Niklas Luhmann und Opium: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Niklas Luhmann''' (* 8. Dezember 1927 in Lüneburg; † 6. November 1998 in Oerlinghausen) war ein deutscher [[Soziologe]] und [[Gesellschaftstheorie|Gesellschaftstheoretiker]]. Als einer der Begründer der [[Soziologische Systemtheorie|soziologischen Systemtheorie]] zählt Luhmann zu den herausragenden Klassikern der [[Sozialwissenschaften]] im 20. Jahrhundert.
'''Opium''', (früher) auch '''Mohnsaft''' genannt, ist der durch Anritzen gewonnene, getrocknete Milchsaft unreifer Samenkapseln des zu den [[w:Mohngewächse|Mohngewächse]]n (''[[w:Papaveraceae|Papaveraceae]]'') gehörenden [[w:Schlafmohn|Schlafmohn]]s (bot. ''[[w:Papaver|Papaver]] somniferum L.''). Im Verlauf des Trocknungsprozesses entsteht aus dem Milchsaft durch [[Autoxidation]] eine braune bis schwarze Masse, das Rohopium. Die wirksamen Hauptbestandteile des Opiums sind die [[Alkaloide]] [[Morphin]], [[Codein]] und [[Thebain]].


== Wissenschaftlicher Werdegang ==
Opium ist unter anderem ein [[Rauschmittel|Rausch-]] und [[Betäubungsmittel]]. Das daraus gewinnbare halbsynthetische Diacetylmorphin, allgemein als [[Heroin]] bekannt, ist das weitest verbreitete illegale Morphin-[[Derivat (Chemie)|Derivat]].
Luhmann studierte von 1946 bis 1949 Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, mit einem Schwerpunkt auf  römischem Recht. Es folgte bis 1953 eine Referendarausbildung in Lüneburg. 1954 bis 1962 war er Verwaltungsbeamter in Lüneburg, 1954 bis 1955 am Oberverwaltungsgericht Lüneburg Assistent des Präsidenten. In dieser Zeit begann er auch mit dem Aufbau seiner [[wikipedia:Zettelkasten|Zettelkästen]].
1960/1961 erhielt Luhmann ein Fortbildungs-Stipendium für die Harvard-Universität, das er nach seiner Beurlaubung wahrnehmen konnte. Dort kam er in Kontakt mit [[Talcott Parsons]] und dessen [[wikipedia:Strukturfunktionalismus|strukturfunktionaler]] [[wikipedia:Systemtheorie#Systemtheorie bei Parsons|Systemtheorie]]. Nach seiner Tätigkeit als Referent an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer von 1962 bis 1965 und als Abteilungsleiter an der Sozialforschungsstelle an der Universität Münster in Dortmund von 1965 bis 1968 (1965/66 daneben ein Semester Studium der Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (Westfalen)) promovierte er dort 1966 zum Dr.sc.pol. (Doktor der Sozialwissenschaften) mit dem bereits 1964 erschienenen Buch ''Funktionen und Folgen formaler Organisation''. Fünf Monate später habilitierte] er sich bei [[wikipedia:Dieter Claessens|Dieter Claessens]] und [[wikipedia:Helmut Schelsky|Helmut Schelsky]] mit ''Recht und Automation in der öffentlichen Verwaltung. Eine verwaltungswissenschaftliche Untersuchung''. Mit seiner Berufung 1968 wurde Luhmann der erste Professor der Universität Bielefeld. Dort trug er zum Aufbau der ersten soziologischen Fakultät im deutschsprachigen Raum bei, lehrte und forschte bis zu seiner Emeritierung 1993.<ref>{{Literatur|Autor=Niklas Luhmann |Titel=„Was ist der Fall?” und „Was steckt dahinter?” Die zwei Soziologien und die Gesellschaftstheorie |Ort=Bielefeld |Jahr=1993 |Seiten=3}}</ref>


== Die funktional-strukturelle Systemtheorie Luhmanns bis 1975 ==
{{GZ|Opiumrauchen bedeutet für
Ein wesentliches Kennzeichen der luhmannschen Systemtheorie dieser Zeit (der Grundbegriff ist hier für ihn noch die soziale Handlung, im Gegensatz zu seiner späteren Systemtheorie, wo Systeme aus Kommunikationen bestehen) ist eine Umstellung im funktionalistischen Paradigma. [[Parsons]] Systemtheorie war ein Strukturfunktionalismus, Strukturen oder Systeme nehmen Funktionen für ein übergeordenetes System wahr, dienen der Strukturerhaltung. Luhmann kritisiert diese Sichtweise und entwickelt seine funktional-strukturelle Systemtheorie, in der Funktionen und deren Analyse eine andere Bedeutung bekommen als noch bei Parsons.
die Menschen, die es tun, einen fragwürdigen, aber starken Genuß;
denn der Opiumraucher verschafft sich die mannigfaltigsten, aus dem
Astralischen herausgeborenen Phantasien, in denen er lebt; es ist wirklich
eine andere Welt, die auf rein materiellem Wege erreicht wird.|173|341}}


Neben dem Beitrag zur Systemerhaltung bezieht sich Funktionalität nun zusätzlich auf umweltbedingte Problemlösungsanforderungen in spezifischen Situationen. Die funktionale Analyse verlagert den Bezugspunkt der theoretischen Orientierung von den Strukturen auf die Funktionen. Funktionen sind nicht als "zu bewirkende Wirkung", sondern als "regulatives Sinnschema" zu fassen, das zu Zwecken der Bewältigung von Umwelteinwirkungen gebildet wird. Funktionen sind unter dem funktional-strukturellen Aspekt im wesentlichen Anpassungsleistungen an die Umwelt.<ref>Vgl. Gabor Kiss: Einführung in die soziologischen Theorien II, 3. Aufl. 1977, S. 321ff.</ref>
== Geschichte ==
[[Datei:Apothecary vessel Opium 18-19 century.jpg|mini|hochkant|Apothekengefäß zur Aufbewahrung von Opium als Arzneimittel aus dem 18. oder 19. Jahrhundert [[w:Deutsches Apothekenmuseum|Deutsches Apothekenmuseum]] [[Geschichte Heidelbergs|Heidelberg]]]]
Die Geschichte des Opiums ist praktisch identisch mit der seiner Rohstoffpflanze. Für die Geschichte siehe den Abschnitt [[w:Schlafmohn#Herkunft und Geschichte|Geschichte]] im Artikel [[w:Schlafmohn|Schlafmohn]].


Damit ist eine Wandlung des Systembegriffs verbunden, weg von der Vorstellung eines Systems als ein Ganzes mit seinen Teilen, hin zu der Vorstellung eines Systems in seiner Umwelt.
=== Opium in China ===
Eine besondere Rolle spielte Opium in der Geschichte Chinas: Ab Anfang des [[19. Jahrhundert]]s führten die Briten in großen Mengen Opium aus [[w:Bengalen|Bengalen]] nach [[w:China|China]] ein, um die bis dahin für sie [[w:negative Handelsbilanz|negative Handelsbilanz]] zu verbessern. Dies brachte für das Reich der Mitte erhebliche gesundheitliche und soziale Probleme mit sich. Der gegen die Opiumimporte wachsende Widerstand des Kaiserhauses wurde letztlich von den Briten im [[w:Erster Opiumkrieg|Ersten Opiumkrieg]] (1840–1842) gebrochen.


