenen Werke persönlich anwesend. Er wurde sogar erkannt, aber ansonsten nicht behelligt. 1936 wurde allerdings auch ''Emil und die Detektive'' von den Nationalsozialisten verboten.<ref>Vgl. Karsten Brandt: [http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/brandt-karsten-2005-02-03/HTML/chapter6.html ''Die Dissoziation eines Schriftstellers in den Jahren 1934–1936: Ödön von Horváth und H.W. Becker'']</ref>
 
== Fortsetzung ==
 
Eine Fortsetzung verfasste Kästner 1934 unter dem Titel ''[[Wikipedia:Emil und die drei Zwillinge|Emil und die drei Zwillinge]]''. Die Geschichte spielt überwiegend an der Ostsee, etwa zwei Jahre nach den Abenteuern aus dem ersten Buch. ''Emil und die drei Zwillinge'' erschien 1935 im Atrium Verlag Basel/Wien/Mährisch Ostrau, dem Nachfolgeverlag von Williams & Co.
 
== Adaptionen ==
=== Verfilmungen ===
* 1931 Emil und die Detektive (1931), Deutschland, Regie: Gerhard Lamprecht
* 1935 Emil and the Detectives (1935), Großbritannien, Regie: Milton Rosmer
* 1950 Toscanito y los detectives, Argentinien, Regie: Antonio Momplet
* 1954 Emil und die Detektive (1954), Deutschland, Regie: Robert Adolf Stemml
* 1956 Emil to tantei tachi, Japan, Regie: Mitsuo Wakasug
* 1958 Pega Ladrão, Brasilien, Regie: Alberto Pieralisi
* 1964 Emil und die Detektive (1964), USA, Regie: Peter Tewksbury
* 2001 Emil und die Detektive (2001), Deutschland, Regie: Franziska Buch
 
=== Bühnenfassungen ===
Kästner richtete den Roman 1930 für Theateraufführungen ein. Das Stück ist nach wie vor häufig zu sehen, namentlich im Kinder- und Jugendtheater. Beispiele hierfür sind die Freilichttheateraufführungen in Emmendingen (2014), Heessen (2005), Reutlingen (2003) oder Sigmaringendorf (2001).
=== Vertonungen ===
Das Musical ''Emil und die Detektive'', dessen Musik von Marc Schubring und dessen Libretto von Wolfgang Adenberg stammt, wurde am 12. November 2001 im Berliner Theater am Potsdamer Platz uraufgeführt. Am 6. Oktober 2006 hatte es in der Geburtsstadt des Dichters, an der Staatsoperette Dresden, Premiere. Die Hauptrollen wurden von Dresdner Kindern gespielt. Unter der Regie von Michael Schilhan wurde das Musical in der Spielsaison 2015/16 an der Oper Graz aufgeführt.
2008 zeigte das Ostschweizer ''Theater Jetzt eine'' eigene Version, bei der Jugendlichen teilweise selbst die Szenen schrieben. Regie hatte der Theatermacher Oliver Kühn. 2013 brachte das Zürcher Bernhard-Theater eine Schweizerdeutsch Fassung dieses Kindermusicals auf die Bühne (Mundart-Bearbeitung durch Erich Vock), die Handlung wurde nach Zürich verlegt und die Uraufführung fand am 16. November 2013 statt.<ref>[http://www.kikimaeder.com/aktuell/emil-und-die-detektive Emil und die Detektive]</ref>
Mit der Premiere am 8. Januar 2017 wird auch vom Atze Musiktheater in Berlin unter der musikalischen Leitung von Sinem Altan eine Vertonung des Stückes aufgeführt. Eine Besonderheit der Inszenierung ist die Mitwirkung von Schulklassen bei den Aufführungen.<ref>[http://atzeberlin.de/seiten/repertoire/seiten/musicals-emil-und-die-detektive.php Inszenierung des Atze Musiktheaters]</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


* {{WikipediaDE|Emil und die Detektive}}
* {{WikipediaDE|Sulcus centralis}}
* {{WikipediaDE|Emil und die drei Zwillinge}}


== Literatur ==
== Einzelnachweise ==
* Erich Kästner: ''Emil und die Detektive: Ein Roman für Kinder'' (Illustrationen von Walter Trier). 152. Auflage, Dressler, Hamburg 2010 (Erstausgabe 1929), ISBN 978-3-7915-3012-3.
* Stephanie Haack: ''Emil und die Detektive. Die Illustrationen in ausländischen Ausgaben''. In: ''Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde''. Neue Folge XXI, Gesellschaft der Bibliophilen, München / Harrassowitz, Wiesbaden 2009, S. 47–78 (mit Abbildungen und weiterführenden Anmerkungen).
* Gerhard Lamprecht: ''Emil und die Detektive.'' In: Bettina Kümmerling-Meibauer und Thomas Koebner (Hrsg.): ''Filmgenres. Kinder- und Jugendfilm'' Reclam, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-018728-9, S. 25–30.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* Zentral- und Landesbibliothek Berlin: [http://www.zeitreisen.de/kaestner/start.htm ''Emil und die Detektive'']. Die Seite bereitet die „Stadtrundfahrt“ des Romans mit historischem Text- und Bildmaterial auf.
* [http://www.filmernst.de/media/files/Materialien/Emil%20und%20die%20Detektiv.pdf Vom Buch zum Film] (PDF; 186&nbsp;kB)


== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Kinder- und Jugendliteratur]]
[[Kategorie:Großhirnrinde]]
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
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[[Kategorie:Jugendliteratur]]
[[Kategorie:Erich Kästner]]
 
{{Wikipedia}}
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Aktuelle Version vom 13. Juni 2022, 09:20 Uhr

Sulcus centralis (aus Gray's Anatomy, Tafel 726)

Als Sulcus centralis[1] (lat. für Zentralfurche) wird in der Anatomie die beim Menschen und höheren Säugetieren vorhandene Fissur (Furche) bezeichnet, die den Frontal- und den Parietallappen der Großhirnrinde voneinander trennt. Die unmittelbar vor und hinter ihr liegenden Hirnwindungen heißen Gyrus praecentralis beziehungsweise Gyrus postcentralis. Der Sulcus centralis ist mit dem Interhemisphärenspalt verbunden und trennt den (frontal liegenden) Motorcortex vom (parietal liegenden) somatosensorischen Cortex.

Der Sulcus centralis wurde 1786 erstmals durch den französischen Neuroanatomen Vicq d'Azyr beschrieben.[2] Die Erstbeschreibung wurde jedoch später von François Leuret (1797–1851) irrtümlich dem italienischen Anatomen Luigi Rolando (1773–1831) zugeordnet. Seither wird der Sulcus centralis besonders im englischen und französischen Sprachraum als fissura Rolandi oder rolandic fissure bezeichnet. Die deutsche Entsprechung Rolando-Fissur gilt als veraltet.

Der Begriff „Zentralfurche“ wurde durch den deutschen Anatomen Emil Huschke (1797–1858) geprägt.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Federative Committee on Anatomical Terminology (1998). Terminologia Anatomica. Stuttgart: Thieme
  2. Félix Vicq d'Azyr: Traité d'anatomie et de physiologie, avec des planches coloriées représentant au naturel les divers organes de l'homme et des animaux. Didot l'Aîné, Paris 1786.
  3. Emil Huschke: Schädel, Hirn und Seele des Menschen und der Thiere nach Alter, Geschlecht und Race. Dargestellt nach neuen Methoden und Untersuchungen. Mauke, Jena 1854.
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