==== Handlung als Reduktion von Komplexität ====
Als schließlich im Jahre 1880 die anhaltenden Opiumeinfuhren nach China auf 6.500 Tonnen gestiegen waren, gab es im Reich der Mitte bereits zwanzig Millionen Süchtige. Trotzdem ließ der Kaiser nunmehr Opium im eigenen Reich, insbesondere in den südlichen Provinzen [[w:Sichuan|Sichuan]] und [[w:Yunnan|Yunnan]], anbauen. Daraufhin gingen die Importe aus Indien auf 3.200 Tonnen zurück, während die Inlandproduktion auf 22.000 Tonnen stieg. Die in China tätigen Missionare begannen daraufhin, als Ersatzstoff [[Morphin]] zu verteilen, das von den Chinesen ''Jesusopium'' genannt wurde.
Soziales Handeln ist für Luhmann zwar weiter wie für [[Max Weber]] durch sinnhafte Bezogenheit auf fremdes Verhalten bestimmt, z.B. Verfolgung von Zielen unter Berücksichtigung der zu erwartenden Reaktionen anderer, stellt jedoch wesentlich eine Reduktionsleistung dar:


"Für Luhmann ist Handlung Reduktion, d.h. ein Ergebnis jener Selektionsleistungen, die soziologisch nicht [[wikipedia:soziologische Handlungstheorie|handlungstheoretisch]], sondern immer nur systemtheoretisch - d.h. in Handlungs''systemen'' transparent gemacht werden können. (...) Das Faktum der Weltkomplexität macht eben im Interesse des Überlebens eine handlungsorientierende Überlebensstrategie erforderlich, deren grundlegendes Merkmal in der Reduktion dieser Komplexitäten besteht." (Gabor Kiss: 326f.)
Nach dem Sturz der [[w:Qing-Dynastie|Qing-Dynastie]] 1911 wurden die Gesetze gegen Opium verschärft. Gleichwohl spielte der Opiumhandel bis in die 1920er Jahre eine erhebliche Rolle, als die [[w:Guomindang|Guomindang]] ihn als Instrument zur Finanzierung von Waffenimporten entdeckte. Die endgültige Eindämmung des Opiumhandels und -konsums gelang indes erst [[w:Mao Zedong|Mao Zedong]]. Eine stärkere Rolle spielte Opium weiterhin in der ehemaligen britischen Kronkolonie [[w:Hongkong|Hongkong]], wo es aber auch mit anderen inzwischen in Gebrauch gekommenen Drogen wie [[Heroin]] konkurrierte.


Luhmanns Begriff von Komplexität darf nicht mit "Kompliziertheit" verwechselt werden. Kompliziert wären z.B. schwierig zu verstehende Handlungen anderer, weil man deren Motive und Rücksichten nicht ohne weiteres durchschaut, die aber ansonsten als ein so gegebenes, wenn auch unverstandenes, vorliegen. Komplexität bezieht sich auf die Freiheitsgrade des Handelns anderer. Man kann nicht im voraus wissen, wie andere Menschen handeln werden, darin besteht die Komplexität des Sozialen, und soziale Systeme haben die Funktion, Erwartbarkeit herzustellen.
== Gewinnung von Opium ==
[[Datei:Papaversomniferum.jpg|mini|Schlafmohn, ''Papaver somniferum'', aus dessen Milch Opium gewonnen werden kann.]]
[[Datei:Opium pod cut to demonstrate fluid extraction1.jpg|mini|Durch Anritzen unreifer Samenkapseln gewonnener Milchsaft von ''Papaver somniferum'' liefert beim Trocknen Opium.]]
[[Datei:Manchukuo-poppy harvest.jpg|mini|Schlafmohnernte im Norden von [[Mandschukuo]], 1930er Jahre]]
Zur Gewinnung von Opium wird meist folgende Methode verwendet: Ein bis zwei Wochen nach der Blüte werden die Samenkapseln meist am späten Nachmittag etwa einen Millimeter tief angeritzt, wodurch der Milchsaft austritt. Am Morgen danach wird das schwarzoxidierte Rohopium von den Kapseln abgeschabt. Eine Kapsel ergibt ca. 20–50&nbsp;mg Rohopium.


==== Luhmanns Begriff des sozialen Systems ====
Vom Rohopium zu unterscheiden ist das Rauchopium (auch ''Chandu'' genannt), dessen Dampf inhaliert wird. Dieses wird durch mehrmaliges Erhitzen, Kneten und vorsichtiges [[w:Rösten (Garmethode)|Rösten]] des Rohopiums, nachfolgende Wasserextraktion und mehrmonatige [[Fermentation]] mit dem [[Schimmelpilz]] [[w:Aspergillus niger|Aspergillus niger]] hergestellt. Durch dieses aufwändige Verfahren werden Nebenalkaloide wie Codein, Papaverin und Narcotin weitgehend zerstört bei gleichzeitiger Erhöhung des Morphingehalts. Es wird davon ausgegangen, dass dabei, insbesondere durch die Fermentation mit dem Schimmelpilz Aspergillus niger, weitere [[psychotrope Substanz]]en entstehen.
"Mit dem Begriff soziales System soll ein ... Sinnzusammenhang von sozialen Handlungen bezeichnet werden, die, durch wechselseitige Erwartbarkeit verknüpft, aufeinander verweisen, ihre Selektivität wechselseitig bestimmen und dadurch von einer nicht dazugehörenden Umwelt abgrenzbar sind." (Luhmann, Bielefelder Manuskripte, 1974, S. 28, zit. nach Gabor Kiss: S. 333)


"Soziale Systeme können wie alle Systeme begriffen werden als strukturierte Beziehungsgefüge, die bestimmte Möglichkeiten festlegen und andere ausschließen. Ihre Besonderheit besteht darin, daß sie aus sozialen Handlungen gebildet werden, das heißt aus Handlungen, denen ein Sinnbezug auf das Handeln anderer Menschen immanent ist. Solche Sinnbeziehungen werden durch soziale Systeme in einer übermäßig komplexen unübersehbaren und unbeherrschbaren Umwelt relativ einfach und relativ invariant gehalten. Ein soziales System reduziert mithin die äußerste Komplexität seiner Umwelt auf bestimmte, oder doch bestimmbare, ausgewählte Handlungsmöglichkeiten und kann dadurch zwischenmenschliches Handeln sinnhaft orientieren. Das ist seine Funktion. Es muß um dieser Funktion willen einen Weltausschnitt gegen laufende Bedrohung durch andere Möglichkeiten verteidigen, zum Beispiel durch Institutionalisierung von Werten oder durch Normierung von Verhaltenserwartungen. Das ist seine Problematik. Dabei steht für soziale Systeme die soziale Komplexität im Vordergrund, die darin begründet ist, daß der andere Mensch anders erleben, anders erwarten, anders handeln kann, als in dem je eigenen Kontext des Erlebens und Handelns sinnvoll wäre." (Luhmann, Gesellschaftliche Organisation, in: Erziehungswissenschaftliches Handbuch, hrsg. Th. Ellwein, H. Groothoff u.a., Berlin 1969, I, (S. 387 - 405), S. 392. Zitiert nach Gabor Kiss: S. 333)
Rauch- oder Rohopium kann aber auch in Alkohol gelöst getrunken (→[[Opiumtinktur|Opiumtinktur]]) oder in fester Form gegessen werden. Bei der legalen pharmazeutischen Herstellung wird das Opium aus Mohnstroh gewonnen; die Pflanzen werden hierzu abgemäht, getrocknet, gehäckselt und das Opium aus dem trocknen Stroh mit einem Lösungsmittel [[Extraktion (Verfahrenstechnik)|herausgelöst]].


==== Interaktionen, Organisationen und Gesellschaft als soziale Systeme ====
=== Opium produzierende Länder ===
Durch die Popularisierung von sozialwissenschaftlichen Begriffen, wie dem des sozialen Systems, denkt man zu "System" gewöhnlich an größere Einheiten, wie dem Wirtschaftsystem etwa. Aus systemtheoretischer Sicht ist jedoch eine jede Organisation, wie z.B. eine [[Waldorfschule]], ein soziales System.
Sechs Länder dürfen unter Aufsicht der Vereinten Nationen Opium legal produzieren: Türkei, Indien, Australien, Frankreich, Spanien und Ungarn, wobei die Türkei etwas über die Hälfte der gesamten legalen Menge auf etwa 700 Quadratkilometern Anbaufläche produziert.<ref>[http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2012/11/463732/unter-den-augen-der-un-tuerkei-gehoert-zu-den-top-opium-produzenten-weltweit/ ''Unter den Augen der UN: Türkei gehört zu den Top-Opium-Produzenten weltweit.''] In: ''[[w:Deutsch-Türkische Nachrichten|Deutsch-Türkische Nachrichten]].'' 24. November 2012.</ref>


Das Handlungssystem [[Parsons]] ist zwar das übergeordnete "Großeganze", aber gleichzeitig auch die einzelne Handlung eines Individuums, als systemischer Vorgang betrachtet. Zur sozialen Systembildung kommt es bereits auf der Ebene der [[wikipedia:Interaktion|Interaktion]]. Dies wird von Luhmann am Beipiel der [[wikipedia:Doppelte Kontingenz|Doppelten Kontingenz]] erörtert. Bei der Begegnung von sich bisher unbekannten Ego und Alter, oder in neuen Situationen, für die es keine Rezepte gibt, entsteht die Situation einer völligen Offenheit, was zu tun ist, etwa einen Smalltalk beginnen. Sobald jedoch das Gespräch in Gang kommt, verringert sich die Kontingenz, es bildet sich ein Interaktionssystem, weil Ego und Alter sich aufeinander einstellen, und es im Fortlauf der Interaktionen eine stabilisierende Einschränkung stattfindet, was weiter folgen kann. Dies ist die Komplexitätsreduktion, von der Luhmann annimmt, daß soziales Handeln wesentlich durch sie bestimmt ist.
Die größten Opium-Produktionsländer der Welt mit illegaler Produktion sind [[w:Afghanistan|Afghanistan]], [[w:Myanmar|Myanmar]], [[w:Laos|Laos]] und [[w:Thailand|Thailand]] (die letzteren drei bilden das [[w:Goldenes Dreieck (Asien)|Goldene Dreieck]]).<ref>[[UNODC]] [http://www.unodc.org/unodc/en/crop_monitoring.html crop monitoring]</ref> Im von den Taliban regierten Afghanistan in den späten 90ern verdienten die Taliban am Anbau von Drogen und am [[Schmuggel]] mit Opium, [[Heroin]], [[Haschisch]] und anderen Gütern.<ref name="usip_taliban_opium">Gretchen Peters: [http://www.usip.org/files/resources/taliban_opium_1.pdf ''How Opium Profits the Taliban.''] (PDF; 808&nbsp;kB) [[w:United States Institute of Peace|United States Institute of Peace]], 2009.</ref>
Dabei ließen die Taliban den Bauern und der Weiterverarbeitung des Rohopiums zu [[Heroin]] freie Hand und erhoben auf Anbau sowie Handel Steuern.<ref name="usip_taliban_opium" /><ref name="int_crime_threat_asses">[http://www.fas.org/irp/threat/pub45270index.html ''International Crime Threat Assessment 2000.'']</ref>
Für das Jahr 1999 werden die Einnahmen der Taliban aus dem Drogenhandel auf 40 Millionen Dollar geschätzt.<ref name="perl_taliban_drug_2001">Raphael F. Perl: [http://fpc.state.gov/documents/organization/6210.pdf ''Taliban and the Drug Trade.''] (PDF; 48&nbsp;kB) CRS Report for Congress, 2001.</ref>
Für den Transport wurden Flugzeuge der [[w:Ariana Afghan Airlines|Ariana Afghan Airlines]] benutzt. Mit der [[w:Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrats|Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrats]] wurden internationale Flüge von Ariana Air verboten, der Drogenschmuggel lief von nun über Land.<ref name="usip_taliban_opium" />
Im Jahr 2001, vor den Terroranschlägen am 11. September, setzten die Taliban ein rigoroses Anbauverbot für [[w:Schlafmohn|Schlafmohn]] in Afghanistan durch,<ref name="int_crime_threat_asses" /><ref name="perl_taliban_drug_2001" /> welches weltweit den bis dato größten Rückgang an Drogenproduktion innerhalb eines Jahres in einem Land darstellt.<ref name="usip_taliban_opium" />
Daraufhin wurde nur noch im nicht von den Taliban kontrollierten Norden Afghanistans Schlafmohn angebaut. Jedoch handelten die Taliban weiterhin mit Opium und Heroin aus Lagerbeständen.<ref name="usip_taliban_opium" />
Der Anbaustop führte laut dem [[w:United States Institute of Peace|United States Institute of Peace]] zu einer „humanitären Krise“,<ref name="usip_taliban_opium" /> da sich Tausende Kleinbauern ohne Einkommen wiederfanden.
Mit dem Anbaustop wollten die Taliban zum einen eine Lockerung der Sanktionen der Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrats erreichen.<ref name="usip_taliban_opium" />
Mit der Machtübernahme der [[w:Nationale Islamische Vereinigte Front zur Rettung Afghanistans|Nordallianz]] Ende 2001 hat der Schlafmohnanbau jedoch wieder stark zugenommen. <!--- Im Herbst 2006 wurden dort 6100 Tonnen geerntet, 59 Prozent mehr als im Vorjahr. Das übersteigt den weltweiten Verbrauch um 30 Prozent.<ref>Der Direktor der Uno-Drogenbehörde, Antonio Maria Costa.</ref> ---> Im Herbst 2007 wurden in Afghanistan 8200 Tonnen geerntet, davon mehr als die Hälfte in der afghanischen Provinz [[Helmand (Provinz)|Helmand]]. Das übersteigt den weltweiten Verbrauch um 3000 Tonnen. Mit dem Schlafmohnanbau wird etwa das Zehnfache im Vergleich zum Weizenanbau verdient.<ref name="f2">UNODC [http://www.unodc.org/pdf/research/AFG07_ExSum_web.pdf Afghanistan Opium Survey 2007 Executive Summary] (PDF, 2.0 MB)</ref>
[[Datei:HeroinWorld-en.svg|mini|zentriert|hochkant=2.8|Die größten Opium-Produktionsländer der Welt]]


Komplexität bezieht sich mehr auf Wahrnehmung und Erleben, Kontingenz auf mögliche Alternativen der Selektion. Indem das handelnde Individuum die Kontingenz einschränkt und Komplexität reduziert, ist es zusammen mit anderen sozialen Individuen Stifter der sozialen Systeme, angefangen bei den Interaktionen, über Institutionen und Organisationen bis zum System der Gesellschaft. Die Gesellschaft als System ist aus Handeln aufgebaut, bzw. dem, was als Handeln ''erwartbar'' ist. Die Erwartbarkeit des Handelns ist ein wesentliches Element von Handlungssystemen. Von einem Lehrer einer Waldorfschule erwartet man anderes Verhalten als von einem Schüler.
== Bestandteile von Opium ==
[[Datei:Raw opium.jpg|mini|Rohopium]]
[[Datei:Opium9.jpg|mini|Opium]]
Opium enthält 37 unterschiedliche [[Alkaloide]], die im Rohopium bis zu einem Viertel der Masse ausmachen. Hauptbestandteil ist das [[Morphin]] (ca. 12 %<ref name="roempp">{{RömppOnline|Name=Opium|Datum=31. Juli 2013|ID=RD-15-00672}}</ref>), eines der stärksten bekannten Schmerzmittel ([[Analgetikum|Analgetika]]). Es wurde 1804 erstmals von dem deutschen Apotheker [[Friedrich Sertürner]] isoliert. Ein weiteres Alkaloid, das [[Codein]] (0,2 bis 6 %, Ø&nbsp;1 % Gehalt), findet hauptsächlich als hustenstillendes Mittel Verwendung. Weitere wichtige im Opium vorkommende Alkaloide sind [[Noscapin]] (veraltet auch ''Narcotin'', 2 bis 12 %, Ø&nbsp;5 %), [[Papaverin]] (0,1 bis 0,4 %), [[Thebain]] (0,2 bis 1 %, Ø&nbsp;0,5 %), [[Papaveraldin]] (auch ''Xanthalin'', 0,5 bis 3 %, Ø&nbsp;1 %) und [[Narcein]] (0,1 bis 1 %, Ø&nbsp;0,5 %).<ref name="hager">W. Blaschek, H. H. J. Hager, F. v. Bruchhausen, H. Hager: ''Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis.'' Folgeband 2: ''Drogen A-K.'' Springer-Verlag, 1998, ISBN 3-540-61619-5, S. 296ff.</ref> Diese wirken schon in ihrer natürlichen Zusammensetzung [[Synergie|synergisch]], da sich die analgetischen und [[Spasmus|spasmolytischen]] Eigenschaften gut ergänzen.


Aus solcher systemtheoretischen Sicht findet Soziales generell im Rahmen von Systemen statt. Es gibt kein soziales Handeln außerhalb solcher Systeme, oder wenn es solches soziales Handeln gibt, dann ist mit ihm die System''bildung'' gegeben. Dieser Systemcharakter des sozialen Handelns zeigt sich in der modernen Gesellschaft als stark gesteigert, die moderne Gesellschaft ist ''organisiert'', weshalb Soziologen auch von der modernen Gesellschaft als einer [[wikipedia:Organisationsgesellschaft|Organisationsgesellschaft]] sprechen.
Opiumalkaloide, die gleichzeitig [[Opioid]]e sind, werden [[Opiat]]e genannt; dazu zählen Morphin, Codein und Narcein. Bei fortgesetzter Einnahme von Opium besteht die Gefahr der [[Toleranzentwicklung]] gegenüber der Wirkung der verschiedenen Alkaloide.


Dies ist auch ein Thema eines Interviews mit [[Konrad Schily]] 2010 gewesen:
=== Analytik der Opiumbestandteile ===
<div style="margin-left:20px">
Bestandteile des Opiums lassen sich qualitativ und quantitativ nach angemessener [[w:Probenvorbereitung|Probenvorbereitung]] zuverlässig durch Kopplung der [[w:Gaschromatographie|Gaschromatographie]] oder [[w:HPLC|HPLC]] mit der [[w:Massenspektrometrie|Massenspektrometrie]] in den unterschiedlichen Untersuchungsgütern nachweisen.<ref>G. Cassella, A. H. Wu, B. R. Shaw, D. W. Hill: ''The analysis of thebaine in urine for the detection of poppy seed consumption.'' In: ''[[w:J Anal Toxicol|J Anal Toxicol]]''. 21(5), Sep 1997, S. 376–383. PMID 9288591</ref><ref>B. D. Paul, C. Dreka, E. S. Knight, M. L. Smith: ''Gas chromatographic/mass spectrometric detection of narcotine, papaverine, and thebaine in seeds of Papaver somniferum.'' In: ''[[w:Planta Med|Planta Med]]''. 62(6), Dec 1996, S. 544–547. PMID 9000887</ref><ref>S. Lee, E. Han, E. Kim, H. Choi, H. Chung, S. M. Oh, Y. M. Yun, S. H. Jwa, K. H. Chung: ''Simultaneous quantification of opiates and effect of pigmentation on its deposition in hair.'' In: ''[[w:Arch Pharm Res|Arch Pharm Res]]''. 33(11), Nov 2010, S. 1805–1811. PMID 21116784</ref><ref>R. Kikura-Hanajiri, N. Kaniwa, M. Ishibashi, Y. Makino, S. Kojima: ''Liquid chromatographic-atmospheric pressure chemical ionization mass spectrometric analysis of opiates and metabolites in rat urine after inhalation of opium.'' In: ''[[w:J. Chromatogr. B|J. Chromatogr. B]]''. 789(1), 5 Jun 2003, S. 139–150. PMID 12726852</ref>
"''Thomas Brunner'': Da kann ich ganz gut anschließen mit der nächsten Frage. Wir gehen über in grundsätzliche Fragestellungen. [[Pestalozzi]] unterscheidet, ganz deutlich zwischen individueller Existenz und kollektiver Existenz und er sagt, der Mensch wird entwurzelt, wenn er in seinem Bildungsweg in ein generalisiertes, verallgemeinertes System verpflanzt wird. Also deswegen ist er ja erst mal auch ein Gegner von organisierter Schule. Der Soziologe Niklas Luhmann hingegen, nennt diese ganze idealistische Zeit einen moralischen Mythos. Er sagt, das sind schöne Ideale. Heute gelte es, in den modernen komplexen Gesellschaften aber, eine adäquate Wahrheitstheorie zu entwickeln, also nicht mehr die Vernunft des Individuums solle zur Wirksamkeit kommen, sondern eine adäquate, die sich nicht mehr durch die menschliche Unmittelbarkeit definiert, sondern grundsätzlich im Sinne eines generalisierenden und abstrakten Codes von Regeln.


''Konrad Schily'': Also es gibt nicht die Wahrheit, sondern es gibt die Vereinbarung.
Eine sichere Zuordnung der geographischen Herkunft konnte für indisches Opium durch Analytik der Alkaloidmuster für [[Thebain]], [[Codein]], [[Morphin]], [[Papaverin]] und [[Narcotin]] durch [[w:Kapillarelektrophorese|Kapillarzonenelektrophorese]]<ref>M. Mohana, K. Reddy, G. Jayshanker, V. Suresh, R. K. Sarin, R. B. Sashidhar: ''Principal opium alkaloids as possible biochemical markers for the source identification of Indian opium.'' In: ''[[w:J Sep Sci|J Sep Sci]]''. 28(13), Aug 2005, S. 1558–1565. PMID 16158998</ref> und der Fingerprint-Analyse der [[Aminosäuren]] erreicht werden.<ref>M. M. Reddy, P. Ghosh, S. N. Rasool, R. K. Sarin, R. B. Sashidhar: ''Source identification of Indian opium based on chromatographic fingerprinting of amino acids.'' In: ''[[w:J. Chromatogr. A|J. Chromatogr. A]].'' 1088(1-2), 23 Sep 2005, S. 158–168. PMID 16130746</ref>


''Thomas Brunner'': Genau. Für Luhmann gibt es deshalb nur die Möglichkeit sich mit den bestehenden Systemen durch Kompromisse zu arrangieren. Realität haben für ihn nur der Markt und der Staat.
== Verwendung ==
Opium wurde historisch als Schmerz- und Schlafmittel sowie seit jeher als [[Rauschmittel]] eingesetzt. Auch in der Psychiatrie wurde Opium, vor allem in Form der sogenannten „Opiumkur“ zur Behandlung von Depressionen angewendet.<ref>Matthias M. Weber: ''Die „Opiumkur“ in der Psychiatrie. Ein Beitrag zur Geschichte der Psychopharmakotherapie.'' In: ''Sudhoffs Archiv.'' Band 71, Nr. 1, 1987, S. 31–61.</ref>


''Konrad Schily'': Ich halte den Luhmann für den Philosophen des Unwesentlichen, denn er macht ja alles Wesentliche zu einem Surrogat. Zu einem Vorgestellten. Und der Chomeni sagt, die Gemeinde in Allah ist einig und wer nicht einig ist, ist nicht bei Allah und den kann man umbringen. Und das macht der Westen auch. Der grenzt auch aus. Das ist die Vereinbarung. Ja, da gibt ´s mal Vereinbarungen hin und her. Also deutsche Rechtschreibung und so. Das ist dann wieder komisch. Aber manchmal ist es gar nicht komisch. Oder ich könnte auch sagen, Luhmann ist für mich jemand des „Dran vorbei“, ja? Ein Organismus ist etwas total anderes, als ein System. Aber alle Leute lieben heute das System. Das System tut. Na, das eignet sich wunderbar. Alle Moleküle versammeln sich im System und das System beschließt, ja? Das System beschließt also jetzt machen wir den aufrechten Menschen oder wir machen die Qualle oder so. Na, Unsinn ist das! Oder die Gehirnforscher sagen, das Gehirn überlegt. Ich sage, ja und heute Morgen kam ich ans Klavier. Da hat sich das Klavier Mozart überlegt. War wunderbar. Hab´s nur nicht gehört, weil da saß keiner, der Mozart spielt. Also da merkt man, wie man in die Täuschung gerät.
=== Verwendung als Schmerzmittel ===
[[Datei:GT-Capros-Morphinsulfat-2018.jpg|miniatur|Zwei Retardkapseln [[Morphin]]sulfat (5 mg und 10 mg)]]
Opium spielte in der Antike und im Mittelalter als Bestandteil von [[w:Theriak|Theriak]] und von [[w:Schlafschwamm|Schlafschwämmen]] eine wichtige Rolle. Opium („Mohnsaft“)<ref>George Younge: ''Abhandlung vom Opio, oder Mohnsafte, auf Praktische Bemerkungen gegründet.'' Aus dem Englischen übersetzt. Bayreuth 1760.</ref> oder [[Opiumtinktur]], besser bekannt als Laudanum, fand in der Medizin bis in das frühe 19. Jahrhundert breite Verwendung, wobei auch die gefährlichen, potentiell tödlichen Nebenwirkungen bekannt und beschrieben<ref>[[w:Georg Wolfgang Wedel|Georg Wolfgang Wedel]]: ''Opiologia.'' Jena 1682.</ref> waren. In neuerer Zeit werden die potentesten Schmerzmittel nicht mehr aus dem Morphin, sondern aus dessen Dimethylderivat [[Thebain]] gewonnen. Beispiel hierfür ist [[Buprenorphin]].
Die große Bedeutung von Papaver somniferum wurde schon von [[w:Thomas Sydenham|Thomas Sydenham]] (1624–1689), dem „englischen Hippokrates“, hervorgehoben:
{{Zitat-en|Among the remedies which it has pleased Almighty God to give to man to relieve his sufferings, none is so universal and so efficacious as opium.|Übersetzung=Unter all den Mitteln, welche dem Allmächtigen beliebt hat, dem Menschen zur Linderung seiner Leiden zu geben, ist keines so umfassend anwendbar und so wirksam wie Opium.}}


''Ralf Gleide'': Ja, mal eine freie Frage dazwischen. Jetzt noch mal, wenn man jetzt unterscheidet: Individuelle Existenz und kollektive Existenz und sagen, wir sind mit dem Staat und mit den Verabredungen im Reich dieser kollektiven Existenz und im Geistesleben brauchen wir aber die Individualität mit ihrer Ursprünglichkeit, wie Sie das auch in Ihrem Buch nennen. Warum haben Sie vorhin davon gesprochen, dass es gegenüber der Klüngelei eine Aufsichtsfunktion des Staates braucht? Also warum sehen Sie den Staat als die Instanz an, die diese Aufsichtsfunktion übernehmen muss."<ref>Die Standardisierung ist genau das Mittel, um die Komplexität nicht mehr begreifbar zu machen, Konrad Schily, 8/2010          
Daran hat sich auch heute, fast vier Jahrhunderte später, nichts geändert.


Thomas Brunner, Ralf Gleide und Clara Steinkellner im Gespräch mit Dr. Konrad Schily, Witten, 17.8.2010. Eine gekürzte Fassung ist in Die Drei, Ausgabe 2011/1 erschienen. zitiert nach [http://www.dreigliederung.de/essays/2010-08-001.html]</ref></div>
Neben seiner schmerzstillenden Wirkung ist Opium appetithemmend und wirkt gegen [[w:Durchfall#Loperamid und Opiate|Durchfall]]. Weiterhin wirkt es beruhigend und [[Hypnotikum|schlaffördernd]]. Besonders in [[Asien]] wird Opium als [[Rauschmittel]] verwendet.


Die erwähnten "Vereinbarungen" sind aber aus systemtheoretischer Sicht nur eine Variante von ''Erwartbarkeit''. In dem Ausschnitt des Interviews ist die Fragestellung mit der Unterscheidung von individueller vs. kollektiver Existenz scharf herausgestellt: Darf eine Waldorfschule ''organisiert'' sein, wenn sie ihren Auftrag einer freiheitlichen Erziehung wahrnehmen können soll? Und wenn ja, wie unterscheidet sich dann solche Organisation von der üblichen Organisationsweise? Nicht nur auf der großen Ebene der drei Teilbereiche der Gesellschaft ist diese Frage gestellt: Eine Waldorfschule als sozialer Organismus ist etwas total anderes als ein soziales System. (Sinngemäß K. Schily) ''(oder sollte es sein, wozu der Unterschied genauer zu bestimmen wäre.)
=== Schädlicher Gebrauch von Opium ===
''
Zu den körperlichen Langzeitfolgen von Opiumgebrauch gehören Appetitlosigkeit und dadurch Gewichtsverlust bis zur Abmagerung und völligen Entkräftung, aber auch [[Blutkreislauf|Kreislaufstörungen]] und Muskelschmerzen. Bei Überdosierung droht akute [[Atemlähmung]] mit Todesfolge. Psychische Auswirkungen sind [[w:Drogenabhängigkeit|Abhängigkeit]], [[w:Antriebsschwäche|Antriebsschwäche]] und häufig auch starke Persönlichkeitsveränderungen, einhergehend mit [[Apathie]].


Luhmann selbst liefert mit seiner späteren Umstellung des Grundbegriffs seiner Systemtheorie von Handlung auf Kommunikation einen Aspekt: Diese Umstellung erfolgt nicht, weil sie "wahrer" ist, sondern weil die Phänomene des Sozialen so besser faßbar und adäquater zu beschreiben seien, womit Luhmann keine objektive Wahrheit beansprucht, sondern die Sichtweise seiner neuen Systemtheorie als ihm gutdünkende Bewältigung von "Irritationen" aus "Struktureller Kopplung" ansieht. Gemäß der hier näher zu untersuchenden frühen Systemtheorie, bezieht sich das auf die Funktionaliät von System und Strukturen in ihrem Umweltbezug.
== Gesetzliche Lage in Deutschland ==
In Deutschland ist gegenwärtig Opium nur noch zur Behandlung chronischen Durchfalls verschreibungsfähig. Da Opium dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt, bedarf dessen Verschreibung eines [[w:Betäubungsmittelrezept|Betäubungsmittelrezept]]formulars.


Luhmann unterscheidet eine systemdifferentielle, nach Systemebenen differenzierte, und eine evolutionäre, auf gesellschaftliche Entwicklungsformationen bezogene Analyse von sozialen Systemtypen:<ref>Die folgenden Angaben beruhen auf Lit: Gabor Kiss, S.333ff. Kiss gibt als Quelle seiner Ausführungen an: "Die folgende Kurzfassung ist aufgrund eines unveröffentlichten Manuskriptes für fortgesetzte
Allerdings gilt dies nicht für reine Opiate und Opioide. Erstere werden etwa im Falle des [[Codein]]s, neben der Funktion als Schmerzmittel, auch bei [[w:Reizhusten|Reizhusten]] verschrieben. Opioide wie z.&nbsp;B. [[w:Tilidin|Tilidin]] oder [[w:Tramadol|Tramadol]] werden u. a. als Schmerzmittel, z.&nbsp;B. bei Zahn- und Kieferoperationen angewendet.
Veranstaltungen Luhmanns über „Gesellschaftstheorie" (Bielefeld  1973-1975) und meiner Teilnahme an diesen Veranstaltungen entstanden. Die Auswahl der - für ein Einfuhrungsbuch geeigneten - Schwerpunkte erfolgte nach Rücksprache mit Luhmann, dem ich für seine Bereitschaft, das Material verwenden zu dürfen, an dieser Stelle meinen besonderen Dank aussprechen möchte. (Lit.: Gabor Kiss, FN 2 Seite 333f.)</ref>


===== Interaktionssysteme =====
== Siehe auch ==
* Die Systembildung setzt die »wahrgenommene Anwesenheit« von Personen voraus;
* {{WikipediaDE|Opium}}
* Es besteht Handlungszwang (der sich zumindest in einem aufmerksamen Zuhören äußern muß);
* {{WikipediaDE|Zweiter Opiumkrieg}} (1856–1860)  
* Interaktionssysteme sind zwar durch Sinngehalte - wie z. B. Tausch, Warteschlange, Gruß, Kampf und dgl. - identifizierbar, doch macht die Lebendigkeit wechselseitiger Erwartungserwartungen diese Systeme in hohem Maße unstabil, fluktuierend und enttäuschungsgefährdet;
* {{WikipediaDE|Britische Ostindien-Kompanie}}
* »Fließende Systemgrenzen« ermöglichen keine »zeitliche Ordnungsgarantien und sachliche Strukturierungsleistungen«;
* {{WikipediaDE|Vertrag von Nanking}}
* Es gibt keine gemeinsame Informationsverarbeitung noch ein »höheres Abstraktions- und Kontrollpotential« (= »ungeordnetes System«).
* {{WikipediaDE|Der Opiumkrieg}}
* „Für das Funktionieren des Systems ist zumindest ein »gemeinsames Thema« erforderlich, das als »minimaler« Bezugspunkt die Aufmerksamkeit der Beteiligten und deren gemeinsame »Zuwendung zu einem Mittelpunkt« erforderlich macht. Die Beteiligten steuern verschiedene Beiträge zum jeweils gemeinsamen Thema bei“;
* {{WikipediaDE|Ungleiche Verträge}}
* „In diesem Handlungszusammenhang bilden sich nach situationsrelevanten Eigenschaften - wie z.B. rednerische Dominanz, Schönheit und dgl. -Vorformen der Rollendifferenzierungen heraus“;
* „Diese Konstellationen können unter Umständen Interesse an der Wiederholung der Begegnung und der Festlegung von Verhaltensregeln bewirken und »Vorkehrungen für die Anschließbarkeit weiteren Handelns« treffen (z. B. Kartenspieler)“;
* „Die »Vorkehrungen« - auch z. B. aus dem Interesse einer gemeinsamen Gedächtnispflege - können einen gewissen Grad an Spezifikation (in der Verfestigung von Rollendifferenzierungen) hervorbringen, zu der aber das Interaktionssystem »von sich aus« nicht in der Lage ist: Es bedarf dazu der Strukturvorgaben einer gesellschaftlich geordneten Umwelt, die in die Verhaltensprämissen der Interaktionsbeziehungen eingehen müssen - (Luhmann nennt das Beispiel des Krankenbesuchs eines Pfarrers, der die Anerkennung dieser Situation für die Aufnahme von Beziehungen zur Voraussetzung hat)“.


"Alles soziale Handeln »muß faktisch durch dieses Nadelöhr hindurch und wird durch die Eigengesetzlichkeit der Interaktionssysteme deformiert« - und obgleich die »Flüchtigkeit des Systembestandes« kein Verlaß bietet, ist gerade diese Unbeständigkeit das Normale und Sinnvolle an diesem Typus von Systemen. Die dominante Bedeutung »intermittierender Interaktionssysteme« ist vor allem - aber nicht allein! - für archaische Gesellschaften (vgl. unten) typisch. Infolge der zunehmenden Verflechtung intermittierender Interaktionssysteme kann ihr Spezifikationsgrad durch Schichten- und Rollendifferenzierung erhöht werden, was dann die »Ausdehnung der Möglichkeit von Strukturvorgaben« bewirkt. Zwischen die elementaren Interaktionssysteme schiebt sich dann eine »neuartige Ebene der Systembildung dazwischen« - die Ebene der Organisation." (Gabor Kiss: Seite 334f)
== Literatur ==
 
* Werner Pieper (Hrsg.): ''Die Geschichte des O.'' Pieper's MedienXperimente, Löhrbach 1999, ISBN 3-930442-33-7.
===== Organisationssysteme =====
* Matthias Seefelder: ''Opium. Eine Kulturgeschichte.'' 3. Auflage. Ecomed, Landsberg 1996, ISBN 3-609-65080-X.
"Die wichtigste Funktion von Organisationssystemen kann in der »Festlegung« (= Spezifikation) spontaner, flukturierender und relativ »ungeordneter« Interaktionsprozesse auf berechenbare Abläufe strategisch wichtiger Handlungsprozesse gesehen werden. Luhmann betont, daß nur ein Teil des gesellschaftlichen und interaktionellen Handelns innerhalb organisierter Sozialsysteme verläuft: Organisation bezeichnet einen Systemtyp, der »um besonderer Leistung willen eingerichtet ist«. Das Wesentliche an diesen spezifischen Leistungen sollte nicht in erster Linie an der »Ausrichtung an Zielen« (vgl. oben, S. 213 [Bezug auf [[Parsons]]]), sondern an der spezifischen Art der Regelungen von Umweltverhältnissen gesehen werden:
* Anna Schmid u. a. (Hrsg.): ''Opium.'' Ausstellungskatalog zur Ausstellung im Museum der Kulturen Basel. Basel 2015, ISBN 978-3-85616-672-4.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Erster Teil'', [[GA 173]] (1978), ISBN 3-7274-1730-7 {{Vorträge|173}}
** kommentierte Neuausgabe von GA 173 und GA 174 als [[GA 173 a-c]] (2010), ISBN 3727417315


»Das bedeutet unter anderem, daß ein organisiertes Sozialsystem stets mindestens zwei Umwelten unterscheiden muß: seine Mitglieder und Nichtmitglieder. Der Leistungsgewinn, der durch Organisation erzielt werden kann, beruht sehr wesentlich darauf, daß diese beiden Umwelten verschieden behandelt werden können, daß in beiden Richtungen verschiedenartige Einflußmittel zur Verfügung stehen und daß die unterschiedlichen Strategien beiden Umwelten gegenüber aufeinander abgestimmt werden; typisch in der Form, daß die Mitglieder arbeiten müssen, um eine Leistung zu erstellen, die Nichtmitglieder schätzen; diese aber dafür mit Geld, Prestigezuweisung oder sonstwie zahlen müssen, um es dem System zu ermöglichen, die Mitgliedschaft attraktiv zu erhalten« (Luhmann, Gesellschaftliche Organisation, in: Erziehungswissenschaftliches Handbuch, hrsg. Th. Ellwein, H. Groothoff u.a., Berlin 1969, I, (S. 387 - 405), S. 394. Zitiert nach Gabor Kiss: S. 335)". (Gabor Kiss: S. 335)
{{GA}}


== Exkurs: Die Grenzen von Systemen und der intersystemische Austausch ==
== Weblinks ==
Zu dem scheinbar leicht faßbaren Begriff des Systems gehört der Begriff der "Grenze". Ein System ist abgegrenzt zu seiner Umwelt, hat aber Beziehungen zur Umwelt. Diese Beziehungswirklichkeit ist auch bei Annahme [[Autopoiesis|autopoietisch]] geschlossener Systeme nicht aufgehoben.
{{Commonscat}}
Wie sich etablierte oder sich etablierende Systeme zur Umwelt verhalten ist wichtiges Forschungsgebiet der Sozialwissenschaften.
{{Wikiquote}}
Die besondere Schwierigkeit für die Forschung auf dem Gebiet ist die Verquickung von Begriff und Wahrnehmung mit dem aktiven Handeln und der realitätsbewirkenden Macht des Handelns, auch des sozialen Verhaltens ohne Handlungsintention. Der amerikanische [[Pragmatismus]] hat diesen <ref>Dies entspricht nicht dem populären Verständnis von "Pragmatismus". Die erkenntnistheoretische Position ist darüber hinaus, daß Wahrheit ein Produkt des Wollens ist, des Ja-Sagens zu einer zukünftigen Realität, die aber natürlich nur aus dem schon gegebenen gesetzmäßig hervorgehen kann, wobei die Freiheit der Fortsetzung dann zukünftige Realität schafft.</ref><ref>Der amerikanische Pragmatismus ist eine originäre Schöpfung des invasiven Amerikas, ist nicht 'anglo-amerikanisch', sondern Ergebnis des Kulturbedürfnisses entwurzelter Auswanderer, sich in einer fremden Welt zurecht zu finden, in der die mitgebrachten kulturellen Traditionen nutzlos waren. (nach [[wikipedia:George Herbert Mead|George Herbert Mead]])</ref>Aspekt zum Prinzip seiner Philosophie erhoben, und es ist in der Tat wahr, daß die soziale Realität ''mit''(?)<ref>Hieraus ergibt sich eine sehr schwierige Fragestellung mit Bezug auf das Eigentliche der Dreigliederungsidee Rudolf Steiners, die an anderer Stelle ausführlich zu erörtern ist.</ref> ein Ergebnis davon ist, wie Menschen über sie denken, und wie sie entsprechend handeln.
{{Wikinews|Kategorie:Opium|Opium}}
Dies gilt natürlich auch für die Wahrnehmung von Grenzen, und ihre Bestätigung oder ''Überschreitung'' im sozialen Handeln. Der Grenzbegriff ist in sich widersprüchlich. Eine Grenze ist eine Grenze und zugleich keine. Man kann zum Beispiel [[wikipedia:Korruption|Korruption]] als eine ''unerlaubte'' Überschreitung einer rechtlich bestimmten oder sozial anerkannten Grenze ansehen. In der implizit gegebenen Anerkennung des Verbots bei seiner Mißachtung wird die Grenze zwar bestätigt, aber mit einer massenhaften Überschreitung ist oft die Beschädigung oder gar Auflösung verbunden. Es gibt Länder oder Regionen, oder es gibt solche Verhältnisse zu Zeiten, in denen ohne Bestechung sich von den zuständigen Beamten nichts erreichen läßt, ihr Verhalten ökonomisch manipuliert ist, statt dem Prinzip der Gleichbehandlung zu folgen. Ähnlich im Verhältnis zwischen Wissenschaft (Kultursystem) und dem Ökonomischen, wenn z.B. ein von der Zigarettenindustrie bezahlter Wissenschaftler Forschungsergebnisse bezügl. der Schädlichkeit des Rauchens manipuliert.
{{Wiktionary}}
Der Übergang von einem erlaubten oder erwünschten Verhalten bei Grenzüberschreitungen zu einem unerlaubten oder jedenfalls nicht wünschenswerten, oder unter anderem Aspekt objektiv schädlichen Verhalten kann fließend sein, wie beim [[wikipedia:Lobbyismus|Lobbyismus]], dessen grassierende Auswüchse demokratische Prinzipien zu untergraben drohen.
* [http://www.geopium.org/ Geopium: Geopolitics of Illicit Drugs in Asia]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />
== Werke (Auswahl) ==
*''Funktionen und Folgen formaler Organisation'' (1964)
*''Zweckbegriff und Systemrationalität'' (1968) ''(Ein Klassiker der [[wikipedia:Organisationssoziologie|Organisationssoziologie]]; [http://www.suhrkamp.de/buecher/zweckbegriff_und_systemrationalitaet-niklas_luhmann_27612.pdf Suhrkamp Klappentext])''
*''Rechtssoziologie'' (1980)
 
''Geeignete Einstiegsliteratur:''
*Liebe als Passion: Zur Codierung von Intimität Suhrkamp, 1982 ''(Luhmanns schönstes Buch heißt es, untersucht die Genese der romantischen Liebe)''
*Ökologische Kommunikation: Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen? 1986 ''(An einem populären Thema stellt Luhmann alle wesentlichen Aspekte seiner späteren Systemtheorie vor. Das Buch ist von ihm möglichst einfach und verständlich gehalten, und insofern als Einführung geeignet)''


== Literatur ==
{{Gesundheitshinweis}}
* Gabor Kiss: ''Einführung in die soziologischen Theorien II'' (Studienbücher zur Sozialwissenschaft 27), 3. Aufl. 1977, Westdeutscher Verlag, Opdaden, ISBN 3531211498
{{Normdaten|TYP=s|GND=4135009-1}}


[[Kategorie:Arzneistoff]]
[[Kategorie:Pflanzenprodukt mit psychotropem Wirkstoff]]
[[Kategorie:Stoffgemisch]]
[[Kategorie:Entheogen]]
[[Kategorie:Sedativum]]


[[Kategorie: Soziologie und Anthroposophie]]
{{Wikipedia}}
{{wikipedia}}

Version vom 17. März 2020, 18:15 Uhr

Opium, (früher) auch Mohnsaft genannt, ist der durch Anritzen gewonnene, getrocknete Milchsaft unreifer Samenkapseln des zu den Mohngewächsen (Papaveraceae) gehörenden Schlafmohns (bot. Papaver somniferum L.). Im Verlauf des Trocknungsprozesses entsteht aus dem Milchsaft durch Autoxidation eine braune bis schwarze Masse, das Rohopium. Die wirksamen Hauptbestandteile des Opiums sind die Alkaloide Morphin, Codein und Thebain.

Opium ist unter anderem ein Rausch- und Betäubungsmittel. Das daraus gewinnbare halbsynthetische Diacetylmorphin, allgemein als Heroin bekannt, ist das weitest verbreitete illegale Morphin-Derivat.

„Opiumrauchen bedeutet für die Menschen, die es tun, einen fragwürdigen, aber starken Genuß; denn der Opiumraucher verschafft sich die mannigfaltigsten, aus dem Astralischen herausgeborenen Phantasien, in denen er lebt; es ist wirklich eine andere Welt, die auf rein materiellem Wege erreicht wird.“ (Lit.:GA 173, S. 341)

Geschichte

Apothekengefäß zur Aufbewahrung von Opium als Arzneimittel aus dem 18. oder 19. Jahrhundert Deutsches Apothekenmuseum Heidelberg

Die Geschichte des Opiums ist praktisch identisch mit der seiner Rohstoffpflanze. Für die Geschichte siehe den Abschnitt Geschichte im Artikel Schlafmohn.

Opium in China

Eine besondere Rolle spielte Opium in der Geschichte Chinas: Ab Anfang des 19. Jahrhunderts führten die Briten in großen Mengen Opium aus Bengalen nach China ein, um die bis dahin für sie negative Handelsbilanz zu verbessern. Dies brachte für das Reich der Mitte erhebliche gesundheitliche und soziale Probleme mit sich. Der gegen die Opiumimporte wachsende Widerstand des Kaiserhauses wurde letztlich von den Briten im Ersten Opiumkrieg (1840–1842) gebrochen.

Als schließlich im Jahre 1880 die anhaltenden Opiumeinfuhren nach China auf 6.500 Tonnen gestiegen waren, gab es im Reich der Mitte bereits zwanzig Millionen Süchtige. Trotzdem ließ der Kaiser nunmehr Opium im eigenen Reich, insbesondere in den südlichen Provinzen Sichuan und Yunnan, anbauen. Daraufhin gingen die Importe aus Indien auf 3.200 Tonnen zurück, während die Inlandproduktion auf 22.000 Tonnen stieg. Die in China tätigen Missionare begannen daraufhin, als Ersatzstoff Morphin zu verteilen, das von den Chinesen Jesusopium genannt wurde.

Nach dem Sturz der Qing-Dynastie 1911 wurden die Gesetze gegen Opium verschärft. Gleichwohl spielte der Opiumhandel bis in die 1920er Jahre eine erhebliche Rolle, als die Guomindang ihn als Instrument zur Finanzierung von Waffenimporten entdeckte. Die endgültige Eindämmung des Opiumhandels und -konsums gelang indes erst Mao Zedong. Eine stärkere Rolle spielte Opium weiterhin in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong, wo es aber auch mit anderen inzwischen in Gebrauch gekommenen Drogen wie Heroin konkurrierte.

Gewinnung von Opium

Schlafmohn, Papaver somniferum, aus dessen Milch Opium gewonnen werden kann.
Durch Anritzen unreifer Samenkapseln gewonnener Milchsaft von Papaver somniferum liefert beim Trocknen Opium.
Schlafmohnernte im Norden von Mandschukuo, 1930er Jahre

Zur Gewinnung von Opium wird meist folgende Methode verwendet: Ein bis zwei Wochen nach der Blüte werden die Samenkapseln meist am späten Nachmittag etwa einen Millimeter tief angeritzt, wodurch der Milchsaft austritt. Am Morgen danach wird das schwarzoxidierte Rohopium von den Kapseln abgeschabt. Eine Kapsel ergibt ca. 20–50 mg Rohopium.

Vom Rohopium zu unterscheiden ist das Rauchopium (auch Chandu genannt), dessen Dampf inhaliert wird. Dieses wird durch mehrmaliges Erhitzen, Kneten und vorsichtiges Rösten des Rohopiums, nachfolgende Wasserextraktion und mehrmonatige Fermentation mit dem Schimmelpilz Aspergillus niger hergestellt. Durch dieses aufwändige Verfahren werden Nebenalkaloide wie Codein, Papaverin und Narcotin weitgehend zerstört bei gleichzeitiger Erhöhung des Morphingehalts. Es wird davon ausgegangen, dass dabei, insbesondere durch die Fermentation mit dem Schimmelpilz Aspergillus niger, weitere psychotrope Substanzen entstehen.

Rauch- oder Rohopium kann aber auch in Alkohol gelöst getrunken (→Opiumtinktur) oder in fester Form gegessen werden. Bei der legalen pharmazeutischen Herstellung wird das Opium aus Mohnstroh gewonnen; die Pflanzen werden hierzu abgemäht, getrocknet, gehäckselt und das Opium aus dem trocknen Stroh mit einem Lösungsmittel herausgelöst.

Opium produzierende Länder

Sechs Länder dürfen unter Aufsicht der Vereinten Nationen Opium legal produzieren: Türkei, Indien, Australien, Frankreich, Spanien und Ungarn, wobei die Türkei etwas über die Hälfte der gesamten legalen Menge auf etwa 700 Quadratkilometern Anbaufläche produziert.[1]

Die größten Opium-Produktionsländer der Welt mit illegaler Produktion sind Afghanistan, Myanmar, Laos und Thailand (die letzteren drei bilden das Goldene Dreieck).[2] Im von den Taliban regierten Afghanistan in den späten 90ern verdienten die Taliban am Anbau von Drogen und am Schmuggel mit Opium, Heroin, Haschisch und anderen Gütern.[3] Dabei ließen die Taliban den Bauern und der Weiterverarbeitung des Rohopiums zu Heroin freie Hand und erhoben auf Anbau sowie Handel Steuern.[3][4] Für das Jahr 1999 werden die Einnahmen der Taliban aus dem Drogenhandel auf 40 Millionen Dollar geschätzt.[5] Für den Transport wurden Flugzeuge der Ariana Afghan Airlines benutzt. Mit der Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrats wurden internationale Flüge von Ariana Air verboten, der Drogenschmuggel lief von nun über Land.[3] Im Jahr 2001, vor den Terroranschlägen am 11. September, setzten die Taliban ein rigoroses Anbauverbot für Schlafmohn in Afghanistan durch,[4][5] welches weltweit den bis dato größten Rückgang an Drogenproduktion innerhalb eines Jahres in einem Land darstellt.[3] Daraufhin wurde nur noch im nicht von den Taliban kontrollierten Norden Afghanistans Schlafmohn angebaut. Jedoch handelten die Taliban weiterhin mit Opium und Heroin aus Lagerbeständen.[3] Der Anbaustop führte laut dem United States Institute of Peace zu einer „humanitären Krise“,[3] da sich Tausende Kleinbauern ohne Einkommen wiederfanden. Mit dem Anbaustop wollten die Taliban zum einen eine Lockerung der Sanktionen der Resolution 1267 des UN-Sicherheitsrats erreichen.[3] Mit der Machtübernahme der Nordallianz Ende 2001 hat der Schlafmohnanbau jedoch wieder stark zugenommen. Im Herbst 2007 wurden in Afghanistan 8200 Tonnen geerntet, davon mehr als die Hälfte in der afghanischen Provinz Helmand. Das übersteigt den weltweiten Verbrauch um 3000 Tonnen. Mit dem Schlafmohnanbau wird etwa das Zehnfache im Vergleich zum Weizenanbau verdient.[6]

Die größten Opium-Produktionsländer der Welt

Bestandteile von Opium

Rohopium
Opium

Opium enthält 37 unterschiedliche Alkaloide, die im Rohopium bis zu einem Viertel der Masse ausmachen. Hauptbestandteil ist das Morphin (ca. 12 %[7]), eines der stärksten bekannten Schmerzmittel (Analgetika). Es wurde 1804 erstmals von dem deutschen Apotheker Friedrich Sertürner isoliert. Ein weiteres Alkaloid, das Codein (0,2 bis 6 %, Ø 1 % Gehalt), findet hauptsächlich als hustenstillendes Mittel Verwendung. Weitere wichtige im Opium vorkommende Alkaloide sind Noscapin (veraltet auch Narcotin, 2 bis 12 %, Ø 5 %), Papaverin (0,1 bis 0,4 %), Thebain (0,2 bis 1 %, Ø 0,5 %), Papaveraldin (auch Xanthalin, 0,5 bis 3 %, Ø 1 %) und Narcein (0,1 bis 1 %, Ø 0,5 %).[8] Diese wirken schon in ihrer natürlichen Zusammensetzung synergisch, da sich die analgetischen und spasmolytischen Eigenschaften gut ergänzen.

Opiumalkaloide, die gleichzeitig Opioide sind, werden Opiate genannt; dazu zählen Morphin, Codein und Narcein. Bei fortgesetzter Einnahme von Opium besteht die Gefahr der Toleranzentwicklung gegenüber der Wirkung der verschiedenen Alkaloide.

Analytik der Opiumbestandteile

Bestandteile des Opiums lassen sich qualitativ und quantitativ nach angemessener Probenvorbereitung zuverlässig durch Kopplung der Gaschromatographie oder HPLC mit der Massenspektrometrie in den unterschiedlichen Untersuchungsgütern nachweisen.[9][10][11][12]

Eine sichere Zuordnung der geographischen Herkunft konnte für indisches Opium durch Analytik der Alkaloidmuster für Thebain, Codein, Morphin, Papaverin und Narcotin durch Kapillarzonenelektrophorese[13] und der Fingerprint-Analyse der Aminosäuren erreicht werden.[14]

Verwendung

Opium wurde historisch als Schmerz- und Schlafmittel sowie seit jeher als Rauschmittel eingesetzt. Auch in der Psychiatrie wurde Opium, vor allem in Form der sogenannten „Opiumkur“ zur Behandlung von Depressionen angewendet.[15]

Verwendung als Schmerzmittel

Zwei Retardkapseln Morphinsulfat (5 mg und 10 mg)

Opium spielte in der Antike und im Mittelalter als Bestandteil von Theriak und von Schlafschwämmen eine wichtige Rolle. Opium („Mohnsaft“)[16] oder Opiumtinktur, besser bekannt als Laudanum, fand in der Medizin bis in das frühe 19. Jahrhundert breite Verwendung, wobei auch die gefährlichen, potentiell tödlichen Nebenwirkungen bekannt und beschrieben[17] waren. In neuerer Zeit werden die potentesten Schmerzmittel nicht mehr aus dem Morphin, sondern aus dessen Dimethylderivat Thebain gewonnen. Beispiel hierfür ist Buprenorphin. Die große Bedeutung von Papaver somniferum wurde schon von Thomas Sydenham (1624–1689), dem „englischen Hippokrates“, hervorgehoben:

“Among the remedies which it has pleased Almighty God to give to man to relieve his sufferings, none is so universal and so efficacious as opium.”

„Unter all den Mitteln, welche dem Allmächtigen beliebt hat, dem Menschen zur Linderung seiner Leiden zu geben, ist keines so umfassend anwendbar und so wirksam wie Opium.“

Daran hat sich auch heute, fast vier Jahrhunderte später, nichts geändert.

Neben seiner schmerzstillenden Wirkung ist Opium appetithemmend und wirkt gegen Durchfall. Weiterhin wirkt es beruhigend und schlaffördernd. Besonders in Asien wird Opium als Rauschmittel verwendet.

Schädlicher Gebrauch von Opium

Zu den körperlichen Langzeitfolgen von Opiumgebrauch gehören Appetitlosigkeit und dadurch Gewichtsverlust bis zur Abmagerung und völligen Entkräftung, aber auch Kreislaufstörungen und Muskelschmerzen. Bei Überdosierung droht akute Atemlähmung mit Todesfolge. Psychische Auswirkungen sind Abhängigkeit, Antriebsschwäche und häufig auch starke Persönlichkeitsveränderungen, einhergehend mit Apathie.

Gesetzliche Lage in Deutschland

In Deutschland ist gegenwärtig Opium nur noch zur Behandlung chronischen Durchfalls verschreibungsfähig. Da Opium dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt, bedarf dessen Verschreibung eines Betäubungsmittelrezeptformulars.

Allerdings gilt dies nicht für reine Opiate und Opioide. Erstere werden etwa im Falle des Codeins, neben der Funktion als Schmerzmittel, auch bei Reizhusten verschrieben. Opioide wie z. B. Tilidin oder Tramadol werden u. a. als Schmerzmittel, z. B. bei Zahn- und Kieferoperationen angewendet.

Siehe auch

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

Commons: Opium - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikiquote: Opium – Zitate
 Wiktionary: Opium – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Unter den Augen der UN: Türkei gehört zu den Top-Opium-Produzenten weltweit. In: Deutsch-Türkische Nachrichten. 24. November 2012.
  2. UNODC crop monitoring
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 Gretchen Peters: How Opium Profits the Taliban. (PDF; 808 kB) United States Institute of Peace, 2009.
  4. 4,0 4,1 International Crime Threat Assessment 2000.
  5. 5,0 5,1 Raphael F. Perl: Taliban and the Drug Trade. (PDF; 48 kB) CRS Report for Congress, 2001.
  6. UNODC Afghanistan Opium Survey 2007 Executive Summary (PDF, 2.0 MB)
  7. Eintrag zu Opium. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 31. Juli 2013.
  8. W. Blaschek, H. H. J. Hager, F. v. Bruchhausen, H. Hager: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Folgeband 2: Drogen A-K. Springer-Verlag, 1998, ISBN 3-540-61619-5, S. 296ff.
  9. G. Cassella, A. H. Wu, B. R. Shaw, D. W. Hill: The analysis of thebaine in urine for the detection of poppy seed consumption. In: J Anal Toxicol. 21(5), Sep 1997, S. 376–383. PMID 9288591
  10. B. D. Paul, C. Dreka, E. S. Knight, M. L. Smith: Gas chromatographic/mass spectrometric detection of narcotine, papaverine, and thebaine in seeds of Papaver somniferum. In: Planta Med. 62(6), Dec 1996, S. 544–547. PMID 9000887
  11. S. Lee, E. Han, E. Kim, H. Choi, H. Chung, S. M. Oh, Y. M. Yun, S. H. Jwa, K. H. Chung: Simultaneous quantification of opiates and effect of pigmentation on its deposition in hair. In: Arch Pharm Res. 33(11), Nov 2010, S. 1805–1811. PMID 21116784
  12. R. Kikura-Hanajiri, N. Kaniwa, M. Ishibashi, Y. Makino, S. Kojima: Liquid chromatographic-atmospheric pressure chemical ionization mass spectrometric analysis of opiates and metabolites in rat urine after inhalation of opium. In: J. Chromatogr. B. 789(1), 5 Jun 2003, S. 139–150. PMID 12726852
  13. M. Mohana, K. Reddy, G. Jayshanker, V. Suresh, R. K. Sarin, R. B. Sashidhar: Principal opium alkaloids as possible biochemical markers for the source identification of Indian opium. In: J Sep Sci. 28(13), Aug 2005, S. 1558–1565. PMID 16158998
  14. M. M. Reddy, P. Ghosh, S. N. Rasool, R. K. Sarin, R. B. Sashidhar: Source identification of Indian opium based on chromatographic fingerprinting of amino acids. In: J. Chromatogr. A. 1088(1-2), 23 Sep 2005, S. 158–168. PMID 16130746
  15. Matthias M. Weber: Die „Opiumkur“ in der Psychiatrie. Ein Beitrag zur Geschichte der Psychopharmakotherapie. In: Sudhoffs Archiv. Band 71, Nr. 1, 1987, S. 31–61.
  16. George Younge: Abhandlung vom Opio, oder Mohnsafte, auf Praktische Bemerkungen gegründet. Aus dem Englischen übersetzt. Bayreuth 1760.
  17. Georg Wolfgang Wedel: Opiologia. Jena 1682.
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